31 Dezember 2007

Punkrock zum Jahresende

Die letzte ENPUNKT-Radiosendung im freien Radio Querfunk in Karlsruhe - an diesem Sonntag, 30. Dezember, war mir ein wenig melancholisch zumute: Das Jahr war ja nicht gerade mein persönliches Highlight.

Ich spielte konsequenterweise Emopunk, in diesem Fall von Bitume und Turbostaat, aber auch Streetpunk, um die Gegensätze zu betonen, in diesem Fall unter anderem von Strongbow, Evil Conduct oder The Kleins. Das krachte schön und gab eine gute Mischung.

Zwischendurch allerlei anderes Zeugs, wie etwa Lost Lyrics oder Rantanplan, Pascow oder Chefdenker - sehr viel deutschsprachiges Zeugs mit Schmackes also. Damit der Jazz nach meiner Sendung besonders gut klingt, mache ich immer entsprechenden Sound: In diesem Fall verabschiedete ich meine Hörerinnen und Hörer mit kratzigem No-Wave-Punk von Les Savy Fav ins Neue Jahr.

30 Dezember 2007

Terrorgruppe Reloaded

In den 90er Jahren gehörte die Terrorgruppe aus Berlin zu den erfreulichsten Erscheinungen in der deutschsprachigen Punkrock-Landschaft: sarkastische, manchmal zynische Texte, stets auf den Punkt gebracht, dazu flotter Punkrock mit viel Melodie und auch ziemlichem Schmackes.

Die Burschen versuchten nie, den Punkrock neu zu erfinden, sondern spielten einfach ihr Ding. Das zogen sie dann auch auf Konzerten ziemlich konsequent durch. Nie werde ich vergessen, wie Archie sich in Karlsruhe unter dem Motto »Verhindert deutsches Leben« ein Kondom durch die Nasenlöcher zog ... und andere Schoten noch mehr.

Die Terrorgruppe-CDs der 90er Jahre kommen jetzt wieder neu raus; dieser Tage höre ich ständig »Melodien für Milliarden«. Im Beiheft kommen »alte« Weggefährten der Band zu Wort. Auch ich habe ein bißchen was über die gemeinsame Geschichte geschrieben; freut mich, daß das gedruckt wurde.

Zur Dokumentation schiebe ich den entsprechenden Text in die Kommentarspalte dieses Textleins – dort bitte weiterlesen! Und selbst fleißig Terrorgruppe hören!

29 Dezember 2007

Mein Fugazi-Desaster

Für feinsinnige Gespräche und dezentes Turteln bei Kerzenschein ist das »Déjà Vu« in Herrenberg definitiv nicht geeignet: Die Musik ist dafür schlicht zu laut. Aber letztlich kommt kein Mensch in diese Kneipe, um sich über anspruchsvolle Themen zu unterhalten - man will Bier trinken, sich unterhalten und vielleicht auch rauchen.

Ja, rauchen: Es gibt einen »Nebenraum«, in dem geraucht werden kann und der durch eine Glasscheibe abgetrennt wurde. Die Tatsache, daß dieser Raucherbereich größer ist als die eigentliche Kneipe (der Raum um die Theke herum), spricht natürlich Bände.

Ich war an diesem Samstag abend der einzige, der nicht trinken konnte, weil ich nach Hause fahren mußte. Also war ich auch der einzig nüchterne - und das war doch ein bißchen anstrengend. Laut dröhnten Hardrock-Klassiker und andere Musik der 80er Jahre, die Stücke könnte theoretisch jeder mitsingen; man mußte dagegen anschreien, was meinen angesoffenen Mitreisenden und Kumpanen ja leichter fiel als mir als einzig Nüchternem ...

Auf einmal kam ein Stück, das ich kannte: Der Bass-Lauf war absolut charakteristisch. In den späten 80er Jahren und auch anfangs der 90er Jahre hatte ich zu diesem Stück mit großer Begeisterung getanzt. »Das ist Fugazi!« rief ich und freute mich. Der »Waiting Room« hatte angefangen, und ich wackelte vor Begeisterung mit dem Kopf.

Aber da hatte ich die Rechnung ohne den Wirt und seinen CD-Player gemacht. Der Bass-Lauf ging weiter wie bisher, aber es kam nicht die berühmte Pause nach den ersten 25 Sekunden, sondern irgendwann setzte Frauengesang ein, dazu irgendwelches Computerschlagzeug und anderer Kram. Ich war entsetzt.

Irgendwelche Disco-Produzenten haben anscheinend den Fugazi-Basslauf genommen und als Basis für irgendeinen Dancefloor-Schmodder genommen. Der Abend war gelaufen ... und zu allem Überfluß konnte ich ja nichts trinken, weil ich als einziger nüchtern bleiben mußte.

Mann ...

28 Dezember 2007

1982 - ein Bild und seine Geschichte


Da dieses Foto im Jahr 2007 tatsächlich zweimal »zitiert« worden ist, möchte ich es in diesem Blog auch einmal vorstellen: Es stammt aus dem Jahr 1982, genauer aus dem heißen Sommer dieses Jahres, und es wurde in Mönchengladbach aufgenommen. Zu sehen sind Achim Mehnert aus Köln (links im Bild) und ich aus Freudenstadt (rechts im Bild, mit langen Haaren).

Wir beide lernten uns damals am Rand eines Science-Fiction-Treffens kennen, des sogenannten EuroCons, der in diesem Jahr in Mönchengladbach veranstaltet wurde. Achim und ich spielten Fußball - das Spiel war eigentlich als »Profis gegen Fans« angekündigt worden, da aber nicht genügend Profis spielen wollten, wurde das Spiel kurzerhand in »Kölner gegen Terraner« oder so umgemünzt. Lustig war's, wer verloren oder gewonnen hat, weiß ich nicht mehr, aber danach kannte ich einen Haufen lustig-versoffener Kölner, darunter eben jenen Achim Mehnert.

Später wurden rituell Fanzines verbrannt, also Fan-Zeitschriften. Und wie es sich gehört, packten wir unsere eigenen Hefte in die Flammen: Achim warf »Ubik« ins Feuer, ich »Der Freak« - also nix mit Bücher- oder Romanheft-Verbrennung, was spätere »Generationen« sich aus dem Finger saugten.

Heute ist Achim Mehnert Science-Fiction-Autor, wohnt immer noch in Köln, trinkt immer noch Kölsch und hört immer noch dieselben Bands. Ich bin Science-Fiction-Redakteur, wohne in Karlsruhe, trinke immer noch allerlei Bier und höre immer noch laute Musik - und demnächst werden wir wieder einmal bei einem Projekt zusammenarbeiten.

Nach 25 Jahren ist das keine schlechte Bilanz, finde ich. Und da ist so ein albernes Foto sogar eine richtig gute Erinnerung.

27 Dezember 2007

Das OX übers Garoua-Tier


»Mit Punkrock hat das nichts zu tun, ein Reiseführer ist das Buch auch nicht, aber trotzdem lesenswert und unterhaltsam und es macht auf jeden Fall neugierig auf Reiseziele abseits des gängigen Pauschaltourismus« - das schreibt Joachim Hiller in der aktuellen Ausgabe des OX-Fanzines.

Die Ausgabe 75 gibt's mit schickem Ärzte-Cover am Kiosk oder per Internet zu bestellen. Wer nur die Besprechung meines Buches lesen mag, muß auf den entsprechenden Link klicken.

Schadet beides nix, finde ich.

Konzert vor Weihnachten

Ein wenig spät, dieser Bericht, aber egal. Sonntag, der 23. Dezember, ist ja sooo lange auch nicht her.

Kalt war's an diesem Abend. Immerhin rochen die Fleischabfälle, die in den offenen Containern vor der Schlachterei lagen, diesmal nicht so intensiv. Vielleicht waren sie gefroren, vielleicht war ich auch schon erkältet.

In der Alten Hackerei in Karlsruhe war es auf jeden Fall warm, kein Wunder angesichts der vielen Leute, die sich in den Räumlichkeiten der gepflegten Punkrock-Bar drängten. Im Schätzen war ich schon immer schlecht, an die 120 bis 150 Besucher waren es aber sicher.

Gegen die Kälte setzten Blitztrumpf aus Karlsruhe ein entsprechendes Bühnen-Outfit: schicke Kurzhaar-Scheitel-Frisuren, schicke Hawaii-Hemden, kurze Hosen. Ich fand, dass das einen guten Kontrast zu Kapuzenpullovern, Wollmützen und Lederjacken gab.

Die Band war auf jeden Fall gut, sie gefällt mir immer besser - da merkt man, dass Punkrock-erfahrene Herren auf der Bühne stehen und nicht nur irgendeine Punkrock-Einheitssoße spielen. Und spätestens wenn Blitztrumpf dann Agent Orange nachspielen, wird klar, woran mich ihr Sound erinnert: an die rockigen Teile des frühen Kalifornien-Punks. Sehr schön!

Den Höhepunkt des Abends bildeten trotzdem Trend. Die durchgeknallten Burschen aus der Pfalz zeigten, daß deutscher Punkrock mit ziemlich anders klingenden Texten auch auf der Bühne super funktioniert. Bei Liedern wie »Ich bin bereit - zum Selbstmordattentat« oder »Willi, was soll das mit dem Blut« kam richtig Bewegung ins dann schon reichlich angesoffene und fröhliche Publikum.

Ins Bild paßte, daß mir später ein Pfälzer gegen das Bein pinkelte. Tatsächlich: Anständige Männer, die wir waren, gingen die meisten Stehpisser raus an den Schlachthof und nicht auf das Klo, und der schwerst angetrunkene Mann, der unartikuliert Pfälzisch radebrechte, der neben mir stand, pinkelte und torkelte, verriß einmal seinen Strahl so, daß ich einen Schwapp gegen die Wade bekam.

Na super! Ich nahm an, daß mehr Bier als sonst in dem Urin war, nahm's als vorgezogenes Weihnachtsgeschenk, stritt nicht herum und wechselte an der Theke der Alten Hackerei auf Bionade.

Ein gelungener Abend also ...

23 Dezember 2007

Rezension in der »Klappe«

Die »Klappe auf« ist wohl nach wie vor das beliebteste und am weitesten verbreitete Stadtmagazin für den Raum Karlsruhe. Die Januar-Ausgabe 2008 liegt bereits jetzt vor - klar, die Feiertage stehen vor der Tür.

In dieser Ausgabe wird mein Buch »Das Tier von Garoua« besprochen, worüber ich mich sehr gefreut habe. Erfreulicherweise ist die Besprechung auch auf der Homepage zu finden, weshalb ich den Link hier reinstelle. (Man muß ein bißchen nach unten scrollen, es ist erst die dritte Rezension.)

Hat mich sehr gefreut. Eine schöne Weihnachtsüberraschung!

Zu kalt fast zum Lesen

Die bittere Kälte, die am Freitag abend, 21. Dezember 2007, ganz Süddeutschland umfangen hielt, hatte auch Heidelberg im Griff. Und inmitten von Heidelberg dann eben auch den Weihnachtsmarkt (wo ich einen tollen Parkplatz direkt in der Tiefgarage unter dem Markt fand) sowie das Café Gegendruck, wo der tapfere Ofen vergeblich gegen die Kälte ankämpfte.

Zwischen 15 und 20 Leute waren zu meiner Lesung gekommen; angesichts des saukalten Wetters völlig in Ordnung, wie ich finde. Lustig: Allein vier Leute entpuppten sich als Exil-Freudenstädter, Menschen also, die ursprünglich aus Lombach und Loßburg, Freudenstadt und sonstwoher stammten. Die Welt ist klein ...

Ich las vor allem aus »Das Tier von Garoua«, aber auch die Geschichte »Mein erster Kuß hieß Monika«, die bisher nur in einem ENPUNKT-Fanzine veröffentlicht worden ist. Leider verlas und versprach ich mich öfter als üblich; schieben wir das mal auf die Kälte (ich fror echt an den Füßen) und auf die funzelige Beleuchtung.

Den Leuten schien es trotzdem gefallen zu haben, denn hinterher konnte ich recht viele Bücher und Fanzines verkaufen. Sehr schön!

21 Dezember 2007

Glitzerwelt

Die Felder und Wiesen rings um Karlsruhe und Rastatt sehen aus, als hätte jemand einige Tonnen Puderzucker fein verstreut. Heute morgen fuhr ich über die B 36, und rings um mich herrschte weiße Stille. Beeindruckend. Darüber hing ein neblig-grauer Himmel, der alles zu verschlucken schien.

Klingt kitschig, ich weiß, aber mich beeindruckt das immer. Ich komme mir vor, als sei ich ein kleines Kind, das staunend auf die große, weite Welt blickt.

Das Universum ist eine Zuckerbäckerlandschaft.

20 Dezember 2007

Gute Vorweihnachtsnachricht

Nach wie vor bin ich der Ansicht, dass die dreiteilige Verfilmung des »Herrn der Ringe« großartig war. Erbsenzähler, die Fehler gefunden haben oder sich darüber ärgerten, dass die Handlung nicht eins zu eins den Büchern folgte, sind mir egal. Diese Verfilmung hat zu Recht Maßstäbe gesetzt.

