»Slow Fashion« sei der neueste Trend, plärrt es mir aus dem Radio entgegen. Es sei klimaschonender, wenn man seine Kleidung länger trage und sich nicht ständig neue Hosen und Hemden kaufe. Die Sprecherin verkündete das, als ob sie des Pudels Kern entdeckt hätte.
Ich wusste nicht, dass ich in einem derartigen Umfang zu einem Trendsetter geworden bin. Normalerweise trage ich meine Klamotten so lange, bis sie völlig zerlöchert sind oder auseinanderfallen. In meinem Schrank befinden sich T-Shirts, die ich mir in den 90er-Jahren gekauft habe und die ich immer noch trage.
Den entsetzten Ausruf »Das willst du doch nicht ernsthaft anziehen!« höre ich immer mal wieder. Aber solange ein Band-Shirt noch nicht zu sehr hinüber ist oder man bei einem Hemd den Hemdkragen noch angucken kann, trage ich die Klamotten. Das gleiche gilt für Hosen oder Jacken; meine Lederjacke ist älter als meine Kolleginnen im Büro.
Dass man ernsthaft die Tatsache, dass man Klamotten länger tragen kann, als neuen Trend verkündet, finde ich schon eher verwirrend. Aber in der »Schnelldreher«-Zeit war es zuletzt ja modern, einmal im Halbjahr den Kleiderschrank zu entrümpeln und sich neues Zeugs zu kaufen. Ich finde es deshalb aus verschiedenen Gründen gut, wenn ich mit meiner Art von »Slow Fashion« zum Trendsetter werde …
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