Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
24 März 2023
Nach langer Zeit mal wieder gelesen
Ich verlor irgendwann den Kontakt zum Heft, mein Abo lief nach über zwanzig Jahren aus, und ich vermisste es nicht. Dieser Tage sah ich eine aktuelle Ausgabe im Bahnhofsbuchhandel und kaufte sie spontan – es war die Nummer 218, und sie war immer noch komplett in schwarzweiß, und sie wirkte immer noch wie ein Fanzine. Das meine ich ja positiv.
Das Heft las ich im Verlauf der folgenden Wochen komplett durch; als ich das »Trust« früher abonniert hatte, war das vor allem in den späteren Phasen nie der Fall. Ich bin mir nicht sicher, ob das nun für das Heft oder gegen mich spricht … aber darum geht es ohnehin nicht.
Mir sind durch das Heft einige neue Bands aufgefallen, die ich vorher nicht auf dem Schirm hatte. Nachdem ich beispielsweise Hurry Up im Interview interessant gefunden hatte, hörte ich mir die Band auf digitalem Weg an – das ist heute natürlich einfacher möglich als früher – und fand sie gut. Das gilt für einige der anderen Bands ebenfalls; wobei ich baff war, mal wieder von den Moving Targets zu hören.
Interviews über alte Zeiten – in diesem Fall mit Joe Carducci – lese ich eigentlich ganz gern. Das war mir zwar doch zu »nerdig«, aber ich führte es mir komplett zu Gemüte. Das gleiche gilt für Kolumnen und Besprechungen: Nicht alles gefiel mir, logisch, aber ich fühlte mich gut unterhalten und teilweise auch informiert.
Das Heft hat mich tatsächlich eingefangen. Das Fanzine vermittelt eine Begeisterung für neue wie alte Musik. Vielleicht sollte ich es doch wieder abonnieren …
23 März 2023
Ein Spezial für Capricorn
Die erste Ausgabe dieses Spezialhefts wurde im November 1982 veröffentlicht und hatte laut Impressum eine Auflage von 280 Exemplaren. Es war ein typisches Fanzine jener Tage: A5-Format, in der Mitte getackert, Offsetdruck, 40 Seiten.
»Ein neues Projekt, ein neuer Versuch, ein Fanzine zu produzieren und unter die Leute zu bringen«, so wurde es im Vorwort ausgesagt. Man wollte experimentieren und auch mal längere Texte veröffentlichen. Und deshalb bestand die erste Ausgabe aus einer Fantasy-Erzählung, die Hans Metzger verfasst hatte und die großzügig illustriert war. Vor allem die Zeichnungen von Paul Delavier, der auch das Titelbild beisteuerte, faszinieren noch heute. (Er arbeitete später unter anderem für die ATLAN-Heftromanserie.)
Im Jahr 2023 würde der Autor seine Fantasy-Erzählung als Selfpublisher veröffentlichen, nicht mehr als Fanzine. Damals fand ich die Art und Weise toll, wie die »Capricorn«-Redaktion immer wieder neue Wege einzuschlagen versuchte.
22 März 2023
Meine Ghazir-Geschichten
Sie alle spielen auf der Fantasy-Welt Magira, sie alle haben mit Ghazir en Dnormest einen Charakter, der mir in mancherlei Hinsicht ähnelt. Wie das alles zusammenhängt, kann man hoffentlich aus den begleitenden Texten des Buches erkennen; hier und heute spielt das erst mal keine Rolle.
Das Buch gibt’s überall im Handel, gedruckt und als E-Book. Ich hoffe, ich kann es auch mal bei der einen oder anderen öffentlichen Lesung präsentieren. Aber jetzt freue ich mich erst einmal auf das Erscheinen des Werkes!
Eher schlichte Fantasy für Kinder
Der Roman kam bereits 2022 in den Handel, und schaue ich mir die Pressestimmen an, die der Ueberreuter-Verlag auf seiner Internet-Seite zusammengestellt hat, ist das Buch gut angekommen. Mich überzeugte es leider nicht, wobei ich ja nicht die Zielgruppe bin. Mir würden spontan gleich mehrere Romane eingefallen, die ich Kindern geben würde, um sie für Fantasy zu begeistern.
Wobei die Handlung schnell erzählt ist: Etzel ist ein Zauberlehrling, der auf der Burg Helmfest lebt. Als ein Bote der Königin quasi vor seinen Augen umgebracht wird, muss er einspringen. Es geht darum, eine wichtige Medizin in die Hauptstadt Nahfern zu bringen, damit das Leben der Königin gerettet wird. Die ist nämlich von allerlei Intriganten umgeben. Bei seiner Reise in die Hauptstadt trifft Etzel auf Freunde und Feinde, und am Ende kommt es zum Showdown im Gebirge.
Gregor Wolf erzählt seine Geschichte geradelinig und ohne jegliche Überraschung. Etzel und seine Begleiterin – auf die er nach einiger Zeit stößt – reisen quer durchs Land. Sie haken quasi ein Abenteuer nach dem anderen ab, gewinnen ein wenig an Erfahrung, lernen einiges dazu und reisen weiter. Neue Ideen oder einen Funken Originalität sucht man vergeblich.
Die Fantasy-Landschaft, durch die Etzel reitet, ist ebenfalls flach. Das Königreich mutet wie ein sehr schlichtes Deutschland vor: Es gibt Burgen und Klöster, die Leute wohnen in gemütlichen Häusern, und die Ritter sind so, wie man sie sich eben vorstellt.
