31 Dezember 2010

Fiebriger Jahreswechsel

Das hatte ich ja mal wieder toll hingekriegt: Eigentlich war für den Freitag, 31. Dezember 2010, ein unglaublich leckeres Menü mit gutem Wein und netter Gesellschaft geplant, im »fünf«, wo sonst? Aber dann begann am Donnerstag davor ein fieser Kopfschmerz, gefolgt von Frösteln.

Zum Abendessen gab es heiße Suppe, danach hockte ich an der Heizung und fror, und um 22 Uhr lag ich im Bett. Na super!, wieder so eine fiebrige Erkältung. Die einzige Hoffnung, die mir blieb, war, dass der Mist nach 24 Stunden wieder vorüber sein würde.

Am Freitag morgen hatte ich Fieber, kombiniert mit den üblichen Begleiterscheinungen. Ich wurde mit Gesundheitstee und Vitaminen bombardiert und fühlte mich gegen Nachmittag wieder wie ein Mensch.

Für eine ausschweifende Neujahrsparty fehlt's dann doch an der Kraft. Das leckere vegetarische Menü schwebt im Geiste an mir vorüber, und mir bleiben das Fernsehprogramm und einige hundert ungelesene Bücher.

30 Dezember 2010

Mafia-Action geguckt

Irgendwie mag ich Filme aus Frankreich. Nachdem diese Woche der eher nachdenkliche »Small World« dran war, kam als Kontrastprogramm gleich »22 Bullets«. Das ist ein Mafia-Thriller mit Jean Reno in der Hauptrolle, wobei streng genommen die Mittelmeer-Metropole Marseille die eigentliche Hauptrolle spielt. (Kennt jemand noch »Der Mann aus Marseille« mit Jean-Paul Belmondo?)

Ein knallharter Gangster will sich eigentlich zur Ruhe setzen und sich nur noch um seine Familie kümmern. Doch ein Killerkommando richtet ihn in einer Tiefgarage mit 22 Kugeln hin. Jeder hält ihn für tot, aber die Ärzte flicken ihn wieder zusammen. Nach seiner Genesung nimmt der Mann den Rachefeldzug gegen die Täter auf; dabei ist ihm eine Polizistin auf den Fersen, die selbst ihre privaten Probleme hat.

Das wird heftig in Szene gesetzt. Leute werden derb zusammengeschlagen, Kugeln reißen tiefe Wunden, Stacheldraht zerreißt Fleisch. »22 Bullets« ist kein alberner Rodriguez- oder Tarantino-Gewaltfilm, sondern der Versuch, beinharte Realität auf die Leinwand zu bringen.

Hervorragende Schauspieler, eine beeindruckende Musik, dann aber wieder gelegentliche Schwächen im Dialog - der Film war eine Achterbahnfahrt. Niemand von uns langweilte sich, wir alle waren mit Faszination dabei.

Hinterher waren die Ansichten durchaus verschieden; der Film ist nicht jedermanns Geschmack. Letztlich ist er blutig und heftig, sehr ernst und gegen Ende ziemlich moralisch. Kein lustiger Streifen.

Der Film hat dennoch seinen dezenten Witz. Gegen Ende hängt der Polizeichef, während er eine peinliche Rede hält, ein Bild des französischen Staatspräsidenten auf - sehr schön.

Und im Abspann werden die Mafia-Clans und ihre Darsteller aufgelistet. Einer der Clans ist dann der »Clan der Bullen«, sprich die Polizei wird als eigene Bande aufgefasst. (Es lohnt sich, Abspänne anzugucken ...)

29 Dezember 2010

Eindrucksvoller Kinofilm

Ich gestehe, dass ich anfangs sehr skeptisch war. Dann aber ging ich doch mit, um mir »Small World« in der Schauburg in Karlsruhe anzuschauen. Den Ausschlag gab die Tatsache, dass Gérard Depardieu eine der Hauptrollen spielen sollte - und den dicken ollen Franzosen finde ich ziemlich klasse.

Das war der Film auch. »Small World« entstand nach einem Roman von Martin Suter, von dem ich leider noch keine Zeile gelesen habe, und ist eine Mischung aus Familienfilm und Krimi. Nachdem ich ihn anfangs ein wenig lahm fand, zog mich die Mischung aus Intrigen und Gefühlen immer mehr in ihren Bann.

Eine Zusammenfassung fällt schwer: Es geht um zwei alte Männer, die in ihrer Kindheit dicke Freunde waren, bevor der eine zum Chef eines Unternehmens und der andere zu seinem Gärtner wurde. Es geht um eine junge Frau, die in diese Unternehmerfamilie einheiratet (gespielt von Alexandra Maria Lara, der zweiten Hauptdarstellerin dieses Films), und es geht um eine intrigante alte Schachtel, die seit Jahrzehnten um ihre Macht und ihren Einfluss ringt.

Nicht kapiert? Macht nichts. Man kapiert's beim Angucken. Und erst am Ende des Filmes hat man das gesamte Puzzle so richtig zusammen. Dann sitzt man da, atmet erst mal tief durch und unterdrückt die eine oder andere Träne. Doch, ernsthaft!

Die Bilder sind super, die Kameraführung ist herausragend, und die Schauspieler agieren alle auf ziemlich hohem Niveau. Spezialeffekte sind dafür Mangelware ... aber das ist nun mal kein Knall-Bumm-Beng-Actionfilm.

Streckenweise erinnert »Small World« an alte Chabrol-Filme, die ja ebenfalls nicht gerade krachende Spannung bieten, aber sehr subtil und gemein unterhalten. »Small World« ist ein toller Film, der es verdient, dass ihn mehr Leute angucken!

28 Dezember 2010

Public Image damals

Nach seiner Zeit bei den Sexpistols musste Johnny Rotten sich offensichtlich weit von seinen bisherigen Wurzeln entfernen. Die Band Public Image war das tatsächlich, und das zeigt die erste Platte der Band sehr deutlich: »First Issue« kam schon 1978 heraus und hat mit Punkrock wirklich nichts mehr zu tun.

Hysterisch-überhöhter Gesang, rhythmische Musik, die zeitweise ins Funkige geht, dazu Händeklatschen vom Band – das klang alles fürchterlich unpunkig und ebenso ungewöhnlich. Ich erinnere mich noch gut, wie konsterniert ich mir die Platte anhörte, als ich sie mir anno 1980 etwa kaufte. Seither hörte ich sie auch extrem selten an.

