31 Mai 2011

Fit mit Roberto

Es ist mit die absurdeste Werbung, die ich in letzter Zeit gesehen habe. Mir fiel sie zuerst auf der Rückseite eines Bastei-Heftromans auf, sie kann aber auch im Internet begutachtet werden.

»Ein bisschen Spaß muss sein« steht als Zitat auf der Anzeige, unterschrieben von Roberto Blanco, dem Schlagersänger, dessen große Erfolge in den 70er Jahren lagen. Auf dem Bild ist er mit einer Blondine zu sehen, er hält ein Fläschchen hoch. Es geht um »Premium-Produkte zur Steigerung von Lust & Ausdauer«, und diese werden »von Roberto Blanco« empfohlen.

Zur Qualität des Produktes kann ich nichts sagen, aber die geistige Verbindung finde ich schon lustig: Ein Mann mit schwarzer Haut wird mit einem Versprechung auf gesteigerte Lust verbunden. Ist das jetzt sexistisch oder rassistisch? Fragen über Fragen ...

30 Mai 2011

Neues aus deutschen Landen

Wenn der Monat einen fünften Sonntag aufweist, muss ich ins Studio; dann schlägt die Zeit fürs ENPUNKT-Radio. So auch am Sonntag, 29. Mai 2011, wo ich ein »faules Thema« wählte: Es ging um Punk und Hardcore aus deutschen Landen – und das waren zumeist aktuelle Bands.

Thematisch ging es kunterbunt durcheinander. So hatte ich mit Lousy aus Chemnitz, den Eastside Boys aus Dresden und den Ruckers aus Berlin gleich drei Bands, die sich dem Oi!-Punk verschrieben hatten – gutes Gerumpel also.

Eher hardcorig klangen hingegen Godzilla Was A Friend Of Mine oder Ehrenmord, während La Confianza schon in den Crossover-Bereich wechselten. Und damit's mir nicht zu langweilig wurde, gab's mit den Mad Monks noch flotten Skapunk und mit Supabond richtig geilen Punkrock mit Frauengesang.

29 Mai 2011

Abgeschottetes Leben?

Früher habe ich in Gesprächen immer von der »kleinen Welt« geredet, in der ich mich vorzugsweise bewege, eine Welt, in der es Punks und vernünftige Skins, Hardcore-Kids und Autonome gibt, in der man zwar Berührungen zur »normalen Welt« hat, weil man in dieser ja sein Geld verdienen muss, diese aber komplett ablehnt. Das war eigentlch schön bequem, weil es klare Feindbilder schuf.

In den letzten Jahren wurde ich sehr bürgerlich. Gehe ich privat aus, bin ich häufig mit Pädagogen und anderen gebildeten Menschen unterwegs.

In meinem sozialen Umfeld redet man über Politik und Literatur, und der Müll wird anständig getrennt. Ich bin also längst im bürgerlichen Mittelstand angekommen.

Man muss nur an einem durchschnittlichen Samstag abend in die Innenstadt von Karlsruhe gehen,um zu erkennen, wie weit weg man von der Masse der Gesellschaft sein kann. Schlecht tätowierte Muskelmänner, hysterisch lachende Dauerwellen-Fregatten, beides in Gruppen, dazwischen Heerscharen betrunkener Junggesellen-Abschiede ... Himmel hilf.

Mir war nicht bewusst, wie sehr ich schon normal geworden bin. Oder wie weit ich tatsächlich von anderen Leuten weg bin. Mein Leben kam mir auf einmal ebenso abgeschottet und fern der Realität vor wie 1989 oder 1992, als ich mich ausschließlich in Punkrockstadt und Hardcorehausen bewegte ...

»Back To The Roots« habe ich mir damals anders vorgestellt.

Kein sturer Blick nach 1979

Seit etwa 2003 gibt's die Band Front, die ich in all den Jahren nie gesehen habe. Das sollte ich endlich mal ändern, denn einen schlechten Tonträger habe ich von den aus Wiesbaden, Mainz und Umgebung stammenden Burschen noch nie gehört. Das belegt auch die aktuelle LP »Zur Lage der Automation«, die 2010 rauskam.

Man orientiert sich musikalisch an alten Bands der späten 70er Jahre, vor allem Erinnerungen an Male werden wach, und mit »Risikofaktor« wird sogar ein Stück der Punk-Klassiker gecovert. Dabei bleiben Front aber nicht auf der Ebene der Nachahmer stehen; sie interpretieren den alten Sound und bringen ihn rein musikalisch in die Neuzeit. Was herauskommt, ist hektisch und treibend, von einem hektischen Schlagzeug angetrieben und vom Stakkato-Gesang des Sängers beherrscht – starke Mischung.

Dazu die Texte, die ziemlich schlau und zugleich rotzig sind. Wer über »Prada Meinhof« singt oder »Zur Lage der Automation« so Begriffe wie »Pop-Up« und »Twitter« ganz selbstverständlich aufgreift, schafft es auch, den Bogen aus den späten 70ern in die heutige Zeit zu schlagen.

Saugute Platte. Saucoole Band.

28 Mai 2011

Bunter, knalliger Bilderreigen

Ich bekenne, dass ich Fan der »Fluch der Karibik«-Reihe bin. Klar handelt es sich hier um kommerzielles Hollywood-Kino und um nichts anderes als um eine Disney-Verarbeitung, aber die ersten drei Teile unterhielten mich wunderbar. Ohne Johnny Depps Verkörperung des Captains Jack Sparrow hätte ich allerdings sicher nicht so viel Spaß daran gefunden.

Gestern schauten wir uns jetzt den aktuellen Teil an. »Fremde Gezeiten« greift Motive des tollen Romans »In fremden Gezeiten« auf, der von dem Schriftsteller Tim Powers stammt. Powers ist hierzulande leider ziemlich untergegangen, dabei hatten alle Romane, die ich von ihm las, richtig tolle phantastische Elemente – leider ist nur ein Bruchteil davon in den Kinofilm übergeflossen.

Gelungen war das ganze dennoch: Die kunterbunte Jagd von England aus und über den Ozean sowie die Suche nach der Quelle der Ewigen Jugend – das war alles toll in Szene gesetzt. Die Meerjungfrauen und der Kampf gegen sie war ein Höhepunkt des Films, auch sonst wurde nicht an gelungenen Szenen gespart.

Der »boah ey«-Effekt des ersten Teils wird sich nie wieder herstellen lassen. Aber die Macher der Reihe schafften es auch bei der vierten Ausgabe, zumindest mich sehr gut zu unterhalten. Und das ist nach einer anstrengenden Arbeitswoche nicht das schlechteste ...

Wall Of Voodoo ausgegraben

Zu einer Zeit, als New Wave noch kein völlig verdorbener Begriff war, gründete sich die Band Wall Of Voodoo in Los Angeles. Die fünf jungen Männer machten eine Mischung aus hippeligem Sound, der verdächtig nach Pogo klingt, und dem für diese Zeit übliche »junge Männer«-Gesang. Der Sound gälte heute sicher noch als tanzbar, wenn er in einer sogenannten Indie-Disko liefe.