Ergänzt wird das Ganze durch ein eher schlampiges Lektorat. Aber selbst die Abwesenheit von sprachlichen Fehlern und Klischees hätte die dünne Handlung kaum gerettet. Sicher bin ich nicht die Zielgruppe für den Roman – aber »Etzel Zauderkern und die Macht der Wünsche« mutet schon erschreckend schwach und ideenlos an …
21 März 2023
Ein magisches Hotel
Als eine Tür zur linken Seite offenstand, hielt ich an und sah hinein. Tatsächlich handelte es sich um ein Hotelzimmer, das frei zugänglich war und in dem sich – wie ich nach einem kurzen Blick feststellte – niemand aufhielt. Neugierig übertrat ich die Schwelle und stand auf einmal in einem prächtigen Raum, dessen Dimensionen mich verblüfften.
Die Wände waren mit Holz getäfelt, zwischen denen Teppiche mit bunten Bildmotiven geklemmt waren, und ein Kronleuchter hing an der Decke. Ein riesiges Bett, das mich an alte Filme erinnerte, wartete auf Gäste, und eine offenstehende Tür zeigte mir ein Bad von den Ausmaßen einer kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung.
Staunend ging ich in dem Zimmer umher, während ich die Tür hinter mir offenstehen ließ. Dass jemand hereinkommen würde, erwartete ich nicht, aber ich wollte keine Heimlichtuerei betreiben. Ich betrachtete mich in den Spiegeln eines großen Kleiderschranks, öffnete ihn und stellte fest, dass er leer war.
Hinter dem Nachttisch lag eine Tasche, die ich aufhob. Sie war nicht verschlossen, ich konnte sie aufklappen. Sportkleidung lag darin, sorgsam zusammengelegt und noch nicht benutzt. Der Bewohner oder die Bewohnerin des Hotelzimmers wollte offensichtlich zu irgendwelchen Aktivitäten aufbrechen. Achselzuckend legte ich die Tasche wieder auf den Boden.
Von außen drang Lärm ins Zimmer. Mir fiel wieder ein, dass ich in diesem Hotel eigentlich etwas erledigen wollte. Doch was? Ich entschloss mich, das Hotel zu verlassen. Rasch eilte ich durch die Flure und kaum hinaus ins Freie.
Der Parkplatz direkt vor dem Gebäude war voller Leute, die Autos hatte man offenbar alle weggebracht. Es herrschte gut Stimmung, die Sonne knallte vom blauen Himmel herunter. Die Leute standen im Halbkreis um eine Bühne herum.
Neugierig trat ich näher, bis ich erkannte, um was es sich handelte. Es sollte ein »Fest der Magie« stattfinden, wie mir Plakate am Bühnenrand verrieten. Hinter der Bühne standen einige Zelte, bunt geschmückt. Vielleicht zogen sich dort die Magier um oder bereiteten sich auf die Show vor?
Ich wusste es nicht. Die Neugier erwachte in mir. Da klingelte der Wecker.
Western-Klassiker mit neuem Zeichner
Zuletzt las ich den fünften Band der Gesamtausgabe, der die Alben 13, 14 und 15 zusammenfasst. Diese sind zwar in sich jeweils abgeschlossen, ergeben aber trotzdem eine Art Zyklus: Durango jagt zuerst Killer, dann deren Hintermänner. Dabei werden reihenweise Leute erschossen – wie immer in sehr dramatischer Landschaft, wie immer sehr rasant erzählt.
Das Besondere dabei: Yves Swolfs, der die Serie begründet und jahrelang praktisch allein gesteuert hat, lässt sich unterstützen. Die Alben »Mit einem Bein in der Hölle« und »El Cobra« wurden von dem Zeichner Thierry Girod gestaltet, der sich bemüht, im selben Stil zu bleiben wie Swolfs selbst, in manchem Detail aber ein wenig blasser wirkt.
Der Auftaktband »Ohne Erbarmen« gibt dabei das Geschehen vor. Der erbitterte Kampf gegen einen Killer kann gewonnen werden, dann aber beginnt eine erbarmungslose Jagd. Durango möchte die Hintermänner erledigen, es geht wieder einmal ums große Geld – am Ende liegen viele erschossene Männer im Dreck.
Diese Western-Trilogie ist echt heftig, sie spart nicht an brutalen Details. Erbarmungslose Killer halten sich nicht damit auf, Menschen nur zu erschießen, sondern quälen und vergewaltigen gern. Und es gibt offenbar Leute, die ihnen Schutz gewähren. Ein Moralist wie Durango kann das nicht tolerieren ...
Ganz klar: Die Serie ist nichts für zarte Gemüter. Der fünfte Teil der Gesamtausgabe belegt das sehr deutlich. Spannend erzählt und stark gezeichnet ist er allemal.
17 März 2023
Erainn auf PDF
Ein typischer Satz aus der Ausgabe 109, die dieser Tage veröffentlicht wurde: »Areínnall schwimmt in einem Meer aus Sagen und Märchen und kleinen und großen Schwindeleien.« Das kann man tatsächlich als ein Schlagwort über die meisten Texte in diesem Fanzine legen.
Die Geschichten beziehen sich allesamt auf das Land Erainn und seine Bevölkerung. Viele Fußnoten erklären Begriffe aus der Sprache der »Schlangen«, die der normale Leser – also jemand wie ich – nicht verstehen kann. Die Geschichten selbst sind nicht unbedingt spannend, sondern dienen vor allem dazu, das Land und seine Bewohner vorzustellen. Das ist meist liebevoll, und das wiederum meine ich positiv.
Illustrationen gibt es in diesem Fanzine in Form von Fotos. Sie wurden bei Reisen in Irland angefertigt, wie in einer früheren Ausgabe erläutert wurden, und sind als Bebilderung der Geschichten absolut ausreichend.
Das dreißig Seiten umfassende Fanzine ist typisch für Fanzines, die auf Basis der Fantasy-Welt Magira entstehen. Schön, dass es solche Fanzines noch gibt!
