30 August 2008

Und noch'n Gedicht

Mal wieder ein Text zur Dokumentation: ein Text, den ich früher großkotzig als Gedicht bezeichnet habe und der aus dem Januar 1980 stammt. Nachlesen könnt ihr den in der Kommentar-Sparte – und bevor jetzt alle schallend lachen, möchte ich vorsichtig darauf hinweisen, daß damals der eine oder andere »Erwachsene« mindestens genau so schlimmen Quatsch verzapfte.

Der Text stammt aus meiner ganz frühen »Gedichts-Phase« zu stammen, als ich noch versuchte, Science-Fiction-Themen in moderne Lyrik zu packen. Und ich war damals dann gerade mal 16 Jahre alt. Da verzeihe ich dem Jungautor doch einiges ...

Auf dem Original steht handschriftlich an den Rand gekritzelt: »FUTURA 2«. Ganz unten ist ein Stempel der »Interessenvereinigung für Science Fiction«; dazu kommt eine handschriftliche Notiz ohne Unterschrift: »Da Du gesagt hast, Du brauchtest die Rezi nicht zurück, hier nur das Gedicht.« Von wem die Notiz ist, lässt sich leider nicht mehr herausfinden – es ist insgesamt davon auszugehen, dass »Frage« im Frühjahr 1980 im IVSF-Fanzine »Futura 2« publiziert wurde.

Den Zeilenfall und die Satzstellung habe ich gelassen; offensichtliche Schreibfehler habe ich verbessert, die alte Rechtschreibung blieb natürlich. Skurril finde ich so was auf jeden Fall.

29 August 2008

Chaostage im Rückblick

Kira Schamania trägt natürlich nicht ernsthaft diesen Namen; sie nennt sich aber auf ihrer Homepage und auf ihren Büchern so, also lasse ich es. Die Frau, Jahrgang 1981, beschäftigt sich mit allerlei Esoterik, war aber auch mal Punk – und 1995 war sie 14 Jahre alt.

Damals tobten die sogenannten Chaostage in Hannover, und ihr erster Roman thematisiert genau das: »Wir kommen wieder, keine Frage! Nächstes Jahr sind Chaos Tage!« heißt das Ding, sie selbst bezeichnet es als Comedy-Roman.

Erschienen ist der Roman als Book On Demand, sprich im Eigenverlag, was man auch merkt: Niemand hat sich die Mühe gemacht, das teilweise grausig schlechte Deutsch zu korrigieren. Dabei könnte die Geschichte einer dauernd besoffenen Punk-Clique, die bis zum tragischen Ende geht, durchaus spannend, unterhaltsam und auch witzig sein – wenn die Sprache nicht so gruselig, langweilig und abschreckend wäre.

Wobei die Autorin die Wirklichkeit ganz schön dehnt. Da wird auf Seite 81 aus dem niedersächischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder auf einmal der Innenminister, und da wird behauptet, das legendäre Fake-Flugblatt, das termingenau unter anderem die »Vergewaltigung von Polizistinnen« als Programmpunkt nannte, stamme von einer der Roman-Heldinnen. Nun denn ...

Ich habe mich ziemlich durch die Seiten gequält. Kira Schamania scheint auf anderen Chaustagen gewesen zu sein als ich. Wer sich für den ersten Punk-Roman interessiert, der sich mit diesem epochalen Ereignis beschäftigt, wird wohl auf ihrer Homepage oder direkt bei amazon.de bestellen müssen; für die Punk-Sammlung ist das 146 Seiten umfassende Buch auf jeden Fall was.

28 August 2008

Der wahre Goratschin

Als ich in jungen Jahren mit der Lektüre einer ganz bestimmten Heftromanserie begann, faszinierte mich die Figur des Iwan Goratschin sehr: ein Wesen mit zwei Köpfen, das monströs wirkte und über fürchterliche Mutantengaben verfügte. Das war was für einen Teenager, der mit seinem eigenen Leben ebenfalls nicht so recht klar kam.

Gestern und heute waren die Medien voll mit einem »Human Touch«-Thema: Ein Säugling mit zwei Köpfen wurde in Bangladesch geboren und ist mittlerweile auch schon wieder gestorben.

Ich frage mich da völlig ernsthaft, ob dieses Schicksal für das Kind nicht besser war: Als Mensch mit zwei Köpfen wäre es zeit seines Lebens den starken Anfeindungen seiner Mitmenschen ausgeliefert gewesen, wäre beschimpft und schikaniert worden - egal in welcher Gesellschaft es gelebt hätte.

Das wahre Leben ist eher selten wie ein Heftroman ...

27 August 2008

Fünf CDs und ein dicker Bildband

Ich weiß nicht mehr genau, wann ich zum ersten Mal The Jam hörte; es muß in den späten 70er Jahren gewesen sein. Seither mag ich die Band, die nie so richtig Punkrock spielte, aber irgendwie immer dazu gehörte. Eigentlich machten die drei nicht gerade hübschen Burschen aus England Pop-Musik, die ein bißchen flotter klang; unsereins steckte die aber immer in die Punk-Ecke.

Sei's drum: Stücke wie »In The City« oder »A Bomb In Wardour Street« sind Klassiker für die Ewigkeit. Und das hat mir tatsächlich ein sogenanntes Ear Book noch mal klargemacht: ein schicker Bildband von Edel (einem Verlag, mit dem ich ein wenig zusammenarbeite), der fünf CDs mit allen nur erdenklichen Stücken der Band enthält.

Titel des Bildbandes ist »Direction, Reaction, Creation«, geschrieben ist er in englischer Sprache, und er enthält haufenweise Bilder – teils absurde, teils coole. Live-Fotos ebenso wie gestellte Studio-Fotos, alles in allem eine bunte Mischung.

