»Aus diesem Grunde / Will ich wieder Verse schmieden, um die Erinnerung / Für einen Augenblick in Schlaf zu legen ...« Das ist ein Auszug aus dem langen Gedicht »Hungerfield« des amerikanischen Schriftstellers Robinson Jeffers, von dem ich bis vor etwa zwei Jahren nicht einmal den Namen kannte.
Dann aber erfuhr ich, dass der in Karlsruhe lebende Science-Fiction-Autor Matthias Falke »ganz nebenbei« die Gedichtsbände des bereits 1962 verstorbenen Lyrikers als Privatdrucke übersetzt und veröffentlicht. Seither lese ich immer wieder darin, und dieser Tage beendete ich die Lektüre von »Hungerfield und andere Gedichte«.
Das Büchlein ist gerade einmal fünfzig Seiten stark und enthält neben dem langen Erzählgedicht, das dem Buch seinen Titel verliehen hat, einige andere Texte. Diese haben mir besser gefallen: Bei »Hungerfield«, dem traurigen Text über Tod und Sterbende, benötigte ich zahlreiche Anläufe, um üerhaupt auch nur in das Gedicht hineinzukommen.
Die kürzeren Texte beschäftigen sich ebenfalls mit dem Tod, wenngleich in kürzerer und damit nachvollziehbarer Form. Der Korea-Krieg, der zu dem Zeitpunkt tobte, als Jeffers diese Texte verfasste, spielt immer wieder eine Rolle; darüber hinaus thematisiert er oftmals den Tod seiner Frau.
Ich bin kein Experte für Übersetzungen, hatte bei der Lektüre aber stets das Gefühl, dass Matthias Falke sehr sauber und exakt gearbeitet hat. Die rhythmische Sprache des amerikanischen Originals kommt gut rüber, die literarischen Vergleiche wirken stimmig – eine eindrucksvolle, wenngleich nicht gerade einfache Lektüre also.
Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
31 Oktober 2014
SO 36 und die Terrorbuben
Keine Ahnung, wann ich zum ersten Mal die Terrorgruppe gesehen habe; es war in den 90er-Jahren, und sie hatten damals nur eine Kassette, die ich von Zündi in die Finger gedrückt bekam. Ich habe auch keine Ahnung mehr, wann ich zum ersten Mal im SO 36 in Berlin-Kreuzberg auf einem Konzert war; das muss logischerweise irgendwann in den 80er-Jahren gewesen sein. Nach all den Jahren verwischen sich dann doch sehr viele Erinnerungen.
Weil das SO 36 in diesem Jahr ein schönes Jubiläum zu feiern hatte – zweimal volljährig nämlich –, gsab die Terrorgruppe ein mehr oder weniger spontanes Konzert vor dem Eingang des Musik-Clubs. Gespielt wurde das sowieso ziemlich coole Stück »Na endlich!«, das ganze kann man sich mittlerweile auch auf Youtube angucken. Finde ich alles gut!
Weil das SO 36 in diesem Jahr ein schönes Jubiläum zu feiern hatte – zweimal volljährig nämlich –, gsab die Terrorgruppe ein mehr oder weniger spontanes Konzert vor dem Eingang des Musik-Clubs. Gespielt wurde das sowieso ziemlich coole Stück »Na endlich!«, das ganze kann man sich mittlerweile auch auf Youtube angucken. Finde ich alles gut!
30 Oktober 2014
Hipster mal wieder
Heute im Zug: Der junge Mann trug einen Hipsterbart und eine coole Mütze; also das, was man heute wohl für cool hält. Er machte einen netten Eindruck, wir schauten, dass wir uns gegenseitig nicht auf die Füße traten; mehr muss man nicht miteinander kommunizieren.
Als mir allerdings seine Jacke auffiel, hätte ich fast etwas gesagt. Er trug eine Bundeswehrjacke, was grundsätzlich völlig in Ordnung ist, weil die Dinger erstens bequem und zweitens stabil sind. Aber er hatte noch die Deutschlandfahne am Ärmel.
Das passt doch nicht. Das ist doch nicht modisch und nicht cool. Da passen doch nicht der Fusselbart und die Mütze dazu. Muss ich jetzt etwa anfangen, jungen Hipstern irgendwelche Modetipps zu geben? Ich bin echt verwirrt.
Als mir allerdings seine Jacke auffiel, hätte ich fast etwas gesagt. Er trug eine Bundeswehrjacke, was grundsätzlich völlig in Ordnung ist, weil die Dinger erstens bequem und zweitens stabil sind. Aber er hatte noch die Deutschlandfahne am Ärmel.
Das passt doch nicht. Das ist doch nicht modisch und nicht cool. Da passen doch nicht der Fusselbart und die Mütze dazu. Muss ich jetzt etwa anfangen, jungen Hipstern irgendwelche Modetipps zu geben? Ich bin echt verwirrt.
29 Oktober 2014
Scheisse Minnelli zum vierten Mal
Wer auf den mittlerweile schon klassischen Hardcore-Punk steht, wie er ab der Mitte der 80er-Jahre aus den USA nach Europa herüberschwappte, für den ist die Band Scheisse Minnelli sicher keine Überraschung mehr. Die Band mit ihrem amerikanischen Sänger steht für ruppigen Sound mit ebendieser Musik, und sie spielt sich seit vielen Jahren den Arsch ab – mit »Sorry State Of Affairs« liegt jetzt die vierte Platte der Band vor.
Seien wir ehrlich: Wer musikalischen Fortschritt erwartet hat, der ist schief gewickelt. Der Sänger drückt mit seiner Stimme die Stücke durch, die Band rotzt rasant dazu ihre schnellen Riffs; das ganze ist durchaus melodisch, wenngleich die Melodien eher von der angepissten Sorte sind.
Der Sound ist knallig und auf den Punkt gemacht, das macht Laune. Er geht nicht so gut ins Ohr; auch wenn die Stücke überzeugen, fehlt der »Hit«, der den speziellen Charakter bestimmen würde. Ausgerechnet die Cover-Version von »In The Ghetto« hat so etwas zumindest ansatzweise zu bieten.
Hin wie her: Die Band ist krachig und gut, vor allem live überzeugt sie. Dass die Platte keine weiteren Überraschungen zu bieten hat, kann man ja durchaus auch als positiv bewerten ...
Seien wir ehrlich: Wer musikalischen Fortschritt erwartet hat, der ist schief gewickelt. Der Sänger drückt mit seiner Stimme die Stücke durch, die Band rotzt rasant dazu ihre schnellen Riffs; das ganze ist durchaus melodisch, wenngleich die Melodien eher von der angepissten Sorte sind.
Der Sound ist knallig und auf den Punkt gemacht, das macht Laune. Er geht nicht so gut ins Ohr; auch wenn die Stücke überzeugen, fehlt der »Hit«, der den speziellen Charakter bestimmen würde. Ausgerechnet die Cover-Version von »In The Ghetto« hat so etwas zumindest ansatzweise zu bieten.
Hin wie her: Die Band ist krachig und gut, vor allem live überzeugt sie. Dass die Platte keine weiteren Überraschungen zu bieten hat, kann man ja durchaus auch als positiv bewerten ...
Deppen in Köln
Da marschieren am Wochenende also einige tausend Nazi-Schläger, Hooligans und »unpolitische« Fußballfans durch Köln, legen sich mit der Polizei ein, werfen unter anderem ein Fahrzeug um und werden dann von Wasserwerfern auseinander getrieben. Jetzt ist die Betroffenheit groß. Völllig irritiert stellen die Medien fest, dass es Nazis gibt und dass diese auch noch – huch! – gewaltbereit sind.
Was ich nicht so richtig verstehe, ist bei aller Aufgeregtheit wieder einmal die Polizei. Man weiß doch eigentlich, dass Hooligans – auch diejenigen, die »echt unpolitisch« sind und nicht nur tun – schon ganz gern prügeln, und man könnte als Polizist doch aus der Schule wissen, dass Nazis generell zu Gewalt neigen.
Das sind Dinge, die weiß man. Dazu braucht man kein Studium, keinen Geheimdienst und kein Wikipedia. Und dann stellt man einem Mob von viereinhalbtausend gewaltbereiten Typen eine Truppe von 1300 Polizisten entgegen.
Ich erinnere mich an Demos in den 90er-Jahren, da standen – Rastatt im Spätjahr 1993 – gerade mal 800 Autonomen und Punks rund 1500 Polizisten gegenüber. Ich erinnere mich an die Chaostage in Hannover, als 1995 und 1996 rund 5000 Polizisten in die niedersächsische Metropole kommandiert wurden, um einige tausend Punks zu »bekämpfen«. (Das sah dann gern mal so aus, dass drei Polizisten einen Jugendlichen zusammendroschen.)
Und jetzt? Im Jahr 2014 kann ein gewalt- und meiner Ansicht auch mordbereiter Mob durch Köln marschieren. Seine Teilnehmer reisen ungehindert an und ab; die Gegendemonstration fällt kaum auf, die Polizei glänzt durch Hilflosigkeit und feiert hinterher ihre angeblich so erfolgreiche Strategie.
Wie so oft frage ich mich nur eines: Können die Cops jetzt nicht mehr rechnen, oder wollen die nicht mehr? Wer hat hier – Vorsichtig,Verschwörungstheorie! – wieder einmal im Hintergrund an welchen Fäden gezogen und warum?
Was ich nicht so richtig verstehe, ist bei aller Aufgeregtheit wieder einmal die Polizei. Man weiß doch eigentlich, dass Hooligans – auch diejenigen, die »echt unpolitisch« sind und nicht nur tun – schon ganz gern prügeln, und man könnte als Polizist doch aus der Schule wissen, dass Nazis generell zu Gewalt neigen.
Das sind Dinge, die weiß man. Dazu braucht man kein Studium, keinen Geheimdienst und kein Wikipedia. Und dann stellt man einem Mob von viereinhalbtausend gewaltbereiten Typen eine Truppe von 1300 Polizisten entgegen.
Ich erinnere mich an Demos in den 90er-Jahren, da standen – Rastatt im Spätjahr 1993 – gerade mal 800 Autonomen und Punks rund 1500 Polizisten gegenüber. Ich erinnere mich an die Chaostage in Hannover, als 1995 und 1996 rund 5000 Polizisten in die niedersächsische Metropole kommandiert wurden, um einige tausend Punks zu »bekämpfen«. (Das sah dann gern mal so aus, dass drei Polizisten einen Jugendlichen zusammendroschen.)
Und jetzt? Im Jahr 2014 kann ein gewalt- und meiner Ansicht auch mordbereiter Mob durch Köln marschieren. Seine Teilnehmer reisen ungehindert an und ab; die Gegendemonstration fällt kaum auf, die Polizei glänzt durch Hilflosigkeit und feiert hinterher ihre angeblich so erfolgreiche Strategie.
Wie so oft frage ich mich nur eines: Können die Cops jetzt nicht mehr rechnen, oder wollen die nicht mehr? Wer hat hier – Vorsichtig,Verschwörungstheorie! – wieder einmal im Hintergrund an welchen Fäden gezogen und warum?
