30 September 2021

Der Polit-Blick aus dem Jahr 1987

Manchmal hilft es, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen, um die Gegenwart zu verstehen. Und manchmal ist sogar ein Blick in alte Fanzines durchaus erhellend. Ich habe in der ENPUNKT-Ausgabe 2 geblättert, die im Februar 1987 an damals 70 Personen verschickt wurde. In meinem Vorwort ging ich  auf die Bundestagswahl ein, die am 25. Januar stattgefunden hatte.

Helmut Kohl, den alle, die sich für »aufgeklärt« oder »modern« hielten, für einen Trottel oder etwas Gefährliches hielten, hatte die Wahl eindeutig gewonnen. Die CDU kam trotz aller Verluste auf 44,3 Prozent, die SPD rutschte auf 37,0 Prozent ab. Die Grünen legten auf sensationelle 8,3 Prozent zu, die FDP erreichte 9,1 Prozent. Heute kann man sich diese Zahlen ja kaum noch vorstellen.

Und was verfasste ich für ein Vorwort für die zweite Ausgabe meines Egozines ENPUNKT (dessen Fortsetzung wurde ja 20 Jahre später mein Blog)? Ich schrieb von den zwei kleinen Parteien, die sich als Sieger freuen können, von der CDU, die »auf den Sack« bekommen hat, und von der SPD, die ebenfalls abgesackt ist. Wie sich damals gehörte, warnte ich im weiteren Verlauf des Vorworts dann vor den Rechtsradikalen – aber das ist ja ein anderes Thema.

Es ist nur auffallend, wie sich die Ergebnisse von 1987 und 2021 gleichen. Nicht was die Prozentzahlen betrifft, sondern eher, was die Beurteilung angeht. Wie ich das zu bewerten habe, weiß ich allerdings noch nicht ...

29 September 2021

Zwischen Rasen und Regalen

Mit meinem Rad flitzte ich über einen schmalen Weg, ich hatte ordentlich Tempo drauf. Rechts und links von mir erstreckten sich grüne Wiesen. Wohin ich eigentlich fuhr, wusste ich gar nicht – aber es war mir im Augenblick egal.

Auf einmal musste ich anhalten, weil sich vor mir eine Sperre befand: ein rot weiß gestrichener Balken, der klar signalisierte, dass ich den Radweg zu verlassen hatte. Dahinter kam nur eine graue Wand, und es war nicht zu erkennen, wie es dort wirklich weiterging.

Spontan sprang ich mit dem Rad zur Seite und strampelte über den Rasen zu meiner Linken. Er war sehr kurz geschnitten, so dass es mir keinerlei Probleme bereitete, schnell voranzukommen. Ich machte mir auch keine Gedanken darüber, dass die Umgebung schnell wechselte.

Zwar fuhr ich immer noch auf dem Rasen, aber rechts und links von mir reckten sich auf einmal Regale in die Höhe, erbaut aus einem Metallgestänge mit Brettern, auf denen Bücher und Ordner lagerten. Ich nahm sie nur am Rand wahr, weil ich mich in dieser Umgebung unwohl fühlte, und fuhr weiter, so schnell ich konnte. Am Ende sollte ich es hoffentlich schaffen, aus diesem Labyrinth herauszukommen.

Alles um mich herum sah gleich aus. Regale, die in die Höhe ragten, Rasen auf dem Boden. Ich fuhr zwischen den Regalen herum, bog mal nach links und mal nach rechts ab, fühlte mich immer unwohler.

Dann sah ich einen Informationsschalter, der mitten im Raum stand. Hinter einem Tresen saß eine stark geschminkte Frau, die mir erwartungsvoll entgegenblickte. Direkt dahinter erkannte ich eine offenstehende Tür, die anscheinend in ein Treppenhaus führte.

»Wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie und schenkte mir ein strahlendes Lächeln.

»Ich will raus hier«, sagte ich, »und zurück auf den Radweg.«

Sie deutete mit dem Daumen hinter sich. »Da geht’s lang. Einfach die Treppe hinunter, dann geht’s weiter.«

»Und mein Rad?«

»Das müssen Sie wohl die Treppe hinuntertragen.« Sie strahlte erneut. »Aber man muss ja Opfer bringen.«

Ich seufzte. »Na dann.« Ich nahm mein Rad hoch und packte die Stange auf meine rechte Schulter, während ich auf die Tür zuging. Dann wachte ich auf.

Die Verbindung aus Kunst, Science Fiction und dem Mond

Mit ihrer Ausstellung »Ticket To The Moon« stellte die Kunsthalle Krems im Jahr 2019 etwas auf die Beine, das nicht nur Kunstfreunde interessierte. Gezeigt wurden künstlerische Kommentare zur Mondladung, die sich im Sommer 2019 zum fünfzigsten Mal jährte; teilweise waren darunter auch Titelbilder von Science-Fiction-Romanen. So entstand eine bunte Sammlung, die ich leider nicht besuchte.

Aber ich nutzte die Gelegenheit, mir den im Verlag für Moderne Kunst veröffentlichten Katalog anzusehen, der von Andreas Hoffer zusammengestellt wurde. Der Katalog besteht aus zahlreichen Bildern sowie erklärenden Texten, die in deutscher und englischer Sprache abgedruckt worden sind; kein Wunder bei dem internationalen Aufgebot an Künstlern, das »Ticket To The Moon« versammelte.

Veröffentlicht wurde diese Kunstübersicht in einem schönen Format, eher quadratisch als das übliche rechteckige Hochformat. Die Bilder sind allesamt in Schwarzweiß, die Erklärungen sind recht kurz, so dass man sich als Betrachter selbst sein Urteil bilden kann. So entstand ein attraktives Buch, das zum Blättern einlädt.

Preiswert ist das Ganze nicht, die Auflage dürfte auch nicht sonderlich groß sein. Wer an einer künstlerischen Auseinandersetzung mit der Science Fiction seine Freude hat, sollte aber einen Blick wagen.

28 September 2021

Mail von der Sparkasse

Ich bin einigermaßen beeindruckt: Die Sparkasse Schwäbisch Hall Crailsheim schreibt mich an. »Damit Sie sich mit unserem neuen System vertraut machen«, heißt es in der Mail, die von einem französischen Mail-Anbieter verschickt worden ist.

Wer noch kein Online-Kunde ist, möge sich ganz schnell und in nur vier Schritten registrieren. Na super!, das mache ich doch gleich. Ich freue mich immer, wenn ich Post von Banken erhalte, mit denen ich noch nie zu tun hatte.

(Mal ernsthaft: Fällt jemand wirklich auf diese Phishing-Mails herein? Offensichtlich ja schon.)

Ironische Annäherung an Comic-Klassiker

René ist Alkoholiker; er hat einen Schnauzbart und eine Halbglatze. Am liebsten sitzt er in der Kneipe und säuft. Wenn er besoffen ist, träumt er vom All und schreibt Texte über irgendwelche Abenteuer, die er gern in den Tiefen der Milchstraße erleben würde. Ganz klar: Wir haben es mit einem Science-Fiction-Fan zu tun, der gerne professioneller Schriftsteller wäre – ich erkenne mich in solchen Szenen natürlich gleich wieder.

