Als Ende der 80er-Jahre die Comic-Serie »Sandman« erstmals erschien, galt sie in meiner Wahrnehmung als ein absoluter Geheimtipp: Das waren Comics aus den USA, die sich den üblichen Regeln amerikanischer Comics verweigerten. In »Sandman« prügelten sich keine Superhelden, gab es keine endlosen Auseinandersetzungen mit monströsen Wesen, wurden nicht ständig dicke Oberarme oder leicht bekleidete Frauen gezeigt.
Die Geschichte wurde von Neil Gaiman entwickelt und zeigte eine phantastische Welt, wie man sie zuvor nicht im Comic gesehen hatte. »Sandman« erzählte von Träumern und ihren Schicksalen, von Menschen und Göttern, Dämonen und Wunderwesen, die sich trafen und bekämpften, die sich liebten und umarmten. Bis heute zählt die Serie zu den Klassikern des phantastischen Comics.
Seit damals wurden die »Sandman«-Comics im deutschen Sprachraum mehrfach veröffentlicht, und sie haben hierzulande ihre Leser gefunden. Es liegt deshalb nahe, auch die neuen »Sandman«-Serien in deutscher Sprache herauszubringen. Bei Panini wurde bereits 2020 der erste Band von »House Of Whispers« in den Handel gebracht, und ich habe diesen Band endlich durchgeschmökert.
Um es vorsichtig anzudeuten: Das ist ein Comic, der nicht leicht zu lesen ist, der aber viele phantastische Ideen enthält. Das liegt unter anderem daran, dass sich eigentlich drei Welten vermischen: die Götterwelt des Voodoo, die wirkliche Welt in New Orleans und die Traumwelt, wie man sie aus den »Sandman«-Geschichten kennt. Ich musste mehrfach zurückblättern, um die Zusammenhänge klarer zu erkennen.
Künstlerisch ist das alles ansprechend; die Zeichnungen sind gut, der Aufbau der Seiten oft originell. Aber es fiel mir schwer, dem Verlauf der Geschichte zu folgen – das war mir teilweise zu verworren. Sicher liegt es auch daran, dass ich nach all den Jahren nicht mehr die Details des »Sandman«-Kosmos kenne. Wer mit wem in welcher Beziehung steht, weiß ich einfach häufig nicht.
Um es klar zu sagen: Für echte »Sandman«-Fans ist »House Of Whispers« sicher eine Empfehlung. Wer diesen Kosmos nicht kennt oder nicht so richtig gut, der kann damit nicht viel anfangen. Für mich schien’s wie eine verpasste Chance.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen