25 November 2021

Informationslöcher in pandemischen Zeiten

Gezwungenermaßen muss ich mich – wie die meisten anderen Leute auch – in diesen Tagen ständig mit der Corona-Pandemie beschäftigen. In diesem Zusammenhang versuchte ich mich über die Corona-Regeln zu informieren, die seit kurzem in Baden-Württemberg gelten. Dazu ging ich – was ich für schlüssig halte – auf die offizielle Internet-Seite der Stadt Karlsruhe.

Dort fand ich leider keine – was ich hilfreich gefunden hätte – klare Übersicht, sondern haufenweise Links zu anderen Unterseiten. Vielleicht war ich zu dämlich, aber auf den ersten und zweiten Blick gab es keine konkrete Information, die mir rasch weitergeholfen hätte.

Was ich dann fand, war in grausigem Beamtendeutsch verfasst. Damit hatte ich schon immer meine Probleme, obwohl es mein Job ist, mich mit Sprache zu beschäftigen. Wie sollen Menschen damit klarkommen, die aus migrantischen Familien kommen, die ihre Probleme mit der deutschen Sprache haben oder die generell mit Schachtelsätzen und umständlichen Formulierungen fremdeln?

Also ging ich auf die Seite eines örtlichen Nachrichtenportals, dem ich sonst nicht so viel Vertrauen schenke. Dort fand ich eine Reihe von Informationen, mit denen ich mich vertraut machen konnte. Sie waren meiner Ansicht nach auch verständlich. Wenn man sich gut in der deutschen Sprache auskannte, versteht sich …

Danach war ich ein wenig schlauer. Trotzdem frage ich mich, warum es offensichtlich die Verwaltungen in Bund, Ländern und Kommunen nicht für nötig halten, die »Maßnahmen« so darzustellen, dass sie ein normaler Mensch auch verstehen kann. Ich wundere mich nicht, dass das viele Leute nicht kapieren.

Ganz banal gefragt: Wäre es in einer solchen Pandemie, in der jeden Tag die Leute zu Hunderten sterben, nicht sinnvoll, eine ganz ordinäre Postwurfsendung in alle Briefkästen der Stadt stecken zu lassen? Idealerweise in verständlichem Deutsch mit Übersetzungen in andere Sprachen oder zumindest Links zu Seiten, wo diese Anordnungen in russisch, türkisch, italienisch, arabisch und serbisch – um mal einige Beispiele zu nennen – nachgelesen werden können?

Vielleicht wäre es sinnvoll gewesen, ein bisschen Geld von den vielen hundert Millionen, die der Umbau des Staatstheaters kosten wird, in die Information der einfachen Bürger zu stecken. Es ist so frustrierend! Ich weiß mittlerweile wieder, warum ich viele Jahre lang nur ungültig gewählt habe …

4 Kommentare:

Enpunkt hat gesagt…

Die offizielle Corona-Informationsseite der Stadt Karlsruhe hat meiner Anicht nach ein wenig Verbesserungsbedarf. Hier:
https://corona.karlsruhe.de/aktuelle-rechtsvorschriften

Einighermaßen vernünftige Informationen zu den aktuellen Corona-Regeln fand ich dann auf dieser Seite, unter anderem:
https://www.ka-news.de/region/karlsruhe/coronavirus-karlsruhe./2g-plus-und-ausgangsperre-fuer-ungeimpfte-ab-mittwoch-gelten-in-baden-wuerttemberg-diese-regeln;art6066,2727376

Christina hat gesagt…

Da lobe ich mir die Kreishandwerkerschaft bei uns im Landkreis. Ich glaube, die haben extra jemanden abgestellt, der nur über die, sich in Bayern stetig und kurzfristig ändernden, Regeln kommuniziert. Die informieren tagesaktuell per E-Mail über die derzeitigen Corona Regeln. Manchmal sogar mehrmals täglich, wenn zum Beispiel die Auslegung der Regeln unklar sind und von Betrieben in speziellen Fällen nachgefragt wurde. Die Regelungen sind hier besonders schwierig, weil wir Grenznah zu Österreich liegen und es viele Pendler auf beiden Seiten betrifft. Und die Regeln der Österreicher auch berücksichtigt werden müssen.
Die Leute in den Büros der Kreishandwerkerschaft sollten einen Orden bekommen, denn das ist inzwischen ein Fulltimejob. Die stehen wahrscheinlich täglich mit der Landes- und Bundesregierung in Kontakt und übersetzen das Beamtendeutsch in verstehbare Anweisungen.

Enpunkt hat gesagt…

Das klingt wirklich sehr gut. Davon sollte sich mal Karlsruhe eine Scheibe abschneiden. Ich finde es unverantwortlich, in einer solchen Krise nur so zu informieren, dass nur die Super-Interessierten überhaupt Bescheid wissen.

Christina hat gesagt…

Die E-Mails bekommen aber nur die Handwerksbetriebe. Das sollte ich hinzufügen.
Wobei die Seite vom Landratsamt Traunstein auch nicht übel ist. Da werden neben dem Regelwerk, auch die aktuellen Bettenbelegungen in den Kliniken gezeigt und das Alter der Verstorbenen.