27 Februar 2025

Moderner Western als Klopper

Denkt man an Western-Comics, kommen einem unweigerlich die »üblichen Verdächtigen« in den Sinn: »Leutnant Blueberry« und »Comanche«, »Durango« und vielleicht noch »Jerry Spring«. Dabei ist das Genre immer noch lebendig, es gibt ständig neue Storys, die mich sogar überzeugen. Eine davon ist »Apache Junction«, dessen erster Zyklus nun als Gesamtausgabe vorliegt.

Die drei Alben, die in diesem Sammelband zusammengefasst werden, spielen in den 80er-Jahren des 19. Jahrhunderts. Die Großen Indianerkriege neigen sich ihrem Ende zu, zumeist wurden die rebellischen Stämme in Reservate gedrängt, nachdem man sie vorher massakriert oder sie mithilfe von Krankheiten ausgerottet hatte. In Arizona sorgen Apachen noch für Unruhe; gleichzeitig treiben sich Waffenhändler herum, die ihre eigenen Geschäfte betreiben.

In seinem Comic-Dreiteiler erzählt Peter Nuyten eine packende Geschichte, die voller Spannung und Action steckt. Die handelnden Personen verraten sich gegenseitig, niemand traut einem anderen, und letztlich geht es nur um Geld und Macht. Das gibt der Story einen zynischen Charakter, vor dem die Apache-Krieger, die um ihre Freiheit kämpfen, fast schon wie tragikomische Figuren wirken.

Die Dialoge sind klar, die Handlung wird rasant vorangetrieben. Auch zeichnerisch weiß der Comic zu überzeugen. Nuyten hat gelegentlich kleinere Schwächen bei den Figuren, überzeugt ansonsten aber durch grandiose Landschaftsbilder und knallige Action-Szenen.

Wer Western-Comics mag und »Apache Junction« noch nicht kennt, sollte unbedingt einen Blick auf die Leseprobe werfen!

26 Februar 2025

Endlich mal die ART besucht

eit wie vielen Jahren die Kunstmesse ART in Karlsruhe veranstaltet wird, weiß ich nicht; die genaue Zahl ist für diesen Text nicht wichtig. In all den Jahren hatte ich es nicht für nötig gehalten, diese Messe zu besuchen; in diesem Jahr reizte es mich doch. Weil ich am Wochenende keine Lust auf Wahlkampf und Politik hatte, bot es sich an, einige Stunden durch die Hallen der Messe Karlsruhe zu schlendern. Und es schadet ja nicht, so dachte ich, sich mal Kunst in Massen anzugucken.

Tatsächlich ist die ART eine Messe, in der sich vor allem Galerien präsentieren. Die haben Standflächen, in denen sie die Bilder der Künstlerinnen und Künstler zeigen, die sie vertreten, oder auch Bilder von schon verstorbenen Malern, die sie eben auch verkaufen wollen. Neben diesen Bildergalerien gab es Standflächen, auf denen Plastiken standen, teilweise sehr eindrucksvoll.

Sagen wir so: 29 Euro für die Eintrittskarte fand ich stolz. Man muss sich ja auch ein bisschen verpflegen, wenn man bei so einer Messe ist; da kommt also schnell ein ordentlicher Betrag zusammen. Aber an diesem Tag störte mich das nicht. Tatsächlich bereute ich meine Anwesenheit nicht.

Es gab haufenweise an Klassikern zu bestaunen. Unter anderem waren Originale von Chagall und Drucke von Picasso ausgestellt, auch moderne Maler wie Magritte oder Lichtenstein konnte man bewundern. Aber natürlich gab es haufenweise Kunst von Menschen, die aktuell malten, zeichneten oder sonstwie gestalteten.

Teilweise war ich sehr beeindruckt, weil es sehr viele sehr tolle Bilder zu sehen gab. Bei manchem Kunstwerk war ich allerdings verwirrt, damit konnte ich nichts anfangen. Und natürlich gab es in den insgesamt vier Messehmallen genügend Bilder, die ich abstoßend und hässlich fand. Alles andere hätte mich allerdings überrascht – es kann schließlich niemandem alles gefallen, was bei so einer Ausstellung gezeigt wird.

Am Ende verlor ich fast den Überblick. Ich unterhielt mich mit dem einen oder anderen Galeristen; für den Kauf eines Bildes fehlte mir allerdings das Kleingeld. Wenn mir ein Bild gefiel und es ein entsprechendes Format hatte, lag der Preis schnell bei 8000 oder 10.000 Euro. So viel Geld habe ich dann doch nicht daheim herumliegen.

Aber seien wir ehrlich: Ich war von der ART positiv angetan. Allein schon die Unmenge an skurrilen Gestalten, die mir dort über den Weg lief, empfand ich als lohnenswert. Stoff für einige Geschichten ..

25 Februar 2025

Das kennt sicher niemand

Aus der Serie »Wie ich mal klugscheißern wollte und kläglich scheiterte«, die sehr viele Fortsetzungen bekommen könnte: Bei meinem Vortrag vor den Buchwissenschaftlerinnen in München gab ich einen kleinen Rückblick auf die Geschichte der Science Fiction. Dabei verwies ich auf den Roman, mit dem meiner Ansicht nach – und diese Ansicht ist von Brian W. Aldiss geklaut – die moderne Science Fiction angefangen hat: »Frankenstein« von Mary Shelley.

Ich dachte, ich könnte in einem Raum mit drei Dutzend jungen Frauen (und zwei, drei jungen Männern) locker und ohne Anstrengung damit punkten, dass ich die Science Fiction auf eine Frau zurückführte. Dazu leistete ich mir den großkotzigen Spruch: »Sicher hat niemand in diesem Raum den Roman gelesen, ich ja auch nicht.«

Eine sehr junge Frau in der vierten Reihe, übrigens die einzige mit bunten Haaren im Saal, zeigte auf. »Nein«, widersprach sie mir. »Ich hab’s gelesen.«

Ich stotterte ein wenig herum, weil ich damit nicht gerechnet hatte, bis ich mich gefangen hatte. Dann hakte ich nach, wie es ihr gefallen habe. Es sei ja doch ein wenig alt.

