Wir hatten Lust auf einen letzten Absacker und stolperten nach Mitternacht ins »Apollonia«, eine sogenannte Bier-Bar direkt am Hauptbahnhof der Hansestadt. In Karlsruhe fiele mir wahrscheinlich nur im Vollsuff ein, eine Kneipe mit einem solchen Ambiente zu betreten; in der Fremde schrecke ich vor manchen Sachen einfach nicht zurück.
Die Kneipe besteht im wesentlichen aus einer großen Theke im hinteren Teil und einigen kleinen Tischen mit Barhockern im vorderen Teil. Da offensichtlich das Rauchverbot nicht galt, saßen wir vorne, wo man ein wenig qualmen und vor allem auf die Straße gucken konnte. Aber das Programm im hinteren Teil der »Apollonia« war viel besser.
Dort hatte die sehr freundliche und auch extrem fit wirkende Dame hinter der Theke nämlich eine CD mit Stücken von Udo Jürgens eingelegt. In dröhnender Lautstärke schwappten »Griechischer Wein« oder auch »Aber bitte mit Sahne« durch das Lokal.
Und eine Gruppe mittelalter Damen und Herren im hinteren Teil der Theke - ich schätzte auf einen Kegelverein auf Großstadtreise - sang begeistert mit, feierte die Stücke geradezu ab. Es wurde getanzt, und die Stimmung stieg weiter an.
Die CD hatte einen »Holperer«, was dazu führte, daß manche Stücke in Endlosschleife zu lang liefen und die CD auch nur mit etwa sechs oder sieben Liedern gespielt wurde. Das aber mehrmals hintereinander. Ich fand das klasse und trank ein Pils nach dem anderen, während ich mich über die tanzenden und singenden Damen und Herren amüsierte.
Ein sehr beleibter Herr mit sehr dickem Schnauzer führte dann noch die Bedienung im gekonnten Schunkel-Tanz-Stil durch das Lokal, bis fast zur Eingangstür. Großartig!
Auf Udo Jürgens folgten andere Schlager, genauso laut, aber eben nicht gut. (Hey, Udo Jürgens ist echt cool! So.) Der übliche Umpft-Umpft-Rhythmus, dazu dümmliche Texte. Aber das hielt die Fans nicht davon ab, ebenso mitzusingen, in die Hände zu klatschen und zu singen.
Irgendwann reichte es uns. Ich war eh schon blau wie die Nacht, und die Musik machte keinen Spaß mehr. Wir bezahlten und gingen. Als wir uns erhoben, verabschiedeten uns die Damen und Herren mit erhobenen Biergläsern und fröhlichen Rufen in die Nacht.
Ich glaube, in diesen Stunden hätten wir Freunde fürs Leben gewinnen können. Schnüff ...
Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
29 Februar 2008
28 Februar 2008
Wider die Auto-Flut
Nachdem wir frustriert festgestellt hatten, daß mittlerweile der dritte Schraubenzieher (es heißt fachlich korrekt Schraubendreher, ich weiß, aber ich habe das früher mal anders gelernt) seinen Geist aufgegeben hatte und vorne so langsam zerfranste, gaben wir auf. Wieder mal stand eine Pilgerfahrt in den Baumarkt an - wie es sich für eifrige Heimwerker gehört, nahmen wir das Auto.
Schwungvoll steuerte ich meinen Wagen auf den Parkplatz vor dem freundlichen Baumarkt und bekam eine praktische Parkposition direkt vor der Tür; das hatte ich in all den Jahren zuvor nicht geschafft. Schon beim Einparken fiel mir ein rotgekleideter Mann auf, der am Rand des Platzes stand und eifrig in die frische Februar-Luft schrie. Ich hielt ihn für einen Mitarbeiter des Baumarktes, der seine Angestellten nämlich gerne in einheitliche Klamotten steckt.
Wir eilten an dem Mann vorbei, ich bekam mit, daß er irgendwas von Autos rief, die er irgendwie anders abstellen würde. Aber um diese Zeit hatte ich nur bessere Schraubenzieher, Kreuzschlitze und andere Dinge im Kopf. Sollte der Kerl doch rufen und schreien, was er wollte, ich stand ja richtig!
Als wir wieder rauskamen, hatte ich die Muße, dem Mann etwa dreißig Sekunden lang zuzuhören; es mag auch länger gewesen sein. »Der unnötige Autoverkehr wird unser Ende sein!« schrie er. »Haltet ein in eurem unseligen Tun.« Das war definitiv kein Angestellter des Baumarktes, sondern ein Überzeugungstäter.
