30 Juni 2013

Autoren machen es sich selber

Wie schwer es offenbar ist, für ganz vernünftige Dinge einen ebenso vernünftigen deutschsprachigen Begriff zu finden, belegt unter anderem das Wort »Selfpublishing«. Gemeint ist damit heutzutage, dass Autoren ihr Manuskript selbst verlegen, entweder gedruckt oder als digitale Ausgabe.

Vor allem in den vergangenen zwei Jahren, in denen sich der E-Book-Markt unglaublich entwickelte, wurde Selfpublishing für viele Autorinnen und Autoren zu einer Erfolgsgeschichte. Kein Tag vergeht, an dem mich nicht irgendwelche Leute via Facebook oder Google+ über ihre neuen Romane informieren.

Ganz klar: Das ist häufig nichts anderes als die Fortsetzung von Fanzeitschriften und Privatdrucken der 80er-Jahre und früherer Zeiten. Mit dem einen Unterschied, dass es heute echte Erfolgsgeschichten gibt. So hat beispielsweise die bereits legendäre Autorin Erika Leonard vom Selfpublishing den Sprung auf die internationalen Bestsellerlisten geschafft: unter dem Pseudonym E.L. James und mit der dickleibigen Peitsch-mich-aus-Trilogie »Shades Of Grey«.

Jetzt hat sich ein Journalist die Mühe gemacht, sich Selfpublisher genauer anzugucken. Gemeint ist Matthias Matting, der darüber in seinem Blog selfpublisherbibel.de ausführlicher berichtet. Hunderte von Fragebögen wurden ausgefüllt, eingereicht und von ihm ausgewertet.

Wenig überraschend ist, dass 91 Prozent der Autoren ihre Werke als E-Books veröffentlichen. Auffallend ist aber vor allem, wie wenig wirklich verdient wird, pardon: eingenommen. Der Großteil verdient weniger als 50 Euro, nur bei vier Prozent aller Autoren liegen die Einnahmen in einem Bereich, der einigermaßen interessant ist – also über 2000 Euro.

Im Schnitt nehmen die Autoren pro Monat ihre 312 Euro ein. Das ist nicht »verdient«, sondern nur »eingenommen«, weil auf Basis dieser Zahl weder die Arbeitszeit noch etwaige Shop-Gebühren bestimmt werden können. Über den Stundenlohn mache ich mir da erst einmal keine weiteren Gedanken.

Seien wir aber auch fair – Gelegenheitsautoren wie ich, die beispielsweise ein Buch mit Afrika-Kurzgeschichten veröffentlichen, kommen ebenfalls auf sehr niedrige Einnahmen. Das ist dann eben ein reines Hobby und mehr nicht, und als solches sollte man es betrachten. Und dann sind 312 Euro pro Monat als eingenommenes Geld für ein Hobby nicht einmal eine allzugroße Katastrophe ...

29 Juni 2013

Enpunkt-Radio mit Spanien


Zum ersten Mal versuche ich es mit einer Ankündigung: Am morgigen Sonntag, 30. Juni 2013, gibt es wieder ENPUNKT-Radio im örtlichen Radio Querfunk. Für Menschen in Karlsruhe und Umgebung ist die Sendung regulär im Radio zu hören, die entsprechenden Frequenzen sind auf der Internet-Seite des Senders zu finden.

Darüber hinaus ist die Sendung auch im Live-Stream zu hören, also im Internet. Wer mag, schalte am Sonntag abend von 22 bis 23 Uhr ein. Das Thema ist diesmal: Punkrock und Hardcore aus Spanien ...

Mush mal wieder gehört


Es war zu Beginn der 90er-Jahre, als ich erstmals auf Leatherface aufmerksam wurde; die Band aus England wurde vor allem in Fanzines wie dem »Trust« abgefeiert. Ich benötigte einige Zeit, um mich an den eigentümlichen Sound der Band zu gewöhnen, und heute muss man Leatherface zu Recht als einen Punkrock-Klassiker bezeichnen.

Die wohl beste Platte der Band ist »Mush«, die 1991 aufgenommen wurde, die ich damals nur auf einer Kassette hatte und die ich mir unlängst endlich als Nachpressung auf schweineschwerem Vinyl gekauft habe. Mit dem Abstand von über zwanzig Jahren stelle ich fest: Das Ding ist richtig klasse, und alles Lob, das über »Mush« ausgekippt wurde, ist berechtigt.

Die Reibeisenstimme von Frankie Stubbs trägt die Stücke, sie schwebt geradezu; die Musik dazu bewegt sich zwischen hippeligem Hardcore-Punk und geradezu hymnischem Chorgesang hin und her. Die Ohrwürmer der Platte gehen erst nach dem zweiten und dritten Hören so richtig ins Hirn, dann bleiben sie aber hängen. Das war musikalisch wie textlich schon 1991/92 »Punkrock für Erwachsene« und nicht mehr für steineschmeißende Jugendliche – und das meine ich jetzt nicht abwertend.

Wer noch nie von der Band aus Sunderland gehört hat, sollte wirklich mit dieser Platte anfangen. Leatherface lohnt sich sowieso, und »Mush« ist einfach der Klassiker schlechthin.

28 Juni 2013

Dorian zum siebzehnten

Endlich habe ich die Folge 17 der großartigen Hörspielserie »Dorian Hunter« gehört. Sie trägt den Titel »Das Dämonenauge« und bringt noch einmal alle Vorzüge der Serie zum Vorschein, die ich schon oft gelobt habe: großartige Effekte und Geräusche, eine spannende Erzählweise, sehr gute Sprecher, hervorragende Dialoge und ein ausgereiftes »Storytelling«.

Bei »Dorian Hunter« handelt es sich – grob gesagt – um die moderne Version der klassischen Heftromanserie »Dämonenkiller« aus den 70er-Jahren. Die alten Romane kommen in neuer Bearbeitung in Buchform heraus, und daraus werden die Hörspiele gemacht. Vor allem bei der Hörspielfassung sind die Heftromane allerdings häufig nur noch ein Steinbruch, aus dem die guten Szenen gebrochen werden ...

In der Folge 17 werden im Prinzip die ersten 16 Folgen der Serie zu einem Ende geführt. Wer es mit dem Fachvokabular einer anderen Heftromanserie sagen möchte: Ein Zyklus geht zu Ende. Noch einmal tauchen alle wichtigen Hauptfiguren auf, und am Ende kommt es zum finalen Duell zwischen dem Helden Dorian Hunter und Asmodi, dem Herrn der Schwarzen Familie.

Das ist durchaus komplex gemacht: Die Handlung springt durch die Zeit, von der Gegenwart bis ins Jahr 1713 und zurück; sie springt aber auch durch die Örtlichkeiten. Die Handlungsebenen sind miteinander verschränkt; die Ereignisse auf Haiti stehen in direktem Bezug zu Ereignissen in London.

Das ist sehr geschickt gemacht und richtig spannend. Voodoo-Zauber und Dämonen spielen eine wichtige Rolle. Für jemanden, der »Dorian Hunter« nicht kennt, dürfte das ganze größtenteils unverständlich sein. Man benötigt echte Serienkenntnisse, um alles zu kapieren – da ich die bisherigen Folgen alle gehört habe, wurde ich durch eine packende Horror-Abenteuer-Handlung belohnt. Super!

27 Juni 2013

The Promised Land


Jetzt ist der Film »The Promised Land« auch in den deutschsprachigen Kinos angelaufen. Ich habe ihn interessanterweise bereits im Flugzeug nach Dubai gesehen – und das trotz des Thema – und möchte den Streifen jenen empfehlen, die sich gerne ein wenig »anspruchsvoll« unterhalten lassen möchten. Mir hat er gut gefallen, und ich fand ihn unterhaltsam.

Regisseur ist Gus van Sant, Hauptdarsteller und Mit-Autor ist Matt Damon. Die beiden hatten vor vielen Jahren mit dem Streifen »Good Will Hunting« einen riesigen Erfolg – den möchten sie jetzt gerne wiederholen. Allerdings ist der Film diesmal nicht so teenager-mäßig angelegt, sondern ein ernsthaftes und erwachsenes Polit-Drama.