Und wenn ich jetzt höre, daß auch »Der kleine Hobbit« verfilmt wird, freue ich mich richtig. Vor allem, wenn wieder Peter Jackson beteiligt ist. Damit dürfte auch diese Tolkien-Vorlage – der Vorläufer des »Herrn der Ringe« - zu einem großen Erfolg werden. Eine Meldung, die marketingtechnisch geschickt in die Vorweihnachtszeit plaziert wurde.

Kann ja sein, daß sich Jackson dann wieder auf seine Vergangenheit als Underground-Filmer konzentriert: Die knuffigen Deppen, die in »Bad Taste« durch die Handlung stolpern, sehen zumindest teilweise aus wie die doofen Orks, die Bilbo Beutlin austrickst.

Und üben kann er schon vorher: Allen Ernstes soll der gute Herr Jackson in diesem Jahr ja den Comic-Klassiker »Tim und Struppi« verfilmen. Von Zwergen, Elfen und Hobbits zu Detektiven in seltsamen Hosen und kläffenden weißen Kötern – und dann wieder zurück zu Hobbits und anderem Fantasy-Zeugs.

Ich freue mich schon jetzt. Ganz der Fantasy-Fan ...

19 Dezember 2007

Spiegel und Chaostage

Mannomann, ist das schon sooo lang her? Die Chaostage in Hannover ... herrje, da könnte ich ja auch noch Bücher mit füllen. (Kommt sicher irgendwann.)

Heute auf Spiegel-Online: Karl Nagels Erinnerungen an die Chaostage. Super-Text, klasse Bilder, amüsantes Video.

Unbedingt lesen!

Kumpel Günther

Politiker, die ich richtig verabscheue, gibt es viele. Ich vermute, das liegt an dem Beruf, den sie gewählt haben, und an den Sprechblasen, die sie permanent in die Luft pusten müssen. Und meine Abneigung ist eine Mischung aus Neid (»Boah, so viel Geld verdienen.«) und Erleichterung (»Gottseidank muß ich nicht zu jedem Anlass meine Klappe aufreißen.«), wenn ich das mal so durchdenke.

Und es gibt natürlich Politiker, die ich seit Jahren geistig-moralisch begleite und bei deren Aussagen mir regelmäßig schlecht wird. Dazu zählt Günther Oettinger, den ich noch aus meiner frühen Politaktivisten-Zeit kenne. Nicht persönlich, aber der Mann war in den 80er Jahren Vorsitzender der baden-württembergischen Jungen Union und von daher mitverantwortlich für den Quatsch, den meine Altersgenossen zeitweise verbreiteten.

Im Jahr 2007 blamierte sich Oettinger, der es dank jahrelanger Vetternwirtschaft und geschickter Intrigen bis in das Amt des Ministerpräsidenten im »Muschderländle« geschafft hat, gründlichst, indem er den Alt-Nazi Hans Filbinger im Nachhinein als Widerstandskämpfer gegen das Dritte Reich darstellen wollte. Das war dann sogar den konservativen Christdemokraten ein bißchen zuviel ...

Und jetzt? Jetzt ist der arme Kerl permanent wegen irgendwelcher Beziehungsgeschichten in der Presse. Seine Noch-Ehefrau läßt sich irgendwie von ihm scheiden und macht mit einem Porsche-Manager rum - so berichten die Klatschblätter und das Internet. Die Personalie scheint also wichtig zu sein.

Oettingers Beziehungsleben ist seine Sache, das geht mich nichts an, und so spannend finde ich ihn dann doch nicht. Aber auch hier bin ich in meiner Sichtweise gespalten: Einerseits gönne ich es ihm von Herzen, daß er öffentlich durch den Kakao gezogen wird, andererseits hat das nun mal nichts mit seiner Politik zu tun. Die sollte doch bitteschön kritisiert werden.

Aber es ist nun mal einfacher, über gescheiterte Ehen und schief sitzende Frisuren zu diskutieren. Und manchmal auch einfach lustiger ...

18 Dezember 2007

15 Jahre dabei

Manchmal kann ich es selbst nicht glauben, heute wurde ich dafür geehrt: Ich arbeite sehr 15 Jahren in derselben Firma. Im Rahmen der Betriebsversammlung gab's dafür heute einen Geschenkkorb: viel Alkoholika, ein bißchen Süßes noch dazu. Sehr freundlich.

Daß ich einmal 15 Jahre lang für PERRY RHODAN und Konsorten verantwortlich sein sollte, hätte ich mir nie träumen lassen. Dafür sind in diesen Jahren zu viel Sachen passiert, die gottseidank außerhalb unserer Büroräume niemand mitbekommen hat.

Immerhin gibt es die Serie noch, obwohl damals einige Leute geunkt hätten, sie würde Band 2000 nicht erreichen oder ohnehin bald eingestellt werden. »Pass auf, dass du nicht der Totengräber von PERRY RHODAN wirst«, sagte damals Achim Sturm.

Bislang bin ich's nicht geworden. Ich habe auch nicht vor, es zu sein. Ob ich allerdings noch mal 15 Jahre auf den Buckel packen möchte, bezweifle ich mal ...

17 Dezember 2007

Lesung in Mannheim

Für den Januar hat »mein« Verlag jetzt eine Lesung in Mannheim vereinbart, also am Verlagssitz gewissermaßen. Da werde ich in erster Linie mein Buch »Das Tier von Garoua« vorstellen.

Die Lesung findet am Donnerstag, 17. Januar 2008, statt, sie beginnt um 19.30 Uhr. Ort ist die Buchhandlung Waldkirch, Hauptstraße 71, 68259 Mannheim-Feudenheim. Es wird übrigens sogar ein kleines Angebot an afrikanischem Fingerfood (aus Ghana) geben.

16 Dezember 2007

Trip in die Hansestadt

Fuhr ich früher nach Hamburg, hing ich entweder in den besetzten Häusern am Hafenrand oder in den Wohnungen von Bekannten ab, besuchte Punk-Konzerte oder lief mit dem pogoanarchistischen Pöbel und mit viel »Saufen Saufen!«-Gebrüll durch die Innenstadt.

Wie sehr sich das ganze verändert hat, belegt wunderbar mein Hamburg-Aufenthalt in der letzten Woche: rein geschäftlich und mit einem derart engen Zeitplan, daß für Privatkram praktisch keine Zeit blieb.

Ich reiste in Anzug und Krawatte (es ging teilweise in »feindliches Gebiet«, da empfiehlt es sich eh, den Kampfanzug zu tragen ...), ich kam mit dem Flugzeug, und ich bewegte mich ausschließlich auf bürgerlichem Terrain. Das feine Hotel Intercontinental, in dem ich zu Mittag aß, die Mönckebergstraße, durch die ich zweimal ging, das Alsterufer, in dessen Nähe ich zu Abend futterte, die hochfeudale Warburgstraße und deren Umfeld, wo ich mit einem Rechtsanwalt redete, das Elbufer mit einem Büro-Glaskasten und so weiter ...

Nix mit Wohnungen in Ottensen und in St. Pauli, nix mit Punk-Konzert in der Lohbusch, nix mit Plattenläden aufm Schulterblatt, nix mit Dönerbude an der Ecke.

Boah, bin ich alt geworden.

15 Dezember 2007

Schwanz-Rock is back

20.000 Leute pilgerten laut Presseberichten zum Konzert von Led Zeppelin, angeblich haben sich 20 Millionen Leute um Eintrittskarten beworben. Die Uralt-Rocker sind zurück, und die Presse überschlägt sich vor Begeisterung.

Mir kommt fast das Kotzen.

Led Zeppelin, das ist die Band, die »früher« die »Großen« in der Schule hörten, die langhaarigen Revoluzzer (also die heutigen Rechtsanwälte und Lehrer) der späten siebziger Jahre, zumindest in der Schwarzwälder Provinz. Man hatte die Band gutzufinden, basta. Sie stand für rebellisches Verhalten und wilde Partys.

Na ja. Mag sein. In den Texten geht es praktisch immer ums Ficken, man hat eine großkotzige Männer-Attitüde, die - für die Zeit typisch - in komplexen Texten versteckt wird. Und wer mag, kann sich auch auf lange Gitarrenläufe einen runterholen.

Ich sah damals den Film »The Songs Remain The Same« oder so, zu jener Zeit mußte man den gesehen haben. Und danach war für mich klar, daß ich mit Led Zeppelin nie etwas anfangen kann. (Wahrscheinlich war ich zu dumm.)

Jetzt sind sie wieder da, die Rock-Opas. In einer Zeit, in der die Rolling Stones einmal alle zwei Jahre eine Abschiedstour veranstalten, paßt das ja. Aber muß man sich darüber tatsächlich freuen?

14 Dezember 2007

Geile neue Bands

Hölle und Teufel! Man verliert irgendwann den Anschluß an die Szene, das ist mir klar. Aber daß es derart viele gute neue und aktuelle Hardcore- und Punk-Bands gibt, war mir nicht bewußt. In den letzten Monaten hörte ich einige neue Singles und EPs, die mich total begeisterten.

Dazu zählen unter anderem Cloak/Dagger. Die stammen aus dem gleichen Loch, aus dem Avail und Strike Anywhere gekrabbelt sind, also aus Richmond, Virginia, und genau so klingt ihre erste EP (bei Grave Mistake Records): absolut schmissiger Hardcore, der mich komplett überzeugt. Super!

Vom selben Label kommt auch die Band The Frontline, die aus einem Kaff in Virginia kommt, mit brüllendem Gesang und treibendem Sound aufwartet und so klingt, als schriebe man 1989, und das meine ich positiv. Da fange ich glatt an, durch die Bude zu slammen, zu schreien und vom Sofa zu stagediven.

Oder Annotation, eine junge deutsche Band aus Ibbenbüren, was irgendwo in NRW liegt und woher die Donots stammen. Die bolzen sich auf ihrer ersten EP durch gefühlte zehn Stücke, von denen keines langweilig. Saugeil. Und das Label nennt sich auch noch Playtodestroy, da kann nix schiefgehen.

11 Dezember 2007

Das geht auf keine Bockshaut

Es war kein Vergnügen, am Samstag abend über den Weihnachtsmarkt in Darmstadt zu stolpern. Es regnete in dünnen Bindfäden, ein feuchter Wind machte uns zudem zu schaffen, und auf Glühwein hatten wir keinen Lust. Zudem trieb uns der Hunger in die Wärme - und so stolperten wir nach einigem Suchen in das Restaurant »Bockshaut«.

Als Nichtraucher, der die neuen Nichtraucherschutzgesetze manchmal selbst sehr übertrieben findet, folgte ich meinen Begleitern bereitwillig in das Raucherzimmer, das genügend Platz bot und deutlich weniger verraucht war als durchschnittliche Kneipen vor dem Nichtraucherschutzgesetz. Zumindest bekam ich stetig frische Luft, oder ich hatte nach dem feuchten Wetter in Darmstadts eher betonarchitektonischen Innenstadt kein Problem mit einem Restaurant-Nebenraum.

Die für diesen Tag auf eine Seite reduzierte Speisekarte war für die Fleisch-Fraktion ein reines Vergnügen, für Vegetarier fand sich nichts. Dafür war der Kellner superfreundlich, offerierte mündlich gleich mehrere Variationen, und der Vegetarier am Tisch wurde glücklich. Kein Schmarrn: Das gut bürgerliche Essen (Rumpsteak für die einen, Zanderfilet für die anderen, Gemüsezeugs für mich) schmeckte durchgehend, das lokale Bier vom Fass passte sehr schön, die Suppe wärmte gut durch - und leider gab es auch Nachtisch.

»Leider« ist in diesem Fall ironisch zu verstehen. Aber ... ich meine ... wie kann man an einem so feuchten Tag glasierte Maronen anbieten? Und das Leuten, die schon von der Vorspeise und vom Hauptgericht mehr als satt sind? Kurzum: Jeder nahm noch einen Nachtisch, die Nicht-Autofahrerfraktion freute sich über eins bis drei Schnäpse, und alle waren glücklich und zufrieden.

Das »Bockshaut« ist ein gutbürgerliches Restaurant. Viele Menschen halten »gutbürgerlich« längst für eine Beschimpfung. Dieses Darmstädter Restaurant, das schon zur Tradition der Stadt gehört, beweist, dass dem nicht so sein muss ...

10 Dezember 2007

Lesung im »Gegendruck«


Wie schon erwähnt, lese ich im Dezember noch in Heidelberg, genauer im Café Gegendruck in der Altstadt. Darauf freue ich mich schon, vor allem auch deshalb, weil mir das im letzten Jahr schon sehr gefallen hat.

Die Aktivisten in Heidelberg haben jetzt auch einen sehr schönen Flyer gebastelt, den ich in diesem Blog natürlich gern präsentiere. Wirkt ja richtig seriös ...

