21 Mai 2025

Krimi-Klassiker, erneut gelesen

Ich weiß nicht mehr genau, wann ich »Der große Schlaf« zum ersten Mal gelesen habe. Es ist sicher einige Jahrzehnte her. Unlängst schmökerte ich die Neuübersetzung durch, die bei Diogenes erschienen ist, und wurde von dem Roman erneut gefesselt. Das Ding sollte man wirklich gelesen haben; es ist eine der ganz klassischen Geschichten um den Privatdetektiv Philip Marlowe.

Marlowe ist in gewisser Weise stilprägend, bis heute beeinflusst seine Darstellung zahlreiche Schriftsteller. Der Detektiv wird in Fälle verwickelt, die nicht nur mit Kriminalität zu tun haben, sondern auch seinen moralischen Kompass in Frage stellen. Als »Schnüffler« steht er nie an der Spitze der Gesellschaft, sondern ist auf der »unteren Etage« unterwegs, wo er immer wieder den Unrat wegschaffen soll, den reiche Leute hinterlassen.

So auch in »Der große Schlaf«. Marlowe wird von einem schwerreichen, aber sehr alten Mann engagiert, auf seine Töchter aufzupassen. Die sind jung und ein bisschen zu wild; sie haben sich mit den falschen Männern eingelassen und verkehren in einem Milieu, in dem ein Menschenleben nicht viel und Moral gar nichts gilt. Marlowe zieht seinen Auftrag durch, ohne mit der Wimper zu zucken, legt sich mit den jungen Frauen ebenso an wie mit Gangstern und der Polizei, und irgendwann hat er zwar keinen Auftrag mehr, macht aber ohne Pause weiter.

Das alles erzählt der Autor in einem Ton, der schnörkellos und oft nüchtern ist, manchmal mit Spuren von Sarkasmus unterlegt. Die Dialoge sind spannend und treiben die Handlung voran, die szenischen Beschreibungen sind knapp, ufern nie aus und bringen die Angelegenheit immer auf den Punkt. Chandler war ein Meister darin, Szenen so zu schreiben, dass sie im Kopf des Lesers gleich ein Bild ergaben.

Ob die neue Übersetzung wirklich besser ist als die alten, kann ich nicht beurteilen. Mittlerweile bekam ich zwei ältere Versionen des Romans in deutscher Sprache geschenkt. Die werde ich mir irgendwann genauer anschauen, das interessiert mich ja wirklich.

Generell aber gilt: Der Roman ist immer noch klasse!

20 Mai 2025

Überraschung aus dem Saarland

Eigentlich hätte am Samstagabend, 16. Mai 2025, beim Jahresfest in der »Alten Hackerei« Steakknife aus Saarbrücken zum Tanz aufspielen sollen. Dass die Band ausfallen würde, bekam ich erst mit, als ich vor Ort war – die vorherigen Informationen zu dem Thema hatte ich verpeilt.

Aber so ein Geburtstagsfest in der »Alten Hackerei« ist stets eine Gelegenheit, Leute zu treffen, die man schon lange nicht mehr gesehen hat. Also stand ich lange mit einer Bierflasche in der Hand im Biergarten herum und laberte mit Leuten.

Dabei wurde mir ein Mann vorgestellt, den ich zuerst nicht erkannte, bis klar wurde, wen ich vor mir hatte: Gurke erwies sich als der Sänger der Band, die an diesem Abend aufspielen sollte und der früher bei Crowd Of Isolated gesungen hatte. Die hatte ich in den späten 80er-Jahren mehrfach gesehen, sie hatten sogar einmal in unserem Jugendzentrum in Freudenstadt gespielt. Wir hatten uns seit über dreißig Jahren nicht mehr gesehen.

Diesem Gespräch mit dem Austausch von »was machst du eigentlich?« und »was ist denn aus dem und der geworden?« folgten weitere Gespräche mit anderen Leuten. So verpasste ich den Auftritt von Aka Rinde fast komplett: ein Gitarrist auf der Bühne, der mit einem Fuß nebenbei ein Schlagzeug bediente und dazu in deutscher Sprache sang. Das war sicher nicht schlecht, an diesem Abend aber nicht meine Tasse Bier. Ich hätte konzentriert zuhören müssen, und dazu war ich nicht in der Stimmung. Dann doch lieber Bier trinken und labern.

Bis Trust Issues auf der Bühne standen. Das war Gurkes aktuelle Band, die es seit 2019 gibt, die ich nur vom Namen her kannte und die ich noch nie live gesehen hatte. Die vier Herren auf der Bühne waren allesamt nicht mehr die Jüngsten; die Haare waren dünn oder grau. Aber das passte zum Publikum, in dem die ganz jungen Leute ebenfalls eine Minderheit bildeten.

Was die Band auf der Bühne bot, war alles andere als Alte-Männer-Musik. Serviert wurde Hardcore-Punk, wie man ihn in den späten 80er-Jahren oft gehört hatte, mit ordentlich Wumms und viel Schmackes, mit Melodie und sichtlicher Spielfreude. Der Sänger sprang auf der Bühne und im Publikum herum, als sei er immer noch Anfang der zwanzig, die Band grinste sich eins und verbreitete gute Laune.

Das alles sprang auf das Publikum über und wurde von dem quasi auf die Bühne reflektiert. Es gab keinen heftigen Pogo, aber die meisten Leute bewegten sich, und vorne wurde auch ein bisschen gehüpft. Ich zappelte altersgerecht ein bisschen an meinem Stehplatz herum und hüpfte zwei-, dreimal, weil es nicht anders ging. Ansonsten freute ich mich, grinste von einem Ohr zu anderen und johlte vor Begeisterung.

»Das ist wie früher!«, meinte irgendwann einer zu mir. »Aber ein Früher, wie wir es uns heute oft verklären.«

Damit hatte er recht: Trust Issues überzeugten an diesem Abend echt. Starke Band, tolles Konzert!

19 Mai 2025

Schlimmer kommen?

Wenn ich mich mit Bekannten über den Ausgang der Bundestagswahlen und die kommende Regierung unterhalte, höre ich oft einen Satz: »Es hätte ja auch schlimmer kommen können.« Nachdem ich diesem Satz anfangs gelegentlich zugestimmt habe, verwehre ich mich mittlerweile dagegen.

Hätte es wirklich schlimmer kommen können? Klar: Eine absolute Mehrheit der AfD wäre schlimmer. Eine Koalition aus CDU und AfD wäre schlimmer. Eine Koalition aus Christ- und Sozialdemokraten ist keine völlige Katastrophe, sondern die derzeit einzige Möglichkeit, überhaupt eine halbwegs funktionierende Regierung hinzubekommen.

Aber muss ich das wirklich gut finden? Muss ich mich achselzuckend damit abfinden, dass nun eine Koalition aus grauen Mäusen das Land regiert, eine Koalition aus Leuten, die – wenn es gut läuft – alles so lassen wollen, wie es schon immer war, oder es – wenn es noch blöder kommt – in eine Richtung drehen wollen, die ich grausig finde.