Es geht um Fracking, kranke Leute, gierige Berater und veramte Bauern: In einer ländlichen Region versucht Matt Damon als Scout eines Gaskonzerns irgendwelche Bauern dazu zu überreden, ihre Grundstücke für Fracking-Arbeiten herzugeben. (An seiner Seite spielt übrigens die famose Frances McDormand; wie immer überzeugend.) Das klappt nicht ganz so einfach, vor allem, als ein Umweltschützer auftaucht, um die Bauern auf seine Seite zu ziehen ...

Das klingt gar nicht so spannend, wie es ist: Klar, der Film kommt ohne jegliche Action aus, sieht man von einer einzigen Hauerei ab. Aber es geht um die Verbindung aus politischen und persönlichen Motiven. Das ist ziemlich klasse gemacht – und wird dadurch sehr wohl spannend.

Ein empfehlenswerter Film, der mit einem offenen Ende aufhört und dem Zuschauer so ermöglicht, sich selbst Antworten auf irgendwelche Fragen zu geben. »The Promised Land« kann man sich getrost anschauen, vor allem dann, wenn man nach einiger Zeit die Nase von kostümierten Superhelden voll hat ...

Never Built Ruins und ihre LP


Wenn ich es richtig kapiert habe, hat sich die Band Never Built Ruins aus Freiburg und Umgebung aufgelöst – das finde ich schade. In den vergangenen Tagen habe ich ihre Langspielplatte, die keinen speziellen Titel trägt und die ich schon seit 2011 oder so besitze, praktisch ununterbrochen auf meinem Plattenteller geträgt.

Da sind insgesamt acht Stücke drauf, und die knallen alle derart, dass es mir die Sprache verschlägt: Hardcore-Punk, na klar, ziemlich rotzig und energiegeladen, mit einer stärkeren Punkrock-Kante als die EP und die Teninch davor; die Texte sind meist in englischer Sprache, die Gestaltung der Plattenhülle überzeugt.

Die Platte ist sogar vergleichsweise melodisch, man ist schon nach dem ersten Anhören in den Stücken drin und kriegt manche davon nicht mehr aus dem Ohr. Der Gesang, der auf der EP vor allem brüllend daherkam, ist abwechslungsreicher, am wuchtigen Sound hat sich natürlich nichts geändert.

Und nach diesem Kracher-Ding hört die Band auf? Das finde ich ... schon ein bisschen gemein!

26 Juni 2013

Flotter Dichter

Ich war fleißig an jenem 26. März 1983: Gleich vier Gedichte schrieb ich, und ich tippte sie mit meiner klapperigen Kofferschreibmaschine auf ein A4-Blatt, auf Öko-Papier, wie es damals durchaus Mode war. Inhaltlich möchte ich die Texte gar nicht mehr sonderlich kommentieren; es war die Art von Lyrik, die viele 19-jährige Jugendliche um diese Zeit verfassten.

Ein Gedicht hieß »Vor Ostern« und spielte mit meinen Erwartungen an die Reise nach Marokko. In »Palavern« jammerte ich emo-mäßig von »grenzenloser Einsamkeit«, ein auch sprachlich erschütternder Text.

Fast schon literarisch war »Alice und Gulliver«, der Versuch, einige literarische Entdeckungen mit Logik, Realität und Phantasie in einen Topf zu werfen. Witzig finde ich auch heute noch »Kleptomane«, ein Text über Ladendiebstahl – anfangs der 80er-Jahre klaute ich nicht nur einmal.

Wie immer in solchen Fällen sitze ich heute vor den Texten und erkenne den jungen Mann kaum wieder, der diese Texte vor dreißig Jahren verfasste. Schon klar, das war ich selbst – aber seit dem hat sich eben doch sehr viel verändert ...

25 Juni 2013

Venedig und Atlan

Kritische Menschen würden mich jetzt wieder tadeln. »Du verbringst zuviel Zeit mit diesem Fan-Kram«, würden sie zu mir sagen. Und wahrscheinlich hätten sie recht. Aber ich freue mich trotzdem, wenn ein Artikel von mir in einem Fanzine veröffentlicht wird – selbst wenn die Relevanz dieses Fanzines eher gering ist.

In diesem Fall ist es die Ausgabe 219 des Fanzines »Intravenös«; sie erschien dieser Tage. Veröffentlicht wird das Heft vom ATLAN-Club Deutschland, in dem ich in den 80er-Jahren irgendwann Mitglied wurde. Heute muss ich quasi beruflich in diesem Verein sein ...

In dieser aktuellen Ausgabe ist mein großer Bericht »Venedig ist eine Reise wert« erschienen. Wer meinen Blog regelmäßig verfolgt, weiß Bescheid: Die Texte sind allesamt im Enpunkt-Blog veröffentlicht worden und wurden von mir für die Fanzine-Veröffentlichung ein wenig bearbeitet.

Jetzt sollte ich allerdings auch noch den Rest des Heftes lesen. Immerhin steht genügend »Fan-Kram« drin, den ich meist amüsant und interessant finde ...

24 Juni 2013

Im Gewürz-Souk

Erinnerungen an den Dubai-Trip im Mai 2013

Da es unser dritter Aufenthalt in Dubai war, wussten wir genau, was wir wollten: Unser Ziel war der Souk der Stadt, also der alte Markt. Wir steuerten ihn zielstrebig an, um Gewürze zu kaufen. Mit der Metro kamen wir ins entsprechende Stadtviertel, dann waren es nur noch einige hundert Meter zu Fuß.

Der Souk besteht aus engen Gassen, die zu einem großen Teil überdacht sind. Trotz der Mittagshitze hatten wir somit erträgliche Temperaturen. Rechts und links säumten kleine Geschäfte die Gassen, die unterschiedliche Waren anboten; einzelne Warengruppen waren jeweils in bestimmten Bereichen untergebracht.

Im Spice Souk roch es verführerisch. Säcke mit Pfeffer und anderen Gewürzen standen in der Gasse, die Verkäufer sprachen uns auf englisch und teilweise sogar deutsch an. Safran gab es überall, Weihrauch und Myrrhe, Vanille und Zimt. Teilweise probierten wir, aber vor allem waren wir an Safran interessiert.

Also suchten wir einen kleinen Laden an der Ecke auf, in dem wir vor Jahren schon einmal gute Qualität zu vernünftigen Preisen bekommen hatten. So auch diesmal: Das Feilschen dauerte lange, wegen mangelnder Sprachkenntnisse auf beiden Seiten – wir konnten weder Persisch noch Arabisch, die anderen kaum Englisch – brauchten wir einen Taschenrechner zur exakten Preisbestimmung. Bezahlt wurde mit einer EC-Karte.

Als wir gingen, waren wir sehr zufrieden; die Händler sicher auch. Wir bummelten noch durch andere Bereich des Souks, schauten uns wie immer den Gold Souk an, der als einziger richtig breite Wege hat, und fuhren dann mit der Metro wieder zurück. Ein schöner Aufenthalt – gerne mal wieder!

23 Juni 2013

Spinne auf DVD


Im vergangenen Jahr schaffte ich es nicht, »The Amazing Spider-Man« im Kino anzugucken; eine Folge von viel zu viel Arbeit. Aber jetzt kam der Film in Form einer DVD auf die heimische Glotze – und ich fand ihn sehr gelungen.

Die Geschichte ist bekannt und wird hier aufs neue erzählt: Der etwas schüchterne Peter Parker wird von einer mutierten Spinne gebissen, entwickelt allerlei Spinnenfähigkeiten, verliebt sich und setzt sich gegen allerlei Widerstände durch. Kennen wir gut, haben wir x-mal gelesen und eben jetzt auch mal wieder gesehen.

Die Neuverfilmung des Regisseurs Marc Webb geht erwachsener zu Werke als die Trilogie von Sam Raimi. Andrew Garfield spielt den jungen Peter Parker durchaus glaubhaft: ein schlacksiger Jüngling mit Skateboard, der gern fotografiert, sich gelegentlich sehr pubertär verhält, aber sich seiner Verantwortung stellt.