28 Oktober 2014
Equalizer
Denzel Washington ist einer der amerikanischen Schauspieler, die irgendwie alles spielen können: ein wandernder Mann in einem zerfallenden Amerika der Zukunft (»Book of Eli«), einen saufenden Flugkapitän (»Flight«), einen fiesen Polizisten (»Training Day«) und jetzt eben einen harmlos wirkenden Mann mit grauen Haaren, der auf einmal zu einer Killermaschine wird. Die Rede ist vom neuen Action-Film aus Hollywood, den ich dieser Tafge gesehen habe – »The Equalizer«.
Um es vorwegzunehmen: Der Film ist nichts für Leute, die Gewalt im Kino verabscheuen. Er ist aber auch nichts für die Leute, die Tarantino-Filme mögen, weil in denen Gewalt »so witzig« dargestellt wird. »The Equalizer« ist gewalttätig, zeitweise sehr extrem, aber die Gewalt wird nicht als fröhlicher Selbstzweck geschildert.
Dazu besteht sowieso kein Grund. Denzel Washington spielt einen Mann, der ein sehr gemütliches Dasein als Baumarkt-Angestellter fristet. Nebenbei hilft er einem Kollegen dabei, sich auf eine Prüfung als Wachmann vorzubereiten, und nachts sitzt er in einer Eckkneipe, trinkt Tee und liest klassische Literatur.
Dort lernt er eine jugendliche Prostituierte kennen; er bekommt mit, wie sie von russischen Gangstern misshandelt wird, und er beschließt, ihr zu helfen. Und ganz schnell wird aus der Hilfe ein gnadenloser Kampf, in dem es haufenweise Tote gibt. (Als Zuschauer lernt man übrigens, welche Mordwaffen man so in einem Baumarkt finden kann ...)
Der Film ist vor allem in der ersten Hälfte unglaublich spannend. Man kann sich als Zuschauer kaum vorstellen, wie der Held aus seiner Miserie herauskommen kann. In der zweiten Hälfte wird einiges klarer – dann ist es immer noch ein gnadenloser Action-Film, aber ich fand ihn nicht mehr ganz so spannend.
Klasse gemacht ist er trotzdem. Regisseur Antoine Fuqua setzt seinen Hauptdarsteller ebenso gut in Szene wie seinen russischen Gegenspieler. Wuchtige Effekte und Geräusche sowie eine modern-passende Musik sorgen dafür, dass einem beim Zuschauen zeitweise der Atem wegbleibt. Ich fand den Film stark – eine Fortsetzung ist bereits angekündigt, aber die braucht es eigentlich nicht.
Um es vorwegzunehmen: Der Film ist nichts für Leute, die Gewalt im Kino verabscheuen. Er ist aber auch nichts für die Leute, die Tarantino-Filme mögen, weil in denen Gewalt »so witzig« dargestellt wird. »The Equalizer« ist gewalttätig, zeitweise sehr extrem, aber die Gewalt wird nicht als fröhlicher Selbstzweck geschildert.
Dazu besteht sowieso kein Grund. Denzel Washington spielt einen Mann, der ein sehr gemütliches Dasein als Baumarkt-Angestellter fristet. Nebenbei hilft er einem Kollegen dabei, sich auf eine Prüfung als Wachmann vorzubereiten, und nachts sitzt er in einer Eckkneipe, trinkt Tee und liest klassische Literatur.
Dort lernt er eine jugendliche Prostituierte kennen; er bekommt mit, wie sie von russischen Gangstern misshandelt wird, und er beschließt, ihr zu helfen. Und ganz schnell wird aus der Hilfe ein gnadenloser Kampf, in dem es haufenweise Tote gibt. (Als Zuschauer lernt man übrigens, welche Mordwaffen man so in einem Baumarkt finden kann ...)
Der Film ist vor allem in der ersten Hälfte unglaublich spannend. Man kann sich als Zuschauer kaum vorstellen, wie der Held aus seiner Miserie herauskommen kann. In der zweiten Hälfte wird einiges klarer – dann ist es immer noch ein gnadenloser Action-Film, aber ich fand ihn nicht mehr ganz so spannend.
Klasse gemacht ist er trotzdem. Regisseur Antoine Fuqua setzt seinen Hauptdarsteller ebenso gut in Szene wie seinen russischen Gegenspieler. Wuchtige Effekte und Geräusche sowie eine modern-passende Musik sorgen dafür, dass einem beim Zuschauen zeitweise der Atem wegbleibt. Ich fand den Film stark – eine Fortsetzung ist bereits angekündigt, aber die braucht es eigentlich nicht.
25 Oktober 2014
Schreibziele 2014
Der Sommer 2014 war für mich aufgrund der Arbeitsbelastung eine echte Tortur: Ich kaum dazu, Sport zu treiben, mit dem Fahrrad durch die Gegend zu düsen oder groß auf Krachkonzerte zu gehen. Noch weniger Zeit bestand in den vergangenen Monaten dazu, eigene Texte zu schreiben; ich verbrachte einen großen Teil der freien Zeit damit, Manuskripte für die Firma zu lesen und Texte für die Firma zu schreiben. Das soll hier kein Gejammer sein, das ist eine Beschreibung der Tatsachen.
Immerhin versprechen die nächsten Monate ein wenig Erholung: Eine der Serien, die ich betreut habe, wird nach zwölf Ausgaben zum vereinbarten Ende gebracht; das schafft ein wenig mehr freie Zeit. Das führt hoffentlich dazu, dass ich wieder einige Texte schreiben kann.
Denn das ist ja eigentlich das, was ich machen möchte: eigene Geschichten erzählen. Es geht mir dabei gar nicht darum, hohe Auflagen und Verkäufe zu erzielen; es geht mir um das Schreiben und das Erzählen und meinetwegen auch das Veröffentlichen. Schauen wir mal, dass 2014 nicht ganz so katastrophal wird, wie es sich zeitweise anfühlte ...
Immerhin versprechen die nächsten Monate ein wenig Erholung: Eine der Serien, die ich betreut habe, wird nach zwölf Ausgaben zum vereinbarten Ende gebracht; das schafft ein wenig mehr freie Zeit. Das führt hoffentlich dazu, dass ich wieder einige Texte schreiben kann.
Denn das ist ja eigentlich das, was ich machen möchte: eigene Geschichten erzählen. Es geht mir dabei gar nicht darum, hohe Auflagen und Verkäufe zu erzielen; es geht mir um das Schreiben und das Erzählen und meinetwegen auch das Veröffentlichen. Schauen wir mal, dass 2014 nicht ganz so katastrophal wird, wie es sich zeitweise anfühlte ...
24 Oktober 2014
Eine Zukunft für Peter?
Auch wenn in der Folge 52 meines Fortsetzungsromans »Peter Pank und: Hardcore!« so viel gar nicht passiert, was erwähnenswert wäre, ist sie doch wichtig für die innere Entwicklung des Helden: Meine Hauptfigur, die in zwei Büchern und einem derzeit im OX laufenden Fortsetzungsroman immer wieder von den Ereignissen angestoßen und in eine bestimmte Richtung bewegt worden ist, muss für sich wohl endlich eine neue Zukunft finden ...
Auf jeden Fall geht es in der Ausgabe 116 des OX-Fanzines – damit rechnete vor einem Vierteljahrhundert ja auch niemand ... – erst einmal weiter mit dem Ausspionieren örtlicher Nazi-Strukturen. Peter Pank, der erst zwei Folgen vorher zusammengeschlagen worden ist, schnüffelt mit seinen Begleitern hinter einer rechtsradikalen Parteiveranstaltung her und begibt sich auf Erkundungsmission in den Wald.
Seien wir ehrlich: Der Fortsetzungsroman neigt sich langsam seinem Ende, mehr als drei Folgen dürften es kaum noch werden. Und ich mache mir in diesen Tagen natürlich intensive Gedanken dazu, wie es danach weitergeht: mit mir, dem Peter Pank und dem OX-Fanzine ...
Auf jeden Fall geht es in der Ausgabe 116 des OX-Fanzines – damit rechnete vor einem Vierteljahrhundert ja auch niemand ... – erst einmal weiter mit dem Ausspionieren örtlicher Nazi-Strukturen. Peter Pank, der erst zwei Folgen vorher zusammengeschlagen worden ist, schnüffelt mit seinen Begleitern hinter einer rechtsradikalen Parteiveranstaltung her und begibt sich auf Erkundungsmission in den Wald.
Seien wir ehrlich: Der Fortsetzungsroman neigt sich langsam seinem Ende, mehr als drei Folgen dürften es kaum noch werden. Und ich mache mir in diesen Tagen natürlich intensive Gedanken dazu, wie es danach weitergeht: mit mir, dem Peter Pank und dem OX-Fanzine ...
23 Oktober 2014
Die Kennedy-Geschichte mal anders
Seit ich die »Watchmen«-Comics in den späten 80er-Jahren zum ersten Mal gelesen habe, fasziniert mich diese Serie: Alan Moore und Dave Gibbon schufen damit einen Comic, der den Zeitgeist der 80er-Jahre einfängt und mit allerlei Superhelden-Mythen verbindet. Das Werk kann meiner Ansicht nach nicht ohne den Hintergrund dieses Jahrzehnts gelesen und verstanden werde.
Weil ich Fan bin, habe ich mir die einzelnen Miniserien um »Before Watchmen«, die im Jahr 2013 erschienen sind, allesamt als Paperbacks gekauft. Weil ich aber die verheerenden Kritiken kenne, habe ich lange Zeit die Finger davon gelassen. Bis ich dieser Tage endlich mal »Comedian« in der Hand hielt ...
Die Figur des psychopathisch wirkenden Comedian, der eigentlich keine Superhelden-Fähigkeiten hat und sich eher als dauergrinsender Soldat präsentiert, dient im eigentlichen »Watchmen« als Auslöser der ganzen Geschichte. Im Sechsteiler, den Brian Azzarello geschrieben und J. G. Jones geschrieben hat, wird nun die Vorgeschichte erzählt.
Das ist nicht so schlecht, wie viele Kritiker es sagen. Der Comedian ist ein fieser Kerl, ein Killer mit schweren Waffen. Im Vietnamkrieg schlachtet er Zivilisten ab, an der Heimatfront ist er mit der Familie Kennedy befreundet und bekommt mit, was hinter den Kulissen der Macht alles geschieht.
Azzarellos Geschichte ist finster und gemein; sie lässt weder ein gutes Haar an der Figur des Comedian noch an der amerikanischen Politik. Damit passt die »Comedian«-Miniserie hervorragend ins »Watchmen«-Universum und ergänzt es durch eine spannende Vorgeschichte; dass die nicht immer glasklar erzählt wird und man zeitaktuelle Vorkenntnisse benötigt, um alles zu verstehen, ist dabei wenig geschickt.
J. G. Jones liefert lllustrationen, die das Sterben in Vietnam und das Lieben in Washington in knalligen Bildern zeigen; dabei entsteht eine Geschichte, die sehr wohl ihren eigenen Sog erzeugt. Ich habe mich sehr gut unterhalten und verstehe einen Teil der Abneigung überhaupt nicht.
Natürlich sind die eigentlichen »Watchmen« um Längen besser, und selbstverständlich braucht niemand das Paperback mit den sechs Comic-Bänden zum »Comedian«. Wer sich aber darauf einlässt, weil er das Universum mag, das Moore und Gibbons erschaffen haben, dem dürfte die Geschichte dennoch gut gefallen.