Inhaltlich geht es vor allem um das Mega-Thema Religion, dem sich Johnny Rotten in zynischer Weise annähert. Rein textlich entfernte er sich nicht so weit vom Punkrock, und großkotzig blieb er auch mit Public Image.

Die Platte kann man übrigens tatsächlich heute noch anhören (aber nur alle fünf Jahre etwa); sie ist schräg und abwechslungsreich und möglicherweise auch tanzbar. Mit New Wave, zumindest dem, was man heutzutage darunter versteht, hat sie allerdings auch nicht viel zu tun. Interessante Scheibe auf jeden Fall ...

27 Dezember 2010

Besuch aus dem Wald

Am zweiten Weihnachtsfeiertag besuchte ich meine Schwester; sie wohnt in dem Dorf im Schwarzwald, in dem ich aufgewachsen bin. Ich holte sie am Bahnhof ab.

Keine leichte Aufgabe: Für eine Strecke, die mit dem Auto normalerweise fünf Minuten dauern würde und die ich mit dem Rad normalerweise in 15 Minuten bewältige, brauchte ich gut zwanzig Minuten. Spiegelglatte Straßen, Schneechaos, durchdrehende Reifen, tobende Autofahrer - es war richtig was los.

Als wir vom Bahnhof aus durch die Stadt fuhren, kam meine Schwester nicht aus dem Staunen heraus. »Da wurde ja nix geräumt«, stellte sie andächtig fest. Da hatte sie recht: Auf den Straßen lagen zwanzig bis dreißig Zentimeter Schnee, von zahlreichen Spurrinnen teilweise schon gut zusammengedrückt und in Eisflächen verwandelt.

Im Schwarzwald, wo gut das Doppelte an Schnee lag, konnte man ordentlich fahren. Bundes- und Landstraßen waren sauber geräumt, die Nebenstrecken immerhin fahrbar. In Karlsruhe hatte der nicht existente Schneeräumdienst es geschafft, die großen Kreuzungen in gigantische Eisbahnen und die Straßenbahnschienen in fiese Holperstellen zu verwandeln.

Karlsruhe im Winter - das ist jedes Jahr aufs neue ein Phänomen, bei dem ich nicht weiß, ob ich lachen, schreiben oder toben soll ...

24 Dezember 2010

Wortfechtereien bei Punk

Kurz vor dem Heiligen Fest noch ein wenig Besinnlichkeit: Ich schaue mir die Anzeigen von Punkrock-Vertrieben an und überlege mir, eine besinnliche Punkrockscheibe zu kaufen. Da fällt mir dann der »Contra-Onlineshop« quasi vor die Nase.

Ich kann weder gegen den Shop noch das dazu gehörige Label noch gegen die Menschen, die dahinter stehen, auch nur einen Ton sagen. Aber ich lese die Werbetexte zu den Platten und wundere mich.

Was muss ich von der Band Ghostbastardz halten, die folgendermaßen angepriesen wird? »Unverkrampft treffen die Ghostbastardz sowohl textlich wie auch musikalisch mitten ins Ziel.« Wenn sich einer als »unverkrampft« bezeichnet, heißt das ja irgendwas - ich komme nur nicht dahinter, was wirklich gemeint sein könnte ...

Schön ist auch »gehobener deutscher Punkrock«, der den Eastside Boys zugeschrieben wird. Heißt »gehoben« in dem Fall, dass man viele Fremdwörter benutzt, dass man Günther Grass vertont oder dass man einfach fleißig das Bierglas gehoben hat? Fragen über Fragen.

Oder The Ruckers, die als Berliner Vorzeige-Skinheads bezeichnet werden. »ehrlich, aufrecht, direkt und authentisch«, so sei die Band, wird mir versprochen. Und ich kann jetzt rätseln, was damit gemeint ist.

Ohne Schmarrn: Ich finde es lustig, wie man im ausklingenden Jahr 2010 den Punkrock zu vermarkten versucht. Manchmal klingt's als habe man versucht, möglichst viele Worthülsen zu verwenden, ohne etwas konkret sagen zu müssen.

Vor dreißig Jahren war Punk was neues, was rebellisches, vor zwanzig Jahren galt dasselbe für Hardcore, vor zehn Jahren meinetwegen noch für die neue deutsche Streetpunk-Welle. Zum Jahreswechsel 2010/11 braucht man Wortfechtereien, die nach Werbeagentur riechen, um neue und alte Bands anzupreisen. Schon seltsam ...

23 Dezember 2010

Schon wieder Fuchs-Aus

Als Kind las ich lieber »Fix & Foxi« als »Micky Maus«. Warum das so war, weiß ich nicht mehr, aber diese Freundschaft hält über Jahrzehnte hinweg. Vor einigen Jahren machte ich sogar ein »Fix & Foxi«-Buch, das allerdings mangels eines vernünftigen Vertriebs ein ziemlicher Flop wurde.

Trotzdem trifft es mich, wenn das Kinderheft eingestellt wird und wenn es keine vernünftigen Impulse mehr gibt, die alte Marke wiederzubeleben. Nach dem Aus in den frühen 90er Jahren gab es immer wieder Versuche - und jetzt scheiterte kurz vor Weihnachten der aktuellste.

Laut Branchendiensten hat die mir persönlich unbekannte Firma New Ground Publishing die Rechte zurückgegeben. Man schiebt es auf ominöse »Umstrukturierungsmaßnahmen«, und es trifft auch gleich einen Geschäftsführer.

Keine Ahnung, welche Gründe es wirklich waren, die zum Aus der kleinen Fuchs-Zwillinge führte. Traurig finde ich es trotzdem.

Crossover made by La Confianza

Der Begriff Crossover stammt ursprünglich aus dem Jazz, galt anfangs der 90er Jahre aber vor allem für die anfangs begeisternde Mischung aus Hardcore und HipHop. Irgendwann in den 90er Jahren war der Begriff für mich durch, und bei Crossover winkte ich nur noch ab. Entsprechend skeptisch ging ich an die Band La Confianza und ihre CD »Epochenjäger« ran.

Dabei handelt es sich um vier Typen aus der Region Franken, die allesamt ein wenig studentisch aussehen und genau die oben genannte Mischung spielen. Das ganze vermengen sie mit deutschsprachigen Texten, die sogar ziemlich clever sind, recht lange und mit einem durchaus politischen Gehalt. Schlaumeier-HipHop gewissermaßen.

Das lässt sich gut anhören, ärgert nie, reißt mich allerdings auch nicht zu Begeisterungsstürmen hin. Wenn die Gitarren laut genug bratzen und krachen, gefällt's mir besser; mit Sprechgesang kann ich aber einfach nicht so viel anfangen.