Es gibt coole Action-Szenen, die emotionalen Szenen mit aller Verliebtheit funktionieren, die Charaktere verhalten sich nachvollziehbar und machen Entwicklungen durch: Das ist tatsächlich ein gelungener Superhelden-Film, der sich mit der Trilogie messen kann. Ob er besser oder schlechter ist, kann ich gar nicht sagen – die Schwerpunkte sind zu unterschiedlich. Aber es lohnt sich, »The Amazing Spider-Man« zu gucken!

22 Juni 2013

Der zweite Teil der Fro-Tee-Serie

In meiner Erinnerung sind die Fro-Tee Slips noch immer die Funpunk-Band, die sie in den 90er-Jahren waren. Das ist unfair, weil seitdem zwei Jahrzehnte vergangen sind, und die vier Jungs aus Flensburg längst »gestandene Männer« sind. Das merkt man auch an den zwei CDs der Serie »Starschnitt Troopers«, von der jetzt der zweite Teil vorliegt.

Beide Platten wurden in derselben Session aufgenommen, und beides Mal gibt es amtlichen Punkrock mit deutschen Texten. Mit den Chören und dem rotzigen Gesang erinnert das Ganze manchmal an die alten Toten Hosen oder an Wizo, was ich positiv meine.

Die Band hat sich meilenweit von ihren früheren Funpunk-Wurzeln entfernt und setzt eher auf flotte Melodien, die gut ins Ohr gehen. Gelegentlich wird ein wenig Ska reingemixt; man lässt die Hardrock-Gitarren aber im Schrank. Letztlich zelebriert die Band hier klassischen Deutschpunk ohne sonderliche Allüren, aber eben auch ohne Peinlichkeiten.

Textlich bleiben die Burschen im persönlich-privaten Bereich, sie verzichten auf Politik und Gejammer. Manchmal wird's beziehungspathetisch: »Ich geh den Weg mit dir / auch wenn's manchmal schwierig wird ...« Dann wieder rotzig: »Leckt mich doch alle mal Arsch, lasst mich in Ruh' / ihr steckt doch alle unter einer Decke, gebt's endlich zu.« Das ist ein wenig unentschlossen, okay ...

Mit den Fro-Tee Slips habe ich meinen Frieden geschlossen – die Band hat sich positiv entwickelt. Deutschpunk dieser Art muss nicht originell sein, aber er muss ins Ohr gehen. Tut er.

(Eine Kurversion dieser Besprechung erschien übrigens bereits im OX-Fanzine.)

21 Juni 2013

15 Grad weniger


Die sogenannten Redigiertage sind Tage, an denen ich zu Hause auf dem Balkon oder in meinem Büro sitze und arbeite. Ich kann die Formulierung »in Ruhe« an dieser Stelle nicht benutzen, weil meist die ganze Zeit Punkrock oder Hardcore läuft, meist in gebührender Lautstärke.

An diesem Donnerstag abend, 20. Juni 2013, saß ich mit einem Wim-Vandemaan-Manuskript auf dem Balkon. Es war ein schwüler Tag, und auch an diesem Abend war es noch warm. Aber auf einmal kippte das Wetter, ich konnte zusehen. Die Temperatur, die am Vortag bei 37 Grad gelegen hatte, fiel auf knapp 22 Grad.

Der Horizont verfärbte sich dunkel, dann zogen schwarze Wolken über den Himmel, mit einer Geschwindigkeit, die beängstigend war. Faszinierend war der Anblick einer ganz gewöhnlichen Blumenkohlwolke, die unter der schwarzen Masse hing, als würde sie von dieser zur Erde heruntergedrückt.

Dann begannen die Böen, und sie wurden innerhalb von zwei, drei Minuten so stark, dass ich vom Balkon flüchten musste. Hektisch räumte ich irgendwelche Blumentöpfe zur Seite, ebenso hektisch packte ich Gegenstände vom Tisch auf den Boden, bei denen ich befürchtete, dass sie sonst gleich fliegen würden.

Kaum war ich fertig, prasselte es. Die Böen peitschten die Bäume in unserem Garten, die Luft war auf einmal voll mit Blättern und kleinen Ästen. Mit enormer Geschwindigkeit wurde das Zeugs durch die Luft gewirbelt, dazwischen wirbelte Unrat von der Straße hoch und knallte gegen die Wände unseres Hauses.

Mir fiel ein, dass mein Fahrrad noch im Freien stand. Spontan eilte ich die Treppen hinunter und öffnete die Haustür. Ich stand im Freien, sah faszinierend, wie es rings um mich herum knallte und prasselte. Und als ich losgehen wollte, um mein Fahrrad aufzuschließen, flog – ungelogen! – keine zwei Meter von mir ein fetter Ast mit allem Drum und Dran vorbei.

Da entschloss ich mich, das zu tun, was clever war: in der Wohnung warten, bis das Unwetter vorbei war ...

Action an Bord eines Ozeanriesen

Die »Britannia« ist das größte und modernste Passagierschiff der Welt. Als sie zu ihrer Jungfernfahrt von England nach New York aufbricht, sind 2700 wohlhabende Passagiere und 1600 Besatzungsmitglieder an Bord. Unter ihnen ist auch ein Mörder, der seine eigenen Pläne verfolgt und bereits nach kurzer Zeit mit seinen Attacken beginnt.

Ebenfalls an Bord sind der Agent Aloysius Pendergast und seine Begleiterin Constance Green. Die beiden sind auf der Spur eines Mannes, der ein uraltes und offenkundig lebensgefährliches Artefakt aus einem tibetanischen Kloster gestohlen hat. Während sie noch nicht wissen, wen sie genau verfolgen, steuert die »Britannia« auf eine vernichtende Katastrophe zu ...

Das ist der Ausgangspunkt des Thrillers »Darkness – Wettlauf mit der Zeit« des amerikanischen Autoren-Duos Douglas Preston und Lincoln Child. Der Roman erschien bereits 2009, ich habe ihn jetzt erst gelesen. Er gehört zur umfangreichen Pendergast-Reihe, ist aber ohne jegliche Vorkenntnisse lesbar.

Es gibt Kritiker, die den beiden Autoren vorwerfen, ihre Romane am Fließband zu verfassen und immer wieder dieselben Strickmuster zu verwenden. Das ist nicht falsch: Pendergast als Held ist so idealisiert, dass er unglaubhaft wird, und viele Handlungselemente wirken – bei Lichte betrachtet – nicht gerade nachvollziehbar.

Erstaunlicherweise störte mich das bei der Lektüre kaum. Die Autoren schildern das Leben, Faulenzen und Arbeiten an Bord eines solchen Ozeanriesen mit solcher Akribie, dass ich mir das richtig gut vorstellen konnte. Action und schnelle Dialoge wechseln sich ab, von Szene zu Szene ändert sich die Perspektive, und so entsteht ein umfangreiches Szenario, das buchstäblich nach einer Verfilmung schreit.

Mag sein, dass »Darkness« nicht schreiend originell ist. Aber es ist ein sehr spannender Action-Thriller, der am Ende mit einer übernatürlich-phantastischen Note aufwartet und somit eigentlich zur phantastischen Literatur gezählt werden müsste. Ich habe mich hervorragend unterhalten und werde sicher in absehbarer Zeit wieder einen Preston-/Child-Roman lesen.

(Für diejenigen, die es interessiert: Die Hardcover-Ausgabe erschien anfangs 2009, die Taschenbuch-Ausgabe folgte zum Jahresende; selbstverständlich gibt es den Roman auch als E-Book und Hörbuch. Das Taschenbuch gibt's für 9,99 Euro und mithilfe der ISBN 978-3-426-50031-6.)

20 Juni 2013

Damage aus Schweden


Hölle!, knallt das: Die CD »Weapons of Mass Destruction« der schwedischen Band Damage drehte sich in den vergangenen Wochen immer wieder im CD-Player meines Autos. Das Ding hat's auch echt in sich: zehn Stücke in gerade mal 14 Minuten, diese Band macht echt keine Pause.

