29 Januar 2006

Langsamfahrer!

Autobahnauffahrt Rastatt - ich will nur heim. Es ist schon dunkel, und ich würde gerne vor 20 Uhr zu Hause sein. Ich beschleunige flott, biege in die Kurve ein, will weiter beschleunigen ...

... und vor mir schleicht ein Idiot mit dickem Daimler, wird in der Beschleunigungsphase auch noch langsamer ...

Fast wäre ich reingerauscht, aber ich bremse ab. Mit Tempo 70 schleiche ich hinter dem dicken Daimler her, auf den Beschleunigungsstreifen. Im Rückspiegel sehe ich, daß auf der rechten Autobahnspur ein LKW herandonnert.

Freundlicherweise weicht der Lastwagenfahrer auf die mittlere Spur aus. Mein Vor-Fahrer und ich können auf die rechte Spur - und er wird langsamer. Mit Tempo 65 schleichen wir über die rechte Spur der Autobahn, links kriecht der LKW auf der mittleren Spur mit Tempo 80 vorüber.

Hinter uns schert ein zweiter LKW aus, dann ein dritter. Drei LKWs, die uns mit Tempo 80 überholen - im Abstand von jeweils wenigen Metern. Im CD-Player im Auto läuft die neue D.O.A., ich drehe lauter, damit zumindest die Musik schnell ist. Ich wünsche mir eine Kanone ...

Als der vierte LKW ausschert und auf die mittlere Spur wechselt, drängle ich mich rüber. Ich ignoriere das aufflammende Fernlicht von hinten und mache D.O.A. einfach noch lauter.

Langsamfahrer sind die Pest!

Blutwurst und Schwitzebad

Unter dem Motto »Goldkettchen-Seuche '06« luden drei Bands aus der Region ins »Crazy Kong« in Karlsruhe. Nach dem Konzert in der »Stadtmitte« war das in der Samstag nacht der nächste Haltepunkt für Lars und mich.

Das »Kong« ist nicht viel größer als zwei Wohnzimmer zusammen, ein unbeheizter Raum in einer Bretterbude, angesichts der Minusgrade kein guter Konzertort. Aber es war rammelvoll, so daß niemand umfallen konnte und die Temperaturen sehr schnell kletterten.

Blutwurst spielte, Sänger Bär mit weißem Hemd und schwarzer Krawatte, eine Frau am Schlagzeug, und die Saitenfraktion in szenischen T-Shirts: Descendents, Conflict und Jingo de Lunch (erstaunlich farbecht, wird wohl nur zu besonderen Gelegenheiten angezogen).

Großartige Ansagen: »Wir heißen zwar Blutwurst, sind aber Veganer fünften Grades. Wir essen nix, was einen Schatten wirft.« Großartige Show: Gegen Ende zerbiss Bär eine mit Blut gefüllte Wurst, Blut spritzte in die erste Reihe (ich weiß, warum ich eine Lederjacke auf Punk-Konzerte anziehe), und er verschmierte die Soße übers Gesicht und den nackten Oberkörper.

Sehr gelungener Abend!

Heroisches Gerocke

Halbleer sieht der Konzertraum in der »Stadtmitte« in Karlsruhe gleich nicht mehr so cool aus. Das merkte ich, als ich am Samstag abend, 29. Januar, mit Lars dort eintrudelte. Das Uni-Fest und das Konzert im »Crazy Kong« zogen wohl viel Publikum ab.

Zudem kannten wir niemand. »Ich komm mir vor wie in einer fremden Stadt«, maulte Lars – und hatte nicht unrecht. Außer dem Veranstalter Sascha und der Heroines-Sängerin kannten wir niemanden.

Vorgruppe waren The Great Below aus Karlsruhe, für meine Begriffe langweiliger Emorock mit Sängerin. Das tat nicht weh, brachte mich aber nicht mal zum Kopfwackeln.