16 März 2023
Zweimal knallt es aus Portland
Die P.R.O.B.L.E.M.S. machen das, was sie immer mach(t)en: knalligen Hardcore-Punk, der schon einige Hardrock-Anleihen zulässt und trotzdem schmissig-melodisch ist. Das klingt nach Stress auf der Straße, lauter Party in der Nacht, klirrenden Flaschen auf dem Asphalt und wildem Pogo im Konzert. Beide Stücke sind klasse.
Ähnliches gilt für die Chemicals, die ebenfalls aus Portland stammen und von denen ich bislang nichts kannte. Sie sind melodischer, aber trotzdem bleiben sie schmissig und rotzig. Ihr Sound geht leichter ins Ohr, er klingt eine Spur fröhlicher – und es sind zwei rockige Pogo-Hymnen.
Erschienen ist die Platte bei Taken By Surprise Records, also in Deutschland, und man kann sich das Stück natürlich auch digital besorgen. Ich bin froh, dass ich das schöne Stück Vinyl besitze!
15 März 2023
Junger Mann in tödlichen Nöten
»Amok« erschien als Band 30 der Reihe »Bestseller-Krimi«, das war im Jahr 1979. Im Jahr 1962 war das Werk unter dem Originaltitel »Terror« veröffentlicht worden. Bisher kannte ich von Bloch nur Kurzgeschichten, die ich zumeist sehr gern gelesen hatte; ich wusste auch, dass er »Psycho« geschrieben wurde. Zu sehr wurde der Autor aber in den vergangenen Jahrzehnten auf diesen Titel reduziert.
Wie gut er tatsächlich Krimis schreiben konnte, belegt »Amok« tatsächlich. Trotz aller Kürzungen, von denen auszugehen ist, konnte mich das Werk über seine 160 Seiten fesseln.
Der Ich-Erzähler ist ein junger Mann und arbeitet für seine Tante. Als diese einem Mord zum Opfer fällt, wird er zuerst als Täter verdächtigt. Nachdem die Polizei von seiner Unschuld überzeugt worden ist, fängt er an, auf eigene Faust zu entwickeln. Unter anderem geht es um die indische Göttin Kali und eine Statue von ihr, die tödliche Kämpfe auslöst, weil sie manche Leute unbedingt besitzen möchten …
Bloch erzählt in einem realistisch anmutenden Stil, der viele knackige Dialoge, sehr wenig Action, geringe Schock-Elemente und keinerlei Brutalität enthält. Die Frauen werden als selbstbewusst dargestellt, wobei die üblichen Geschlechter-Klischees natürlich nicht fehlen dürfen.
So gibt es eine »reife Frau«, die auf das Geld reicher Männer aus ist, eine »anschmiegsame« Inderin mit düsterem Geheimnis und ein eher durchschnittliches Mädchen, das der Ich-Erzähler eher auf Abstand hält. Was diese drei Frauen alle an ihm finden, wird bei der Lektüre nicht klar – aber das musste damals in den Romanen und Filmen wohl so sein.
»Amok« ist dem Zeitgeist der frühen 60er-Jahre verhaftet. Der Roman ließ sich aber richtig gut lesen und langweilte mich in keiner Szene und auf keiner Seite. Schön!
14 März 2023
Per Aspera Ad Astra mal getanzt
Worum es hier geht: Ich war am Samstag im Ballett. Im Staatstheater in Karlsruhe wurde im Großen Haus eine Veranstaltung in drei Teilen geboten, die als Gesamttitel »Per Aspera Ad Astra« trug. Verlange jetzt keiner von mir, dass ich das auch nur ansatzweise zusammenfasse oder erkläre.
Ballett muss man gesehen haben. Ich habe im Verlauf der Jahrzehnte die eine oder andere Aufführung mitbekommen – unter anderem mal vor dem Papstpalast in Avignon, was mich nachhaltig beeindruckt hat. Die Vorstellung in Karlsruhe fand ich ebenfalls beeindruckend.
Die Musik war sehr klassisch, unter anderem gab’s Johann Sebastian Bach. Dazu bewegten sich die Tänzerinnen und Tänzer auf der Bühne; das war keine Sekunde langweilig und stets abwechslungsreich. Wie die Leute ihre Körper bewegten, wie sie die Spannung aufbauten und hielten – das fand ich unfassbar.
Am Ende klatschte ich ebenso begeistert Beifall wie die vielen Leute um mich herum. Ballett wird sicher nicht meinen bevorzugte Art des Tanzens sein – da bin ich halt doch durch zu viel Pogo sozialisiert worden –, aber diesen Abend werde ich in Erinnerung behalten. Nicht nur wegen des Titels, der an Science Fiction erinnert …
Der Funny-Western als Gesamtausgabe
Im Original wurde die Serie seit den späten 60er-Jahren veröffentlicht, getextet wurde sie von Raoul Cauvin, während für die Zeichnungen unterschiedliche Künstler zuständig waren. Wer es genau wissen will, erfährt mehr in den redaktionellen Anmerkungen zu dieser Gesamtausgabe. (So etwas mag ich immer, ich lese diese Seiten stets komplett.)
Der erste Band der Gesamtausgabe enthält die ersten drei Alben, die von Louis Salvérius gezeichnet wurden; hier ist also die künstlerische Leistung eindeutig. Die Geschichten lassen sich zu einem groben Nenner vereinfachen: Amerikanische Soldaten – also Blauröcke – werden im Sezessionskrieg gegen die Südstaatler und später in den Indianerkriegen gegen die Ureinwohner eingesetzt. Dabei stellen sich die Soldaten unfassbar blöd an und stolpern von einer Gefahr in die nächste.
