30 Juni 2012

Brat Pack und die neue

Über die furiosen jungen Holländer und ihren Blick auf die frühen 80er-Jahre schrieb ich schon mal. Jetzt liegt die Platte »Stupidity Returns« von Brat Pack vor, und sie ist genauso knallig und nach vorne geprügelt wie die erste Platte.

Zehn mal bollern die Holländer einem rasanten Hardcore-Punk um die Ohren; an den etwas gequetscht klingenden Gesang habe ich mich gewöhnt, und gelegentliches Gitarrengefiedel wird nie so lange gebracht, als dass es mich nerven könnte. Der Hardcore wird hier nicht neu entdeckt, aber es ist wieder mal eine gute Platte.

Die LP sieht übrigens richtig schick aus; Comic-Einflüsse in der Gestaltung mag ich. Da haben die drei Labels, die zusammengearbeitet, einiges echt richtig gemacht!

29 Juni 2012

Schland-Fieber

Einer der vielen Gründe, warum ich so gern im »fünf« die großen Turniere gucke, ist ja, dass sich dort nicht die Deutschland-Fanatiker treffen. Man findet meist einen Haufen von Fußballfreunden beider Geschlechter und unterschiedlichster Altersgruppen, dazwischen auch Fans der »gegnerischen« Mannschaft, und hinterher wird noch viel Bier getrunken.

Das war 2006 bei der Weltmeisterschaft so, 2008 bei der EM und 2010 bei der WM; dieses Jahr empfand ich die Stimmung ebenfalls als sehr positiv. Beim gestrigen Spiel zwischen Deutschland und Italien waren Patrioten anwesend: Fahnenfarben im Gesicht. Nationalhymne mitsingen, Hand dabei aufs Herz.

Ich hoffte eine Sekunde lang, es handle sich um Satire. Aber es war ernst. Solche Leute interessieren sich häufig nicht für Fußball (bei dem anderen Halbfinalspiel sowie den Viertelfinalspielen waren die nicht anwesend), sondern offensichtlich nur für ihre Nation. Aber gut, ich bin ja tolerant.

Das Spiel selbst war spannend, und es wurde zu Recht von der deutschen Mannschaft verloren. Bis zum bitteren Ende fieberte ich mit, mein soziales Umfeld ebenfalls; die Enttäuschung war hinterher groß, und wir tranken das eine oder andere Bier, während hupende Italiener durch die Nacht fuhren.

Heute morgen dann im Radio: Joachim Löw sollte »als Konsequenz mindestens zurücktreten«, forderte ein erboster Anrufer. (Ich frage mich in solchen Fällen: Wenn ein Rücktritt das »mindeste« sein soll, was ist dann das »höchste«?) Und dass Ingo Zamperoni in den »Tagesthemen« in der Halbzeitpause den schönen Satz sagte, »möge der bessere gewinnen«, ließ die Volksseele kochen.

Geht's noch?

Ganz ehrlich: Ich glaube mittlerweile, dass es gut und richtig war, dass »wir« mit dem Halbfinale aus dem Turnier ausgeschieden sind. Dann wird mir künftig dieses übertriebene und großkotzige Patriotismus-Gedöns erspart.

28 Juni 2012

Gelungener Start eines neuen Comic-Magazins

Ich weiß nicht, das wievielte Comic-Fachmagazin mir mit »Alfonz« jetzt vorliegt – aber es ist ein schöner Start, so viel lässt sich schon mal sagen. In einem Comic-Markt, der immer weiter auseinanderdriftet, in dem Graphic-Novels-Fans, Manga-Kids, Sigurd-Grauköpfe und die ZACK-Generation sich wenig zu sagen haben, ist es natürlich nicht einfach, eine gemeinsame Klammer zu finden, die »Alfonz«-Mannschaft kriegt es aber ordentlich hin.

Das Magazin ist stramme 84 Seiten stark. Okay, bei der Startnummer sind es 16 Seiten zusätzlich – das ist ganz schön wuchtig. Natürlich in Farbe, natürlich in professionellem Layout, man gönnt sich ja sonst nichts. Aber im Jahr 2012 kann man nicht mehr so in den Handel gehen wie vor dreißig Jahren das damals sehr gelungene »Comic-Journal« von Martin Frenzel.

Die beiden Herausgeber kennen sich in der Materie aus, das merkt man; sie haben sich zudem Mühe gegeben, das Magazin sehr journalistisch aufzumachen, und das merkt man ebenfalls. Es waren keine schlecht geschriebenen Artikel enthalten, naturgemäß allerdings Texte, die mich nicht interessierten.

Schön sind Beiträge über die »Jung-Versionen« klassischer Comics (»Lucky Kid« und dergleichen) oder über Comic-Originale und deren Wert. Grundsätzlich nötig sind Artikel über Comic-Festivals, die Veränderungen beim Comic-Verlag DC oder den frankobelgischen Markt. Lesenswert sind ie Besprechungen und Tipps.

Es gibt allerdings keinen »Boah ey!«-Artikel, keinen von der Sorte, bei der man innehält und mit dem das eigene Weltbild verändert wird. Vielleicht ist da mein Anspruch falsch: »Alfonz« liefert sehr ordentliche Information, an der ich nicht rütteln möchte, und ich habe einen großen Teil des Magazins gelesen. Ein echter Knaller fehlt trotzdem ...

Mit all seinen Informationen und lesenswerten Beiträgen kann ich das Magazin dennoch empfehlen. Für 6,95 Euro gibt es das Blatt in allen Comic-Fachhandlungen sowie natürlich direkt beim Verlag. Der bietet auf seiner Internet-Seite sogar eine Leseprobe an.

27 Juni 2012

Ab in den Wald

Eigentlich fahre ich gern in den Schwarzwald. Er ist nicht weit weg von meinem Wohnort, und ich mag den Anblick der Berge, des Waldes und der schönen Täler. Vor allem ist jede Fahrt für mich wie eine Zeitreise, hinein in meine Kindheit, als ich auf dem Rücksitz unseres VW-Käfers saß und von meinem Vater kreuz und quer durch die Dörfer der Region kutschiert wurde.

Weniger schön ist dann so eine Fahrt in die alte Heimat, wenn der Anlass ein trauriger ist: wieder eine Beerdigung, wieder eine »alte Tante«. Es nutzt wenig, wenn man sich einredet, dass 91 ja »ein schönes Alter« gewesen sei.