So richtig preiswert ist der Spaß sicher nicht. Ein Buch in derartig fettem Großformat mit entsprechend viel Musik kostet seinen Preis. Ich fand's trotzdem klasse: ein schönes Bilderbuch zum Blättern und klasse Musik zum Hören. Coole Scheiße.

26 August 2008

Serien-Junkie

Bedenkt man, daß ich erst 1998 meinen ersten Fernseher hatte und davor mein Leben mit einem durchschnittlichen Fernsehkonsum von zehn bis zwanzig Stunden pro Jahr gestaltete (inklusive Nachrichten, exklusive Fußball-Länderspiele, ähm), bin ich ganz schön runtergekommen: Ich gucke nämlich gern eine ganz bestimmte Fernsehserie, und fast ebenso gern gucke ich eine zweite Fernsehserie.

Bei der einen bin ich sogar ganz auf der »sicheren Seite«, gehöre also komplett zum bundesrepublikanischen Mainstream: Ich schaue mir gern »Dr. House« an, die Serie über den anstrengenden, aber genialen Arzt Dr. Gregory House, der allerlei obskure Fälle zu lösen hat. Damit bin ich in sehr guter Gesellschaft: Die Serie erreicht gigantische Einschaltquoten, und das sogar während der Zeit, als sie »nur« Wiederholungen zeigte - die ich mir natürlich alle anguckte.

Seit dem heutigen Dienstag, 26. August, gibt es neue Folgen. Der Herr Doktor sitzt ohne eigene Mannschaft da und muß gucken, wie er sich durchschlägt; er spielt Erpressungsspielchen mit seinem Kollegen und Freund Dr. Wilson und guckt der Krankenhaus-Chefin in den Ausschnitt. Alles wie gehabt, auch die popkulturellen Bezüge passen.

Brillant finde ich nach wie vor den Aufbau der Geschichten, die Dialoge, die zwei Stories, die pro Folge mindestens erzählt werden. Ich bin eigentlich immer begeistert und baff zugleich: So möchte man erzählen können - das ist wirklich hohe Kunst.

Die andere Serie, die ich gern anschaue, kommt übrigens gleich danach. Das ist »Monk«, die Serie über den Detektiv aus San Francisco, der komplett neurotisch und gleichzeitig genial ist. Das ganze wird schräger gebracht als »Dr. House«, ist nach meinen Begriffen aber auch ziemlich klasse.

Ich fürchte, ich habe mich zum Fernseh-Junkie evolutioniert ...

25 August 2008

Tiefsinnige Literatur

Mancherorts scheint man zu glauben, ich hätte Ahnung von Literatur, nur weil ich in einem Verlag arbeite und so viel Bücher lese. Normalerweise entgegne ich dann immer, daß ich mich eh »nur für Trivialliteratur« interessiere - was im übrigen ja so falsch eh nicht ist.

Aber diese Frage war doch gut. Eine Bekannte sollte ein Geschenk bekommen. Sie lese gern, »aber nicht so Krimis und so Zeugs«, sondern eher »tiefsinnige Bücher«. Da war ich dann doch überrascht.

Was stellt man sich denn so als junge Frau heutzutage unter »tiefsinnigen Büchern« vor? Liebesschnulzen von Cecilia Ahern vielleicht? Historienschmachtfetzen ohne jeglichen seriösen Hintergrund?

Oder doch eher sogenannte anspruchsvolle Literatur wie die preisgekrönte »Mittagsfrau« (das ich im übrigen für unlesbaren Quark halte, aber ich bin ja auch nicht Juror des Deutschen Bücherpreises oder wie das heißt)? Meint sie damit Lyrik-Bände? Oder Klassiker aus der Manesse-Bibliothek? Oder eben doch esoterischen Kram, in dem es um träumende Delphine und andere Dinge geht, die ein gewisser Typ von Leserin offensichtlich »berührend« findet?

Vielleicht will ich's gar nicht wissen. Ich hab' heute die Lektüre eines klassischen Krimis von Raymond Chandler beendet. Von dem Mann kann ich alles lesen - und ich kann die Lektüre alle fünf bis zehn Jahre wiederholen. Mag sein, daß es nicht »tiefgehend« ist. Aber Chandler konnte schreiben, und sein schmales Werk haut mich immer noch um.

24 August 2008

Dunkle und strahlende Ritter

Hölle und Teufel! – der neue »Batman«-Film ist der Hammer. Wir waren am Wochenende drin, und wir waren völlig begeistert. Da ist nichts mehr übrig von den schrullig-schrillen Verfilmungen der Comic-Serie, die man vielleicht noch im Kopf hat, nichts von der schrägen Präsenz Jack Nicholsons als übertrieben durchgeknallter Joker.

Der Schwarze Ritter kämpft in »The Dark Knight« gegen den Joker, während sich Staatsanwalt Harvey Dent als »strahlender Ritter« und der Polizist Jim Gordon dafür einsetzen, daß die Gesetze sauber eingehalten werden. Natürlich müssen alle scheitern, natürlich kommt es zu einem finsteren Finale, und ebenso natürlich geht auf dem Weg dahin haufenweise Zeugs kaputt.

Autos werden gleich im Dutzend geschrottet, ein Lastwagen überschlägt sich in der Innenstadt von Gotham City, und ein riesiges Krankenhaus wird in die Luft gejagt: Wer Special Effects mag, kommt bei diesem Film gleich mehrfach auf seine Kosten.

Das ist aber nicht alles, und Spezialeffekte allein würden mich rasch langweilen. Was diesen Film auszeichnet, ist die Tatsache, daß die Charaktere funktionieren, daß er für eine Superhelden-Verfilmung unglaublich differenziert daherkommt und daß er letztlich eine Parabel auf Moral und Selbstjustiz ist.