Doch dann taucht ein gewisser Albert auf, in Begleitung von drei seltsamen Außerirdischen, und eröffnet ihm, dass er in Wirklichkeit ein Raum-Zeit-Agent namens Valerian sei. Er müsse aufbrechen, um das Universum vor einer großen Gefahr zu bewahren ...

So beginnt »Die Rüstung des Jakolass« des französischen Comic-Künstlers Manu Larcent – und dabei handelt es sich um eine streckenweise nervige, streckenweise gelungene Satire auf die Science-Fiction-Serie »Valerian und Veronique«. Ich bin Fan dieser Serie, seit ich sie in den 70er-Jahren zum ersten Mal gelesen habe, und ich habe sie schon mehrfach durchgeschmökert.

Mit der ironischen Annäherung, die Larcent betreibt, kann ich gut umgehen. Sein Held ist ein echter Trottel, der aber immer wieder über sich hinauswachsen muss. Der Humor ist manchmal grob, dann wieder echt witzig; ich musste bei der Lektüre oft schmunzeln und freute mich über manch blöde Szene.

Zeichnerisch ist Larcent natürlich weit von dem Comic entfernt, den er karikiert. Das macht aber nichts. Sein Comic ist witzig und skurril, erinnert streckenweise an die französischen Underground-Comics, die in den späten 70er- und frühen 80er-Jahren in »Pilote« veröffentlicht worden sind, und ist insgesamt eine herrliche Science-Fiction-Verarsche.

Empfehlenswert!

27 September 2021

Vergleiche zu 1983

Ich erinnere mich noch gut an meine erste Bundestagswahl: März 1983, Helmut Kohl trat offiziell an, nachdem er sich im Vorjahr mithilfe der FDP an die Macht gedrängt hatte. Ich ging auf ein Wirtschaftsgymnasium, und der Großteil meiner Mitschüler wollte die CDU wählen; einige waren ein wenig flippig und wollten sich für die FDP entscheiden. Ich war der einzige Juso in unserer Jahrgangsstufe.

Am anderen Gymnasium war der Großteil der Schüler für die Grünen oder die SPD, das beruhigte mich. Aber ich erkannte schnell, dass es nicht wichtig war, dass in meinem Freundeskreis die meisten eher »links« standen und sich für aufklärerisch hielten. Ein großer Teil der Jugend stand der konservativen Seite nahe.

Im Sommer 1983 erreichten die Demonstrationen gegen die geplante Aufrüstung mit Atomraketen ihren Höhepunkt, ständig gab es Demos, an denen ich als Jugendlicher teilnahm. Im Oktober 1983 war ich bei der Menschenkette dabei; es waren Hunderttausende von Menschen auf der Straße. Die Abschlusskundgebung in Ulm war so überfüllt, dass wir nicht einmal in die Nähe des Kundgebungsplatzes kamen.

Mir ging es ein wenig so, wie sich derzeit viele junge Leute fühlen dürften: Wir glaubten damals, auf der richtigen Seite zu stehen – ich glaube übrigens immer noch, dass es richtig war, gegen die Aufrüstung zu demonstrieren. Die heutigen Demonstranten glauben ebenfalls, auf der richtigen Seite zu stehen – und ich glaube es ebenfalls.

Nur waren wir damals nicht die Mehrheit, wenngleich wir das glaubten – und sie Mehrheit ist es heute ebensowenig.

So wie es 1983 richtig war, gegen die Regierung und die Atomraketen zu demonstrieren, so ist es heute wichtig, gegen die Regierung und für eine Klimapolitik zu demonstrieren. Die Lage ist nur viel ernster, scheint mir.

Das Problem ist allerdings: Die Regierenden haben sich 1983 nicht für die Demonstrationen interessiert, und sie tun es derzeit auch nicht. Ich kann die Frustration verstehen, die ich heute sehr oft in den Sozialen Medien lese.

Aber ich kann nur hoffen, dass die »Fridays« und ihre Unterstützenden nicht damit aufhören, ihren Protest auf die Straße zu tragen – jetzt erst recht und noch viel mehr!

War With The Newts auf Vinyl

Ich fand die Band live großartig und kaufte mir dann eine Platte: War With The Newts sind aus Berlin und legen auf der Bühne ein ziemliches Brett hin. Da wird gebrüllt und gesprungen, man hampelt herum und geht komplett aus sich heraus. Auf einer Platte lässt sich das nicht unbedingt so hundertprozentig wiedergeben.

Aber die »Muerte Min Amour« von 2018 funktioniert für mich sehr gut. Die Band liefert eine abwechslungsreiche Mixtur ab. Klar, das ist alles Hardcore, manchmal mit schrabbeligem Punk-Faktor, manchmal mit einem leichten Schuss in Richtung Metal oder Hardrock, sicher aber immer mit viel Energie und Spielfreude.

Die zehn Stücke haben englischsprachige Texte, die meist skurril sind und nicht so richtig ernstzunehmen. Der Sänger trägt sie mit einem manchmal sarkastischen Unterton vor, dazwischen kann auch mal gelacht werden; dann wieder wird gebrüllt. Die Band weiß, wie man Melodien setzt und wie man es moshen lässt, bollert aber manchmal auch einfach in Stakkato-Tempo durch ein Stück hindurch.

»Muerte Min Amour« ist sehr unterhaltsam und macht richtig Spaß. Eine gelungene Platte, die man sich mehrfach hintereinander anhören kann, ohne dass sie langweilt. (Ein Problem, das ich mit MelodyCore und Schunkel-Punk schließlich oft genug habe: Ein Stück ist meist super, zehn oder zwölf am Stück können langweilen.)

26 September 2021

Ein Morgen am Luangwa

Ich wurde wach, weil ich pinkeln musste. Einige Sekunden lang blieb ich liegen, starrte mit geöffneten Augen gegen die Decke des Zeltes über mir und versuchte mich zu orientieren. Von draußen drangen die Geräusche des Waldes herein: Blätter rauschten im sanften Wild, Äste knackten, weil sich Tiere bewegten.

Mit einem Schwung setzte ich mich auf und brachte die Füße auf den Holzboden. Das Feldbett war erstaunlich bequem, ich hatte gut geschlafen. Und ich machte mir klar, wo ich mich aufhielt. »Ich bin in Sambia«, redete ich mir zu, »im South Luangwa Nationalpark.«

Vorsichtig verließ ich mein Zelt. Mehrere dieser Zelte standen in einer Reihe. Damit kein Viehzeugs in die einfachen Übernachtungsmöglichkeiten kam, hatte man sie auf Plattformen aus Holz errichtet. Ich hatte als einziger ein Zelt für mich; die anderen drei Zelte waren von fünf Frauen und einem Mann belegt. Mehr Touristen gab es in diesem Camp nicht.

Ich wusste, in welche Richtung ich zu gehen hatte. Am Vorabend hatte uns Freddie eingewiesen. »Ihr müsst nachts keine Angst haben, auf die Toilette zu gehen«, hatte er uns eingeschärft. »Weder Löwen noch Leoparden werden euch etwas tun. Ihr müsst nur vor den Flusspferden aufpassen, die sind gefährlich.«

Das Licht an der Toilette war an, und ich wusste, dass ein Mann mit Gewehr auf Streife war. Ich fand meinen Weg zur Toilette und wieder zurück, ohne dass ich eine unangenehme Begegnung hatte. Die Luft war angenehm; es roch nach Wild und Moder, nach allerlei Pflanzen, die ich nicht einordnen konnte.