Okay, der Hardcore wird hier nicht neu erfunden, aber das macht nichts. Textlich wie musikalisch wandelt die Band auf den Spuren der späten 80er-Jahre und hätte damals beispielsweise Youth Of Today fast schon an die Wand gespielt. Die Platte knallt und kracht und scheppert, dass es eine wahre Freude ist – ich bin sicher, dass das bei Stücken wie »Missile Attack« oder »Can't Be Stopped« auch live funktioniert.

Durch Dubai per Bahn

Rückblick auf den Trip in die Emirate im Mai 2013

Denken die meisten Leute an Dubai, fallen ihnen haufenweise Klischees ein. Die sind meist nicht falsch: Die Stadt ist in mancherlei Hinsicht ein Alptraum als Stahl und Beton, aus protzigem Reichtum auf der einen und knallharter Straßenarbeit auf der anderen Seite. Man kann den Besitzern von Dubai aber nicht absprechen, dass sie alles unternehmen, ihr kleines Land auf die Zukunft einzustellen.

Dazu zählt eine hochmoderne Bahn, durch die wesentliche Stadtteile miteinander verbunden werden. Bei meinem ersten Besuch in der Stadt war die Bahn noch nicht so weit, und auch im Mai 2013 war noch lange nicht alles fertig. Aber sie funktionierte hervorragend, vergleichbar vielleicht mit dem höchst effektiven System in Singapur.

Die Beschilderung sowie die Ansagen waren in arabischer und englischer Sprache, alles gut zu verstehen. Die Züge kamen pünktlich, sie waren piekfein sauber, und sie fuhren in rasantem Tempo. Die einzelnen Stationen waren gut klimatisiert, verfügten über verschiedene Ausgänge, und die wiederum waren gut beschildert.

Die Tickets sind einigermaßen preiswert, wir nahmen Tagestickets, die keine fünf Euro umgerechnet kosten. Wer will, kann sich auch so »Abbuch«-Tickets kaufen, wie ich sie von Singapur her kenne: Da wird jede Fahrt einzeln abgebucht, und man kann immer wieder nachladen.

Worin sich die Bahn in Dubai von allen anderen unterschied: Es gab einen speziellen Wagen, der nur für Frauen und Kinder zugelassen war. Frauen durften natürlich auch in die »normalen« Wagen einsteigen, aber sie konnten sich ebenso in den für sie reservierten Wagen zurückziehen. Das ist dann wohl die spezielle islamische Methode ...

19 Juni 2013

Eine Comic-Stewardess auf Zeitreise

Dass ich die Comic-Serie »Natascha« mag, muss ich nicht verhehlen. Die Abenteuer der hübschen Blondine, die als Stewardess um die Welt reist, stammen von dem Zeichner Francois Walthéry, der die Figur 1969 ins Leben rief. Unterschiedliche Autoren schrieben die Geschichten, die Walthéry in rasante Abenteuer umsetzte.

Seit einiger Zeit erscheint die Serie beim Verlag Salleck Publications in einer sehr schönen Gesamtausgabe; der dritte Band mit dem Titel »Reisen durch die Zeit« ist dabei auch für Science-Fiction-Fans von großem Interesse. Zwei Drittel der rund 160 Seiten beschäftigen sich mit dem Thema Zeitreise.

Das ist witzig geschrieben und selbstverständlich klasse gezeichnet. »Natascha« war stets einer der besten frankobelgischen Funny-Comics. Wie Natascha und Walter in den USA auf Reisen gehen, wie sie in Kalifornien in die Geheimnisse der Astrophysik eingeweiht werden und wie sie dann auf die Roboter-Zivilisation aus der Zukunft stoßen – das ist für echte Science-Fiction-Fans nicht gerade originell, aber toll erzählt.

Walthéry schafft es, nicht nur seine witzigen Figuren und alle Dynamik gut in Szene zu setzen; bei ihm stimmen auch die Bilder der Raumschiffe oder der fernen Zukunft. Das ist klassische frankobelgische Comickunst, die ich seit vielen Jahren mag. »Natascha« gilt zu Recht als Klassiker.

Ich habe mich bei der Lektüre wie immer amüsiert, vor allem auch deshalb, weil ich nicht einmal wusste, dass in dieser Serie überhaupt Science-Fiction-Elemente vorkamen. Deshalb: Wer sich sonst nicht für »Natascha«, aber ganz allgemein für Science Fiction interessiert, sollte den Band »Reisen durch die Zeit« zumindest mal antesten. Das Buch ist als Hardcover erschienen und kostet 29,90 Euro.

18 Juni 2013

Ein halbes Pfund Frischfleisch

Was macht man als im Büro sitzender Mann mit Ende vierzig, wenn der Bierbauch einfach nicht von selbst zurückgeht? Man ignoriert es entweder, weil man ja eh toll aussieht, oder man macht eine Diät, oder man versucht es mit Sport.

Am Montag abend, als die Thermometer in Karlsruhe über dreißig Grad anzeigten und ich sowieso vom Arbeitstag völlig gestresst und genervt war, überwand ich kurzerhand meinen inneren Schweinehund und brach zur ersten Radtour des Jahres auf: Nach dem Winter und der Zeit des Heuschnupfens, den ich diesmal gut bewältigt hatte, war das ideal.

Das vom Büro-Tag verschwitzte T-Shirt ließ ich an, dazu kamen die älteste kurze Hose und sowieso ruinierte Converse – ich will beim Radfahren auf gar keinen Fall aussehen wie die Männer mit ihren bunten Klamotten, die häufig wirken wie eine Presswurst in Bunt. Aber dann ließ ich es zwei Stunden lang krachen: einmal über die Rheinbrücke in die Pfalz, dort ein bisschen zickzack in den Rheinauen, dann zurück.

Was ich nicht beachtet hatte: Die Luft war voller Insekten, vor allem entlang der Altrheinarme. Egal was ich machte, ich hatte das Gesicht in Schwärmen von Mücken und Fliegen und kleinen Käfern.

Wenn ich blöd atmete, hatte ich so ein Vieh im Mund. Ständig war ich damit beschäftigt, Tiere wieder auszuspucken; wie viele ich im Verlauf der Tour trotzdem schluckte, war mir nicht klar.

Als ich zurückkam, hatte ich das Gefühl, mein Bauch sei voller toter Insekten. Für einen Vegetarier keine besonders elegante Vorstellung – aber die kleine Tour hatte meine Laune spürbar beruhigt. Sehr schön!

17 Juni 2013

Ich und der Kurd

Einigermaßen geschmeichelt nahm ich gestern zur Kenntnis, dass ich einen Literaturpreis gewonnen habe. Konkret: Ich erhielt den Kurd-Lasswitz-Preis 2013 für die »Beste deutschsprachige SF-Erzählung mit Erstausgabe 2012«. Gemeint ist in diesem Fall meine Kurzgeschichte »Im Käfig«, die in der Ausgabe 29 des Magazins »Exodus« erschienen ist.

Das »Umfeld«, in dem ich den Preis erhalten habe, gefällt mir durchaus: Der Autor Dietmar Dath erhielt für seinen Roman »Pulsarnacht« den Preis für den besten deutschsprachigen Science-Fiction-Roman, und das beste ausländische Science-Fiction-Werk ist die von mir auch schwerst gelobte und empfohlene Kurzgeschichtensammlung »Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes« von Ted Chiang.

Ob ich es allerdings schaffen werde, zur offiziellen Preisverleihung anzureisen, bezweifle ich derzeit. Diese findet dann im November in Leipzig statt. Aber wer weiß? Schauen wir mal ...

16 Juni 2013

Peter als Einbrecher


Weiter geht es mit meinem Fortsetzungsroman im OX-Fanzine. In der aktuellen Ausgabe 108, die im Juni an die Abonnenten verschickt wurde und an den Kiosken auslag, wurde bereits die Folge 44 von »Und: Hardcore!« veröffentlicht, dem abschließenden Teil der PETER PANK-Trilogie.

In Begleitung eines Journalisten ist Peter Pank diesmal unterwegs zum Anwesen des örtlichen Nazi-Anführers. Dort wollen sie einbrechen, um einen Schlüssel zu stehlen – mit diesem wollen sie herausfinden, was hinter den seltsamen Umtrieben der Dorf-Nazis steckt. In ihrer Begleitung ist nach einiger Zeit eine Frau namens Tara, die Peter Pank noch nie zuvor gesehen hat.