»Ganz gut«, gab sie locker zurück. Anfangs habe sie Schwierigkeiten gehabt, in den Stil reinzukommen, dann habe es ihr aber immer besser gefallen.

Ich stammelte noch ein »Respekt!«, hoffte darauf, dass ich nicht schamrot im Gesicht war, und sah zu, dass ich meinen Vortrag in vernünftiger Weise zu Ende brachte. Und nahm mir vor, den Klassiker nun endlich doch einmal selbst für die Lektüre vorzumerken …

24 Februar 2025

Kundgebung vor der Wahl

Einen Tag vor der Wahl wurde in Karlsruhe noch einmal zu einer Kundgebung aufgerufen, die sich »für die Demokratie« aussprach. Weil ich die ersten zwei Demonstrationen zu diesem Thema in diesem Jahr verpasst hatte, radelte ich am Samstag, 22. Februar 2025, bei frühlingshaftem Wetter in die Innenstadt und spazierte dort zum Marktplatz.

Ich bin schlecht darin, Menschenmassen zu schätzen. Etwa tausend, vielleicht auch 2000 Leute hatten sich auf dem Marktplatz versammelt, die meisten davon sahen »normal« aus: keine Autonomen, ein halbes Dutzend Punks, ansonsten die »Mitte der Gesellschaft«. Es herrschten selbstgemalte Plakate vor, was ich schon wieder ansprechend fand.

Die Rednerin erläuterte, dass es sich um ein Veranstaltung der Organisation »Migrants For Karlsruhe« handle. Den Veranstaltern gehe es darum, den Migranten in der Stadt eine Stimme zu geben; sie seien von dem aktuellen Rechtsruck stark betroffen. Die Idee, mal Migranten sprechen zu lassen und nicht nur über sie zu reden, gefiel mir.

Seltsam fand ich den Ansatz, Deutschlandfähnchen im Publilum zu verteilen. Man wolle die schwarzrotgoldene Fahne nicht den Rechten überlassen – was ja eigentlich ein guter Ansatz ist –, aber ich kann mit Nationalfahnen nicht viel anfangen. Immerhin wollte mir niemand eine Fahne andrehen.

Als hörte ich zu und klatschte am Anfang immer wieder Beifall. Einige der kurzen Ansprachen waren sehr interessant. Ein Mann, der zum Gemeinderat der Stadt gehört, erzählte von seiner Flucht, von seinem Leben in der ständigen Angst, abgeschoben zu werden. Mittlerweile sei er aber Deutscher, und er betrachte Karlsruhe als seine Heimat. Eine Frau aus Ruanda erzählte in englischer und deutscher Spache von ihrem Leben.

Ein Redner schilderte ebenfalls sein Leben. Seine Kinder und Enkel seien alle in Deutschland geboren. Er verwies dann auf das Leid der Palästinenser; sicher vergaß er zu diesem Zeitpunkt, auf die Kriege in anderen Weltregionen (Kongo, Sudan) hinzuweisen oder das Leid der israelischen Zivilbevölkerung zu erwähnen. Allerdings fragte ich mich schon, welchen Bezug es zum aktuellen Rechtsruck in Deutschland geben könnte. Aber das habe ich vielleicht nicht richtig verstanden.

Wie so oft bei Demos und Kundgebungen war die Musik teilweise zum Fremdschämen. Als ein HipHopper auf der Bühne von sich selbst und seinen Problemen mit sich selbst erzählte – oder »rappte« –, musste ich, weil ich dummerweise dreißig Sekunden lang auf den Text gehört hatte, gut hundert Meter zur Seite gehen. Auch den Liedermacher mit seiner Gitarre fand ich sehr grenzwertig; Geschmäcker sind allerdings auch verschieden.

Als ich dann wahrnahm, dass ein Grüppchen von Demonstranen eine palästinensische Flagge schwenkte, war ich kurz am Überlegen, wie ich mich verhalten sollte. Was hatte dieses nationale Symbol auf einer Kundgebung für Demokratie erloren, was wollten die Leute damit aussagen? Wollten sie mir klarmachen, dass die Hamas eine demokratische Organisation war – oder worum ging es bei dieser Flagge?

Schlagartig fiel mir ein, dass ich daheim noch Wäsche zu waschen und den Staubsauger zu schwingen hatte. Das war sinnvoller, als mich über Nationalistenkram aufzuregen. Ich beschloss zu gehen und radelte heim.

21 Februar 2025

Vierzig Jahre ACD

Es gibt Jubiläen, die habe ich nicht auf dem Schirm. Würde man mich nicht beständig an manche Termine und Jubelfeste erinnern, würde ich sie vergessen. Mir wäre nicht einmal mein eigener Geburtstag präsent.

So war mir nicht bewusst, dass der ATLAN-Club Deutschland in diesem Jahr vierzig Jahre alt wird. Ich selbst bin in diesem Verein Mitglied, und es ist einer der wenigen Science-Fiction-Vereinigungen, in denen ich immer noch mitmische: zwar nicht sonderlich aktiv, aber immerhin gelegentlich. Wenn ich bedenke, wie aktiv ich in den 80er-Jahren war, ist das heute nur noch beschauliches Feuer – aber besser als nichts.

Dem ATLAN-Club trat ich recht früh bei. Wenn ich mich düster erinnere, spendierte man mir das erste Jahr der Mitgliedschaft sogar, und danach blieb ich daheim. Das muss um 1986 oder 1987 gewesen sein; so genau weiß ich das nicht mehr, und es ist letztlich egal.

Der Club ist eines der letzten Bindeglieder an die blühende Science-Fiction-Landschaft der 70er- und 80er-Jahre. Damals konkurrierten viele Clubs und Fanzines miteinander, und überall waren aktive junge Leute am Start, die Geschichten schrieben, Bilder zeichneten, Bücher und Filme rezensierten und sich teilweise untereinander fürchterlich stritten.