Und ich empfand mich als hellwach. Mir war klar, dass ich nicht mehr einschlafen konnte. Also nahm ich mir den Schemel, der in meinem Zelt zur Verfügung stand, und setzte mich vor den Eingang. Gespannt lauschte ich auf die Geräusche des Urwaldes um mich herum und spähte in die Dunkelheit. Es war vergleichsweise kühl, der sanfte Wind brachte wechselnde Gerüche aus dem Wald mit sich.

Ich musste nicht lange warten, keine halbe Stunde. Langsam kroch die Dämmerung über den Wald, dann wurde es hell. Kurz nach fünf Uhr morgens schien die Sonne auf den Fluss herunter, der vielleicht zwanzig Meter träge vor meinen Augen dahinfloss. Noch waren keine Flusspferde zu sehen, die ihn ansonsten bevölkerten. Vielleicht schliefen sie, vielleicht trieben sie sich im Dickicht herum.

Dann aber erkannte ich, warum es die Flusspferde vorzogen, nicht an ihre liebste Stelle im Fluss zu kommen: Die Elefanten kamen. Sie zogen durch das Strauchwerk rechts von meinem Zelt, keine dreißig Meter von mir entfernt. Der Boden vibrierte, die Bäume wackelten, Vögel stimmten ein lautes Kreischen an.

Es waren vielleicht zwei Dutzend Elefanten aller Größen und Altersstufen. Ich nahm ihren Geruch wahr, und ich sah fasziniert zu, wie sie durch den Fluss gingen. In der Mitte des Gewässers hielten sie an, einige tranken. Die kleinen Elefanten sahen nur noch mit Mühe aus dem Wasser heraus. Ein großer Elefant hielt seinen Rüssel in die Höhe und trötete.

»Der grüßt den neuen Tag«, murmelte ich. Gebannt blieb ich auf einem Schemel sitzen und blickte auf die Elefanten. Auch als sie schon verschwunden waren, starrte ich weiter in diese Richtung.

Es war November 2001, ich erlebte meinen ersten Morgen in diesem Nationalpark, und ich liebte das Camp und seine Tiere schon jetzt.

25 September 2021

Der Duft von wildem Thymian

Es gibt Filme, bei denen weiß ich hinterher nicht so richtig, ob ich sie gut oder schlecht finden soll. Ein schönes Beispiel ist der aktuelle Streifen mit dem schönen Titel »Der Duft von wildem Thymian«, der in diesem Jahr in die deutschsprachigen Kinos und vor allem Streamingdienste gekommen ist. Ich sah ihn mir dieser Tage an, und ich könnte mir vorstellen, dass ich wegen des Trailers sogar ins Kino gegangen wäre.

Es geht um zwei Farmen in Irland, die beide von jungen Leuten übernommen werden: die zackig-aufmüpfige Rosemary auf der einen Seite, der etwas tranige Anthony auf der anderen Seite. Rosemary wird von Emily Blunt gespielt, und die Schauspielerin macht das richtig gut – man nimmt ihr die impulsive, leicht durchgeknallte, aber unterm Strich herzensgute Jung-Farmerin jederzeit ab.

Seien wir ehrlich: Der Film ist toll fotografiert. Die Landschaftsbilder sind traumhaft, man könnte meinen, es sei ein Werbefilm der irischen Tourismus-Industrie. Die Landwirtschaft wird generell eher positiv dargestellt, keine Zeichen von harter Arbeit oder drückenden Schulden. Man ist viel an der frischen Luft, man kümmert sich hingebungsvoll um die Tiere und hat stets recht ordentliche Klamotten an.

Bei der Handlung wird es manchmal arg wirr. Ich hatte zeitweise das Gefühl, man habe zwei Drehbücher zusammengepackt. Eine gewisse Kürzung hätte nicht geschadet, ein Straffen bei den Dialogen sowieso nicht. Letztlich handelt es sich um einen Herzschmerz-Film mit einigen traurigen und seltenen witzigen Szenen.

Ich unterhielt mich ganz gut bei dem Film. Hätte ich ihn zu vollem Preis im Kino angesehen, hätten mir vielleicht die tollen Bilder über das nicht optimale Drehbuch hinweggeholfen. Am heimischen Fernseher fielen mir die Schwächen dann doch auf. Niemand muss diesen Film gesehen haben.

Aber klar: Emily Blunt ist eigentlich fast immer gut. Und »Der Duft von wildem Thymian« ist ein moderner Film für einen Pärchenabend mit einem Glas Wein und Knabberzeugs. Passt also!

24 September 2021

Mit Okraschoten

Aus der Serie »Ein Bild und seine Geschichte«

Ab und zu muss auch ein Laie ein wenig experimentieren, was das Abendessen angeht. Unlängst versuchten wir es mit »asiatisch« im weitesten Sinn. Mit Okraschoten und Tomaten, mit viel Knoblauch und Zwiebeln sowie einer tüchtigen Portion Kräutern ...

Der französische Rotwein passte vielleicht nicht unbedingt dazu, und »asiatisch« war er ganz sicher nicht. Aber die Kombination schmeckte ausgesprochen gut und verlangt nach einer Wiederholung.

Wenn's in Wien schön gruselt …

Die Horror-Heftromanserie »Dämonenkiller« wurde vor allem durch die Arbeiten von zwei Schriftstellern gesteuert, die beide in Wien und seiner Umgebung lebten: Ernst Vlcek schrieb die Exposés, Kurt Luif und er verfassten die wesentlichen Romane. Das wirkte sich natürlich auf die Inhalte aus: Österreich spielte in der Serie immer wieder eine starke Rolle.

In der modernen Version, die unter dem Titel »Dorian Hunter« veröffentlicht wird, spiegelt sich das ebenfalls wider. Folge 43 der hervorragenden Hörspielserie »Dorian Hunter« trägt deshalb auch folgerichtig den Titel »Wien« und spielt in der österreichischen Metropole.

Das hat zur Folge, dass die lokale Sprache einen großen Raum einnimmt. Wer also Probleme mit dem Österreichischen hat, dürfte bei diesem Hörspiel nicht alles verstehen.

Um was es letztlich geht, ist auch nur für Kenner der Serie wirklich zu verstehen: Die Intrigen innerhalb der Schwarzen Familie, die Suche des Dämonenkillers Dorian Hunter nach seiner ehemaligen Geliebten Coco Zamis, die Kontakte nach England – all das sind wichtige Hintergründe, die in die Geschichte einfließen.

Was man aber jederzeit verstehen dürfte, ist der skurrile Charakter mancher Szenen. Dorian Hunter quartiert sich in ein Haus ein, in dem behinderte Kinder und Jugendliche leben. Diese haben teilweise ihre Geheimnisse, und sie haben zudem einen speziellen Blick auf Dämonen und andere dunkle Wesenheiten.

»Wien« ist ein packendes Hörspiel, in dessen Verlauf es auch einen wichtigen Handlungsfortschritt geht. Mir hat es wegen der schnellen Dialoge in deutsch und österreichisch sehr gut gefallen. Aber klar: Das ist ein Hörspiel für die »Dorian Hunter«-Kenner!