(Wer reingucken mag: Auf der Seite des deutschsprachigen Verlage steht eine kostenlose Leseprobe bereit.)
Weil ich Fan bin, habe ich mir die einzelnen Miniserien um »Before Watchmen«, die im Jahr 2013 erschienen sind, allesamt als Paperbacks gekauft. Weil ich aber die verheerenden Kritiken kenne, habe ich lange Zeit die Finger davon gelassen. Bis ich dieser Tage endlich mal »Comedian« in der Hand hielt ...
Die Figur des psychopathisch wirkenden Comedian, der eigentlich keine Superhelden-Fähigkeiten hat und sich eher als dauergrinsender Soldat präsentiert, dient im eigentlichen »Watchmen« als Auslöser der ganzen Geschichte. Im Sechsteiler, den Brian Azzarello geschrieben und J. G. Jones geschrieben hat, wird nun die Vorgeschichte erzählt.
Das ist nicht so schlecht, wie viele Kritiker es sagen. Der Comedian ist ein fieser Kerl, ein Killer mit schweren Waffen. Im Vietnamkrieg schlachtet er Zivilisten ab, an der Heimatfront ist er mit der Familie Kennedy befreundet und bekommt mit, was hinter den Kulissen der Macht alles geschieht.
Azzarellos Geschichte ist finster und gemein; sie lässt weder ein gutes Haar an der Figur des Comedian noch an der amerikanischen Politik. Damit passt die »Comedian«-Miniserie hervorragend ins »Watchmen«-Universum und ergänzt es durch eine spannende Vorgeschichte; dass die nicht immer glasklar erzählt wird und man zeitaktuelle Vorkenntnisse benötigt, um alles zu verstehen, ist dabei wenig geschickt.
J. G. Jones liefert lllustrationen, die das Sterben in Vietnam und das Lieben in Washington in knalligen Bildern zeigen; dabei entsteht eine Geschichte, die sehr wohl ihren eigenen Sog erzeugt. Ich habe mich sehr gut unterhalten und verstehe einen Teil der Abneigung überhaupt nicht.
Natürlich sind die eigentlichen »Watchmen« um Längen besser, und selbstverständlich braucht niemand das Paperback mit den sechs Comic-Bänden zum »Comedian«. Wer sich aber darauf einlässt, weil er das Universum mag, das Moore und Gibbons erschaffen haben, dem dürfte die Geschichte dennoch gut gefallen.
(Wer reingucken mag: Auf der Seite des deutschsprachigen Verlage steht eine kostenlose Leseprobe bereit.)
22 Oktober 2014
Rat Ciy Riot aus San Diego
Ich gestehe, dass mir Rat City Riot aus der kalifornischen Metropole San Diego bis vor wenigen Wochen noch unbekannt war. Dann bekam ich aus Quellen, die ich vergessen habe, eine CD der Band – wahrscheinlich war es eine Beilage zu einem Punkrock-Heft. Auf der CD befinden sich Aufnahmen eines offenbar großartigen Konzerts, das die Band im August 2012 im »Wild At Heart« in Berlin gegeben hat.
Was die fünf Burschen aus Südkalifornien bieten, ist rotziger Streetpunk der aktuellen amerikanischen Schule. Die Stücke kommen ohne unnötige Soli aus und verzichten auf das Geschunkel, das viele der sogenannten Streetpunk-Bands immer wieder gern einbauen. Stattdessen wird kompetent nach vorne gebolzt, der Sänger brüllt ordentlich ins Mikrofon, und dazwischen gibt es kurze Ansagen.
Die Band wirkt bestens aufgelegt, das Publikum macht einen gut gelaunten Eindruck; in dem Club in Berlin scheint die Stimmung echt klasse gewesen zu sein. Alles in allem ist diese Live-CD ein Beleg für modernen Punkrock, der sehr wohl die alten Vorbilder kennt, ihnen aber nicht nachtrauert.
Mag sein, dass die Band nicht schreiend neu und superoriginell klingt – aber es ist großartiger Punkrock mit viel Melodie und Schmackes, zu dem man eigentlich ordentlich Pogo tanzen müsste. Ich höre die CD dauernd im Auto und muss mich eher beherrschen, damit ich nicht zu schnell fahre ...
Was die fünf Burschen aus Südkalifornien bieten, ist rotziger Streetpunk der aktuellen amerikanischen Schule. Die Stücke kommen ohne unnötige Soli aus und verzichten auf das Geschunkel, das viele der sogenannten Streetpunk-Bands immer wieder gern einbauen. Stattdessen wird kompetent nach vorne gebolzt, der Sänger brüllt ordentlich ins Mikrofon, und dazwischen gibt es kurze Ansagen.
Die Band wirkt bestens aufgelegt, das Publikum macht einen gut gelaunten Eindruck; in dem Club in Berlin scheint die Stimmung echt klasse gewesen zu sein. Alles in allem ist diese Live-CD ein Beleg für modernen Punkrock, der sehr wohl die alten Vorbilder kennt, ihnen aber nicht nachtrauert.
Mag sein, dass die Band nicht schreiend neu und superoriginell klingt – aber es ist großartiger Punkrock mit viel Melodie und Schmackes, zu dem man eigentlich ordentlich Pogo tanzen müsste. Ich höre die CD dauernd im Auto und muss mich eher beherrschen, damit ich nicht zu schnell fahre ...
Fanzine in Farbe und bunt
Einen entspannten und fröhlichen Eindruck hinterlassen die Mitglieder des Atlan-Clubs Deutschland, die in diesem Sommer ihren ACD-Jahrescon feierten. Das zumindest belegt die Ausgabe 230 des Fanzines »Intravenös«, die bereits im September erschienen ist, die ich aber erst dieser Tage gelesen habe.
Insgesamt 16 farbige Fotoseiten liefern einen Rückblick auf einen echt fannischen Con, der mit schönem Wetter und amüsierten Gesichtern glänzte. Da bekomme ich glatt mal wieder Lust, auf einen ACD-Con zu fahren; ich erinnere mich schon nicht mehr daran, wann ich das zum letzten Mal getan habe.
Darüber hinaus liefert das 40 Seiten umfassende Club-Fanzine augenzwinkernde und durchaus herzerfrischende Einblicke in einen nach wie vor aktiven Science-Fiction-Verein, den es seit den 80er-Jahren gibt. Die meisten Mitglieder nehmen das Club-Leben nicht sonderlich ernst, weil sie ein »richtiges Leben« führen; das merkt man, denn das macht die Sache gleich viel entspannter.
Ein schönes Fanzine, das ich gern gelesen habe. Ach ja, von mir ist auch ein Text enthalten: »Genannt: Katze« ist ein Textfragment aus dem Jahr 1986, das ich hier präsentiere und mit einigen Kommentaren aus der heutigen Zeit versehe. Mal schauen, wie das die anderen »Intra«-Leser so finden ...
Insgesamt 16 farbige Fotoseiten liefern einen Rückblick auf einen echt fannischen Con, der mit schönem Wetter und amüsierten Gesichtern glänzte. Da bekomme ich glatt mal wieder Lust, auf einen ACD-Con zu fahren; ich erinnere mich schon nicht mehr daran, wann ich das zum letzten Mal getan habe.
Darüber hinaus liefert das 40 Seiten umfassende Club-Fanzine augenzwinkernde und durchaus herzerfrischende Einblicke in einen nach wie vor aktiven Science-Fiction-Verein, den es seit den 80er-Jahren gibt. Die meisten Mitglieder nehmen das Club-Leben nicht sonderlich ernst, weil sie ein »richtiges Leben« führen; das merkt man, denn das macht die Sache gleich viel entspannter.
Ein schönes Fanzine, das ich gern gelesen habe. Ach ja, von mir ist auch ein Text enthalten: »Genannt: Katze« ist ein Textfragment aus dem Jahr 1986, das ich hier präsentiere und mit einigen Kommentaren aus der heutigen Zeit versehe. Mal schauen, wie das die anderen »Intra«-Leser so finden ...
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Veröffentlichungen
21 Oktober 2014
Gut lesbares, gut recherchiertes Sachbuch
Dass ich Bücher nicht unbedingt immer gleich zum Erscheinen lese, das ist keine neue Erscheinung; manchmal liegen sie jahrelang in einem Stapel und warten darauf, dass ich sie herausfische. Das geschah im Spätsommer 2014 mit einem Sachbuch, das bereits acht Jahre zuvor erschienen war und zu dem ich sogar ein Vorwort beigesteuert hatte. Die Rede ist von »Star Trek 40 Jahre«, das von dem Autorenduo Thomas Höhl und Mike Hillenbrand verfasst worden ist.
Ich bin weder ein »Star Trek«-Fan noch auch nur andeutungsweise ein Experte für diese Science-Fiction-Serie mit all ihrem Umfeld. Ich stehe ihr mit großer Sympathie gegenüber, wenngleich ich wahrscheinlich nicht mehr als drei Dutzend Episoden gesehen habe: seit den 70er-Jahren wohlgemerkt und verteilt über diverse Serien.
Das macht aber nichts: Das Buch ist weder ein dröger »Episoden-Guide«, in dem haarklein irgendwelche Folgen nacherzählt werden, noch kann man es als bierernste Auseinandersetzung mit »Star Trek« betrachten. Stattdessen beleuchten die beiden Autoren mit viel Sachverstand, einer tüchtigen Prise Ironie und absolut gelungenem Sprachstil die »Star Trek«-Phänomene der vergangenen Jahrzehnte.
Sie spüren den Mythen der Serie nach, sie präsentieren besonders ausgefallene Peinlichkeiten der Synchronisation, sie lassen die Fans zu Wort kommen und stellen die Schauspieler und wichtigen Leute der Serie in Interviews dar. Das ganze wird gefällig präsentiert, ist einfach richtig gut geschrieben und hinterlässt bei mir zudem den Eindruck, es sei hervorragend recherchiert.
Mir scheint, es handelt sich hierbei um ein astreines Sachbuch, wie ich es lerne: Fast spielerisch werden Informationen vermittelt, die dem Hardcore-Fan wahrscheinlich zu einem großen Teil bekannt sind, mir aber wirklich neue Hintergründe zeigen. So etwas mag ich, so etwas gibt es viel zu wenig.
Umso unverständlicher, dass es von dem Buch seit 2006 offensichtlich weder eine Neuauflage noch eine E-Book-Version gegeben hat. Das würde dann aber bitteschön Zeit – bevor »Star Trek« so ganz klammheimlich seine fünfzig Jahre erreicht ...
Ich bin weder ein »Star Trek«-Fan noch auch nur andeutungsweise ein Experte für diese Science-Fiction-Serie mit all ihrem Umfeld. Ich stehe ihr mit großer Sympathie gegenüber, wenngleich ich wahrscheinlich nicht mehr als drei Dutzend Episoden gesehen habe: seit den 70er-Jahren wohlgemerkt und verteilt über diverse Serien.