Man mag anderer Meinung sein, aber es wird Nachdenkenswertes gesagt und auch entsprechend gehandelt. Man kann »The Dark Knight« aber einfach nur als knallharten Action-Film anschauen, wie ich es tat, und kann sich dabei wunderbar unterhalten.

22 August 2008

Modische Punk-Moden

Daß man bei Hardcore-Konzerten neuerdings brav klatscht, anstelle laut zu johlen und zu rufen, fiel mir in den letzten Jahren verstärkt auf, und darüber habe ich in diesem Blog auch schon gelegentlich gelästert. Aber Hardcore ist ohnehin eine andere Sache: Da stehen bei manchen Konzerten so viele Leute mit Digitalkameras und Fotoapparaten in der ersten Reihe, das eh niemand mehr Raum zum Tanzen hätte ...

Der Unfug greift immer mehr um sich: Da springt, wie am Mittwoch abend gesehen, der Sänger einer Band aus New York auf und ab, und das Publikum bemüht sich, gleichzeitig mit ihm zu springen. Was soll denn das bitte?

Noch besser: Da ist eine Irokesen-Punk-Band aus Boston unterwegs, und der Sänger fordert das Publikum auf, einen Cirle Pit zu bilden. Die Leute tun's und fangen an, im Kreis herumzurennen. Was soll denn das bitte?

Nichts gegen Hüpfen, nichts gegen Circle Pits. Aber doch bitteschön nicht auf Befehl und Anleitung durch den Sänger. Was soll denn bitteschön an einem solchen Verhalten noch Punk oder »unangepaßt« sein? Das ist eine Reihung von Rock-Klischees mit Stars auf der Bühne und Volk im Publikum, das tut, was die Stars wollen.

Überhaupt die Circle Pits: Die kannte unsereins aus Filmen über die amerikanische Szene, durchaus auch vom Hörensagen. Aber ich fand's schon immer geiler, daß alles durcheinander ging, daß irgendwann mal der Mob zu einer einzigen schwitzenden Masse verschmolz, daß man sprang und schrie, hüpfte und tobte – und nicht alle in einer Richtung im Kreis herum rennen.

Dieser Quatsch ist neu, den gab es bis vor zwei, drei Jahren noch nicht. Muß man eigentlich heutzutage, wenn man Punkrocker ist, nicht nur die neuesten T-Shirts, Platten und Aufnäher für die korrekt sitzende Nietenjacke haben, sondern auch noch die aktuellen Modetänze aus den USA mitmachen? Schon seltsam ...

21 August 2008

Punk-Attacke im Keller-Club

Es gab eine Zeit, da kannte ich mich in Stuttgart gut aus, wußte den Weg zu allen möglichen Veranstaltungsorten und hatte vor allem das Gefühl, sehr viele Menschen auf Konzerten zu kennen. Wie lange die 80er Jahre her sind, merkte ich so richtig deutlich, als ich am Mittwoch, 20. August, mit Ulf durch die Stuttgarter Innenstadt ging und den »Keller-Club« suchte.

Der erwies sich als ziemlich klasse wirkender Veranstaltungsraum im Keller – daher der Name! – und das auch noch mitten in der Stadt; wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, war ich ganz in der Nähe, quasi um die Ecke, anno 1981 in der »Alten Mausefalle«. Der »Keller-Club« ist vor allem deshalb so klasse, weil man die Chance hat, auf einer Art Empore vielleicht einen Meter oberhalb der Pogo-Fläche zu stehen. Für ältere Menschen wie mich eine sehr angenehme Möglichkeit, weit vorne zu stehen und die Brille aufzubehalten ...

Wir hatten die zwei Vorgruppen eh verpaßt und kamen gerade rechtzeitig, um die erste der zwei Ami-Bands zu sehen: The Unseen rotzten eine derartige Punk-Breitseite runter, daß es mir die Sprache verschlug. Die Amis orientieren sich in punkto Outfit und Sound am metallischen Teil des britischen 82er-Styles; wer eine Hausnummer mag, notiere sich »G.B.H. mit doppelter Geschwindigkeit« oder meinetwegen auch »Broken Bones auf 45« - damit kommt man hin.

Dem textsicheren Publikum gefiel's, der Pogo war geil und ruppig und komplett frauenfrei. (Ich könnte ja jetzt den Begriff »Macho-Pogo« benutzen, wüßte ich nicht, wie ich selbst früher gepogt habe.) Und The Unseen finde ich nach diesem Abend jetzt wirklich sehr gut: Das war ein volles Brett, räudig und punkig und ohne Umschweife.

Danach Leftöver Crack aus New York, die ich auf Platte genial finde, die aber live eine Schwäche hatten: den besoffenen Sänger. Heute finde ich das eben nicht mehr so lustig wie früher, als beispielsweise der Tarnfarbe-Sänger von der Bühne flog – mittlerweile empfinde ich Mitleid mit einem Mann, der sich öffentlich mit einer Flasche Whisky zulötet.

Musikalisch finde ich die Mischung aus politischen Texten, Ska und Hardcore immer noch beeindrucken; die Band ist eine der wenigen, auf die ich heute das Etikett »genial« kleben würde, in gewisser Weise die legitimen Nachfolger der False Prophets, die ja auch aus New York kamen. Das schon nicht mehr so zahlreich vertretene Publikum ging begeistert mit, gegen Ende mit immer mehr jungen Frauen in der ersten Reihe.

Um's kurz zu machen: ein genialer Punkrock-Abend. Um drei Uhr nachts war ich daheim – und ich hatte das Gefühl, der Ausflug nach Stuttgart habe sich mal wieder gelohnt. Einen Bericht vom Konzert inklusive eines Youtube-Filmchens gibt es übrigens im Skui-Blog.