 

23 September 2021

Eine Art Fantasy-Gedicht

Wann genau die Ausgabe 8 des »Wüstenkuriers« veröffentlicht wurde, kann ich nicht mehr genau sagen. Es müsste 1980 gewesen sein, in der ersten Hälfte dieses Jahres. Ich war ein begeisterter Science-Fiction- und Fantasy-Fan, hatte mich dem Ersten Deutschen Fantasy-Club und dessen Arbeitsgruppe FOLLOW angeschlossen und nannte mich bei den entsprechenden Auftritten immer Ghazir en Dnormest.

Im »Wüstenkurier« veröffentlichte ich später auch einige wenige Geschichten. 1980 wurde aber eine Art Gedicht von mir veröffentlicht, eher ein Gebet an die Götter. Das dokumentiere ich hier als Auszug.

Ich war damals das jüngste Mitglied bei den Esranern: Wir simulierten eine Kultur, die nordafrikanisch anmutete, mit starken Einflüssen des Din’amul, einer Art Fantasy-Entsprechung des Islam. Die verschiedenen Völker Esrans beteten zu einem Gott, und ihr Ziel war, diese Religion auf der ganzen Welt zu verbreiten.

Man kann sich heute über die Naivität wundern, mit der wir 1980/81 so Begriffe wie den Dschihad in unserer Fantasy-Welt umsetzten. Wir selbst nahmen das nicht ernst, für uns war das ein großes Vergnügen, Dinge aus der wirklichen Welt, geschichtliche Dinge und unsere eigene Fantasie zu einem großen Ganzen zu vermengen.

Heute würde ich viele Dinge anders schreiben und bewerten …

Breaking Glass – vierzig Jahre danach

Ich weiß nicht mehr genau, wann ich mir die Platte »Breaking Glass« von Hazel O'Connor gekauft habe. Irgendwann in den frühen 80er-Jahren war's, vielleicht in der »Lerche« in Stuttgart oder sogar in einem Plattenladen in Freudenstadt. Als ich in jenem Jahrzehnt irgendwann damit anfing, im Jugendzentrum zur Disco allerlei Platten aufzulegen, gehörte die »Breaking Glass« immer dazu; das war eine Musik, die für die 80er-Jahre wie geschaffen schien und bei der sich praktisch alle fanden, die auch nur ein bisschen subkulturell unterwegs waren. (Den Film, auf den sich die Platte bezieht, sah ich übrigens in all den Jahrzehnten nie.)

Zumeist spielte ich das Stück »Black Man«, das immer gut an. Die Metaller konnten Luftgitarre dazu spielen, die Punks machten minimalen Pogo – um die anderen nicht zu gefährden –, und die anderen hoppelten sonst irgendwie über die Tanzfläche. Es sorgte für Stimmung, und alle waren zufrieden.

Ich hatte das Gefühl, dass die Platte in den 80er-Jahren für viele so eine Art Minimalkonsens zwischen Wave und Punk, zwischen Pop und Hardrock war, zumindest in der ersten Hälfte der 80er-Jahre. Danach fächerten sich die Richtungen eh weiter auseinander als je zuvor.

Höre ich mir die Platte mit dem Abstand von vierzig Jahren an, ist sie natürlich reichlich zerkratzt und knistert auch ganz schön. Aber ich finde sie immer noch richtig gut. Die Stücke sind treibend, die Sängerin hat eine großartige Stimme, die mal rotzig klingt, mal richtig sauber singt, die mal angepisst und wütend wirkt, dann wieder nett und freundlich.

Musikalisch ist das nicht unbedingt Punkrock, sondern eher vergleichsweise aufwendig produzierte Rock-Musik, wie sie zu der Zeit auch von Bands wie Queen serviert wurde. Echte Punks hassen das natürlich – aber ich war ja nie so ein richtig echter Punk, weshalb diese Platte sehr gut zu mir passt. Bläser tröten durch die Stücke, dass es eine wahre Freude ist, die Gitarre macht glücklicherweise kein Metal-Gefiedel, und gelegentlich sind die Stücke ruppig genug, dass man sie für Pogo nutzen kann.

Ich bezeichnete solche Musik früher als Wave-Punk, ein Begriff, den ich mir nicht selbst ausgedacht, sondern den ich irgendwo geklaut hatte. Mit dem, was später unter Wave lief, hatte das nichts zu tun, eher mit den ersten Wave-Bands in den späten 70er-Jahren (da war der Begriff Wave ja eh ein Sammelbecken für die unterschiedlichsten Stilrichtungen).

Aber die »Breaking Glass« erweist sich als eine starke Platte, die keinen Ausfall aufweist und richtig gut ins Ohr und in die Beine geht. Die Platte ist wirklich sehr gut gealtert!

22 September 2021

Leider wenig Lesbares

Ich bekam die Anthologie »2112« geschenkt, gekauft hätte ich sie mir kaum. Der Untertitel »Geschichten aus einer dystopischen Zukunft« klang zwar interessant, aber weil ich von den Autorinnen und Autoren so gut wie niemanden kannte, sprach mich Ignorant das Buch anfangs gar nicht an.

Ursprünglich war es 2011 als E-Book erschienen. Die Veröffentlichung, die ich zu lesen versuchte, stammte vom August 2014, veröffentlicht hatte das Buch der kleine, aber feine Verlag p.machinery, der sich sehr um den deutschsprachigen Autorennachwuchs verdient macht. Optisch fand ich das 160 Seiten starke Buch auch durchaus ansprechend.

Alle Geschichten stehen in einem inhaltlichen Zusammenhang, sie spielen vor demselben Hintergrund: Im Jahr 2112 sind hundert Jahre nach dem Weltuntergang – nach den Maya-Weissagungen – vergangen, die Menschheit hat sich auf den Inseln, die von den Kontinenten übrig geblieben sind, neu strukturiert. Sie werden von Diktaturen beherrscht, die sich gegenseitig bekämpfen.

Das ist alles recht düster angelegt, man kann daraus sicher einen spannenden Roman oder auch eine Reihe spannender Geschichten machen. Leider sind die Geschichten nicht sonderlich gut geworden. Viel wird mit Rückblenden erzählt, sie kommen nicht in die Gänge. Andere wiederum haben einen hohen Anteil blindwütiger Action-Szenen, die mir nicht gefallen haben.

Ich gestehe, dass ich mich ziemlich durchgequält habe. Die meisten Geschichten überflog ich irgendwann, und nach einiger Zeit gab ich mit dem Buch auf. (Ich habe es verschenkt.)

Womöglich kommen andere Leute mit »2112« besser zurecht; für mich war es auf jeden Fall nichts. Keine Science Fiction, die mich ansprechen konnte – dabei hatte ich mir ja echt Mühe gegeben …

21 September 2021

Die frühen 80er-Jahre in Comic-Krimis

Schon in meiner ganz frühen Comic-Phase mochte ich die »Rick Master«-Comics. Der junge Detektiv Rick Master ermittelte auf unkonventionelle Art: Eigentlich war er ein Journalist – ein Beruf, den ich schon damals aufregend fand –, aber er half der Polizei. In diesem Alter hatte ich noch nicht das gestörte Verhältnis zur Polizei, das ich später entwickeln sollte.