Die Heroines hatten's danach schwer, mit ihrer Mischung aus Rock'n'Roll und Punkrock gegen die Trägheit des Publikums anzukämpfen. Sängerin Yvonne (das Pseudonym hab' ich vergessen) rotzte und rockte, die Band gab mehr oder weniger lustige Kommentare dazu, der Mixer vermischte alles zu einem Soundbrei.

Appelle, man möge doch bitte weiter nach vorne kommen, fruchteten weder bei mir noch bei den anderen. So gab es einen wunderbaren großen Halbkreis, in dem gelegentlich ein einsamer Pogo-Tänzer seine Kreise zog. Und dann gingen wir irgendwann.

28 Januar 2006

Hohe Deppenquote

Die neunziger Jahre sind lange vorüber. Das hielt die Karlsruher Hardcore-Band Pillbox nicht davon ab, ihr Abschiedskonzert am Freitag, 27. Januar 2006, im Karlsruher Club »Stadtmitte« zu absolvieren. Dabei gab es die Band »nur« von 1993 bis 1998. Schon seltsam ...

Egal. Das Konzert war klasse, die Band – vorneweg Frontmann Edde – rotzte auf der Bühnen ihren metallischen Hardcore runter, und im Publikum war ordentlich Bewegung.
Großartig allerdings die Deppenquote bei den Anwesenden. Ich wußte manchmal nicht, ob ich lachen oder weinen sollte.

Mir ist ohnehin unklar, warum heute junge Männer ausgerechnet solche Hosen tragen müssen, die den halben Hintern zeigte. Der eine gefiel mir am besten: Da sah man echt den Ansatz der Arschritze. Sehr erotisch.

Noch besser aber war der andere Trottel, der immer Stagediven wollte, den aber keiner auffangen mochte, allem aufgeregten Winken zum Trotz. Als er dann endlich doch durfte – weil Pillbox-Sänger Edde das Publikum nötigte –, hing ihm der halbe Arsch aus der Hose. Sehr beeindruckend.

Es gab also viel zu lachen, die Musik dröhnte und krachte, das Bier schmeckte leidlich, und wir – meine Freundin, Ulf und ich – hatten verdammt viel Spaß. Sehr schön!

26 Januar 2006

50 Jahre BRAVO


Machen wir uns nichts vor: Jeder von uns hat irgendwann mal die BRAVO gelesen, die wohl wichtigste Jugendzeitschrift im deutschsprachigen Raum.

Ich auch. Am liebsten natürlich die Beiträge von Dr. Sommer, der mehr zu meiner Sexualaufklärung mehr beitrug als meine Eltern ...

Jetzt gibt es das wunderbare Buch über die fünfzigjährige Geschichte der Zeitschrift, die in diesem August tatsächlich ein großes Jubiläum feiern kann. Erschienen im Archiv der Jugendkulturen, wo man es übrigens auch kaufen kann. Beiträge über die Geschichte des Magazins gehören ebenso dazu wie Artikel über die Beatles, über Techno und Winnetou, zu Drogen und der DDR.

Und zu Punkrock. Und da – ha! – bin auch ich erwähnt. Andreas Kuttner stellte diversen Menschen Fragen zu ihrer Jugend, zur BRAVO und zu Punk, ich gehörte dazu und antwortete.

Und jetzt finden sich diese Fragen und Antworten in einem derart feudalen Buch wieder, daß ich richtig stolz darauf sein kann. Sehr schön!

25 Januar 2006

Nazi-Hochburg Karlsruhe

Ganz klammheimlich scheint sich meine Heimatstadt in eine Nazi-Hochburg zu verwandeln. Schon seit längerem gibt es die Karlsruher Kameradschaft, die immer mal wieder auf sich aufmerksam macht. Aufmärsche gab es bereits (der letzte war für den 3. Dezember 2005 angekündigt, scheiterte aber bereits in Rastatt), und allerlei Neonazi-Aufkleber verunzieren die Laternenpfähle und Plakatwände.

Für den Samstag, 28. Januar 2006, ist schon wieder ein Aufmarsch der sogenannten Freien Kameradschaften in der Stadt angekündigt. Derzeit gibt es ein Verbot, aber man kann damit rechnen, daß die Nazis dagegen klagen und es vielleicht doch zum Aufmarsch kommt.