Ob und wie diese Folge bei den Leserinnen und Lesern ankommt, weiß ich noch nicht; die Resonanz ist ja eher gering. Aber so langsam biegt der Roman in seine Zielgerade ein: Alle Elemente sind an der richtigen Stelle – jetzt muss nur noch sauber zusammengeführt werden. Schauen wir mal, wie ich das hinbekomme ...

15 Juni 2013

Kritisch-aufmunternder Blick auf einen Kontinent


Denkt der durchschnittliche Mitteleuropäer an Afrika, hat er die üblichen Bilder vor Augen: Hunger und Elend, Krieg und Flüchtlinge, fiese Tyrannen und hungrige Kindersoldaten. Das Bild wird durch die Medien geschürt, hat durchaus etwas mit der Realität zu tun, bildet aber nur einen Teil der afrikanischen Wirklichkeit ab.

Umso interessanter ist es, dann ein Sachbuch zu lesen, das kritisch den aktuellen Stand der Dinge beschreibt, unterm Strich aber eine positive Sicht der Dinge vermittelt. »Afrika vor dem großen Sprung« stammt von Dominic Johnson, dessen Artikel ich vor allem aus der »taz« kenne. Der Mann kennt sich aus, er weiß, wovon er schreibt, wenngleich ich nicht immer seine Ansichten teile. Sein Buch ist bei Wagenbach erschienen.

Der Titel des Buches spielt auf den »großen Sprung« an, mit dem China in der Mao-Zeit aus der bäuerlichen Kultur in die Moderne gebracht werden sollte. Bekanntlich ging das schief – es gab Millionen von Toten. Johnson vermittelt den Eindruck, dass die afrikanischen Nationen es anders und womöglich besser machen werden, trotz aller Probleme und Rückschläge.

Der Autor wirft Schlaglichter auf die Vergangenheit, ohne diese komplett nacherzählen zu wollen, dann aber blickt er auf die Gegenwart und Zukunft. Schlaglichtartig betrachtet er einzelne Länder, zieht immer wieder Zusammenhänge zwischen den jeweiligen Regionen. Das ist spannend zu lesen und gibt eine Aufbruchstimmung wider, die mir gefällt.

Johnson sieht die Zukunft des Schwarzen Kontinents in den Städten, bei den neuen urbanen Schichten und auch bei neuen Politik-Iden. Zitat aus dem Buch: »Afrika sucht sich neue politische Formen, die mit jenen aus der Zeit der Unterwerfung nur noch wenig gemein haben.« Ob das dann gut oder schlecht ist oder ob es uns Europäern gefallen wird, ist eine andere Sache ...

Wer sich auf das gerade einmal 106 Seiten umfassende und sehr leicht lesbare Buch einlässt, sollte gewisse Grundkenntnisse zur aktuellen Geschichte mitbringen, bekommt dann aber ein sehr gutes »Update« aktueller Entwicklungen. Als Leser wird man kompetent informiert und hat hinterher das Gefühl, wirklich mehr über den angeblich Schwarzen Kontinent zu wissen. Sehr schön!

14 Juni 2013

Zwei Männer und ein Computer

Es war ein ungewöhnliches Konzert, das ich am Donnerstag abend, 13. Juni 2013, in der »Alten Hackerei« in Karlsruhe sah: Auf der Bühne waren Guts Pie Earshot zu sehen, eine Band aus Bonn, die es seit zwanzig Jahren gibt und die in dieser Zeit mehrere Wandlungen durchgemacht hat.

Anfangs betrachtete ich die Bandmitglieder eher als »Hippie-Punks«, die in den 90er-Jahren in allen besetzten Häusern der Republik spielten; in den Nullerjahren trat die Band häufig auf Bauwagenplätzen auf. Und ich selbst hatte sie seit Mitte der 90er-Jahre nicht mehr gesehen, war also entsprechend gespannt.

Vom klassischen Punkrock ist die Band schon rein optisch meilenweit entfernt. Auf der Bühne saßen zwei Männer: der eine am Schlagzeug, der andere am Cello. Weitere Geräusche wurden vom Computer aus eingespielt, so dass man zeitweise den Eindruck gewinnen konnte, eine »echte Band« stünde auf der Bühne.

Das erste Stück ging mindestens eine halbe Stunde lang. In fast hypnotischen Sounds umkreisten sich das Schlagzeug und das Cello, schaukelten sich gegenseitig hoch, jagten sich zeitweise geradezu durch die Melodien. Wenn's schneller wurde, merkte man durchaus, dass die Band vom Punkrock herkommt; ansonsten war es häufig geradezu esoterisch.

Vielleicht sechzig Leute hatten sich eingefunden, nicht unbedingt das übliche Punkrock-Publikum in der »Hackerei«. Bekannte Gesichter sah ich dennoch, aber die meiste Stimmung brachten Menschen mit, die ich nicht kannte. Sie tanzten zu der ungewöhnlichen Musik, das alles kam richtig gut an und unterhielt auch entsprechend.

Ich fand's streckenweise anstrengend. Die Band ist wirklich gut, das meine ich ernsthaft, aber es ist auf die Dauer dann doch nicht meine Tasse Bier. Aber ich fand es schön, nach all den Jahren mal wieder die alten Bonner zu sehen ...

13 Juni 2013

Ein Gedicht zu Ostern


Im März 1983 war ich fleißig; anscheinend war ich in der Schule und mit meinem Privatleben nicht ausgelastet. Fast jeden Tag schrieb ich ein Gedicht, und eines davon trug den schönen Titel »Vor Ostern«.

Der erste »Vers« ist eine Natur- und Situationsbeschreibung, wie ich es in jenen Jahren gerne machte, eindeutig von Autoren beeinflusst, auf die ich durch Hefte wie das »Ulcus Molle Info« aufmerksam geworden war. Der zweite »Vers« blickt dann nach Afrika, konkreter nach Marokko: Im Sommer 1983 startete ich dann zu meiner ersten größeren Reise, die mich unter anderem per Inter-Rail nach Marokko führen sollte – das ist aber eine andere Geschichte ...

Genug geredet, hier ist das Gedicht; wohlgemerkt von 1983 und nicht im geringsten korrigiert oder modernisiert:

Hinter Glas sitzen
und Osterhasen aus Schokolade
zerbrechen und essen,
während draußen
in stetem Wirbel
der Schnee fällt.

Und dabei dran denken,
wie im sonnendurchglühten Marokko
die Wellen des Ozeans
gegen die weißen Sandstrände
klatschen.

Schroeder und die Anarchie


Wenn ich mich düster an den Anfang der 80er-Jahre zurück erinnere, gab's damals haufenweise Bands, die nicht Punkrock waren und musikalisch keinerlei Punk-Anleihen hatten, die aber sprachlich versuchten, so rotzig wie möglich zu sein. In Freudenstadt gab's eine Band, die mit Stücken wie »Legalize Erdbeereis« und entsprechenden Hanf-Bildern zu schockieren versuchte; im größeren Vergleich gab's die Schroeder Roadshow.

Ich sah die Band nur einmal, wenn mein Gedächtnis nicht trügt: Das war 1986 in Burglengenfeld, bei dem großen Wackersdorf-Festival. Aber irgendwann davor muss ich mir wohl die Single »Anarchy From Germoney« gekauft haben – und das war 1981 schon richtig »cool«, was damals im übrigen kein Mensch sagte. Nach vielen Jahren hörte ich mir die Single unlängst mal wieder an ...

Schaut man sich das Cover und den Titel an, könnte man glatt meinen, es handle sich um besonders rebellische Musik. Das allerdings stimmt nur eingeschränkt: Musikalisch ist das nichts anderes als Blues-Rock, meinetwegen darf man auch Rhythm'n'Blues dazu sagen; das ist zwar durchaus schmissig, wird aber heutzutage niemanden mehr hinterm Ofen hervorlocken.