Das laute Geschrei in Sachen Migration, das von beiden Parteien der aktuellen Regierung kommt, ist für mich widerwärtig. Das Ignorieren von Klimawandel und Umweltschäden finde ich erschütternd. Das Eindreschen auf Menschen, die arm sind – aus welchen Gründen auch immer –, ist an Peinlichkeit kaum zu überbieten: Politiker, die in ihrem ganzen Leben noch nie »richtig gearbeitet« haben, singen das Hohelied auf fleißige Arbeitnehmer.

Mir ist klar, dass Sozial- und Christdemokraten keine Liebeskoalition gegründet haben. Mir ist klar, dass man Kompromisse eingehen muss. Aber müssen die auf diesem erschütternden Niveau sein? Muss der Hass auf Ausländer und arme Leute wirklich das sein, was ich allem von dieser Regierung abbekomme?

Ja, es hätte schlimmer kommen können. Aber ich finde die aktuelle Regierung wirklich schlimm.

16 Mai 2025

Zweimal wurde ich »verarbeitet«

Es ist für mich mit einem seltsamen Gefühl verbunden, einen Text von Rainer Schorm zu lesen, den er geschrieben hat, als er noch gesund und fit war. Ich sehe ihn stets mit seinem verschmitzten Lächeln vor mir, obwohl ich weiß, dass er seit dem März 2025 verstorben ist. So ging es mir, als ich zwei weitere Texte in dem Buch »Das wüsste ich aber!« las, das zu meinem sechzigsten Geburtstag veröffentlicht wurde.

Rainer Schorms Geschichte trägt den Titel »Der Barbarossa-Effekt« und ist wie eine klassische Kurzgeschichte aufgebaut. Figuren treten auf, es gibt Dialoge und szenische Beschreibungen – und am Ende wird der Bezug zu mir hergestellt. Sehr schön erzählt; darüber freute ich mich sehr.

Nils Hirseland liefert mit »Für eine Handvoll Likes« ebenfalls eine gelungene Ergänzung. Der Autor, seit einiger Zeit als Vorsitzende der PERRY RHODAN-FanZentrale bekannt, erzählt in seiner Geschichte von einem Redakteur, der sich mit »Einhornkiller«-Romanen beschäftigt. Der Vergleich erheiterte mich gleich mehfach, die Geschichte an sich machte mir ebenfalls große Freude.

Wieder einmal fühlte ich mich sehr geschmeichelt; zwei gelungene Storys zu meinem GeburtstagQ So macht mir das Buch immer noch große Freude!

14 Mai 2025

Dustin Hoffman als Cheyenne

Derzeit kann man sich in der ARTE-Mediathek einen Film anschauen, den ich vor gut vierzig Jahren einmal gesehen und seither nie vergessen habe. Es handelt sich um »Little Big Man«. Wer ihn noch nicht kennt, sollte unbedingt die Chance nutzen. Wer ihn kennt – so wie ich –, hat nun die Gelegenheit, ein klassisches Meisterwerk erneut zu betrachten.

»Little Big Man« gilt als Western, was nur eingeschränkt richtig ist. Wenn man wollte, könnte man den Streifen als Indianerfilm bezeichnen; andere bezeichnen ihn als Anti-Western oder als Western-Satire. Alles ist richtig – und doch nicht.

Zur Handlung nur so viel: Der Film spielt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ein Junge wird von den Cheyenne adoptiert und wächst bei den »Menschenwesen« – so nennen sie sich selbst – auf, obwohl er ein Weißer ist. Er bekommt den Anfang der Indianerkriege mit, versucht sich bei den Weißen, ist zwischendurch Quacksalber und Revolverheld, landet wieder bei den Cheyenne und nimmt – gegen seinen Willen – am Washita-Massaker und an der Schlacht am Little Big Horn teil.

Der Film ist mal skurril und witzig, mal unglaublich tragisch; Dustin Hoffman spielt einen jungen Mann, der staunend und ein wenig tölpelhaft durch den sogenannten Wilden Westen stolpert und nie so richtig weiß, wohin er gehört. Der Film wurde 1970 gedreht; man kann ihn natürlich politisch deuten – oder eben als einen realitätsnahen Film über den Untergang der Prärie-Indianer anschauen.

Empfehlenswert. Immer noch!

13 Mai 2025

Das Schwarze Brett der Kompanie

»Gefreiter Frick.« Der junge Mann, der mich auf dem Flur des Erdgeschosses ansprach, war vermutlich so alt wie ich.

Aber ich war Gefreiter in der Ausbildungskompanie und er ein Rekrut im zweiten Monat. Wir waren beide wehrpflichtige Soldaten, aber ich war sein Vorgesetzter. Er gehörte zu den Rekruten, deren Zimmer in direkter Nähe zu den Offiziersbüros lagen; sie wurden öfter kontrolliert, bekamen aber auch viel mit.

Ich hielt an. »Ja?«

Eigentlich war bereits Dienstschluss, die Zeit zwischen Abendessen und verordneter Bettruhe. Die Rekruten hatten frei, ich hatte ebenfalls frei. Und eigentlich wollte ich in das Zimmer, das ich mit einigen anderen Gefreiten bewohnte, um dort ein wenig zu lesen. Doch der Rekrut, der vor mir stand, wirkte unsicher und stur zugleich.

»Der Oberleutnant …«, fing er an, unterbrach sich dann, als ob er nicht wüsste, was er sagen sollte.

Ich ahnte es. »Hat er wieder etwas ans Schwarze Brett gepinnt?«, fragte ich.

Der Rekrut nickte nur.

»Ich kümmere mich«, versprach ich. »Danke, dass Sie mir das gesagt haben.« Ich nickte ihm zu und drehte mich um.

Bis zum Schwarzen Brett waren es nur ein Dutzend Meter. Es war im Eingangsbereich des Gebäudes befestigt, direkt neben dem Treppenhaus. Hier wurden Aushänge angebracht, die die gesamte Kompanie betrafen; hier hing gelegentlich auch ein offizielles Schreiben des Verteidigungsministeriums.

Es war streng verboten, private Aushänge am Schwarzen Brett anzubringen. Es war ebenso streng verboten, Dinge abzuhängen, ohne dafür einen offiziellen Befehl des Kompaniechefs zu erhalten. Die Regeln waren eindeutig; in diesem Frühsommer 1985 herrschte noch die Wehrplicht, und niemand konnte sich vorstellen, dass der Warschauer Pakt bald zusammenbrechen würde.

Ich blieb vor dem Schwarzen Brett stehen. Links unten hing ein Zeitungsartikel, der am Nachmittag nicht dort angebracht gewesen war. Schriftart und Inhalt wiesen darauf hin, dass er aus der »Nationalzeitung« stammte, dem rechtsradikalen Blatt, das ich gelegentlich bei den Unteroffizieren und auch bei den Offizieren gesehen hatte.

Mir war der Oberleutnant oft durch seine Sprüche aufgefallen. Jeder wusste, dass er Naziblätter las, und jeder wusste, dass er immer wieder heimlich Ausschnitte aus der Zeitung am Schwarzen Brett befestigte. So wie auch jeder zu wissen schien, dass ich sie immer abnahm, wenn ich davon erfuhr. Ein Rekrut traute sich noch nicht, das Schwarze Brett zu »säubern«, was mir einleuchtete, ich sah es mittlerweile als meine Aufgabe an.