Immer wieder lustige Spams

Heute in meinem Postfach in der Firma (ich wundere mich über nicht mehr sehr viel) eine sehr lustige Spam-Mail:

Guten Tag,

Sie als Inhaber der E-Mail-Adresse (ZENSIERT) werden hiermit zur Fahrprüfung vorgeladen. Nutzen Sie folgenden Link zur Teilnahme:

http://www.Fahrschul-Pruefer.com/

Sie werden gebeten, die Prüfung sofort durchzuführen und abzuschließen. Bitte benutzen Sie folgenden Link:

http://www.Fahrschul-Pruefer.com/


Mit freundlichen Grüßen
Ihre Führerscheinstelle
von www.Fahrschul-Pruefer.com



Ich meine ... wer reagiert ernsthaft auf so einen Quatsch? Aber lustig ist es ja trotzdem.

07 Dezember 2007

Die neuen Netz-Idioten

Manchmal lohnt es sich, die Süddeutsche Zeitung zu lesen, um sich über manche Artikel zu lesen. Dies gilt ebenfalls für die Lektüre ihrer Internet-Ausgabe. So heute.

Unter der Überschrift »Die neuen Idiotae – Web 0.0« schreibt Bernd Graff über seine Sicht auf das Internet, vor allem auf das demokratische Bloggen, Foren-Befüllen und sonstwie Im-Netz-Aktiv sein.

In seinen Augen handelt es sich um das, was dabei entsteht, um einen »Debattierklub von Anonymen, Ahnungslosen und Denunzianten«. Er führt eine Reihe von Beispielen auf, die eigentlich auch alle in Ordnung sind – schließlich steht in Foren oftmals viel Mist.

Na ja, der Artikel ist teilweise ein Ärgernis, teilweise ist er durchaus lesbar. In einem hat Graff eh recht. Wer sich für richtig gute Inhalte interessiert, sollte weiterhin gedruckte Inhalte lesen ...

05 Dezember 2007

Eine Fahrt nach Malaga

Eigentlich lag ich an diesem frühen Nachmittag am Pool, bemüht, mich so zu verhalten, wie es sich für einen echten Touristen ziemte: ein Buch in der Hand und die Sonne auf dem Bauch. Und alle nur erdenklichen Wolken, die über den Strand trieben, beabsichtigte ich zu ignorieren. Sollten sie einfach über dem Meer abregnen!

Doch dann nieselte es, nicht schlimm, aber nervig, und ich änderte meine Pläne.
Und fuhr mit der Bahn nach Malaga. Nicht, weil das eine besonders schöne Großstadt war – das wusste ich, seit ich anno 1987 dort durchgefahren war, auf dem Weg nach Westafrika. Ich wollte nach Malaga, weil das die nächste Großstadt war und ich die Hoffnung hatte, dort auf echte Menschen zu treffen, nicht nur auf Touristen und servile Hilfsgeister, die um sie herumscharwenzelten.

Doch der einsetztende Regen zog mir einen Strich durch die Rechnung. In unaufhörlichem Gepladder knallte Wasser auf die Straßen der Stadt herunter. Ich mit dünner Hose und ebenso dünnem Hemd hatte keine sonderlich guten Karten an diesem Tag.

Ziemlich befeuchtet zog ich mich in ein Café zurück. Die schnöselige Bedienung, ein blonder Zwerg von vielleicht eineinhalb Metern, behandelte mich wie ein Stück Dreck. Kein Wunder, ihr war bewusst, dass ich nicht ihrer hübschen blauen Augen hier war oder ihres gastronomischen Angebots wegen – drei Stück Kuchen, die wohl seit der Franco-Ära auf Kunden warteten -, sondern schlicht wegen der Tatsache, dass dieser Laden Trockenheit versprach.

Kurze Zeit später verließ ich das Café, weil es nicht mehr regnete, glücklich, dem eisigen Blick der Blondine entronnen zu sein, und ging durch eine Nebenstraße. Ich guckte in die Luft und nicht auf die Straße, und ich pitschpatschte mit meinen Converse-Schuhen durch eine schätzungsweise knöcheltiefe Pfütze.

Das hatte ich davon. Klatschnasse Socken, triefnasse Schuhe, feuchtes Hemd und feuchte Hose, und dann noch gut zwanzig Kilometer von der Klamottenwechselstelle in meinem Hotelzimmer entfernt. Ich beschloss, meine künftigen Reisen wieder in harmlose Ziele zu verlegen, Westafrika, Südostasien oder Nordamerika.

Spanien, das war nichts; da regnete es andauernd.

04 Dezember 2007

Kein Horror-Roman, schlimmer


Das Recht auf Kacken ist ein elementares. In Mitteleuropa betrachtet man es als so elementar, daß es als unschicklich gilt, das Thema außerhalb von Beschimpfungen anzusprechen. Ganz anders in vielen Slums der Dritten Welt: Da es buchstäblich keine Toiletten und definitiv kein Abwassersystem gibt, wird Stuhlgang für die zig Millionen Bewohner dieser alptraumhaften Unterkünfte zu einem echten Problem. Wohin mit der Scheiße?

Das mag sich jetzt lustig anhören, ist es aber nicht. Und das Buch »Planet der Slums« von Mike Davis, das ich gelesen habe, macht auch klar, warum das Thema ein so ernsthaftes ist: Es hat letztlich auch etwas mit Menschenwürde zu tun, die unsereins als Mitglied des kapitalistisch-reichen Europa den Armen der Dritten Welt schlichtweg vorenthält.

Das hier ist kein einfaches Sachbuch, sondern ein dramatisches. »Planet der Slums« spart nicht an drastischen Details, listet aber auch Zahlen auf: Schätzungsweise eine Milliarde Menschen kämpfen weltweit in Slums ums Überleben, unter Bedingungen, die hierzulande unvorstellbar sind und die noch nicht einmal ein Afrika-Reisender wie ich zu Gesicht bekommt. Und es besteht so gut wie keine Hoffnung.

Das empfinde ich als den grausigsten Aspekt dieses Buches, das schlimmer als jeder Horror-Schmöker daher kommt: dass die sogenannten Helfer aus der Ersten Welt, seien es die Weltbank und ihre Büttel oder irgendwelche Nichtregierungsorganisationen, am Los der Ärmsten der Armen nichts ändern wollen oder können. Alle Strukturanpassungen der letzten Jahre haben die Situation nämlich nur weiter verschärft.

Das Verdienst von Mike Davis ist, in diesem Sachbuch einem kritischen Leser zumindest die Augen zu öffnen. Die eigenen Schlüsse daraus muss dann jeder selbst ziehen.

Mike Davis: Planet der Slums
Deutsche Erstausgabe
Übersetzung: Ingrid Scherf
Verlag Assoziation A, Berlin / ISBN 978-3-935936-56-9
Paperback, 248 Seiten

25 November 2007

Funkstille ...

Nur damit niemand fragt: Die naechsten Tage wird auf diesem Blog Funkstille herrschen. Mindestens die komplette Woche, vielleicht auch mehr.

Dringende, sehr private und sehr grosse Probleme.

24 November 2007

Ein Gefuehl von Heimat

Fuer zwei Stunden bricht der andalusische Spaetsommer aus, zwar mit sehr kuehlem Seewind, aber immerhin mit viel Sonne. Also eile ich an den Pool, Hartmut Kaspers wunderbares Buch "Drei-Maenner-Eck" unterm Arm, und beschliesse, endlich mal so richtig Tourist zu sein.

Ohne irgendwelche Blicke nach rechts und links geht es nicht. Ich sehe faltige Baeuche und haengende Brueste und finde mich auf einmal gar nicht mehr so alt und dick. Urlaube im Rentnerparadies machen einen deutlich juenger in der Selbstwahrnehmung. Das mag gemein klingen, ist aber so.

Eine Dame in der Naehe liest ein duennes gruenes Taschenbuch. Intensiv und mit grossem Interesse. Vor ihr glitzert der Pool, ueber ihr pirscht sich die naechste Wolkenfront an den Strand heran, das alles interessiert sie nicht: Ihre Welt ist sichtlich auf grauem Papier und gedruckt mit schwarzen Lettern.

Als ich gehe, eingeschuechtert vom duester werdenden Himmel und einigermassen frustriert vom Standard-Urlaubs-November-Wetter, gucke ich, was sie da eigentlich liest. Es ist ein Heimatroman, ich sehe das Moewig-M in weiss auf dunkelrotem Hintergrund, und neben ihr liegt ein Romantic Thriller in violettem Umschlag.

Massenkonfektionsware, wie sie unser Buchverlag exklusiv fuer den Weltbild-Vertrieb hergestellt hat, zu einer Zeit, als es noch einen Moewig-Buchverlag gab. Fach- und sachkundige Lektoren wie Peter Bramboeck, Otmar Fischer, Ulrich Magin und Dr. Marten Brandt haben sich jahrelang an diesem literarischen Fastfood verdienstvoll abgearbeitet.

Jetzt und in der Freme freue ich mich geradezu ueber dieses Zeichen von Heimat. Ich moechte der Dame ein "Herzlichen Glueckwunsch zu dieser gelungenen Wahl!" zurufen und ihr gratulieren, aber ich lasse es sein.

Das trockene Zimmer wartet. Und vielleicht die Bahn in das hoffentlich trockene Malaga.

23 November 2007

Englische Sitten und Gebraeuche

Geht man an der Hauptstrasse von Torremolinos aus in Richtung Benalmadena, kommt man an einer Art englischer Kolonie vorbei: eine Ansammlung kleiner Restaurants, Buden, Bars und Clubs, die alle so aussehen, als haette man sie von London, Brighton, Manchester oder sonstwoher en bloc an die spanische Kueste versetzt.

Ich unternahm gestern abend einen Spaziergang, es war vielleicht elf Uhr, und ich passierte diese Ecke, allerdings auf der anderen Seite der Strasse. Von hier aus hatte ich einen guten Blick auf eine Kneipe, die "best fish & chips" versprach, eine Luege, die jeder Nicht-Englaender sofort durchschauen wird, weil es ja per Definition keine guten Fish & Chips geben kann.

Vor der offenstehenden Kneipentuer, durch die Licht auf die Strasse fiel, tummelten sich einige Leute. Neugierig blieb ich stehen. Ich sah: drei Schaulustige in der Kneipentuer, ein junger Mann auf dem Boden, zwei andere, die auf ihn eintraten. Immerhin nur mit Turnschuhen und nicht mit schweren Stiefeln. Einen Augenblick lang ueberlegte ich, ueber die Strasse zu rennen und ihm zu helfen.

Ein schoener Held waere ich gewesen, das erkannte ich sofort. Der Liegende lachte und stand auf, schubste seine Spielkameraden, und gemeinsam gingen sie zurueck in die Biertraenke.

Ein echter Spass. Hatten die Burschen fuers naechste englische Kneipenwochenende geuebt, wenn es aufzupassen gilt, dass man nicht "to be bottled" wird? Seltsame Sitten haben sie, die jungen Englaender.

22 November 2007

Wildes Nachtleben ...

In Torremolinos und im Nachbarort Benalmadena scheint zumindest in der Hochsaison schwer der Baer zu toben. Die zahllosen Kneipen, Bars und Restaurants, die jetzt groesstenteils leer sind oder in denen sich zwei Rentner-Ehepaare verlieren, legen davon ein deutliches Zeugnis ab.

Im kuenstlichen Hafengelaende von Benalmadena allerdings gibt es darueber hinaus eine Reihe von Diskotheken, die sich an der Strasse entlang reihen, und eine Reihe eher seltsam wirkender Clubs in einer Art Passage. Einer von den Laeden heisst "From Dusk Till Dawn", und da dachte ich, das koennte vielleicht doch mal einen Grund fuer einen gemuetlichen Absacker bieten.

Also ging ich gestern abend auf Diskotheken-Tour. Jawoll. Wie es sich gehoerte, guckte ich mir vorher das laue Spiel Deutschland gegen Wales in der Glotze an (da hatten die Buben sichtlich keine sonderlich grosse Lust, ihre Knochen mehr als noetig zu riskieren), dann zottelte ich ueber die naechtliche Uferpassage die 500 Meter bis zum Yachthafen.

Aus den groesseren Diskotheken drang durchgehend grausige Musik: Disco-Geplaerr sowie irgendwelcher Flamenco-Techno-Mix, der womoeglich gerade Mode ist. Vor den Eingaengen standen Typen, die vorbeigehende Passanten anlaberten ("Koberer" nennt man die in Hamburg, glaube ich). Ich war der einzige Passant unter 60, deshalb wohl eine interessante Zielgruppe, und ging freundlich abwinkend weiter.

In der duesteren Gasse, wo es unter anderem "From Dusk Till Dawn" und eine "Karoke"-Bar sowie anderes Zeugs gab, standen drei Maedchen in Miniroecken vor einer Kneipentuer. Ob ich denn bei und mit ihnen Striptease gucken wolle, fragte mich die eine.

Ich hatte das Gefuehl, alle drei Taenzerinnen des Abends auf einmal vor mir zu sehen und dann wahrscheinlich der einzige Gast zu sein. Waere ja glatt auch mal eine Erfahrung gewesen: ich allein im Striptease-Club.