Man kann sich darüber streiten, ob es wirklich lustig ist, die heftigen Kämpfe zwischen Süd- und Nordstaatentruppen während des Bürgerkriegs in einem Funny-Comic darzustellen. Immerhin wird dabei die mörderische Gewalt verharmlost, mit der die Armeen gegeneinander antraten. Die Comics sparen außerdem nicht an der Darstellung von Schießereien und Explosionen, und es wird klar, dass es haufenweise Tote gibt.
Trotzdem handelt es sich um sehr komische Geschichten; die Knollennasenfiguren sind gut gezeichnet, die Storys stets pointiert. Der Humor ist natürlich Geschmackssache und wirkt ein wenig veraltet – aber wer sich für klassische frankobelgische Funny-Geschichten erwärmen kann, dürfte »Die Blauen Boys« mögen.
(Zuständig für die Veröffentlichung ist Salleck Publications. Der Verlsg bringt die Comics im schönen Hardcover mit Schutzumschlag heraus. Gelungene Ausgabe!)
13 März 2023
Spektakulärer Kunstraub in einem Raumschiff
Das mag vielleicht verwirrend klingen, machte bei der Lektüre aber eine Menge Spaß. Die Autorin stellt eine Welt vor, in der an den grundsätzlichen wirtschaftlichen Zusammenhängen nichts geändert worden ist. Man erfährt übrigens auch nichts über technische Innovationen oder politische Entwicklungen; das alles braucht der Roman nicht.
Noch immer gibt es in der geschilderten Zukunft Menschen, die über unfassbar großen Reichtum verfügen und nicht so recht wissen, was sie mit ihrem vielen Geld anfangen möchten. Unter anderem investieren sie dieses Geld in Kunstwerke – und in der geschilderten Zukunft gibt es nicht nur Bilder und Statuen, sondern auch allerlei exotische Kunst zu bestaunen.
Versteigerungen werden ins All verlagert, Weltraum-Tourismus ist für reiche Leute in dieser Zukunft ohnehin etwas, das sie als völlig gewöhnlich empfinden. Und so dient ein luxuriöses Raumschiff, das im Orbit um die Erde kreist, als Schauplatz für eine Auktion, bei der es darum geht, enorm Werte zu versteigern. Das lockt allerlei Verbrecher und politische Gegenspieler an – und so finden sich verschiedene Menschen an Bord dieses Schiffes ein, die allesamt ihrer eigenen und höchst konfliktreichen Agenda folgen.
Kris Brynn stellt verschiedene Personen vor, die sich alle für ein bestimmtes Kunstwerk interessieren. Weil es manche ablehnen, ist ihr Ziel, es zu zerstören. Andere wollen es kaufen, wieder andere wollen es stehlen. Die Gründe sind vielfältig, die Personen handeln allesamt nach egoistischen Motiven und ringen miteinander um den richtigen Zugang zu dem Kunstwerk. Intrigen werden gesponnen, Pläne ausgetüftelt.
Wer nach einem Vergleich sucht: »A.R.T. – Coup zwischen den Sternen« erinnert an Kino-Erfolge wie »Ocean’s 11«, in denen gerissene Gauner versuchen, etwas Wertvolles zu stehlen, und sich gegen allerlei Widerstände durchsetzen müssen. Kris Brynn schickt ihre Figuren in ähnlich verwirrende Spiele – als Leser folgt man diesen mit großem Interesse. Weil die Perspektiven von der Autorin stets so gewählt werden, dass man eng an den Figuren und so in der Handlung bleibt, entwickelt der Roman schnell einen starken Sog.
Der Roman funktioniert als temporeicher Thriller, und er weist einige schöne Science-Fiction-Ideen auf. Ich las ihn mit großem Vergnügen – wer spannende Unterhaltung mag, sollte ihn antesten.
(Die Rezension erschien im Februar 2023 bereits auf der Internet-Seite der PERRY RHODAN-Serie. Hier wiederhole ich sie der Vollständigkeit halber.)
10 März 2023
Ein Megaloskop zum fünften
Auf insgesamt dreißig Seiten, die er sehr schön gestaltet hat, gibt Grigg einen Rückblick auf das, was er 2022 gelesen hat. Darunter finden sich neue Romane, aber auch einige Titel, die schon älter sind. Viel phantastische Literatur ist vertreten, aber auch der australische Krimi-Schriftsteller Garry Dishcer oder die italienische Autorin Elena Ferrante werden gelistet.
Skurril finde ich, dass Grigg seine Lektüre in Tabellen darstellt. Auf so eine Idee käme ich nie, aber gerade deshalb ist das ja interessant. Es handelt sich bei dem Fanzineschreiber offensichtlich um einen »Nerd« im besten Sinn: ein Mann, der sich für Literatur begeistert, der sich darüber austauscht und der seine Lektüre auch noch in Tabellen packt.
Seine kurzen Besprechungen lesen sich interessant, Griggs Blick auf Lektüre ist durchaus spannend. Ein gelungenes Egozine also!
09 März 2023
Schnee im Dorf
Man vergisst gelegentlich, wie viel Schnee es früher gab. Ich erinnere mich an Szenen aus meiner Kindheit, die mir heute fast schon apokalyptisch vorkamen.
Es schneite so sehr, dass wir mit dem Schippen nicht nachkamen – wir schippten die Einfahrt frei, dann den Weg in den Garten und zur Kellertreppe. Und wenn wir damit fertig waren, fingen wir von vorne an.
Der Schwarzwald war im Winter schon anstrengend. Aus nachvollziehbaren Gründen kam aber niemand auf die Idee, dabei zu fotografieren. Warum auch? Dafür war ja keine Zeit.