Ich las den Dreck nicht, den der Oberleutnant für wichtig gehalten hatte, sondern riss ihn herunter, zerknüllte ihn und warf ihn einige Meter weiter in einen Mülleimer.

Als ich die Treppe hinaufging, hörte ich ein leises »Danke« aus dem Flur. Dann wurde die Tür zu einem Zimmer geschlossen. Achselzuckend ging ich weiter.

12 Mai 2025

Saskia aus Calw

Die SPD-Politikerin Saska Esken ist zwei Jahre älter als ich und wohnt in Calw. Ich komme aus Freudenstadt. Die zwei dünn besiedelten Landkreise Freudenstadt und Calw bilden bei Bundestagswahlen einen Wahlkreis. Ich habe mir deshalb oft überlegt, ob ich sie von früher her kenne – immerhin war ich in den 80er-Jahren mal Juso.

Das kann natürlich nicht sein; sie trat erst in die SPD ein, als ich die Partei schon verlassen hatte. Theoretisch hätten wir uns trotzdem über den Weg laufen müssen: Sie wuchs in Renningen auf, wo ich oft war – dort wohnte Günther Freunek, und wir machten zusammen Fanzines –, sie engagierte sich im Jugendzentrum Weil der Stadt, das ich auch kannte, und sie tourte mit einer Gitarre als Straßenmusikerin herum.

Ich habe sie aber nie bewusst kennengelernt, kann nichts über sie persönlich sagen und weiß nicht einzuschätzen, wie ihre Rolle in der SPD ist und war. Ich stelle nur fest, dass ich sie aufgrund ihrer Biografie durchaus sympathisch fand. Solche Entwicklungen, wie Esken sie durchlebte, sind und waren mir ja nie fremd.

Die Art und Weise, wie die Partei mit ihr umgeht, finde ich trotzdem schäbig. Ich habe die SPD schon lange nicht mehr gewählt und kann mir nicht vorstellen, das mal wieder zu tun. Eine Partei, die ihren sozialen Kern verloren hat, ist für mich nicht mehr interessant. Und eine Partei, die sichtlich versucht, eine engagierte Sozialdemokratin an den Rand zu drängen – die Motive kenne ich nicht, sie sind mir letztlich egal –, verhält sich schäbig.

09 Mai 2025

Mönche, Yaks und Dämonen

Nachdem ich zuletzt den Anschluss an die »Dorian Hunter«-Hörspiele ein wenig verloren habe, möchte ich nun schnell aufholen. Deshalb hörte ich mir dieser Tage die Folge 50.1 der Hörspielserie an, die den schönen Titel »Im Reich der Alraunen – Aufstieg« trägt. Mit dem Reich sind irgendwelche Gebirgstäler in Nepal gemeint, und der Aufstieg bezieht sich auf die konkrete Geschichte.

Tatsächlich verlagert sich die Handlung nach Nepal. Warum es Dorian Hunter und Coco Zamis dorthin zieht, wird am Anfang in einem Rückblick erzählt. Dann geht die eigentliche Handlung los, die mehr an ein klassisches Abenteuer erinnert und nicht die üblichen Kämpfe mit Monstern und Dämonen zum Thema hat.

Man trifft sich mit Freunden und Bekannten in Kathmandu, dann beginnt man den Aufstieg in den Himalaya. Geschichten über Yetis, die als gefährlich bezeichnet werden, machen die Runde. Seltsame Mönche in roten Klamotten greifen an. Das Wetter macht unseren Helden zu schaffen.

Alles in allem ist das eine richtig »normale« Folge, die den Aufstieg auf mehrere tausend Meter glaubhaft erzählt. Starke Geräusche – etwa eine Lawine – und lebensnahe Dialoge prägen das Hörspiel, das an einer Stelle aufhört, die mich natürlich auf den zweiten Teil der Doppelfolge neugierig macht.

Das ist übrigens eine »Dorian Hunter«-Folge, die man auch potenziellen Neulingen empfehlen kann. Zwar tauchen viele Begriffe auf, die man nicht gleich kapieren wird – die eigentliche Handlung funktioniert aber sehr gut ohne Vorkenntnisse.

08 Mai 2025

Vor achtzig Jahren

Der heutige Tag gilt zu Recht als ein Tag der Befreiung. Die alliierten Truppen befreiten Mitteleuropa von der Herrschaft der Deutschen; letztlich waren es auch deutsche Ortschaften, die von der Tyrannei der Nazis befreit wurden. Nur fühlten sich die Menschen damals nicht unbedingt befreit, was aus ihrer Sicht verständlich war.

Mein Vater wäre am 1. Mai 2025 hundert Jahre alt geworden. Am 8. Mai 1945 war er gerade einmal zwanzig geworden und hatte fast zwei Jahre als Soldat hinter sich gebracht – an der Ostfront wurde er zweimal schwer verwundet und erlebte deshalb das Kriegsende in einem Lazarett am Bodensee. Dort wurde er Kriegsgefangener der Franzosen. 

Für ihn war das Kriegsende vor allem eine Erleichterung – er musste nicht mehr in den Krieg ziehen und konnte sich Hoffnung auf eine Heimkehr in das Dorf im Schwarzwald machen. »Befreit« fühlte er sich nicht. Wie auch? Er saß hinter Stacheldraht und war froh, dass er später als Elektriker für die französischen Streitkräfte arbeiten konnte.

Auch meine Mutter fühlte sich nicht befreit. Sie sprach vom »Umsturz« oder von der »schlechten Zeit«, wenn sie das Kriegsende meinte. Freudenstadt war abgebrannt, zahlreiche Frauen waren vergewaltigt worden, und noch Wochen nach der Eroberung herrschten Chaos und Willkür. Für meine Mutter war die direkte Zeit nach dem Krieg von Angst bestimmt, wie sie in den wenigen Erzählungen über diese Zeit sagte.

Meine Eltern waren in der Zeit des Nationalsozialismus aufgewachsen, für sie war das »normal«. Mein Vater bekam die deutschen Verbrechen mit, meine Mutter versicherte glaubhaft, nichts davon gewusst zu haben. Sie waren keine Nazis, aber sie waren jugendliche Mitläufer – so würde man das heute nennen. 

Zumindest haben sie nie versucht, die Zeit des sogenannten Dritten Reiches zu verklären. Und mit den Nazis, die in späteren Jahrzehnten ihr Unwesen trieben, wollten sie nie etwas zu tun haben.  Das rechne ich ihnen im Nachhinein hoch an.

07 Mai 2025

Ein Literatur-Krimi im besten Sinn

Zu den ungewöhnlichsten Krimis, die ich in den vergangenen Jahren lesen konnte, zählt »Die Seele aller Zufälle«. Es ist der zweite Band einer kleinen Serie, was ich erst erkannte, als ich zu lesen begonnen hatte – aber man kommt sehr gut in die Geschichte hinein. Es gibt so gut wie keinen Fortsetzungscharakter, auch wenn es einige Hinweise auf den ersten Band gibt.