Aber dann ging ich doch lieber aufs Hotelzimmer zurueck. Delling und Netzer zeigten noch ein bisschen andere Qualifikationsspiele. Und die Englaender gegen die Kroaten verlieren zu sehen, das hatte dann eher was.

21 November 2007

Nicht unfleissig ...

Gestern war tatsaechlich der erste Tag, an dem ich so richtig ins Schreiben geriet. Anfangs am Pool (bis es dort zu Nieseln anfing), spaeter auf dem Balkon, noch spaeter in meinem Zimmer. Am Sonntag war ich zu zermatscht vom Flug gewesen, am Montag hatte ich zu viel Zeit damit verbracht, mir die Gegend anzuschauen.

Einen Prolog fuer das Romanprojekt (der meiner Ansicht nach fehlte) habe ich erstellt, und ein komplettes Kapitel mit vier Szenen so gut wie durchgeschrieben. Das heisst natuerlich, dass ich noch sackviel Arbeit in das Redigieren stecken muss; aber wenn mal eine Struktur steht, faellt es mir leichter, an dieser weiterzumachen.

Heute mittag soll dieses Kapitel fertigwerden, inklusive einer einmaligen Bearbeitung, dann geht es an ein anderes Kapitel. Wobei ich derzeit ueberlege, ob ich eine Kurzgeschichte zwischendurch schreiben soll ... so etwas gibt ja kleinere Erfolgserlebnisse, weil hier zudem auch die Chance besteht, dass ich es irgendwo veroeffentlichen kann.

(Soll ich jetzt hoffen, dass der Dauerregen aufhoert und ich an den Pool kann, was aber gleichzeitig die Gefahr mit sich bringt, dass ich mit dem Zug nach Malaga hinueber fahre, um dort zu bummeln? Schwierige Entscheidung.)

20 November 2007

Zwischen zwei Staedten

So langsam bekomme ich einen Eindruck von der Gegend, in der ich urlaube. Gehe ich stundenlang am Strand entlang, komme ich in der einen Richtung irgendwann mal ins eigentliche Torremolinos< von dort geht es noch einige hundert Meter bis ins Zentrum der Gemeinde. Aehnlich in die andere Richtung ... da kommt der eine der zwei Kerne von Benalmadena (oder so) bereits nach gut 300 Metern, auch nicht schlecht.

Das Dumme daran ist, dass die vielen Spaziergaenge durchaus Zeit kosten und ich deshalb noch nicht so richtig mit dem angefangen habe, was ich mir eigentlich vorgenommen habe ... irgendwelches Zeugs schreiben naemlich. Wobei das "irgendwelches Zeugs" in meinem Kopf nun doch recht konkret ist. Ich muss nur schauen, dass ich mich a nicht uebernehme und b nicht auf den Urlaub verzichte.

Ach, man hat es schon schwer, wenn man es sich kuenstlich schwermacht.

19 November 2007

Ein bisschen Alltagsrassismus

Wenn man sich - wie ich - in so einem riesigen Touristengebiet aufhaelt, fallen einem doch recht schnell gewisse Typisierungen auf. Eine kleine Prise Alltagsrassismus gefaellig? Voellig subjektiv und so ...

Generell sind alle Touristen hier sehr alt. Es mag einige Kinder geben, die die Statistik drastisch senken, aber ansonsten gehoere ich definitiv zu den jungen Leuten hier. Vorherrschend sind Rentner beiderlei Geschlechts, manchmal in Reisegruppen.

Deutsche erkennt man daran, dass die Maenner Socken in Sandalen tragen und dass sie gern eine BILD-Zeitung spazieren fuehren. Die Frauen sind rundlich und laecheln gelegentlich freundlich, reden dafuer mit den Einheimischen gnadenlos pfaelzisch (gerade eben im Internet-Cafe) oder schwaebisch - das verstehen die Leute nicht mal in Norddeutschland.

Englaender erkennt man daran, dass die Maenner durch die Bank miese Taetowierungen auf den Unterarmen zu sein haben. Und sie tragen die SUN, das grausige Pendant zur deutschen Blut- und Sperma-Postille, unterm Arm. Die Frauen tragen schulterfrei und hauteng, egal wie rundlich sie sind.

Und Hollaender ... die gibt es hier in der Naehe des Strandes nur als kleine Minderheit. Naeher des Zentrums der Stadt scheint es einen hollaendischen Strandabschnitt zu geben; viele Beschilderungen in niederlaendisch. Rein optisch sah ich keine Unterschiede.

Es gibt nicht nur "weisse" Menschen hier, sondern auch Schwarze. Das sind die armen Schweine, die mit irgendwelchem ueberflussigen Plunder an der Strandpromenade stehen und versuchen, diesen Kram den flanierenden Touristen zu verkaufen.

18 November 2007

Im Urlaubergebiet

Ich schreibe diese Zeilen in einem Internet-Cafe in Torremolinos, das liegt in Suedspanien und dort in der Naehe von Malaga. Sieht man davon ab, dass die Tastatur dieses Computers voellig verschoben ist (alle Sonderzeichen an voellig anderen Stellen als auf der Tastatur angegeben) und ich staendig etwas suchen muss, klappt bisher alles.

Wobei ich jetzt wirklich im Touristenghetto gelandet bin. Ein grosses Hotel steht neben dem anderen, und an der Ufer-Promenade reihen sich die Cafes und Restaurants aneinander. Das Personal spricht ueberall Englisch und Deutsch, zumindest rudimentaer; meine muehsam erworbenen Spanischkenntnisse brauche ich nur aus Hoeflichkeitsgruenden.

Immerhin ist es hier sehr nett und auch sehr angenehm, was die Temperaturen angeht: nicht zu war eben, nur wuerde ich gern auch mal schwimmen gehen. Man kann nicht alles haben; ich bin hier, um endlich mal wieder auszuspannen und vielleicht auch mal den einen oder anderen Text zu schreiben.

Vielleicht komme ich mit meinem Romanprojekt weiter; das stockt ja, seit ich aus Singapur zurueck bin. Immerhin habe ich jetzt die Anmerkungen meines ehemaligen Dozentenkollegen, mit denen ich sicher gut arbeiten kann.

17 November 2007

Nur zehn Tage ...

Ich bin urlaubsreif. Und zwar so richtig. Zermatscht fühle ich mich, permanent müde und erschöpft. Und ich kacke Leute an, auch wenn's keinen echten Grund gibt.

Also muß ich weg. Zumindest für einige Tage. Vor eineinhalb Wochen war ich im Reisebüro. »Warm«, verlangte ich, »und nicht zu teuer.«

Ab Sonntag morgen bin ich jetzt in der Nähe von Malaga in Südspanien. Eine Hotelburg mit irgendwelchen 400 Betten. Mir egal: Hauptsache ist, daß ich einen Swimming Pool habe, daß ich was zu essen und zu trinken kriege, daß es warm ist und daß man mich einigermaßen in Ruhe läßt.

Ich will lesen, ein bißchen schreiben und viel planschen. Mehr nicht. Zehn Tage nur ... und dann geht's von vorne los.

16 November 2007

Lecker - und autonom wirkend

Der Kollege hatte uns die Homepage mit der Adresse und den exakten Namen des gastronomischen Betriebs genannt, aber ich hatte es großzügig vergessen. So irrten wir spät abends in stockfinsterer Dunkelheit durch einen Bezirk von Basel, in dem ich in meinem ganzen Leben noch nie gewesen war.

Immerhin fanden wir das alte Bahnhofs-Areal: Schienen, Gerümpel, alte Bahnhofsgebäude, Bauzäune - und alles finster. Einige Jugendliche fuhren im Hintergrund auf einer beleuchteten Halfpipe mit ihren Skateboards, von dort her kam auch Musik. Und natürlich hörte man die Geräusche der Straße.

Der »Erlkönig« versteckt sich in Basel wirklich gut; man muss ihn ein wenig suchen, wenn man nicht schlau genug ist und auf der Homepage nachguckt. Mir sagte jemand, dass nur jeder hundertste Mensch in Basel überhaupt jemals dort gewesen sei. Aha - glauben wir das also.

Mich erinnerten die Räumlichkeiten und das Publikum ein wenig an das »Fünf« in Karlsruhe: Die Bedienung trug Piercing, der Koch hatte längere Haare, und an der Theke saßen - als wir gingen - zwei Frauen in einer optischen Mischung aus Punkrock und autonome Antifa.

Und das Essen sowie die Getränke waren durchgehend lecker, von hohem Niveau und trotzdem bezahlbar. So richtig billig kamen wir nicht raus; zwei Personen landeten beim feudalen Menü inklusive Trinkgeld bei 80 Euro. Aber jeder Bissen war's wert.

Mein Tip für Basel: den »Erlkönig« suchen und dort dann lecker speisen!

15 November 2007

Hindernis Fliegerbombe

»Das glaubt mir kein Mensch«, sagte ich, als ich die Meldung im Radio hörte. Die Autobahn A6 bei Frankenthal sei gesperrt, weil man eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg zu entschärfen habe. Und ich fuhr dummerweise auf das Autobahndreieck Frankenthal zu ...

Soweit so schlau. Einige Blicke in die Straßenkarte später belegten, daß das alles gar kein Problem sein dürfte: Die Bombe lag zwischen dem Autobahndreieck und der Abfahrt Frankenthal, also in Richtung Mannheim.

Ich aber wollte in Richtung Saarbrücken fahren – um in einem kleinen Dorf im Pfälzer Wald geheimnisvolle Autorengespräche zu führen. »Alles kein Problem!«, jubelte ich und düste weiter auf Frankenthal zu.

Die Rechnung hatte ich aber ohne die Autobahnpolizei gemacht ... Die Autobahnabfahrt nach Saarbrücken war nämlich wegen einer Baustelle gesperrt. Man mußte, um nach Saarbrücken zu fahren, erst einmal in Richtung Mannheim, an der Fliegerbombe vorbei, nach der Bombe quasi wenden, um dann endlich in die richtige Richtung zu rollen. Na super.

Seither ist die Ausrede »Ich kam zu spät, weil eine Fliegerbombe im Weg war« meine liebste. Dagegen kann echt niemand ...

14 November 2007

Fußball und das Leben dazu


Ich bin kein Fußball-Fan, zumindest kein aktiver: Kommt Fußball in der Glotze und ich habe Lust, gucke ich schon mal zu. Und zweimal im Leben habe ich mir Zweitliga-Spiele im Stadion angeschaut, beides Mal in Mannheim und beides Mal in der Fan-Kurve des FC St. Pauli. Da ging's aber auch immer »mehr« als nur um Fußball.

Hin wie her: Ich mag den übersteiger, das Fußball-Fanzine aus Hamburg, das sich natürlich in erster Linie dem FC St. Pauli widmet. Die Nummer 85 ist wieder ein wundebares Beispiel dafür, wie gelungen das in diesem Heft gemacht wird: Da gibt's klassische Spielgerichte und Spieler-Interviews, aber ebenso Hintergrund-Artikel zu irgendwelchen Geschäftsleuten, die sich beim Verein »einkaufen« wollen, und anderes.

Eine beeindruckend bunte Lektüre, die ich trotz mangelnder Fan-Begeisterung immer mit großem Interesse lese. Die 36 Seiten kosten 1,60 Euro, und eigentlich sollte ein echter Fan das Heft im Stadion kaufen und hinterher lesen. Wer aber mag, kriegt die wichtigsten Artikel eh auf der speziellen Seite fürs Heft 85 geliefert - und das ist ein schöner Service in Zeiten des Internets, wie ich finde.

13 November 2007

Lesung im Dezember

Wieder einmal eine Lesung – hurra! Nach langer Pause bin ich wieder mal in Heidelberg zu Gast im Café Gegendruck. Ich freue mich schon sehr darauf.

Im letzten Jahr genoß ich es sehr, in diesem kleinen Café aus meinen Punkrock-Texten vorzulesen; dieses Jahr wird es wohl eher »afrikanisch« werden. Danach legt mein oller Kumpel Carsten unter seinem Pseudonym Karl Krawall entsprechende Musik auf.

Das paßt zu Weihnachten, denke ich.

12 November 2007

Ein Wort zum Selbstverständnis

Es soll ja Leute geben, die glauben, Bloggen sei so etwas wie der Journalismus der neuen Zeit. Da kann man schließlich im Warmen zu Hause hocken, man schreibt allerlei Zeugs, und die werbetreibende Industrie rennt einem dann die Bude ein.

Daß es nicht immer so ist, macht ein Artikel klar, den ich am Wochenende in der Blogbar gelesen habe. Ich gestehe aber, daß sich mein Mitleid mit Bloggern recht stark in Grenzen hält, die für einen sehr geringen Lohn für Profi-Blogs schreiben, um damit die Community-Ansprüche der Großindustrie zu unterstützen. Kein Geläster hier: Es muß jeder wissen, was er tut, und wer unbedingt schreiben und veröffentlichen will, kann dies ja überall tun.