Die ersten Geschichten um Rick Hochet, wie der junge Mann anfangs hieß, wurden 1955 in der Zeitschrift »Tintin« veröffentlicht. Ich las zum »Rick Master« ersten Mal in den 70er-Jahren. In den 80er-Jahren kaufte ich mir ein Dutzend der einzelnen »Rick«-Bände, die bei Bastei erschienen.

Aber es sollte bis ins Jahr 2018 dauern, bis ich mit einer systematischen Lektüre von »Rick Master« anfing. Die prachtvolle Gesamtausgabe wird seit Herbst 2017 vom Splitter-Verlag veröffentlicht.

Der Band zwölf dieser Ausgabe – zuletzt gelesen – präsentiert Geschichten, die erstmals in den 80er-Jahren veröffentlicht wurden. Sie sind vom Zeitgeist dieser Jahre geprägt: Zwar gibt es keine coole Pop-Musik, und die düsteren Seiten der 80er-Jahre wie Kriege, Krankheiten und Katastrophen werden ausgespart – trotzdem sind die Kleidung und der »härtere Stil« der Geschichten eindeutig.

»Der schwarze Tod« wurde 1981 erstmals in den Handel gebracht; dabei handelt es sich um einen echten Krimi, in dem ein Mordkomplott verhandelt wird. Wie es sich für einen Krimi gehört, liegen die Wurzeln des Konfliktes tief in der Vergangenheit der Figuren. Die Handlung wird entsprechend schlüssig hergeleitet,

»Der Blutpfeil«, erstmals 1982 publiziert, ist sehr klassisch: eine Vermischung aus Familiendrama und Verschwörungsgeschichte. Es gibt einige mysteriöse Horror-Szenen, doch der schlaue Detektiv Rick Master findet natürlich heraus, dass ein ganz normaler Verbrecher hinter allem steckt.

Ein wenig Horror gibt es auch in »Im Bann des Voodoo«. Die Geschichte erschien erstmals 1982 und bringt moderne Aspekte – in diesem Fall ist es ein Bauherr, der seine Kunden zu betrügen scheint – mit Magie ins Spiel. Hinter allem Bösen steckt natürlich ein Verbrechen und die phantastischen Elemente sind Lug und Trug, doch in der Darstellung geht die Comic-Serie sehr in Richtung Phantastik.

Die Geschichten sind klassisch, sie halten die damaligen Regelungen des Jugendschutzes ein, es gibt also keine Brutalität. Sowohl die Zeichnungen als auch die Dialoge sind also sauber, trotzdem handelt es sich stets um Mordfälle, die aufgeklärt werden.

Ich mochte die Lektüre sehr – es war wie eine Zeitreise in die frühen 80er-Jahre. Eine tolle Edition, bei der ich mich auf die weiteren Bände freue!

20 September 2021

Beim 0815 am Fass

Dass ich durch die Sträßchen und Gassen von Freinsheim spazierte, war mehr einem Zufall geschuldet. Aber immerhin konnten wir noch einen der schönen Tage in diesem Spätsommer ausnutzen und eine kleine, nein, eine winzige Stadt in der Pfalz betrachten. Alte Häuser, schmuck hergerichtet, schöne Straßen, alles sehr geruhsam. Außer uns waren noch einige andere Touristen unterwegs; an der alten Stadtmauer und in mancher Gasse waren wir allein.

Beim geruhsamen Spazieren kommt man doch ins Schwitzen und bekommt Hunger. Also entschlossen wir uns spontan, ein Gartengrundstück zu betreten, das sich als Biergarten entpuppte. Der Name »0815« klang zuerst nicht so brillant, aber es hatte nichts mit der Roman-Trilogie und den Verfilmungen zu tun – wie es sich herausstellte, handelt es sich um ganz profan um ein Geburtsdatum.

Wir saßen an einem Fass, das als Tisch diente, und tranken ein wenig Wein; dazu gab es leckeren Flammkuchen. Es lief angenehme Musik, weder zu laut noch zu leise, und die Gesellschaft rings um uns herum war bunt gemischt: Einheimische wie Touristen, Junge wie Alte, Männer wie Frauen. Es herrschte eine angenehme Stimmung, sehr gelassen alles.

Wir genossen den Wein und den Flammkuchen; alles schmeckte gut. Und als wir gingen, um einen letzten Spaziergang durch Freinsheim zu unternehmen, nahmen wir uns vor, das Städtchen und das »0815« auf die Liste von Örtlichkeiten zu setzen, die man auch »nach Corona« noch spontan besuchen könnte.

Richtiger Irokesenpunk von Obtrusive

Schon rein optisch sahen die vier Leute von Obtrusive aus, wie man sich die Mitglieder eine Punkband vorstellt: abstehende Haare, Lederjacken, Nieten drauf. Die Band gab es von 2003 bis 2014, sie veröffentlichte einige Tonträger. Und sowohl musikalisch als auch textlich zeigt die Band auf ihrer Platte »Cross The Line« ganz klar, was sie kann. Die Langspielplatte kam 2008 heraus, und sie knallt so richtig.

Enthalten sind 15 Stücke in englischer Sprache, alle mit viel Tempo und alle ziemlich klasse. Wenn man auf diese Art von Hardcore-Punk steht … Die Band orientiert sich dabei nicht unbedingt an der alten englischen Schule, eher an dem modernen Anarcho-Punk, wie er zuletzt aus den USA kam und durch Bands wie die Casualties geprägt wurde.

Das heißt: Die englischsprachigen Stücke sind schnell gespielt, der Sänger hat eine leicht gequetschte Stimme, die beim Brüllen ganz rau wird, die anderen Musiker machen immer wieder den Hintergrund-Chor, bei den Stücken gibt es durchaus Tempowechsel, und man verzichtet auf überflüssige Metal-Anleihen. Die Musiker bolzen sich durch die Stücke, ohne auf die Bremse zu gehen; sogar die langsamen Sequenzen in den Stücken sind kurz und knapp, wie ein Innehalten vor dem nächsten Sturmlauf.

Die fünf recht jungen Männer kamen aus dem beschaulichen Ravensburg. Wer nicht weiß, wo das ist: in Oberschwaben, also zwischen der Schwäbischen Alb und dem Bodensee, dort also, wo Schwaben sehr konservativ ist und wo die CDU seit Urzeiten regiert.

Wer in einer solchen Umgebung mit wütendem Hardcore-Punk für Aufsehen sorgt, weiß auf jeden Fall, was er tut …

19 September 2021

In der Warteschlange

Die Straße war nicht breit, keine drei Meter, und es waren nur Fußgänger unterwegs. Die Menschen kamen mir gehetzt entgegen, ich war selbst gehetzt unterwegs. Ständig musste ich den Leuten ausweichen, die mich teilweise mürrisch musterten. Etwas schien ich falsch zu machen, aber ich hatte keine Ahnung, was es sein könnte. Ich hatte keine Zeit, nach oben zu gucken, weshalb ich weder die Gebäude noch sonst ein Detail wahrnahm.

Ich näherte mich der Stelle, wo die Straße in eine andere mündete. Dort müsste ich links abbiegen, um meine Besorgungen erledigen zu können. Gut fünfzig Meter von dieser Stelle entfernt hatte jemand eine Art Sperre mitten auf die Straße gesetzt.