Und dann fahre ich mit meinem Auto durch ein Bergtal, vorbei an blühenden Wiesen, durch die laue Luft eines warmen Sommertages, im Autoradio nicht unbedingt die dazu passende Musik, und denke an früher. Lauter Blitzlichter sind es, kurze Eindrücke, die mir fast schwarzweiß vorkommen. Erinnerungsbilder ...

An das alte Haus, das die Tante bewohnt hat. An die steile Wiese dahinter, die bis an den Waldrand führte; dort klauten wir in einem Sommer mal die ganz frischen Zweige der Tannen, um daraus einen leckeren Waldhonig zu machen. An den schmalen Bach, der hinter dem Haus herunterplätscherte und aus dem man direkt trinken konnte.

Für eine Zeitreise benötigt man keine Maschine.

Melodisch, kalifornisch, 1998

Ab der Mitte der 90er Jahre waren die Swinging Utters aus Kalifornien für ihren melodischen Hardcore-Punk in Szenekreisen sehr beliebt. Höre ich mir heute die »Five Lessons Learned« von 1998 an, erkenne ich wieder, warum das so ist: Die Mischung macht nach wie vor viel Spaß.

Die einzelnen Stücke sind abwechslungsreich, lassen's mal hardcorig krachen, bringen mal einen schönen Folk-Einfluss oder eine flotte Punkrock-Melodie. Die rauhe Stimme des Sängers trägt die Stücke, sie passt sich dem Tempo und dem Stil jeweils gut an – das ist alles ziemlich klasse.

Im Nachhinein erkenne ich die Schwäche der Band: So richig echte Ohrwürmer sind keine auf der Platte enthalten. Höre ich die Stücke an, funktionieren sie hervorragend, mache ich die Platte aus, erinnere ich mich an keine Details mehr.

Andere Bands derselben Zeit waren da peppiger und poppiger und lieferten mir buchstäblich Melodien für Jahrzehnte. Aber man kann echt nicht alles haben.

26 Juni 2012

Besonders düsterer Maigret

Dass ich ein Fan der Maigret-Romane bin, habe ich an dieser Stelle schon oft genug verlautbart. Aktuell las ich »Maigret in Nöten«, den 18. Band der Maigret-Gesamtausgabe, die bekanntlich im Diogenes-Verlag erscheint.

Der Titel ist ein wenig unglücklich gewählt: Im französischen Original heißt der Roman »L'Ecluse No. 1«, also »Schleuse Nummer eins«, und an dieser Schleuse unweit des Pariser Stadtzentrums spielt sich alles ab – der Kommissar kann so zu Fuß zu seinem Fall gelangen.

Auf einen reichen Unternehmer, der sich aus einfachsten Verhältnissen hoch gearbeitet hat, wird ein Mordversuch unternommen. Er überlebt. Als Kommissar Maigret auftaucht, sticht er in ein Nest aus Intrigen, bösartigen Verleumdungen, schmierigen Beschimpfungen, kurzum, er kommt in einen zwischenmenschlichen Alptraum. Kurz darauf sterben zwei weitere Personen ...

Eine seltsam düstere Stimmung herrscht in diesem Roman vor. Das liegt sicher daran, dass Maigret eigentlich seinen Abschied von der Kriminalpolizei genommen hat und nur noch wenige Tage im Dienst ist. Es hat aber ebenso seine Ursache in der Atmosphäre am Ufer der Seine: Schweigsame Männer gehen einer harten Arbeit nach, die Frauen sind häufig verstörte Wesen, das Leben flutet gewissermaßen an allen vorbei, und jede der auftauchenden Figuren steckt voller Probleme.

Kein Wunder, dass der Roman fast schon offen endet. Es gibt einen Täter, der am Ende überführt ist, aber Maigret muss kaum etwas ermitteln, sondern lässt die Personen einfach alle selbst reden.

Georges Simenon, der Maigret in den dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts zum Leben erweckte, beschreibt wieder messerscharf. Die Szenerie an den Kais, die Arbeit an der Schleuse, das einsame Trinken in der Bar – das alles macht er mit wenigen szenischen Schilderungen lebendig.

Man muss sich darauf einlassen. Als Jugendlicher hatte ich mich an Maigret versucht und konnte nichts damit anfangen. Das leuchtet mir heute ein: Offensichtlich bedarf es eines gewissen Erfahrungshorizonts, um die Geschichten überhaupt verstehen und einordnen zu können.

Dann aber entfalten sie ihre Wirkung – und »Maigret in Nöten« hat diese Wirkung bei all der depressiven Stimmung und düsteren Szenerie. Ein starker, kleiner Roman, der nachwirkt, aber keine Sekunde lang fröhlich ist.

25 Juni 2012

Europa-Wochenende

Es blieb an diesem Wochenende nicht aus, dass ich viel Fußball guckte. Das ganze dann jedesmal auch in Tateinheit mit Bier, das fleißig getrunken wurde, und nicht eben klugen Kommentaren zu laufenden Spielzügen. Aber das gehört offensichtlich dazu, wenn Fußball-Europameisterschaft ist ...

So überraschte es niemanden, als wir uns am Freitag abend, 22. Juni 2012, im »fünf« einfanden. Die Kneipe war proppevoll, zum Essen waren wir zu spät dran, also blieb uns nichts anderes übrig, als viel zu trinken und dem Spiel zu folgen. Es war unterhaltsam, die Deutschen siegten verdient, und am Ende wurde gejubelt.

Was ich - wie immer - gut im »fünf« finde: Die Zahl der echten Deutschland-Fans hält sich in Grenzen. Die einzigen, die sich an diesem Freitag abend einige schwarzrotgoldene Streichen auf die Wange pinselten, waren Mädchen, die nach »Migrationshintergrund« aussahen. Zu peinlichem »Schland«-Gegröle kam es nicht mal nach dem Sieg.

Weniger spannend war das Spiel am Samstag abend, 23. Juni 2012: Wir saßen vor der Pizzeria Centrale auf der Straße, ließen uns die leckere Pizza und den guten Wein schmecken - und natürlich guckten wir Fußball. Erfreulicherweise stand ein großer Fernseher bereit, aber das Spiel zwischen Frankreich und Spanien war nicht so richtig brillant ...