Seien wir ehrlich: Der ENPUNKT-Blog ist deshalb die indirekte Fortsetzung des ENPUNKT-Fanzines (die neue Ausgabe hoffentlich im Januar 2008, puha!), weil ich hier schreiben kann, was ich will - und wann ich will. Und ich muß mich nicht einmal darum kümmern, wie ich das Layout mache und wie ich vor allem den Vertrieb auf die Reihe krieg'.

Das hier ist schlicht & ergreifend mein gottverdammtes Egozine. Und wen's nicht interessiert, muß es einfach nicht anklicken. Einen größeren Anspruch habe ich nicht. (Und Anzeigen gibt es hier deshalb nicht, weil es die auch im ENPUNKT-Fanzine nicht gibt.)

11 November 2007

Staufenberg gucken

Daß Tom Cruise ein hochrangiges Mitglied der Scientology Church ist und sich wohl immer wieder als ziemlicher Kotzbrocken aufführt: mir doch egal. Idioten gibt es genug, ich bin häufig von ihnen umgeben, und mir ist seine persönliche Religionsauffassung ziemlich egal. (Was nichts daran ändert, daß ich Scientology höchst ekelhaft finde. Aber das ist noch mal was anderes.)

Daß das Trara um seinen Staufenberg-Film ziemlich nervt und ich mich manchmal frage, ob jetzt eigentlich der Untergang des Abendslands droht, wenn der Film kommt - oder eben nicht -, ist mir dann auch wieder egal. Es gibt größere Probleme auf dieser Welt, und ich erachte die große Diskussion wegen dieses Films als ein Luxus-Problem.

Aber ... Hey, ich will den Film angucken! Nicht nur deshalb, weil ich einen der Statisten kenne, der da in der Wehrmachtsuniform durch Berlin stolziert (er jammerte en wenig wegen seiner schlimmen Frisur in diesem Film), sondern weil mich das Thema interessiert und weil ich weiß, daß der Regisseur schon einige saugute Streifen umgesetzt hat.

Und heute hab' ich endlich den Trailer angeguckt. Den gibt's nämlich ausgerechnet auf der Seite der Frankfurter Allgemeinen. Und sieht so aus, daß ich mir das Ding im nächsten Sommer wohl unbedingt angucken kann.

Ich kann ja beim Rein- oder Rausgehen ein fürchterlich revolutionäres »Scheiß-Scientology« in meinen Stoppelbart murmeln.

10 November 2007

Abendessen mit Geklimper

Und dann ging's im »Europäischen Hof« auch noch in ein gemeinsames Abendessen. Zwar »nur« Büffet, dafür aber sehr vielseitig. Im Restaurant de l'Europe fühlte ich mich dann angesichts fein livrierter Kellner und holzvertäfelten Wänden schätzungsweise eine Sekunde lang leicht »underdressed«.

Sei's drum. Während ich mein Essen (insgesamt vier Gänge schaffte ich, und alles war vegetarisch, teuer und lecker; die anderen futterten Fisch und Gans und so Zeugs) genoß, hatte ich viel Spaß dabei, das Publikum zu beobachten.

Eine Dame in schwarzem Kleid, zu viel Make-Up und schwarzem Hut saß am Klavier und spielte irgendwelche Sonaten; gelegentlich schien mir sogar eine Melodie bekannt vorzukommen. Auch wenn der Musik-Unterricht in der Schule schon so lange her ist - ein bißchen blieb wohl hängen.

Und eine andere Dame in gelbem Kleid und mit gelbem Hut saß allein an ihrem Tischlein, ließ sich von den Kellnern immer mal wieder ein »Weinchen« bringen und tänzelte gelegentlich durch den Raum, holte sich neues Essen vom Büffet, wischte dekorativ die grauen Locken hinter die Ohren zurück und ließ rot lackierte Fingernägel durch das Kerzenlicht funkeln.

Wunderbar. Ich verstand an diesem Abend, warum es in Baden-Baden zeitweise so eine heftige Punk-Szene gab ...

09 November 2007

Im bonzigsten Teil der Bonzenstadt

Ein über 170 Jahre alter Prunk-Bau, in dem im 18. und 19. Jahrhundert alle möglichen berühmten Russen abgestiegen: Generäle und Dichter, Fürsten und Revolutionäre. Und jetzt sitze ich in einem Saal mit Blick auf Bach, Kaiserallee und Schwarzwaldallee, friere ein wenig, weil die Fenster zugig sind, und lausche einem wichtigen Referat.

Das ist Baden-Baden. Und ich bin im Steigenberger Hotel »Europäischer Hof«. Plüschige Ausstattung, sündhaft teuer sieht alles aus. Ältere Damen in bunten Mänteln und mit breitkrempigen Hüten, dazu Männer mit schwerem russischem Akzent.

Es ist Abteilungsleiter-Konferenz. Ich trage einen Anzug, aber keine Krawatte, ich bin unrasiert und trage struppige Haare, die dringend geschnitten gehören. Ein Rest von Punk muß sein. (Und kein Kilometer von hier waren in den 80er und frühen 90er Jahren geile Punk-Konzerte.)

Auf der Straße führt ein Mann in dunklem Herbstmantel einen Hund spazieren. Der Köter sieht aus wie ein Windhund: schlank, langbeinig und leicht zitternd im Vor-Winter.

Sein Herrchen läßt ihn auf die Straße scheißen. Interessiert schaue ich zu, wie sich die lange braune Wurst auf den Asphalt entrollt. Es paßt irgendwie alles zusammen an diesem Freitag morgen.

08 November 2007

Zwischen Punk, Suff und Sex


Heutzutage ist Guy Helminger so etwas wie ein »gefeierter Literat«, und Manuel Andrack ist Redaktionsleiter bei irgendwelchen Shows mit Harald Schmidt. Vor über 15 Jahren stand Guy Helminger in einer Kneipe namens »Station« in Köln hinterm Tresen, Manuel Andrack war ein Gast – und ich besuchte den Laden meiner Erinnerung auch zweimal. Theoretisch könnten wir uns also mal getroffen haben.

Helminger schrieb über seine Arbeit in der »Station« einen Roman, der 1994 herauskam und sich chronisch schlecht verkaufte: ein Abriss über Suff, Punk und Sex, vor allem Suff und Sex. Jetzt kam der Roman neu heraus, verlegt bei Kiepenheuer & Witsch, und Manuel Andrack hat den Roman mit zahllosen Anmerkungen garniert.

Seien wir ehrlich: Helmingers Roman ist kein Meisterwerk. Sieht man von einigen Fickgeschichten ab, die teilweise auch noch ins rassistische Klischee abrutschen (eine Schwarze zieht sich im Abteil eines Zuges nackt aus, um den Ich-Erzähler zu verführen ... aha ... das sind ja mal seltsame Sex-Fantasien!), geht's eisgentlich nur um Saufen, immer wieder unterbrochen von Versuchen, literarische Sprache unterzubringen.

Dank Andracks Anmerkungen wird das Ding recht unterhaltsam. Mehr ist »Die Rache der Schlammkröte«, so der Titel dann doch nicht – man erfährt über die Kölner Punkrock-Szene nicht viel, und daß sich junge Männer in Kneipen besaufen und schlecht benehmen, wußten wir alle ja schon vorher.

Das Buch ärgert nicht, es unterhält tatsächlich ganz gut; Andracks Anmerkungen sind teilweise witzig. Haben muß es nicht einmal ein Kölner Lokalpatriot, und von denen gibt es ja fast eine Million.

Mit der ISBN 978-3-462-03784-5 kriegt ihr das Buch für 8,95 Euro in jeder Buchhandlung, wenn ihr wollt.

07 November 2007

Zweifel beseitigt

Nicht daß ich auch nur andeutungsweise Ahnung von Theater hätte ... Doch gestern abend gingen wir bewußt in ein Theaterstück: Das Stück hieß »Zweifel«, stammte von dem Autor John Patrick Shanley und wurde mehrfach preisgekrönt. Und der Grund, warum wir hingingen, war die Tatsache, daß eine Nachbarin die Hauptrolle spielte.

Geschätzte zwei Dutzend Leute verloren sich im »Insel«-Theater in Karlsruhe, das fand ich schade. Aber die wurden mit einem packenden Stück belohnt, das auf einer spärlich gestalteten Bühne von vier Schauspielern geboten wurde.

Letztlich erwies sich das Stück als eine Mischung aus Psychodrama und Polit-Krimi; es ging um sexuellen Mißbrauch, um Kontrolle und Religion, um Hautfarben und den richtigen Weg, Jugendliche zu erziehen. Wie Schwester Aloysius ihren Krieg gegen den Pfarrer führt, wie sie ihm alles mögliche unterstellt, ohne auch nur den Schatten eines Beweises zu haben - das war schon sehenswert und extrem spannend.

Ich glaube, ich werde öfter ins Theater gehen.

06 November 2007

Schweden-Punk im Radio

Ich ließ es ordentlich krachen am Sonntag abend, 4. November: Im ENPUNKT-Radio im Querfunk, dem freien Radio in Karlsruhe, prasselte Punkrock aus Schweden auf die Hörer hernieder. Und mit Punk aus Schweden meine ich tatsächlich Punk und nicht die Plörre, die man neuerdings als »Schweden-Rock« oder gar Rock'n'Roll oder sogar Punk bezeichnet.

Nein, ich meinte Bands wie Disconvenience (Irokesen-Punkrock mit einer rasanten Sängerin) oder Kamikatze (deren Platte ich in diesem Blog eh schon mal abgefeiert habe; keifende Punkrock-Gören on Speed!) oder auch Voice Of A Generation (die mittlerweile schon ein Klassiker des Streetpunk sind; so schnell kann's gehen).

Geradezu gemütlich polterten dann die Punkrocker von Down And Away oder die vom Skandinavien-Rock beeinflußten Sweet Addiction (okay, ein bißchen von diesem modernen Kram mußte sein) durch die Boxen. Sogar The Confession oder Knuger Faller wirkten geradezu harmlos nach dem Generalangriff von Kamikatze.

Zur Erholung spielte ich zwischendurch Ska von Liberator, bevor es mit Imperial Leather (in diesem Blog schon abgefeiert) in derben Anarcho-Punk überging – und den Abschluß bildeten dann die Troublemakers, auch schon alte Herren. Sehr punkig also, dieser Abend, und mir gefiel diesmal wirklich jede Band, die ich spielte.

Übrigens: Wer sich für die Bands interessiert, wird unter anderem bei Dirty Faces und Mad Butcher Records sehr gut fündig.

05 November 2007

Hardcore à la 1987

Der feine Geruch nach totem Schwein und Rind hing in der Luft, als ich über den Hof des Karlsruher Schlachthofes ging. Für einen Vegetarier nicht unbedingt der schönste Geruch der Welt, vor allem, wenn er mit dem geschmacklichen Unterton von Blut und müffelndem Aas einhergeht. Aber der dröhnende Punkrock, der aus der »Alten Hackerei« drang, zog mich unwiderstehlich an. Heute nacht, Sonntag abend, 4. November 2007; vor zwei Stunden etwa.

Schätzungsweise fünfzig Leute waren da, durchschnittlich über 30 Jahre alt; ich war nicht der einzige über vierzig. Sieht man vom Altersschnitt ab, kam ich mir vor wie vor zwanzig Jahren bei irgendwelchen Hardcore-Konzerten - es waren teilweise ja auch dieselben Nasen wie damals. Wir Übrig gebliebenen gewissermaßen ... nach all den Moden und Stilrichtungen, die in Punkrock und Hardcore an einem vorbeigeschwappt sind, bleiben gewisse alte Säcke halt doch hängen.

Als erste Band dann Blitztrumpf aus Karlsruhe. Klassischer Hardcore-Punk, dargeboten von einer ebenso klassischen Vier-Mann-Combo. Sänger Moe, mit rasantem Kurzhaarschnitt und röhrender Stimme, klang nach der Fünf-Tages-Kurz-Tour trotzdem gut, und ich fand die Band klasse. Mal schauen, was die EP kann.

Danach die Subterranean Kids aus Barcelona. Vor geschätzten 18 oder 19 Jahren sah ich sie in Nagold und fand sie großartig: vier Spanier, die es sich auf der Bühne und auf der Tour gaben, als ginge alles zu Ende, Drogen und Suff inklusive.

Jetzt standen vier Erwachsene auf der Bühne, Männer anfangs der vierzig. Und die Musik knallte und ballerte wie anno dunnemals, Hardcore, wie man ihn Ende der 80er Jahre in ganz Europa zu hören bekam. Der Sänger, mittlerweile beleibt, sprang und hüpfte und schrie und verbreitete enorme Energie - super!

Die Band wurde von geschätzten zwanzig Leuten euphorisch und frenetisch abgefeiert; insofern kein Unterschied zu den Hardcore-Konzerten um 1985/86 herum, als sich noch keine Sau für diese Art Musik interessierte. Ich war begeistert, und ich bewegte mich tatsächlich ein wenig, so daß ich hinterher naßgeschwitzt war.