Das Foto ist nicht so alt, es stammt aus dem Januar 1999. Es zeigt meine Schwester Andrea, die versucht, die Hof- und die Garageneinfahrt freizuschaufeln. Fotografiert wurde wahrscheinlich von meiner Mutter.
08 März 2023
Trotz des Klamauks ein spannender Fall
So skurril und durchaus witzig beginnt der Roman »Das Karussell der Verwechslungen«. Verfasst wurde der Krimi von Andrea Camilleri, und der italienische Bestsellerautor lässt seine Leser wieder einmal intensiv am Leben in Sizilien teilnehmen. Sein Commissario isst gern, er geht am Strand spazieren, er schlägt sich mit seinen teilweise unfähigen Vorgesetzten und Mitarbeitern herum, und nebenher versucht er einen Fall zu lösen.
Das Erstaunliche ist ja: Obwohl dieser Roman so randvoll mit Klamauk steckt und obwohl es so viele Gags enthält, die vor allem die Stammleser erheitern dürften, ist die Kriminialgeschichte doch recht trickreich und vor allem sehr unterhaltsam. Drei junge Frauen werden nacheinander entführt und dann wieder freigelassen, die ersten zwei, ohne dass ihnen ein Haar gekrümmt wird, die dritte durch Messerstiche verletzt. Dann wird eine männliche Leiche gefunden, in Folie eingewickelt und in einem leerstehenden Gebäude abgelegt.
Das alles hängt zusammen, die Polizei ermittelt fieberhaft. Es werden Gespräche geführt, und am Ende findet sich auch ein Schuldiger – nach den üblichen falschen Fährten.
Seien wir fair: Wer Montalbano-Krimis mag – dazu zähle ich ja durchaus –, wird seine Freude an dem Werk haben, selbst wenn es zu den schwächeren Büchern der Serie zählt. Alle anderen sollten mit einem der früheren Montalbano-Romane anfangen …
07 März 2023
Neue Zielgruppen angepeilt
Schönes aktuelles Beispiel: der Roman »Götlich verdammt« von Josephine Angelin, dem ersten Teil der »Göttlich«-Trilogie. Die in Los Angeles lebende Amerikanerin hat es mit ihrer ersten Trilogie geschafft, nicht nur einen Bestseller zu landen, sondern gleich auch ein eigenes Fandom zu erschaffen. Das ist allerdings eine Weile her – hierzulande wurde der Roman 2011 veröffentlicht. Das Cover entsprach dem damaligen Geschmack.
Die Neuveröffentlichung geht andere Wege. Die Trilogie wird nun unter dem Titel »Fates & Furies« vermarktet, und der entsprechende Roman erhält ein völlig anderes Cover. Mit »Star Crossed«gibt es zudem einen quasi-anderen Titel, der den bisherigen Titel nicht verdrängt, aber ein wenig überdeckt.
Ob das dem Verkauf hilft oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Ich stelle es nur fest und warte mal gespannt darauf, was passiert. Entwickelt sich ein neues Fandom, gibt es neue Leserinnen, und wie reagieren die bisherigen Fans?
Spannender Comic-Krimi mit Schwächen
Hauptfiguren sind Clyde, der aus dem Gefängnis entlassen wird und Rache an einer Gangsterfrau nehmen will, und Vicky, die keine Lust mehr auf Drogenhandel hat, dem Geschäft aber offensichtlich nicht entrinnen kann. Die Leben dieser zwei Menschen sind offenbar unentrinnbar miteinander verbunden, und davon erzählt dieser Comic.
Die beiden treffen sich, es gibt Verfolgungsjagden und einige Tote, am Ende aber erfolgt dennoch eine Art von Happy-End. Das ist konsequent erzählt, im Prinzip handelt es sich um einen Krimi mit einigem Geballer und Dreck.
Dobbs als Autor kann die Geschichte gut erzählen, man folgt ihr gern. Afif Khaled steht noch am Anfang seiner Laufbahn als Comic-Künstler, und das macht sich an der einen oder anderen Grafik bemerkbar. Die Bilder des realistisch gestalteten Comics sind nicht immer hundertprozentig sicher, manchmal wirken sie auf mich zu schroff.
Ein knalliger Krimi ist »Hit The Road« allemal. Wer mag, kann sich via Leseprobe ein Bild von der Optik machen …
06 März 2023
Wenn Gardi Hutter souffliert
Die Handlung ist einfach zu erklären: Gardi Hutter spielt in ihrem Ein-Personen-Stück eine Souffleuse, die in einem Theater arbeitet, die beispielsweise bei Opern mitwirkt, die aber auch unter der Bühne wohnt. Sie plagt sich mit dem schlecht riechenden Füßen der Schauspieler, den schlecht gesungenen Liedern und dem manchmal seltsamen Publikum herum, hat sich aber in vielen Jahren in ihrem Dasein eingerichtet.
Dann aber wird das Theater geschlossen; alle ziehen in ein neues Haus um. Die Souffleuse wurde allerdings bei alledem vergessen. Und so bleibt ihr nach all den Jahren nichts anderes übrig, als den Ausbruch aus der bisherigen Existenz zu wagen.
Eine Inhaltsangabe gibt nicht das wieder, was Gardi Hutter auf der Bühne liefert. Sie kommt praktisch ohne Worte aus; ihre Präsenz ist intensiv. Manchmal bietet sie schlicht Situationskomik, manchmal aber ist das Ganze durchaus tiefsinnig – man macht sich als Zuschauer seine eigenen Gedanken über das persönliche Hamsterrad des Lebens, in dem ja alle mehr oder weniger festsitzen.