Die Hauptfigur ist ein gewisser Vince Corso, und er geht einem ungewöhnlichen Beruf nach. Er versteht sich als Bibliotherapeut – zu ihm kommen Menschen mit ihren Nöten, und er hilft ihnen unter anderem damit, dass er ihnen die richtige Literatur für ihr Leiden verspricht. Das klingt an dieser Stelle sicher sehr ungewöhnlich, wird im Roman aber glaubwürdig dargestellt. Als eine Frau auftaucht, die ihn eher als Detektiv beschäftigen will und nicht als Therapeuten, begibt sich Corso auf die Spur … er muss ein literarisches Rätsel lösen.

»Die Seele aller Zufälle« ist ein Roman, der sich nicht an die Regeln eines Krimis hält. Es gibt praktisch keine Action, die Polizei spielt so gut wie keine Rolle. Erzählt wird von einem Rätsel, und dessen Lösung ist in Büchern verborgen. Die werden dann ausgiebig zitiert, und auf sie wird hingewiesen.

Wer sich für Literatur interessiert, kommt in diesem Roman auf seine Kosten. Fabio Stassi zitiert viele italienische Autoren, von denen ich teilweise noch nicht einmal die Namen kannte,bringt aber auch deutschsprachige Autoren wie Franz Kafka oder Elias Canetti ins Spiel. Es wird ausgiebig zitiert, und man bekommt den Eindruck, es mit einem selten belesenen Autor zu tun zu haben.

Übrigens ist der Roman auch politisch. Er spielt in Rom, und es geht unter anderem um Migranten und deren Stellenwert in einer Gesellschaft, die immer rassistischer wird. Die einzige Action-Szene, sofern man das so nennen kann, ist dann auch eine Demonstration, die außer Kontrolle gerät und von der Polizei angegriffen wird.

Ich mochte »Die Seele aller Zufälle« sehr. Die Lektüre ist nicht immer einfach, und spannend ist das Buch nur in Maßen. Aber es steckt voller lesenswerter Details, die mir Freude bereitet haben.

Erschienen ist das Buch als Hardcover in der Edition Converso. Die sitzt in Karlsruhe, und ich stellte schamhaft fest, dass ich von diesem literarischen Verlag zuvor nie gehört hatte … Seit ich das weiß, habe ich mir vorgenommen, mehr von ihnen zu lesen – das Verlagsprogramm sieht interessant genug aus.

06 Mai 2025

In Auerbachs Keller

Es gibt in Deutschland allerlei Legenden und sagenumwobene Orte. Der Mummelsee aus meiner Schwarzwald-Heimat gehört dazu, aber auch Auerbachs Keller in Leipzig, der schon vor Jahrhunderten zu literarischen Ehren kam. Ich schaffte es aber nie, das Lokal zu betreten, obwohl ich seit den späten 80er-Jahren einige Dutzend Male in Leipzig war.

Unlängst schaffte ich es doch. Ich hatte eine gewisse Angst vor dem Lokal, weil ich befürchtete, in eine Touristenfalle zu geraten. Aber ich wurde angenehm überrascht.

Das Kellergewölbe war groß, zahlreiche Tische standen um die wuchtige Säulen herum, und alle waren besetzt. Weil so viele Leute anwesend waren, herrschte eine ziemliche Lautstärke; wer sich unterhalten wollte, musste also laut sprechen und erhöhte damit den Lärmpegel noch weiter. Aber damit musste man wohl rechnen, wenn man das Lokal betrat.

Was die Ausstattung angeht, so orientiert man sich an klassischen Vorbildern: Es gibt viel Holz zu sehen, und der Keller sieht wirklich aus, als stamme er vom Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts oder sei tatsächlich noch viel älter. Modern oder cool sah in diesen Räumlichkeiten nichts aus, aber damit war nicht zu rechnen. Letztlich sind es ja Fotomotive für die Touristen, zu denen wir an diesem Abend faktisch gehörten.

Das Bier schmeckte gut, die Weine probierte niemand an unserem Tisch. Aber das Essen fand ebenfalls seine Zustimmung: Unter anderem wurden die Wildschweingerichte sehr gelobt. Ich als Vegetarier fand aber mein Nudelgericht, das ich auf den Tisch gestellt bekam, sehr lecker. Da gab es nichts zu meckern – das war eine sehr ordentliche Gasthausküche, bei der ein pragmatischer und flotter Service zum positiven Gesamtpaket passte.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich mal wieder in dieses Kellergewölbe hinabsteigen werde. Schließlich gibt es in Leipzig genügend andere Lokale, in denen man zu Abend essen kann. Bereut habe ich es aber nicht.

Dinosaurier und andere alltägliche Probleme

Mit den Comics um die Stewardess Natascha hat sich der belgische Comic-Künstler Francois Walthéry im Verlauf von Jahrzehnten ein eigenes Universum an Geschichten aufgebaut. Dabei ging ein wenig unter, dass er viel mit anderen Künstlern zusammengearbeitet und weitere Serien geschaffen hat.

»Natascha« allerdings ist seine bekannteste Schöpfung. Sie erscheint hierzulande bei Salleck Publications, und ich las zuletzt den sechsten Band der Gesamtausgabe.

Natascha ist eine Stewardess; sie sieht nicht nur gut aus, sie weiß sich auch in allen Situationen sehr gut zu behaupten. Ihr manchmal sehr trotteliger Kollege Walter ist ihr oft ein Klotz am Bein, gleichzeitig steht er jederzeit bereit, sie aus kniffligen Situationen zu befreien. Meist aber ist Natascha es, die Walter retten muss.

Unterschiedliche Autoren lieferten die Storys für diesen Band. Spielt »Die schwarze Witwe« im Innern eines Flugzeugs, in dem auf einmal Spinnen und Schlangen ihr Unwesen treiben, verschlägt es die Helden in »Natascha und die Dinosaurier« in ein abgeschnittenes Gebirgstal, wo sie auf Dinosaurier und andere Urzeitlebewesen treffen – im Prinzip ist das eine schon klassisch anmutende »Lost Race«-Geschichte.

»Das Felsenmeer« ist ein Thriller, der an der bretonischen Küste spielt – in einem Ort übrigens, den ich schon besucht habe –, und »Atoll 66« spielt in der Südsee, wo es aber allerlei kriminelle Machenschaften aufzuklären ist. Die Vielfalt der Geschichten ist groß, die Handlung stets turbulent, der künstlerische Ausdruck jederzeit hervorragend.

Man muss diesen klassischen franobelgischen Stil mögen; ich tu's ja. Die Geschichten richten sich nicht mehr nur an ein jugendliches Publikum, sind aber weiterhin jugendfrei. Es wird geschossen, es gibt Explosionen, und Menschen werden gelegentlich umgebracht; man sieht allerdings weiterhin kein Blut. Alle Geschichten sind aber in sich schlüssig und werden sehr dynamisch erzählt.

Man muss klar sagen: Wer »Natscha« schon immer mochte, wird auch diesen Sammelband mögen, der eher moderne Geschichten enthält. Alle anderen sollten unbedingt vorher die Leseprobe anschauen.