19 August 2008

Echte Fans

»Fans sind konservativ in dem Sinne, dass sie sich an das klammern, was sie kennen, und Veränderungen oft ablehnen.« Das schreibt der SPIEGEL-Autor Lars-Olav Beier in der aktuellen Ausgabe 34/2008 auf der Seite 135. Interessante These ...

Den Artikel muß ich jetzt sicher nicht in epischer Länge und Breite zitieren. Das fiele ja dann auch nicht mehr unter das Zitierrecht, sondern wäre eine Raubkopie. Und so wichtig ist er auch nicht, geht es doch vor allem darum, wie wichtig mittlerweile Fans in Hollywood sind, weil sie es tatsächlich schaffen, große Filmstudios von ihrem Fachwissen zu überzeugen.

Ich finde dann noch diesen Satz sehr wichtig: »Fans ... sind die Fundamentalisten der Popkultur, die wörtlich nehmen, was geschrieben steht, und nicht dulden, dass es von Andersgesinnten interpretiert wird.«

Irgendwie kommt mir diese Geisteshaltung bekannt vor, und damit meine ich jetzt nicht die Fans irgendwelcher Bands, die sich darüber empören, wenn die beliebte Kapelle irgendwann den Stil meldet. Irgendwie bin ich ja letztlich auch ein Fan, und ich kann's verstehen.

18 August 2008

Rotziger Frauenpunk aus Berlin

Bei meinem letzten Aufenthalt in der Hauptstadt habe ich die Band ja glatt verpaßt, was mich ärgerte. Mittlerweile ärgert es mich noch mehr: Die erste EP der Band The Statt Matratzen knallt richtig gut rein, begeistert mich geradezu, und die Band will ich unbedingt mal live sehen.

Vier Frauen, die unter Pseudonymen auftreten, machen Punk, der meinetwegen ein wenig an Hans-A-Plast erinnert, aber eigenständig genug ist und nicht altmodisch riecht. Die Texte sind konsumkritisch und ironisch; die Gestaltung der EP und ihres Beiblatts ist von Comics beeinflußt.

Fünf Stücke sind auf der EP, die mir allesamt gefallen; auch auf der Myspace-Seite der Band gibt es einiges anzuhören. Wer Bock auf rasanten Punkrock hat, sollte sich die Scheibe nicht entgehen lassen!

17 August 2008

Szene auf dem Platz des Volkes

Glaubt man allen möglichen Reiseführern, so ist die Piazza del Popolo, also der Platz des Volkes, eine der wichtigsten Örtlichkeiten der Stadt Rom. Ich glaubte das sofort, als ich da war, und man mußte mir nicht einmal erzählen, daß Goethe durch das Stadttor an dieser Stelle in die Heilige Stadt gekommen war. Obwohl: Was Goethe recht ist, kann mir ja nur ...

Wir saßen an diesem späten Nachmittag auf den Stufen eines großen Kirchengebäues, genossen es, daß die schlimmste Tageshitze langsam wich, und ich nutzte die Chance, mir ein wenig die römische Jugend-Szene anzuschauen. An diesem Platz nämlich sah ich endlich auch mal so etwas wie alternative Jugendliche und nicht die übliche Mischung aus Touristen aus Deutschland (die sich darüber freuten, einen McDonald's zu finden) oder normal aussehenden Italienern.

Hinter uns machte sich eine Gruppe von Skinheads breit. Sie sahen alle recht brav aus, unterhielten sich locker und verhielten sich friedlich. Mich irritierten die weißen Schnürsenkel in den hohen Stiefeln und der coole Blick, mit dem sie die Jugendlichen betrachteten, die über den Platz schlenderten - das sah nicht freundlich aus.

Die Jugendlichen, meist zwischen 14 und 19 Jahre alt wirkend, stammten aus allen möglichen Jugendkulturen - oder sie bedienten sich aus unterschiedlichem Jugendkultur-Fundus. Punkige Stiefel und Tätowierungen zu Gruftie-T-Shirts; emo-mäßiger Kajal und schwarz gefärbter Seitenscheitel zu Metal-Shirts. Mir kam es vor, als sei eine Szenen-Disco in der Nähe.

Es sah interessant aus, und wir veranstalteten ein kleines Rätselraten, wer denn nun den zu welcher Jugendkultur gehörte. Aber das war nicht so einfach ... Die Jugend von heute ist nicht mehr so festgefahren wie unsereins in den 80er Jahren - oder zumindest auf diesem Platz in Rom schien man sich nicht sonderlich um solche Details zu kümmern.

15 August 2008

Ludwigshafen im Januar

Auch in der aktuellen OX-Ausgabe wird der Fortsetzungsroman mit Peter Meißner alias Peter Pank fortgesetzt. Im mittlerweile fünfzehnten Teil von »Und: Hardcore!« geht es immer noch um das Klanghaus-Festival in Ludwigshafen am Rhein, wo im Januar 1987 allerlei Punkrock- und Hardcore-Bands aus Deutschland auftreten.

Thema der Folge ist das erste Spermbirds-Konzert, das der junge Held angucken darf. Er ist auch prompt gebührend beeindruckt und freut sich wie ein kleines Kind. Zwischendurch gibt es pseudo-historische Geschichten um die frühen Auseinandersetzungen zwischen »Nietendeppen« und »Stirnbandwichsern«, die heute keinem Menschen mehr etwas sagen, die aber in der zweiten Hälfte der 80er Jahre tatsächlich den einen oder anderen beschäftigten ...