Wer auf klassischen Crossover steht – ha, was für ein Widerspruch! –, dem könnte die Band mit ihrer CD gut bis sehr gut gefallen. Auf der Band-Homepage gibt's ausreichend Texte zum Lesen und Videos zum Gucken ...

22 Dezember 2010

Ich und altersmilde?

Ich hätte nie gedacht, dass ich mal bei Aussagen von CDU- und FDP-Parlamentariern applaudieren müsste. Silvana Koch-Mehrin von der FDP, die ja irgendwie Karlsruhe im Europa-Parlament vertritt, war mir in all den Jahren herzlich unsympathisch, und auf einmal sagt sie etwas, das sie gut findet.

Es geht um die unsägliche Glühbirnendiskussion. Ich gehöre ja zu den Leuten, die zuletzt die alten Glühbirnen gehamstert haben, weil ich die sogenannten Energiesparlampen komplett bescheuert finde.

Mag ja sein, dass man damit Energie sparen kann. (Den ganzen Unfug in Sachen Klimaschutz mag ich nicht einmal kommentieren. Der Popanz Klimaschutz ist eine riesige Seifenblase, die immer dann ins Gefecht geführt wird, wenn Politiker nichts sinnvolles zu melden haben. Dabei würde ein schlichtes »Energie und Ressourcen sparen, weil die endlich sind« zumindst mir reichen. Aber ich bin ja auch Schwabe und von Natur aus sparsam.)

Aber hundertprozentig sicher hole ich mir eine geballte Ladung Gift ins Wohn- und Schlafzimmer. Quecksilber ist fies, und das weiß man nicht erst seit kurzem.

Es ist erfreulich, dass das jetzt auch einige Politiker verstanden haben. (Wer sie für diese Erkenntnis gesponsert hat, will ich nicht wissen.) In ihrem typisch geschwurbelten Deutsch hat Silvana KM vorgeschlagen, das Verbot der Glühbirne zu stoppen. Da muss ich ihr ausnahmsweise zustimmen, da hat die Frau ja glatt mal recht.

Nur fühle ich mich jetzt völlig irritiert: Ein Lob für eine FDP-Politikerin? Werde ich altersmilde? Darüber muss ich über Weihnachten wohl dringend nachdenken.

21 Dezember 2010

Das Cape Greco

Erinnerungen an die Zypern-Reise vom Oktober 2010

Vom Hotel aus gingen wir an einem Vormittag los, immer an der Küste entlang und damit auch an der Grenze des Naturschutzgebietes Cape Greco. Im Prinzip handelt es sich um eine Halbinsel, die größtenteils aus karstigem bis felsigem Untergrund besteht, an der Küste teilweise pechschwarzer Stein, der völlig zerklüftet ist, im Inneren der Halbinsel teilweise mit Büschen und Bäumen bewachsen.

Anfangs gingen wir direkt am Strand entlang, überkletterten mannshohe Steine, zwischen denen wir leere Bierdosen und zerborstene Flaschen fanden, oder stolperten durchs Gebüsch, das teilweise bis an den Strand wucherte. Aber irgendwann ging es nicht weiter; wir krabbelten noch zur Küste und verließen uns auf die schön gemachten Wanderwege, die sich entlang der Küste und durch das Buschland zogen.

Die Luft war warm, aber nicht zu heiß, die Sonne schien, und in den Büschen wimmelte es von Leben. Wir sahen die üblichen Eidechsen und Vögel, erschraken einmal über eine schwarze Schlange, die aber schnell davon huschte, und betrachteten allerlei Insekten: Wer spazierengeht, hat auch Zeit sowie ein Auge für solche Dinge.

Ich fand die Buchten und Grotten schön; hätten wir Badesachen dabei gehabt, wären wir irgendwo sogar ins klare Wasser geklettert. Ab einem gewissen Punkt ging es nicht weiter: Es kam ein Sperrgebiet, irgendeine Funkanlage, die von Zäunen umgeben war. So wanderten wir an diesem Tag stundenlang durch die Gegend; zurück ging es über einen Radweg, der besser ausgebaut war und über den wir schneller vorankamen.

An einem anderen Tag wanderten wir dann in die andere Richtung, erreichten dann endlich den südöstlichsten Punkt der Europäischen Union. An dieser Stelle war der Fels zerklüftet und fast schwarz, Sandkristalle glitzerten in tiefen Rillen und Löchern. Wenn man nur auf den Fels schaute und das Meer ausblendete, sah das ganze aus wie die Landschaft eines fremden Planeten.

Das Cape Greco fand ich schön, und ich mochte jeden unserer Ausflüge in das Gelände hinein. Nicht mit dem Schwarzwald vergleichbar – aber das brauche ich im Urlaub ja nicht unbedingt ...

20 Dezember 2010

Rolf Miller im Auto

Rolf Miller kannte ich bislang aus dem Fernsehen; der Mann ist Kabarettist, aber einer von der ruhigen Sorte. Zu seinem Programm gehört, dass er in Jeans und T-Shirt auf einem Stuhl sitzt, ganz der gemütliche Mann von nebenan, und über sich, sein Leben und die Gesellschaft laut nachdenkt.

Im Dezember bekam ich eine CD geschenkt, auf der sich ein Programm des Kabarettisten befindet. Das Ding heißt »Der Spaß ist voll«, und es zeigt, dass der Mann auch »ohne Bild« wunderbar funktioniert.

In seiner Rolle als leicht vertrottelter Spießer, der von seiner Frau nur als »die ... ähm ... die Ding« spricht, der sich stotternd über die Wirren der Welt aufregt und der immer mal wieder albern loslacht, ist er einfach großartig.

Seine Sätze, die vor sich hin mäandern, die zeitweise richtig blöd klingen, strotzen allerdings vor Wortwitz und doppelbödigen Aussagen; ich hörte die CD beim Autofahren an und musste immer wieder lachen. Das beste ist ja, dass man sie auch zweimal hören kann. So ging's mir – beim zweiten Mal mit Beifahrerin –, und ich lachte trotzdem wieder die meiste Zeit über die Witze.

Für längere Autofahrten in den Urlaub hatten wir bislang eine CD von Hagen Rether als Allheilmittel, bei der man auch beim dritten und vierten Mal noch lachen kann. Ich nehme an, dass sich Rolf Miller künftig in diesen Kanon des schrägen Humors einreihen wird. Bingo!