Spannend dann aber das Spiel am Sonntag abend, 24. Juni 2012. Wieder waren wir im »fünf«; hinter der Theke stand prompt eine Bekannte im Italien-T-Shirt. Ich war in meiner Loyalität gespalten, tippte wieder einmal ein völlig falsches Ergebnis und freute mich stattdessen an einem sehr spannenden Spiel.

Da ging's richtig rund - und das war für die Zuschauer auch ganz schön mitreißend. Jetzt bin ich auf das Halbfinale gegen Italien gespannt. Mein Platz an der Theke ist bereits reserviert ...

24 Juni 2012

ConFact wurde 100

Man kann nicht sagen, dass ich ein regelmäßiger Leser bin, dafür fahre ich dann doch zu wenig auf Cons – aber ich muss an dieser Stelle einem Fanzine gratulieren: »ConFact« erreichte die Nummer 100! Das ist klasse, und damit hat wohl keiner gerechnet.

Denn »ConFact« ist eigentlich ein Anachronismus: Im Jahr 2012 sieht das Fanzine immer noch so aus, als sei es mit einer Schreibmaschine erstellt worden. Das ist natürlich Absicht.

Und es hat nach wie vor die Funktion eines Fanzines, das direkt auf einem Science-Fiction-Con getippt und ausgedruckt wird. Jede Ausgabe umfasst ein doppelseitig beschriebenes A4-Blatt – so war das schon vor Urzeiten, und so wird es wohl in einem Jahrzehnt noch sein.

In immer schnell lebigeren Zeiten, die längst auch das Fandom umgekrempelt haben, ist ein solches Fanzine etwas schönes. Und so freue ich mich stets, wenn ich auf einen Con gehe – zuletzt in Braunschweig – und auf Eckhard D. Marwitz stoße.

Dann weiß ich, dass ich sein Fanzine »ConFact« mitnehmen kann, in dem die unterschiedlichsten Fans zu der Veranstaltung, die ich eben besuche, ihre Meinung zum besten geben. Wenn das anachronistisch ist, habe ich nichts dagegen ...

22 Juni 2012

Gewitterinsel

Eigentlich wollten wir nur ein bisschen Bier und Wein trinken, eine Kleinigkeit essen und dabei Fußball gucken - wie so oft in letzter Zeit. Aus diesem Grund fuhren wir am Donnerstag abend, 21. Juni 2012, ins »fünf«, setzten uns dort an den Tisch und schauten zu, wie sich Portugal gegen Tschechien recht lange ganz schön abplagte.

Das Spiel war sogar richtig spannend, weil die Tschechen dem Angriffswirbel von Ronaldo und Konsorten erstaunlich lang standhielten. Bis zum bitteren Ende gaben sie nicht auf, auch nicht, nachdem endlich ein Tor gefallen war.

Zeitweise schauten wir allerdings nicht mehr auf die Leinwand: Rings ums Haus ging nämlich ein fürchterliches Gewitter los. Es flackerte am Himmel, ein unaufhörlicher Regen prasselten auf den Biergarten herunter, und Windböen schleuderten allerlei Gegenstände durch die Luft.

Die Gäste flüchteten aus dem Biergarten ins Innere der Kneipe und mussten sich dann zu uns Fußballguckern setzen - aber wir sind ja tolerant und lassen uns von Menschen, die sich nicht für so ein Spiel interessieren, den Fußballabend nicht verderben. An dem Abend war ich auf jeden Fall froh, dass ich nicht mit dem Fahrrad unterwegs war ...

21 Juni 2012

Neues Magazin für SF-Fans


Seit einigen Tagen ist es bei mir in der Redaktion, aber ob es das Magazin bereits im Handel gibt, weiß ich gar nicht. Die Rede ist von »Geek!«, dem neuen Science-Fiction-Magazin, das im A4-Format, durchgehend vierfarbig und mit 100 Seiten Umfang jetzt an die Verkaufsstellen geht. Ich habe es durchgeblättert, nicht unbedingt gelesen.

Schon mit dem Titel habe ich meine Probleme. Ich weiß, dass der abschätzig gemeinte Begriff »Geek« mittlerweile offensiv benutzt wird - aber ich halte mich nicht für einen. Von daher bin ich mir nicht sicher, ob ich mir ein Magazin kaufen würde, das einen Titel trägt, den ich als negativ empfinde. Hm ...

Der Inhalt ist stark auf aktuelle Serien und Filme ausgerichtet. »Prometheus« steht auf dem Cover, viele andere Science-Fiction-Themen sind im Innenteil. Das ist teilweise langweilig - ich finde Filmberichte seit vielen Jahren eher uninteressant -, teilweise aber auch brillant: Claudia Kerns Polemik über »John Carter« ist wunderbar!

Berichte zu Comics und Büchern gibt es ebenso wie zu Spielen: meist fachkundig geschrieben, meist inhaltlich brauchbar. Alles in allem ist das Heft sehr »magazinig« und bunt aufgemacht, modern und gut lesbar zugleich.

Wegen des hohen Anteils an Filmberichten werde ich noch nicht so richtig warm damit - ich hoffe aber, dass es sich am Kiosk durchsetzen kann. Eine stärkere Science-Fiction-Präsenz am Kiosk wünsche ich mir nicht nur als Redakteur, sondern auch als Fan ...

20 Juni 2012

Spaziergang durchs Ghetto

Erinnerung an den Venedig-Trip im April 2012

Dass der Begriff »Ghetto« ursprünglich aus Venedig kommt, wusste ich nicht. Am Samstag, 7. April 2012, besuchten wir diesen Teil der Stadt; es war wie ein Ausflug in eine andere Welt. Das Viertel rings um das eigentliche Ghetto ist ruhig, vor allem an diesem Samstag herrschte eine gemütliche Atmosphäre.

Würdig aussehende alte Männer spazierten durch die Straße, einige sehr gut gekleidete junge Frauen schoben ihre Kinderwagen am breiten Kanal entlang. Die Sonne schien, es ging nur ein leichter Wind, und so saßen viele Leute im Freien vor den Cafés oder Läden.

Wir bummelten durch die Gassen, kauften in einer jüdischen Bäckerei allerlei Süßigkeiten und Matzenbrot, tranken vor einem kleinen Café einen starken Espresso, schauten den Vorbeigehenden zu. Die Hektik im Zentrum Venedigs schien weit weg zu sein, und ich genoss es.

