Jahrelang nahmen wir es uns vor, machten es aber nie: »Komm, lass uns mal nach Haßloch fahren, dort im Supermarkt allen möglichen Kram einkaufen, den es bei uns nicht gibt, und damit die Statistik völlig durcheinander bringen.« Das geht jetzt eh nicht mehr – denn Haßloch ist kein Musterdorf mehr.
Wer das nicht versteht, dem muss ich es kurz erklären. Haßloch liegt in der Pfalz, ist im Prinzip halt ein großes Dorf, das ein wenig aus den Fugen geraten ist und heute an die 20.000 Einwohner hat. Man hat vor 35 Jahren herausgefunden, dass die Bevölkerung dort wohl typisch ist für Deutschland.
Die GfK, so ein Marktforschungsinstitut, benutzte in den Jahrzehnten seit 1986 den Ort als einen Testmarkt für neue Produkte. In Haßloch stimmte wohl das Verhältnis von Alt und Jung, von Familien und Singles und so weiter – damit konnte man gut planen. In den Läden lagen Produkte aus, die man nur in Haßloch bekam; hier konnten die großen Firmen neue Dinge ausprobieren.
Das ist jetzt Geschichte. Die GfK setzt eher auf Online-Fragereien oder gleich auf irgendwelche Smartphone-Geschichten. Damit werden die Ergebnisse schneller und angeblich auch korrekter erzeugt. Damit braucht man auch kein Marktforschungsteam vor Ort mehr.
Schauen wir mal, ob das für die GfK reicht oder ob man in wenigen Jahren eine neue Gemeinde als den typischen Musterort in Deutschland ausfindig macht. Für uns heißt es auf jeden Fall: Eine Fahrt nach Haßloch, um dort Produkte zu kaufen, die man sonst nirgends bekommt, brauchen wir wohl nicht mehr anzutreten. Wahrscheinlich haben wir nicht viel verpasst …
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