19 Dezember 2010

Badisch-gemütlich

Durch fieses Schneetreiben kämpften wir uns nach Durlach durch. Klingt spannend, ist aber übertrieben ... Tatsächlich kamen wir trotz Eis und Schnee an diesem Wochenende zur »Alten Schmiede« im Karlsruher Ortsteil Durlach; dieses Restaurant erfreut sich in der Bevölkerung großer Beliebtheit, weshalb man stets einen Tisch reservieren muss.

Der Laden ist vor allem wegen seiner Optik und seiner Speisekarte beliebt. Die Karte ist im badischen Dialekt verfasst, die Optik ist auf alt getrimmt. Das mag ein bisschen übertrieben sein, kommt aber immer gut an.

Für Vegetarier ist das kein ideales Restaurant: Es gibt außer den Salaten (»ich kann Ihnen einen Salat mit Lachsstreifen empfehlen« - arrrrrgl) praktisch nur ein einziges Gericht, und das sind Käsespätzle. Nun ja ... Wer aber gerne Fleischgerichte mit regionalem Charme ist, ist hier richtig.

Meine Begleiter verspeisten tote Tiere mit wachsender Begeisterung, während ich ihre Beilagen plünderte, mich über die Gemüsebrühe als Vorspeise und die Käsespätzle freute und ansonsten - ich war Fahrer - wegen der Wetterverhältnisse bei alkoholfreiem Bier blieb. Klingt jetzt fast asketisch, war aber sehr nett.

Meine Stammkneipe wird's nicht. Will ich aber jemandem zeigen, was »badische Gemütlichkeit« bedeutet, ist dieses Lokal sicher bald wieder meine erste Wahl ...

18 Dezember 2010

Schräger Sampler von I Love Marbach

Das Label I Love Marbach Records ist – wenn ich das richtig kapiert habe – ein musikalisches Kollektiv, das alle möglichen Interessen zusammenfasst. Von den Bands und Musikprojekten, die zumeist aus Erfurt stammen, gibt es seit November 2009 einen Sampler, den ich mir jetzt mehrfach angehört habe.

Der Titel ist schon ungewöhnlich: »001:04:00.00« klingt nicht nach einer Band und schon gar nicht nach einem Musikstil. Und das ist auch das, was für die gesamte CD spricht: Der Sound ist extrem abwechslungsreich, mal ist es Elektro-Gewummer, dann wieder schräges Songwriter-und-Gitarre-Geklimper, dann wieder krachige Rock-Musik.

Aus diesem Grund kann ich auch keine echte Empfehlung geben. Die CD habe ich mehrfach angehört – und je nach Tageslaune gefallen mir die Stücke oder eben auch nicht. Das ist vorher nicht zu bestimmen. Interessant und ungewöhnlich ist die Zusammenstellung allemal.

Wahrscheinlich ist es eh sinnvoller, sich die Homepage genauer anzuschauen, um sich ein Bild zu machen. So richtig vermitteln kann ich das ja eh nicht ...

17 Dezember 2010

Erinnerungen an Prag

In den letzten Wochen brachte ich einige Folgen von »Der Redakteur erinnert sich« auf die PERRY RHODAN-Homepage. Hier kurz eine Auflistung mit passenden Erläuterungen ...

»Mit Robert in Prag« ist der Titel des ersten Textes, in dem ich eine Reise nach Prag und Chotebor schilderte. Im Mai 1999 war ich dort mit dem leider schon verstorbenen Autor Robert Feldhoff unterwegs.

In »Interview-Tour durch Prager Kneipen« setzt sich dieser Bericht fort. Wir hatten eine Reihe von Pressegesprächen, weil wir neue Romane auf den tschechischen Markt bringen wollten.

Der dritte und abschließende Teil kam gestern auf die Homepage: »Mein erster Trip nach Chotebor« berichtet vom AvalCon, dem tschechischen Nationalcon, und das war schon einigermaßen seltsam.

16 Dezember 2010

Schöner Start zu einer Anthologie-Reihe

Ich mag ja Produkte von kleinen Verlagen, und in den letzten Jahren habe ich da auch immer wieder Geld ausgegeben. Einer dieser kleinen Verlag ist der Wunderwaldverlag, in dem Erik Schreiber jetzt eine Reihe von Anthologien herausgeben möchte. Erik selbst ist mir seit über einem Vierteljahrhundert bekannt – und mit »Geheimnisvolle Geschichten 1« liegt die erste Anthologie vor.

Werbewirksam wurde der Name Markus Heitz aufs ansonsten eher schlichte Cover gedruckt; immerhin hat der Bestsellerautor eine Geschichte beigesteuert. Ansonsten ist das rund 150 Seiten starke Taschenbuch sauber gedruckt, es wirkt recht professionell.

Die sieben Geschichten spielen in unterschiedlichen Genres, mal ein bisschen Fantasy (gelungen die Story von Petra Jörns), mal ein wenig Horror (hier zeigt Markus Heitz, das er gut mit den Erwartungen spielen kann), sogar eine SF-Satire (Erik Schreiber mit einem kurzen Text). So richtig begeistert hat mich keine der Geschichten, schlecht ist aber auch keine.

Im Verlauf der letzten Jahre habe ich schlechtere Anthologien aus Kleinverlagen in den Fingern gehalten. Ich habe mich bei »Geheimnisvolle Geschichten 1« gut unterhalten. Und das ist nicht das schlechteste beim Start einer neuen Reihe.

15 Dezember 2010

Saturday's Heroes mit mitreißendem Sound

Der Begriff Streetpunk war vor etwa einem Vierteljahrhundert eher auf die Bahnhofspunker-Szene gemünzt. Nimmt man heute diesen Begriff, meint man eigentlich den »modernen Oi!«, gerne auch mit einem Schuss »allgemeine Rockmusik« vermengt. Seit die Dropkick Murphys und andere Bands in den 90er Jahren losgelegt haben, wird das ganze manchmal schunkelig und manchmal auch folkig.

All das kann man über die junge schwedische Band Saturday's Heroes auch sagen. Ihre erste Platte heißt »Set To Sail«, kam hierzulande bei Bandworm Records raus, sieht schick aus und enthält ein Dutzend schmissiger Stücke, die allesamt gut unterhalten, meist gut nach vorne gehen und nur gelegentlich ins Schunkeln verfallen. Die Burschen sind jung, und ihre Platte ist richtig gelungen.