05 Mai 2025

Vier Jazzer bei Hemingway

Ich wohne nur einige hundert Meter von der »Hemingway Lounge« entfernt, habe es aber in all den Jahren nie geschafft, das Lokal zu besuchen. Dabei ist es ein Ort, in dem ständig Konzerte veranstaltet werden. Klar, es geht dabei in erster Linie um Jazz – aber damit kann man mich ja kriegen, wenn er live gespielt wird.

Und so war ich am Freitag, 2. Mai 2025, in der »Hemingway Lounge«, die mit vielleicht fünfzig Besuchern sehr gut gefüllt war. Bei Jazz-Konzerten sitzt man herum, da steht und zappelt man nicht, sondern hört konzentriert zu und klatscht am Ende des Stückes und nach den jeweiligen Solo-Einlagen. An diesem Abend fand ich das zurückhaltende Verhalten schon ein wenig seltsam.

Denn Jim Snidero, ein Saxophonist aus New York, und seine drei Begleitmusiker legten gleich zu Beginn ein rasend schnelles Tempo vor. Der Schlagzeuger, der Basser und der Pianist folgten diesem Tempo; da war keine Langweile, da herrschte keine Ruhe, da wurde in rasender Geschwindigkeit gespielt. Ich war völlig baff und fühlte mich auf meinem Barhocker echt ein bisschen unwohl. Das war zwar kein Pogo, aber definitiv eine Musik, bei der ich normalerweise nicht hätte stillstehen können.

Aber auch die ruhigen Stücke konnten überzeugen. Die Band spielte hervorragend zusammen, die Übergänge waren allesamt stimmig. Dazwischen machte Snidero seine Ansagen in einem gut verständlichen Englisch, so dass man auch verstand, wenn er irgendwelche Klassiker interpretierte oder halt ein sehr ruhiges Stück über den Tod intonierte.

Das Publikum applaudierte brav, die Stimmung war sehr gut. Aber natürlich blieben alle brav an ihren Tischchen sitzen und bewegten sich nur, wenn sie etwas tranken oder aufs Klo gingen. Das klingt negativer, als es ist – so sind halt nun mal die Regeln bei einem Jazz-Konzert.

Ich fand’s super. Vor allem die schnellen Stücke fand ich großartig. Und so ging ich nach dem langen Konzert mit angetrunkenem Kopf und von der Musik gut gesättigt nach Hause – ein schöner Abend und sicher nicht der letzte für mich in der »Hemingway Lounge«.

02 Mai 2025

Die jungen Nazis im Blick

Die Themenausgabe des aktuellen »Antifa-Infos« hat es in sich: Unter dem Titel »The Kids are all right« geht es vor allem um die ganz neue Generation an beinharten Neonazis, die sich derzeit auf den Straßen breit macht, vor allem junge Männer, die meisten im Alter von Teenagern. Das »White Power«-Zeichen wird in diesen Kreisen gern benutzt, wie das Titelbild belegt.

Das Heft zeigt wie immer die Zusammenhänge auf. Woher kommen Gruppierungen wie »Chemnitz Revolte«, wer sind die relevanten Leute bei ihnen, was sind ihre Ziele? Die teilweise sehr jungen Stiefelnazis hatten im vergangene Jahr CSD-Paraden gestört; queere Menschen scheinen ihr absolutes Feindbild zu sein. Teilweise lösen sich diese Neonazi-Gruppen schnell auf, teilweise werden sie aber auch größer.

Das »Antifa-Info« liefert bei solchen Themen stets die Hintergründe. Man stelle sich vor, jemand bei der Polizei oder der Staatsanwaltschaft würde so ein Heft abonnieren und damit arbeiten; da könnten die Beamten relevante Informationen für ihre Arbeit beziehen.

Neben dem Schwerpunkt auf die jungen Neonazis wirft das »Antifa-Info« diesmal auch Blicke auf andere Länder, etwa den Rechtsruck in Ungarn, neue Nazi-Gruppierungen in Island oder die sogenannten Proud Boys. Die Berichte sind teilweise echt gruselig. Deshalb ist es gut, dass ein Beitrag auch auf die aktuelle Situation eingeht und »die Antifa« dazu auffordert, sich angesichts der großen Herausforderungen stärker auf die eigene Struktur zu besinnen. (Grob vereinfacht.)

Das »Antifa-Info« ist kein Strategieblatt, sondern eher ein Magazin für Hintergründe. Ich halte es für unverzichtbar und empfehle es allen Leuten, die mehr über die rechtsradikalen Umtriebe unserer Tage wissen wollen.

30 April 2025

Drei Schicksale in Marseille

Die »Aldebaran« ist ein Schiff, »gestrandet« in Marseille. Aus rechtlichen Gründen darf es nicht weiterfahren, die Besatzung wird entlassen und kann nach Hause. Doch zwei Männer bleiben an Bord: der libanesische Kapitän und der griechische Erste Offizier; später gesellt sich noch der türkische Funker dazu. Zwischen dem rostigen Rumpf des Schiffes und den Straßen von Marseille finden sie alle ihr Schicksal, mal tragisch, mal positiv.

Jean Claude Izzo wurde vor allem durch seine »Marseille-Trilogie« bekannt, für die er auch Literaturpreise bekam. Mit »Aldebaran« legte er Ende der 90er-Jahre ein Spätwerk vor, das ich endlich gelesen habe: ein packender Roman über Marseille und seine Menschen, das Mittelmeer und seine Seefahrt, weit entfernt davon, ein »normaler« Krimi zu sein, eher ein Stück faszinierender Literatur, streckenweise durchaus grob, dann aber doch voller Mitgefühl für die einzelnen Figuren.

Der Autor bleibt in seinem Roman, der sich flott lesen lässt, immer dicht an seinen Figuren dran, geht streckenweise tief in ihr Inneres hinein, wechselt dabei munter die Erzählperspektive – aber das macht er gekonnt, so dass ich damit gut klarkomme – und schafft es so, auf den vergleichsweise wenigen Seiten ein Sittenbild seiner Figuren und ihres Umfeldes zu zeichnen.

Dieses Sittenbild ist streckenweise heftig, unter anderem werden zwei Vergewaltigungen thematisiert. Sie werden nicht ausführlich geschildert, aber sie sind eindeutig genug.

Auf der anderen Seite schreibt der Autor immer wieder über die Liebe. Der Kapitän verzehrt sich nach seiner Frau, die er zurückgelassen hat und zu der er wohl nie zurückkehren wird. Die Ehe des Ersten Offiziers ist bereits zerbrochen, und in Marseille will er eine alte Liebe wiederfinden. Und der junge Funker, der nicht weiß, wohin er mit seinen Gefühlen soll, lässt sich in einer wirren Verliebtheit auf dumme und gefährliche Dinge ein.

Alles in allem ist »Aldebaran« ein sehr dicht erzählter Roman, der streckenweise zwar ein wenig grob ist, ansonsten aber die großen Gefühle ins Zentrum stellt und eine Stadt porträtiert. Ich fand ihn klasse.

(Erschienen ist er im Unionsverlag. Ich habe die Hardcover-Version, die schon vergriffen ist; es gibt ihn aber als Taschenbuch sowie als E-Book.)