Diese Zeit vermisse ich oft, auch wenn mir klar ist, dass ich – würde man mich heute in die 80er-Jahre versetzen – einen großen Teil der damaligen Konflikte mit Unverständnis quittieren würde. Ein bisschen reifer und älter bin ich offenbar geworden; auf der anderen Seite kann man jüngeren Menschen den Unsinn auch nicht mehr erklären, den unsereins damals betrieben hat.

Hin wie her: vierzig Jahre ATLAN-Club Deutschland. Ich bin schon ein bisschen beeindruckt. Sehr toll!

20 Februar 2025

Schickes Layout fürs Rollenspiel

In der Mitte der 80er-Jahre veränderte sich die Rollenspiel-Szene: Neue Spiele wurden mit vergleichsweise viel Marketing in den Markt eingeführt, und neue Zeitschriften entstanden, während sich bisherige Hefte professionalisierten. Die Zeitschrift »Simufant« mit ihrer sechsten Ausgabe ist ein schönes Beispiel dafür: Das Heft war zwar – immer noch – mit einem schwarzweiß gedruckten Innenteil ausgestattet und zeigte nur auf dem Titelbild ein wenig Farbe, wies aber bereits ein für damalige Zeiten professionelles Layout auf.

»Der Informator für die Neue Spielkultur« nannte sich das aus Hamburg stammende Heft stolz auf seiner Titelseite. Das klang ein wenig überzogen, aber die vierzig Seiten konnten sich durchaus sehen lassen und machen auch nach heutigen Gesichtspunkten einen guten Eindruck.

Es gibt Artikel zum Aufbau von Rollenspielen, neue Spiele werden vorgestellt, und es gibt eine detaillierte Beschreibung eines Spiels; wer sich in diesen Jahren auf Rollenspiele aller Art konzentrierte, war froh über zusätzliches Material, das er sich bei den großen Verlagen kaufen, in den Fanzines anschauen oder komplett selbst ausdenken musste.

Die »Simufant«-Ausgabe sechs, die im Frühjahr 1985 veröffentlicht wurde, liefert genügend Material für die Fans jener Zeit. Schaue ich mir das heute an, erinnere ich mich mit positiven Gefühlen an meine frühen Rollenspiele und die Begeisterung, die ich empfand, wenn ich die Rolle eines Kriegers, einer Elfe oder eines Monsters übernahm. Der »Simufant« passt wunderbar in diese Zeit!

19 Februar 2025

Ist das nun Kunst oder soll das weg?

In Karlsruhe wählt man eifrig die Grünen und engagiert sich für die Umwelt. Man sammelt eifrig den Müll und trennt ihn. Ist der Glascontainer in der direkten Nachbarschaft voll, beginnt man damit, ein Kunstwerk aus ihm zu machen: Verschiedene Menschen beteiligen sich daran, deponieren leere Flaschen auf dem Container oder drapieren sie so um den Container, dass die Leute von der Müllfirma, wenn sie irgendwann die Container leeren wollen, sicher erst mal eine Stunde lang Arbeit mit den einzelnen Flaschen haben werden.

Weil die Leute in Karlsruhe so ökologisch sind, vermeiden sie es auch, die 300 Meter zum nächsten Glascontainer zu gehen, der noch reichlich Platz gehabt hätte. Und so entsteht ein Kunstwerk der besonderen Art – alle paar Wochen sieht der örtliche Glascontainer dann so auf, wie es das Bild hier zeigt.

Ich muss die Leute wirklich nicht verstehen, denke ich.

Zamonische Ideen und Enttäuschungen

Ich weiß nicht, ob ich mich als Fan des Autors Walter Moers bezeichnen könnte. Sicher bin ich ein Fan des phantastischen Kontinents Zamonien, den er erschaffen hat und zu dem es schon einige Romane gibt. Die Phantasie des Schriftstellers überzeugt mich immer noch – trotz einiger echt schwachen Bücher in den vergangenen Jahren –, und das gilt auch für »Die Insel der tausend Leuchttürme«.

Der Roman ist nicht brandneu, aber ich beendete die Lektüre daran erst dieser Tage. Der Grund für die Verzögerung: Das Buch kann und muss man nicht am Stück lesen, es macht nichts, wenn man es einige Wochen liegen lässt. Auf einen Spannungsbogen verzichtet der Autor komplett, die Handlung plätschert gut 600 Seiten vor sich hin, um sich am Ende geradezu zu überschlagen. Das fand ich zeitweise enttäuschend.

Aber klar: Die phantastischen Ideen tragen einen Teil der Faszination, und so ärgert man sich bei der Lektüre nicht. Moers schickt wieder einmal seine Figur Hildegunst von Mythenmetz auf eine große Reise: Er muss zur Insel Eydernorn, wo er einen Kuraufenthalt gebucht hat; von dort as schreibt er ausführliche Briefe, in denen er die Insel beschreibt und von den Begegnungen mit den Einheimischen berichtet.

Das macht Moers wieder einmal toll: Die Insel mit ihren seltsamen Bewohnern wird mit viel Liebe und Phantasie beschrieben. Man erfährt einiges über die Leuchttürme der Insel, viel über den Sport und einiges über die merkwürdigen Tiere. Das liest sich unterhaltsam und ist immer faszinierend.

Spannung kommt halt wirklich keine auf. Beim Lesen gewann ich den Eindruck, dass der Autor drauflosgeschrieben hatte und sich erst am Ende darauf besann, was er eigentlich machen wollte. Dann wird es auch sehr heftig – aber das ist dann irgendwie okay.

Um es klar zu sagen: Wer den Kontinent Zamonien und die phantastischen Welten des Walter Moers schon kennt und schätzt, wird sich mit »Die Insel der tausend Leuchttürme« anfreunden können. Aber es ist eigentlich ein Buch, das niemand braucht …

18 Februar 2025

Phantastischer Comic zwischen Traum und Literatur

Peter Pan ist der Junge, der nicht erwachsen werden will. Seit er zum ersten Mal von James Matthew Barrie zu literarischem Leben erweckt worden ist, gehört er zu den bekanntesten Figuren der Kinder- und Jugendliteratur. Zahlreiche Adaptionen von Barries Werk gibt es: Filme und Bücher. Comics und Spiele. Mit »Peter Pan in Kensington Gardens« liegt ein phantastischer Comic vor, der zwar von Kindern erzählt, aber nicht unbedingt für Kinder gedacht ist.