Wunderbarer Abend!

04 November 2007

In der Schlugg-Stube

Eigentlich wollten wir nur einen Kaffee trinken, weil es in Basel so saukalt war. Aber dann stolperten wir an der Buchhandlung »Narrenschiff« vorbei, durch eine Passage hindurch, und wir sahen ein merkwürdiges Schaufenster, hinter dem wir Leute sahen, die um Tische saßen und sich am frühen Nachmittag schon Wein und Bier zu Gemüte führten. Ein Laden für uns - und nix wie hinein.

Die Einrichtung sah aus wie vom Sperrmüll oder aus einem Theater-Fundus: Fasnets-Masken an den Wänden, allerlei Glitter und Glimmer an der Decke; als Lampen dienten fürchterlich kitschige Trauben aus Kunststoff, aus denen heraus es schummerig leuchtete. Als Einrichtungsgegenstände gab es Sofas, runde Tische und einige Stühle, auf die ich mich nicht verlassen wollte - also ließ ich mich ins Sofa sinken.

Die Wirtin, die mit ihrem rotbehaarten Kopf und den schwarzen Klamotten aussah, als stünde sie schon seit Jahrzehnten hinter den Theken irgendwelcher Spelunken, erwies sich als nett. Die Musik war Jazz mit Frauengesang, der aus irgendwelchen Lautsprechern tröpfelte. Und das Publikum bestand größtenteils aus Leuten aus Basel, die einen entsprechenden Dialekt sprachen.

Nett, sehr nett. Der Kaffee schmeckte, den Wein probierte ich nicht, weil's noch früh am Tag war. Und die Gäste verwickelten uns bereitwillig in lustig-launige Unterhaltungen über Baseler und Karlsruher Kultur. (Falls es mich mal wieder an den Rümelinsplatz verschlägt, werde ich bestimmt wieder in der Schlugg-Stube einkehren.)

03 November 2007

Gewohnheitstrinker, oi!

Liegt es am herbstlichen Wetter, liegt es an meiner zum Oi! wechselnden Stimmung - keine Ahnung. Tatsache ist, daß bei mir seit Wochen immer wieder eine Doppel-CD die Musik im Auto bestimmt: »Zwei auf einen Streich« von der Band Gewohnheitstrinker aus Freiburg.

Auf der Doppel-CD sind gleich zwei Platten drauf, die ich natürlich bereits als Vinyl besitze. »Schöne Musik für hässliche Menschen« nennt sich die eine, »1984« die andere, und beides Mal geht's mit deutschsprachigem Oi! oder Streetpunk in die Vollen.

Textlich ist die Band klar und eindeutig, sie verzichtet auf üblichen Sexismus und zu doofe Working-Class-Attitüden. Immer wieder wird klar aus dem Leben von nicht mehr ganz so jungen Leuten von der Straße erzählt.

Und bringt glatt noch die Komponente des dezenten Alters in die Texte ein: »Jeder Funken Rebellion erlischt auch irgendwann / man lebt halt sein Leben, passt sich irgendwie an / man rennt zur Maloche, und der Kohle hinterher / abends vor der Glotze, mach ich mich auf dem Sofa schwer.« So endet das Stück »Es ist vorbei«, das ansonsten mit dem großartigen Refrain »Es ist vorbei, ein Outlaw geht in Rente« aufwartet.

Kein Scheiß: Die Band ist gut. Auf ihrer Homepage gibt es drei röhrende Oi!-Stücke zum Download. Und ich ertappe mich dabei, daß ich begeistert mitsinge, wenn ich mit dem Auto über die Landstraße heize ...

02 November 2007

Echte Arsch-Nachricht

Schaut man sich im Internet um, kommt man recht schnell auf obskure Meldungen, die ich zumindest in »normalen« Medien nicht wahrnehmen würde. Das Highlight des heutigen Tages: In München waren die sogenannten internationalen Po-Weltmeisterschaften.

Richtig! Man hat den hübschesten Arsch bewertet. Insgesamt kamen 45 Hinterteile auf den Laufsteig, immerhin sowohl männlich als auch weiblich. Es gewannen eine Bulgarin und ein Rumäne, und die bekamen dafür sogar richtig Kohle. Neben den 10.000 Euro, für die ich möglicherweise auch meinen Hintern an die Öffentlichkeit halten würde, gab's noch einen Model-Vertrag.

Skurrile Meldung am Rand: In der Jury, die ansonsten mit einem Model, einem Fitness-Experten, einem Tanzlehrer und einem Fotografen besetzt war (also keine Überraschungen bot), tummelte sich auch ein Psychologe. Dieser habe sich laut Veranstalter »mit Forschungen zur Formel für den perfekten Po für die Aufgabe qualifiziert«.

Aha. Das ist dann wohl der zweite Teil der Arsch-Nachricht: Man forscht nach einer Po-Formel.

31 Oktober 2007

Mein Buch jetzt auch als E-Book

Dank einer Vermittlung durch die Kollegin Miriam (ihres Zeichens bei PERRY RHODAN für alle modernen Medien zuständig und wahrscheinlich eine der Expertinnen für elektronisches Publizieren in Deutschland) gibt es jetzt »Das Tier von Garoua« auch auf elektronischem Weg. Das finde ich klasse – elektronische Medien sind für den Buchvertrieb noch nicht der große Geldbringer (ha!), aber eine interessante Ausweitung des Vertriebsgebietes.

Das Buch kann über die Seite von libri.de sowohl »körperlich« (also das Buch an sich) wie auch als E-Book bestellt werden; der Händler bietet beides auf derselben Plattform an.

Und dann gibt es noch Mobipocket direkt oder Beam, über die es das Buch in elektronischer Form »only« gibt. Finde ich schick!

30 Oktober 2007

Café oder Buchladen?

2006 war ich im »Taranta Babu«, weil es mich nach meiner Lesung im »Fletch Bizzel« dahin verschlug. In diesem Oktober 2007 ging es mir ähnlich: Wir wurden aus dem »Fletch Bizzel«, dem Theater auf der anderen Straßenseite hinausgekehrt, und wandten uns ins »Taranta Babu«. Und da es diesmal einige Zeit dauerte, bis alle geschätzten zwei Dutzend Leute einen Stuhl fanden, nutzte ich die Zeit, mir das Café mit angeschlossener Buchhandlung - oder die Buchhandlung mit angeschlossenem Café? - einmal genauer anzuschauen.

Vom Café bekam ich so viel nicht mit: An diesem Samstag abend spielte eine Gruppe türkischer oder kurdischer Musiker mit allerlei Instrumenten eine melancholisch klingende Musik; leise und dezent und mit einem leicht traurigen Unterton. Ich saß mit Bekannten an einem Tisch, trank Bier aus der Flasche und redete übers Schreiben, über die Arbeit in einem Verlag, über Politik und Fußball - was man eben so macht, wenn man in einer Kneipe ist.

Die Buchhandlung finde ich immer noch imposant. Wie mir erzählt wurde, nimmt der Wirt/Buchhändler nur Titel in sein Programm, hinter denen er stehen kann. Dieses grundsätzlich politische Bewusstsein erklärt, warum es sehr viele Bücher zu politischen Themen gibt, zu Feminismus und Dritte-Welt-Problematik, zur Globalisierungskritik und zur Sozialpolitik, dazu philosophische Themen und natürlich Romane, von denen ich mir am liebsten die Hälfte gekauft hätte. Ergänzt wird das ganze durch ein umfassendes Angebot an Zeitschriften, zu denen wenig überraschend auch Blätter wie die »antifaschistischen nachrichten« oder die »Graswurzelrevolution« gehören.

Wie im letzten Jahr gefiel mir mein Aufenthalt im »Taranta Babu« sehr gut. Ein rundum sympathischer Ort, in dem ich mich - wohnte ich in Dortmund - sicher öfter aufhalten würde.

29 Oktober 2007

Blonde Frau mit großer Nase

Frühstück im Steigenberger Hotel in Dortmund. Mit verschwörerischem Blick beugt sich der Kellner zu uns herunter. »Sie gehören doch auch zu diesem Literatur-Festival«, sagt er mit fragendem Unterton.

Wir bejahen, und er hakt nach. »Haben Sie da auch mit der Desiré Nick zu tun?«
Desiré Nick ist mir nur von Fotos her bekannt. Ich habe von der Dame noch nie eine Zeile gelesen und habe sie auch im Fernsehen nie registriert. Daß sie sich auf Eva Hermann einschießt, finde ich eigentlich gut, trotzdem kann ich den Hype um sie nicht verstehen.

Aber sie ist ein Star. Auf dem LesArt-Festival in Dortmund war sie riesig angekündigt, mit großen Fotos: blonde Haare, kühler Blick. Sie gilt als schön.

Ich schaue den Kellner an. »Nein, wir waren auf anderen Programmpunkten.«

Der Mann wirkt erleichtert. »Die ist im Gegensatz zu Ihnen so arrogant.« Er echauffiert sich richtiggehend. »Unglaublich arrogant und großkotzig. Kam um halb elf Uhr in den Frühstücksraum und führte sich auf.«

Gutes Benehmen und Star-Ruhm scheinen sich auszuschließen.

28 Oktober 2007

Literarische Sternstunde

Am Samstag abend, 27. Oktober 2007, erlebte ich im Theater »Fletch Bizzel« in Dortmund eine Sternstunde der Literatur. Nicht mehr und nicht weniger, ich meine das sehr ernsthaft.

Zuerst lasen Dortmunder »Slam Poetry«-Menschen aus ihren Texten, was zwischen »na ja« und »ganz okay« war, dann spielte ein Dortmunder Liedermacher/Autor sein »Pommesbudes-Girl« und besang den Duft an ihrem Körper. Der Dortmunder Autor Torsten Straeter las eine superlustige Satire. Alles »Vorgruppen« auf der literarischen Bühne dieses Theaters.

Dann kam Dietmar Dath. Der Mann hat sich als Chefredakteur der »Spex« ebenso einen Namen gemacht wie als Kultur-Redakteur bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung; zur Zeit begeistert er viele Leute mit seinen Büchern. Mich begeisterte er an diesem Abend ebenfalls: Er las aus »Dirac« und »Waffenwetter«, die Texte waren schnell und super-unterhaltsam, gleichzeitig literarisch brillant. Super.

Den Abschluß bildete Hartmut Kasper, der aus seinem neuen Buch las (Besprechung folgt), ein Ruhrgebiets-Roman der besonderen Art. Ich habe selten bei einer Lesung so viel gelacht (wegen der Witze) und gestaunt (wegen der unglaublichen Abfolge von Absurditäten). Und ich bin gespannt darauf, wann die erste »Arsch-Kirche« in Deutschland nun wirklich eröffnete wird.

Langer Rede kurzer Sinn: Literatur macht Spaß - zumindest diese Art von Literatur.

27 Oktober 2007

Dr. Wuschel und seine Assistenten

In Hotels kann man seltsame Dinge erleben. Vor allem im Ruhrgebiet. Gestern feierte eine Gruppe von Herren, teils mit Schnips, teils mit Schnauzbärten bewehrt, im Steigenberger Hotel. Sehr laut, sehr fröhlich, sehr männerlastig, was sich an Begriffen wie »Schenkelbürste« oder anderen sowie entsprechend lautem Lachen zeigte.

Wir drückten uns vorsichtig an einen kleinen Ecktisch und bestellten drei Pils - und eine Spezi für den autofahrenden Autor namens Hartmut. Aus Gründen, die den Umfang dieses Textes sprengen würden, wenn ich sie ausführlich beschreiben wollte, saß auf einmal ein Mann in hellem Hemd und dunkler Hose neben uns, breit und blau bis unter die Nasenspitze. Und superfröhlich.

Mr. Superschnaps, der sich als Prokurist von irgendeiner Firma vorstellte, der anscheinend der Chef der anderen laut feiernden Herren war. Er mochte uns schlagartig, versuchte ein Gespräch zu führen, belaberte die zwei Frauen in unserer Vierer-Runde, stellte irgendwann fest, daß Hartmut wohl ein leitender Redakteur beim Deutschen Land-Funk war und erkannte messerscharf, daß ich sein Feindbild sein mußte.

»Was bist denn du für einer? Etwa ein Controller?« Später mutierte ich nacheinander zum »Pesonaler, das ist schlimmer« oder zum »Buchhalter«. (Nein, ich trug keine Krawatte. Ich war sogar ziemlich unrasiert und sah wohl eher müde aus.)

»Dr. Wuschel« war ich irgendwann für ihn, und er war sicher, daß ich als Controller die Spaßbremse in der Runde war. Irgendwann flüchteten wir: entweder in die jeweiligen Zimmer oder hinaus ins Auto.

Manchmal bin ich gern eine Spaßbremse.

26 Oktober 2007

Im Ruhgebiet

Daß das »r« im Namen in der Überschrift fehlt, ist kein Irrtum. Ich bin im »Ruhgebiet«, einem Hostel in Dortmund, wo ein Autorenseminar stattfindet. Allerdings bin ich Dozent, und als Dozent steige ich im nahe gelegenen Steigenberger Hotel ab; zum Seminare halten und wichtige Dinge reden gehe ich dann die 500 Meter zum nahe gelegenen Hostel.