Selbstverständlich erfinden sie das Rad nicht neu. In Schweden, wo in den letzten 15 Jahren haufenweise neue Bands aus dem Boden geschossen sind, die aufgrund ihrer Texte und ihrer Musik im Punkrock-Geschäft international vermarktet werden können, passen sie gut in die Landschaft. Und hierzulande werden sie genügend Punkrocker und Skinheads mit ihrer Musik begeistern können.

Textlich bleibt man auf der sicheren Seite. Es geht um die Szene, es wird ein wenig politisch, und eine tüchtige Portion Pathos darf nicht fehlen. Alles in allem eine Platte, die mich nicht umfegt, die ich aber in den letzten Wochen immer mal wieder gern gehört habe. Wer Streetpunk der »modernen Art« mag, sollte unbedingt reinhören.

Jetzt auch als Epub


Mein Buch »Das Tier von Garoua - Abenteuer Alltag in Afrika« ist seit drei Jahren auf dem Markt, in Form eines Taschenbuches sowie auch als eBook. Seit einigen Tagen kann die Sammlung von Erzählungen und Kurzgeschichten zusätzlich im modernen epub-Format heruntergeladen werden.

Das ist für all die Menschen interessant, die gerne »mobil lesen« möchten. Das Buch kann jetzt beispielsweise auf den Sony Reader geladen werden, und weitere Geräte und Plattformen dürften alsbald folgen.

Ich finde so was klasse: Selbst kann ich's zwar nicht herunterladen, weil mir nach wie vor das entsprechende Endgerät fehlt - aber »mein Verlag« ist hier erfreulich aktiv und spielt bei den neuen Möglichkeiten vorne mit. Sehr schön!

Es gibt jetzt eigentlich nur ein Problem: Ich kann solche Bücher nicht signieren. Wer also eine Unterschrift in sein Buch gemalt haben möchte, muss weiterhin eine Print-Ausgabe in der örtlichen Buchhandlung kaufen.

14 Dezember 2010

Zombies made in Germany

Den Film »Rammbock« verpasste ich, als er im Kino kam. Er sprach mich nicht an, die Mixtur aus Zombiefilm und Berlindrama hielt ich für uninteressant. Doch jetzt kam er im Fernsehen, ausgerechnet im »Kleinen Fernsehspiel« des ZDF – und ich fand ihn richtig gut.

Klar wird ein Zombiefilm nie dazu beitragen, niveauvolle Unterhaltung unters Volk zu streuen. Aber die Gruppe junger Leute (Regisseur, Drehbuchautor und Schauspieler sind meist jung) hat es geschafft, einen richtig spannenden Streifen hinzutrimmen, der mich bestens unterhalten hat.

Es gibt einige blutige Szenen, aber die halten sich in Grenzen. Im wesentlichen geht es um die Flucht und die Angst des Helden und seiner unfreiwilligen Begleiter, es geht um die Isolierung in einem Wohnhaus, das von Zombies belagert wird, und es geht vor allem um eine unerfüllte Liebe, auf die ein schräges Happy End wartet.

Alles in allem ein packender Streifen, den ich mir vielleicht noch im Kino anschauen werde. Wer ihn bislang verpasst hat und auch im ZDF nicht zugucken mochte, muss wohl auf die DVD warten. Und guckt sich so lange bitteschön den offiziellen Trailer an.

13 Dezember 2010

Zauberkreis sagte ab

In der ersten Hälfte der 80er Jahre glaubte ich, nachdem ich einige Veröffentlichungen auf die Beine bekommen hatte, die große Schriftsteller-Karriere warte auf mich. Schriftsteller im Science-Fiction-Bereich natürlich, denn am liebsten las ich zu der Zeit eben Science Fiction.

Also versuchte ich mich an einem eigenständigen Roman, den ich an die damaligen Lektorate schickte; mühsam kopierte ich zuvor jedes Blatt einzeln auf dem Kopierer in dem Supermarkt, in dem ich zu jener Zeit noch arbeitete. Und sehnsüchtig wartete ich danach auf Antwort.

Am 5. März 1984 meldete sich Frau Sauer vom Zauberkreis-Verlag, der damals in der Karlsruher Straße 22 in Rastatt ansässig war. Frau Sauer arbeitete im SF-Lektorat, und sie leitete mir die Beurteilung eines leider anonymen Außenlektorats weiter.

»Die Story ist vom Inhalt nicht sehr attraktiv«, schrieb sie. »Es fehlt der Clou - irgendein geheimnisvoller Aufhänger, der sich durch die Story zieht und den Leser in Atem hält.« Hole ich mir den Text in Erinnerung, hat sie recht: Die Flucht meines »Helden« aus einer Kuppelstadt strotzte nicht unbedingt vor Intelligenz.

»Auch der Stil ist nicht actionbetont«, ging die Kritik weiter. »Vieles, wie die Fluchtszene, wird zu breit und zu ausführlich behandelt. Das gilt auch für die Parallelhandlung, die keine Spannung hergibt.« Damit hatte das Lektorat, das damit meinen Text ablehnte, selbstverständlich ebenfalls recht.

Im Nachhinein bin ich ja froh; man stelle sich vor, Zauberkreis hätte damals meinen Roman genommen - selbstverständlich erst nach gründlichem Umarbeiten. Keine Ahnung, was dann heute mit mir wäre; womöglich wäre ich ein mehr oder weniger erfolgreicher Autor ...

12 Dezember 2010

Warten auf Paphos

Erinnerung an den Zypern-Trip im November 2010

Wir starteten bei der Rückreise in Larnaca und hatten nach einer halben Stunde Flugzeit gleich eine Zwischenlandung. Die fand auf der anderen Seite der Insel statt, in Paphos. Das ist das touristische Highlight der Insel, und deshalb stiegen dort viele Touristen zu.

Wir hatten eine Stunde oder mehr Aufenthalt, und wir mussten dafür die Maschine verlassen. Also schlenderten wir gelangweilt durch das Flughafengebäude, schauten uns den überschauberen Duty-Free-Shop an, guckten gelangweilt auf den Flugplatz hinaus und leisteten uns zuletzt für wenig Geld eine Limonade.

Mit der saßen wir dann in einer Ecke, schon reichlich übermüdet und zermatscht vom vielen Warten, und stierten in die Flughafenhalle. Ich war zu zermatscht, um in meinem Buch weiterzulesen.

Die meisten Menschen wirkten in Eile, nur eine große Gruppe von Reisenden gammelte ganz offensichtlich herum: Es waren kanadische Soldaten, Männer wie Frauen, die in allen möglichen Sitzgelegenheiten saßen und lagen, teils miteinander redeten, zumeist aber schliefen.