Damit wurde der Verkehr der Fußgänger gelenkt, und es war eindeutig, wer in welche Richtung zu gehen hatte. Ich war immer auf der falschen Seite der Straße gegangen, was mir schlagartig erklärte, warum die anderen Passanten so kritisch auf mich reagiert hatten.

Ich hielt mich an die klare Weisung und ordnete mich links ein, stellte dann aber schnell fest, dass ich am Ende einer Schlange stand. Offensichtlich musste man warten. Ich stellte mich hinter einen Mann in einem hellblauen Anzug. Er drehte sich um, die Hälfte seines Gesichts war mit einer Mund-Nasen-Maske bedeckt.

»Sie müssen warten«, sagte er. »Wir müssen alle warten. Die lassen nur einen nach dem anderen durch und kontrollieren streng. Neue Corona-Richtlinien.« Es klang wie eine Entschuldigung.

Ich tastete wie im Reflex nach meinem Gesicht und stellte fest, dass ich ebenfalls eine Maske trug. »Alles klar«, sagte ich und stellte mich hinter den Mann im Anzug. Wie alle anderen, so wartete ich nun darauf, dass es weiterging.

Nach einiger Zeit reichte es mir, weil nichts voranging. Ungeduld war schon immer eine meiner Schwächen. Ich drehte auf dem Absatz um, ging einige Meter zurück, sah dann, dass es eine winzige Gasse gab, die sich zur Rechten öffnete, und bog in diese ein. Vielleicht konnte ich auf diese Weise den Stau umgeben.

Ich kam auf einen kleinen Platz, vielleicht zehn auf zehn Meter groß. Tische und Stühle standen herum, die Sonne schien. Auf den Stühlen lümmelten sich Jugendliche, höchstens 13 oder 14 Jahre alt. Sie trugen Uniformen in dunkelblauer Farbe, auf denen ich auch rote Streifen erkennen konnte; es sah für mich wie Schuluniformen aus.

Sie lachten, als sie mich sahen. »Na, Alter!«, rief einer, dessen rote Krawatte besonders eng gebunden war. »Hast du dich verlaufen?« Sie trugen keine Masken, ihre Gesichter strahlten mich an.

»Ich bin wohl falsch«, sagte ich und wollte umdrehen. Doch die Gasse, durch die ich gekommen war, sah ich nicht mehr. Es gab überhaupt keinen Ausgang mehr, der von diesem Platz wegführte. Ich sah nur noch die Jugendlichen, ihre Tische und Stühle, und ich hörte nur noch das gellende Lachen.

»Bleib doch bei uns!«, rief ein anderer. »Da kannst du noch was lernen.« Das Lachen wurde lauter und lauter – und dann wachte ich auf.

18 September 2021

Comic-Verfilmung als Horror-Miniserie

Ich kenne von der amerikanischen Comic-Serie »Swamp Thing« nicht genügend Bände, um mir ernsthaft ein Urteil bilden zu können, eigentlich nur einige der grundsätzlichen Arbeiten, die Bernie Wrightson davon angefertigt hat. Das liegt sicher an der chaotischen Veröffentlichungsweise der Serie in den USA wie auch in den deutschen Übersetzungen; es fällt schwer, sich hier einen vernünftigen Überblick zu verschaffen.

Um so interessierter war ich deshalb, mir die zehn Teile umfassende Serie bei Amazon Prime anzusehen. Ich war im Großen und Ganzen von den Folgen sehr angetan, auch wenn das Ende der Serie sehr offen ist und eigentlich nach einer dringenden zweiten Staffel schreit. Zu vermuten ist ja, dass es zu dieser nicht kommen wird. (Die kreativen Differenzen im Team scheinen heftig gewesen zu sein, wie man der Presse entnehmen kann.)

Die Handlung ist schnell umrissen: Abby Arcane, die Hauptfigur der Serie, hat vor vielen Jahren ihre Heimatstadt in den Sümpfen von Louisiana verlassen; die Gründe dafür werden erst Stück für Stück bekannt. Sie kehrt als Expertin für Seuchen zurück, als eine seltsame Krankheit ausbricht. Sie trifft auf einen Wissenschaftler, mit dem sie zuerst in einen Konflikt gerät, zu dem sich aber dann eine Freundschaft entwickelt. Er entwickelt sich – nachdem man ihn im Sumpf niedergeschossen hat – zu einem seltsamen Wesen aus Pflanzen und Fleisch, zu einem Swamp Thing …

Eindrucksvoll wird geschildert, wie so eine kleine Stadt funktioniert. Zwischen fast allen Leuten bestehen Beziehungen unterschiedlichster Art. Eine Kneipe, direkt am Sumpf gelegen, ist der Treffpunkt für fast alle Leute. Ein reicher Mann spinnt seine Fäden; er hat eine Affäre mit der Polizeichefin, von der seine Frau nichts wissen darf. Und Abby Arcane, die vor Jahren buchstäblich geflohen ist, muss sich da irgendwie durchkämpfen.

Dabei sind die Schauspieler meist gut bis sehr gut. Crystal Reed spielt die attraktive Wissenschaftlerin Abby Arcane, der ehemalige »Flashdance«-Star Jennifer Beals verkörpert die strenge Polizeichefin. Weitere Schauspieler wie Kevin Durand oder Virginia Madsen kennt man aus großen Produktionen. Mehrere wichtige Figuren sind POC, es gibt ein lesbisches Paar; man hat sich also auch um einen »diversen Cast« bemüht.

Die Tricks sind gut, sieht man davon ab, dass viele Szenen wohl aus Geldgründen nachts im Sumpf spielen. (Das dürfte dann alles Studio oder Bluescreen gewesen sein.) Die Dialoge sind stimmig, die Motive aller Figuren wirken auf mich glaubhaft.

Die zehn Folgen sind vor allem am Anfang richtig spannend; sie sind dicht erzählt, und der Horror kommt leise. Science-Fiction-Elemente spielen ebenfalls eine Rolle, eine Voodoo-Priesterin tritt auf. Ab der Hälfte gibt es ab und an derberen Horror, aber keine wirklich schlimmen Szenen, und im letzten Viertel wird für meinen Geschmack zu viel geballert.

Das Auftauchen des Blue Devil – eines mir bislang unbekannten Superhelden – und eines mysteriösen Fremden, der auch über ungewöhnliche Kräfte zu verfügen scheint, wirken effekthascherisch, und man hätte sie schlichtweg weglassen können. Aber das änderte letztlich nichts daran, dass ich die Serie insgesamt sehr unterhaltsam fand. Sicher kein Muss, aber ein positives Kann.

17 September 2021

Stadt mit zwei Namen

Derzeit lese ich »Das Reich kommt« von J. G. Ballard, ein Roman, der zwar in der Gegenwart spielt, aber dennoch phantastisch-apokalyptische Züge aufweist. Ich bin vom dem Werk schon sehr begeistert, und ich denke, dass Eike Schönfeld beim Übersetzen eine starke Arbeit abgeliefert hat: Der Roman ist sehr wortmächtig, die dichten Beschreibungen und die sprachlichen Vergleiche waren sicher nicht leicht vom Englischen ins Deutsche zu übertragen.