Das macht aber nichts: Das Buch ist weder ein dröger »Episoden-Guide«, in dem haarklein irgendwelche Folgen nacherzählt werden, noch kann man es als bierernste Auseinandersetzung mit »Star Trek« betrachten. Stattdessen beleuchten die beiden Autoren mit viel Sachverstand, einer tüchtigen Prise Ironie und absolut gelungenem Sprachstil die »Star Trek«-Phänomene der vergangenen Jahrzehnte.
Sie spüren den Mythen der Serie nach, sie präsentieren besonders ausgefallene Peinlichkeiten der Synchronisation, sie lassen die Fans zu Wort kommen und stellen die Schauspieler und wichtigen Leute der Serie in Interviews dar. Das ganze wird gefällig präsentiert, ist einfach richtig gut geschrieben und hinterlässt bei mir zudem den Eindruck, es sei hervorragend recherchiert.
Mir scheint, es handelt sich hierbei um ein astreines Sachbuch, wie ich es lerne: Fast spielerisch werden Informationen vermittelt, die dem Hardcore-Fan wahrscheinlich zu einem großen Teil bekannt sind, mir aber wirklich neue Hintergründe zeigen. So etwas mag ich, so etwas gibt es viel zu wenig.
Umso unverständlicher, dass es von dem Buch seit 2006 offensichtlich weder eine Neuauflage noch eine E-Book-Version gegeben hat. Das würde dann aber bitteschön Zeit – bevor »Star Trek« so ganz klammheimlich seine fünfzig Jahre erreicht ...
20 Oktober 2014
Die Pralinen-Überraschung
Als ich vor bald zehn Jahren zum ersten Mal in Belgien weilte, wurde ich ein großer Fan der belgischen Pralinen. In jeder Stadt musste ich die Leckereien aus Schokolade probieren, und meist war ich sehr davon angetan. Über Kalorien, Joule, Zuckergehalt und anderen Kram machte ich mir keine großen Gedanken – warum auch? Wichtig war mir, dass es schmeckte.
In diesem Frühherbst kaufte ich wieder Pralinen. In einem Fachgeschäft, das allgemein empfohlen worden ist und vor dem die Leute echt Schlange standen, kaufte ich ordentlich ein. Und daheim verspeiste ich die Pralinen, um eine Überraschung nach der anderen zu erhalten.
Die Dinger waren gar nicht mehr so lecker wie vor zehn Jahren, die waren gar nicht so toll wie in meiner Erinnerung! Wie das?
Seither rätsle ich, ob sich mein Geschmack in all den Jahren so verändert hat oder ob mich damals einfach die Urlaubslaune überwältigte. Oder ob es daran liegt, dass es in Karlsruhe eine Reihe von Konditoreien gibt, die selbstgemachte Pralinen von hoher Qualität anbieten. Die schmecken dann möglicherweise einfach besser als die hochgelobten Produkte aus Belgien.
Fakt ist, dass ich Pralinen »vom Endle« oder aus dem Kaffeehaus Schmidt, von »Mary Poppins« oder vom »Ludwig's« nach wie vor schätze. Wenn ich diese Läden sehe, mache ich idealerweise einen großen Bogen um sie – damit ich kein Geld dort liegen lasse. Aber mein Geschmack sagt mir, dass sie mir besser munden als hochgelobte Pralinen aus Belgien.
Grundsätzlich hat sich mein Geschmack übrigens nicht geändert. Leckeres Trappisten- oder Blond-Bier, das ich in Belgien gekauft habe, ist auch in Süddeutschlandn noch lecker. Ich muss mir also keine grundsätzlichen Sorgen um mich machen ...
In diesem Frühherbst kaufte ich wieder Pralinen. In einem Fachgeschäft, das allgemein empfohlen worden ist und vor dem die Leute echt Schlange standen, kaufte ich ordentlich ein. Und daheim verspeiste ich die Pralinen, um eine Überraschung nach der anderen zu erhalten.
Die Dinger waren gar nicht mehr so lecker wie vor zehn Jahren, die waren gar nicht so toll wie in meiner Erinnerung! Wie das?
Seither rätsle ich, ob sich mein Geschmack in all den Jahren so verändert hat oder ob mich damals einfach die Urlaubslaune überwältigte. Oder ob es daran liegt, dass es in Karlsruhe eine Reihe von Konditoreien gibt, die selbstgemachte Pralinen von hoher Qualität anbieten. Die schmecken dann möglicherweise einfach besser als die hochgelobten Produkte aus Belgien.
Fakt ist, dass ich Pralinen »vom Endle« oder aus dem Kaffeehaus Schmidt, von »Mary Poppins« oder vom »Ludwig's« nach wie vor schätze. Wenn ich diese Läden sehe, mache ich idealerweise einen großen Bogen um sie – damit ich kein Geld dort liegen lasse. Aber mein Geschmack sagt mir, dass sie mir besser munden als hochgelobte Pralinen aus Belgien.
Grundsätzlich hat sich mein Geschmack übrigens nicht geändert. Leckeres Trappisten- oder Blond-Bier, das ich in Belgien gekauft habe, ist auch in Süddeutschlandn noch lecker. Ich muss mir also keine grundsätzlichen Sorgen um mich machen ...
19 Oktober 2014
Harper, Cora und die Zukunft
Zu den Themen, die auf der diesjährigen Buchmesse durchaus aufgeregt diskutiert wurden, zählte der direkte Einstieg von HarperCollins in den deutschsprachigen Buchmarkt. Das wird schließlich nicht ohne Auswirkungen auf Agenten und Autoren, auf Verlage und Kunden haben – und ist im Zuge der allgemeinen Globalisierung nicht uninteressant.
Um es kurz zu erläutern: HarperCollins, weltweit einer der ganz großen Literaturverlage, hat hierzulande bisher seine Rechte an die einschlägigen Verlage verkauft, an die Randomhouse-Gruppe ebenso wie an die anderen Gruppen oder an eigenständige Häuser. Jetzt aber will man direkt in den jeweiligen Ländern aktiv werden, darunter in Deutschland.
Davor hat man schlauerweise die kanadische Verlagsgruppe Harlequin übernommen und ist damit hierzulande mit einem Fuß in der Tür. Harlequin ist im deutschsprachigen Markt nämlich mit den Taschenheften von Cora und den Taschenbüchern von Mira aktiv – mit einem Schlag steht HarperCollins also in Hamburg am Valentinskamp, verfügt über einen existierenden Vertrieb im Buch- und Zeitschriftenhandel und vor allem über ein hervorragendes Standbein im E-Book-Sektor.
Von Hamburg aus soll HarperCollins Germany dann mal fünfzig Titel pro Jahr in den Handel schieben – vorerst nur in der Belletristik. Los soll es im Herbst 2015 gehen, und als erster Titel kommt ein Roman von Daniel Silva. Der Autor wurde bisher von Piper und dessen Imprint Pendo gepflegt; das dürfte in der Georgenstraße in München nicht gerade für Vergnügen gesorgt haben.
Wie es weitergeht, weiß noch keiner; spannend ist das allemal. Warum sollen sich Verlage in den heutigen Zeiten die Erfolge mit Partnern teilen, wenn sie selbst das Lektorat, den Vertrieb und das Marketing steuern können? Vor allem, wenn sie auch noch indirekt bereits auf dem hiesigen Markt aktiv sind?
Aus der Sicht von HarperCollins ist das alles folgerichtig und korrekt. Die deutschsprachigen Verlage müssen sich allerdings jetzt überlegen, wie es für sie weitergeht. Und die anderen amerikanischen Verlage werden sich genau anschauen, wie das für HarperCollins weitergeht: Warum sollten sie dem Beispiel nicht folgen, wenn es gut funktionieren sollte?
Um es kurz zu erläutern: HarperCollins, weltweit einer der ganz großen Literaturverlage, hat hierzulande bisher seine Rechte an die einschlägigen Verlage verkauft, an die Randomhouse-Gruppe ebenso wie an die anderen Gruppen oder an eigenständige Häuser. Jetzt aber will man direkt in den jeweiligen Ländern aktiv werden, darunter in Deutschland.
Davor hat man schlauerweise die kanadische Verlagsgruppe Harlequin übernommen und ist damit hierzulande mit einem Fuß in der Tür. Harlequin ist im deutschsprachigen Markt nämlich mit den Taschenheften von Cora und den Taschenbüchern von Mira aktiv – mit einem Schlag steht HarperCollins also in Hamburg am Valentinskamp, verfügt über einen existierenden Vertrieb im Buch- und Zeitschriftenhandel und vor allem über ein hervorragendes Standbein im E-Book-Sektor.
Von Hamburg aus soll HarperCollins Germany dann mal fünfzig Titel pro Jahr in den Handel schieben – vorerst nur in der Belletristik. Los soll es im Herbst 2015 gehen, und als erster Titel kommt ein Roman von Daniel Silva. Der Autor wurde bisher von Piper und dessen Imprint Pendo gepflegt; das dürfte in der Georgenstraße in München nicht gerade für Vergnügen gesorgt haben.
Wie es weitergeht, weiß noch keiner; spannend ist das allemal. Warum sollen sich Verlage in den heutigen Zeiten die Erfolge mit Partnern teilen, wenn sie selbst das Lektorat, den Vertrieb und das Marketing steuern können? Vor allem, wenn sie auch noch indirekt bereits auf dem hiesigen Markt aktiv sind?
Aus der Sicht von HarperCollins ist das alles folgerichtig und korrekt. Die deutschsprachigen Verlage müssen sich allerdings jetzt überlegen, wie es für sie weitergeht. Und die anderen amerikanischen Verlage werden sich genau anschauen, wie das für HarperCollins weitergeht: Warum sollten sie dem Beispiel nicht folgen, wenn es gut funktionieren sollte?
17 Oktober 2014
G.I. von 1984
Das hier soll kein historischer Artikel werden, weshalb ich so viel nicht über Government Issue schreiben möchte: Die Band aus Washington, D.C., gab's von 1981 bis 1989, sie brachte einige Tonträger heraus und lieferte für viele andere Hardcore-Gruppen der 80er-Jahre eine Art Rollenmodell ab: ruppiger Sound zwischen Punk und Hardcore, ohne Metal, dafür aber kompakt und stets nach vorne gerotzt.
Die Platte »Joyride« ist dafür ein schönes Beispiel: Aufgenommen wurde sie 1984 mit dem Titelstück und auch mit »Blending In« enthält sie Stücke, die man als Hits der Band bezeichnen könnte. 1984 kam die Platte schon einmal hierzulande heraus, ausgerechnet bei Aggressive Rockproduktionen, und seit 2010 gibt es sie in einer neu abgemischten Version, die ich sehr gerne anhöre.
Der Sound ist überzeugend: Kurz und knapp werden die schnellen Stücke herausgehauen, klar und eindeutig schreit der Sänger sein Unwohlsein über aktuelle Verhältnisse in die Welt. Hardcore war wütend und abgrenzend in den 80er-Jahren, und das strahlt die Band aus; musikalisch ist man weit vom metallischen Hardcore anderer Gruppen entfernt.
Die Platte gehört sicher nicht zu den Top-Ten der amerikanischen Hardcore-Geschichte, die man unbedingt haben müsste – wer sich aber für den Punk der 80er-Jahre interessiert, dem dürfte sie auch in der heutigen Zeit gut gefallen. Unmodern ist die Wut aus dieser Zeit schließlich heutzutage nicht ...