Die Texte waren 1981 sehr rotzig: »I'm never gonna play your game / Don't wonna die in your trash / I'd rather smoke some dope / & booze up all my cash.« Das beeindruckte ... und es beeindruckte sicher nicht nur Dorfjugendliche aus dem Schwarzwald, sondern auch sonstwoher. Von daher hat die Schroeder Roadshow in meiner Erinnerung ihren Platz, und den hat sie berechtigt.

12 Juni 2013

Katholisches Image-Video

So langsam werde ich ein Fan von Carolin Kebekus: Die Dame ist eine rotzige Komödiantin (Kabarett ist das ja eher nicht), die mit Proll-Atitüde und einer tüchtigen Portion HipHop immer mal wieder Fernsehsendungen bereichert. Live habe ich sie noch nie gesehen.

Seit einiger Zeit macht sie mit einer Satire auf die katholische Kirche von sich reden. Der Video-Clip, der als »Imagevideo für die katholische Kirche« bezeichnet wird, war dem Westdeutschen Rundfunk zu heftig, weshalb er dort nicht zu sehen war. Laut Youtube-Zähler wurde der entsprechende Clip bereits mehr als 750.000 mal heruntergeladen.

Ganz ehrlich: Mir leuchtet ein, dass der WDR den Film nicht zeigen will; das Ding ist schon grob. Aber ich fand es superwitzig und richtig gut gemacht. Dass jetzt ausgerechnet die Pius-Brüder mobil machen und dazu aufrufen, Strafanzeige wegen Blasphemie gegen Kebekus zu erstatten, passt ins Bild: Katholiken sind ja schnell dabei, sich zu empören.

Es könnte natürlich auch an klaren Textzeilen wie dieser hier liegen: »Danke für meine Angst vor Schwulen, danke für das Kondomverbot« ... da zuckt der katholische Moralmensch wohl zusammen. Sagte ich schon, dass ich Kebekus jetzt cool finde?

Kuhbuben und Außerirdische

Jetzt habe ich ihn doch gesehen: den Film »Cowboys & Aliens«, der eigentlich zwei Genres in sich vereint, die ich beide mag. Er beginnt als lupenreiner Western, bringt immer mehr Science-Fiction-Elemente und endet mit einer haarsträubenden Action-Schlacht zwischen Apachen, Banditen und anderen Weißen sowie einem Rancher – der einzige, den man als »Cowboy« bezeichnen könnte – gegen monströse, aber reichlich blöde Aliens.

Daniel Craig, sonst eher als »der neue James Bond« bekannt, verkörpert den Banditen Jake Lonergan, der nach seinem Zwangsaufenthalt bei den Außerirdischen ein guter Mensch geworden ist. Harrison Ford, der als Indiana Jones und Han Solo vor Jahrzehnten seine Laufbahn startete, spielt den gemeinen Rancher Woodrow Dolarhyde, der sich zum positiven Helden wandelt. Und Olivia Wilde, die ich bislang als »13« aus der Serie »Dr. House« kannte, spielt eine junge Frau, die erstaunlicherweise bei aller Action gut geschminkt ist und selbstverständlich nicht nur reiten, sondern auch mit Schusswaffen umgehen kann.

Seien wir ehrlich: Der Film ist höherer Blödsinn, und alle Verrisse sind berechtigt. Er startet als beinharter Western, was mir gut gefallen hat, und wird immer blöder, je mehr die Aliens ins Spiel kommen. Dabei ist er aber nicht witzig, womit aller Unfug zu entschuldigen gewesen wäre, sondern bleibt bierernst.

Und daran scheitert »Cowboys & Aliens«. Nicht einmal Genre-Fans, denen man den dämlichsten Science-Fiction-Mist zumuten kann, dürften daran ihre Freude haben. Ich bereute nicht, den Film im Kino verpasst zu haben, und fand ihn auf DVD reichlich überflüssig. Schade.

11 Juni 2013

Palindrome machen progressive Musik

Was ist das denn? Ich höre nicht zum ersten Mal die CD »Bundle These Last Scattered Synapses« der aus Wien stammenden Band Palindrome, und das ist eigentlich überhaupt nicht mein Sound: Die sieben Leute bezeichnen ihre Musik selbst als »new ProgRock«, und was sie machen, ist im Prinzip ein wuchtiger, sehr komplexer und abwechslungsreicher Sound, der eindeutig Rock-Musik ist, aber mit gängigen Mainstream-Bands nichts zu tun hat.

Das klingt originell und durchaus kompliziert; eine coole Sängerin schwebt über den Stücken, die durchaus mal hektisch sind und von einem wummernden Bass oder einem knalligen Schlagzeug vorangetrieben werden. Das geht nicht in die Jazz-Richtung, sondern klingt eher ein wenig wie die »anspruchsvolle« Rock-Musik der 70er-Jahre.

Ganz ehrlich: Die Band ist klasse. Das ist meilenweit entfernt vom Punkrock, den ich sonst höre, aber wer mal was abgefahrenes hören will, das fett und originell produziert worden ist, sollte die Band antesten. Auf der Internet-Seite der Band gibt's einige Stücke zum Anhören ...

Schuhe jagen

So ganz allmählich werde ich ein Fan gut gemachter Werbefilmchen ... Ich interessiere mich nicht für Schuhe, obwohl ich einige Paare besitze, aber den Spot des belgischen Online-Händlers Sarenza finde ich witzig. Da spielt ein bisschen »Tarzan« mit rein, da gibt es eine witzige Musik, und zudem gibt's eine hübsche Pointe.

So ein Youtube-Filmchen guck' ich mir auch an, ohne mit für Schuhe zu begeistern.

10 Juni 2013

Vier Stunden Kabarett

Am Samstag abend, 8. Juni 2013, war Hagen Rether zu Gast in Karlsruhe; er spielte im ausverkauften »Tollhaus«, und ich schaute mir das Programm des Kabarettisten nunmehr zum dritten Mal an. Da die drei Male sich auf gut zehn Jahre verteilen, hielt sich die Zahl der Wiederholungen sehr in Grenzen.

Rether, der seit einiger Zeit mit Bart auftritt, aber immer noch die langen Haare zum Pferdeschwanz gebunden hat, spielte ein brillantes Programm. Er klimperte wenig auf dem Klavier herum, saß mehr auf dem Stuhl und sprach: bitter und sarkastisch, manchmal so bitter sarkastisch, dass es still im Saal war, dann wieder sehr komisch.

Hagen Rether ist ein Kabarettist, der sehr trocken und sehr politisch ist, ohne in irgendwelche parteipolitischen Richtungen zu verfallen. Wen ich ihn in eine Schublade stecken wollte, wäre es die des Humanisten – und als Publikum sitzt man immer mal wieder da und kriegt den Spiegel derart vorgehalten, dass man sich eigentlich schämen will.

Das ganze zog der Mann auf der Bühne fast vier Stunden lang durch: von 20 Uhr bis kurz vor Mitternacht, unterbrochen durch eine Pause. Ich war völlig beeindruckt und kaufte prompt die aktuelle CD von Hagen Rether. Hinterher ergab sich mal wieder die Gelegenheit, mit dem Mann einige Worte zu wechseln: sehr sympathisch!

Lachen als Montagsmedizin

Es gibt tatsächlich immer wieder Werbefilmchen bei Youtube – und sonstwo –, über die ich mich gut unterhalten kann. Vor allem zum Wochenstart verbreitet der »Laughing Tram Man« gute Laune, zumindest bei mir.

Hinter dem witzigen Filmchen, das keine zwei Minuten dauert, steckt eine niederländische Kosmetikfirma namens Rituals Cosmetics. Die wollen damit eine neue Produktlinie unter dem Namen »Laughing Buddha« unter die Leute bringen.

Ich bin ja ganz sicher nicht die Zielgruppe. Aber eine gelungene Werbung ist das Filmchen allemal.

09 Juni 2013

Iain Banks ist tot

Ich kann nicht einmal behaupten, dass ich ein großer Fan des Schriftstellers Iain M. Banks bin; er schrieb zahlreiche Science-Fiction-Romane, kassierte mehrere Preise und galt als sehr gut. Unter anderem las ich zwei seiner »Kultur«-Romane, die mich sehr beeindruckt haben; ich kenne sein Werk aber nicht gut genug.