Wie viele Folgen mit Herrn Meißner es noch geben wird, weiß ich nicht. Aber die Halbzeit dürfte ich noch nicht erreicht haben. Mehr dann im neuen OX, und das gibt's im gut sortierten Zeitschriftenhandel oder auch bei allen möglichen Versendern.

14 August 2008

Jazz-Konzert vor alter Villa

Es ist schon wieder fast zwei Wochen her: Am Samstag abend, 2. August, gingen wir auf das italienische Jazz-Festival in der Villa Celimontana. Die muss man nicht unbedingt kennen, wenn man noch nie in Rom war – wir taten's ja auch nicht. Aber ich bin sicher, daß ich den schönen Abend nie vergessen werde.

Die Villa Celimontana liegt, wie der Name schon andeutet, auf dem Celio-Hügel, der einige hundert Meter unweit des Colosseums und des Forum Romanum beginnt; mitten im klassischen Viertel der italienischen Hauptstadt also. Die Villa selbst sieht aus, als sei sie irgendwann im 17. Jahrhundert erbaut worden, und liegt in einem wunderschönen Park mit großen Bäumen.

An diesem Samstag abend war das alles beleuchtet; die Bäume wurden von unten angestrahlt, was ihnen in Verbindung mit den überall herumstehenden alten Gebäuden ein beeindruckendes Aussehen verlieh. Das Jazz-Festival selbst fand in einer Art Arena statt: Die Bands spielten auf einer Bühne, das Publikum saß auf Rängen.

Wir fanden einen kleinen Tisch mit Barhockern, ein bißchen weiter hinten, bestellten eine Flasche Wein und ließen alles auf uns zukommen. Den Preis von neun Euro pro Nase hätte ich ja glatt schon für das Areal und die Stimmung bezahlt ...

Die Haupt-Band gehörte nach den Plakaten zu den bekannteren Kapellen Italiens: vier Männer, die sehr gefälligen Jazz spielten, Kontrabass und Schlagzeug, Gitarre und diverse Saxophone. Das war nicht sehr aufgeregt und kam beim – im übrigens sehr gut gekleideten – Publikum bestens an; immer wieder wurde fleißig applaudiert. Auch mir gefiel das, es paßte alles.

Im Verlauf des schwülwarmen Abends zogen Wolken auf, die buchstäblich durch die Baumwipfel zogen, Nebelschwaden und feine Wolkenschleier also, die von den Lampen angestrahlt wurden. Mein Weinglas wurde feucht, meine Haut fühlte sich schmierig an, eine ganz seltsame Stimmung, und dann verschwanden die Wolken wieder, und der Himmel zeigte sich von seiner schönsten Stern-Seite.

Danach gab es noch eine Newcomer-Band, die eine Mischung aus Jazz und Rock-Musik spielte. Gar nicht mal schlecht, aber für den Geschmack des Publikums wohl zu rockig. Wir mußten eh verschwinden, weil wir noch eilen mußten, um die letzte Metro zu bekommen.

Rom ist schon klasse, und das Jazz-Festival ist auch für jemanden ein Erlebnis, der keine Ahnung von Jazz-Musik hat ...

13 August 2008

Touristen-Party


Wer nach Rom fährt, hat den Trevi-Brunnen zu besuchen; das ist ein Naturgesetz seit Äonen. Und wer das ganze mit ein bißchen Muße betreibt, hat dabei auch noch einigen Spaß. Dann stellt man sich nämlich an den oberen Brunnenrand und guckt mal vom bequemen Schattenplatz aus den anderen Touristen zu.

Der Brunnen selbst ist eindrucksvoll; die Architektur ist toll, das gesamte Ensemble überzeugt tatsächlich. Wenn die Sonne fast senkrecht auf den Marmor strahlt, meint man fast, die Tiere und Menschen fingen an, sich zu bewegen.

Das einzige, was sich bewegt, sind die Hände der Touristen: Arm hoch, Münze werfen, fotografiert werden.

Und natürlich taten wir das ebenfalls: Angeblich ist das nicht erlaubt, angeblich streßt die Polizei deshalb herum, aber davon bekam ich nichts mit. Lustig war es, und die paar hundert Meter von der Metro-Station zu dem Brunnen sollte man tatsächlich zurücklegen.

12 August 2008

Grandioser Anarcho-Punk

Hölle und Teufel! Die Juggling Jugulars gibt es seit Äonen, so scheint mir; ich kann mich schon gar nicht mehr daran erinnern, wann ich mir ihre erste Single gekauft habe. Und die Finnen sind immer noch aktiv, Respekt!

Die aktuelle Platte heißt »Salute No One« und ist ein komplettes Brett: wuchtiger Punkrock, bei dem sich der Sänger und die Sängerin abwechseln, der immer nach vorne geht und trotzdem genügend Raum für druckvolle Melodien läßt. Großartig, da will ich am liebsten durch die Wohnung pogen oder irgendwelche sportlichen Übungen in der Innenstadt vollbringen.

Die kämpferischen Texte sind auf englisch, es gibt ein schick gestaltetes Textblatt, und selbstverständlich lohnt es sich, die Band auch mal live anzugucken. Wer also unbedingt den Geist des »alten« Anarcho-Punk mal wieder spüren will, sollte diese Viny-Scheibe unbedingt mal anchecken. Das hier riecht definitiv nicht nach Kommerz-Punk und nach der »großen weiten Waren-Welt«.

11 August 2008

Ein Jahrbuch über meinen Job


Ach ... der Beruf eines PERRY RHODAN-Redakteurs hat schon so seine schattigen und seine sonnigen Seiten. Zu den sonnigen gehört ganz eindeutig, wenn man so ein PERRY RHODAN-Jahrbuch in seinen Händen halten kann: Heute kam das Paket mit den Belegexemplaren an.