Verantwortlich dafür zeichnet José Luis Munuera, der hierzulande schon durch verschiedene Comics bekannt geworden ist. Er versteht sich auf Funnys mit Knollennasenfiguren – etwa bei »Spirou & Fantasio« – ebenso wie auf eher realistische Zeichnungen. Das merkt man diesem aktuellen Comic an, der seine witzigen Szenen aufweist, tatsächlich aber eine traurig anmutende Geschichte erzählt.

Sie spielt in einer nicht genau definierten Zeit, irgendwann zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Ein kleines Mädchen verläuft sich im Park, der nachts abgeschlossen wird. Doch wenn die Dunkelheit hereinbricht, verwandelt sich der Park – er ist ein magischer Ort, der zwei Gesichter aufweist.

Bäume werden lebendig, sprechen miteinander und wollen Kinder fressen. Dunkle Gestalten, die wie verzerrte Männer aussehen, stromern durch den Park und suchen nach Beute. Und die Elfenkönigin mit ihrem Hof kommt aus ihrem Schloss, um durch den Park zu flanieren.

So löst die eine Welt die andere ab: Aus Tag wird Nacht, und die Schatten der Sonne sind anders als die Schatten des Mondes. Nur einer ist immer der gleiche: Peter Pan, der sich zwischen Raben und Elfen bewegt, der fliegen kann und sich ein wenig mit dem kleinen Mädchen anfreundet. Er möchte es zum Bleiben überreden, doch das Kind möchte heim zu seinen Eltern. Um das zu schaffen, muss erst ein magisches Rätsel gelöst werden …

»Peter Pan in Kensington Gardens« ist im Original eine Erzählung, die zu Recht kaum bekannt geworden ist. Sie stammt von James Matthew Barrie, hat aber wenig mit dem eigentlichen Mythos um Peter Pan zu tun. Das Nimmerland wird erwähnt, auch Captain Hook taucht als Name sowie als Bild auf; die Geschichte selbst spielt aber vollständig in London. Es empfiehlt sich in diesem Fall, nicht auf die Lektüre des Vor- und des Nachwortes zu verzichten, wenn man die Hintergründe kennen möchte.

Allerdings braucht man diese nicht unbedingt, will man nur der eigentlichen Story folgen. Diese funktioniert wunderbar für sich. In stimmungsvollen Bildern, die teilweise die ganze Seite einnehmen, zeigt Munuera die Begegnungen im nächtlichen Park. Sowohl Peter Pan als auch das Mädchen sind Kinder, aber sie verhalten sich unterschiedlich: Peter Pan ist auf seine Art völlig weltfremd und gleichzeitig unerschrocken, das Mädchen hingegen hat Angst.

Es wimmelt von schönen Details in diesem Comic. Treten zwei Figuren auf, kann man davon ausgehen, dass sich auch im Hintergrund etwas abspielt oder zwei Tiere auf einem Ast sitzen und der Szenerie zuschauen. Immer passiert etwas, immer zeigen die Bilder eine Bewegung. Der Autor und Künstler erschafft in diesem Comic eine zauberhafte phantastische Welt, die mich bei der Lektüre sehr in ihren Bann gezogen hat. (Unbedingt die Leseprobe betrachten!)

Man liest die 96 Seiten dieses gelungenen Comics – oder dieser Graphic Novel – nicht nur, man bewundert sie und kann sich in ihnen verlieren. Wer Phantastik mag, sollte dieses schön gestaltete Buch unbedingt antesten!

(Diese Rezension habe ich auch schon auf der PERRY RHODAN-Seite veröffetlicht. Hier wird sie wegen der Dokumentation wiederholt.)

Der letzte Liberale?

Wann immer in den vergangenen Jahren jemand über die FDP schimpfte – und dieser »Jemand« war sehr häufig ich selbst –, wandte ich ein: »Gerhart Baum ist ein Beispiel für einen Liberalen, vor dem ich Respekt habe.« Für mich war er immer der Kronzeuge für die »wahre FDP«, also jene liberale Partei, die es faktisch nicht mehr gibt.

In einer Demokratie gibt es Parteien für verschiedene Richtungen und Denkweisen. Die Grundrichtung einer liberalen Partei fand ich immer gut: Man hält den Staat aus seinen Angelegenheiten heraus, wo es nur geht, und man geht seinen eigenen Weg. Der Staat gibt eine gewisse Regelung vor, aber die sollte nicht ausarten. Rein von der Theorie her war mir die FDP also immer sympathisch.

Wirtschaftspolitisch war mir die FDP immer zu unsozial. Aber das ist ein anderes Thema. Fakt ist, dass liberales Denken in dieser Parte heute nur noch für die Wirtschaft und für die oberen Hunderttausend gilt. Ein liberaler Denker wie Gerhart Baum, den ich in Talkshows und Zeitungsbeiträgen immer als klarsichtig und eigenständig wahrnahm, war immer ein Zeichen für liberales Denken in Reinkultur, auch für »die alte Zeit« der Partei.

Dieser Tage starb Gerhart Baum im Alter von 92 Jahren. Zwischen all dem Wahlkampfgetöse bekam ich diesen Todesfall kaum mit. Ich bedauere seinen Tod – mit ihm starb einer der letzten echten Liberalen in diesem Land.

17 Februar 2025

Schräge Biber im Schnee

Das »Bambi« ist der kleineste Saal in der »Schauburg«, dem schönen alten Kino in Karlsruhe. Dort laufen eigentlich die Filme, bei denen die Veranstalter vermuten, dass nicht viele Besucher kommen. Als ich an diesem Abend zu einer Vorstellung dort war, empfand ich’s als brechend voll. Wenn ich es richtig sah, war jeder Platz belegt, sogar die erste Reihe komplett gefüllt.