Im Zentrum des Ghettos sahen wir die Polizei: Am Rande eines Platzes stand ein hässlicher Container, vor dem sich Polizisten mit Maschinenpistolen aufhielten. Zwischen den alten Gebäuden, zwei davon Synagogen, sorgten sie für die Sicherheit der Bewohner.

Ein halbes Dutzend Jungs, die Fußball spielten, störten sich keine Sekunde an den Uniformierten. Sie bolzten über den Platz, knallten den Wand gegen die Wand des Museums: ganz normale Jungs auf einem ganz normal wirkenden Platz.

19 Juni 2012

38 in 102

Das aktuelle OX-Fanzine trägt die Nummer 102 – und die Ausgabe ist ganz schön in der Frühzeit von Punk und Hardcore verankert. Auf der einen Seite der Doppel-Cover-Ausgabe sieht man Slime, auf der anderen Seite wird Joey Ramone präsentiert. Da passt es, dass auch in dieser Ausgabe meine aktuelle Fortsetzung des dritten »Peter Pank«-Romans enthalten ist.

In der Folge 38 treibt sich Peter Meißner in Stuttgart herum, die junge Hardcore-Punkette Chris in seiner Begleitung. In einer ziemlich heruntergekommenen Punker-Wohnung befragt »mein Held« den Assipunk Rotze – mit nicht unbedingt feinen Methoden.

Letztlich treibt diese Episode zwei der drei Parallehandlungen voran: Die Beziehung zwischen Chris und Peter Pank entwickelt sich weiter, und auch seine Drogenvergangenheit wird erneut thematisiert. Schauen wir mal, wann ich die dritte Handlungsebene – den Ärger mit den Dorfnazis – wieder bringen kann ...

18 Juni 2012

Von Braunschweig nach Dänemark

Als ich am Sonntag abend, 17. Juni 2012, in Karlsruhe ankam, war ich einigermaßen zermatscht. Der Science-Fiction-Con in Braunschweig war zwar nicht der »große Brüller« gewesen, aber am Vorabend hatte ich doch das eine oder andere Bier und vor allem noch ein großes Glas Wein getrunken. Entsprechend müde fühlte ich mich.

Trotzdem begaben wir uns ins »fünf«, um das Fußballspiel Deutschland gegen Dänemark anzugucken. Das letzte Mal, dass ich die beiden Mannschaften in einem EM-Spiel bewusst sah, war 1992. Das war in Homburg während des ZAP-Cups, und wir stierten mit gefühlt 200 Leuten auf einen vergleichsweise kleinen Fernseher. Am Sonntag abend guckten vielleicht 40 Leute auf eine große Leinwand ... die Zeiten ändern sich.

Damals verlor Deutschland, und Dänemark wurde Europameister. Verdient übrigens. Auch diesmal hielten die Dänen knallhart dagegen, was jeder bestätigen wird, der das Spiel gesehen hat - am Ende gewann die deutsche Mannschaft allerdings verdient.

Danach war ich nicht mehr müde, sondern einigermaßen aufgekratzt. Zu einem Autokorso und anderem Blödsinn dieser Art reichte es nicht, dafür zum Reden von viel Unfug. Auch eine Möglichkeit, eine stressige Woche vernünftig abzuschließen ....

16 Juni 2012

Vier Sioux aus Österreich

In der zweiten Hälfte der 80er-Jahre waren 7 Sioux die wohl beste Hardcore- und Punk-Band aus Österreich; wer sich zu der Zeit in der Szene bewegte, kam an der Band praktisch nicht vorbei. Ich mochte die Live-Auftritte der Band ebenso wie ihre Platten, die zu einer Zeit bereits »Emo« waren, als es den Begriff praktisch noch gar nicht gab.

Nachdem sie sich aufgelöst hatten, meldeten sich die mittlerweile nicht mehr ganz so jungen Herren in den Nuller-Jahren wieder zurück. Die Platte »Hungover Kingdom« kam 2008 heraus, und das ist eine richtig gute Platte geworden.

Von der ursprünglichen Energie, die sich auch von der Bühne stets in den Konzertraum übertrug, ist einiges übrig geblieben. Dabei sehen die vier Herren sehr gemütlich und ein wenig angegraut aus, wie das Foto auf dem Beiblatt der Platte beweist.

Musikalisch ist es im Prinzip Emopunk, meist mit mittlerem Tempo, das Schlagzeug fast dezent eingesetzt, aber immer mit guten Melodien. Die Stimme ist ausdrucksstark wie eh und je, und die Texte gehen häufig in eine persönlich-private Richtung. Wenn es politisch wird, dann eher allgemein gesellschaftspolitisch – aber alles ist klar formuliert.

Ich finde die Platte stark, habe sie mehrfach sehr gern angehört. Schön, dass es ein vinylisiertes Lebenszeichen von der Band gibt. Gesehen hätte ich sie nach bald zwanzig Jahren trotzdem mal wieder gern.

15 Juni 2012

Vier Comic-Bücher mit tollen Funny-Geschichten

In meiner Kindheit und Jugend kannte ich die Serie »Jeff Jordan« gar nicht. Das liegt sicher daran, dass sie hierzulande in teilweise schlechten Übersetzungen, in keiner vernünftigen Reihenfolge und unter seltsamen Serientiteln erschienen ist.

Dabei handelt es sich bei »Jeff Jordan« um ein echtes Highlight der frankobelgischen Comic-Tradition: klassische Detektivgeschichten aus den späten 50er- und frühen 60er-Jahren, gezeichnet und erzählt von Maurice Tillieux, einem der »Großen« der Comic-Zukunft. Mit vier schönen Hardcover-Alben liegt jetzt die komplette Serie bei Ehapa vor.

Was mir dabei mit am besten gefällt: In jedem dieser rund 240 Seiten starken Bände finden sich umfangreiche redaktionelle Hinweise. Erstellt wurden sie von einem Comic-Journalisten, der Zugang zu den Archiven des Zeichners hatte.

Mit zahlreichen zusätzlichen Bildern, Grafiken und Vignetten ausgestattet, erzählt dieser redaktionelle Teil die »Jeff Jordan«-Geschichte nach. Als Leser erfährt man viel über die Produktionsbedingungen im Comic-Geschäft der späten 50er-Jahre und über die manchmal verschlungenen Wege, die eine Geschichte zurücklegen musste, bis sie als Comic gedruckt wurde.