Die Bücher sehen todschick aus, das Cover ist umwerfend. Da hat Ralph Voltz ganze Arbeit geleistet. Wie auch die Aktivisten des SF-Clubs Universum, die für das Buch verantwortlich sind. Seitenweise gibt es Hintergründe zur Serie, zu den Romanen des letzten Jahres - und so weiter.

Über 400 Seiten für nur zwölf Euro; das ist für eine Publikation im kleinauflagigen Bereich der absolute Hammer! Ich bin begeistert.

Von mir ist übrigens ein einziger Beitrag enthalten: ein Rückblick aufs Jahr 2007. Und der fiel dieses Jahr besser aus als im letzten Sommer ...

10 August 2008

In der Sauna mit Frisören

Geht man heutzutage auf ein Punk- oder Hardcore-Konzert, kann durchaus sein, daß man keine Punkrocker mehr zu Gesicht bekommt. »Die sehen alle aus, als arbeiten sie auf der Bank«, meinte Lars und wies auf eine Gruppe von Hardcore-Jungmännern mit anständigem Kurzhaarschnitt, sauberen Propagandhi- und Strike Anywhere-Shirts und kurzen Hosen.

»Oder sie sehen aus wie Frisöre«, konterte Ulf und zeigte auf einen jungen Mann, dessen 70-Euro-Haarschnitt mit sauber gegelten Strähnchen aussah, als wolle er als Inkarnation von Rod Stewart durch die Welt pendeln.

»Und diejenigen, die ein bißchen punkig aussehen, arbeiten wohl alle als Verkäufer bei H&M«, lästerte ich. Alte Männer, die über junge Leute herziehen: Es war Samstag abend, 9. August, und im »Substage« hatten sich Propagandhi angesagt.

Mehrere hundert Leute waren da, der Männer-Anteil lag bei 80 Prozent, und die Leute kamen nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus österreich und der Schweiz, aus Italien und Frankreich. Die kanadische Band zieht echt viel Publikum.

Und das ignorierte die Vorbands: Die zwei jungen Frauen von Biestig waren tapfer und spielten ihren rotzigen Punkrock vor einigen Dutzend Leuten. Die Band Red Tape Parade begeisterte mich mit ihrem druckvollen Hardcore, brachte aber kaum jemand zum Kopfwackeln. Bei den unsäglichen Kafkas und ihrem bierernsten Deutschpunk mußte ich rasch wieder den Konzertraum verlassen.

Propagandhi ließen dann das Publikum im vollbesetzten Konzertraum gut eine halbe Stunde warten (Rockstar-Allüren?), bevor sie loslegten. Vom ersten Ton an herrschte kollektive Begeisterung. Das sehr textsichere Publikum sang lauthals mit, der Pogo-Mob tobte wie blöd, und innerhalb kürzester Zeit herrschte Sauna-Atmosphäre.

Ich hielt mich am Rand des Mobs, blieb sehr zurückhaltend und schwitzte dennoch, als hüpfte ich selbst durch die Menge. Als das Konzert irgendwann rum war und die kanadische Band mit tosendem Beifall verabschiedet wurde, war ich triefend naß.

Trotz zeitweise nervigem Publikum ein großartiger Konzertabend!

Vorab-Abgesang aufs »Substage«

Bevor das »Substage« in der Innenstadt seine Pforten schließen und in die Oststadt ziehen muß, noch eine kurze Lobrede auf den Musik-Club, den ich auch seit über einem Dutzend Jahren immer mal wieder besuche. (Die Ü-30- und 80er-Jahre-Partys meide ich allerdings wie die Pest. Für die gelten andere »Regeln«.)

Das »Substage« ist ein Konzertort, der für diese Zwecke ideal geeignet ist. Wenn der Laden voll ist, kommt aufgrund der niedrigen Decke ruckzuck Sauna-Atmosphäre auf. Da das Publikum in Karlsruhe durchaus auch mal zurückhaltend sein kann, ist die Hitze dann doch ein Stimmungsmerkmal ...

Musikalisch geht man eher in die härtere Richtung, sprich, es gibt alle Arten von Rock-Musik: Punkrock und Hardcore, klassischen Metal und Stoner-Rock, gelegentlich richtig gut abgehangenen 70er-Jahre-Rock oder auch Blues-Rock (eher selten), zwischendurch dann auch mal Reggae, Ska oder anderes. Bunt gemischt ist das alles, und die Bands bewegen sich meist im oberen Drittel des Independent-Bereiches.

Preislich ist das ganze auch angepaßt: 15 Euro sind leider heutzutage für eine halbwegs bekannte Band mit Vorgruppe an der Abendkasse üblich. Das »Substage« ist halt doch ein halbkommerzieller Laden, kein Jugendzentrum, schon gar kein Autonomes Zentrum und erst recht kein besetztes Haus. Man muß in Karlsruhe derzeit nehmen, was man kriegt ...

Getränke stimmen, die Toiletten sind okay, der Zugang zum »Substage« stimmt, und die dort arbeitende Mannschaft ist sympathisch. Größtenteils alles sehr nett da, und ich werde traurig sein, wenn das »Substage« irgendwann mal zwei Kilometer weiter östlich sein wird ...

09 August 2008

Dümmster Film des Jahres

Wir standen im Kino, eine spontane Entscheidung, und die Wahl fiel schwer. Die neueste »Hulk«-Verfilmung reizte nicht, der dritte Teil der »Mumie« gleich zweimal nicht, nach dem ersten »Narnia«-Debakel machte der zweite Teil der C-S-Lewis-Verfilmung auch nicht sonderlich an. Also blieb nach gründlichstem Nachdenken nur »Superhero Movie«, der neueste Streifen mit Lesnie Nielsen.