29 April 2025

Rund 200 Schwurbler

Als ich mit meinem Rad den Schlossplatz in Karlsruhe erreichte, freute ich mich schon: Mich erwartete eine kämpferische Antifa-Demonstration. Transparente sicherten die Seiten ab, ich sah haufenweise Bunthaarige und Leute, die eindeutig zur Antifa gehörten. Auch die Polizei verhielt sich regelkonform und war mit Absperrgittern und allerlei Fahrzeugen angerollt; die Beamten hielten sich aber zurück.

Um zwölf Uhr sollte die Kundgebung der Antifa beginnen, um 13 Uhr die der Gruppierung »Gemeinsam für Deutschland«. An diesem Samstag, 26. April 2025, versammelten sich in mehreren Städten in der ganzen Republik diese Gruppierungen, die eine seltsame Mischung aus organisierten Neonazis, verwirrten Kleinbürgern, Coronaleugnern und Verschwörungsheinis aufwiesen.

Ich lauschte den Reden bei der Antifa-Demo, applaudierte brav, unterhielt mich mit Bekannten und hatte große Freude an der bunten Menge. Schätzungsweise 1200 bis 1500 Leute waren es; die genaue Zahl ließ sich schwer schätzen, weil sich ständig Leute von einer Ecke des Platzes zur anderen bewegten.

Ab 13 Uhr trafen die rechtsradikalen Demonstranten ein, von der Polizei bestens abgeschirmt. Wir begrüßten sie mit Parolen, Spott- und Hohngesängen. Auffallend viele Friedensfahnen waren zu sehen; das blauweiße »Peace«, die Friedenstauben und die schwarzrotgoldenen Banner bildeten eine Zusammenstellung, die ich widerwärtig fand.

Ab 14 Uhr hielten die Rechtsradikalen ihre Reden. Weil ich gut stand, bekam ich einen Teil davon mit. Lustig war der Mann, der das Lied »Meine Söhne gebe ich nicht« sang und dabei den Text vergaß – er war gegen Krieg und für Frieden, schien aber kein Problem mit dem Angriffskrieg Russlands zu haben.

Lustig fand ich ach die Rede, in der uns lang und breit erklärt wurde, wie die Antifa längst die Gesellschaft unterwandert habe. Sogar ein »Tagesschau«-Sprecher sowie Richter am Bundesverfassungsgericht gehörten zur Antifa. Das Gericht lag in Sichtweite beider Demonstrationen; mich hätte die Meinung des Gerichtss zu diesen Aussagen schon interessiert.

Ein Redner erläuterte in einer komplizierten Darstellung die Zusammenhänge zwischen Rockefeller, Greenpeace und der Lüge vom CO2; so richtig konnte ich ihm nicht folgen, weil die Parolen von unserer Seite dann doch lauter waren als der Lautsprecher der Nazis.

Ärgerlich fand ich, dass die Schwurbler ihren Sermon ungebremst über den Schlossplatz kippen konnten. Schön fand ich, dass sie nicht laufen konnten und zwischen Antifa-Kundgebung und Polizeisperren wie in einem Käfig standen.

Gegen Ende schien sich die Polizei ein wenig zu langweilen. Gruppen von Beamten spazierten an der Antifa-Demo vorbei, Hunde und Pferde wurden in Stellung gebracht. »Da weiß man schon, wo deren Feind steht«, sagte jemand zu mir. »Die wollen halt auch noch knüppeln«, meinte ein anderer. Da sich niemand provozieren ließ, wenn ich es richtig mitbekam, ging der Nachmittag friedlich zu Ende.

(Das Bild zeigt die Schwurbler in ihrem Gitterkäfig, wie sie andächtig einer weiteren Rede voller Verschwörungsquatsch lauschen.)

28 April 2025

Wie ein Lehrer

In der kleinen Bäckereifiliale, die ich in der Mittagspause angesteuert hatte, war viel los. Vor mir standen drei Mädchen, die sich Brötchen oder Brezeln kauften; einige Jungs drückten sich vor der Tür herum und zeigten sich gegenseitig Bilder auf ihren Smartphones. Ich hatte das nahe gelegene Gymnasium nicht vergessen, den Andrang in der Mittagspause aber verdrängt.

Als ich an der Reihe war, atmete die Verkäuferin sichtlich durch. »Was möchte Sie bitte?«, fragte sie.

Ich gab meine Bestellung auf. Während sie zusammenpackte, was ich haben wollte, sagte ich: »Man merkt, dass die Ferien vorüber sind, oder?«

»Ganz eindeutig.« Sie seufzte. »Auf einmal ist der Laden mit Schülern voll.« Dann lachte sie. »Aber es ist ja gut fürs Geschäft.«

Sie gab mir die Bäckertüten, ich bezahlte den geforderten Preis. Auf einmal sah sie mich an. »Sind Sie eigentlich Lehrer?«

Ich schüttelte den Kopf. »Sicher nicht. Wie kommen Sie darauf.«

»Na ja.« Sie lachte verlegen. »Sie haben eine Brille und so, und Sie sind halt nett. Das sind die meisten Lehrer ja auch, wenn die von der Schule rüberkommen.«

Ich versicherte ihr, kein Lehrer zu sein; wir lachten ein bisschen und wünschten uns gegenseitig einen schönen Tag. Dann trat ich hinaus in die Sonne und begab mich auf den Weg in Richtung Büro. 

Ich und ein Lehrer? Ich schüttelte den Kopf. So weit war es schon mit mir gekommen? Vor zwanzig oder dreißig Jahren wäre niemand auf diese Idee gekommen. Ich fühlte mich auf einmal sehr bürgerlich.

25 April 2025

In der Pigeon Street

Was für eine gemeine Geschichte, was für eine drastische Handlung! Bei den »Dorian Hunter«-Hörspielen bin ich es ja geradezu gewöhnt, dass es der Hauptfigur und ihren Freunden nicht immer gut geht – aber der Einstieg und der weitere Verlauf des Hörspiels mit der Nummer 50.2, das den schönen Titel »Das Kind der Hexe – Pigeon Street« trägt, ist selbst für die Verhältnisse dieser Serie heftig.

Die Handlung lässt sich für jemanden, der sich mit der Serie nicht gut auskennt, kaum zusammenfassen. Dorian Hunter wird von der Polizei gestellt, als er sich gerade in einem Haus voller Leichen befindet. Die Hexe Coco Zamis, zeitweise Hunters Freundin, ist hochschwanger und braucht einen Platz im Krankenhaus. Und überall treiben die Dämonen der Schwarzen Familie ihr Unwesen, haben nichts anderes vor, als die Gruppe um Hunter zu zerstören.

Das ist dann streckenweise ziemlich brutal. Es wird viel geschossen, Menschen werden abgeschlachtet, Dorian Hunters Team zerbricht, und am Ende bleiben viele Leichen zurück. Tatsächlich scheint die Lage am Ende aussichtslos zu sein; mit seinen wenigen Getreuen hat der Held kaum eine Chance gegen die Übermacht der Dämonen und ihrer Verbündeten.