Wie immer fand ich Gardi Hutter klasse. Ich lachte viel, und am Ende ging ich mit einem beschwingten Gefühl aus dem Theatersaal hinaus. Das ist und war immer etwas Besonderes …
Chain Cult aus Athen
Die Band besteht aus drei Leuten und kommt aus Athen. Die Platte wurde 2019 aufgenommen und von einem britischen Label veröffentlicht; ich habe sie nur digital gehört, würde sie aber auch als Vinylscheibe kaufen, wenn ich sie zu einem vernünftigen Preis sehen würde. (Im Jahr 2022 war die Band auf einer kurzen Tour in Deutschland, was ich natürlich prompt verpasst habe. Blöd.)
Was die Band macht, gefällt mir nämlich sehr gut. Es ist Punkrock, dem man anhört, dass er nicht aus der Frühzeit dieser Musikrichtung kommt. Die Band ist abwechslungsreich, sie variiert die Geschwindigkeit der englischsprachigen Stücke, bei denen immer ein angenehmes Tempo vorherrscht: Man schläft nicht ein, aber man ereilt sich nicht im Rausch der Hochgeschwindigkeit. Von Hardcore ist man weit entfernt.
Die Gitarre sägt und singt, das Schlagzeug ist zeitweise von einer zeitlosen Coolness – sehr locker, sehr klar –, und der Bass bleibt eher im Hintergrund. Die Stimme des Sängers ist überzeugend, und die Stücke haben oft einen melancholischen Unterton. Kein Gejammer, kein modernes Emo-Zeugs, eher in die Richtung gehend, die beispielsweise von den Wipers oder von T.S.O.L. in den 80er-Jahren eingeschlagen worden ist.
Eine richtig gute Platte, die nicht langweilig wird. Sehr schön!
03 März 2023
Zehn Jahre Tolino
Als es mit dem E-Book-Geschäft so richtig losging, hatten die Kollegen bei Amazon die Nase vorn. Ich erinnere mich, dass um 2011 herum das Thema E-Books praktisch mit dem Namen Amazon verbunden war. Und es dauerte einige Zeit, bis sich eine größere Alternative etablieren konnte.
Das war im März 2013, also vor genau zehn Jahren. Die sogenannte Tolino-Allianz trat an die Öffentlichkeit, damals noch aus Weltbild – kurze Zeit später insolvent –, Hugendubel, Thalia und dem Bertelsmann-Club (auch schon vergangen) bestehend. Einige Skeptiker lästerten, vor allem jene, die schon immer alles besser wussten.
Zehn Jahre danach gibt es Amazon mit seinem riesigen E-Book-Angebot immer noch, der Tolino hat sich aber gut entwickelt. Ganz nüchtern betrachtet schwören die Kunden mal auf das eine, mal auf das andere System. Dass es aber eine Konkurrenz zum großen Riesen aus Amerika gibt, finde ich auf jeden Fall sinnvoll.
Wie sich das alles weiterhin entwickeln wird, muss man sehen. Vor zehn Jahren hätte ich keine Prognose abgegeben, sondern beobachtete interessiert – sowohl privat als auch beruflich – die spannenden Entwicklungen. Und heute sowie für die Zukunft werde ich das wohl ebenfalls tun.
Alles Gute, liebe Tolinos!
02 März 2023
SAGITTARIUS 17 kam 1987
Das Titelbild stammte von Rainer Schorm, mit dem ich seit einigen Jahren auch beruflich zusammenarbeite – damals trat er vor allem als Grafiker auf. Die exklusive Kurzgeschichte stammte von Uschi Zietsch, die vor allem unter ihrem Pseudonym Susan Schwartz bekannt ist und mit der ich seit gut dreißig Jahren zusammenarbeite. Das konnte man 1987 noch nicht ahnen.
Für das sehr ordentliche Layout zeichnete Günther Freunek verantwortlich, Armin Reichrath schaffte Anzeigen herbei, ohne die wir unser Heft nicht hätte finanzieren können, meine Schwester Andrea kümmerte sich um die Buchhaltung, und Walter Arweiler sorgte sich um vertriebliche Fragen und steuerte wichtige Inhalte bei. Wir waren uns nicht immer einig, um es vorsichtig anzudeuten, aber es kam ein ordentliches Heft heraus.
Wobei sich Artikel wie »Mit Computerpower in die Zukunft« mit dem Unterschied einiger Jahrzehnte schon skurril lesen. Was damals ein Blick in die Zukunft war, ist heute veraltet. Aber schon damals spotteten wir, die Zukunft sei nicht mehr das, was sie einmal gewesen sei ...
Koeter rocken anders
Also ... die Band kannte ich vorher eigentlich nur von einer Split-Platte, die sie mit den Helden von Love A veröffentlicht hatte. »Caribbean Nights« kam anfangs 2015 heraus; sie enthält zehn Stücke, und die Langspielplatte gibt es mit einem schicken Download-Code-Begleitzettel (veröffentlicht von Rookie Records). Sie geht nicht so richtig schnell ins Ohr, gefällt mir aber nach mehrmaligem Anhören immer besser.
Das Gitarrenspiel ist sehr rhythmisch, Schlagzeug und Bass sind im Hintergrund, die Stimme des Sängers legt sich rotzig darüber. Das ist nichts ungewöhnliches; die Melodien drängen sich nicht in den Vordergrund, sondern fräsen sich nur langsam ins Ohr. Die Band haut definitiv keine Hits raus, was ich hier nicht schlimm finde, mir nur live streckenweise ein wenig anstrengend vorstelle.
Wobei sich eh die Texte durchaus lohnen, die die Band so liefert: »Jetzt tu nicht so kleinkariert / nestbeschmutzt, aussortiert« ist so eine typische Textzeile aus dem Stück »Die warmen Worte«. Verkopft ist das nicht unbedingt, aber trotzdem eben meilenweit entfernt von der Schlichtheit des durchschnittlichen Deutschpunk-Textes.
Nochmal: keine Hit-Platte, aber durchaus lohnenswert!