Vorher noch einen knalligen Cocktail, und das Kinovergnügen konnte beginnen. Im Publikum wimmelte es von Intelligenzbestien, da paßten wir gut rein. Und all meine Erwartungen wurden erfüllt.

Der Humor des Filmes ist primitiv (furzende Tanten, pissende Superhelden, kalauernde Schurken), die Witzfrequenz sehr hoch (angeblich drei Witze pro Minute), das Niveau insgesamt extrem niedrig. Der dämlichste Film des Jahres.

Und ich lachte Tränen. Ich japste nach Luft, schlug mir angesichts der grassierenden Doofheit gegen die Stirn und machte mir fast in die Hosen. Es war herrlich.

Wer in der Lage ist, für neunzig Minuten das Hirn weitestgehend auszuschalten, kann sich mit »Superhero Movie« bestens unterhalten. Und weiß dann beispielsweise endlich, was im Internat der X-Men wirklich los ist und wie sich Wolverine den Hintern abwischen läßt ...

08 August 2008

Im Garten des Celio


Der Platz lag geschickt: rund 800 Meter vom Colosseum entfernt, am Fuß des Celio-Hügels. Große Wohnblocks umgaben einen etwa dreieckigen großen Platz, in dessen Nähe sich der Autoverkehr stark in Grenzen hielt.

Das war die Piazza Celimontana, und wir strandeten eher zufällig dort. Die Musik lockte uns an, die aus einem umzäunten Gelände drang. Und als wir feststellten, dass es dort keinen Eintritt kostete und es statt dessen zu essen und zu trinken gab, gingen wir hinein.

Wir landeten im »I Giardini del Celio«, einem Musik- und Kino-Festival in kleinem Rahmen. Es gab Bier und Wein, Pizza und Salate, und auf der Leinwand lief »Sweeny Todd«, der aktuelle Streifen mit dem Schauspieler Johnny Depp.

Natürlich in italienischer Synchronisation, allerdings blieben die Sing-Stücke in englischer Sprache und wurden mit Untertiteln versehen. Sehr lustig, sehr stimmungsvoll – ein wunderbarer Abend!

07 August 2008

Die Villa Morgagni

»In Rom sind die Hotels entweder teuer oder schmuddelig.« Das sagten uns mehrere Leute, und uns wurden mehrmals irgendwelche Kloster oder katholische Pilgerstätten empfohlen. Dank hotels.com kamen wir dann auf die Villa Morgagni, und wir bereuten es keine Stunde lang.

Die Zimmer sind klein, das verwundert angesichts des erstaunlich guten Preises nicht. Da man sich angesichts der vielen Attraktionen in Rom aber eh kaum im Zimmer aufhält (zum Schlafen und Ausruhen eben), stört das nicht weiter. Wenn ich mich recht daran erinnere, haben wir auch den Fernseher nie gebraucht; ansonsten gab es aber ein kleines, aber praktisches Bad sowie eine Klimaanlage, die zeitweise nötig war.

Mich hat vor allem die Lage begeistert: keine hundert Meter von der Metro-Station an der Poliklinik entfernt, von dort aus sind es zwei Stationen bis zum Termini, also dem Hauptbahnhof. Und es fahren zwei Straßenbahnen sowie haufenweise Busse direkt vor der Hoteltür vorbei; wenn man das mit den Bussen mal kapiert hat, ist das System richtig klasse.

Und der Hammer ist das Frühstück auf dem Dachbalkon: Es erwies sich als richtig anständiges Frühstück mit allem Drum und Dran (okay, die Eier waren meist schon kalt, wenn wir kamen – das aber lag eher an uns), und beim Frühstücken hatten wir einen schönen Blick über das Dächermeer. Jeden Morgen ergab das eine wunderbare Einstimmung auf einen gelungenen Tag.

Gerne wieder komme ich in dieses Hotel – alles in allem super!

Überfüllter Reisebus

Es war mein erster Flug mit der irischen Linie Ryanair. Ich wußte im voraus Bescheid, daß vieles nicht mit dem übereinstimmte, was ich von anderen Fluggesellschaften her kannte – aber dann war ich doch Bescheid.

Direktflug vom Baden-Airpark (beim Dorf Hügelsheim zwischen Baden-Baden und Rastatt) nach Rom, das alles zu einem sehr anständigen Preis, da mußte ich als guter Schwabe einfach zuschlagen. Über die Ökobilanz macht man sich als Durchschnittsdeutscher dann erst hinterher wieder Gedanken.

Das Flugzeug war gut besetzt, es blieb praktisch kein Platz frei. Jeder Furz kostet extra, so muß für Gepäckstücke irgendwie bezahlt werden, und jedes Getränk an Bord kostet richtig Geld. Kein Unterschied zu einer Fahrt mit der Deutschen Bahn. Höchstens darin, daß bei der die Plätze tatsächlich bequemer sind.

Und daß man dort Plätze reservieren kann. Das geht bei der Ryanair nicht mal gegen Aufpreis. Also gibt es tatsächlich einen »Run« auf das Flugzeug, und man muß sich tummeln, wenn man nebeneinander sitzen will.

Zwischendurch kam ich mir vor wie auf einer Werbeveranstaltung: Ständig gab es Durchsagen, man könne Lotterielose oder etwas zu essen und zu trinken kaufen. Na super! Und bei der Landung ertönte eine Fanfare, während das Publikum begeistert applaudierte.

Seltsamer Flug, seltsame Gegebenheiten – aber so kam ich preiswert für vier Nächte nach Rom. Man darf nicht über alles meckern ...

06 August 2008

Eva Pflug ist tot

Ich entnahm's dem Nachrichtendienst Phantastik-News, der bei solchen Dingen immer hervorragend informiert: Die Schauspielerin Eva Pflug ist gestorben. Heute. Sie wurde 79 Jahre alt.