Die Platte »Joyride« ist dafür ein schönes Beispiel: Aufgenommen wurde sie 1984 mit dem Titelstück und auch mit »Blending In« enthält sie Stücke, die man als Hits der Band bezeichnen könnte. 1984 kam die Platte schon einmal hierzulande heraus, ausgerechnet bei Aggressive Rockproduktionen, und seit 2010 gibt es sie in einer neu abgemischten Version, die ich sehr gerne anhöre.
Der Sound ist überzeugend: Kurz und knapp werden die schnellen Stücke herausgehauen, klar und eindeutig schreit der Sänger sein Unwohlsein über aktuelle Verhältnisse in die Welt. Hardcore war wütend und abgrenzend in den 80er-Jahren, und das strahlt die Band aus; musikalisch ist man weit vom metallischen Hardcore anderer Gruppen entfernt.
Die Platte gehört sicher nicht zu den Top-Ten der amerikanischen Hardcore-Geschichte, die man unbedingt haben müsste – wer sich aber für den Punk der 80er-Jahre interessiert, dem dürfte sie auch in der heutigen Zeit gut gefallen. Unmodern ist die Wut aus dieser Zeit schließlich heutzutage nicht ...
16 Oktober 2014
Ein Schloss in Luxemburg
Als Normalsterblicher landet man wohl eher selten in einem Schloss, um dort eine Nacht zu verbringen. Vor einigen Tagen glückte mir das allerdings – wie es dazu kam, spielt jetzt gar keine große Rolle. Aber ich kam nach Urspelt im nördlichen Luxemburg, und dort nächtigte ich im Chateau d'Urspelt: klingt gut, war auch gut.
Wer von Urspelt noch nie gehört hat, muss sich nicht grämen. Ich schätze, dass die Landgemeinde aus höchstens einem Dutzend Häuser besteht. Man kommt nur über schmale Straßen dahin – von Köln oder Trier oder Saarbrücken liegt die Gemeinde aber gar nicht so weit entfernt; von Karlsruhe aus sind es gut dreieinhalb Stunden Fahrt.
Das Schloss selbst ist vom Grundsatz her sehr alt, spielte während des Zweiten Weltkriegs wohl eine wichtige Rolle, weil es während der Kämpfe in den Ardennen von den Amerikanern genutzt wurde, zerfiel danach aber. In den vergangenen Jahren wurde es komplett renoviert und wird jetzt als Schlosshotel mit angeschlossenem Restaurant genutzt.
Es wirkt kaum protzig: Die Gebäude sind schlicht und gruppieren sich um einen eleganten Innenhof, die Zimmer wirken mit ihrem Holz ebenfalls schlicht und elegant. Der überladene Prunk, den man als kleiner Angestellter erwartet, fehlte glücklicherweise – und so gefiel mir das ganze sehr gut. Das Frühstück sowie das Abendessen im Schlossrestaurant empfand ich als angenehm; das Essen selbst ist eine andere, noch separat zu lobende Geschichte.
Das beste an der ganzen Angelegenheit: Die Übernachtung war nicht einmal teuer; wir hatten über eine Online-Agentur gebucht. Das einzig schlechte allerdings: Das Wetter war an dem Abend mies, so dass ein schöner Spaziergang durch die umliegenden Hügel und um das schöne Schloss flachfiel. Vielleicht ein andermal ...
Wer von Urspelt noch nie gehört hat, muss sich nicht grämen. Ich schätze, dass die Landgemeinde aus höchstens einem Dutzend Häuser besteht. Man kommt nur über schmale Straßen dahin – von Köln oder Trier oder Saarbrücken liegt die Gemeinde aber gar nicht so weit entfernt; von Karlsruhe aus sind es gut dreieinhalb Stunden Fahrt.
Das Schloss selbst ist vom Grundsatz her sehr alt, spielte während des Zweiten Weltkriegs wohl eine wichtige Rolle, weil es während der Kämpfe in den Ardennen von den Amerikanern genutzt wurde, zerfiel danach aber. In den vergangenen Jahren wurde es komplett renoviert und wird jetzt als Schlosshotel mit angeschlossenem Restaurant genutzt.
Es wirkt kaum protzig: Die Gebäude sind schlicht und gruppieren sich um einen eleganten Innenhof, die Zimmer wirken mit ihrem Holz ebenfalls schlicht und elegant. Der überladene Prunk, den man als kleiner Angestellter erwartet, fehlte glücklicherweise – und so gefiel mir das ganze sehr gut. Das Frühstück sowie das Abendessen im Schlossrestaurant empfand ich als angenehm; das Essen selbst ist eine andere, noch separat zu lobende Geschichte.
Das beste an der ganzen Angelegenheit: Die Übernachtung war nicht einmal teuer; wir hatten über eine Online-Agentur gebucht. Das einzig schlechte allerdings: Das Wetter war an dem Abend mies, so dass ein schöner Spaziergang durch die umliegenden Hügel und um das schöne Schloss flachfiel. Vielleicht ein andermal ...
15 Oktober 2014
Im Brick
Bei Restaurants, die in teuren Hotels untergebracht sind, kann man leider nicht davon ausgehen, dass sie unbedingt gut sind. Das »New Brick« im Lindner-Hotel in Frankfurt-Sachsenhausen ist eine echte Ausnahme. Ich muss das wissen – während der diesjährigen Frankfurter Buchmesse habe ich dort zweimal zu Abend gegessen und dreimal gefrühstückt.
Die Frühstücke waren »normal«, sah man davon ab, dass es frischgepressten Orangensaft und leckere Omelettes auf Anfrage gab. Allerdings finde ich das bei dem irrsinnigen Preis, den in diesem Hotel eine Übernachtung kostet, völlig angebracht.
Schön war hingegen das Abendessen, vor allem deshalb, weil es Vegetarier nicht ausschloss. Schon der »kleine Gruß aus der Küche« war frei von toten Tieren, und damit ist ja leider nicht zu rechnen. Es gab eine fleischfreie Suppe, und es gab zwei fleischfreie Hauptspeisen, womit ich für die zwei Abende bestens versorgt war.
Alles schmeckte klasse, die Preise waren – vor allem für ein Hotel dieser Güteklasse – absolut moderat, und den Service empfand ich als unaufdringlich und sehr nett. Warum das Ding sich im Untertitel als »Californian Restaurant« bezeichnete, verstand ich allerdings nicht; weder das Essen noch die Getränke, die Einrichtung oder der Service wirkten irgendwie kalifornisch. Aber ich muss ja nicht alles kapieren.
Gern im nächsten Jahr wieder. Wenn wir für ein so teures Hotel noch einmal irgendwelche Freundschaftspreise erhalten, versteht sich ...
Die Frühstücke waren »normal«, sah man davon ab, dass es frischgepressten Orangensaft und leckere Omelettes auf Anfrage gab. Allerdings finde ich das bei dem irrsinnigen Preis, den in diesem Hotel eine Übernachtung kostet, völlig angebracht.
Schön war hingegen das Abendessen, vor allem deshalb, weil es Vegetarier nicht ausschloss. Schon der »kleine Gruß aus der Küche« war frei von toten Tieren, und damit ist ja leider nicht zu rechnen. Es gab eine fleischfreie Suppe, und es gab zwei fleischfreie Hauptspeisen, womit ich für die zwei Abende bestens versorgt war.
Alles schmeckte klasse, die Preise waren – vor allem für ein Hotel dieser Güteklasse – absolut moderat, und den Service empfand ich als unaufdringlich und sehr nett. Warum das Ding sich im Untertitel als »Californian Restaurant« bezeichnete, verstand ich allerdings nicht; weder das Essen noch die Getränke, die Einrichtung oder der Service wirkten irgendwie kalifornisch. Aber ich muss ja nicht alles kapieren.
Gern im nächsten Jahr wieder. Wenn wir für ein so teures Hotel noch einmal irgendwelche Freundschaftspreise erhalten, versteht sich ...
14 Oktober 2014
Kirchen, Dörfer, Amazonen
Dass es Autorinnen und Autoren gibt, die Amazon sehr kritisch gegenüber stehen, ist bekannt. Ich selbst bin auch kein Freund des Internet-Großhändlers, habe mich dazu bereits an dieser Stelle geäußert, muss aber feststellen, dass viele Argumente, die man neuerdings zu hören bekommt, sehr seltsam klingen.
So geht es neuerdings gegen das Amazon-Angebot »Kindle Unlimited«, in dem manche nicht mehr und nicht weniger als den »Ausverkauf der Literatur« sehen. Unter anderem wird als Argument genannt, dass die Autoren »beleidigend niedrig« bezahlt werden.
Ganz ehrlich: Das mag im Einzelfall zutreffen. Mit dem neuen Amazon-Programm wird sicher so gut wie niemand große Reichtümer erwerben. Aber wer als Autor einen ganz normalen Vertrag mit einem ganz normalen Verlag abschließt, wird dabei ebensowenig reich. Er oder sie bekommt im normalen Fall ein halbwegs vernünftiges Garantiehonorar – später folgen entsprechende Prozentzahlungen.
Sehr häufig bezahlen selbst große Verlage ihre Autoren unter Stundenlohnaspekten nämlich ebenso »beleidigend niedrig«. Gäbe es das deutsche Subventions-, Kulturförderungs- und Stipendiumswesen nicht, könnten viele der sogenannten Hochliteraturautoren nicht überleben.
Bei den meisten Autoren wäre es unter Stundenlohnaspekten besser, sie würden sich als Bedienung in eine Kneipe stellen; das ist zwar sehr anstrengend und wird nicht besonders gut bezahlt, kann aber durchaus Spaß machen und sichert einem ein soziales Umfeld. Manchmal denke ich, dass manche Kritiker bei ihrer Argumentation die Kirche im Dorf lassen sollten.
So geht es neuerdings gegen das Amazon-Angebot »Kindle Unlimited«, in dem manche nicht mehr und nicht weniger als den »Ausverkauf der Literatur« sehen. Unter anderem wird als Argument genannt, dass die Autoren »beleidigend niedrig« bezahlt werden.
Ganz ehrlich: Das mag im Einzelfall zutreffen. Mit dem neuen Amazon-Programm wird sicher so gut wie niemand große Reichtümer erwerben. Aber wer als Autor einen ganz normalen Vertrag mit einem ganz normalen Verlag abschließt, wird dabei ebensowenig reich. Er oder sie bekommt im normalen Fall ein halbwegs vernünftiges Garantiehonorar – später folgen entsprechende Prozentzahlungen.
Sehr häufig bezahlen selbst große Verlage ihre Autoren unter Stundenlohnaspekten nämlich ebenso »beleidigend niedrig«. Gäbe es das deutsche Subventions-, Kulturförderungs- und Stipendiumswesen nicht, könnten viele der sogenannten Hochliteraturautoren nicht überleben.
Bei den meisten Autoren wäre es unter Stundenlohnaspekten besser, sie würden sich als Bedienung in eine Kneipe stellen; das ist zwar sehr anstrengend und wird nicht besonders gut bezahlt, kann aber durchaus Spaß machen und sichert einem ein soziales Umfeld. Manchmal denke ich, dass manche Kritiker bei ihrer Argumentation die Kirche im Dorf lassen sollten.