Ich habe die Platte »Dark Continent« von der Band seit Jahrzehnten im Schrank stehen und dieser Tage endlich mal wieder rausgekramt. Und ich fand sie immer noch – oder eben wieder – richtig gut! Das hat nichts mit tranigem Gruftie-Sound zu tun, das ist schneller, teilweise sehr auf den Punkt gebrachter Stoff, der in die Beine und in den Kopf geht.

Es war die erste Langspielplatte der Band, die 1981 rauskam und mit der Band nicht sonderlich erfolgreich war. Bekannt wurden sie mit der zweiten Platte – die habe ich prompt nicht. (Nach acht Jahren löste man sich auf; laut Wikipedia sind zwei der Bandmitglieder übrigens bereits gestorben.)

Ich würde jetzt nicht behaupten, dass es sich um ein Meisterwerk handelt, aber es war eine ziemlich coole Wave-Scheibe. Wenn ich bedenke, wie viele Bands sich heute bedenkenlos bei dem Repertoire der späten 70er und frühen 80er Jahre bedienen, ist es durchaus sinnvoll, mal wieder bewusst den alten Kram anzuhören ...

27 Mai 2011

Saugutes Fotobuch


Christoph Lampert und ich sind, ohne uns persönlich zu kennen, eigentlich seit vielen Jahren Kollegen. Gewissermaßen. Ich schrieb fürs ZAP, und ich schreibe fürs OX, und er hat für beide Fanzines über Jahre hinweg fotografiert. Zwanzig Jahre lang hat er Punk- und Hardcore-Konzerte besucht und dabei die Musiker sowie das Publikum abgelichtet.

Und 2009 entstand daraus ein Buch. Sein Titel: »We Call It Punk – When Energy Meets Attitude«. Eigentlich ist es kein ganz normales Buch, sondern ein echter Klopper: ein dicker, sehr gut aufgemachter Bildband, ein Hardcover für rund 30 Euro, das auf rund 180 Seiten exakt 77 Bands präsentiert. Dem Hardcover liegt sogar eine Vinyl-Schallplatte bei, eine Seven-Inch mit vier gelungenen Stücken.

Was ich sehr nett finde: Das Buch wird in zwei Bereiche eingeteilt. Der eine ist als »Classic Year« übertitelt und bringt – nachvollziehbar – vor allem Bilder aus den 80er und frühen 90er Jahren; der andere heißt »Digital Years« und meint den Zeitraum, in dem die Digitalkamera zum Einsatz kam.

Die musikalische Bandbreite ist groß; man merkt dem Fotografen aber an, dass er aus der Hardcore-Ecke kommt. Also gibt's viele amerikanische Bands zu bewundern, angefangen bei Youth Of Today oder Bad Religion bis hin zu Anti-Flag oder The Gaslight Anthem. Bands aus Deutschland wie Die Ärzte, Turbostaat oder Jingo de Lunch dürfen allerdings nicht fehlen.

Schön ist die Idee, dass die Texte zu den Bildern von der jeweiligen Band stammen. Die Musiker schreiben also über ihre eigenen Konzerte und Touren, und das ist teilweise sehr amüsant. Das Buch ist somit auch ein richtiger Schmöker, den man über Monate hinweg auf einem Tisch oder in einer Ecke liegen lassen kann und in dem man immer wieder gern blättert und liest.

Ich bin froh und geradezu glücklich, dass ich das Geld investiert und das Buch gekauft habe. Die Hardcover-Version ist auf sage und schreibe 444 Exemplare limitiert, und es sind sogar noch welche übrig. Wer sich's leisten kann, sollte hier unbedingt zuschlagen.

26 Mai 2011

Jo Henke ist tot

Am Dienstag abend erfuhr ich es per Telefon: Der Science-Fiction- und Fantasy-Fan und Fanzinemacher Jo Henke ist gestorben. Wie es aussieht, starb er an Herzversagen. Ich bin recht entsetzt wegen dieser Nachricht. Und ich kann keinen seriösen Nachruf schreiben.

Wir waren keine Freunde, aber wir kannten uns seit den frühen 80er Jahren. Wir sahen uns auf Cons, und wir gaben Fanzines heraus. Man redete miteinander, man trank Bier und saß an irgendwelchen Lagerfeuern.

Jo war immer einer der fannischen Fans, keiner von denen, die die Science Fiction bierernst nehmen, sondern einer, der das ganze augenzwinkernd betrachtete. Er brachte zusammen mit Wilmar Plewka und anderen Fans das wöchentlich erscheinende Fanzine »Fandhome Wheekly« heraus. 1981 war das, und sie benutzten einen alten Umdrucker. Später brachte er auch Egozines heraus, veröffentlichte 1986 eine recht seriöse Andromeda-Ausgabe und tummelte sich in den 90er Jahren sowie danach vor allem im Fantasy-Fandom.

Ich erinnere mich an eine Autofahrt von Köln nach Merzig im Saarland, zusammen mit der Familie Mader. Beim Kilometerstand 42 wurde angehalten und gefeiert, und es gab eine Reihe derartiger Stopps, bei denen Handtücher geschwenkt oder ein Glas auf Frodos Geburtstag gehoben wurde. Das ist lange her, über ein Vierteljahrhundert, aber ich werde diese Fahrt (und mein anschließendes Weiterreisen per Anhalter vom Saarland in den Schwarzwald) nie vergessen.

Oder auf Burg Stahleck, wo er mir in einer Silvesternacht (war's nicht 1999/2000) das geniale Spiel »Robot Rallye« erklärte. Oder manches Bier an einer »WunderBar« auf einem Fest der Fantasie.

Wenn ich an Jo Henke denke, und das mache ich in diesen Tagen häufig, sehe ich ihn auf einem Con von mir, fröhlich und freundlich lächelnd, immer mit einem wachen, intelligenten Gesichtsausdruck. So werde ich ihn im Gedächtnis bewahren.

Corps entpuppen sich als Rock-Punk-Maschine

Das Label benennt The Corps aus Sydney als »Heavy-Weight Band«, die einen Stil spielt, den man hier »Power-driven Streetpunk/Hardcore mixture in die famous Down under-Style« nennt. Seien wir ehrlich: Die Band spielt eine stramme Hardrock-Mischung, in die sich kleine Einsprengsel von Punk und vor allem Oi! mischen.

Die sechste Platte, die mir vorliegt, nennt sich »Bottle of Rock'n'Roll« und klingt genauso. In den Texten geht es um Frauen und Saufen, um Schlägereien und andere »Echte Männer«-Themen. Das muss man mögen, um die Platte abfeiern zu können – mir war's textlich recht schnell zu blöd.

Musikalisch treten die vier Australier allerdings ziemlich in den Arsch. Die wuchtige Mixtur aus allerlei harter Musik ist gut gemacht, und die sieben Stücke gehen ruckzuck vorbei. Davon sind allerdings zwei Coverversionen: »Ace of Spades« von Motörhead und das für Australier anscheinend unvermeidliche »Nice Boys« von Rose Tattoo.

Wer's braucht, kriegt die CD beim niederländischen Label Rebellion Records und die Vinyl-Version (auf 250 Exemplare limitiert, da zucke ich ja fast ...) beim deutschen Label Bandworm Records.

25 Mai 2011

Mein Buch als eBook

Kann es sein, dass ich noch nicht stolz vermeldet habe, dass es mein »Das Tier von Garoua« in allen möglichen Portalen zu kaufen gibt, die eBooks anbieten? Dann muss ich das hiermit nachholen.