Als ob das nicht genug sei, fand am letzten Samstag ein Nazi-Treffen im Rheinhafen statt. Ausgerechnet da, wo ich im Sommer x-mal mit dem Rad vorbeidüse.

Die Homepage ka-news berichtet darüber lakonisch: »Mit mehreren Hundertschaften löste die Polizei am Samstagabend im Karlsruher Rheinhafen ein Skinheadkonzert mit knapp 400 Besuchern aus dem rechtsextremen Spektrum auf.«

Die Nazi-Glatzen hatten sich im Elsaß konspirativ getroffen, fuhren dann im Auto-Konvoi nach Karlsruhe. Wie es hieß, waren richtig viele Polizisten im Einsatz, um die Sache aufzulösen. Nach Augenzeugenberichten war »die ganze Straße grün«.

Seltsam, aber so steht es geschrieben ...

23 Januar 2006

Ende eines Seminars

Der Sonntag, 22. Januar, war gewissermaßen der ruhige Abschlußtag des Seminars. Morgens besprachen wir mit den Autorinnen und Autoren noch ihre Exposés, diskutierten über Handlungsentwürfe und Romanideen, bevor Andreas Eschbach und ich noch einen Arbeitsblock einschoben, der in etwa »wie arbeiten eigentlich Verlage?« hätte heißen können.

Danach das gemeinsame Mittagessen und die Rückfahrt mit der Bahn. Ich schlief, ich las ein bißchen, und ich bewunderte das Chaos, das manche Menschen mit ihren Rucksäcken und Koffern anrichten können.

In Karlsruhe wurden Andreas und ich von meiner Freundin vom Bahnhof abgeholt. Im »Weißen Stern« nahmen wir ein köstliches Abendessen mit leckerem Wein zu uns, bevor wir bei uns in der Wohnung zusammensaßen. Bücher wurden geblättert, lustige Geschichten erzählt.

Kurz nach Mitternacht schnappte Andreas Eschbach dann seinen Zug zurück nach Frankreich. Das Seminar-Wochenende – spannnd, unterhaltsam, lustig und informativ – war jetzt endgültig vorüber.

21 Januar 2006

Der zweite Tag ist vorüber

Kurz nach elf Uhr nachts streichen wir die Segel. Ich habe zwar das Gefühl, daß Andreas Eschbach und ich noch fit sind, bemerke aber zusehends, wie einige Teilnehmer sich gelegentlich geistig aus dem Seminar verabschieden.

Frischluft-Zufuhr mit Hilfe offener Fenster half nur kurzfristig. Ein Bierlein zwischendurch erhellte zumindest mein Hirn.

Wir hatten auch ein durchaus anspruchsvolles Programm. Nach dem Mittagessen schrieben die Autorinnen und Autoren einige Seiten neu oder aber sie bearbeiteten ihre Szenen grundsätzlich. Und nach dem Abendessen inklusive sehr kurzer Pause wurde gleich darüber geredet, wie denn eine solche Arbeit sei.

In den letzten eineinhalb Stunden ging es um Exposés, um grundsätzliche Gedanken zum Schreiben eines Romans und anderes Zeugs. Klingt fürchterlich ernsthaft, arg schlimm anstrengend, aber alles in allem lachten wir auch oft genug.

Und ich lernte ebenfalls. Im Kopf entstand quasi die Struktur für einen dritten Roman mit Peter Meißner alias Peter Pank als Hauptperson, die ab diesem Frühjahr 2006 als Fortsetzungsgeschichte im OX erscheinen soll.

Aber jetzt gehe ich erst mal zum Bier ...

Szenen bearbeiten

Der zweite Tag des Seminars: Heute werden nicht nur die Autoren gequält, sondern auch die Computer und Kopierer.

Den Morgen über besprachen wir noch die Texte, zu denen wir am Vortag nicht gekommen waren. Stimmt die Szene? Paßt das Dekor? Sind die Personen sauber eingeführt? Versteht der Leser überhaupt, was der Autor sagen will?