Wieder mal ein Seminar, diesmal eines auf Empfehlung der Zeitschrift UNICUM, und ich bin gespannt, was mich erwartet. Die Teilnehmer sind meist Studentinnen und Studenten, und als Co-Dozenten sind Kathrin Lange und Hartmut Kasper aufm Podium; das paßt bislang ganz gut.

Und die Texte? Sind bisher arg studentisch. Das müssen wir den Leuten noch ein wenig abgewöhnen.

25 Oktober 2007

Neuerdings auch Spiele ...

Fast könnte ich mich jetzt auch als Spiele-Autor bezeichnen. Tu' ich aber nicht, denn das wäre gelogen. Aber ein bißchen hab' ich am neuen PERRY RHODAN-Gesellschaftsspiel mitgewirkt, und da bin ich doch einigermaßen stolz darauf.

Ohne ins Detail gehen zu wollen ... Das hier ist schließlich mein privates Internet-Tagebuch und nicht die PERRY RHODAN-Homepage. Aber, aber, aber ... Das will ich doch kurz erzählen.

Dieser Tage ist endlich das PERRY RHODAN-Spiel bei Kosmos erschienen; Titel des Spieles ist »Die Kosmische Hanse«, und erfunden wurde es vom Spieleautor Heinrich Glumpler. In Zusammenarbeit mit den Kosmos-Entwicklern wurde das Spiel angepasst.

Dann landete es bei mir, und ich durfte es ein wenig »rhodanifizieren«, wie wir das im internen Sprachgebrauch nennen. Ich hoffe, daß ich's für die »normalen« Spieler nicht zu kompliziert gemacht habe, und daß mir die hartgesottenen PERRY RHODAN-Fans nicht für gewisse »Leichtigkeiten« den Hals umdrehen wollen.

Das Spiel macht auf jeden Fall einen guten Eindruck, erhielt auch schon gute Kritiken, darunter auf der Spielbox-Seite - und ich bin gespannt darauf, es endlich einmal selbst zu spielen.

24 Oktober 2007

Leicht verspätete Besprechung


Die Ausgabe 30 des MOLOKO PLUS ist jetzt auch schon bald ein Jahr alt: Dezember 2006 steht auf dem quadratisch-praktisch-guten Heft, das wieder einmal in wunderbarer Weise aus der Welt von Streetpunk, Punkrock, Oi! und so weiter berichtet.

Mein Lieblings-Artikel in der vorliegenden Ausgabe, die ich diesen Tagen endlich zu Ende gelesen habe, ist der über Nordkorea. Nicht über das Land heute, sondern über die Teilnahme der Fußball-Nationalmannschaft im Jahr 1966 - sehr amüsanter Artikel.

Ebenso klasse der Beitrag über den Fußballer Tull Harder, der in den zwanziger Jahren erfolgreich kickte und später leider noch erfolgreicher Nazi wurde. Hier zeigt sich, dass in einem Punkrock-Heft der Neuzeit sehr wohl ein historischer Artikel seinen Platz hat. Sehr gut.

Darüber hinaus gibt's Berichte, Interviews (unter anderem mit Retarded und Bonecrusher) sowie haufenweise Besprechungen. Darunter ist dann erfreulicherweise eine zu meinem eigenen Heft.

Das ist auch schon richtig alt, seufz. Ich bringe zur Dokumentation die Besprechung trotzdem hier rein. Schmeichelt ja einigermaßen ...

Garoua-Leseprobe

Kleine Zwischendurch-Information: Auf der Homepage des Dryas-Verlages gibt es jetzt auch eine kleine Leseprobe aus meinem Buch »Das Tier von Garoua«. Sie enthält im Prinzip die ersten paar Seiten des Buches, also das allgemeine Vorwort, das Inhaltsverzeichnis, der einleitende Text zu Nordwestafrika sowie den Anfang einer ersten Geschichte.

Danke für den Hinweis an den Autorenkollegen im Exil in Las Vegas ...

23 Oktober 2007

Aufs Maul?

An der Theke: Zwei Männer kommen ins Gespräch, und dummerweise wechselt das Gespräch zu Politik und von dort aus zu Nazis. »Eine Demokratie muß Nazis aushalten können«, sagt mein Gesprächspartner, ein sympathischer Mensch, den ich hier auch gar nicht kritisieren will.

»Nazis?«, antworte ich reflexhaft. »Aufs Maul!«

Als er völlig entsetzt ist, von wegen, »so etwas« dürfe man doch nicht sagen, rudere ich ein bißchen nach. Man müsse natürlich auch argumentativ vorgehen, man müsse gesamtgesellschaftlich denken und so weiter. Aber ... und da bleibe ich hart: »Wenn die auf der Straße ihre Parolen schreien, gehört ihnen aufs Maul. Diskussionen helfen da nix mehr.«

Ist man, wenn man Demokratiefeinden die Straße versperrt, auch ein Demokratiefeind? Schwierige Frage. Ich halte »aufs Maul« zumindest rein rhetorisch immer noch für eine klare Aussage.

22 Oktober 2007

Wer mein Buch bestellen will ...

»Das Tier von Garoua« ist ja seit der Buchmesse erschienen, langsam listen es diverse Versender. Wird ja auch Zeit, aber echt!

Weltbild erweist sich als der fixere der Partner. Die Jungs und Mädels aus Augsburg zeigen bereits das Cover nebst entsprechendem Text.

Amazon ist ein bißchen lahmer. Da gibt es denselben Text, der schon seit Wochen dort steht, aber immer noch kein Bild.

Und bei beiden gibt es noch keine Leser-Rezension. Das ist schließlich ja immer das spannendste ...

21 Oktober 2007

Marketing in eigener Sache

Der heutige Sonntag stand im Zeichen einer eher seltsamen Arbeit: Marketing in eigener Sache. Keine Pressetexte für PERRY RHODAN-Autoren und ihre Werke, keine Werbung rings um die größte Science-Fiction-Serie der Welt. Nein, es ging um »Das Tier von Garoua«, das ich jetzt endlich auch in ausreichender Stückzahl zu Hause liegen habe.

Damit die »Szenen«, zu denen ich Berührung habe, sprich Punkrock und Science Fiction, auch von diesem Werk erfahren, muß ich es entsprechend bekannt machen. Und ich stellte fest, wie schwer es ist, Werbung für sich selbst zu machen.

Man fühlt sich irgendwie ... blöd dabei. Als stünde man außerhalb des eigenen Körpers. Oder zumindest außerhalb des eigenen Werks. Wieder mal eine neue interessante Erfahrung.

20 Oktober 2007

Geruchsbelästigung

Der Kerl war eigentlich ganz nett: Er wollte sich mit mir unterhalten, er sprach durchaus verständlich, und was er von sich gab, untermalte er mit einem freundlichen Lächeln, das von den Mundwinkeln bis hinter die Ohren zu strahlen schien.

Von dem, was er sagte, bekam ich aber leider nichts mit. Grund dafür war sein Mund: Eine Kette verfaulter schwarzer Zähne zog sich durch seinen Unterkiefer, Trümmerstücke aus Dreck, Müll und Gestank, die vor allem dann schlimm aussahen, wenn er den Mund schloß und ich sah, daß die obere Zahnreihe völlig in Ordnung zu sein schien.

Und er stank. Er lachte, und er stank. Er sprach, und er stank. Eine Wolke von Gestank ging von seinen verfaulenenden Zähnen aus und machte mich sprachlos. Nicht einmal eine Packung »Fisherman's Friends«, auf der Buchmesse oder auf Cons sonst oft mein Begleiter, hätte hier was bewirken können.

Brutal. Aber echt!

18 Oktober 2007

Rebellische Amerikaner

Da fiel mir dieser Tage ein Notizblatt in die Finger, auf das ich einige Beobachtungen geschrieben habe, die ich während meines Amerika-Aufenthalts im letzten Sommer machte. Eine Beobachtung gibt's jetzt gleich mal hier.

Der Kerl war jung, vielleicht Mitte der 20, und er sah auf den ersten Blick aus wie ein Indie-Rocker der heutigen Zeit, ein Strokes-Fan oder so etwas, der sich darum bemüht, besonders cool zu wirken. Die verwuschelten Haare und der lockige Vollbart paßten ebenso zu ihm wie der verwirrte Blick, mit dem er durch die Gänge des Kongreßzentrums von Anaheim, California, ging.

Ich sah ihn zweimal, und jedesmal wirkte er verwirrt und unsicher. Ein typischer Science-Fiction-Fan, dachte ich irgendwann mit fiesem Sarkasmus - immerhin hatte ich selbst lange Jahre aktiv in dieser Szene mitgewirkt, und zumindest wirre Haare hatte ich ebenfalls zur Schau getragen.

Bis ich mir sein T-Shirt anschaute. Es war rot, und es zeigte einen schwarz-plakativen Schriftzug vor einem rebellisch erhobenen Stinkefinger. Ein rebellischer junger Mann also, der seine Abneigung gegen Staat und Gesellschaft kundtat, der sich gegen die herrschende Ordnung auflehnte und dies mit einem Bekenntnis-T-Shirt zeigte.

So dachte ich, bis ich die Schrift las. »Terrorists«, verkündete er ganz mutig und ganz zornig zugleich, »fuck 'em!«

Amerikanische Patrioten sahen auch schon mal patriotischer aus.

17 Oktober 2007

Nachtrag zur Buchmesse: Pizza

Was macht man nicht alles auf einer Buchmesse, wenn man Hunger hat? Und wenn es keinen eigenständigen Messestand mehr gibt, wo man mit frisch geschmierten Käsebrötchen, Süßigkeiten und anderen Grundnahrungsmitteln versorgt wird? Wo man nötigenfalls auch ab 16 Uhr auf flüssige Nahrung wie Bier umsteigen kann?

Man läuft orientierungslos durch das Messegelände, würgt irgendwelche Brötchen im Laufschritt hinunter und hofft, immer mal wieder einen Gesprächstermin so legen zu können, daß es auch noch für ein Mittagessen im durchaus brauchbaren Restaurant »Trilogie« reicht. Das klappte bei mir immerhin einmal – sehr schön!

Aber am Samstag ging nichts. Frustriert eilte ich zwischen den Hallen 3.0 (wo theoretisch »unser« Stand war) und 4.0 (wo es eine hübsche Book-on-Demand-Aktion gab) hin und her. Vorbei ging es an zahlreichen Menschen, die in der Sonne flanierten oder herumsaßen.

An allen Ecken, wo Nahrungsmittel angeboten wurden, standen die Leute Schlange. Frustriert machte ich mich bereits auf einen hungrigen Tag gefaßt. Würde auf dem Messegelände irgendwann ein Schild stehen, auf dem »hier verhungerte Klaus N. Frick« stehen würde?

Doch die Pizza-Bude an der schmuddeligen Seitenwand von Halle 4.0 hatte offen, es gab keine Schlange, die Tische im Schatten wirkten verwaist, und ich nutzte meine Chance. Die Pizza Vier Käse kostete 7,90 Euro, sie schmeckte wie eine Mischung aus Pappe und Gummi, und ich verspeiste sie komplett.

Danach stand ich zwischen den Hallen, den Bauch gefüllt und im Mund ein schales Gefühl. Mit meiner Zunge wischte ich über die Zähne, um zumindest das Gefühl zu bekommen, ich hätte sie ein wenig entkäst.

Aber ich war satt. Und ich konnte zum nächsten Termin eilen.

16 Oktober 2007

Nachtrag zur Buchmesse: Bilder

Einen ausführlichen Bericht zur Frankfurter Buchmesse - natürlich streng aus Sicht der PERRY RHODAN-Redaktion - habe ich auf der Homepage der Science-Fiction-Serie publiziert, für deren Veröffentlichung ich verantwortlich bin. In diesem Text stehen dann all die wichtigen Informationen, die ich in diesem Blog hier weggelassen habe ...

Wer mag, kann da auch ein weiteres Schlipsträgerfoto von mir bewundern. Nicht daß ich der Meinung wäre, daß mir das stünde - aber so sieht unsereins halt auf der Buchmesse aus. Und irgendwie finde ich das nach all den Jahren auch langsam richtig lustig.

15 Oktober 2007

Peterles neue Abenteuer


Fast vergesse ich vor lauter Freude über mein neues Buch, daß ich ja noch eine Fortsetzungsgeschichte schreibe. Die Rede ist von meinen »Peter Pank«-Abenteuern, die im OX erscheinen.

Die aktuelle Folge von »Und: Hardcore!« kam jetzt in der Ausgabe 74 des größten deutschsprachigen Magazins für Punkrock, Hardcore und artverwandte Klänge heraus. Wieder mal neue eineinhalb Seiten, die das Leben des Peter Meißner genannt Peter Pank weitererzählen.