Was mich aber seit Beginn der Lektüre amüsiert und gleichzeitig verwirrt: In seinem Rücken- und in seinem Informationstext schreibt der Diaphanes-Verlag, der Roman spiele in Brookfields. Im Roman selbst heißt die Stadt durchgehend Brooklands.

Was da wohl passiert ist? Hat der Mensch, der für diese Texte zuständig war, das Buch nicht gelesen oder wurde er/sie nicht vernünftig informiert? Oder hat er sich schlichtweg vertippt (so etwas kenne ich selbst viel zu gut), und der Fehler hat sich mehrfach übertragen?

Es ändert nichts an der Qualität des Romans, der mich immer mehr in seinen Bann schlägt (ich muss mehr Ballard lesen, denke ich da wieder). Aber es zeigt, dass solche Kleinkramfehler immer wieder vorkommen können und dass sie mich bei der Lektüre stärker ablenken, als ich gedacht hätte.

16 September 2021

Zweimal rockiger Punk

Eine schöne EP wurde im Jahr 2010 als erste Platte von dem damals brandneuen Label Hectic Society Records veröffentlicht. Sie ist ein Beleg dafür, dass Punkrock vor allem in der »kleinen Form« am besten funktioniert – die Bands geben sich da offensichtlich viel mehr Mühe.

Die Driftwood Fairytales stammen aus Berlin und machen eine Musik, die man kaum noch in den Punkrock stecken kann, die mehr nach Emo und modernem Folk klingt. Wer Gaslight Anthem kennt und mag, wird aber auch an diesem Sound seine Freude haben; ich finde ihn sehr intensiv und auch gut. Die zwei Stücke sind keine Pogo-Kracher, aber sehr gut gemachte und melodiöse Stücke.

Rotziger und punkiger gehen Crapstar zu Werke. Als Sänger ist der Mann am Start, den ich ansonsten von der Ska-Band Frau Doktor her kannte. Hier gibt es aber knalligen Sound, mit viel Melodie und Schmackes, auf den Punkt gebracht und mit klarer Aussage. Das coole Stück »Oh My Darling« endet in wütendem »the fucking cops«. So muss Punk!

Sehr gelungene EP, immer mal wieder gern angehört.

15 September 2021

Einmal wenigstens Schlosslichtspiele

Als 2015 zum ersten Mal die Schlosslichtspiele die Nacht von Karlsruhe erhellten, war ich völlig begeistert. Nicht nur einmal sah ich mir die beeindruckenden Darbietungen an, die auf die Front des Schlosses projiziert wurden. Auch in den Jahren darauf saß ich immer wieder inmitten einer begeisterten Menschenmenge auf den Pflastersteinen vor dem Schloss und ließ mich faszinieren.

2020 fielen die Schlosslichtspiele aus. Oder anders gesagt: Wegen Corona wurden sie nur digital veranstaltet. Das reizte mich aber nicht, also bekam ich auch nichts von ihnen mit. Und 2021 fanden sie zwar statt, ich bekam aber so gut wie nichts von ihnen mit.

In dieser Woche wollten wir das ändern. Es regnete ausnahmsweise nicht, und nach einem langen Arbeitstag tat eine kleine Radfahrt zum Schloss gut. Es war nicht viel los, nur wenige hundert Menschen verloren sich vor dem Schloss. Kein Vergleich zu den vielen Tausenden in früheren Jahren – aber wegen Corona war mir das sehr recht.

Faszinierend fand ich die Show »Changes 3« von der ruestungsschmie.de; eingangs wurde extra gewarnt, dass die Show für manche Menschen zu anstrengend sein könnte. Es war ein flackerndes Bild, das über das Schloss huschte, es wechselte alles in rasender Geschwindigkeit, und dazu lief eine Musik, die man in den 90er-Jahren wohl als Breakbeat bezeichnet hätte. Kombiniert wurde das mit klaren politischen Aussagen wie »Fuck You Racist« und einem Bekenntnis zu einem Europa ohne Grenzen. Spannend!

Was für ein Kontrast danach … In »Synthetischen Sonetten« nahm sich der Künstler Antonin Krizanic aus Ungarn eine klassische Sinfonie sowie die Stadt Karlsruhe als Thema und vermengte das zu einem sehr ruhigen und wirklich schönen Bilderreigen.

Danach wurde es glatt noch einmal politisch. Die Künstlergruppe »The Nightlab« präsentierte »Attitude Indicator«, was sich als eine kritische Darstellung der aktuellen Klimadiskussion erwies, mit klaren Aufforderungen, endlich zu handeln, und einer großen Hoffnung auf Europa.

Wieder einmal fand ich die Schlosslichtspiele toll. Ich bedauere ein wenig, dass ich so spät damit anfing, sie zu besuchen …

Starker Horror-Kurzroman

Cecil Conkil war ein unbequemer Mann, über den es zu Lebzeiten und auch danach viele Gerüchte gab. Seinen Erben hinterließ er eine Unmenge von Bildern, um die sich niemand kümmerte. Erst seine Urenkelin Nona findet diese Bilder, stellt fest, dass es sich um Kunst handeln dürfte, mit der man Geld verdienen könnte, und fährt zu einem Händler. Zusammen mit dem Händler und ihrem Freund versucht Nona herauszufinden, was sich hinter den teilweise bizarren Bildern verbirgt ...

So lässt sich der kurze Horror-Roman »Ich hole dir die Vögel vom Himmel« zusammenfassen, der im Frühjahr 2020 im Festa-Verlag erschienen ist. Das Buch wurde als Hardcover veröffentlicht, das man nur beim Verlag bestellen kann, ebenso als E-Book, das sich in allerlei Shops kaufen lässt. Ich bevorzuge die schön gestaltete Hardcover-Version, die nicht nur ein starkes Titelbild von Arndt Drechsler aufweist, sondern auch darüber hinaus gefällt: ein 124 Seiten schmaler Hardcover-Band, der gut in der Hand liegt und der sich gut lesen lässt.

Als Autor tritt Brian Hodge auf, der mit Frank Festa, dem Gründer des Festa-Verlages, schon seit den 90er-Jahren und dessen ersten Verlagsarbeiten »verbunden« ist. Sein Roman ist kein Horror mit Gewalt und Blut, sondern eher ein Teil der Dunklen Phantastik, meinetwegen mit Anleihen an H. P. Lovecraft, und vor allem eher ruhig erzählt.

Der Autor entwirft – indem er stets aus der Perspektive des Kunsthändlers erzählt – ein faszinierendes Szenario, bei dem sich die Spannung eher langsam steigert. Stück für Stück erkennen der Kunsthändler und seine zwei jungen Begleiter, was wirklich hinter den geheimnisvollen Bildern steckt. Ganz nebenbei gibt es noch eine kleine Dosis Zivilisationskritik: Der kurze Roman spielt in den Bergen von West Virginia, die vom Bergbau zerschunden sind und in denen sich kleine Städte und Gemeinde in ihrem Niedergang befinden.