Gezeigt wurde »Hundreds Of Beavers«. Um es vorwegzunehmen: Ich hatte am Ende fast einen Krampf in der Gesichtsmuskulatur, weil ich so oft hatte lachen müssen. Der Film war sicher der witzigste und gleichzeitig bescheuertste Streifen, den ich seit Jahren gesehen hatte. Es ist ein Schwarzweißfilm, der ohne jeglichen Dialog auskommt und mit einem minimalen Budget von 150.000 Dollar gedreht worden ist.

Die haarsträubende Geschichte: Ein Mann versucht sich im tiefsten Winter als Trapper, und er will vor allem Biber jagen. Dabei geht alles schief. Er versagt auch bei der Jagd auf Waschbären und Hasen; doch langsam wird er besser. Am Ende muss er aber in die Stadt der Biber vordringen, um dort die von ihm erjagten Felle zurückzuholen.

Das klingt recht normal, ist aber unfassbar blöd – im positiven Sinn. Es geht damit los, dass die Tiere durch Menschen in albernen Kostümen dargestellt werden; so wird ein Pferd sogar von zwei Leuten verkörpert. Biber und Waschbären, Wölfe und Hasen – sie alle sehen albern und zum Schreien komisch aus.

Der Film vermengt ganz nebenbei alles, was dem verwirrten Hirn der Macher entsprungen ist: Es gibt eine zünftige Schlägerei im Wirtshaus, es gibt haarsträubende Verfolgungsjagden, es gibt Sequenzen, die eher an ein »Jump and Run«-Spiel erinnern und auch dank der Zeichentrick-Sequenzen so aussehen. Wer mag, kann den Film übrigens als Fantasy betrachten: Die Stadt der Biber mit all ihren Maschinen und dem Sägewerk geht zumindest in die Richtung.

Seien wir ehrlich: Der Film wirkt sicher noch stärker, wenn man ihn sich betrunken anguckt. Ich saß nüchtern im Saal, das war zeitweise anstrengend. Aber ich bin sicher, dass ich »Hundreds Of Beavers« so schnell nicht vergessen werde. Der Streifen lohnt sich!

14 Februar 2025

Skurrile Drohung

Die Phishing-Mails werden auch immer absurder. Diese Woche erhielt ich ein Schreiben, in dem mir »Zwangsgeld« angedroht wurde, das ich sofort zu zahlen hätte. Die Summe, die man in den Raum stellte, war ordentlich: 500.000 Euro – das ist eine Stange Geld, die ich nicht einfach so daheim herumliegen habe …

Der Grund: Ich hätte »unerlaubte Werbung« verschickt, zum wiederholten Mal. Und würde ich nicht gleich bezahlen, würden 25 Prozent Zinsen pro Tag fällig. Das Beste bei allem: Sollte ich nicht innerhalb von 24 Stunden tätig werden, würde das BKA tätig.

Wie immer frage ich: Gibt es wirklich Menschen, die auf so etwas hereinfallen und sich von solchen Aussagen verschrecken lassen? Wie verhalten die sich dann? Die halbe Million hat schließlich kein normaler Mensch daheim herumliegen. Skuril ...

13 Februar 2025

Eine Nacht im Victoria Guest Hotel

Bei meiner Reise durch Kamerun kam ich auch nach Limbe. Die kleine Küstenstadt liegt in der englischsprachigen Region des Landes. Trotz des Windes, der vom Meer her blies, empfand ich die Stadt als schwülwarm; bei jedem Schritt trieb es mir den Schweiß aus den Poren.

Ich übernachtete im Victoria Guest Hotel Limbe, wo ich ein schönes Zimmer bekam. Geplant hatte ich anfangs, vielleicht länger als nur eine Nacht zu bleiben – dann aber brach ein tropisches Unwetter über die Stadt herein. Der Regen drückte durch die geschlossenen Fenster, meine Klamotten und Bücher waren am nächsten Morgen nass. Im Gemeinschaftsraum des kleinen Hotels stand das Wasser; das Personal wirkte völlig überfordert.

Das Angebot des freundlichen Managers, der mich nach Douala mitnehmen konnte, weil er ohnehin dorthin fuhr, fand ich gut, und das nahm ich gern an. So blieb es bei einem halben Tag, einer Nacht und noch einmal einem halben Tag in einer kleinen Stadt am Meer und in einem kleinen Hotel, an das ich mich vor allem wegen des Unwetters erinnere ...

12 Februar 2025

Die Briefwahl steht an

In früheren Jahren war meine Ablehnung der allgemein bekannten Parteien so stark, dass ich zwar zur Bundes- oder Landtagswahl ging, dort aber bewusst ungültig wählte. In diesem Jahr ist das keine Alternative: Ich muss mein Kreuzchen setzen, weil jede Stimme zählt. Und ich will nicht, dass die AfD noch mehr Sitze im Parlament bekommt.

Nur weiß ich in diesem Jahr wieder nicht, wen ich wählen soll. Die Briefwahlunterlagen habe ich schon angesehen, ich bin aber völlig unschlüssig. Klar ist, wen ich nicht wählen werde – aber das ist immer einfach.

Parteien, die im rechtsextremen Spektrum unterwegs sind, brauche ich erst gar nicht in Erwägung zu ziehen. Parteien, deren Mitglieder bereit sind, mit den Rechtsradikalen zu stimmen und zu paktieren, kommen auch nicht in Frage. So ein Standpunkt ist nicht diskutabel.

SPD und Grüne ereiferten sich zuletzt darin, Abschiebungen zu fordern und die Grenzen gegen Migranten abzusichern. Die echten Probleme des Landes wurden von ihnen kaum thematisiert; es geht ständig um Migration und Sicherheit. Damit fallen diese Parteien auch auf die rechtsradikale Argumentation rein und machen sie sich zu eigen.

Und die Linke? Zwar haben sich die völlig bescheuerten Gruppierungen abgetrennt und einen eigenen Verein gegründet. Das unklare Verhältnis zum russischen Angriffskrieg und zu Israel macht es mir aber unmöglich, diese Partei zu wählen.