Man muss diese Hintergründe nicht kennen, und es wird Leser geben, die sich nicht dafür interessieren. Die »Jeff Jordan«-Geschichten funktionieren auch gut, ohne dass man das zusätzliche Wissen hat. Es handelt sich um klassische Krimi-Geschichten: Der Detektiv Jeff Jordan, sein Assistent Teddy und der Polizist Stiesel lösen allerlei Fälle, meist mit Köpfchen und selten mit der Waffe.

Gezeichnet sind die Geschichten in dem Funny-Stil, der in den späten 50er-Jahren so typisch für den frankobelgischen Comic war. Völlig harmlos sind sie allerdings nicht: Es wird geschossen, es gibt Tote – und dennoch haben die Comics eine ausgesprochen nette und positive Grundstimmung, die einem bei der Lektüre richtig Spaß bereitet.

Mit der »Jeff Jordan«-Gesamtausgabe, die ich mir in den vergangenen eineinhalb Jahren gekauft habe, erschloss ich mir einen Comic-Klassiker neu. Die vier Bände bekommen einen schönen Platz im Regal – und ich bin jetzt schon sicher, dass ich sie immer mal wieder hervorziehen und durchblättern werde.

14 Juni 2012

Ein Traum ohne Orangen

Obwohl es nach Regen aussah und am Nachmittag schon ein Graupelschauer über Karlsruhe heruntergekommen war, fuhr ich am Mittwoch, 13. Juni 2012, mit dem Fahrrad ins »fünf«. An der Theke bekam ich einen guten Platz mit Blick auf die Leinwand, das Bier kam sofort, und dann konnte es auch schon losgehen.

Kurz vor Spielbeginn gab ich noch meinen Tipp ab. Da ich beim Portugal-Spiel so daneben gelegen hatte, war ich diesmal optimistisch: »Zwei zu eins für Deutschland« verkündete ich stolz und trug mich in die Liste ein.

Wie das Spiel verlief, ist allgemein bekannt. Ich fand es spannend, und es ging eine Weile gut hin und her. Die zwei wunderschönen Tore machten den Sieg für die deutsche Mannschaft komplett, und auch die zwei Fans, die in orangefarbenen T-Shirts im Saal saßen, widersprachen nicht.

Da ich richtig getippt hatte, gab's ein Freibier. Danach saß ich an der Theke, gab den bisherigen Bieren noch ein wenig Nahrung und wartete darauf, dass der Regen - der hatte mittlerweile eingesetzt - aufhörte.

Das tat er nicht, und so blieb mir nichts anderes übrig, als durch kühlen Nieselregen nach Hause zu radeln, schon leicht angetrunken und nicht mehr hundertprozentig fit. Aber nach dem gelungenen Fußballabend war mir das auch egal ...

13 Juni 2012

Marketing-Sprech zu Alphas

Was ein Alphatier ist, das weiß ich: einer, der immer vorne steht und stets als erster die Schnauze aufreißt. Ein Alphatier ist nicht immer ein angenehmer Mensch und kann vielen auf die Nerven gehen.

Offensichtlich haben die schlauen Vermarkter und Marketing-Experten die Alphatiere als neue Zielgruppe ausgemacht. Zumindest kann ich das der Lektüre von Marketing-Zeitschriften entnehmen; dort geht es ja um das Aufstöbern neuer Zielgruppen, die man entsprechend zielgruppengerecht mit Zeitschriften und anderen Produkten anfüttert.

Beim Axel Springer Verlag, wo das Geld ja unter anderem mit der »Bild«-Zeitung verdient wird, hat man nun eine neue Zielgruppe ausfindig gemacht. In der Zeitschrift »absatzwirtschaft« wird ein sogenannter Trendforscher zitiert: »Diejenigen, die sich mitteilen, die etwas reingeben in den Schwarm, die austauschfähig sind, die Dialoge führen – das sind die wirklichen Alphatiere.« Aha.

»Es hat sich ein neuer Typ von Meinungsmachern herauskristallisiert«, wird darüber hinaus ein Manager des Konzerns zitiert. Dieser Typ sei stark vernetzt und kommuniziere, trete darüber hinaus »mit Marken, Unternehmen und Medien in Dialog«. Nochmal: aha.

Glaubt man der Zeitschrift, sind die »Neuen Alphas«, zu denen angeblich 13 Millionen Menschen hierzulande gehören, »weltoffen und neugierig, online und offline stark vernetzt, überaus technikaffin, ehrgeizig und leistungsorientiert«. Auffallend ist darüber hinaus, dass diese Zielgruppe angeblich zu 61 Prozent männlich sei, im Durchschnitt 37,7 Jahre alt sei und ein monatliches Haushaltsnetto-Einkommen von 2980 Euro habe.

Soweit die tolle Analyse. Jetzt bin ich gespannt, wann die ersten Zeitschriften für die »Alphas« kommen. Für die »Info-Elite«, worunter ich bis heute einen Haufen von Spacken mit angelesenem Halbwissen verstehe, gibt es ja immerhin schon mal den »Focus« ...

Schusterjungs in der Grauzone?

Wer im Internet zu der Band Schusterjungs aus Weißenfels recherchiert, findet eine Reihe von kritischen Aussagen zu der Band: Sie hat schon in politisch durchaus heiklen Läden gespielt, zusammen mit Bands, die auch durchaus heikel sind. Es scheint aber keinen Beleg dafür zu geben, dass die drei Bandmitglieder selbst irgendwie im Nazi-Sumpf drinhängen oder massiv an dessen Rand herumdümpeln.

Solche Bands werden mittlerweile in die sogenannte Grauzone einsortiert; gemeint ist der Bereich zwischen »echten Nazis« und »unpolitischem Oi!«, wie immer das definiert sein mag. Für Oi!-Bands aus Deutschland ist die dann erfolgte Diskussion, wo man denn nun stehe, nichts ungewöhnliches, und mittlerweile glaube ich – und bei den Schusterjungs sieht es genau so aus –, dass es Bands gibt, die dann bewusst in diesem Zwischenraum bleiben: wenn schon Stress, dann bitteschön richtig.

Aus diesen Gründen hörte ich mir die CD »Unvergänglich Lebenslänglich« ziemlich genau an. »Wir achten den Zusammenhang / und wir mögen Spaß / Gegen jede Politik / und für die Working Class« - so rumpelreimt die Band im Titelstück der CD, und diese Ansicht zieht sich durch.