Dort hat ein einfacher Mann, der in einer abgeschiedenen Hütte gewohnt hat, es offenbar verstanden, der geplünderten Erde ein Gesicht zu geben. Das ist stark erzählt, in meinen Augen auch sehr gut übersetzt, und in sich stets stimmig. Wer moderne amerikanische Literatur mag, die sauber erzählt ist und einen phantastischen Unterton aufweist, ist bei diesem Buch bestens beraten. (Und für das Bücherregal ist der Hardcover-Band eh ein Schmuckstück.)

14 September 2021

Geschlumpft wird auch im Dialekt

Seit Jahren erfreuen sich die »Asterix«-Comics, die in allerlei deutschen Dialekten veröffentlicht werden, einer großen Beliebtheit. Zwischendurch gab es auch »Donald Duck« im Dialekt; ich erinnere mich zumindest an eine schwäbische Ausgabe. Jetzt kommen die Schlümpfe an die Reihe. Mit »Die Schlümpp uff hessisch« starten die kleinen blauen Zwerge in den hessischen Dialekt.

Konkret gibt es die »Lieblingswichtel jetzt in der Sprache von Ebbelwoi und Handkäs«, um die Verlags-Information zu zitieren. Die legendäre Geschichte von den Blau- und den Schwarzschlümpfen ist eh schon gut, im Dialekt erhält sie eine weitere Besonderheit. Wenn die Schwarzschlümpfe die ganze Zeit »Bläd!« rufen, ist das vielleicht eine alberne Übersetzung – aber ich muss trotzdem lachen.

Mein Hessisch ist nicht besonders gut, aber ich kenne einige Hessen. Also versuchte ich bei der Lektüre des Albums, die einzelnen Rollen der Schlümpfe mit Hessen aus meinem Bekanntenkreis zu »sprechen«. Das erhöhte den Humor-Grad bei der Lektüre deutlich.

Die klassischen Geschichten von Peyo haben nach all den Jahren nicht ihren Reiz verloren. Sie sind toll gezeichnet, die Abenteuer sind flott und dynamisch. Und spätestens mit dieser Dialekt-Ausgabe werden auch Menschen zu den »Schlümpfen« greifen, die sie sonst als Kinder-Comics betrachten. Wunderbar!

13 September 2021

Mit dabei bei »Macht & Wort«

Im vergangenen Jahr schaffte ich es immerhin, einige Science-Fiction-Geschichten zu schreiben. Eine davon liegt ab Oktober 2021 auch in gedruckter Form – sowie als E-Book – vor: Eine Erzählung von mir erscheint in der Anthologie »Macht & Wort«, die im Hirnkost-Verlag erscheint und die vom »Exodus«-Team zusammengestellt worden ist. ´-Verantwortlich dafür sind also Hans Jürgen Kugler und René Moreau.

Ich freue mich sehr darauf, in einem dicken Hardcover-Band veröffentlicht zu werden, neben zahlreichen Autorinnen und Autoren – teilweise preisgekrönt –, deren Arbeiten ich seit Jahren kenne. Zum Inhalt der Geschichten kann ich noch nichts sagen, ebensowenig zu den Illustrationen; das mache ich dann, wenn mir das Buch vorliegt.

Derzeit freue ich mich vor allem darüber, dass es klappt. Für einen Gelegenheitsautor wie mich ist das immer ein Erfolgserlebnis. Und der Untertitel des Buches macht ja schon mal neugierig: »Die Macht der Sprache – Sprache der Macht« …

12 September 2021

Superheldinnen in Nöten

Mehr aus Zufall bekam ich mit, dass der Superheldinnen-Film »Fast Color« bei Amazon Prime zu sehen ist. Ich guckte ihn an, fand ihn streckenweise sehr unterhaltsam, leider an einigen Stellen auch nicht gerade optimal – streckenweise ein wenig platt. Als Science-Fiction-Film hat er mich eingeschränkt überzeugt; ich würde ihn aber vor allem wegen der coolen Hauptfigur empfehlen.

Der Film spielt in einer Zukunft, die quasi einen Tag von heute entfernt ist; es herrscht Trockenheit, und auf dem staubtrockenen Land wächst nicht mehr viel. In dieser Zeit gibt es Menschen mit besonderen Fähigkeiten, und eine davon ist offenbar Ruth (sie wird von Gugu Mbatha-Raw sehr eindrucksvoll und glaubhaft gespielt). Sie kann mit ihren Kräften nicht unbedingt umgehen, die man im weitesten Sinne als Telekinese bezeichnen könnte. Die Behörden jagen sie, und sie will eigentlich nur ihre Ruhe.

Stück für Stück erkennt man als Zuschauer, was sie wirklich plagt. Sie erreicht eine Farm im ländlichen Raum, wo sie ihre Mutter und ihre Tochter trifft. Schnell wird klar: Alle drei Generationen haben mysteriöse Gaben. Ein alter Mann hilft ihnen, die Behörden sind weiterhin auf ihrer Spur – und so kommt es zu einem Showdown, der es in sich hat ….

Der Untertitel des Films in der deutschen Version ist »Die Macht in dir«, was ja eindeutig auf »Star Wars« und dergleichen verweist. Julia Hart, die Regisseurin, hatte für ihren Streifen auch nicht die Gelder zur Verfügung, die man für so einen Sternenkrieg erhält: Es treten nur wenige Personen auf, die Schauplätze sind beschränkt, und die Tricktechnik wird sparsam eingesetzt.

Trotzdem ist der Film spannend. Die Hauptpersonen finde ich glaubhaft, vor allem Ruth ist eine starke Figur. Dass die drei Heldinnen allesamt schwarz sind und die anderen Figuren weiß, hat natürlich eine Bedeutung, wird aber nicht besonders interpretiert. Insofern passt der Film gut zu aktuellen Themen wie »Black Lives Matter« – man kann ihn aber schlicht auch als einen Superhelden- oder Science-Fiction-Film sehen.

Für Genre-Fans bringt er möglicherweise zu wenig an überraschenden Elementen; das hat man alles ja so ähnlich schon einmal gesehen oder gelesen. Die politisch-gesellschaftliche Komponente gehört bei diesem Streifen einfach dazu – und die ist sehenswert. Der Film lohnt sich also!

11 September 2021

Zwanzig Jahre nach Nine Eleven

»Da ist einer mit einem Flugzeug ins World Trade Center geflogen«, berichtete der Kollege, der aufgeregt zu mir ins Büro kam.

Ich lachte auf. »Mit einer Cessna, oder was?« Es hörte sich absurd an, ich glaubte an einen Scherz oder einen kleinen Unfall.

Das Ausmaß des Schreckens wurde später klar, nicht nur mir. Ich erinnere mich an unsere Versuche, über das Internet mehr herauszufinden; die Leitungen waren allesamt überlastet. Und ich erinnere mich dabei, wie ich in stummen Entsetzen daheim vor dem Fernseher saß und die Bilder der zusammenbrechenden Türme ansah.

Das ist jetzt zwanzig Jahre her. Der »Nine Eleven« ist und war eine Zäsur der modernen Geschichte, und die Auswirkungen dürften auch noch in kommenden Jahren zu spüren sein. 

Am heutigen Tag wird es nicht an Berichten und Informationen fehlen. Viele Menschen schreiben an einem solchen Tag über ihre persönliche Erinnerung, so auch ich. Dieser Tag gehört für viele zum »kollektiven Gedächtnis«, nicht nur in der westlichen Welt.