Nach der Mittagspause, die wir unfairerweise gleich mal verkürzt haben (die Leute sind ja zum Arbeiten hier), gingen Andreas Eschbach und ich mit den Autorinnen und Autoren ins Schloß Wolfenbüttel. Dort gibt es andere Seminarräume, vor allem aber auch einen Multimedia-Raum mit verschiedenen Computern.

Anhand der diskutierten Punkte sollten die Autorinnen und Autoren ihre Texte bearbeiten. Hinterher mussten sie ausgedruckt und an die anderen verteilt werden. Die Pause (jetzt also!) sollen gefälligst alle nutzen, um die verschiedenen Texte zu lesen.

Ein erster Blick gibt Andreas' Bemühungen recht: Das kritische Feedback führte bei den meisten dazu, den Text grundlegend zu bearbeiten und dabei auch zu verbessern. Sehr schön!

20 Januar 2006

Szenen und Entwürfe

Das Seminar läuft. Genauer gesagt: Um 23.20 Uhr haben wir heute abend abgebrochen, weil einige Teilnehmer jetzt doch Ermüdungserscheinungen zeigen.

Es begann mit einem sehr informativen Einleitungsvortrag von Andreas Eschbach, in dem er erläuterte, wie sich ein Roman aus Szenen zusammensetzt und was die charakteristischen Eigenschaften einer jeder Szene sind: Es findet eine Veränderung statt, und Raum sowie Zeit sind klar definiert.

Das war jetzt sehr kurz dargestellt, vielleicht ist es trotzdem verständlich.

Danach besprachen wir die Texte der Teilnehmer, wobei wir vor allem die einzelnen Autorinnen und Autoren über die Texte diskutieren ließen. Wie immer, so ist es auch diesmal für mich faszinierend, welche verschiedenen Meinungen es zu den Texten gibt.

Im übrigen haben wir eine bunte Mischung hier: Journalisten, Drehbuchautorinnen, Rollenspiel-Autoren, Fan-Schriftsteller, ein Heftromanautor und so weiter.

Aber jetzt gehe ich zu den anderen. Die sitzen schon bei Bier und Wein zusammen ...

Mal wieder Wolfenbüttel

Freitag, kurz vor Beginn des Seminars: Ich bin seit gestern abend bereits in Wolfenbüttel. Ab heute geht hier in der netten alten Stadt das Science-Fiction-Autorenseminar los, das der Schriftsteller Andreas Eschbach und ich betreuen. Ort ist wie immer die Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel.

Gestern abend gemütliches Beisammensein in einer Kneipe, dummerweise bis zwei Uhr. Heute morgen gemeinsames Frühstück in einem echten Oma-Café.

Später dann interne Diskussion über Seminarziele, Ablauf, Aufgabenstellung und generell die Schriftstellerei; Ort war das Büro von Dr. Olaf Kutzmutz, dem Seminarleiter (die offiziellen Bezeichnungen in einer solchen Akademie sind mir leider nie geläufig).

Vor allem ging es darum, Einzelheiten für das Buch "Sie hatten 44 Stunden" festzulegen, das in diesem Jahr endlich mal erscheinen soll. Ein SF-Roman, geschrieben von 15 Autorinnen und Autoren - letzten Januar in Wolfenbüttel. Da bin ich schon mal extrem darauf gespannt!

18 Januar 2006

Winterfreuden


Das Wetter paßt dem durchschnittlichen Deutschen nie: Im Sommer schimpft man über die Hitze, im Winter über die Kälte. Ich persönlich hasse Regenwetter, vor allem feuchtes, wie es in den letzten zwei Tagen der Fall ist.

Davor war es klasse: eisig kalt und trocken. Weißgepuderte Sträucher und Bäume reckten sich in die klirrend-frische Luft; ich kam mir vor wie im Wintermärchenwald.