Bibliographisches Fanzine von 1966
Zu den ungewöhnlichen Fanzines der 60er-Jahre zählt der »Anabis-Sonderdruck«, den Roland Kloss im Sommer 1966 veröffentlichte. Für die damalige Zeit sehr unüblich war die Art des Drucks: Es wurden keine Matritzen verwendet, sondern eine Art Offsetdruck, die dem ganzen Heft damit ein sehr professionelles Aussehen verlieh.
Der Titel war schlicht und eindeutig: »Utopie und Phantastik im Georg Müller Verlag«. Es handelte sich tatsächlich um eine Bibliographie, und der Fanzinemacher widmete sie laut Vorwort »allen Sammlern und Liebhabern phantastisch-utopischer Literatur«.
Der Georg Müller Verlag war in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg und danach tätig. Mit Alfred Döblin, E.T.A. Hoffmann und Hans Heinz Ewers waren Autoren vertreten, die einem Literatur-Interessierten auch heute noch etwas sagen. Von Hermann Esswein und seinem Roman »Flimperpimper, das große Geldschiff« hatte ich allerdings bislang nie gehört – diese »prähistorich-moderne Kultur-Groteske« wurde 1908 publiziert.
Die Illustrationen, von denen in dieser Bibliographie leider nur sehr wenige zu finden sind, stammten von Alfred Kubin; ich finde sie hundert Jahre danach ausgesprochen reizvoll. Wenn ich mir das Fanzine nach all den Jahren durchschaue, erwacht bei manchen Titeln die Neugierde: Was stand in den Büchern wirklich drin?
Schön ist auf jeden Fall, zweierlei festzustellen: Schon anfangs des 20. Jahrhunderts gab es eine reichhaltige Phantastik im deutschsprachigen Raum, die leider heutzutage so gut wie vergessen ist. Und man beklagte schon 1966 die Tatsache, dass darüber so gut wie niemand Bescheid weiß ...
Der Titel war schlicht und eindeutig: »Utopie und Phantastik im Georg Müller Verlag«. Es handelte sich tatsächlich um eine Bibliographie, und der Fanzinemacher widmete sie laut Vorwort »allen Sammlern und Liebhabern phantastisch-utopischer Literatur«.
Der Georg Müller Verlag war in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg und danach tätig. Mit Alfred Döblin, E.T.A. Hoffmann und Hans Heinz Ewers waren Autoren vertreten, die einem Literatur-Interessierten auch heute noch etwas sagen. Von Hermann Esswein und seinem Roman »Flimperpimper, das große Geldschiff« hatte ich allerdings bislang nie gehört – diese »prähistorich-moderne Kultur-Groteske« wurde 1908 publiziert.
Die Illustrationen, von denen in dieser Bibliographie leider nur sehr wenige zu finden sind, stammten von Alfred Kubin; ich finde sie hundert Jahre danach ausgesprochen reizvoll. Wenn ich mir das Fanzine nach all den Jahren durchschaue, erwacht bei manchen Titeln die Neugierde: Was stand in den Büchern wirklich drin?
Schön ist auf jeden Fall, zweierlei festzustellen: Schon anfangs des 20. Jahrhunderts gab es eine reichhaltige Phantastik im deutschsprachigen Raum, die leider heutzutage so gut wie vergessen ist. Und man beklagte schon 1966 die Tatsache, dass darüber so gut wie niemand Bescheid weiß ...
13 Oktober 2014
Kein echter Conbericht
In den 80er-Jahren liebte ich es, auf Cons zu fahren; da traf ich Menschen, mit denen ich auf einer Wellenlänge war und die das verstanden, was ich schreiben und sonstwie zum Ausdruck bringen wollte. In den 90er-Jahren entwickelte sich das ein wenig anders – der Besuch eines Cons wurde zur Arbeit.
Und seit den Nuller-Jahren ist ein Conbesuch für mich kein reiner Spaß mehr: Ich bin nicht als der »Privatklaus« vor Ort, sondern als der »Perryfrick« oder so. Kein Gejammer an dieser Stelle – ich habe mir diese Änderung selbst ausgesucht. Wer sein Hobby zum Beruf macht, darf sich zwanzig Jahre später darüber nicht beklagen.
In Dreieich fühlte ich mich fremd und doch nicht: Auf dem diesjährigen BuchmesseCon waren über 500 Menschen anwesend, was ein toller Erfolg ist. Dazu kann ich den Veranstaltern nur gratulieren, das ist nur der langjährigen intensiven Arbeit des Teams um Roger Murmann zu verdanken. Eine solche Entwicklung hätte ich bei den frühen BuchmesseCons nie vorausgesehen ...
Ich traf viele Bekannte, für die ich viel zu wenig Zeit hatte. Bei den meisten reichte es nur zu einem mehr oder weniger höflichen »Hallo«, mit vielen anderen wechselte ich kein Wort – und ich kann nur hoffen, dass das jetzt nicht als Arroganz oder Ablehnung angesehen wird.
Es war einfach keine Zeit: Ich war drei Stunden anwesend, in denen ich eine Stunde im »eigenen Programmpunkt« saß und etwa eineinhalb Stunden lang der Preisverleihung zuschaute. Obwohl ich wusste, dass »wir« keinen Preis gewinnen würden, gehörte es für mich zum guten Ton, bei dieser Preisverleihung trotz einiger Bauchgrummler den Siegern zu applaudieren.
Aber eigentlich wäre der BuchmesseCon dann für mich interessant gewesen, wenn ich mehr Zeit gehabt hätte. Dann hätte ich vielleicht mehr von den vielen neuen Autorinnen und Autoren mitbekommen, deren Namen ich jetzt staunend bei irgendwelchen Buchmesse-Berichten lese. Oder ich hätte in Büchern von Verlagen geblättert, die ich nur vom Namen her kenne. Oder ...
Aber ich muss mich eben entscheiden. Das Geld verdient der »Perryfrick«, und der fuhr auf den BuchmesseCon. Aber vielleicht schaffe ich es, das Prinzip im nächsten Jahr mal anders zu gestalten. Interessieren würde es mich ja schon.
Und seit den Nuller-Jahren ist ein Conbesuch für mich kein reiner Spaß mehr: Ich bin nicht als der »Privatklaus« vor Ort, sondern als der »Perryfrick« oder so. Kein Gejammer an dieser Stelle – ich habe mir diese Änderung selbst ausgesucht. Wer sein Hobby zum Beruf macht, darf sich zwanzig Jahre später darüber nicht beklagen.
In Dreieich fühlte ich mich fremd und doch nicht: Auf dem diesjährigen BuchmesseCon waren über 500 Menschen anwesend, was ein toller Erfolg ist. Dazu kann ich den Veranstaltern nur gratulieren, das ist nur der langjährigen intensiven Arbeit des Teams um Roger Murmann zu verdanken. Eine solche Entwicklung hätte ich bei den frühen BuchmesseCons nie vorausgesehen ...
Ich traf viele Bekannte, für die ich viel zu wenig Zeit hatte. Bei den meisten reichte es nur zu einem mehr oder weniger höflichen »Hallo«, mit vielen anderen wechselte ich kein Wort – und ich kann nur hoffen, dass das jetzt nicht als Arroganz oder Ablehnung angesehen wird.
Es war einfach keine Zeit: Ich war drei Stunden anwesend, in denen ich eine Stunde im »eigenen Programmpunkt« saß und etwa eineinhalb Stunden lang der Preisverleihung zuschaute. Obwohl ich wusste, dass »wir« keinen Preis gewinnen würden, gehörte es für mich zum guten Ton, bei dieser Preisverleihung trotz einiger Bauchgrummler den Siegern zu applaudieren.
Aber eigentlich wäre der BuchmesseCon dann für mich interessant gewesen, wenn ich mehr Zeit gehabt hätte. Dann hätte ich vielleicht mehr von den vielen neuen Autorinnen und Autoren mitbekommen, deren Namen ich jetzt staunend bei irgendwelchen Buchmesse-Berichten lese. Oder ich hätte in Büchern von Verlagen geblättert, die ich nur vom Namen her kenne. Oder ...
Aber ich muss mich eben entscheiden. Das Geld verdient der »Perryfrick«, und der fuhr auf den BuchmesseCon. Aber vielleicht schaffe ich es, das Prinzip im nächsten Jahr mal anders zu gestalten. Interessieren würde es mich ja schon.
11 Oktober 2014
Ein Samstag in Frankfurt
Am Samstag mittag erlaubte ich mir auf der diesjährigen Buchmesse erstmals das Vergnügen, durch die Messehallen zu schlendern. Ich hatte keinen Termin mehr, den ich unbedingt wahrnehmen musste, und wollte gern einmal schauen, was andere Verlage anbieten. Unter anderem ging ich in die Halle 3.1, in der es entweder große Verlagshäuser wie Rowohlt sowie die entsprechenden Menschentrauben oder kleine Verlage in kleinen Ständen zu geben schien.
Am dichtesten war das Gedränge dennoch in der Nähe unseres Standes. Dort hatte die Messeleitung zwei Stände so platziert, dass sie sich praktisch gegenüber standen – dazwischen war kaum ein Durchkommen. Das beste dabei: Die Stände boten keine Bücher oder Comics an, sondern ausschließlich Plüschtiere im japanischen Stil. Die Kids schienen davon begeistert zu sein.
Ansonsten herrschte an diesem Tag die übliche Stimmung. Unsereins fühlte sich einigermaßen zermatscht – wobei ich das Gefühl hatte, der Restalkohol habe sich langsam verzogen –, die »normalen« Messebesucher zeigten entweder völligen Enthusiasmus oder erste Anzeichen von völliger Erschöpfung.
Ich liebe die Buchmesse. Ich mag es, die vielen Leute zu sehen, die sich für Literatur und Bücher im weitesten Sinne interessieren. Aber ich bin jedes Jahr heilfroh, wenn ich am Samstag abend dann irgendwann heimfahren kann ...
Am dichtesten war das Gedränge dennoch in der Nähe unseres Standes. Dort hatte die Messeleitung zwei Stände so platziert, dass sie sich praktisch gegenüber standen – dazwischen war kaum ein Durchkommen. Das beste dabei: Die Stände boten keine Bücher oder Comics an, sondern ausschließlich Plüschtiere im japanischen Stil. Die Kids schienen davon begeistert zu sein.
Ansonsten herrschte an diesem Tag die übliche Stimmung. Unsereins fühlte sich einigermaßen zermatscht – wobei ich das Gefühl hatte, der Restalkohol habe sich langsam verzogen –, die »normalen« Messebesucher zeigten entweder völligen Enthusiasmus oder erste Anzeichen von völliger Erschöpfung.
Ich liebe die Buchmesse. Ich mag es, die vielen Leute zu sehen, die sich für Literatur und Bücher im weitesten Sinne interessieren. Aber ich bin jedes Jahr heilfroh, wenn ich am Samstag abend dann irgendwann heimfahren kann ...
10 Oktober 2014
Wikinger und Marktschreier
Um auf einer Buchmesse für Aufmerksamkeit sorgen zu können, muss man sich offensichtlich immer mehr einfallen lassen. Mein persönlicher Höhepunkt an diesem dritten Nachmittag der diesjährigen Buchmesse sind zwei Männer, die wallende Gewänder tragen, die offensichtlich aussehen sollen wie mittelalterliche Klamotten.