»Dorian Hunter« ist Horror, die Hörspiele sind es auch. In der Bearbeitung durch Dennis Ehrhardt und sein Team wird der ursprüngliche Roman von Ernst Vlcek, zu einer unglaublich spannenden Geschichte. Die Dialoge zünden, die Geräusche sind erschreckend; das alles läuft wie in einer Filmkulisse ab. Das ist richtig gut gemacht – »Dorian Hunter« ist eine hervorragende Hörspiel-Umsetzung.

(Ich weiß: Es gibt schon neuere Hörspiele aus dieser Serie. Aber die habe ich mir noch nicht angehört. Kommt noch!)

Subkultur bei Hirnkost

Über den Hirnkost-Verlag und sein umfangreiches Buchprogramm habe ich schon einige Male geschrieben. Aktuell freut mich wieder einmal sehr, was der Verlag alles an Büchern über Punkrock und andere Subkulturen veröffentlicht. Darüber informiert ein aktuelles Faltblatt vor, das den schlichten Titel »Subkultur« trägt.

Vorgestellt werden Sachbücher über Punk in der DDR, es gibt eine Seite, die »Schmöker« übertitelt ist – dort finden sich auch zwei meiner Bücher –, und natürlich gibt es Bücher zur Punk-Historie. Wichtig ist bei all diesen Titeln: Sie wurden nicht von Doktoren und Professoren geschrieben, die die jeweiligen Szenen von außen oder gar von oben betrachteten, sondern von den Menschen, die in den jeweiligen Szenen aktiv sind und waren.

Der Flyer lohnt sich; den schaut man sich gern an. Noch besser ist natürlich, sich die Bücher zu besorgen und sie zu lesen!

24 April 2025

Und sie lügen noch immer

Im August 1995 war ich bei den Chaostagen in Hannover. Weil mich interessierte, wie die Rezeption nach über dreißig Jahren ist, habe ich in den vergangenen Tagen auf der einen oder anderen Seite recherchiert. Und mir fiel auf: Wer den Begriff Chaostage im Netz sucht, stößt vor allem auf die Darstellung der Polizei und der braven Presseleute von Hannover.

Anders gesagt: Es wird die gleiche Ansammlung von Lügen und Falschaussagen präsentiert wie damals.

Mein Lieblingsbeispiel sind die Zahlen: Wenn angeblich 1500 Punks ein Wochenende lang randalierte, wie sollte das funktionieren, wenn mehr als 1800 von ihnen eingesperrt wurden? Und wieso war die Polizei »überfordert«, wo die Veranstaltung doch ein Jahr im Voraus angekündigt wurde? Wieso wurde die Polizei mit mehreren tausend Beamten nicht einer Gruppe von angeblich 1500 Punks nicht Herr? Haben Journalisten keinen Taschenrechner, dass ihnen solche Missverhältnisse in der Darstellung nicht auffallen.

Die Geschichte wird oft von den Siegern geschrieben. Sie wird zumindest von denen geschrieben, die die größten Ressourcen haben. Das darf mich nicht überraschen, es ärgert mich aber. Die Lügenberichte von damals sind immer noch in den Medien, die Polizei erzählt nach wie vor den gleichen Unfug.

Mir ist klar, dass meine Sicht der Dinge nicht objektiv ist. Wie auch? Ich war nicht nur Zeuge, ich war an jenem verlängerten Wochenende mittendrin. Da kann nur eine subjektive Sichtweise herauskommen.

In den kommenden Wochen und Monaten werde ich immer mal wieder auf das Thema eingehen. An vielen Szenen jenes langen Wochenendes in Hannover erinnere ich mich schließlich noch gut genug: wie die Polizei die Straßenschlacht provozierte, wie Journalisten völlig übertriebene Berichte veröffentlichten, wie alle möglichen Grundrechte außer Kraft gesetzt wurden und wenn die Menschen, um die es bei den »Maßnahmen« ging, bunte Haare hatten.

23 April 2025

Sehr sehr kurze Filme

Ein deprimiertes Mädchen in Pars überlegt sich, ob es sich umbringen soll – allein sitzt es auf einer Treppe und hängt düsteren Gedanken nach.

Zwei Männer sitzen in einem Café und führen Gespräche über einen Urlaub – dabei hat der eine der beiden Männer eine absurde Kopfbedeckung, über die sich niemand zu wundern scheint.

Eine Frau fährt gezwungenermaßen allein in Urlaub – was anfangs anstrengend war, wird für sie zu einer positiven Überschreitung der Grenzen.

Das sind nur ganz grob die Inhaltseinblicke für die kurzen Filme, die im Rahmen des Short Shortfilm Awards in Karlsruhe gezeigt wurden. Die Veranstaltung beschloss am Sonntag, 13. April 2024, die Independent Days, das Filmfestival in Karlsruhe. Und wie im vergangene Jahr erwies sich die Veranstaltung als sehr unterhaltsam.

Die vielen kurzen Filme ließen sich kaum auf einen Nenner bringen; sie waren mal ernst, mal traurig, manche wirkten amateurhafte, manche sahen aus wie Kino-Produktionen. Es gab Zeichentrickstreifen und solche, die mit Schauspielern arbeiteten.

Zwischendurch wurde moderiert, man konnte Fragen stellen, und einige der Leute, die für die Filme verantwortlich waren, hatten sich auch persönlich eingefunden. Es wurde fleißig geklatscht, an den richtigen Stellen kam Gelächter im Publikum auf. Ich fand: eine rundum gelungene Abendveranstaltung!

17 April 2025

Bissige Science Fiction aus nächster Zukunft

Der Autor Cory Doctorow ist mir vor allem durch seine Kolumnen in der Zeitschrift »Locus« bekannt, ebenso durch politische Aussagen, die er unter anderem über Twitter veröffentlichte. Von seinen Science-Fiction-Romanen las ich bislang gar nicht so viel. Aber nun nahm ich endlich seinen Kurzroman »Wie man einen Toaster überlistet« vor, der bereits vor einigen Jahren in deutscher Sprache erschienen war.

Der Autor stellt eine Frau ins Zentrum, die als Flüchtling in die USA gekommen ist und versucht, in Boston durchzukommen. Wann genau die Handlung spielt, ist nicht klar – es kann nur wenige Jahre in der Zukunft spielen: Die Gesellschaft ist nicht weit von unseren, die technische Entwicklung nicht superweit von der Wirklichkeit entfernt.

Salima, so der Name der Hauptfigur, lebt in einem mehrstöckigen Gebäude, in dem sie vom System ständig schikaniert wird. Der Fahrstuhl kann von ihr nur benutzt werden, wenn die »reichen Leute« ihn gerade nicht brauchen. Und der Toaster arbeitet nur mit Brot, das von genau einer Marke hergestellt wird und entsprechend teuer ist.

Doch Salima ist findig und bekommt heraus, wie man sowohl den »intelligenten« Toaster als auch den Kühlschrank technisch verändert. Danach kann sie auch andere Produkte kaufen, was ihr echt Geld spart. Doch was ist, wenn die Firmen, denen diese Geräte ja gehören, herausfinden, dass die Computer dieser Geräte manipuliert worden ist?

Doctorows Roman ist eine Satire, wenn man möchte, aber eine sehr bittere. Sein Blick auf das Leben armer Menschen, die an manchen Stellen höhere Kosten haben als die Wohlhabenden, ist klar und ohne Sozialromantik. Seine Geschichte erzählt er geradlinig und ohne Umwege – da ist nichts übermäßig komplex oder intellektuell erzählt.