Was bleibt, ist erneut eine große Ratlosigkeit. Gruppierungen wie Volt oder die PARTEI sind keine echte Alternative. Ungültig zu wählen wäre also richtig – aber das will ich gar nicht.

Auf mich kommt also weiterhin das Grübeln zu. Und wenn ich mein Kreuz setze, wird man mein Zähneknirschen weit hören. (Wie weit muss man sich als Wähler eigentlich verbiegen, um eine Partei zu wählen, die man verärgert als das »kleine Übel« betrachtet?)

Sehr kurze Tiergeschichten

Bekannt geworden ist der italienische Autor Andrea Camilleri vor allem durch seine Romane um den Commissario Montalbano. Sie verkaufen sich in vielen Ländern erfolgreich, sie wurden mehrfach verfilmt. Daneben schrieb der 2019 verstorbene Schriftsteller aber auch Kurzgeschichten und Romane, die alle möglichen Genres abdecken. Zuletzt las ich von ihm »Rendezvous mit Tieren«, eine Sammlung von Kurzgeschichten.

Es sind lockere Geschichten, die der Autor in einem plaudernden Ton erzählt. Sie spielen in seinem Landhaus in der Toskana, in einem Zoo oder in einem privaten Gelände. Sie handeln von Katzen, von einer Tigerdame, von Papageien und Hunden. Sie erzählen von Tieren, die im Haus des Schriftstellers leben, und von Tieren, die er anderswo antrifft.

Die Geschichten sind vor allem sehr menschlich. Camilleri zeigt die Beziehungen zwischen den Tieren und den Menschen in einer sehr angenehmen Art. Wie integriert sich eine Schlange in einen Haushalt? Wie kann eine schwächliche Katze zum Mittelpunkt einer Familie werden? Und wie begrüßt eine Tigerdame im Zoo einen neugierigen Besucher?

Zu den Geschichten gibt es nette Illustrationen, so dass der Eindruck eines unterhaltsamen Lesebuches entsteht. Machen wir uns nichts vor: Das ist ein Buch für Fans. Wer Camilleri noch nicht so gut kennt, wird es vielleicht lahm finden.

Ich mochte es sehr – und wer nach einem Kontrastprogramm für die Montalbano-Krimis sucht, wird mit schönen Kurzgeschichten belohnt, die sich immer mal wieder angenehm lesen lassen.

11 Februar 2025

Was für ein großartiger Krach!

Das »Genre« der Punkrock-Romane ist in deutscher Sprache sehr klein. Ich muss das wissen, schließlich dilettiere ich ja mit meinen »Peter Pank«-Geschichten auch in diesem Bereich. Derzeit lese ich den definitiv besten Punkrock-Roman, den ich jemals gelesen habe (inklusive meiner eigenen natürlich!): Es ist »Krach« von Tijan Sila.

Der Roman ist rasant geschrieben, verbindet glasklare Beschreibungen von Punk-Konzerten und Schlägereien mit grandiosen Dialogen und allerlei Einsprengseln: das Leben in den 90er-Jahren in einer Kleinstadt in der Pfalz, die Herkunft aus einer bosnischen Flüchtlingsfamilie und – nicht zu vergessen – die unglückliche Liebe in der Jugend.

Wenn ich mit »Krach« fertig bin, schreibe ich dazu sicher eine Rezension. Hier und jetzt geht’s nur darum, meine Zwischendurch-Begeisterung zu artikulieren. Ein echter Punkrock-Kracher, großartig!

(Dass der Autor mittlerweile zu literarischen Ehren gekommen ist, macht mich ja ein bisschen misstrauisch. Aber »Krach« ist trotzdem super.)

Die Nez Percé im Comic

Zu den vielen schrecklichen Geschichten, die man über die »Eroberung« des sogenannten Wilden Westens erzählen kann, zählt der Untergang der Nez Percé. Dieses kleine Volk amerikanischer Ureinwohner zählte gerade mal 800 Leute, davon waren rund 300 Krieger. Ihr letzter Kampf ist in einem packenden Comic-Band nachzulesen, der im Splitter-Verlag erschienen ist und der den Titel »Chef Joseph« trägt.

Mit der Reihe »Die wahre Geschichte des Wilden Westens« präsentieren französische Comic-Schaffende ihre Sicht klassischer Wildwest-Geschichten. Dabei halten sie sich vordergründig an historische Fakten; ich bin mir aber sicher, dass vor allem an den Storys über schießwütige Revolverhelden viel auszusetzen wäre.

Bei diesem Comic dürfte es da weniger Abweichungen zur historischen Korrektheit geben; die Geschichte an sich ist ja bekannt und wird nur ein wenig dramatisiert. Wobei die Hauptfigur gar nicht so sehr im Vordergrund steht: Chief Joseph ist zwar der Anführer der Nez Percé, aber er ist nicht die zentrale Figur des Comics.

Soldaten und Siedler sowie einzelne Stammeskrieger stehen im Vordergrund, und aus ihrer Sicht werden die entbehrungsreiche Flucht der Nez Percé, ihre Kämpfe und die verzweifelte Niederlage klar geschildert. Das ist nicht rasend spannend, schließlich weiß jeder, wie das Ganze ausgeht, aber gut gemacht. Und es packt einen bei der Lektüre.

Francois Corteggiani als erfahrener Western-Autor kennt sich mit den Gegebenheiten der Zeit aus; seine Darstellung der Nez Percé sowie der Soldaten und Siedler wirkt glaubhaft. Die Bilder von Gabriel Andrade ergänzen das hervorragend.

So entsteht unterm Strich ein sehr gelungener Western-Comic – empfehlenswert!

10 Februar 2025

Science Fiction aus Südkorea

»Unser Planet dreht sich um das Zentrum der Galaxis.« Das ist ein Satz aus der Geschichte »Die Sterne leuchten am Erdenhimmel« der Autorin Kim Bo-Young. Ein anderer lautet: »Der Himmel der Erde ist dunkel.« Damit schafft sie es, eine ganze Science-Fiction-Welt zu entwickeln, eine Realität, die sich von der unseren unterscheidet.