Wer nicht weiß, wer das war: Mit einer unglaublichen Betonfigur in Blong spielte sie die nervige Polit-Kommissarin Tamara Jagellovsk in der Fernsehserie »Raumpatrouille«, die ich auch größtenteils kenne.

Als Kind und Jugendlicher bekam ich, obwohl wir keinen Fernseher hatten, einige »Orion«-Folgen mit. Die gute Tamara fand ich schon ziemlich spannend. In Erinnerung blieben mir die schrägen Space-Tänze: elektronische Musik und abgehackte Bewegungen.

Unvergessen bleibt mir der Abend, an dem wir »Orion«-Folgen auf dem FreuCon '92 zeigten. Das war im April 1992, und im Saal bogen sich die englischen Fans vor Lachen. So einen Unfug hatten sie noch nie gesehen – gleichzeitig fanden sie's cool.

Irgendwann in den späten 90er Jahren saß ich mit Eva Pflug in einem Studio des Südwestfunks in Stuttgart; wir waren gemeinsam in einer Radio-Talkshow. Unter der Moderation von Jo Müller redeten wir über PERRY RHODAN (ich) und »Orion« (sie).

Es war sehr lustig, ich fand sie sympathisch und verquasselte mich oft; im Radio kam wohl erstaunlich viel Gelächter. Später saßen wir in einer Kneipe zusammen, wo sie Geschichten vom Besten gab (über den ständig besoffenen Harald Juhnke, der damals noch lebte und den sie vom Theater her gut kannte) und zu vorgerückter Stunde obskure Esoterik-Theorien auftischte.

Kürzestbericht zu einer Lesung

Früher habe ich für die »Neckar-Chronik« geschrieben, heute schreibt die Tageszeitung, die ihren Mantelteil von der »Südwest-Presse« übernimmt und zum »Schwäbischen Tagblatt« gehört, immerhin über mich. Das freut mich, auch wenn die Überschrift »BILD 1_Namen« mehr als seltsam wirkt.

Ärgerlich ist allerdings die neue Marotte, daß sogar solche Artikelchen, die keine große Relevanz haben, nur für Abonnenten komplett zu lesen sind. So erfahren die Leser also nur dann mehr über meine dolle Lesung, wenn sie die Zeitung abonniert habe. Das nenne ich Kundenfreundlichkeit in Zeiten des Internet.

Seien wir aber fair: Der Artikel ist jetzt nicht so wichtig, daß ich ihn unbedingt komplett hier zitieren müßte.

05 August 2008

Magira 2008 ist im Anflug


Da freue ich mich schon richtig darauf: In den nächsten Tagen sollte MAGIRA erscheinen, das Jahrbuch für Fantasy, konkret die Ausgabe für das Jahr 2008. Das Cover stammt von Hubert Schweizer, den ich anno 1988 auch mal in seinem Wohnhaus in Freiburg besuchte und mit dem ich mal eine Kunstausstellung in Freudenstadt veranstaltete.

Ich zitiere aus dem Info: »In der anstehenden neuen Ausgabe von MAGIRA finden sich wieder viele Helden, Heroinen, Drachen, Zauber und Unmögliches.«

Und ich bin extrem stolz darauf, mit einer Kurzgeschichte in einem Buch vertreten zu sein, in dem auch Neil Gaiman veröffentlicht wird. Und Falko Löffler - das freut mich ebenfalls! Es kann nur noch wenige Tage dauern ... und das Buch könnte bzw. sollte sich ein interessierter Fantasy-Fan einfach schon mal vorbestellen!

Ich war im Krankenhaus

»Kultur im Krankenhaus«, so heißt eine Reihe im Kreiskrankenhaus Freudenstadt. In dieser treten in unregelmäßigen Abständen auch Autoren auf, die aus ihren Werken vorlesen. Am Mittwoch, 30. Juli 2008, war ich dran - abends um 20 Uhr in der Caféteria des Krankenhauses.

Ein seltsames Gefühl für mich: Obwohl ich schon einige Dutzend Lesungen gegeben habe, war meine Geburtsstadt nicht auf meiner bisherigen Landkarte. Entsprechend nervös tanzte ich deshalb auch im Krankenhaus an.

Rund zwanzig Leute fanden sich tatsächlich ein; einige waren mir persönlich bekannt, andere erinnerten sich an mich »von früher«. Darunter war eine Frau, die mir früher im Frisörgeschäft die Haare geschnitten hatte (muß rund 25 Jahre her sein), oder ein Ehepaar, das meine frühesten Gehversuche als Jung-Autor im Großraum Freudenstadt miterleben mußte (dazu andermal mehr).

Ein Mann mit grauen Strähnen im Vollbart und schütterem Haupthaar gab sich als jemand zu erkennen, mit dem ich in der Oberstufe in einer Schülerzeitung mitgewirkt hatte. Peinlich aber wahr: Ich erinnerte mich weder an ihn noch an die Schülerzeitung; meine gymnasialen Oberstufenjahre habe ich größtmaßstäblich verdrängt, wie mir scheint.

Ich las aus meinem Buch »Das Tier von Garoua«, so war ich schließlich auch angekündigt worden; insgesamt gab ich vier Geschichten zum besten, allesamt die kürzeren aus dem Buch. Ein bißchen Malawi, ein bißchen Kamerun, ein bißchen Togo und noch ein bißchen Kamerun. Dazwischen redete ich viel, erzählte irgendwas und beantwortete Fragen.

Nach eineinhalb Stunden war alles vorüber; ich redete mit den Leuten und signierte einige Bücher. Mein Gastspiel in der »alten Heimat« war somit erfolgreicher verlaufen, als ich gedacht und anfangs befürchtet hatte.