01 März 2023
Zwei schlichte Western-Novellen
Im Blitz-Verlag erschien das Taschenbuch »Abrechnung in den Los Diablos«, das aus zwei Novellen besteht, die dem Western-Genre zugerechnet werden können. Dabei ist verwunderlich, wie wenig historisch sie sind: Howard lebte in Texas, die Zeit des sogenannten Wilden Westens war erst seit kurzem vorüber, und doch enthalten seine Geschichten nichts von dem, was man als historische Wahrheit betrachten könnte.
Es ist unklar, wann und wo sie spielen; Landschafts- oder Stadtbeschreibungen sind ebenso aus der Luft gegriffen wie sonstige klare Angaben. Warum auch immer …
Mit der Titelgeschichte, die im Original als »Boot Hill Payoff« erstmals veröffentlicht wurde, liegt eine sehr typische Western-Geschichte vor. Ihr Held ist ein junger Mann, der mit seinen Brüdern am Überfall auf eine Stadt beteiligt war. Nach vielen Jahren – seine Brüder sind alle tot – kehrt er in die Stadt zurück, um Buße zu tun, wird erneut in einen Überfall verwickelt und macht sich dann auf, die neuen Übeltäter zu verfolgen und praktisch seine böse Tat von damals durch eine gute Tat auszugleichen.
Bei »Trommeln der Nacht«, die im Original als »Drums in the Sunset« in den Handel kam, geht’s um die Suche nach einem Goldschatz, um mordlüsterne Indianer und eine Gruppe von Weißen, die offensichtlich eine Geldfälscherwerkstatt mitten im Ödland aufgebaut hat. Das ist dann doch – bei aller unterhaltsamen Erzählung – arg an den Haaren herbeigezogen.
Wenn man es genau nimmt, handelt es sich bei den beiden Geschichten letztlich doch um Fantasy. Schöne Frauen, tapfere Männer, böse Banditen, eine faszinierende und fremdartige Landschaft – das alles kennt man aus den anderen Howard-Geschichten, und so etwas konnte er gut erzählen. Beide Geschichten sind unterhaltsam, wenngleich alles andere als brillant.
Wer den Autor schätzt, der die Menschheit mit »Conan, der Barbar« beglückte, sollte zumindest einen Blick auf »Abrechnung in den Los Diablos« werfen. (Die Übersetzung hätte ein strenges Lektorat verdient, finde ich.) Für Fans wie mich ist das allerdings eh eine Pflichtlektüre …
28 Februar 2023
Einmal auf dem Kopf
Das Gebäude steht am Ufer des Bostalsees, eines künstlichen Gewässers im nördlichen Saarland. Man spaziert ein wenig durch den Wald, dann erreicht man das Haus. In der Nähe befinden sich ein Hotel und ein Center Park, normalerweise herrscht hier also touristischer Hochbetrieb. Als ich mich dort aufhielt, war das Wetter eher nass und kalt; außer uns war niemand in dem Gebäude.
Es ist eigentlich ganz einfach. Man hat 2022 dieses Haus an den See gestellt; es steht nicht nur auf dem Kopf, sondern auch noch schief in der Landschaft. Und schon auf der Treppe, die man im Innern des Hauses hochsteigt – eigntlich geht es ja hinunter ins Erdgeschoss –, geht einem die Kontrolle verloren.
Ich stand in einem Wohnzimmer, bei dem die Möbel halt an der Decke hingen und ich quasi die Welt auf dem Kopf sah. Das war nicht das Problem – ich stand auf einer schiefen Ebene, und rings um mich herum war alles verdreht. Beim Blick durch die Fenster war selbst die im Nebel liegende Hügellandschaft schräg gestellt.
Vor allem Familien mit Kindern dürften in dem Haus viel Freude haben. Man kann sich quasi kopfüber in einer Waschmaschine fotografieren lassen – hinterher einfach das Foto umdrehen, und fertig ist der Witz –, man kann an einer Kletterwand tätig werden, und man ist mit allem sehr schnell fertig.
Mir war auch hinterher noch in einem Maß schwindlig, das mich selbst verwunderte. Ich brauchte einige Minuten, um auf »festem Boden« wieder völlig klarzukommen. Das empfand ich als eine verwirrende Selbsterkenntnis ...
Turbulent nach Mexiko
Zuletzt las ich den elften Band der Serie, der den Titel »Hot Tabaaasco!« trägt und die zwei Helden nach Mexiko führt. Mexiko ist in dieser Spiegelwelt nicht so weit von unserem Universum entfernt, wie man vermuten könnte. Sitten und Gebräuche entsprechen den Klischees, die unsereins zu Mexiko im Kopf hat; es wird scharf gegessen und knallig gefeiert, es gibt Schießereien und skurrile Umzüge.
Gleichzeitig aber werden Flugdrachen als Flugzeuge eingesetzt, die putzigen Preshauns kontrollieren die ganze Welt, und es gibt höchst obskure Geheimnisse. Eine Comic-Handlung voller Chaos, Action und Turbulenzen ist da zu erwarten, und genau das bekomme ich als Leser serviert.
Christophe Arleston schreibt die Geschichte, die von den witzigen Charakteren und den schnellen Dialogen lebt. Die Bilder stammen von Alessandro Barbucci, der gern mal viel nackte Haut zeigt, vor allem aber sichtlich Freude daran hat, die schräge Spiegelwelt mit all ihren Begleiterscheinungen optisch auszugestalten. Wunderbar, wieder einmal!
Ich habe mich beim elften Band der Serie genauso amüsiert wie bei den früheren Bänden. Leichte Comic-Unterhaltung mit allerlei Klischees und ohne politische Korrektheit – ab und zu muss so etwas sein.
