»Wir haben ein spezielles Messegeschenk für Sie«, sagte die große Frau zu mir. Sie hatte ihre blonden Haare hinter dem Kopf zusammengekämmt und überragte mich um gut einen Kopf. Mit ihren Business-Klamotten wirkte sie streng, aber sie lächelte mich strahlend an.
»Aha«, sagte ich, ein kompletter Satz kam mir nicht über die Lippen. Nicht in diesem Augenblick, nicht bei dieser Gelegenheit.
Ich hielt mich auf der Frankfurter Buchmesse auf. Die Hallen waren voll, wie sie das in jedem Jahr waren, die Luft war stickig, und der Lärm brandete auf mich ein. Unter meinem Jackett – die Krawatte hatte ich weggelassen – trug ich ein Hemd mit Unterhemd, und das Unterhemd klebte schon feucht auf meinem Rücken.
Die Frau lächelte immer noch, als hätte man ihr den Gesichtsausdruck festgeklebt. »Moment«, sagte sie und beugte sich zur Seite. Sie kam wieder hoch und hielt einen Umschlag aus Papier in der Hand. »Hier, ein spezielles Geschenk für Sie. Wir würden uns freuen, wenn Sie unser Geschenk auch nutzen würden.«
Ich sah sie wohl verwirrt an, denn sie nickte mir auffordernd zu. Also nahm ich ihr den Umschlag ab und öffnete ihn vorsichtig. Vorsichtig zog ich den Inhalt heraus: Es waren zwei Schuhe, beide von der Form klassischer Birkenstock-Sandalen, allerdings recht groß.
Den Umschlag legte ich auf den Tresen des Messestandes, die Schuhe betrachtete ich genauer. Sie waren aus Papier hergestellt worden, das bedruckt worden war. Sowohl die Sohlen als auch das Obermaterial bestanden aus zahllosen Lagen aus Papier, dicht gepresst und offensichtlich recht stabil. Ich erkannte Buchstaben und einzelne Wörter, konnte aber keinen Zusammenhang herstellen.
»Was ist das eigentlich?«, fragte ich.
Sie strahlte mich wieder an. »Wir haben einen Weg gefunden, die Retouren aus den Buchhandlungen sinnvoll zu verwenden«, sagte sie. »Wir machen Schuhe daraus. Und ich fände es toll, wenn Sie unsere Schuhe anziehen und damit auf der Messe herumgehen würden.«
Immer noch hielt ich die Schuhe in der Hand und drehte sie hin und her. Vergeblich versuchte ich, das Namensschild der Verlagsangestellten auf ihrer Brust zu lesen.
»Schauen Sie doch hier«, sagte sie, »wie viele Menschen unsere neuen Schuhe nutzen.« Sie wies auf den Messegang.
Da fiel es mir auf. Überall waren Menschen unterwegs, die diese seltsamen Sandalen trugen. Meist hatten sie die Sandalen einfach über ihre Schuhe gezogen, andere hatten offenbar ihre Schuhe irgendwo stehen gelassen und bewegten sich nun mit Socken und Sandalen über die Messe.
»Das ist … interessant«, sagte ich langsam, weil mir nichts besseres in den Sinn kam. Und als ich meinen Blick schweifen ließ, sah ich den Zugang zu einer Messehalle, in der keine Verlagsstände aufgebaut, sondern nur Regale, die bis an den Rand mit diesen Schuhen aus Papier vollgestopft waren. »Vielleicht sollte ich bei dieser Aktion mitmachen.«
Da wachte ich auf.
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