»Die haben die richtige Soldaten-Einstellung«, mutmaßte ich. »Man nutzt jede Chance, die man hat, um einschlafen zu können, weil man ja nicht weiß, wann man die nächste Chance hat.« Wobei ich mir den Einsatz kanadischer Truppen auf Zypern alles andere als anstrengend vorstellte ...

11 Dezember 2010

Herausragendes Magazin mit letzter Ausgabe

Manche Sachen dauern länger; bei mir ist das häufig die Lektüre aktueller Dinge. Schließlich geht ständig etwas aus dem »Perryversum« vor, da bleibt dann nicht immer die nötige Zeit für privates Schmökern. Aus diesem Grund beendete ich auch dieser Tage erst die Lektüre der vierten Ausgabe von »Pandora«.

Dabei handelt, nein, handelte es sich um ein Magazin für Science Fiction und Fantasy. Einen der Herausgeber kenne ich seit vielen Jahren; es ist der Ex-Freiburger Hannes Riffel, der in Berlin unter anderem für den Otherland-Buchladen (ehemals Ufo-Buchladen) in Kreuzberg verantwortlich ist, wenn er sein Geld nicht gerade als Lektor, Herausgeber und Übersetzer verdient. Der andere Herausgeber ist Jakob Schmidt, den ich nur vom Namen und von seinen teilweise recht intellektuellen Texten her kenne.

Gemeinsam haben die beiden vier Ausgaben von »Pandora« herausgebracht. Die vierte, also diejenige, die ich zuletzt gelesen habe, stammt bereits aus dem Herbst 2009 – das ist ganz schön lange her. Aber ich habe nicht bereut, das Magazin von vorne bis hinten gelesen zu haben.

Magazin? 272 Seiten in einem Format, das ein wenig über dem gängiger Hardcover ist, gesetzt mit Texten, die mehr Inhalt haben als ein 500-Seiten-Buch? Magazin? Na gut, bei dem Begriff geht es ja um Erscheinungsweise und Vertriebsform, trotzdem wirkt das Wort hier ein wenig falsch.

Dafür stimmt der Inhalt hundertprozentig. Neben Buchbesprechungen und Artikeln (unter anderem über Philip K. Dick und Kurd Lasswitz) gibt es vor allem Erzählungen, allesamt sehr gut illustriert.

Ich mochte vor allem den beeindruckenden Kurzroman »Flammen«, der in den »Pandora«-Ausgaben 3 und 4 veröffentlicht wurde und den ich erst jetzt komplett gelesen habe – da geht's um menschliche Kolonisten auf einem fremden Planeten und deren Probleme und Gefühle und vor allem um dramatische Öko-Entwicklungen und gesellschaftliche Hintergründe.

Klingt schwierig, ist aber faszinierend zu lesen. Dazu kommen andere Geschichten, unter anderem von Autoren wie Jeffrey Thomas (dessen »Punktown«-Geschichten ich eh mag) oder Wolfgang Jeschke (der »große alte Mann der deutschen SF«). Eine starke Sammlung von »gehobener« Science Fiction.

Das beeindruckende Buch/Magazin kostete 16,90 Euro – ein Betrag, der wirklich gut angelegt ist. Ich find's schade, dass »Pandora« schon eingestellt wird, und ich kann das Magazin auch im Nachhinein nur jedem empfehlen. Gibt's ja immer noch über die Homepage des Verlages ...

10 Dezember 2010

Wer zu schnell kürzt ...

Im aktuellen »Fandom Observer« sind gleich drei Buchbesprechungen von mir zu finden. Der Herausgeber hat mich nach Material gefragt, und ich habe geliefert. Bei der heutigen Lektüre der Ausgabe 258 habe ich mich allerdings glatt über schlimmes Deutsch geärgert. Wohlgemerkt in meinen eigenen Rezensionen ...

Des Rätsels Lösung: Ich habe - nach Absprache natürlich - Rezensionen genommen, die ich bereits im Internet publiziert hatte. Für den »Fandom Observer« wurden diese selbstverständlich umgeschrieben und leicht bearbeitet, vor allem um »Rhodanismen« gekürzt. Ich schreibe ja schließlich für ein anderes Publikum.

Das musste schnell gehen, wie so oft. Und beim Kürzen haute es dabei ganze Worte bis halbe Sätze auch an den Stellen weg, wo diese richtig gewesen wären. Die Folge sind einige blöde Holpereien.

Mist. Was lernen wir daraus? Auch unter Zeitdruck sollte man sich genügend Zeit fürs Schreiben nehmen ...

Amari mit italienischem Pop

Früher hätte ich gesagt, »Dancefloor-Music« sei pauschal Mist. Doch seit ich Faithless vor vielen Jahren live in Karlsruhe gesehen habe, bekomme ich Stücke wie »God Is A DJ« nicht aus dem Kopf. Das ist meilenweit weg vom Punk, aber dennoch ziemlich klasse.

Entsprechend interessiert ging ich an die italienische Band Amari ran. Von der Kapelle liegt mir die CD »Poweri« vor, die ziemlich abwechslungsreich ist. Mal fiepen und klimpern die Computer, mal wird mit tief hängenden Gitarren tatsächlich gerockt, dass es eine Freude ist. Wer sich ein Stück wie »Girls On Vodka« ausdenkt, kann kein schlechter Mensch sein.

Kurzum: Das hat echt was. Meine Lieblingsband wird Amari aber sicher nicht ...

09 Dezember 2010

Beim Schuster

Nur wenige hundert Meter von meiner Haustür entfernt gibt es eine winzigkleine Schuhmacher-Werkstatt. In einem Raum, der nicht viel größer ist als mein Arbeitszimmer daheim, sitzt ein türkisch sprechender Mann, der schon ein wenig älter wirkt, und leistet für gutes Geld hervorragende Arbeit.

Zu diesem brachte ich kurz vor dem Winter meine Stiefel. »Die sind nicht mehr gut«, sagte ich, zeigte auf die Sohlen und gab sie ihm. »Können Sie die reparieren?«

Er nahm die Schuhe, drehte sie in der Hand, betrachtete die völlig abgelatschte Sohle. »Für Arbeit?«, fragte er dann.

Kurz überlegte ich, ob ich ihm die Wahrheit sagen sollte. Dann nickte ich. »Ja«, log ich. »Die sind für die Arbeit.«

Er nickte, machte sich an die Arbeit, am nächsten Tag waren die Schuhe neu besohlt. Ich hatte kein schlechtes Gewissen angesichts meiner Lüge. Hätte der Mann verstanden, was ich meinte, wenn ich die Wahrheit gesagt hätte?