27 Februar 2023
Der FreuCon III vor vierzig Jahren
Vom 25. zum 27. Februar 1983 nutzte wir den obersten Stock der ehemaligen Schule das offizielle Con-Gebäude. Uns standen mehrere Klassenzimmer zur Verfügung, eines davon hatte ich selbst genutzt, dazu der Flur und die Aula, in der früher der Musik-Unterricht stattgefunden hatte. Wie viele Besucher sich einfanden, ist nicht mehr ganz klar: irgendwas zwischen 100 und 200 Leuten. Es wurden nicht so viele, wie ich erhofft hatte, aber es waren auch nicht so wenige wie bei vorherigen Cons in Freudenstadt.
Bei den Vorbereitungen hatte mich Udo Popp stark unterstützt. Er hatte die Infoblätter gestaltet und wollte aktiv am Programm mitwirken. Leider starb er wenige Wochen zuvor ganz plötzlich. Das schockierte mich damals sehr.
An seiner Stelle platzierte sich ein junger Fan aus Darmstadt in der Organisation: Hermann Ritter kümmerte sich nicht nur darum, dass Stühle transportiert wurden – ein Schwank, den er seitdem Jahr für Jahr erzählte –, sondern war auch für die Kasse verantwortlich.
Je länger ich über den FreuCon III nachdenke, desto mehr fällt mir ein. Unglaublich, dass diese Ereignisse schon vierzig Jahre her sein sollen!
18 Februar 2023
Super-unterhaltsame SF-Serie
Bei »Peripherie« – so heißt die Serie »The Peripheral« in deutscher Sprache – war ich aber von Anfang an dabei und sah sie mir auch komplett an. Nicht gleich zu Beginn, sondern deutlich später, aber immerhin. Die Serie ist bei Prime zu sehen, was heißt, dass sie nicht jeder Mensch mitbekommen kann.
Es geht, um es ganz grob zu sagen, um eine Gruppe von jungen Menschen, die im Jahr 2032 in den USA leben – nach einem Bürgerkrieg in Texas, wie es aussieht – und in Verbindung zum London des beginnenden 22. Jahrhunderts gebracht werden. Das geschieht nicht unbedingt mithilfe einer klassischen Zeitreise, sondern mithilfe eines technischen Geräts und Klonen in der Zukunft.
Die Details muss ich an dieser Stelle nicht wiedergeben, die kann man sich ja auch bei der Wikipedia oder sonstwo durchlesen. Basis für die Story ist ein Roman von William Gibson, von dem ich Verlauf der Jahrzehnte den einen oder anderen Science-Fiction-Roman lesen konnte.
Alles in allem fand ich die Story sehr spannend; die Schauspieler sind überzeugend, die Action ist knallig, die Figuren handelnl klar und nachvollziehbar, und es gibt wenige Charaktere, die »sauber« sind. Viele handeln aus Not und Zwängen, und nur der weiblichen Hauptfigur nimmt man ab, dass sie altruistische Motive hat. Toll gemacht!
17 Februar 2023
Im Haus des Schreckens
Was aber passiert, wenn die Studentin trotzdem die Stufen hinaufsteigt? Na logo: Sie trifft auf schwarze Kerzen und ein Monster.
Das ist dann der Punkt, an dem aus einer Geschichte, die ebenso ins Genre der Popliteratur hineinspielen könnte, ruckzuck ein Horror-Stoff wird. Ideal für John Sinclair, den tapferen Geisterjäger! Aus der Reihe »Sinclair Classics« hörte ich zuletzt die Folge »Im Haus des Schreckens«, die Folge 48 dieser Reihe.
In der Produktion von Dennis Ehrhardt und seinem Team wird wieder einmal aus einem alten Heftroman ein vergleichsweise spannendes Hörspiel: Man weiß, dass Sinclair selbst überlebt, hofft aber darauf, dass auch die Nebenfiguren die rasante Handlung überleben.
Knallige Dialoge und teilweise krasse Geräusche tragen dazu bei, dass die Geschichte spannend bleibt. (Schöner Effekt, wenn Sinclair und seine Kollegin sich mithilfe von Mikros unterhalten; die Stimmen werden je nach Erzählperspektive unterschiedlich eingeblendet.)
Es gibt einige eklige Geräusche, die echten Grusel-Fans sicher gefallen werden, und einen packenden Showdown. Das ist echt gut gemacht und gefiel mir wieder einmal sehr gut.
16 Februar 2023
SNFU waren 1986 super
Da hilft es, die Erinnerungen dadurch aufzufrischen, dass man eine der alten Platten neu anhört. In diesem Fall fischte ich die »If You Swear, You'll Catch No Fish« aus dem Regal, die 1986 als zweite Platte der Band veröffentlicht wurde; ich vermute mal, dass der kryptische Plattentitel etwas von diesem typisch-kanadischen Humor ausstrahlt. (Fische ziehen sich übrigens durch die ganze Plattengestaltung.)
Was man da auf die Ohren kriegt, ist melodischer, schneller und immer augenzwinkernder Hardcore-Punk, wie man ihn um diese Zeit spielte. Es sind nicht unbedingt die Hits mit Ohrwurm-Charakter, die man gleich mitsingen kann, aber es sind Stücke, die dank der charakteristischen Stimme des Sängers gut ins Ohr gehen und mir auch heute noch gefallen.
Zwischendurch wird mal die Geschwindigkeit gewechselt, wird auch mal hemmungslos drauflos geprügelt, meist schrammelt man aber in durchschnittlichen Tempo durch die Stücke. Und textlich bleibt man auf der sicheren Seite: keine Polit-Parolen, eher Blicke in ein skurril anmutendes Leben. Coole Sache, das – das kann man sich immer noch mit viel Genuss anhören.