Endlich steht der Bursch' nämlich an der Straße, um nach Ludwigshafen zu trampen. Dort möchte er nämlich - der Roman spielt im Januar 1987 - das sogenannte Klanghaus-Festival besuchen.

14 Oktober 2007

Bilder zur Buchpräsentation

Damit Ihr einen kleinen Eindruck davon bekommt, wie seriös ich bei der Buchmesse herumlaufe und in welchem Umfeld ich mein Buch präsentieren konnte, gibt's jetzt noch einige Bilder davon.



Autor Klaus N. Frick und Verlegerin Sandra Thoms vom Dryas Verlag präsentieren »Das Tier von Garoua« im vollen Messe-Ornat im Restaurant »Im Herzen Afrikas«.



Schlipsträger Klaus hält eine Rede vor Publikum.



Das Programm des Dryas-Verlages im Licht des afrikanischen Restaurants. (Das Blitzlicht macht die Sache heller als in der Realität ...)

Buchpräsentation in Frankfurt


Auch wenn sich die Druckerei alle Mühe gab, die Präsentation von »Das Tier von Garoua« zu verhindern, klappte es doch noch: Am Freitag mittag, 12. Oktober 2007, konnten der Dryas-Verlag und ich das Buch in Frankfurt vorstellen.

Die Lokalität war super: Das Restaurant »Im Herzen Afrikas« ist mit Sandboden ausgelegt und wirkt wie ein Beduinenzelt; die Küche ist wohlschmeckend, und man isst konsequenterweise auch mit den Händen.

Leider war Buchmesse (ha!), was dazu führte, dass einige Journalisten, die ihr Kommen zugesagt hatten, lieber im Messetrubel blieben, anstatt sich in die City Frankfurts zu begeben. Trotzdem fanden einige Besucher ihren Weg in das afrikanische Restaurant. Sehr schön!

Zuerst gab es eine Begrüßung durch Sandra Thoms (Verlegerin des Dryas-Verlags), die ihren Verlag sowie mich kurz vorstellte, bevor ich dann eine Geschichte vorlas, die in Malawi spielt. Ich erzählte zwischendurch ein wenig, dann las ich auszugsweise die Titelgeschichte des Buches.

Die Lichtverhältnisse im »Zelt« waren nicht einfach für mich, so dass ich das Buch sehr dicht an meine Nase halten musste. (Das ohne Blitz aufgenommene und von daher etwas unscharfe Foto belegt das sehr deutlich, gibt die Stimmung aber besser wieder als die Blitzlicht-Bilder.) Trotzdem fand ich, dass es für eine erste Lesung recht gut verlief.

11 Oktober 2007

Flußüberquerung und Lastwagenumfaller

Der Plan war einfach: Ich fahre von zu Hause los, lade die Kollegin ins Auto, die auf einem Dorf zwischen Karlsruhe und der nächsten Autobahnauffahrt wohnt, dann düsen wir innerhalb einer Stunde nach Frankfurt. Das klappte gestern wunderbar.

Heute morgen hatten viele Leute wohl den Plan, den Bahnstreik (der eh nicht stattfand) zu umgehen und mit dem Auto ihre Reisen zurückzulegen. Und bei Darmstadt durchbrach ein LKW die Leitplanke in der Mitte und rammte einen LKW auf der Spur gegenüber. Die Folge: Totalsperrung der A5, Voll-Chaos auf der A 67, Chaos auf allen Landstraßen zwischen Heidelberg und Frankfurt.

Ortskundige Süddeutsche wie wir weichen dann über die Pfalz aus, eine Flußüberquerung bei Groß-Gerau mit der Fähre inklusive. Um dann festzustellen, daß wir im Schrittempo über die A67 und die A3 auf das Frankfurter Kreuz zurollten.

Die Folge: Dreieinhalb Stunden statt einer Stunde auf der Autobahn. Aber dafür bin ich mal mit der Fähre gefahren. Hat ja auch was ...

10 Oktober 2007

Krawatten-Tag zum ersten

Mein erster Tag auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse neigt sich dem Ende zu: wieder mal einer der wenigen Tage, an denen ich meinen 1998 gekauften Anzug anziehen kann, dazu die schicke Krawatte im PERRY RHODAN-Design. Na ja, was man halt so braucht ...

Die Messehallen sind wie immer voll, die Leute wie immer schwer »busy«, und ich gebe mir Mühe, ununterbrochen blöd zu grinsen, damit ich höflich und zuvorkommend wirke. Meist klappt das ganz gut, weil ich nun mal doch mit sehr vielen sehr netten Leuten zu tun habe, manchmal verstelle ich.

Vor zehn Jahren wäre das noch undenkbar gewesen, vor zwanzig Jahren hätte ich dem grinsenden Frick vor mir wahrscheinlich ungläubig ins Gesicht gestarrt; im Oktober 2007 macht mir das nichts mehr aus.

Die Buchmesse ist »business as usual«. In jeglicher Hinsicht, scheint mir.

09 Oktober 2007

Underground-Literatur gesammelt


Was man unter Underground-Literatur versteht, ist schwer zu formulieren: im Prinzip das, was man auch über Punkrock sagen kann. Meist handelt es sich um eher negativ formulierte Literatur, mal in Form von Gedichten, mal in Form von Kurzgeschichten, die nicht unbedingt »sauber« geschrieben ist und häufig ein »Bauchgefühl« ausdrückt.

Die Rede ist von der Anthologie »Die Städte brennen wieder«, die von Jerk Götterwind zusammengestellt wurde und die ich in diesem Blog schon einmal empfohlen habe. Im Verlauf der letzten Wochen und Monate habe ich 112 Seiten starke Büchlein endlich mal gelesen.

Wie es eben so ist: Manche Beiträge sind gut, bei manchen zieht es mir die Schuhe aus. Urs Böke kann saugut schreiben, Volly Tanner rafft sich immer wieder zu richtig gelungenen Texten auf, Elena Borns »Straße nach San Francisco« könnte zwar eine stramme Bearbeitung vertragen, gefällt mir aber trotzdem.

Anthologien haben immer Licht und Schatten. Bei einer Underground-Anthologie, die sich als »Literatur aus dem Bauch – großschnäuzig, gefühlvoll, lebendig!« bezeichnet, ist das noch verständlicher als sonstwo.

Wer aber gucken und lesen will, wo und wie sich das literarische Äquivalent zu Punkrock auskotzt und rausrotzt, der sollte hier mal reingucken. Sechs Euro beim Götterwind Imperium oder bei diversen Mailordern.

08 Oktober 2007

Punk und so aus Bajuwarien

Durchaus ruppig ging's in der gestrigen ENPUNKT-Sendung zu, der ersten in diesem Monat. Passend zu den politischen Ereignissen (Pauli versus Stoiber, Latex gegen Lederhosen, rote gegen weiße Haare, Franken gegen Bayern) spielte ich Bands aus Bayern, sogar einigermaßen aktuelles Zeugs, größtenteils zumindest.

Mit Condom tanzte eine Band über den Äther, die schon in den frühesten 80er Jahren ihre Verdienste um das deutsche Liedgut erworben hat. Mit Mary Jane oder den Bolzplatz Heroes waren aber auch neue Bands aus der Landeshauptstadt vorhanden, mal melodisch, mal hardcorig.

Bayern besteht nicht nur aus der Landeshauptstadt, also gab's provinzielle Töne: rustikaler Deutschpunk von Punker Lewis, Ska-Punk von den Baboonz. Aus Erlangen schoben Shark Soup großartigen Melodie-Punk in bester 77er-Tradition nach.

Aus Regensburg kamen mit den ungeheuer rotzigen Eatyourlipstick und den Emos von Zwei Tage Ohne Schnupftabak gleich zwei Kapellen unterschiedlicher Qualität. Da ist die Stadt Weltkulturerbe, und die jungen Leute machen Punkrock, tsts.

Gute Mischung. Zumindest in Sachen Punkrock scheint Bayern keine Katastrophe zu sein.

Aktuelles Lieblingslied

Ich fahre damit zur Arbeit, und ich höre es, wenn ich über den Parkplatz gehe. Blicke ich zum Fenster hinaus, habe ich es ebenfalls im Kopf: das wunderbare Stück »Trailer Girl« von Lo-Fat Orchestra.

Aus mir nicht mehr nachvollziehbaren Gründen hatte ich geglaubt, die Band sei aus Detroit in den USA. Fehlanzeige: Das sind Schweizer. Konkret stammen die Burschen aus Schaffhausen.

Und sie haben mit »Trailer Girl« einen super-garagigen Hit geschrieben. Hier könnt Ihr ihn anhören!

07 Oktober 2007

Genieße die Musik ...

Am verkaufsoffenen Sonntag durch den Karstadt in Karlsruhe pilgern: So habe ich mir immer das bürgerliche Leben vorgestellt. Zwar ging es in erster Linie darum, daß wir keine Milch und kein Gemüse mehr daheim hatten und was fürs Abendessen brauchten - aber trotzdem.

Um die Besucher ihres Einkaufszentrums zu erfreuen, hatten sich die Karstadt-Manager etwas besonderes ausgedacht: Eine Band spielte im Untergeschoß zwischen Lebensmittelhandel und allerlei anderem Kram, auf einer Bühne, die extra für diesen Anlaß erbaut worden war, und vor einem Publikum, das aus Familien und Rentnern bestand.

Die Band nannte sich Enjoy, schien aus der Region zu stammen und bestand aus zwei Frauen und einem Mann. Die zwei Damen standen vorne an den Mikros und sangen sich mit durchaus passabler Stimmlage durch allerlei Disco-Hits der 70er und 80er Jahre. Mich schüttelte es, und ich machte mir schon Sorge, die Milch könnte sauer werden.

Das beste war aber der Mann, der als Alleinunterhalter hinter den beiden saß: an einer Mischung aus Keyboard und Schlagzeug. Sein Outfit war der Hammer: blaues Shirt mit Glitzer-Zeugs darauf, die Arme nackt. Er sah aus, als habe man ihn aus dem Casting für eine Boney M-Show herausgeholt und nach Karlsruhe gezaubert.

Leider hat er nicht getanzt. Aber man kann bei Kulturgenüssen dieser Art ja nicht mit allen Highlights auf einmal rechnen ...

06 Oktober 2007

Im Goldenen Oktober

In Karlsruhe ist Stadtfest. Zwischen Europaplatz und Marktplatz drängen sich die Menschenmassen. Paare schieben sich durch die Menge, Kinder lachen. Der Geruch von Zuckerwatte und Bratwürsten wabert zwischen den Häusern, an einer Hausecke jammert und jault eine fürchterliche Indio-Kapelle vor sich hin, umlagert von Schaulustigen.

Tatsächlich scheint die Sonne vom Himmel; manche Leute sind mit T-Shirts unterwegs, ich sehe sogar kurze Hosen und dünne Kleider. Angeblich hat es zwanzig Grad, und ich fühle mich fast wie im Sommer. 2005, nicht 2007 oder 2006 natürlich!

Die vollbesetzte Straßenbahn quält sich in langsamstem Tempo durch die Fußgängerzone, die von Menschen verstopft ist. Immer wieder muß der Fahrer die Klingel betätigen; die Leute springen dann endlich zur Seite. Doch hinter der einen kommt gleich die nächste Bahn.

Manchmal wundere ich mich wirklich, warum es in der Karlsruher Innenstadt nicht mehr Todesfälle durch die Straßenbahn gibt ...

05 Oktober 2007

Ratten sind lustige Filmstars

Gestern abend schaffte ich es tatsächlich, ins Kino zu kommen und mir »Ratatouille« anzuschauen; in sehr freundlicher und sympathischer Begleitung im übrigen. Ich habe es keine Sekunde lang bereut – wobei ja schon der wunderbare Vorfilm mit den glubschäugigen Außerirdischen fast sein Geld wert war. Großartiger Zeichentrick-Kurzfilm, der sich wirklich lohnt!

Dann aber der Streifen »Ratatouille« an und für sich, über den es ja in den letzten Tagen und Wochen genug zu lesen gab. Die Geschichte der kleinen Ratte Rémy, die sich als Feinschmecker erweist und einem recht unfähigen Koch hilft, zu einem Meister seines Faches zu werden, dürfte also allgemein bekannt zu sein.

Trotzdem begeisterten mich nicht nur die Tricktechnik, sondern eben auch die rasanten Schnitte, die teilweise wunderbaren Ansichten von Paris bei Nacht sowie die zahlreichen Gags am Rande. Ohne die Geschichte wäre der Film allerdings nicht viel wert: Es ist eine Geschichte um Freundschaft und Liebe, eine Geschichte über Qualität im Gegensatz zu minderwertiger Massenware, und es ist eine Geschichte darüber, daß das beste Essen offensichtlich das schlichte ist, das einen an Mama erinnert.

Diese Moral mag dem einen oder anderen vielleicht zu dick aufgetragen sein; im Film selbst nimmt man das aber nicht wahr. Letztlich gibt's eh genug Szenen zum Schmunzeln und Lachen, die den Film zu einem der unterhaltsamsten Streifen der letzten Monate machen.