Unter anderem gibt es das Buch bei Beam-Books; das ist ohnehin ein sehr sympathisches eBook-Portal. Dort kostet mein Buch dann auch 9,49 Euro, es ist also schon ein Stück weit preiswerter als die Print-Ausgabe. Es wird im Epub-Format ausgeliefert, ohne DRM-Schutz, und ist 3,39 MB groß.

Ebenfalls lieferbar ist das Buch über die Portalseiten von Libri.de; dort kostet es 9,50 Euro. Dort kann auch gleich die Leseprobe heruntergeladen werden.

24 Mai 2011

Im Nazri Nipah Camp

Zu meinen schönsten Reisen gehörte der Trip nach Malaysia, den ich im Dezember 1998 und Januar 1999 absolvierte. Ich hatte tolles Wetter, ich traf spannende Leute, und ich begann irgendwann, Rucksackreisende zu hassen. Das aber ist ein anderes Kapitel ...

Und ich besuchte die hübsche kleine Insel Pangkor, nur einige Kilometer von der Küste Malaysias entfernt und auch nicht weit weg von Sumatra, der indonesischen Großinsel. Ich setzte mit der Fähre über, ich fuhr mit einem öffentlichen Bus quer über die Insel und entschied mich dort, in das Camp zu gehen, das sich auf der linken Seite befand. (Der Lonely Planet empfahl das Camp auf der rechten Seite. Warum auch immer.)

Es war klein und beschaulich, meine Hütte war nicht größer als die Hütte für einen Dackel, und es wurde für meinen Geschmack zu viel gekifft. Aber ich hatte meine Ruhe, das Meer war nahe, und alles in allem war es ziemlich preiswert.

20 Rupien kostete der Spaß damals, und ich genoss jeden Tag in dem Camp, am Strand und in den nahe gelegenen Kneipen. Außer mir hielt sich vielleicht ein halbes Dutzend weiterer Reisender im Nazri Nipah Camp auf, und das genügte mir.

Wenn ich den alten Kassenzettel in der Hand halte, beschriftet in einer krakeligen Handschrift, denke ich gern an diesen Aufenthalt zurück. Ich will da nicht wieder hin und möchte meine schöne Erinnerung behalten.

23 Mai 2011

Ein Gedicht zum Universum

Zum Jahreswechsel 1979/80 begann mein »Einstieg« in das Science-Fiction-Fandom, in die Szene der Fans und Fanzines. Mit staunenden Augen las ich, welche Art von Texten andere Science-Fiction-Fans verfassten, und ich versuchte, das nachzuahmen und zu adaptieren, was ich in Heften wie »Phalanx« und »Exodus«, »Carthago« oder »solis orbita« las.

Das waren vor allem Kurzgeschichten, aber auch Gedichte. Zu der Zeit war ich ein frustrierter Zehntklässler, dem klar war, dass er die Schule bald verlassen würde, um eine kaufmännische Ausbildung zu beginnen. Gleichzeitig träumte ich davon, ein berühmter PERRY RHODAN-Autor zu werden, und malte ganze Schulhefte voll mit Geschichten, in denen kühne Raumfahrer zu fremden Galaxien flogen.

Und ich verfasste mein wohl erstes »Gedicht«. Am 14. Januar 1980 tippte ich es mit meiner Kofferschreibmaschine auf ein kariertes, gelochtes Blatt Papier, wie man es auch für den Unterricht benutzte.

Ich gab mir Mühe, für jeden »Absatz« immer sieben Zeilen zu nutzen, damit es regelmäßig und »lyrisch« aussah. Ansonsten aber entwickelte ich keinerlei Ehrgeiz, mich sprachlich auf eine lyrische Ebene zu bewegen. Das belegt auch der erste Absatz:

»Es ist eine dunkle Nacht
kann absolut nicht einschlafen
überlege mal wieder
zermartere mein Hirn
über den angeblichen
Sinn und Zweck des Universums.«

So geht es zehn Absätze lang. Insgesamt 70 Zeilen lang ist mein erstes Gedicht aus dem Jahr 1980. Ich reichte es wohl bei einem Fanzine ein, kann allerdings heute weder nachvollziehen, an welches Fanzine ich es schickte, noch ob es gedruckt worden ist.

Weil mir wohl klar war, dass es kein literarisches Highlight werden würde, schrieb ich eine umfangreiche Erklärung ans Ende des Textes, in dem ich das ganze noch einmal in das richtige Licht rücken wollte: »Ich habe dieses Ding aus einer Art innerer Antrieb oder wie immer man das nennen mag geschrieben, weil ich auch schon schlaflose Nächte über diesem Thema zugebracht habe.«

Das Blatt Papier ist zerknittert und sieht eben so aus, wie ein Papier aussieht, das mit der Post mehrfach durch Deutschland geschickt wurde und das pubertierende Jungs in den Händen hielten. Lese ich den Text durch, schüttle ich den Kopf über mich selbst. Wegwerfen würde ich es nie.

22 Mai 2011

Ein Band mit beeindruckenden Kurzgeschichten

Dass ich überhaupt den Namen Raymond Carver ins Hirn gehämmert bekam, ist die Schuld von Olaf Kutzmutz, dem literarischen Leiter der Bundesakademie in Wolfenbüttel. Mehrmals bei Seminaren sagte er mir, ich müsse unbedingt einmal Kurzgeschichten von Raymond Carver lesen. Einmal blätterte ich dann in der Bibliothek eines der dort herumstehenden Bücher durch, und dann wusste ich, dass ich Carver »probieren« musste.

Das tat ich jetzt: Ich las »Würdest du bitte endlich still sein, bitte«. Der Band enthält die frühen Geschichten des amerikanischen Schriftstellers, die in den USA bereits 1976 als Sammelband erschienen sind. Und ich war von jedem der Texte angetan, von manchen sogar gebührend beeindruckt.

Carver ist ein Autor, der die Widersprüche der Menschen in seinen Texten buchstäblich auslotet. Ganz normale Menschen mit ihren Schwierigkeiten, mit ihren täglichen Lügen und kleinen Verbrechen, mit ihrer Scham und ihrer Gemeinheit – sie sind die »Helden« seiner Geschichten, die meisten zwischen zehn und 15 Seiten lang sind.

Im Original habe ich das jetzt nicht gelesen, für mich gilt also die Übersetzung. Die fand ich aber sehr ansprechend; ich hatte nie das Gefühl, über einen Satz oder ein unpassendes Wort zu stolpern. Stattdessen geleitet einen die Übersetzung durch die Geschichten hindurch, als seien sie in deutscher Sprache geschrieben worden.

Oft geht es um Väter, die mit ihrer Rolle nicht klar kommen. In anderen Geschichten behandelt Carver wiederum Paare, deren Beziehung längst zerbrochen ist oder die eben zerbrechen. Und dann gibt es wieder Geschichten, die einfach nur einen armseligen, in seiner Existenz zweifelnden Menschen ins Zentrum rücken.

Oftmals ist das traurig zu lesen, viele Geschichten sind eher depressiv. Aber sie sind sprachlich wie inhaltlich von einer erzählerischen Kraft, die ich beneidensert finde.

Carver, der 1938 geboren wurde und bereits 1988 verstarb, gehört in den USA zu den großen Kurzgeschichten-Autoren. Umso peinlicher, dass ich ihn nie wahrgenommen habe. Nach der Lektüre dieser Geschichten werde ich auch die anderen Texte von ihm lesen; die anderen Bände liegen schon im Lese-Stapel.

Man findet die im Berlin Verlag veröffentlichten Bücher häufig im Antiquariat – das nur als Tipp!

21 Mai 2011

Sirenenübung

In Karlsruhe war heute offensichtlich eine Übung mit den örtlichen Sirenen. Ich stand mit meinem Rad an einer Kreuzung, als das Heulen anfing; es schallte zwischen den Häusern hindurch und echote ein wenig durch die Straßen. Und ich erinnerte mich daran, wie es gewesen war, wenn bei uns im Dorf die Sirenen getestet wurden.

Meine Mutter wurde aschfahl, als ich das zum ersten Mal bewusst mitbekam. Wir wohnten nicht weit von dem Haus entfernt, auf dessen Dach eine Sirene stand; von meinem Zimmer aus konnte ich sie sogar sehen. Und meine Mutter fand das Geräusch stets entsetzlich.

»So war's immer, bevor die Bomber kamen«, sagte sie. »Das ist jetzt der Fliegeralarm.« Sie konnte die einzelnen Signalfolgen unterscheiden, ich lernte das nie. Aber jede Sirenenübung erinnerte sie an den Krieg, egal wie lange dieser her war.

In Karlsruhe hörte die Sirene nach kurzer Zeit schon wieder auf. Der Verkehr floss weiter. Nichts war geschehen, die meisten Leute hatten das Heulen sogar ignoriert. Es war nur eine Übung, und die Welt des Jahres 2011 ist sehr weit entfernt von der Welt des Jahres 1971 – oder gar 1941.

20 Mai 2011

Eine Garoua-Rezension

Die Politikerin und Psychologin (oder andersrum?) Cornelia Mertens kenne ich schon richtig lange; es dürften jetzt auch bald zwanzig Jahre sein. Der gemeinsame Bezug ist die Science Fiction, vor allem aber jene Serie, die ich von Berufs wegen betreue.

Um so mehr hat mich gefreut, dass Cornelia in ihrem privaten Blog einige Zeilen über mein Taschenbuch »Das Tier von Garoua« geschrieben hat. Ihr Fazit: »Wer Afrika mag, oder einfach mal spannende Anekdoten lesen mag, dem ist dieses anregende Buch empfohlen.«

So ein Lob freut mich selbstverständlich sehr. Danke!

19 Mai 2011

»Progressive Punk« von Rubberfresh

Lese ich den Marketing-Quatsch, den mir die Band Rubberfresh aus Österreich mit ihrer CD »Cirque de monde« mitschickt, wird mir schon schlecht. Man bezeichnet den Sound der Band als »progressive punk« und schreibt sich selbst »eine spannende mischung aus hardcore, punk, rock und funk!« auf die Fahnen. Das ganze wird mit einem vierfarbig gedruckten Pappkarton und eingehefteter CD präsentiert – die Klischee-Aussage »das ist doch kein Punk mehr!« darf ich hier doch hoffentlich aus der Schublade ziehen.

Musikalisch ist man gar nicht so schlecht. Im Prinzip machen die vier Österreicher eine anständig gespielte Rock-Musik, bei der es gelegentlich punkig lospoltern darf; bei Stücken wie »Peel Me« wird aber mit tief hängender Gitarre so gespielt, als wollte man im Vorprogramm von Faith No More auftreten (kennt die eigentlich noch jemand?)

Zeitweise versucht die Band wie die Red Hot Chilli Peppers zu klingen, mit Hüpfburgenmusik und allem drum und dran, und ganz selten knallt man ein bisschen punkig durch die Gegend. Was an dieser Musik progressiv oder punkig sein soll, erschließt sich mir nicht; aber ich muss ja auch nicht alles kapieren.

Um's kurz zu machen: Da versuchen einige junge Männer, kommerziell erfolgreiche Rockmusik zu machen. Das ist ehrenwert und nicht zu kritisieren. Gut spielen können die vier auf jeden Fall; ich habe die CD drei-, viermal gehört und mich nicht geärgert.

Ich finde die Band trotzdem musikalisch uninteressant und habe es dann gleich mal gelassen, auf die Texte zu achten. Braucht kein Mensch.

Irritierendes Geschenk

Mittagspause und Stresszeit: Da in Rastatt die Ladenöffnungszeiten als beinharte Gesetze verstanden werden, an denen nicht zu rütteln ist, rase ich im Eiltempo zur Apotheke, die gut eineinhalb Kilometer vom Verlag entfernt ist. Ich präsentiere mein Rezept, natürlich ein Antihistamin-Kram wegen meines Heuschnupfens, und erhalte das Medikament.

Die Dame hinterm Tresen fragt, »kann ich noch was dazu packen?«, und ich nicke in Gedanken, weil ich schon wieder dabei bin, an einem Roman rumzubasteln. Ich bezahle, nehme meine Tüte mit dem Rezept, dem Medikament und dem Geschenk und verlasse die Apotheke.

Erst Stunden später schaue ich mir mein Geschenk an. Und bin überrascht. Mal was anderes als die üblichen Papiertaschentücher mit Werbeaufdruck auf der Verpackung - na immerhin.

Ein »Schutzputz-Tuch« für »Glänzende Sauberkeit für unterwegs«. Der Beschrieb verrät mir: »für die schonende Reinigung und farblose Pflege von Glattleder«. Natürlich ist das ganze umweltschonend in besonders dicke Kunststoff-Folie verpackt.

Irritiert schaue ich an mir hinunter: Ich habe Stoffturnschuhe an, einen Converse-Abklatsch. Keine Spur von Leder, keine Spur von schwarz, nichts, was mit dem tollen Tuch geputzt werden könnte.

Seither rätlse ich und grüble: War das etwa eine Aufforderung der Apothekerin, mich endlich altersgerecht anzuziehen? Ein Hinweis, dass mir schwarze Lederschuhe auch stehen würden?

18 Mai 2011

Mark Brandis und die Kolibris

Ich habe mich in den letzten Jahren zu einem Freund gut gemachter Hörspiele entwickelt. Und da ich als Jugendlicher mit großer Begeisterung die »Mark Brandis«-Romane las, freue ich mich heute darüber, die Hörspiele zu dieser Science-Fiction-Serie aus den 70er Jahren zu hören. Die erscheinen bei Folgenreich, einem Label von Universal, und sind wirklich von herausragender Qualität.

Ein schönes Beispiel dafür sind die Folgen fünf und sechs, die schon länger auf dem Markt sind, die ich mir jetzt aber erst angehört habe. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Doppelfolge, also zwei CDs auf der Basis eines Romans. Der Titel: »Testakte Kolibri«.

Das Ding spielt im Jahr 2124, und der »Kolibri« ist nichts anderes als ein Ein-Mann-Raumschiff, mit dem man zwischen Mond und Erde pendeln, aber auch durch die Ozeane tauchen kann. Mark Brandis, seines Zeichens ein richtig guter Raumfahrer, wird zum Projektleiter für die »Kolibri«-Tests ernannt und geht dann daran, die offensichtlichen Probleme zu beseitigen: Bei Testflügen sterben Piloten, und niemand weiß, ob es technische Pannen, menschliches Versagen oder schlicht Sabotage ist.

Seien wir ehrlich: Die eigentliche Geschichte ist nicht so gut. Die Handlung plätschert ein wenig vor sich hin und löst sich am Ende recht plump auf. Dafür können aber die Hörspielmacher nichts, die sich am klassischen Roman orientieren – sie müssen schauen, dass sie das beste aus der Story machen.

Das tun sie allerdings! Hervorragende Geräusche, richtig gute Sprecher und eine stimmige Atmosphäre (im Hintergrund tut sich ständig was: Flugzeuge zischen vorbei, das Meer plätschert, Menschen plaudern) machen das Hörspiel zu einem echten Erlebnis. Und wenn Mark Brandis vor Begeisterung über einen Alarmstart johlt, hat das was von nachvollziehbarer, jugendlicher Begeisterung.

Schönes Hörspiel also, die Schattenseiten kommen von der Story. Ich freu' mich trotzdem aufs nächste.

17 Mai 2011

Im Hochzeitshotel

Rückblick auf den Italien-Trip im August 2010

Warum wir uns für die Villa Quaranta entschieden, wusste hinterher keiner so recht. Sicher war, dass wir völlig begeistert waren. Und das hatte ganz unterschiedliche Gründe, die nicht nur damit zu tun hatten, dass das Hotel am Rande des Valpolicella-Gebiets lag und daher sehr gute Verbindungen zu hervorragenden Winzern der Region hatte.

Es lag sicher daran, dass es einen wunderbaren Swimming-Pool mit Pool-Bar und schönem Rasen gab, aber nicht unbedingt am Zimmer; das war zwar bequem, aber ein wenig klein und hatte keinen Balkon. Aber wer braucht bei italienischem Sommer mit tollem Wetter und einem großzügigen Park eigentlich einen Balkon?

Überhaupt der Park: Er war für Hochzeitsgäste ausgelegt, die sich dort fotografieren lassen konnten. Ein Zierteich mit Brücke. Ordentlich geschnittene Bäume. Gitterzäune mit verschnörkeltem Design. Ein Wandelgang, der zwischen Hecken und Statuen hindurchführte. Es war so kitschig, dass es fast in den Augen wehtat, aber es passte alles.

Das Gebäude selbst ergänzte das ganze: In der einen Ecke steckte eine uralte Kirche mit mittelalterlichem Innenteil, in der geheiratet werden konnte, in der anderen Ecke war ein topmodernes Thermarium, in dem es eine Sauna, ein Hallenbad und dergleichen gab. Dazu ein Innenhof, in dem gefrühstückt wurde, und ein Vorgarten für den Restaurantbereich.

Im Prinzip stellte sich die Villa Quaranta als eine schöne Mischung aus Kongresszentrum, Top-Restaurant, klassischem Hoteltrakt und uraltem Kirchengemäuer heraus. Ich würde jederzeit wieder hinfahren. Mein Tipp für jeden Trip in die Region zwischen Gardasee und Verona - und ich bekomme nicht mal Geld dafür!

16 Mai 2011

Bewundernswertes Jubiläum

Das Fanzine »Trust« wird 25 Jahre alt - das ist schon eine Sensation! Ich erinnere mich noch gut, was für ein Gefühl es war, die ersten Ausgaben des Heftes in den Händen zu haben: ein Fanzine für Hardcore-Punk, gemacht von Leuten aus Süddeutschland, die damals alle noch recht jung waren, sich aber schon als Szene-Veteranen fühlten.

Seit damals ist viel geschehen. Hardcore und Punk wurden kommerziell und sind in weiten Teilen längst ein offizieller Bestandteil der allgemeinen Musik-Kultur; gleichzeitig gibt es immer noch den Underground. Nur haben die »Trust«-Macher schon lange einen Großteil des Szene-Bezugs verloren, den sie vor einem Vierteljahrhundert hatten.

Das ist keine Kritik. Menschen verändern sich, ebenfalls der Blickwinkel, mit dem man die Außenwelt wahrnimmt. Und im Jahr 2011 ist sowieso alles anders als 1986.

Nur: Das »Trust« gibt es noch. Das ist eine enorme Leistung, vor der ich meinen Hut ziehe. Wenn ich könnte, käme ich sogar zur riesigen Party nach Bremen. Aber das klappt rein zeitlich dann doch nicht.

Fashion Pigs und Killerladys

Das ist mal eine ungewöhnliche Platte: eine Single des EA80-Sängers Junge, die keinen Millimeter weit mit Punk zu tun hat, sondern schlichtweg ungewöhnliche und sehr schöne Musik präsentiert. Er nennt sich dabei Killerlady, und die zwei Stücke heißen »Fashion Pig« und »Minneapolis«.

Die düstere Stimme des Sängers, die schlichte Instrumentierung – das alles geht nicht in die Beine, sondern in den Kopf. Klingt wie der Soundtrack zu einem ungewöhnlichen Independent-Film, eine starke Sache! Und rein optisch sieht das ganze aus wie eine Mixtur aus Kunst-Fanzine der 80er Jahre und einer Emopunk-Single.

Whow.

15 Mai 2011

Deutschtümelnde Autoren?

Ich liebe Autoren-Arroganz. Aktuelles Beispiel: Johano Strasser, der Chef des Schriftstellerverbandes PEN: Nach einem Zitat des »Börsenblatts« hat er sich kritisch zur »literarischen Novitätenflut« geäußert, auf deutsch, hat er darüber gemault, dass es zu viele neue Bücher gibt.

Am Rande einer Tagung sagte er der Deutschen Presse-Agentur dpa, es gebe in Buchhandlungen zu viel von »irgendwelcher fragwürdiger amerikanischer Literatur, hastig übersetzt ins Deutsche«. Gleichzeitig vergessen viele Leute, »dass es so viele gute Literatur in Deutschland gibt, die nie auf so einen Stapel gerät«.

Grundsätzlich hat er recht: Es findet sich viel Genre-Literatur – vor allem Krimis und dergleichen – auf den Stapeln der Buchhandlungen, die aus dem englischsprachigen Raum kommt. Und es gibt viele gute Romane aus deutschen Landen, die nicht auf den Stapeln landen.

Nur: Gleichzeitig ist es kompletter Unfug, was er sagt. Wer sich die Stapel in den Buchhandlungen anschaut – vielleicht sollte so ein Groß-Literatur-Autor mal eine Buchhandlung betreten und nicht nur drüber schwadronieren –, sieht sehr schnell, dass es haufenweise Bücher deutschsprachiger Autoren auf irgendwelchen Stapeln gibt.

Im übrigen hat das eine mit dem anderen wenig zu tun. Wer sich über die mangelnde Qualität der veröffentlichten Literatur beschwert, urteilt arrogant und großkotzig über den Geschmack des Publikums.

Und vergisst im übrigen ganz nebenbei, dass der größte Unfug, der hierzulande in den letzten Jahren erfolgreich war, in deutscher Sprache verfasst worden ist. Ich erinnere an Bücher wie »Hummeldumm« oder den Salon-Rassismus eines ehemaligen Bundesbankers und Immernoch-SPD-Mitglieds.

Es ist seltsam, dass auch Autoren in dieses »Deutsche nach vorne!«-Gejammer einstimmen, in dem die Musikindustrie seit vielen Jahren immer wieder versackt. Heinz-Rudolf Kunze und Konsorten haben vor gut zwanzig Jahren schon eine Quote für deutschsprachige Musik im Radio gefordert (und da eher an ihre Murks-Mucke gedacht und sicher nicht an Tocotronic und dergleichen); jetzt folgt eben Johano Strasser mit seinem Plädoyer für Klugscheißer-Literatur.

Ich kapier' das nicht. Vielleicht bin ich deshalb auch kein guter Patriot.

14 Mai 2011

Schmeichelhaftes Interview

Im Fanzine Three Chords, genauer gesagt in der Ausgabe 10, die im Jahr 2008 veröffentlicht wurde, kam ein Interview mit mir. Unter dem Motto »Ü30 Hardcore« ging's da um Punkrock, Fanzines und Hardcore; zu den Aussagen stehe ich heute immer noch.

Die Fragen stellte der Kollege Herder, den ich in den 90er Jahren kennenlernte. Er war selbst Herausgeber eines A5-Fanzines zu jener Zeit, und wir leerten bei einem Fanzine-Treffen in Neuss das eine oder andere Bierlein. Und wenn ich mich düster erinnere, pennten wir beide in diesem ziemlich verdreckten Flur vor dem Konzertraum auf den Fußboden ...

Mittlerweile gibt der Kollege einen eigenen Blog heraus, der den schönen Namen Urbanwaste trägt. Und dort ist das Interview mit mir jetzt nachzulesen. Finde ich gut!

12 Mai 2011

Mitterrand zum dreißigsten

Am 10. Mai 2011 ist es dreißig Jahre her, seit Francois Mitterrand zum französischen Staatspräsidenten gewählt wurde. Ein Jubiläum, das vor allem in Frankreich durch die Medien ging, das aber hierzulande nicht zum Massenthema wurde. Auch ich hätte es eigentlich völlig übersehen, wäre ich nicht über einen Artikel gestolpert.

Ich erinnerte mich noch an den Abend, an dem klar geworden war, dass Mitterrand die Wahl gewonnen hatte. Mit anderen Jugendlichen aus Freudenstadt saß ich an diesem 10. Mai 1981 auf einer Wiese im Elsass, wo wir eine Jugendfreizeit mit Zelten, Biertrinken, Grillen und anderem Unfug verbrachten.

Die älteren Jugendlichen, die allesamt wesentlich politischer waren als ich, hörten an diesem Tag gespannt Radio. »Jetzt ist Mitterrand dran«, sagte später einer, der ständig ein Transistorradio am Ohr hatte. »Die Franzosen haben jetzt einen Sozialisten.« Es klang, als wollte er »alles ist gut« sagen.

Im nahe gelegenen Dorf wurde gefeiert. Viele Franzosen freuten sich über die Wahl eines Linken – und auch in unserer Gruppe gab es viele, die den Wahlsieg begrüßten. Eine seltsame Situation war das, wie auch der gesamte Aufenthalt damals seltsam war, inklusive eines Besuches im elsässischen Konzentraionslager und dergleichen.

Später stellte sich, was die Politik anging, selbstverständlich die Ernüchterung ein. Doch während wir Deutschen ein Jahr später in die lange Regentschaft von Helmut Kohl torkelten, hatten die Franzosen mit ihrem Mitterrand immerhin eine Mischung aus Charisma, Reformen und Größenwahn.

11 Mai 2011

Kartell der Caracoles mit gutem Demo

Woher aus dem Ruhrgebiet das Kartell der Caracoles genau stammt, weiß ich nicht; ich bekam die Demo-CD über das OX zugeschickt, für das ich auch eine positive Besprechung verfasste. Die Band besteht aus fünf Leuten, auf ihrer CD gibt es sieben Stücke, die im Prinzip in die Deutschpunk-Schublade zu packen sind.

Allerdings nicht zum stumpfen Deutschpunk, sondern eher zu dem, der ein wenig schlauer als bei vielen anderen Bands um die Ecke kommt. Die Band hat gute Texte, mit kurzen, lakonischen Sätzen, die aber immer gut knallen. Dazu kommt ein treibender Sound, der dank der Stimme immer ein wenig in die Emo-Ecke rüberguckt. Allerdings ohne jegliche Weinerlichkeit.

Mir fallen Vergleiche ein wenig schwer; man möge sich eine Mixtur aus Duesenjaeger und Trend vorstellen. Die CD gibt's für einige wenige Euro über die Homepage der Band – sollte man mal antesten!

10 Mai 2011

Für Computernostalgiker


Ich kenne mich mit Computern nicht aus. Seit über 25 Jahren arbeite ich mit Computern, aber ich habe wenig Ahnung davon, wie sie eigentlich funktionieren; ich bin also ein typischer Anwender. Umso interessierter blätterte ich dann ein Heft wie »Retro« durch, dessen Nummer 19 mir vorliegt.

Auf 92 farbigen Seiten, die im Layout allesamt einen besonderen Charme aufweisen, so eine Mixtur aus alt und neu, geht's vor allem um Computer und Technik, aber in einer sehr angenehmen Weise. Klar, die Macher sind Fans, und das merkt man, aber sie gehen an das Thema recht witzig und abwechslungsreich ran.

»Das Kulturmagazin für Computer, Videospiele und mehr« schreibt deshalb über olle C64-Themen, über den Karlsruher Verein Retrogames oder über die Subkultur der Computerspieler. Selbstverständlich werden alte Spiele vorgestellt und rezensiert; als zusätzliches Thema gibt es »Independent«, wo ein Punk-Vergleich nicht fehlen darf.

Kein Witz: ein spannendes Magazin. Es kostet stolze 6,95 Euro, und man sollte sich schon fürs Thema interessieren ...

09 Mai 2011

Radfahrerversuche

Es ist jedes Jahr dasselbe: Der verdammte Heuschnupfen plagt mich derart, dass ich im Frühjahr fast völlig lahmgelegt werde. Mit größeren Aktivitäten an der frischen Luft ist da kaum zu rechnen. Und so stockt der Versuch, durch körperliche Bewegung den Winterbauch zu reduzieren, in den Monaten März bis Mai sehr kläglich.

Am gestrigen Sonntag, 8. Mai, wollte ich dem Schicksal ein Schnäppchen schlagen. Frohgemut setzte ich mich aufs Rad, schob es in den Hof, hüpfte darauf und fuhr los. Einen konkreten Plan hatte ich nicht, also fuhr ich in den Schlossgarten durch den Wald, nach Neureut und ins Naturschutzgebiet und irgendwann wieder zurück.

Nach rund einer Stunde fühlte ich mich erschöpft und war durchgeschwitzt; ich hechelte en wenig, kam aber ohne zusätzliches Asthma-Spray aus. Nur der Hintern schmerzte, aber das wird sich hoffentlich im Lauf der nächsten Wochen von selbst regulieren.

Wenn ich mit dem Rad durch die Gegend fahre, wenn ich die warme Luft atme, tief den Geruch nach Wiesen und Bäumen einziehe - dann ist das für mich wie Sommer. Und da ist mir mein Heuschnupfen völlig schnuppe.

08 Mai 2011

Olle Hackerei zum zweiten

Am Samstag, 7. Mai 2011, war der zweite Tag des diesjährigen »Alte Hackerei«-Geburtstagsfestes. Ich kam zwar zeitig hin, verpasste aber dennoch die erste Band; interessanterweise war das Publikum deutlich anders als am Vorabend zusammengesetzt, weniger Rockabilly eben und mehr Punkrock.

Zu den Bone Idles aus Karlsruhe war ich im Saal. Die Band setzt sich zumindest teilweise aus Szene-Veteranen zusammen; musikalisch wird bollernder Hardcore-Punk geliefert, wie er in den späten 80er Jahren die Szene durchgewirbelt hat. Charakteristisch an der Band ist allerdings die Stimme des Sängers Gunnar, der in den 80er Jahren mit seinen damaligen Kapellen Kafka Proses und - vor allem! - So Much Hate richtig geilen Hardcore spielte.

Die Energie, die von der Band ins Publikum gepfeffert wurde, kam an. Frenetischer Jubel, euphorisches Gejohle, wildes Gehüpfe - ich kam mir zeitweise echt vor, als schriebe man 1988, und das ist jetzt absolut positiv gemeint. Saugute Band, großartige Stimmung!

Danach die Lombego Surfers aus Basel, die ich im Verlauf der letzten 22 Jahre ein paar Mal gesehen habe. Die alten Herren sind auf Platte schon ziemlich gut, hauen mit ihrer Musik aber vor allem live einen Knaller nach dem anderen raus.

Wobei sie an diesem Abend ein großartiges Publikum hatten. Im reichlich besoffenen Mob vor der Bühne entwickelte sich ein richtig schöner Pogo mit angenehmem Geschubse; überall grinsten die Leute und freuten sich, und die Band spielte, bis sie buchstäblich nicht mehr konnte.

Danach gab's Disco-Musik. Die DJs brachten musikalische Variationen, die in anderen Läden als Verbrechen gegolten hätten. Wer Slayer und Village People, Adriano Celentano und Dead Kennedys nacheinander spielt, kann aber kein schlechter Mensch sein.

Als ich die »Alte Hackerei« verließ, blendete mich die Morgensonne. Oder zumindest die schreckliche Helligkeit. Ich fand mein Fahrrad, schaffte es sogar, den Weg zu finden, und kroch gegen sieben Uhr ins Bett. Wunderbarer Geburtstag!

07 Mai 2011

Vier-Jahres-Fete

Die »Alte Hackerei«, Karlsruhes gepflegte Punkrock-Bar, feiert an diesem Wochenende ihren vierten Geburtstag. Da durfte ich natürlich nicht fehlen und steuerte am Freitag abend, 6. Mai 2011, die Räumlichkeiten auf dem Schlachthofgelände an. Es war schönes Wetter, haufenweise Leute waren unterwegs, und der Raum war sehr gut gefüllt.

Die erste Band verpasste ich, weil ich buchstäblich stundenlang vor dem Eingang herumstand, Bier trank und mit Leuten laberte. Erst zur zweiten Kapelle kam ich endlich in den Kneipenraum hinein.

Es spielten The Wolfgangs aus Strasbourg, also von der anderen Rheinseite. Die Dame im hautengen Gummikleid und ziemlichem Sexy-Outfit und ihre drei Musikanten fabrizierten ruppigen Rockabilly-Sound, der sehr modern klang, nichts angeschwiemeltes, das nach den fünfziger Jahren roch.

Ein großartiger Spaß, auch deshalb, weil die Sängerin mit ihrem Sexy-Outfit immer wieder selbstironisch spielte, mit dem Hintern wackelte und entsprechende Ansagen machte. Mag sein, dass das jetzt sexistisch klingt - aber die Dame spielte auf der Bühne ziemlich mit Sexismus und coolem Aussehen.

Drei Männer enterten danach die Bühne, die Peacocks aus der Schweiz. Auch die gehören eher in die Rockabilly-Richtung, auch die machen's eher modern. Und sie schafften es, die »Alte Hackerei« zum Kochen zu bringen.

Schweißtreibende Temperaturen, ein besoffener, fröhlich tanzender Mob vor der Bühne - es war großartig. Ich hüpfte ein wenig herum, trank fleißig Bier und hatte das Gefühl, ein Grinsen sei in mein Gesicht gestanzt. Und als ich endlich den Heimweg antrat, war es kurz vor drei Uhr ...

06 Mai 2011

Zauberspiegel-Interview

Der »Zauberspiegel« ist ein Online-Magazin, wie man so was neuerdings nennt. Diese Woche wurde in dem Magazin ein Interview mit mir veröffentlicht. Allerdings ging's nicht um mich als Privatperson, sondern um meinen Job, sprich, um den anstehenden PERRY RHODAN-Jubiläumsband und andere Dinge.

Wer sich dafür interessiert, kann ja unter der Überschrift »... über Perry, Feedback und Zukunft« nachlesen, was ich Kluges von mir gebe ...

05 Mai 2011

Futtern beim Kaiser

Ist die Kantine geschlossen, weiß man als Arbeitnehmer erst so recht, was man bisher an ihr hatte. So geht es auch mir in diesen Tagen; ich bin gezwungen, mich in der Nachbarschaft des Verlages an irgendwelche Schnellimbisse oder halbwegs vernünftige Restaurants zu halten.

Am heutigen Tag schlug der Kollege aus dem Nachbarzimmer den nächstgelegenen Chinesen vor. Und da das Wetter schön war, bummelten wir hin.

Der Spaziergang zum »Kaiser Palast« (nur echt ohne Bindestrich) lohnte sich tatsächlich: Wir hatten ein Mittags-Menü, das wir direkt vom Buffet nahmen. Das heißt, dass man sich theoretisch so viel nehmen kann, wie man mag, und eben die Getränke zu bezahlen hat. Auch ein Nicht-Schwabe kommt da auf die Idee, mehr zu essen, als unbedingt nötig wäre ...

Für Vegetarier war die Auswahl nicht so überzeugend, aber ansonsten kamen wir auf unsere Kosten. Das Essen wird regelmäßig aufgefüllt, es ist somit recht frisch und für ein Buffet sehr gut. Ich mampfte, und ich futterte, ich holte mir mehrfach Nachschlag und hatte hinterher einen gerundeten Bauch. Noch gerundeter als eh schon.

Die dudelige Musik nahm ich nicht wahr. Die kitschige Einrichtung ignorierte ich. So schön kann es sein, sich einfach mal wieder den Wanst vollzuschlagen.

Zack Zack und ein Blick nach 1979

Seit kurzer Zeit gibt es eine Punk-Band, die aus Deutschland kommt und bewusst zurück in die späten 70er Jahre blickt. Die Rede ist von Zack Zack, und die Band setzt sich aus Leuten zusammen, die vorher bei den Shocks oder bei den Creeks mitspielten.

Ihre erste CD und LP mit dem Titel »wir haben Zeit« liegt seit Anfang 2011 vor, nachdem es kurz zuvor bereits eine Single gab. Enthalten sind darauf insgesamt elf Stücke, die zwischen Mod-Sound, rotzigem Früh-Punk und – meinetwegen! – rasantem Pop-Sound pendeln, dazu meistens deutschsprachige Texte.