Auf ihrem Rücken tragen sie jeweils ein Blatt Papier, auf dem ein ausgedruckter Werbeslogan über eine »Lesung am Stand« informiert. Mir wäre es peinlich, so über die Messe zu spazieren – aber das muss jeder für sich selbst wissen.
Lustiger sind die Scharen von Kindern, die von sogenannten Buchpiloten durch die Halle geführt werden. Das Konzept dahinter kapiere ich nicht vollumfänglich, aber es sieht witzig aus: Kinder im Alter von acht bis zehn Jahren, die hinter Erwachsenen in blauen T-Shirts herlaufen.
Eine Gruppe von Kindern trägt Wikingerhelme in blauer Farbe – als würden sie »Wicki und die starken Männer« auf der Buchmesse nachspielen. Es sieht lustig aus, und die Kinder wirken, als hätten sie viel Spaß. Immerhin das also ...
Auf ihrem Rücken tragen sie jeweils ein Blatt Papier, auf dem ein ausgedruckter Werbeslogan über eine »Lesung am Stand« informiert. Mir wäre es peinlich, so über die Messe zu spazieren – aber das muss jeder für sich selbst wissen.
Lustiger sind die Scharen von Kindern, die von sogenannten Buchpiloten durch die Halle geführt werden. Das Konzept dahinter kapiere ich nicht vollumfänglich, aber es sieht witzig aus: Kinder im Alter von acht bis zehn Jahren, die hinter Erwachsenen in blauen T-Shirts herlaufen.
Eine Gruppe von Kindern trägt Wikingerhelme in blauer Farbe – als würden sie »Wicki und die starken Männer« auf der Buchmesse nachspielen. Es sieht lustig aus, und die Kinder wirken, als hätten sie viel Spaß. Immerhin das also ...
09 Oktober 2014
Im Klo zu Frankfurt
Wie es mir sehr oft während einer Buchmesse geht, musste ich pinkeln. Ich eilte in die Toilette, ich stellte mich an ein Pissoir-Becken und verrichtete mein Geschäft. Neben mir stand ein Mann, der einen Kopf kleiner war als ich und an seinem Anzug als Verlagsangestellter zu erkennen war. Hinter uns waren die Kabinen, in denen weitere Männer ihre jeweiligen Geschäfte verrichteten.
Alles war normal. Rechts und links von mir pinkelten Männer, weiter entfernt wuschen sich andere Männer die Hände. Eine ganz normale Buchmesse, ein ganz normaler Donnerstag vormittag. Bis auf einmal die Geräusche ertönten ...
Sie kamen aus der Kabine, die direkt hinter mir war. Mein Kopf ruckte herum, auch der pinkelnde Mann neben mir zuckte zusammen, unsere Blicke trafen sich, und wir schauten uns einen peinlichen Augenblick lang an. Dann guckte jeder wieder nach unten.
Die Geräusche hinter uns klangen, als hätte man Hardcore-Techno der späten 90er-Jahre mit dem Grunzgesang irgendwelcher Grindcore-Bands der 80er-Jahre gekreuzt und durch einen Sequenzer gejagt. Das war alles durchaus abwechslungsreich, kam auf unterschiedliche Tonhöhen und jagte mir den Schauder des Entsetzens über den Rücken.
Dann hörten die Geräusche auf. Während ich langsam mit meiner eigenen Verrichtung zu Ende kam, ertönte hinter mir die Wasserspülung. Da ich neugierig geworden war, ließ ich mir gebührend Zeit. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie ein Mann aus der Kabine kam, sich beim Gehen den Hosenladen zumachte und dann zu den Waschbecken spazierte. Er trug einen Anzug mit Krawatte, hatte einen Bart und wirkte ansonsten völlig normal.
Mein Nebenmann starrte mich an, während er ebenfalls seine Hose schloss. »An seiner Stelle hätte ich uns wenigstens noch eine Scham- und Schonfrist gegönnt.« Ich nickte nur.
Alles war normal. Rechts und links von mir pinkelten Männer, weiter entfernt wuschen sich andere Männer die Hände. Eine ganz normale Buchmesse, ein ganz normaler Donnerstag vormittag. Bis auf einmal die Geräusche ertönten ...
Sie kamen aus der Kabine, die direkt hinter mir war. Mein Kopf ruckte herum, auch der pinkelnde Mann neben mir zuckte zusammen, unsere Blicke trafen sich, und wir schauten uns einen peinlichen Augenblick lang an. Dann guckte jeder wieder nach unten.
Die Geräusche hinter uns klangen, als hätte man Hardcore-Techno der späten 90er-Jahre mit dem Grunzgesang irgendwelcher Grindcore-Bands der 80er-Jahre gekreuzt und durch einen Sequenzer gejagt. Das war alles durchaus abwechslungsreich, kam auf unterschiedliche Tonhöhen und jagte mir den Schauder des Entsetzens über den Rücken.
Dann hörten die Geräusche auf. Während ich langsam mit meiner eigenen Verrichtung zu Ende kam, ertönte hinter mir die Wasserspülung. Da ich neugierig geworden war, ließ ich mir gebührend Zeit. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie ein Mann aus der Kabine kam, sich beim Gehen den Hosenladen zumachte und dann zu den Waschbecken spazierte. Er trug einen Anzug mit Krawatte, hatte einen Bart und wirkte ansonsten völlig normal.
Mein Nebenmann starrte mich an, während er ebenfalls seine Hose schloss. »An seiner Stelle hätte ich uns wenigstens noch eine Scham- und Schonfrist gegönnt.« Ich nickte nur.
08 Oktober 2014
Eine Prise Neid
Einen Teil des heutigen Tages verbrachte ich damit, auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse mit Autorinnen und Autoren aus meinem Bekanntenkreis zu sprechen. Dabei handelte es sich um Menschen, die nicht für die Serie schrieben, bei der ich als Redakteur tätig sind, sondern »freischaffende« Autoren oder Gelegenheitsschriftsteller.
Einige dieser Kollegen haben in der jüngsten Vergangenheit einiges an Erfolgen erzielt. Sie konnten ihre eigenen E-Books veröffentlichen, teilweise bei »richtigen« Verlagen, teilweise bei speziellen E-Book-Portalen, teilweise auch als Selbstpublizierer. Sie alle zeigten sich von ihren ersten Ergebnissen sehr überzeugt und wollen damit weitermachen.
Wir unterhielten uns nicht über wirtschaftliche Daten; das geht mich im Einzelfall dann auch nichts an. Aber aus den unterschiedlichen Gesprächen kam heraus, dass für eine Reihe von Menschen – die mir sympathisch und kompetent gleichermaßen erscheinen – das E-Book eine wichtige Möglichkeit ist, ihre Texte endlich in einer sinnvollen Art und Weise unter die Leute zu bringen.
Da es sich dabei um Autorinnen und Autoren handelt, die nicht unbedingt einfach ihre Texte ins Netz stellen, was Selbstpublizierern gern vorgehalten wird, sondern um solche, die mit ihren Texten intensiv arbeiten, kann ich davon ausgehen, dass es zumindest lesbare Romane sind. Das finde ich gut. Vielleicht ist diese Art des Publizierens tatsächlich die Demokratisierung zumindest von Teilen der Buchbranche, von der manche sprechen.
Und ich? Ganz ehrlich – ich gönne es den Leuten. Ich bin allerdings ein wenig neidisch. Denn natürlich hätte ich ebenfalls gern diesen Erfolg. Aber das klappt derzeit leider nicht so gut. Also kümmere ich mich weiterhin um Science-Fiction-Romane, die in der Liga Freier Terraner, dem Solaren Imperium, der Terranischen Union oder anderen fiktiven Staatengebilden spielen ...
Einige dieser Kollegen haben in der jüngsten Vergangenheit einiges an Erfolgen erzielt. Sie konnten ihre eigenen E-Books veröffentlichen, teilweise bei »richtigen« Verlagen, teilweise bei speziellen E-Book-Portalen, teilweise auch als Selbstpublizierer. Sie alle zeigten sich von ihren ersten Ergebnissen sehr überzeugt und wollen damit weitermachen.
Wir unterhielten uns nicht über wirtschaftliche Daten; das geht mich im Einzelfall dann auch nichts an. Aber aus den unterschiedlichen Gesprächen kam heraus, dass für eine Reihe von Menschen – die mir sympathisch und kompetent gleichermaßen erscheinen – das E-Book eine wichtige Möglichkeit ist, ihre Texte endlich in einer sinnvollen Art und Weise unter die Leute zu bringen.
Da es sich dabei um Autorinnen und Autoren handelt, die nicht unbedingt einfach ihre Texte ins Netz stellen, was Selbstpublizierern gern vorgehalten wird, sondern um solche, die mit ihren Texten intensiv arbeiten, kann ich davon ausgehen, dass es zumindest lesbare Romane sind. Das finde ich gut. Vielleicht ist diese Art des Publizierens tatsächlich die Demokratisierung zumindest von Teilen der Buchbranche, von der manche sprechen.
Und ich? Ganz ehrlich – ich gönne es den Leuten. Ich bin allerdings ein wenig neidisch. Denn natürlich hätte ich ebenfalls gern diesen Erfolg. Aber das klappt derzeit leider nicht so gut. Also kümmere ich mich weiterhin um Science-Fiction-Romane, die in der Liga Freier Terraner, dem Solaren Imperium, der Terranischen Union oder anderen fiktiven Staatengebilden spielen ...
Ein wenig werbend
Ich weiß, das hier ist ein bisschen werbend; aber es ist zugleich eine Information für Science-Fiction-Fans. Also ... »Alles bleibt anders« – das war der erste Science-Fiction-Roman, den Siegfried Langer veröffentlichen konnte. Er wurde für den Deutschen Phantastik Preis und für den Kurd Laßwitz Preis nominiert; ich habe ihn positiv besprochen.
Der Roman spielt in einer Welt, in der das Dritte Reich als Sieger aus dem Zweiten Weltkrieg hervorgegangen ist; 2009 habe ich das hier über den Roman geschrieben:
»Der Roman unterhält hervorragend. Am stärksten ist er an den Stellen, wo die parallelen Welten geschildert werden, vor allem das unfassbar schreckliche Nazi-Deutschland. Die Charaktere sind glaubhaft, vor allem Frank Miller empfand ich als überzeugend. Action-Sequenzen fehlen fast völlig, was nicht im Geringsten stört; dieser Roman wirkt durch starke Szenen ohne ›großes Gedöns‹.»
Bislang kostete das E-Book 8,99 Euro, im Moment gibt es den Roman anlässlich der Frankfurter Buchmesse für gerade mal 99 Cent. Unter anderem hier ...
Der Roman spielt in einer Welt, in der das Dritte Reich als Sieger aus dem Zweiten Weltkrieg hervorgegangen ist; 2009 habe ich das hier über den Roman geschrieben:
»Der Roman unterhält hervorragend. Am stärksten ist er an den Stellen, wo die parallelen Welten geschildert werden, vor allem das unfassbar schreckliche Nazi-Deutschland. Die Charaktere sind glaubhaft, vor allem Frank Miller empfand ich als überzeugend. Action-Sequenzen fehlen fast völlig, was nicht im Geringsten stört; dieser Roman wirkt durch starke Szenen ohne ›großes Gedöns‹.»