»Nein, das sind keine Arbeitsschuhe«, hätte ich gesagt. »Das sind meine Tanzschuhe. Für Pogo.«

08 Dezember 2010

Wetterjammern

Seit Jahren spotte ich über die Menschen, die nur über das Wetter klagen, anstatt es zu akzeptieren - letztlich kann man ohnehin nichts dagegen tun. Nur bin ich in diesen Tagen auch frustriert: Ich hatte mich so schön an die Minusgrade gewöhnt, an die kalte Luft, an den gewissermaßen trockenen Schnee und die Möglichkeiten, sich in ordentlicher Kleidung an der frischen Luft aufzuhalten.

Doch jetzt? Es regnet ununterbrochen, da macht Radfahren keinen Spaß, und das reduziert die Laune schlagartig. Für einen Dezember, der so schön begonnen hat, ist das keine überzeugende Entwicklung. Wenn ich könnte, würde ich diesen Monat aus meiner persönlichen Liste »voten«.

Das schlimmste daran: Aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen blühen bei diesen Temperaturen meine Allergien. Die Nase läuft, die Augen tränen. Da freut sich unsereins schon auf den nächsten Kälteeinbruch ...

07 Dezember 2010

Im Land der Verheißung

Bereits vor zwei Jahren veröffentlichte Dr. Jörg Weigand einen ersten Band unter dem Reihentitel »Phantastischer Oberrhein« im Schillinger-Verlag, Freiburg. Damals war ich mit einer Kurzgeschichte vertreten, und in der Fortsetzung bin ich's ebenfalls. Mit »Land der Verheißung« liegt nämlich die zweite Sammlung mit Kurzgeschichten und Erzählungen vor.

Drin sind diesmal 16 Autoren, darunter der Bestsellerautor Gisbert Haefs - mit so jemandem tauche ich gern im selben Buch auf. Die Gemeinsamkeit ist laut Verlag, dass wir allesamt »am Oberrhein geboren, aufgewachsen oder ansässig sind«. Nun gut ...

Gelesen habe ich das Buch noch nicht; von mir stammt die Kurzgeschichte »Schwarzwaldfahrt«, die im weitesten Sinne phantastisch ist und streng genommen im Landkreis Freudenstadt spielt. Wen's interessiert: Das 202 Seiten starke Buch ist als Hardcover erschienen und kostet 18,80 Euro. Mithilfe der ISBN 978-3-89155-359-6 kann es überall im Buchhandel bestellt werden.

06 Dezember 2010

Nordrhein-Westfalen historisch

Nicht dass ich viel zur Geschichte des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen sagen könnte ... aber ich weiß immerhin genug über die Punkrock-Vergangenheit der Region. Und so machte ich am Sonntag, 5. Dezember 2010, eine Sendung im örtlichen Radio Querfunk, in der es um NRW ging – vor allem unter einem gewissen historischen Blickwinkel.

Das hieß allerdings auch, dass ich durchaus die Ränder anguckte. Male sind klassischer Punk, wie es klassischer nicht sein kann, aber mit Family Five und The Stairs brachte ich eher Mod-Sound; und Billy & The Willies sind nur mit einigem guten Willen in die Punk-Schublade zu stecken – ich mag die Band dennoch.

Rotziger dann die 80er-Jahre-Kapellen Tu Do Hospital, an die sich kaum noch jemand erinnern dürfte, oder Rim Shout, für die das gleiche gilt. Die Idiots aus Dortmund, deren Sänger Sir Hannes immer noch einen Plattenladen besitzt, soweit ich weiß, gehören auf jeden Fall zu den bekannteren Bands der 80er Jahre.

Und dann noch die Lokalmatadore – prollig, aber irgendwie gut – und Hass, die in Sachen Deutschpunk schon ziemlich gut knallten. Die Sendung war somit schön abwechslungsreich und stöberte mehr oder weniger erfolgreich in den 80er und frühesten 90er Jahren.

05 Dezember 2010

Tardi und sein Werk


Seit vielen Jahren - wahrscheinlich seit der Erstausgabe bin ich Abonnent des Comic-Magazins »Reddition«, das an Sach- und Fachkenntnis meiner Ansicht nach unübertroffen ist. Vor allem fasziniert mich seit langer Zeit, wie gut die Schwerpunkthefte gemacht sind; ärgerlich ist nur, dass ich selten dazu komme, sie von vorne bis hinten zu lesen.

Eine Dienstfahrt kann viel ändern, und so las ich im Zug endlich die Ausgabe 52, die bereitsim frühjahr erschienen war. Sie behandelt den französischen Zeichner und Autor Jacques Tardi, dessen »Adele«-Comics im Jahr 2010 auch als Kinofilm »geadelt« wurden. Selbst habe ich von Tardi gar nicht so viel gelesen, weshalb ich die Artikel umso interessanter fand.

Der Mann schrieb und zeichnete Comics, die im Krimi-Milieu spielen oder sich mit dem Ersten Weltkrieg auseinandersetzen; sein Stil ist außergewöhnlich und passt in keine Schublade. Das alles bildet das Dossiert wunderbar ab, mit vielen Bildbeispielen, die in mir das Interesse an dem Künstler so richtig wecken.

Ein Klasse-Magazin, das mich mit seinen 76 Seiten und seiner »Bastelbeilage« (kein Scherz!) beeindruckte. Der Preis von acht Euro ist angesichts der optischen wie inhaltlichen Qualität angemessen - man kann das Heft im Comic-Laden kaufen oder direkt bei der Edition Alfons.

04 Dezember 2010

Peter beichtet

Die aktuelle Folge meines PETER PANK-Romans ist erschienen - in der Ausgabe 93 des OX-Fanzines, die dieser Tage aus der Druckerei kam. Angesichts des schrägen Covers bin ich ja mal gespannt, ob man das Heft im regulären Zeitschriftenhandel überhaupt erhalten wird ...

Hin wie her: In der aktuellen Folge 29 meines Fortsetzungsromans, bei dem ich nicht weiß, ob und wie der jemals als Buch zu haben sein wird, geht's immer noch um den Ärger des jungen Helden mit Nazis und anderen Deppen. Der Journalist, den er kennt, erzählt einige Hintergründe, die klar machen, dass nichts so einfach ist, wie Peter Pank es sich vorstellt.