Gesungen wir über die gute »geile Zeit« und über das Saufen, geschimpft wird über »Schreiberlinge anonym« und andere Leute, die schlechtes über die Band erzählen. Aussagen zum Thema Frauen möchte ich jetzt nicht überbewerten – alles in allem macht die Band nichts anderes als das, was viele Oi!-Bands hierzulande spielen, singen und musizieren.

Wobei ich die Musik echt gut finde: Da wird geröhrt und gebrüllt, was das Zeugs hält, da wummert der Bass, da bollert das Schlagzeug, da knallt die Gitarre, das ist alles in allem ein sehr brauchbares Oi!-Gebräu, das ich mir gut anhören kann. Den großen Hit vermisse ich, für bierselige Skinhead-Abende dürfte aber dank der chorgesang-lastigen Stücke gesorgt sein.

Die klare Abgrenzung zu Nazis vermisse ich allerdings; man grenzt sich halt generell von politischen Richtungen ab. Das ist eigentlich zwar typisch für eine Oi!-Band, wirkt aber angesichts der Vorwürfe und Diskussionen ein wenig pubertär. Ist es denn so schwer, zu einer Aussage wie »ich finde Politik scheiße und Oi! toll, aber Nazis finde ich noch scheißiger« zu kommen, ohne den Skinhead-Grundkonsens zu verlassen?

12 Juni 2012

Lesung in Braunschweig

Ich mache mit meiner neuen »Masche« weiter: Auf Science-Fiction-Cons präsentiere ich mich nicht nur als der altbekannte PERRY RHODAN-Redakteur, der etwas zu der Serie erzählt, die er inhaltlich betreut - sondern ich lese aus meinen eigenen Geschichten und Büchern vor. Nachdem das zuletzt in Köln ganz gut geklappt hat, wiederhole ich das jetzt in Braunschweig.

Dort ist am Wochenende der Con »Raum & Zeit Continuum II«, genauer gesagt vom 15. bis zum 17. Juni; die Örtlichkeit ist das Jugendzentrum Mühle. Es geht in erster Linie um Science Fiction und damit zusammenhängende Themen, wie sich das gehört.

Ich bin für eine Lesung eingeteilt. Am Samstag nachmittag lese ich ab 17 Uhr im »Mädchencafé« aus meinem Buch »Das Tier von Garoua«. Dabei handelt es sich um ein Buch, das Geschichten und Erzählungen aus Afrika enthält; mit Science Fiction hat das dann wirklich nichts zu tun. Und für den Namen des Veranstaltungsraums kann ich natürlich nichts ...

11 Juni 2012

Weltraumpiraten und viel Geballer

Seit einiger Zeit bin ich ein Fan der »Mark Brandis«-Hörspiele. Das ist nicht weiter überraschend: Ich fand früher als Jugendlicher die »Mark Brandis«-Romane von Nikolai von Michalewsky hervorragend, und jetzt sind die Hörspiel-Versionen der Jugendbuch-Klassiker einfach super gemacht. Die Doppelfolge 9 und 10 – dabei handelt es sich um die zwei Teile von »Raumsonde Epsilon« – ist aber leider nicht ganz so gut.

Das liegt nicht an den Hörspielmachern. Die Geräusche sind wieder einmal stimmig, die Sprecher scheinen viel Spaß an ihrer Arbeit zu haben; das ganze Geschehen wird so glaubhaft wie möglich vermittelt. Da gibt es wenig zu meckern.

Weniger gelungen ist offensichtlich die Original-Geschichte: Finstere Weltraumpiraten, die seltsamen Zielen folgen, nehmen die Helden um den Raumfahrer Mark Brandis gefangen. Es folgen mehrere Gefangenennahmen und Befreiungsversuche; alles in allem zwar schön gemacht, aber auf die Dauer ein wenig ermüdend.

Seien wir fair: »Raumsonde Epsilon« ist in beiden Teilen ein sehr gelungenes Hörspiel – mein Gejammer findet ja auf höchstem Niveau statt. Und wer ein »Mark Brandis«-Fan ist, wird die zwei Folgen sicher nicht auslassen ... Wer die Serie bisher nicht kennt, sollte allerdings auch nicht gerade mit diesen Folgen anfangen.

10 Juni 2012

Erste EM-Spiele

Man kann mir nicht vorhalten, ein besonders großer Fußballfan zu sein; ich habe auch nicht sonderlich viel Ahnung. Bei Welt- und Europameisterschaften aber gucke ich gern die wichtigen Spiele und freue mich, wenn die deutsche Nationalmannschaft gewinnt.

Bei der diesjährigen Europameisterschaft der Fußballmänner schaute ich mir die ersten Spiele aus Zeitgründen nicht an, war aber am Samstag am Start. Nach eher durchwachsenem Spiel zwischen den Niederlanden und Dänemark, das ich noch am heimischen Fernseher verfolgte, guckte ich mir das Spiel Deutschland gegen Portugal im »fünf« an. Wo sonst? Natürlich mit reichlich Bier.

Das Spiel war nicht besonders, und die deutsche Mannschaft glänzte mit einer Reihe von Fehlpässen. Immerhin gewann Deutschland, wir waren hinterher alle recht erleichtert, und ich musste gleich noch das eine oder andere Bier trinken.

Vom fußballerischen her war der Abend nicht so berauschend, vom biertrinkerischen her um so eher. Ich musste hinterher auf jeden Fall mein Fahrrad stehen lassen und ließ mich bereitwillig nach Hause fahren ...

09 Juni 2012

Bildstörung aus Frankfurt

Ich habe die Band Bildstörung nie gesehen, was zweierlei Gründe hat: Anfangs der 80er-Jahre war ich zu jung und vor allem zu schüchtern, um groß durch die Gegend zu fahren und Punkrock-Bands anzugucken. Und die Band spielte praktisch nicht außerhalb des Rhein-Main-Gebiets. Bildstörung kamen aus Frankfurt; die Band gründete sich 1979 und löste sich 1982 bereits wieder auf.

Ich habe eine Single und eine Langspielplatte der Band; mehr gibt es nicht. Angeblich wurde eine zweite Langspielplatte aufgenommen, die aber nie veröffentlicht wurde. Darüber hinaus gibt es eine Live-Platte, die aber erst in den Nullerjahren veröffentlicht wurde – ohne die Genehmigung der Musiker natürlich.