Trotzdem hat es mich berührt, als ich im April diesen Jahres erfuhr, wie krank der Autor ist: Gallenblasenkrebs ... Er gab bekannt, dass er nur noch wenige Monate zu leben hat und sich gewissermaßen um seinen Nachlass kümmern wolle. Nun erfuhr ich, dass er heute im Alter von nur 59 Jahren gestorben ist.

Das macht mich sehr traurig. Ich habe nicht viel von ihm gelesen, habe ihn auch nur ein einziges Mal getroffen: Das war 1992 auf dem von mir mitveranstalteten FreuCon '92 im Kongresszentrum in Freudenstadt. Er war Ehrengast, und er erwies sich als ein sehr freundlicher, sehr sympatischer Brite, der bescheiden auftrat, eine gelungene Ehrengastrede hielt und ansonsten stets für einen Scherz zu haben war. (Ein anderer Ehrengast war John Brunner, der schon seit vielen Jahren tot ist.)

Iain Banks hat die Science Fiction um viele gute Romane bereichert. Ich mochte ihn. Heute abend werde ich wohl ein Glas Wein auf ihn trinken.

08 Juni 2013

In der künstlichen Siedlung

Auch das Emirat R'as al-Chaima möchte an dem Boom teilhaben, der in den Emiraten Dubai und Abu Dhabi seit langem ausgebrochen ist. Man hat denselben wunderbaren Sandstrand und denselben Persischen oder Arabischen Golf vor der Haustür, und man möchte ebenfalls von dem Klima profitieren: ganzjährig warmes Wetter, das zieht die Touristen an.

Und ebenso wie die Emire in Dubai hat man in R'as al-Chaima beschlossen, die Küste durch künstliche Bauten zu verändern. So entstand unter anderem die künstliche Siedlung Al Hamra, in der wir während unseres Aufenthaltes in diesem Emirat wohnten. Ein großer Teil des Geländes ist noch im Bau, einige Teile sind aber bereits fertig.

Halbinseln aus großen Felsbrocken werden in das Meer hinaus getrieben, auf denen Hotels oder Gästehäuser stehen sollen. Eine große Lagune ist dem Motorsport vorbehalten, an ihr reiht sich zudem ein Haus an das andere. Ein riesiger Golfplatz, der nachts mit Flutlicht erhellt wird – weil man nur zu diesen Zeiten vernünftige Temperaturen zum Spielen hat – wurde bereits angelegt und erstreckt sich entlang der Lagune.

Mit einer großzügigen Mall versucht man sowohl die Einheimischen als auch die Touristen zu begeistern. Dass Geld genug in dem Emirat vorhanden zu sein scheint, belegen übrigens neue Industrieanlagen, die sich in Sichtweite von Al Hamra erheben.

Und nicht zu vergessen die Hotels. Wir stiegen im Al Hamra Palace Beach Hotel ab, bei dessen Anblick ich einige Zeit brauchte, bis ich kapierte, dass wir in diesem Prunkpalast wohnen sollten. Aber wieviel Schatten in all dem Licht zu finden ist, merkten wir schnell – und das ist dann eine andere Geschichte ...

07 Juni 2013

Zombie-Alarm in der Kleinstadt

Als ich meinen ersten Zombie-Film sah, war ich gebührend geschockt. Das war in den 70er-Jahren, und mittlerweile ist viel Zeit gegangen. Zombie-Filme finde ich heute eigentlich doof, obwohl ich weiß, dass es hier längst richtig gute Streifen oder gar Serien gibt.

Heute allerdings sah ich einen saukomischen Zombie-Film, der rund drei Minuten lang ist und den man nur im Internet anschauen kann. Ich verweise da gern auf den Youbube-Link, da gibt's den Film. Ja, schon klar, es handelt sich um einen Werbefilm für »Giffgaff«, und es geht seltsamerweise um einen Handy-Tarif. Aber ...

Die Vorstellungen, für welche sinnvollen Dinge man einen Zombie einsetzen kann, sind höchst amüsant. Der Spannungsaufbau funktioniert, die Überraschungen stimmen, und die Szenen in der britischen Kleinstadt finde ich höchst witzig. Mein Phantastik-Film der Woche!

Schock in der Bar


Ich muss dieses Youtube-Filmchen einfach verlinken; ich finde es großartig: keine Minute lang, aber echt spannend. Es geht um Männer, die in der Kneipe pinkeln gehen ... nichts besonderes also, aber so hat man das nohc nie gesehen.

Verantwortlich für den Werbespot ist die Agentur Leo Burnett, UK, und es ist für die »Don't drink an drive«-Kampagne einer Transportfirma.

06 Juni 2013

Mein literaturwissenschaftliches Ich


Die literaturwissenschaftliche Fachzeitschrift »Text + Kritik« erscheint seit 1963, ist damit also vom selben Jahrgang wie ich. Sie hat einen sehr guten Ruf, und ich bin superstolz darauf, in der aktuellen Ausgabe mit einem Artikel vertreten zu sein.

Es handelt sich um einen Sonderband zum 50-jährigen Bestehen der renommierten Zeitschrift. Laut eigenen Angaben des Verlages, soll er nicht nostalgisch zurückblicken, »sondern nach vorne: in die Zukunft der Literatur«. Aus diesem Grund wurde ich gefragt, ob ich einen Artikel über die Zukunft der Science Fiction schreiben könnte.

Das tat ich. Mein sieben Druckseiten umfassender Artikel trägt den Titel »Die Zukunft der Zukunft« sowie den Untertitel »Warum die Science-Fiction heute nicht mehr so populär ist«. In dem Artikel nenne ich viele Namen, auch von deutschsprachigen Kolleginnen und Kollegen, und ich stelle einige aktuelle Titel vor, verweise allerdings ebenso darauf, dass die Fantasy derzeit populärer ist als die Science Fiction.

Wer sich für das 204 Seiten starke Magazin interessiert, das in Form eines schicken Paperbacks erschienen ist, kann es mithilfe der ISBN 978-3-86916-242-3 in einer Buchhandlung bestellen oder auch direkt über die Homepage des Verlages. (Sobald ich das Magazin gelesen habe, bespreche ich es selbstverständlich.)

Ghostwriter und moderner Hardcore


Wenn ich dem allmächtigen Internet glaube, kommen Ghostwriter aus Berlin und Fürstenwalde; die fünfköpfige Band hat sich 2010 gegründet, und ihre Langspielplatte »Storms and Promises« kam im Frühjahr 2012 heraus. Ich habe sie mir in den vergangenen Tagen ein paarmal angehört, und nach einigen Anfangsproblemen fand ich sie immer besser.

Man nennt das ganze heutzutage »modernen Hardcore«, und der Sound klingt ein bisschen wie das, was man vor bald zwanzig Jahren als »Newschool Hardcore« bezeichnete: wütender Gesang, wuchtige Gitarren, kein schnelles Geprügel, sondern eher ein schleppender Sound, dennoch mit viel Energie dahinter ... Für mich ist es manchmal zu viel des Metal-Einflusses, aber das ist heutzutage wohl normal.

Die Vermengung aus Emo-Weltschmerz und privaten Texten, aus zähem Gitarrensound und Breitwand-Mucke geht nach einiger Zeit gut ins Ohr, auch wenn es nicht mit dem knalligen Hardcore der 80er-Jahre zu tun hat. Unterm Strich eine starke Platte und für mich deshalb interessant, weil sie mit meinen bisherigen Hörgewohnheiten nicht so viel zu tun hat.

05 Juni 2013

Nachtflug zu den Emiraten

Seit Jahren höre ich, dass die Fluggesellschaft Emirates besonders empfehlenswert sei; jetzt wollte ich es einmal selbst ausprobieren. Alle Gerüchte stimmen: Die Gesellschaft zeichnet sich durch guten Service aus, und ich bekam auf Vorbestellung ein sehr ordentliches vegetarisches Essen.

Das beste allerdings war das Entertainment-Angebot. Wer wollte, konnte Computerspiele betreiben; ansonsten standen rund 150 Filme zum Angucken und Dutzende von Alben zum Anhören bereit. Eine Art Tablet-Rechner war in jeden Sitz integriert und bot ein umfassendes Rundum-Programm. So kam ich in den Genuss, mir zwei Filme anzuschauen, die ich im Kino verpasst hatte.

»Hänsel und Gretel« ist dabei ein echter Genre-Film: eine kuriose Mixtur aus Fantasy, einer Prise Splatter, vielen coolen Sprüchen und ein bisschen Historie. Angeblich spielt das ganze in den Wäldern um Augsburg, das ganze dann auch noch im späten Mittelalter.

Ernst nehmen darf man den Film nicht; wenn man das nicht tut, ist es gelungene Unterhaltung. Wer gerne historische Werke mag, wird wohl eher leiden – wer Action und Krachbumm schätzt, kommt auf seine Kosten. Kennen muss man den Film allerdings nicht, und ich bin froh, dass ich mir unlängst das Geld für die Kinokarte gespart habe.

Deutlich ernsthafter ist dann der recht neue Film »Gangster Squad«, ein Drama mit Gangstern und Polizisten, in dem Sean Penn als bösartiger Banditen-Anführer tatsächlich zu überzeugen weiß. Es gibt knallige Action, viele Schießereien und Prügeleien, das ganze wird rasant erzählt und ist dennoch einigermaßen glaubhaft. Ein guter Film für Action- und Krimi-Fans.

04 Juni 2013

Zwei Texte im Conbuch

Zum GarchingCon 9, der vom 17. bis 19. Mai 2013 in Garching bei München stattfand, konnte ich selbst nicht anreisen: An diesem Wochenende bewegte ich mich bereits in Richtung Urlaub, und das war mir in diesem Jahr eindeutig wichtiger. Aber ich lieferte immerhin zwei Beiträge für das Programmbuch, das einen sehr professionellen Eindruck macht.

»Was ich schon immer sagen musste ...« ist ein augenzwinkerndes Grußwort zu dieser Veranstaltung. In diesem Selbst-Interview beantworte ich all die Fragen, die mir mit hoher Wahrscheinlichkeit sowieso vor Ort gestellt worden wäre. Damit habe ich im Idealfall die dringendsten Nöten manches Con-Besuchers gestillt.

»Er modernisierte das Perryversum« ist eine Laudatio auf Eckhard Schwettmann, der in Garching mit einem Preis ausgezeichnet wurde. Von 1996 bis 2001 arbeiteten wir zusammen, zuerst war er Marketing-, dann Verlagsleiter, und bis heute haben wir immer wieder miteinander zu tun. Die Laudatio war mir eine Ehre.

Das Conbuch sieht richtig gut aus. Und ich fühle mich dadurch geehrt, mit zwei Beiträgen darin vertreten zu sein. Beim nächsten Mal möchte ich aber dennoch persönlich auftauchen ...

Zwei Dutzend starke Gedichte

Ich weiß gar nicht genau, seit wann ich Frank Böhmert kenne. Irgendwann zu Beginn der 80er-Jahre traten wir in Briefkontakt, wie man das damals machte, und irgendwann besuchten wir uns; allerdings trat ich öfter die Reise aus dem Schwarzwald nach Berlin an als andersrum ... Seit über dreißig Jahren kenne ich den Profi-Übersetzer auch als Autor – und mit »Ein cooler Hund« liegt jetzt ein kleines Buch vor, das seine Gedichte zusammenfasst.

Es erschien bereits im Januar 2001 – als ein kleines Fanzine, in dem der Autor »fast alle Gedichte« veröffentlicht, »die ich je geschrieben habe«. Das vorliegende Buch kam bereits Ende 2011 in den Handel, gelesen habe ich es allerdings erst dieser Tage. Das macht nichts: Wer sich für Lyrik interessiert oder wissen will, was der Autor und Übersetzer Frank Böhmert so alles treibt, sollte es sich anschauen.

Manche Texte ähneln eher literarischen Fragmenten, bei anderen handelt es sich um lyrische Texte, mal sind es lakonische Alltagsnotizen, mal eher scharfsinnige Betrachtungen. Die »Popkultur« der 80er-Jahre spiegelt der Autor ebenso wider wie Sex oder Alkohol; das ganze ist nie plump, aber ebensowenig völlig vergeistigt. Die Lektüre lohnt sich, und für einen Gedichtsband ist das Werk recht unterhaltsam.

Erschienen ist »Ein cooler Hund« beim kleinen Verlag p.machinery als 60 Seiten umfassendes Paperback; das Büchlein kostet 4,90 Euro. Mithilfe der ISBN 978-3-942533-21-8 kann man es theoretisch in jeder Buchhandlung bestellen; ich empfehle aber den direkten Bezug über den Verlag.

03 Juni 2013

Neuer Radau aus der Republik

Der Sonntag, 2. Juni 2013, war wieder ein Radio-Tag. Also packte ich meine Schallplatten, diesmal viele Vinyl-Scheiben, und radelte zum Querfunk-Studio, um eine tüchtige Dosis an Punkrock und Hardcore auf die Menschheit loszulassen. Ich spielte neuere Platten, die in den vergangenen zwei Jahren erschienen sind; vor allem EPs, also »kleine« Vinyl-Scheiben.

Eine gewisse Hardcore-Kante ließ sich dabei nicht vermeiden; ich habe eine Reihe von neuen Bands für mich entdeckt. Light Your Anchor und Inside Job sind beide aus Hamburg und spielen beide Hardcore, die erste Band eher modern, die andere eher klassisch – beides ordentliches Geprügel.

Sniffin' Glue sind aus Nordrhein-Westfalen, verneigen sich aber derart tief vor dem frühen Ami-Hardcore, dass es ein wahre Freude ist. Und mit den Spermbirds hatte ich den Hardcore-Klassiker aus deutschen Landen schlechthin an Bord; okay, der Sänger stammt aus den USA, aber die Band ist trotzdem von »hier«.

Eher einen »Emo-Touch« haben schon immer die genialen Duesenjaeger aus Osnabrück und die schrägen Oiro ausm Ruhrgebiet. Ich ergänzte sie mit Messer aus Münster und Love A aus Trier, die ich immer mehr mag. Und die Deutschpunk-Fraktion kam mit den großartigen Abfukk auf ihre Kosten.

Die Sendung machte wieder mal richtig Spaß. Schade ist bei alledem eigentlich nur, dass die Zahl der Hörerinnen und Hörer wohl eher begrenzt ist: Die Resonanz war früher größer. Ich muss wohl mehr Werbung dafür machen, dass man den Sender auch im Internet (via Stream) hören kann.


02 Juni 2013

Reise nach Ra's al-Chaima

Recht spontan entschlossen wir uns, den Pfingsturlaub den Emiraten zu verbringen. Vor einigen Jahren hatten wir aufgrund einer ähnlich spontanen Aktion das Emirat Fujairah besucht, diesmal ging es nach Ra’s al-Chaima.

Das Ziel war: Sonne tanken, ausspannen, Bücher lesen und schwimmen. Angesichts des Dauerregens in Deutschland, der während unserer Anwesenheit herrschte, schien das eine sinnvolle Aktion zu sein. Um es vorwegzunehmen: Das alles klappte gut.

Wir stiegen im »Al Hamra Village« ab, einer künstlichen Siedlung an der Golfküste; das Hotel war komplett bonzig, aber dazu werde ich sicher noch einiges schreiben. Das Meer war traumhaft, mit einer schönen Brandung und vor allem mit Temperaturen, wie man sie normalerweise im Thermalbad vorfindet. Der Sand war tagsüber so heiß, dass man ihn nur mit Schuhen betreten konnte. Und das Essen war erwartungsgemäß der Hammer ...

Klar, das alles klingt nicht nur dekadent, das war es auch. Preiswert war der Spaß nicht, aber wären wir im selben Zeitraum mit dem Auto durch Südfrankreich oder Italien geeiert, was ursprünglich geplant gewesen war, hätte das noch mehr gekostet. In dem Fall war ich Egoist und Hedonist ...