Und ich mache mich schon mal mit dem Umstand vertraut, dass ich in den nächsten Tagen wieder mit dem Schreiben anfangen muss. Ich sollte mal einen Termin so richtig sauber einhalten und nicht erst auf dem letzten Drücker liefern.

03 Dezember 2010

Einmal Hamburg und zurück

Dienstreisen kosten viel Zeit, haben aber - wenn ich mit der Bahn unterwegs bin - einen unschlagbaren Vorteil: Endlich habe ich Zeit und Ruhe zum Lesen. Normalerweise zumindest.

So ging es gestern nach Hamburg, die Bahn aus dem Süden hatte insgesamt gerade mal eine Viertelstunde Verspätung und das trotz des Wetters. Der Wagen war voll, neben mir wollte eine ältere Dame immer wieder in ein Gespräch mit mir einsteigen, aber ich kam gut zum Lesen.

Das waren in diesem Fall Manuskripte und andere Arbeitssachen, aber auch die aktuelle Ausgabe der "bild der wissenschaft" und der "Reddition"; zumindest da folgt noch eine Besprechung. So konnte ich am gestrigen Donnerstag, 2. Dezember, in Hamburg einen Termin bei einem unserer Lizenzpartner vereinbaren, der sich als recht gut erwies, und abends noch mit einem anderen Lizenzpartner sehr nett in ein sympathisches Restaurant in Altona gehen.

Am heutigen Freitag, 3. Dezember, dann morgens noch ein Termin bei einer Agentur für Öffentlichkeitsarbeit, dann ging es in die Bahn. Die war diesmal richtig voll, und die Verspätung summierte sich auf insgesamt eine halbe Stunde.

Ich schlief, und ich las, unter anderem eine ältere Ausgabe von "Spektrum der Wissenschaft" (über Quantenphysik, schluck!, aber ein bisschen Bescheid wissen sollte ich ja darüber) und den neuesten Roman von Kinky Friedman. Besprechung folgt, toll war er. Danach begann ich mit der Lektüre des ersten Romans von Paul Di Filippo, der hierzulande erschienen ist (bisher kannte ich von dem Mann nur zwei Novellen) - viel Sex, viel Phantasie.

Dienstreisen bilden. Und sie bringen hoffentlich nicht nur der Firma was, sondern auch mir.

02 Dezember 2010

Bier und Eis

Auch wenn es am 1. Dezember stürmt und schneit, hält das einen euphorischen Biertrinker nicht davon ab, das Haus zu verlassen. Da im Verkehrsbericht gesagt worden war, man sollte das Auto nur benutzen, wenn es wirklich nötig sei, entschloss ich mich, mit dem Rad zu fahren.

Das stellte sich, nachdem es mich gleich in der Hofeinfahrt fast hingelegt hätte, als erstaunlich unterhaltsam heraus. Sorgsam schlidderte ich über Fahrspuren von Autos und über zugeschneite Gehwege, umschleuderte elegant die Eisplatten, die unter dem Neuschnee verborgen waren, und kam so frisch und munter ins "fünf".

Eine Suppe und ein wenig Bier später ging's auch schon heim - und wieder ging alles glatt. Der Schnee auf der Strecke entlang des Alten Flughafens war jungfräulich weiß, die Luft war klar und frisch, und ich hatte richtig gute Laune. Meinetwegen kann der Winter kommen.

01 Dezember 2010

Schlichter und Dämonenkiller

Wenn es ein Thema in den letzten Tagen gab, das mich auf die Palme brachte, war es die sogenannte Schlichtung im Konflikt um »Stuttgart 21«. Ich schaute ein paarmal zu, bekam über die Nachrichten einiges mit, und ich war gebührend beeindruckt. Und dann nahm ich mir vor, das Thema zu ignorieren - ich ärgerte mich unnötig, und das ist nicht gut für den Kreislauf.

Da höre ich mir dann doch lieber ein cooles Horror-Hörspiel an. In diesem Fall war's die Folge elf von »Dorian Hunter«, produziert vom Zaubermond-Verlag und vertrieben von Universal. In der Folge »Schwestern der Gnade« verschlägt es den Helden der Serie in ein Irrenhaus, in das er sich freiwillig einliefern lässt.

Das Irrenhaus ist gefährlicher, als sich Dorian Hunter vorher vorstellen konnte. Leute werden umgebracht, er kommt in die Zwangsjacke - und das wird zeitweise so fies und gehässig geschildert, dass man einerseits mitleiden kann und andererseits über den so gefesselten Helden grinsen muss.

Ähnlich ging es mir ja mit dem Thema in den letzten Tagen, über das ich mir eigentlich keine Gedanken machen will. Wann immer ich Nachrichten gucke, ärgere ich mich über das Gesindel, das uns regiert; deshalb habe ich die Stuttgart-21-Diskussion bis zum Sommer 2010 so gut wie aus dem Kopf gehabt.

Die Arroganz der Macht und das großkotzige Vorgehen von Bahn und Regierung machte mich - ohnen dass ich es wollte - zum Gegner eines übertriebenen Megaprojekts. An die Schlichtung glaubte ich nie, das erschien mir als geschickter PR-Schachzug der Befürworter: Professionelle Bahnmanager, die einen riesigen Coaching-Stab im Hintergrund haben, treffen auf fach- und sachkundige Amateure, die sich in ihrer Freizeit um Bahnangelegenheiten kümmern; den Farbtupfer dabei geben unfähig wirkende Minister des Landes.

Da lobe ich mir die Kriminalbeamten und sogar die Bösewichte in »Schwestern der Gnade«. Da geht es richtig zur Sache; da wird zwischen dem Nachmittagstee und den leckeren Keksen auch mal über die Ermordung eines Patienten geredet.

Wie immer ist die Produktion äußerst gelungen, werden Musik und Effekte hervorragend eingesetzt. Auch das elfte »Dorian Hunter«-Hörspiel macht Spaß und überzeugte mich auf ganzer Linie.

Ebenso wie die Schlichtung: Die Landesregierung steht bombig da und hat den Segen, dass sie weiterbauen darf. Wer jetzt noch gegen Stuttgarts Großkotzprojekt ist, muss sich endgültig sagen lassen, dass er sich dem demokratisch legitimierten und durch einen Schlichter geadelten Fortschritt in den Weg stellt. Klasse gemacht hat das der Ministerpräsident, das muss man ihm lassen.

Manchmal bin ich mir nicht so ganz im klaren darüber, ob zwischen dem Irrenhaus in »Dorian Hunter« und diversen öffentlichen Gebäuden in Stuttgart wirklich ein so großer Unterschied besteht ...