Die Langspielplatte »Extras oft im Preis!« ist dabei richtig gut. Rotzige, knappe Texte, dazu ein Sound, der zwischen knappem Punkrock und zackiger Neuer Deutscher Welle pendelte, ein knalliges Schlagzeug und ein hektischer Gesang – das geht auch heute noch ins Ohr und in die Beine.

Ein Vergleich, der naheliegt, ist der zu Male aus Düsseldorf. Das gilt unter anderem für die Texte, was vor allem das Stück »Frankfurt Babylon« belegt: »Die Stadt ist voll Asphalt / Sie macht vor keinem Halt / Abgase verpesten die Luft / Ich liebe diesen Duft.«

Andere Texte setzen sich mit dem Fernsehkonsum auseinander, mit der DDR oder mit der zu erwartenden Flüchtlingswelle: »Wenn wir uns wie Schweine mästen / brechen Millionen auf in den Westen.« Oder eben die typischen Ängste vor der sich ankündigenden Computerzeit: »Digital aus Fleisch und Blut / Digitalmensch Digitalmensch«.

Ganz ehrlich: Das ist alles ziemlich klasse. Ich wundere mich nicht, dass diese Band bei einschlägigen Fernsehsendungen zum Thema Neue Deutsche Welle nie auftaucht. Aber ich wundere mich, das diese Perle seit 1981 wohl nicht mehr veröffentlicht worden ist ...

08 Juni 2012

Einige Worte zu Bradbury

Im Sommer 2006 besuchte ich den Science-Fiction-WorldCon in Anaheim; das ist einer dieser schrecklichen Vorort-Siedlungen zwischen Los Angeles und San Diego. Der Con war schön, und einer der Höhepunkte war der Auftritt eines alten Mannes: Ray Bradbury hielt einen freien Vortrag, also ohne Manuskript, und er erzählte von seiner Vergangenheit, von den frühen 30er-Jahren, in denen er anfing, sich für Science Fiction zu begeistern und seine ersten Geschichten zu schreiben.

Es war ein berührender Vortrag, gehalten von einem Mann, dessen Geschichten ich mit Bewunderung gelesen hatte. Am Ende standen wir alle auf und applaudierten im Stehen; das war angemessen. Bradbury gab danach Autogramme, ich stellte mich nicht an.

Jetzt ist er gestorben; die Meldung ging diese Woche sogar durch die angeblich so seriösen Medien. Er wurde 91 Jahre alt - und in den vergangenen Jahren hörte man nicht mehr viel von ihm, eher merkwürdige Aussagen zu aktuellen technischen Entwicklungen.

Er war nicht unbedingt ein Science-Fiction-Autor. Seine großen Werke, wie »Fahrenheit 451« oder »Die Mars-Chroniken«, erzählen eigentlich vom Amerika der fünfziger Jahre; herausragend fand ich dennoch, wie geschickt er seinen Blick auf die jeweils aktuelle Zeit verwob mit einem Blick in eine phantastische Welt. Häufig kam ein Blick aus Kinderaugen hinzu.

Ray Bradbury hat mich mit vielen seiner Kurzgeschichten verzaubert. Sie hatten immer einen ungewöhnlichen Charme, sie wirkten immer so leicht und kamen ohne stilistische Extravaganzen aus - und waren doch so voller Poesie und Wärme, voller Lebensfreude und Sympathie. Er war ein großer Mann.

07 Juni 2012

Kino-Fantasy ohne Ideen

Relativ spontan schauten wir uns »Snow White & Huntsman« an. Sieht man davon ab, dass die englischsprachige Umsetzung von Begriffen wie »Schneewittchen« immer albern klingen muss, hatte ich durchaus Lust auf den Film – die Vorschau mit ihrem wuchtigen Fantasy-Einschlag hatte interessant genug ausgesehen.

Um es kurz zu machen: Selten habe ich einen Film gesehen, der so viele Ansätze zu Ideen kaputt macht oder überhaupt nicht zur Entfaltung kommen lässt. Die Geschichte von der jungen Prinzessin, die – nachdem sie jahrelang in einem Turm gefallen war – im Schnelldurchlauf nicht nur höfisches Tanzen, sondern auch Reiten und Schwertkampf beherrscht, akzeptiere ich ja irgendwie, aber der Rest ...

Da taucht im verwunschenen Wald ein Troll auf, da gibt es verspielte Elfen: Aus diesen Ansätzen wird nichts gemacht. Da reitet die Armee der Helden im Frontalangriff auf die Burg der Bösewichter zu, im Vertrauen darauf, dass es schon irgendwie klappen wird: Solche Dummheiten finden sich zum Ausgleich zuhauf.

Man konnte es sich anschauen, aber ich schlug mir nicht nur einmal mit der flachen Hand gegen die Stirn. Der Film war unfreiwillig komisch, und das oft genug. Ein vernünftiges Drehbuch schienen die Macher nicht für nötig zu halten.

Jeder Film findet natürlich auch ein Publikum, das ihn mag. In diesem Fall war es eine Horde junger Frauen zwischen 18 und 20, die wegen der Hauptdarstellerin anwesend waren. Diese hatte in den »Twilight«-Filmen die Hauptrolle gespielt, was nicht viel half: Im Prinzip beherrschte die junge Dame drei bis vier Gesichtsausdrücke, ließ vor allem immer wieder den Mund offenstehen und wird mir sicher nicht länger in Erinnerung bleiben.

Fantasy-Trash also. Besser gemacht als in der Fantasy-Trash-Welle anfangs der 80er-Jahre, aber inhaltlich ebenso dünn. Kein Film, dem man gesehen haben sollte ...

06 Juni 2012

Herzblut in der Federwelt


Die Zeitschrift »Federwelt« lese ich immer wieder gern; wenn sie dann noch so ein knalliges Titelbild aufweist wie die aktuelle Ausgabe 94, mag ich die Lektüre glatt noch lieber. Es geht um das Urheberrecht, für das die auf dem Cover abgebildeten Schriftstellerinnen und Schriftsteller ihr Herzblut geben würden - das klingt nicht nur plakativ, das ist es auch, und ich kann die Beteiligten ja gut verstehen.