Und so ging es zur Teamtagung nach Umweg, über die ich an anderer Stelle geschrieben habe. Das Bild zeigt den PERRY RHODAN-Chefautor Robert Feldhoff und mich (frierend, mit Brille, links im Bild), wie wir meinen Dienstwagen vom Eis befreien. Nicht mal die Eis-, ähm Weinberge im Hintergrund machen da eine gute Figur.

Trotzdem ist Kälte besser als Pisswetter.

Der Ärgermacher

Es klang seltsam. »... möchte ich Sie im Namen der BohemiaFilmkunst sehr herzlich zu unserem Neujahresempfang einladen ...« Aber ich kannte zumindest zwei der drei Absender-Namen, also sagte ich zu.

Und landete am Dienstag abend, 17. Januar, mit meiner Freundin zusammen im Karlsruher Club »Stadtmitte«, der mir sehr gut gefällt (vorne schicke Kneipe, hinten cooler Veranstaltungsraum für Konzerte, Kabarett und – eben jetzt! – auch Film). Einige bekannte Gesichter waren da, Wasser und Sekt gab's umsonst, halbwegs trinkbares Bier (Hatz aus Rastatt) ebenfalls.

Nach einer Eröffnungsrede durch Michael Nagenborg, mir seit Jahren als »das Nagi« bekannt, kam auch schon der Film. »Der Ärgermacher« ist die Abschlußarbeit von Studenten an der Filmhochschule Ludwigsburg, wenn ich's richtig kapiert habe (hey, dort hielt ich sogar mal einen Vortrag!): ein schwarzweiß abgedrehter Streifen, der in Berlin spielt.

Und auch so reichlich »abgedreht« ist: Der Held, ein erfolgloser aber erfolgssüchtiger Schriftsteller namens Jochen Anthrazit, buddelt die Knochen von Franz Kafka, Hermann Hesse und Robert (oder so) Musil aus. Damit erpreßt er die Regierung: Er will einen Buchvertrag mit dem Fischerverlag, der das Buch in einer sechsstelligen Auflage auf den Markt bringen soll.

Anthrazit überfüllt ein Computergeschäft, nimmt eine tschechische Geisel (sehr hübsche Schauspielerin!), randaliert in der Volksbühne, nervt seine Eltern, stiehlt ein Auto und so weiter. Marcel Reich-Ranicki und Steffen Effenberg spielen indirekt auch mit – sehr schön.

Volles Programm; wir kicherten, lachten und staunten abwechselnd. Das war professionelles Kino, mit einigen Schwächen zwar, aber weitaus besser als die Grütze, die man sich allabendlich in der Glotze angucken kann.

Hinterher noch gemütliches Rumstehen, Biertrinken und Leutebelabern: So lasse ich mir das Programm für Dienstagabende gefallen.

17 Januar 2006

Salonpunker

Es gibt Beschimpfungen, die liebe ich einfach.

Mein Highlight in diesen Tagen - wenngleich der Text schon älter ist - kommt von dem Blog des Zeichners »Smiley«. Der Mann hat natürlich auch einen bürgerlichen Namen, aber der tut nichts zur Sache.

Er ist nämlich sehr mutig, indem er mich beschimpft. Ein »Salonpunker« sei ich, schreibt er in einem Artikel, der auf irgendwelche albernen Querelen innerhalb der Fan-Szene eingeht. »Pseudopunker Frick verkündet in mittelalterlicher großfürstlicher Tradition einen Bann gegen eine ihm unangenehme Publikation«, schreibt er über mich.

Noch besser ist aber die Beschimpfung als »Salonpunker«. Aber holla, das kannte ich noch gar nicht. »Pseudo-Punk«? Na klar! »Alter Sack«? Klaro. »Deppen-Punk« oder »Deutsch-Punker«? Kann ich gut mit leben.

»Salonpunker«. Großartig. Ich sollte ein neues Fanzine unter genau diesem Titel starten.

16 Januar 2006

Sunny ist tot

Man kann wirklich nicht behaupten, daß ich ihn gut gekannt hätte: Sunny war der Sänger der Hardcore-Band Skeezicks, die aus Nagold im Schwarzwald kam, rund 20 Kilometer von meinem Heimatdorf entfernt.

Auf der Bühne war Sunny der Hammer, die Skeezicks das Erlebnis schlechthin, das zwischen 1985 und 1991 zu mörderischem Slamdance hinriß. Stücke wie »We are Skeezicks« oder »Blast Away« waren Knaller; die Konzerte der Band brachten mich zu wahren Hüpf-Orgien. Das letzte Konzert gab die Band in Wertheim am Main, und danach waren die Skeezicks Geschichte.

Sunny sah ich gelegentlich, wir unterhielten uns nie großartig. Ich nahm ihn als stets freundlichen und gut gelaunten Riesenkerl wahr.

Am 28. Dezember 2005 ist er an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben. Er wurde nur 38 Jahre alt. Es gibt im Netz ein Kondolenzbuch.

Hart.

11 Januar 2006

Der große Affe

Ich kenne keine einzige der »alten« Verfilmungen, also war »King Kong« für mich neu. Die Story kannte ich natürlich, und Peter Jackson empfahl sich durch geniale Filme wie »Bad Taste« sowie die »Herr der Ringe«-Trilogie als durchaus brauchbarer Regisseur.

Um es kurz zu machen: Ich habe mich eigentlich sehr gut amüsiert.
Der Anfang war klasse, die Darstellung von New York durchgehend überzeugend, die Eingeborenen und die düstere Insel absolut beängstigend und faszinierend. Als gelungen empfand ich die Einführung der Haupt- und Nebenfiguren.

Dann aber das stundenlange Dinosaurier-Gerangel auf der Insel: zwar gut gemacht, aber auf die Dauer echt nervig. Umso cooler danach die King-Kong-Show auf dem Broadway, fliegende Blondinen inklusive.

Wunderschön die Liebes-Szene auf dem zugefrorenen See im Central Park, eindrucksvoll der Endkampf auf dem Empire State Building. (Nein, ich denke bei solchen Filmen weder darüber nach, wie die hübsche Blondine stundenlang barfuß durch den Dschungel rennen kann noch wie sie es schafft, im eisigen Winterwind in Stöckelschuhen und im Ballkleidchen auf die Spitze des Wolken-kratzers zu klettern.)

Ein Film mit Längen, natürlich. Aber toll gemacht war er.

10 Januar 2006

Die erste Sendung im Neuen Jahr

Schon ein seltsames Gefühl, nach bald zwei Monaten wieder im Studio des Querfunk zu sitzen, im freien Radio von Karlsruhe also. Dort mache ich seit 1995 die Sendung ENPUNKT-Radio.

Ein Schelm, wer sich über den Titel wundert.

Die ersten neun Jahre kam die Sendung jede Woche von mir. Jeden Sonntag abend von 22 bis 23 Uhr.

Seit 2004 bin ich nur noch alle vier Wochen dran, weil eine Gruppe jüngerer Leute mich erfreulicherweise unterstützt und auch ersetzt. Wenn ich im Urlaub bin oder auf Dienstreise, fällt meine Sendung aus.

Deshalb erst wieder am 1. Januar 2006 die erste Sendung im Neuen Jahr - ich hatte eben die Unterlagen noch mal in der Hand. Ich spielte Punk aus Kanada. Neue Bands wie die GENERATORZ oder die WEDNESDAY NIGHT HEROES, alte Helden wie D.O.A., dazu Blues-Punk von DANKO JONES, der eher kommerziell verwurschdelt wird.

Sieht man von den vielen technischen Fehlern ab, die ich nach zweimonatiger Pause einbastelte, war's wieder eine Radiosendung, die mir Spaß machte.

Auf die nächsten elf Sendungen in diesem Jahr!

08 Januar 2006

Es ist vollbracht!

Geschafft! »Chaos en France« ist im Verlag. Am Dreikönigstag, also am 6. Januar 2006, mailte ich das Manuskript an Klaus Farin vom Archiv der Jugendkulturen.