Bislang kostete das E-Book 8,99 Euro, im Moment gibt es den Roman anlässlich der Frankfurter Buchmesse für gerade mal 99 Cent. Unter anderem hier ...
07 Oktober 2014
Deutsche Einheit im Ausland
Dass man den Tag der Deutschen Einheit hierzulande feiert, ist mir recht: Im Idealfall gibt es einen Feiertag mehr, an dem unsereins frei hat. Und weil ich den arbeitsfreien Feiertag nicht damit verbringen wollte, irrsinnige Manuskriptberge einer gewissen Raketenheftchenserie durchzuarbeiten, für die ich tätig bin, entschlossen wir uns recht spontan, einige Tage wegzufahren.
Ohne ins Detail zu gehen – diese Details folgen, wenn Lust verspüre –, kann ich nur feststellen, dass es die richtige Entscheidung war. Nordseeluft schnuppern, belgisches Bier trinken, belgische Pralinen futtern, belgische Städte angucken, luxemburgische Schlösser bewundern, durch Luxemburgs Straßen flanieren ... es waren einige gemütliche und gleichzeitig ereignisreiche Tage, die mir viele neue Eindrücke bescherten.
Das beste daran: Während all dieser Zeit hatte ich keinen Computer an und kein Smartphone oder dergleichen in Reichweite. Auch das bereute ich keine Sekunde lang. Ich war kommunikativ einigermaßen abgeschaltet und bekam so nicht mit, was die Facebook-Freunde erleben und was in der Twitter-Timeline steht. Politik und Gesellschaft registrierte ich nur am Rand.
Zudem stellte ich fest, dass man auch im Jahr 2014 – »wie früher« – in fremden Städten und Regionen unterwegs sein kann, ohne sich auf Schritt und Tritt von einem elektronischen Reiseführer leiten zu lassen. Wir hatten nicht einmal einen gedruckten Reiseführer dabei; manchmal genügt es tatsächlich, sich einfach treiben zu lassen.
Das war tatsächlich sehr erholsam. Meinetwegen kann die Buchmesse jetzt kommen!
Ohne ins Detail zu gehen – diese Details folgen, wenn Lust verspüre –, kann ich nur feststellen, dass es die richtige Entscheidung war. Nordseeluft schnuppern, belgisches Bier trinken, belgische Pralinen futtern, belgische Städte angucken, luxemburgische Schlösser bewundern, durch Luxemburgs Straßen flanieren ... es waren einige gemütliche und gleichzeitig ereignisreiche Tage, die mir viele neue Eindrücke bescherten.
Das beste daran: Während all dieser Zeit hatte ich keinen Computer an und kein Smartphone oder dergleichen in Reichweite. Auch das bereute ich keine Sekunde lang. Ich war kommunikativ einigermaßen abgeschaltet und bekam so nicht mit, was die Facebook-Freunde erleben und was in der Twitter-Timeline steht. Politik und Gesellschaft registrierte ich nur am Rand.
Zudem stellte ich fest, dass man auch im Jahr 2014 – »wie früher« – in fremden Städten und Regionen unterwegs sein kann, ohne sich auf Schritt und Tritt von einem elektronischen Reiseführer leiten zu lassen. Wir hatten nicht einmal einen gedruckten Reiseführer dabei; manchmal genügt es tatsächlich, sich einfach treiben zu lassen.
Das war tatsächlich sehr erholsam. Meinetwegen kann die Buchmesse jetzt kommen!
02 Oktober 2014
Die Derby Dolls legen nach
Als die Tübinger Band in Karlsruhe spielte, verpasste ich sie prompt – dabei würde ich die Derbys Dolls echt gern einmal sehen. Vor einiger Zeit erschien die erste Langspielplatte der Band, seit einigen Monaten liegt die erste EP mit vier knackigen Stücken vor; allesamt mit sarkastischen Texten in deutscher Sprache.
Wer sich Stücke wie »Stinke Frau« oder »Mensch, so schön« ausdenkt, kann schon mal kein schlechter Mensch sein ... Ich mag die Art und Weise, wie die Sängerin ihre Texte herauskeift; ich finde den Sound ebenso klasse: Das ist eine Verneigung vor den späten 70er-Jahren, die aber deutlich rotziger klingt als die Aufnahmen von damals.
Die Band macht tolle Hüpfmusik, ein Pogo-Sound, der in den Kopf und dann in die Beine geht. Dass die Stücke nicht gleich zum Mitgrölen einladen, halte ich da für eine zu vernachlässigende Schwäche ...
Ein Preis für den Observer
Über den »Fandom Observer« habe ich oft geschrieben, für ihn ebenfalls: Im Verlauf der vielen Jahre, in denen das Informations-Fanzine die Science-Fiction-Szene im deutschsprachigen Raum jeden Monat beglückte, steuerte ich zahlreiche Artikel und Kurztexte bei. Und ich war aus den unterschiedlichsten Gründen sehr traurig, als das Fanzine mit seiner Nummer 300 das Erscheinen einstellte.
Aber jetzt kam doch eine Art »Nachschlag« heraus. Der »Fandom Observer« hat nämlich den Kurd-Lasswitz-Preis erhalten – einen Sonderpreis für die 300 Ausgaben in 25 Jahren. Dazu gratuliere ich an dieser Stelle gleich mal; das haben die Redakteure verdient.
Schön ist dann allerdings, in gewisser Weise ist es ebenso typisch, dass Günther Freunek (mit dem ich in den 80er-Jahren gemeinsam das Fanzine »Sagittarius« publizierte) zu diesem Anlass eine Sonderausgabe des »Fandom Observer« zusammenzimmerte: drei Seiten in Farbe und mit augenzwinkerndem Humor.
Wenn das jetzt nicht jeder versteht, ist es auch nicht schlimm. Das ist halt Fandom, ein schräger Kosmos für schräge Vögel – für Außenstehende nicht unbedingt kapierbar. Schade ist eben, dass der »FO« über diesen seltsamen Kosmos nicht mehr berichtet.
Aber jetzt kam doch eine Art »Nachschlag« heraus. Der »Fandom Observer« hat nämlich den Kurd-Lasswitz-Preis erhalten – einen Sonderpreis für die 300 Ausgaben in 25 Jahren. Dazu gratuliere ich an dieser Stelle gleich mal; das haben die Redakteure verdient.
Schön ist dann allerdings, in gewisser Weise ist es ebenso typisch, dass Günther Freunek (mit dem ich in den 80er-Jahren gemeinsam das Fanzine »Sagittarius« publizierte) zu diesem Anlass eine Sonderausgabe des »Fandom Observer« zusammenzimmerte: drei Seiten in Farbe und mit augenzwinkerndem Humor.
Wenn das jetzt nicht jeder versteht, ist es auch nicht schlimm. Das ist halt Fandom, ein schräger Kosmos für schräge Vögel – für Außenstehende nicht unbedingt kapierbar. Schade ist eben, dass der »FO« über diesen seltsamen Kosmos nicht mehr berichtet.
01 Oktober 2014
Oktoberfeste überall
Zu den widerwärtigen Erscheinungen in diesem Land zählt das Oktoberfest in München. Ich kenne es nicht von innen, sondern nur aus Medienberichten – es kann also durchaus sein, dass ich mich völlig irre. Womöglich handelt sich um eine Veranstaltung für Schöngeister, bei der es intellektuelle Gespräche zu guter Musik gibt. In meiner Wahrnehmung, die sich immer mal wieder eintrübt, handelt es sich allerdings um ein öffentliches Besäufnis mit schrecklicher Musik, bei der es dazu gehört, sich komplett bescheuert zu benehmen.
Ich kann in gewisser Weise verstehen, dass die Leute in München dazu ein anderes Verhältnis haben; bei den gehört die »Wies'n« gewissermaßen dazu und hat sicher einen anderen Charakter. Was ich tatsächlich nicht verstehe, ist die Ausweitung der Kampfzone: Mittlerweile wuchert das Oktoberfest in alle Richtungen.
Und so steigt an diesem Wochenende sogar in Karlsruhe ein Oktoberfest. Es spielen Bands wie die »Topsis« oder die »Münchner Gaudiblosn«; die werden sicher »einheizen«. Verständlicherweise stammen sie aus Bayern – damit die Bandener sich entsprechend auf das Oktoberfest-Imitat in der badischen Metropole Karlsruhe einlassen.
Normalerweise würde ich ja davon ausgehen, dass das keinen Menschen in meinem sozialen Umfeld interessieren würde. Dass die Plätze in den Zelten schon im voraus so gut wie ausgebucht sind, kann mich dann nicht tangieren – das sind ja alles Leute, die ich nicht kenne und von deren Leben ich nichts mitbekomme.
Pustekuchen! In der Kantine bekam ich ein Gespräch am Tisch mit – zwei Plätze von dem meinen entfernt –, in dem es genau darum ging, dass einige Leute auf das Karlsruher Oktoberfest gehen wollen. In der Diskussion war sogar die Kleidung: Dirndl, Lederhose und dergleichen.
Ich lebe in einer seltsamen Welt, auch in dieser Frage: Wir sind amerikanisiert, was die Weltkultur in Form von Filmen, Literatur und Popmusik angeht – und wenn es um lokales Brauchtum geht, sind wir bajuvarisiert. Glücklicherweise muss ich nicht alles verstehen ...
Ich kann in gewisser Weise verstehen, dass die Leute in München dazu ein anderes Verhältnis haben; bei den gehört die »Wies'n« gewissermaßen dazu und hat sicher einen anderen Charakter. Was ich tatsächlich nicht verstehe, ist die Ausweitung der Kampfzone: Mittlerweile wuchert das Oktoberfest in alle Richtungen.
Und so steigt an diesem Wochenende sogar in Karlsruhe ein Oktoberfest. Es spielen Bands wie die »Topsis« oder die »Münchner Gaudiblosn«; die werden sicher »einheizen«. Verständlicherweise stammen sie aus Bayern – damit die Bandener sich entsprechend auf das Oktoberfest-Imitat in der badischen Metropole Karlsruhe einlassen.
Normalerweise würde ich ja davon ausgehen, dass das keinen Menschen in meinem sozialen Umfeld interessieren würde. Dass die Plätze in den Zelten schon im voraus so gut wie ausgebucht sind, kann mich dann nicht tangieren – das sind ja alles Leute, die ich nicht kenne und von deren Leben ich nichts mitbekomme.
Pustekuchen! In der Kantine bekam ich ein Gespräch am Tisch mit – zwei Plätze von dem meinen entfernt –, in dem es genau darum ging, dass einige Leute auf das Karlsruher Oktoberfest gehen wollen. In der Diskussion war sogar die Kleidung: Dirndl, Lederhose und dergleichen.
Ich lebe in einer seltsamen Welt, auch in dieser Frage: Wir sind amerikanisiert, was die Weltkultur in Form von Filmen, Literatur und Popmusik angeht – und wenn es um lokales Brauchtum geht, sind wir bajuvarisiert. Glücklicherweise muss ich nicht alles verstehen ...
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