Das macht Spaß, das geht in die Füße und in den Kopf, und es belegt vor allem, dass ein Rückblick auf vergangene Zeiten nicht langweilig oder altmodisch klingen muss. Zack Zack sind klasse, und ich möchte die Band demnächst endlich mal live sehen. Solange tröste ich mich mit der CD und hüpfe zu »Arkadengirl« durch mein Zimmer.

04 Mai 2011

Grusel, Sex und Remake


Manche Reflexe funktionieren einfach immer wieder aufs neue. Das zeigt die »neue« Heftromanserie, die von den Kollegen aus dem Bastei-Verlag veröffentlicht wird. Sie heißt »Vampira«, und ich habe das »neu« absichtlich in An- und Abführungszeichen gesetzt.

In den 90er Jahren kam die Serie schon einmal heraus, es handelt sich also um eine Neuauflage. Das wird allerdings nirgends kenntlich gemacht, was nicht weiter stört: In den 90er Jahren versuchte man es im Format der Taschenhefte, jetzt kommt die Serie als Heftroman heraus.

Schon die »Vampira«-Romane in den 90er Jahren, die übrigens sehr ordentlich geschrieben sind, setzten auf den klaren Zusammenhang von Sex und Horror. Die Vampire sind da nicht kuschelig und wollen küssen, sondern da wird teilweise richtig gefickt, und es geht auch sonst zur Sache.

Im Jahr 2011 setzt man dann auch bei Cover auf Nummer sicher. Die Brüste sind jetzt noch größer, die Pose ist noch eindeutiger. Allerdings gibt's im Inhalt dann doch keinen »echten« Geschlechtsverkehr; das wird die angepeilte mögliche Zielgruppe eventuell verwirren.

03 Mai 2011

Comics und ich

Bescheiden klingt das nicht: »Der deutschsprachige Comicmarkt: Berichte + Analysen« - so nennt sich der »Comic Report 2011« im Untertitel. Auf 144 Seiten geht es tatsächlich nur um Comics, und das ganze sieht auch ziemlich klasse aus.

Gelesen habe ich das Buch bislang nicht, das hole ich aber nach. Ich habe ein Belegxemplar erhalten, weil von mir einige Beiträge veröffentlicht worden sind. Nichts großes, aber immerhin einige Rezensionen.

Wer mehr über das Jahrbuch wissen will, sollte sich die Homepage der Macher angucken. Schöne Leseproben gibt's da zu bewundern!

02 Mai 2011

Käskopp-Punk

Am gestrigen Sonntag, 1. Mai, ging es in meiner Radiosendung im Querfunk vor allem um Punk und Hardcore aus den Niederlanden. Dabei ließ ich es - nach einer poppigen Einleitung durch die Travoltas - durchaus krachig zur Sache gehen.

Die schnellen neuen Bands Gewapened Beton und Brat Pack mit ihrem furiosen Mix aus frühem 80er-Hardcore und neuen Sounds gefallen mir; ich hoffe, den Lesern passte das ebenfalls. Dazu gab's mit Vitamin X und Antidote gleich noch mal zwei Bands, die ruppigen und schnellen Hardcore-Punk spielten.

Mehr in die Psychobilly-Richtung ging es mit den Cenobites, und die Oi!-Freunde dürften bei Close Combat und The Young Ones auf ihre Rechnung gekommen sein. Und zum Abschluss gab's noch schöne Melodien von den Bambix. Eine rundum gelungene Mischung, wie ich finde!

01 Mai 2011

Literarisch-grafisches Vermächtnis

Bereits 2009 erschien »Der Junge von nebenan«, ein gezeichneter Kurzroman von Martin Büsser. Ich wollte das Werk gleich lesen, doch dann versackte es im Stapel, dann kam 2001, und Martin Büsser starb viel zu früh. Erschüttert wie ich war, ließ ich das Buch gleich noch mal im Stapel versacken und kam erst in den letzten Tagen dazu, es zu lesen.

Mit Martin Büsser verband mich in all den Jahren eine gewisse Szene-Vergangenheit. In den späten 80er und frühen 90er Jahren schrieb er wie ich für das Punk- und Hardcore-Magazin ZAP, eine Zeit, an die ich immer noch gern zurückdenke. Martin war vor allem für die kopflastigen Artikel zuständig, schrieb gern über sperrige Bands und Themen, die so gar nicht zu Punk und Hardcore passen wollten.

Ich mochte ihn, Freunde waren wir nie, dazu kannten wir uns zu wenig. Als letztes Jahr die Todesnachricht durch die Presse ging, war ich geschockt. Das macht die Lektüre von »Der Junge von nebenan« nicht leichter.

In einem bewusst krakeligen Comic-Stil und mit sehr lakonischen Sätzen schildert Büsser die fiktive Geschichte eines Jungen in den 70er Jahren. Die Eltern tauchen in den Untergrund ab und nehmen den Kampf gegen die Bundesrepublik auf, während der Junge das Schwulsein für sich entdeckt. Das ganze wird nicht »sauber« erzählt, sondern funktioniert mit Übertreibungen und grotesken Szenen.

Zeichnerisch ist das ganze kein Höhepunkt der Comic-Geschichte; das soll es auch nicht sein. Büssers Bilder sind bewusst unsauber und krakelig, sie wirken wie hingeschludert oder hingeschmiert und passen dadurch zu der Geschichte, in der es um eine seltsame Jugend geht. Das ist durchaus charmant, sprengt die Grenzen konventioneller Comics und gehört nur deshalb in die »Graphic Novel«-Schublade, weil jede andere nicht gepasst hätte.

»Der Junge von nebenan« erschien als kleinformatiges Taschenbuch im Verbrecher Verlag; es ist ein ungewöhnliches Werk und in gewisser Weise auch Martin Büssers Vermächtnis. Die 100 Seiten kosten 14 Euro, und wer sich dafür interessiert, kann das Buch mithilfe der ISBN 978-3-940426-40-6 in jeder Buchhandlung bestellen.

Claudia Rudek mit herzzereißendem IndiePop

Eine junge Frau, die Gitarre spielt und dazu singt, dahinter weitere Musiker, die sie aber »nur« begleiten: Was Claudia Rudek macht, ist ausgesprochen angenehm. Sie hat eine tolle Stimme, und ihre Stücke sind locker, mit einer unangestrengten Haltung – und doch gehen sie nach einiger Zeit ins Ohr und kommen nicht mehr heraus.

Ich habe mir ihre erste CD, die einfach nur »Claudia Rudek« heißt, mehrfach angehört; am Anfang lief sie nur im Hintergrund, dann fraß sie sich in mich rein. Das Label steckt die Sängerin in die Folk-Ecke, was nicht falsch ist. Genausogut könnte sie aber die Bühnen der kleinen Indie-Clubs der Republik bespielen; das würde ebensogut funktionieren.

Die Stücke haben ihre Kanten und sind alles andere als glatt gespülter Kommerz-Pop; das ist keine Musik für die Massen. Ich könnte mir vorstellen, dass Leute, denen beispielsweise früher Kate Bush gefiel oder die heute Emiliana Torrini mögen, auch Gefallen an Claudia Rudek finden werden – und das ist nicht das schlechteste Kompliment. Sehr schön!