Eigentlich war es schon am 7. Januar, morgens um zwei Uhr oder so. Danach war ich auch gut erschlagen.

Was jetzt noch fehlt, ist das Einarbeiten der Farinschen Korrekturen, auf die ich mit Bangen warte, und das Schreiben eines musikalischen Nachwortes.

Die Leser des Buches sollen schließlich einen musikalischen Leitfaden bekommen, damit sie wissen, was sie bei der Lektüre von »Chaos en France« hören dürfen. Neuere französische Punk-Bands sind ebenso dabei wie die Klassiker, etwa WUNDERBACH oder THE BRIGADES.

Seit Tagen höre ich deshalb Franzosen-Punk. Coole Scheiße.

05 Januar 2006

Dieter Sachse ist tot

Mit großer Bestürzung las ich, daß Dieter Sachse am 21. November 2005 gestorben ist. Als Todesursache wird »plötzliches Herzversagen« angegeben.

Ich kannte Dieter nicht besonders gut – dafür aber lang. Vor über zwanzig Jahren lernten wir uns bei einem Science-Fiction-Con kennen: Er war damals schon einer der »Alten« in der Fan-Szene, ich einer von den Jungen, die glaubten, die Welt aus den Angeln heben zu können.

Mir gefiel in all den Jahren stets sein Humor, und ich freute mich immer, wenn ich ihn sah und einige Worte mit ihm redete. Gern »schweinigelte« er ein bißchen, aber immer auf höfliche Art, eher Gentleman-like. Und wenn er in den 80er Jahren auf Science-Fiction-Cons unter dem Tisch seine Kiste mit den Pornos hatte, die er mehr oder weniger heimlich an andere Fans verkaufte, hatte er stets ein fröhlich-schalkhaftes Grinsen im Gesicht.

Mir ist sein Vortrag in Erinnerung, den er einmal in Saarbrücken hielt. Ohne eine Miene zu verziehen, berichtete er über »Science Fiction-Pornos«, sprich Filme, in denen Porno-Szenen mit irgendwelchen SF- und Fantasy-Gags vermixt wurden. Sehr lustig, sehr interessant.

Das war Dieter Sachse. Zuletzt sah ich ihn auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober 2005, etwa vier Wochen vor seinem Tod. Wie so oft in den letzten Jahren, so kam er in diesem Jahr mit dem Heidelberger Uni-Prof Gerd Zech vorbei, auch ein »alter« SF-Fan. Weil ich Termine hatte, sprachen wir diesmal nicht viel: Wir gaben uns die Hand, sagten »Guten Tag«, und ich hetzte weiter.

Jetzt ist er tot. Verdammt.

Dieter Sachse war ein feiner Kerl!

Der Wiener Alt-Fan Alfred Vejchar hat einen Nachruf veröffentlicht, in den er auch Fotos integriert hat. So bleibt von Dieter zumindest eine Erinnerung.

02 Januar 2006

300 Gramm mehr

Auf dem Weg zur Arbeit höre ich gelegentlich Radio. Wegen des Verkehrsberichtes und wegen der Nachrichten. Und manchmal vergesse ich, hinterher wieder auf CD zu schalten, und lasse mich weiter zududeln.

Heute morgen hörte ich einen wichtigen Satz: Über die Feiertage, so hieß es, hätten die Deutschen im Durchschnitt 300 Gramm zugenommen.

Ein Beweis dafür, wie einen die Medien anlügen.

Nach Strich und Faden.

Unglaublich!

Denn ich bin der Beweis. Wenn ich mir meine Wampe so anschaue, sind es mehr als 300 Gramm.

Leckeres Essen an Weihnachten, großartiges Essen an Silvester. Dazwischen Weihnachtsgebäck, Neujahrsbrezeln, Schokoladen-Nikoläuse, Glücksschweinchen aus Marzipan, Pralinen.

Geplatzt bin ich nicht. Aber aufgegangen, glaube ich zumindest.

Und mehr als 300 Gramm sind es locker ...