Und das ist wohl auch der Kern der Anthologie »Die Sterne leuchten am Erdenhimmel«, die im kleinen aber feinen Memoranda-Verlag erschienen ist. Südkorea ist für die meisten Menschen in deutschsprachigen Raum weit entfernt; man kennt die Produkte aus diesem Land, mag vielleicht sogar die typische Popmusik, weiß aber über die Literatur nicht viel. Die Perspektive vieler Menschen ist eher auf die USA ausgerichtet, auch die der Science-Fiction-Fans – da finde ich es gut, wenn einem die Perspektive aus Südkorea angeboten wird.

Herausgegeben wurde das Buch von Sylvana Freyberg, Alexandra Dickmann und Jaewon Nielbock-Yoon; die Autorinnen und Autoren waren mir zuvor allesamt unbekannt. Es handelt sich bei diesem Buch nicht um eine Übernahme aus dem Koreanischen, sondern um eine Original-Zusammenstellung. Die sieben Geschichten sind sehr vielseitig und lassen sich kaum in eine Schublade packen. Originelle Science Fiction bieten sie alle.

So erzählt eine Story von einer letzten Botschaft, die für die Menschen auf der Erde verfasst, aber dann nicht in den Boden des Mondes geritzt wird, sondern verloren geht. Oder eine andere zeigt einen Menschen, in dem gleich mehrere Bewusstseine leben, von denen aber nur eines eine Chance haben wird. Ein Außerirdischer namens Sisff steht in Kontakt zu den Menschen, und natürlich verläuft die Kommunikation nicht gerade optimal.

Alles lässt sich sehr gut lesen, die Geschichten sind durch die Bank gelungen, wenngleich natürlich nicht alle Geschmäcker bedient werden können. Es lohnt sich, diese Anthologie zu lesen, nicht nur wegen des »Exotenbonus« – ich empfehle sie den Menschen, die gern über den Tellerrand gucken und Science Fiction mögen.

Erschienen ist die Anthologie als Paperback mit Klappbroschur; es umfasst 204 Seiten und kostet 22,00 Euro. (Es gibt auch eine E-Book-Version für 12,99 Euro.)

(Die Rezension wurde im Januar 2025 auf der Internet-Seite von PERRY RHODAN veröffentlicht. Hier teile ich sie aus dokumentarischen Gründen ebenfalls.) 

07 Februar 2025

Die Grundlage des Lebens in einem Magazin

Jeder Mensch weiß, dass Wasser die wichtigste Grundlage für alles Leben auf dieser Erde ist. Oder muss man sagen, jeder Mensch wisse es theoretisch? Zumindest könnte man auf diesen Gedanken kommen, sieht man sich an, wie Wasser verschwendet und verschmutzt wird. Der »Wasseratlas 2025« stellt dar, wie es derzeit um diese Ressource bestellt ist.

Der »Wasseratlas 2025« ist als Heft im A4-Format erschienen. Herausgegeben wurde er von der Heinrich-Böll-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem BUND.

Auf den 60 Seiten werden einzelne Themen – meist auf einer Doppelseite – mit Schaubildern und klaren Zahlen, Daten und Fakten präsentiert. Das ist aufschlussreich, wirkt extrem seriös und sauber recherchiert und ist so gehalten, dass man das Heft nicht am Stück lesen kann, sondern immer wieder einen einzelnen Beitrag durcharbeitet.

Manche Artikel stellen die Rolle der Industrie dar, andere zeigen die Veränderungen der Wasserwirtschaft. Verschiedene Weltregionen werden ebenso beleuchtet wie unterschiedliche Wirtschaftsbereiche. Der Situation in Deutchland gilt ein besonderes Augenmerk: Wo wird besonders viel Nitrat ins Wasser geleitet, oder welche Gebiete sind von möglichen Überschwemmungen betroffen?

Das Heft ersetzt sicher kein Grundlagenstudium. Für einen interessierten Laien wie mich ist es eine interessante Quelle an Informationen, die man zum Nachschlagen einsetzen kann. Lohnenswerte Lektüre!

06 Februar 2025

Der BuchmesseCon 1989 im Blick

Spricht man heute mit Menschen, die sich für Science Fiction oder Fantasy interessieren, über den BuchmesseCon, ist die Resonanz meist sehr positiv: Die Veranstaltung im Bürgerhaus in Dreieich wird zu Recht als eine der wichtigsten Treffpunkte für die Szene genannt; hier kommen viele Menschen zusammen, die sich für das Genre und seine Nebengebiete interessieren, hier präsentieren sich vor allem die kleinen Verlage.

Schaut man in die Vergangenheit, sieht man, dass der Con anfangs ganz anders ausgelegt war. Das belegt die Werbung für den vierten BuchmesseConvent, wie man das damals noch nannte.

Der Con wurde damals in einem katholischen Gemeindehaus veranstaltet, und er richtete sich vor allem an die Fans von Romanheften. Veranstaltet wurde er von Menschen, die vor allem aus dem »Grusel-Fandom« kamen; der Begriff »Gruselromane« wurde nicht abschätzig benutzt.

Für die Grafik, die man 1989 als Werbebild verwendete, zeichnete Werner Kurt Giesa verantwortlich. Der Autor war zu jener Zeit in der Szene sehr beliebt, hatte seine fannischen Wurzeln aber nie vergessen. Bei solchen Veranstaltungen war er stets sehr gern zu Gast, und so war er auch bereit, eine Illustration zu liefern.

Um es klar zu sagen: Ein Treffpunkt der Phantastik-Szene war der BuchmesseCon damals schon. Er war kleiner, er war »intimer«, und er war heftromaniger. In den späten 80er-Jahren wurde der Grundstein für eine Veranstaltungsreihe gelegt, die auch heute ihren fannischen Charakter – was ich hier positiv meine – nie verloren hat.