Im Innern ist die Zeitschrift deutlich journalistischer und service-orientierter aufgebaut; so ist man es ja auch von dem Heft gewohnt. Schön fand ich den Artikel über »Schreibende Mütter«, weil hier ausnahmsweise nicht nur Anfängerinnen zu Wort kamen, sondern echte Profis. Auch wenn man deren Werke nicht unbedingt mag (ich finde sie alle schrecklich), so sind Katja Kessler, Alexa Hennig von Lange oder Silvana Koch-Mehrin auf jeden Fall in ihren jeweiligen Bereichen ausgebuffte Profis.

Dröge, wenngleich lesenswert ist der Artikel über den Normvertrag; amüsant fand ich eher den Artikel über den »wirkungsvollen Anfang«, schön sind die Kolumnen, gelungen finde ich die Vorstellung der »42er Autoren«, die mich stilistisch allerdings nicht sonderlich überzeugt haben. Da waren die veröffentlichten Gedichte der mir bisher unbekannten Daniela Boltres und Werner Bucher wesentlich ansprechender.

Es muss einem in einem solchen Heft nicht alles gefallen. Auf 64 Seiten gibt es auf jeden Fall viel zu entdecken, kontroverses und gutes und lesbares und spannendes. Allen Menschen, die sich fürs Schreiben interessieren, kann ich diese aktuelle Ausgabe empfehlen; ein Abonnement lege ich darüber hinaus jedem/jeder ans Herz. Gibt's alles über die Internet-Seite des Heftes.

05 Juni 2012

Noch mal mondgelandet

Ein Interview mit mir brachte die Juni-Ausgabe der Fachzeitschrift »buchreport.magazin«. Auf einer Seite ging es allerdings weniger um meinen Person, als um - wen wundert es? - mal wieder um meinen Beruf: genauer um PERRY RHODAN NEO, die neue Serie, die wir seit bald einem Jahr veröffentlichen.

Das Interview ist eine Seite lang und mit einem Foto von mir »geschmückt«, das im vergangenen Jahr im Park vor unserer Wohnung aufgenommen worden ist. Den Titel des Artikels finde ich dabei auch ausgesprochen nett: »Noch mal zum Mond«.

Inhaltlich ist der Beitrag durchaus kritisch, und ich spreche wieder einmal zu wenig marketing- und zu viel redaktionsdeutsch. An der Stelle, an der ich hätte sagen müssen, dass wir Auflagenmilliardäre sind, gebe ich leiter ein »fürs Erste zufrieden« zur Auskunft. Wenn tiefstapeln eine olympische Disziplin wäre, hätte ich durchaus Chancen aufs Treppchen ...

04 Juni 2012

Ohne viel Konzept

Warum ich am Sonntag, 3. Juni 2012, so schlecht vorbereitet war, ist mir im Nachhinein gar nicht mehr klar. Wobei »so schlecht« nicht richtig ist: Ich hatte meine Radiosendung an diesem Abend glatt verpeilt und musste am selben Abend noch kurzerhand ein Konzept aus dem Boden stampfen.

Das erwies sich dann doch als einfach: Ich stellte mich vors Plattenregal und griff zu Platten, die ich mag, die ich aber schon seit mindestens zehn Jahren nicht mehr gespielt hatte. Kein Wunder, dass ich dann vor allem nach altem Kram griff, der dafür aber weder inhaltlich noch sonstwie zusammenpasste.

So kam es zu einer bunten Mischung aus altem England-Kram wie Damned, Buzzcocks, X-Ray Spex oder Cock Sparrer, ebenso aber zu nicht zusammengehörenden amerikanischen Bands wie den Ramones und den Dead Kennedys. Ein bisschen Musik aus Deutschland war auch dabei: die Targets und Male passen ebenfalls nicht zusammen.

Keine Ahnung, wie das bei den Hörerinnen und Hörern ankam. Leider hat das Enpunkt-Radio im örtlichen Radio Querfunk nicht mehr die Resonanz wie vor zehn oder fünfzehn Jahren, und das wird auch nie wiederkehren - aber darüber will ich heute nicht jammern ...

03 Juni 2012

100 mal Spawn

Die Comic-Serie »Spawn« kam hierzulande dieser Tage auf ihre Ausgabe 100 - das entspricht rund 205 amerikanischen Comic-Heften, weil die Produktion hierzulande nicht immer optimal verlaufen ist. Das ist ein Grund für mich, noch mal in den vergangenen Heften zu blättern und mich an die Geschichte dieses Comic-Helden zu erinnern.

Die erste »Spawn«-Ausgabe, die ich mir kaufte, war ein amerikanisches Paperback; darin waren die ersten fünf Hefte zusammengefasst. Das war eine beeindruckende Geschichte: toll gezeichnet, packend erzählt, mit all den Vorahnungen, dass hier was richtig großes auf mich zukommen würde. Das muss 1993 gewesen sein.

Die deutsche Serie abonnierte ich dann, und seither lese ich sie, durch alle Höhen und Tiefen hindurch. Und Tiefen gab es einige in diesen zwanzig Serien, da gab es genug Bände, bei denen ich mich wegen der Qualität gegruselt habe. Aber ich blieb dabei, weil ich bin ja Fan ...

... und wie es aussieht, werde ich weiterhin dabei bleiben, weil mir die neue Story sehr gut gefällt. Auf die nächsten hundert Bände!

01 Juni 2012

Rotwein und Regen

Ein ziemlich militärisch wirkendes Cover ziert das Conbuch zum ColoniaCon 20, den ich am vergangenen Wochenende besucht habe. Der Inhalt des Buches ist allerdings weniger militärisch; es enthält vor allem Kurzgeschichten von unterschiedlichen Autoren.

Mit dabei ist auch ein Text von mir. Dabei handelt es sich allerdings um keine Science-Fiction- oder Fantasy-Kurzgeschichte, sondern um einen allgemeinen Text: »Rotwein und Regen« kann man höchstens in das Genre der »Miesepeter-Literatur« packen, die man meiner Ansicht nach auch noch schaffen könnte ...

Ich habe mehrere Geschichten dieser Art vorliegen - für ein Buch in einem kleinen Verlag wären es aber zu wenig, und da sie keinerlei Genre-Bezug haben, passen sie auch in keine Anthologie. Insofern fand ich es sehr nett, die Story in dem schönen Conbuch unterzukriegen.