Für Science-Fiction-Fans ist die technische Idee womöglich zu »dünn«; wer aber einen kurzen Roman lesen möchte, der in unterhaltsamer Weise zeigt, wie sehr man von »intelligenten« Maschinen und Geräten abhängig sein kann, ist hier sehr gut beraten. (Der Kurzroman erschien als schmaler Hardcover-Band bei Heyne. Infos dazu gibt’s auf der Website des Verlags.)

15 April 2025

Ein altes Fanzine in neuem Gewand

Walter Jost und Heinz J. Baldowé sind mir seit meinen frühesten Tagen in der Fan-Szene bekannt. Die beiden mischten schon in den 70er-Jahren in der Science Fiction mit, sorgten mit frechen Sprüchen aus der linken Ecke für Furore und veröffentlichten Fanzines. Nachdem es in den vergangenen Jahrzehnten ein wenig ruhiger um sie geworden ist, sind sie wieder aktiv – vor allem Walter Jost tritt häufiger in Erscheinung.

Zu den neuen Themen, die aber auf uralten Wurzeln aufbauen, gehört tatsächlich, dass ein Fanzine-Thema neu belebt wird: Die »Science-Fiction-Nachrichten«, die es bereits in den 70er-Jahren gab, sind wieder da – im Jahr 2024 erschienen zwei Ausgaben, und ich las zuletzt die zweite Nummer.

Wie es sich für moderne Zeiten wie die unsere gehört, erscheint das Fanzine nicht mehr in gedruckter Form, sondern wird als PDF und kostenlos im Internet angeboten. Dort habe ich mir die Ausgabe zwei mit ihren 32 lesenswerten A4-Seiten auch heruntergeladen.

Die Mischung finde ich interessant. Der Altfan Dieter Braeg schreibt über alte Zeiten; es gibt kurze Vorstellungen aktueller Romane und Rezensionen; Filme und kleine Messen werden ebenso vorgestellt wie aktuelle Werbung mit Science-Fiction-Motiven und sogenannte Space Fashion. Das ist mal amüsant, mal informativ, unterm Strich bekommt man einen schönen Streifzug durch das Genre!

Mir gefällt die Mixtur sehr, und ich hoffe, dass Walter Jost bald weitermacht und eine Ausgabe drei erscheinen kann. Man kann das Heft auf der entsprechenden Website einfach herunterladen – ich empfehle es hiermit ausdrücklich!

14 April 2025

Zahlen zu einem Phänomen

Viele kluge Leute schreiben seit einiger Zeit über das Phänomen #BookTok. Wer davon noch nie gehört hat, dem fasse ich es hiermit zusammen: Es handelt sich nicht um ein »neues Programm« oder gar eine »neue Anwendung«, wie besonders kluge Leute schon formuliert haben, sondern um einen »Namen«, wenn man es genau nimmt, unter dem auf der Videoplattform TikTok über Bücher gesprochen wird.

Mittlerweile gibt es in den Buchhandlungen ganze Tische mit den neuen #BookTok-Veröffentlichungen. #BookTok-Bestsellerlisten sollen Orientierung schaffen, aber ich habe das Gefühl, dass sich diese Listen vor allem an den Buchhandel richten, nicht an die Kundschaft.

Und die ist nicht so jung und so weiblich, wie man bislang dachte. Die Zeitschrift »Börsenblatt« hat einige Zahlen geliefert, die ursprünglich von MediaControl und von TikTok direkt kommen. Spannend finde ich eine Zahl: Rund 50 Millionen Beiträge unter dem Hashtag #BookTok wurden mittlerweile hochgeladen – das ist schon sehr viel.

2023 wurden allein in Deutschland rund zwölf Millionen Bücher verkauft, die über #BookTok empfohlen worden sind. 2024 waren es dann schon mehr als 25 Millionen Bücher. Wer auf den Buchmessen in Frankfurt und Leipzig war, sah auch direkt, was das bedeutet: Immer mehr Verlage springen auf diesen Zug auf.

2023 betrug der Frauenanteil bei #BookTok noch 83 Prozent, 2024 sank er auf 75 Prozent. Man kann also von einem Viertel Männer ausgehen, die sich dafür interessieren. Die Altersgruppe von 30 bis 39 Jahren ist übrigens mit 30 Prozent vertreten; es sind also nicht nur die ganz jungen Leute, die sich für Bücher unter dem Hachtag #BookTok interessieren.

Und welchen Schluss zieht man jetzt daraus? Das mag bitteschön jeder Mensch für sich selbst entscheiden. Vielleicht den hier: Manche Vorurteile halten sich hartnäckig und stimmen nicht immer zu hundert Prozent …

11 April 2025

Zwei starke Texte, einer über mich

Als ich das sogenannte Klausbuch zum ersten Mal in den Händen hielt, kurz nach meinem sechzigsten Geburtstag, blätterte ich »Das wüsste ich aber!« schon recht gründlich durch, wenngleich ich so gut wie nichts las. Eine gewisse Scheu hielt mich davon ab, über die ich schon gelegentlich schrieb. Aber es war klar, dass das Buch eine Reihe sehr persönlicher Texte enthalten würde.

Mittlerweile bin ich wieder einige Schritte weitergekommen.

»Letzte Chance« ist eine sehr gelungene Kurzgeschichte oder Erzählung von Lucy Guth. Die Autorin, mit der ich seit einigen Jahren sehr gut zusammenarbeite, bringt mich selbst nicht in diese Geschichte ein; der Bezug zu mir ist die Arbeit. Ihre Geschichte siedelt Lucy Guth nämlich in der Welt von PERRY RHODAN NEO an, nicht in der top-aktuellen Zeit, sondern einige Handlungsabschnitte in der Serienvergangenheit.

Die Geschichte ist – wie bei der Autorin nicht anders zu erwarten – spannend geschrieben und sehr unterhaltsam. Auf einer eigentlich entvölkerten Erde trifft ein Raumfahrer auf einen Meeresbiologin, die unbedingt ein Problem lösen möchte, das die Erde betrifft, auch wenn keine Menschen mehr auf ihr leben ...

Viel persönlicher ist dann das Theaterstück – oder wie immer man diesen starken Text nennen soll – mit dem Titel »Warten auf Sieben«. Christina Hacker, die auch das Buch zusammengestellt hat, erzählt von mir und hat dazu nicht nur die Einrichtung meiner Wohnung ganz gut getroffen, sondern das Ganze mit Bildern von mir aus verschiedenen Lebensjahrzehnten garniert. Es gibt sogar ein Bild, das mich zeigt, wie ich mutmaßlich mit siebzig Jahren aussehe.

Der Text spart nicht an Kritik an mir, schön versteckt in den Dialogen verschiedener Klaus-Inkarnationen: Der punkige Klaus trifft quasi auf den jugendlichen und den spießigen Klaus, alles in allem stehen sehr unterschiedliche Charaktere in meiner Wohnung herum. Schöner Text: ein bisschen schmeichelhaft, durchaus kritisch, meinem Geburtstag sicher recht angemessen ...