05 Februar 2025

Großartiges Sachbuch zur Literatur

Wer gerne liest, interessiert sich häufig auch für die Hintergründe zur Literatur und ihrer Geschichte. Dafür gibt es seit einiger Zeit ein Sachbuch, das ich allen Menschen empfehlen möchte, die Bücher mögen – ob diese nun gedruckt sind oder als E-Book angeboten werden, ist dabei fast gleichgültig. Gemeint ist das Sachbuch »Papyrus« der spanischen Wissenschaftlerin Irene Vallejo, das als Hardcover im Diogenes-Verlag vorliegt und sich spannender liest als so mancher Krimi.

Das liegt an der Art und Weise, wie die Autorin historische Details und Ereignisse miteinander verbindet. So etwas habe ich in dieser Form und Meisterschaft bisher nicht gelesen; ich war bei der Lektüre echt begeistert. Und das Gute daran: Man muss das Buch nicht am Stück lesen, man kann sich immer wieder Pausen erlauben – aber man kann es ebenso in einem Stück durchschmökern, weil es so spannend und mitreißend ist.

Und worum geht es denn eigentlich? Die Autorin spannt einen riesigen Bogen von der erzählenden Literatur eines Homer über die großen Bibliotheken – Alexandria ist immer wieder ein wichtiges Thema – bis hin zur heutigen Buchkultur. Sie vermittelt wunderbare Einblicke in die Gesellschaften der Griechen und Römer, aber auch der heutigen Zeit. Sie springt durch die Zeiten, sie beleuchtet die unterschiedlichsten Aspekte der europäischen Kulturen, und sie zeigt Entwicklungen, die vor 5000 Jahren begannen und heute noch gültig sind.

Sie gibt zudem zahlreiche Tipps für Sachbücher und klassische Romane aus allen Bereichen der Weltliteratur. Sehr interessant!

»Papyrus« ist eine Liebeserklärung an die Literatur, die in Form eines Sachbuches daherkommt. Das 700 Seiten starke Sachbuch ist durchgehend unterhaltsam und informativ. Ich kann es nur empfehlen, es ist eine echte Freude, diesen dicken Klopper zu lesen.

(Erschienen ist das Buch als Hardcover bei Diogenes. Es gibt aber auch eine E-Book-Version.)

04 Februar 2025

Es geht in die Schweinebucht

Zu den großen Comic-Reihen der frankobelgischen Kultur gehören »Spirou und Fantasio«; hierzulande werden die Alben bei Carlsen veröffentlicht. In der Sonderreihe »Spirou & Fantasio Spezial« bietet man darüber hinaus Geschichten an, die auch als Experimente dienen können. Ein typisches Beispiel hierfür ist Band 43, der den Titel »Die Schweinebucht« trägt.

Die Handlung spielt in den 60er-Jahren und greift ein historisches Thema auf: In Kuba hat die Revolution gesiegt, es regieren Fidel Castro und Che Guevara, man plant den Sozialismus. Das wollen die Amerikaner nicht auf sich sitzen lassen. Man will die neue Regierung mithilfe von Exilkubanern stürzen und lässt Soldaten landen. Doch in der sogenannten Schweinebucht erleiden die Amerikaner und ihre Verbündeten eine hässliche Niederlage.

Die historischen Eckpunkte werden in diesem Comic aufgegriffen und – anders ginge es ja nicht – stark verändert. Wie Spirou und Fantasio sowie die junge Reporterin Steffani nach Kuba kommen, wird durchaus witzig erzählt. Fantasio, der gerne große Sprüche klopft, richtet immer wieder ein Chaos an; Steffani wird von Che Guevara angebaggert – das alles ist hübsch in Szene gesetzt.

Christophe Lemoine, Elric Dufau und Michael Baril haben bei »Die Schweinebucht« eigentlich nicht so viel falsch gemacht. Die Geschichte wird temporeich erzählt und entspricht zeichnerisch dem Niveau, das man von einer neuen »Spirou«-Geschichte erwarten kann. Da kann ich beim besten Willen nicht meckern, das ist alles stimmig.

Trotzdem war ich nicht zufrieden mit diesem Comic. Vielleicht lag’s daran, dass mir Castro und Guevara zu albern dargestellt wurden, vielleicht auch daran, dass die blutige Invasion in der Schweinebucht zu einem Kasperletheater wird – das war mir doch zu albern.

Aber klar: Unterhaltsam ist das Ganze, gut gezeichnet sowieso. Wer alte »Spirou«-Comics schätzt, wird sich hier vielleicht wundern, aber nicht unbedingt ärgern …

03 Februar 2025

Jammern über neue Punks

Seit Punkrock irgendwann um 1976 anfing, gab es wohl immer wieder das gleiche Band: Die »alten Punks« stellten fest, dass es »neue Punks« gab, die anders waren. Und denen wurde natürlich ein Verrat an der Bewegung oder sonstiger Unsinn vorgeworfen. Das war in den 80er- und 90er-Jahren nicht anders. 

In der aktuellen Folge meines Fortsetzungsromans »Der gute Geist des Rock'n'Roll« geht es unter anderem darum: War oder ist Emocore ein Teil von Punk, oder war das in den 90er-Jahren nur neumodisches Zeugs? Zumindest war man sich immer einig darüber, dass man die Polizei doof zu finden hatte.

Die aktuelle Folge trägt die Nummer 53, sie spielt – wie die vorherigen Folgen auch – im Sommer 1996 und gibt einige der Gedanken dieser Zeit wieder. Diskussionen, wie ich sie in diesem Text skizziere, führte ich selbst genug. Ich hoffe, dass die Leser, die »damals« dabei waren, sich entsprechend erinnern, während es für die »Neuleser« vielleicht wie eine Zeitreise anmuten mag.

Veröffentlicht wurde das Ganze in der Ausgabe 178 des OX-Fanzines. Sie kam heute per Post ins Haus. Ich denke, die Abonnenten erhalten sie ebenfalls in diesen Tagen; im Bahnhofsbuchhandel bekommt man das Heft ebenfalls.