Die Predigt, mit krebsrotem Gesicht gebrüllt, ging in diesem Ton so weiter. Ich ging davon aus, daß er schon gut eine Stunde ähnliches in die Weltgeschichte pustete. Und ich schämte mich für etwa eine Sekunde lang dafür, mit dem Auto die zwei Kilometer gefahren zu sein.
Dann aber gab ich Gas. Die Baustelle zu Hause wartete.
Schwungvoll steuerte ich meinen Wagen auf den Parkplatz vor dem freundlichen Baumarkt und bekam eine praktische Parkposition direkt vor der Tür; das hatte ich in all den Jahren zuvor nicht geschafft. Schon beim Einparken fiel mir ein rotgekleideter Mann auf, der am Rand des Platzes stand und eifrig in die frische Februar-Luft schrie. Ich hielt ihn für einen Mitarbeiter des Baumarktes, der seine Angestellten nämlich gerne in einheitliche Klamotten steckt.
Wir eilten an dem Mann vorbei, ich bekam mit, daß er irgendwas von Autos rief, die er irgendwie anders abstellen würde. Aber um diese Zeit hatte ich nur bessere Schraubenzieher, Kreuzschlitze und andere Dinge im Kopf. Sollte der Kerl doch rufen und schreien, was er wollte, ich stand ja richtig!
Als wir wieder rauskamen, hatte ich die Muße, dem Mann etwa dreißig Sekunden lang zuzuhören; es mag auch länger gewesen sein. »Der unnötige Autoverkehr wird unser Ende sein!« schrie er. »Haltet ein in eurem unseligen Tun.« Das war definitiv kein Angestellter des Baumarktes, sondern ein Überzeugungstäter.
Die Predigt, mit krebsrotem Gesicht gebrüllt, ging in diesem Ton so weiter. Ich ging davon aus, daß er schon gut eine Stunde ähnliches in die Weltgeschichte pustete. Und ich schämte mich für etwa eine Sekunde lang dafür, mit dem Auto die zwei Kilometer gefahren zu sein.
Dann aber gab ich Gas. Die Baustelle zu Hause wartete.
25 Februar 2008
Ein Glas Wein zu spät
Hamburg, St. Georg, auf der Langen Reihe: Wir wollen noch etwas trinken, finden einen Laden namens »Turnhalle« ganz schick und betreten ihn. Sieht aus wie eine Turnhalle, sieht aber innen ziemlich cool aus, vor allem mit entsprechenden Lampen und einigem Turnhallen-Schick, den man bewußt gelassen hat.
Ein Mann stoppt uns. »Wir schließen bald, Cocktails gibt es keine mehr.« Es ist kurz vor ein Uhr, und ich dachte immer, in Hamburg sei man ein wenig cooler als im beschaulichen Karlsruhe.
An der Theke erfahren wir, daß wir noch Wein bekommen können. Ich führe ein kurzes Weinfachgespräch - nein, ich habe keine Ahnung, kann aber so tun, als ob - mit dem Mann hinter der Theke und bestelle; die Weine kommen auch bald und schmecken sehr gut. »Natürlich könnt ihr die in aller Ruhe austrinken«, verspricht der Barmann.
Dann ist ein Uhr, und er verschwindet. Andere Männer tauchen auf, an der Theke sowie daneben herrscht ein gewisses Kommen und Gehen.
Wir sind schwäbische »Viertele-Schlotzer« und trinken einen Wein mit Genuß, stürzen ihn also nicht hinunter. Außerdem hat man uns gesagt, wir dürften bleiben. Aber ...
Etwa viertel nach eins (oder so) steht ein anderer livrierter Kellner vor uns und bittet uns sehr höflich, den Wein schneller zu trinken. Sie würden bald schließen. Und so trinken wir den Rest unseres leckeren Weines auf ex und verschwinden den Laden.
In der »Lay Back Bar« um die Ecke versacken wir dann. Die versteht unter »open end« nämlich wirklich »offenes Ende«. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.
Ein Mann stoppt uns. »Wir schließen bald, Cocktails gibt es keine mehr.« Es ist kurz vor ein Uhr, und ich dachte immer, in Hamburg sei man ein wenig cooler als im beschaulichen Karlsruhe.
An der Theke erfahren wir, daß wir noch Wein bekommen können. Ich führe ein kurzes Weinfachgespräch - nein, ich habe keine Ahnung, kann aber so tun, als ob - mit dem Mann hinter der Theke und bestelle; die Weine kommen auch bald und schmecken sehr gut. »Natürlich könnt ihr die in aller Ruhe austrinken«, verspricht der Barmann.
Dann ist ein Uhr, und er verschwindet. Andere Männer tauchen auf, an der Theke sowie daneben herrscht ein gewisses Kommen und Gehen.
Wir sind schwäbische »Viertele-Schlotzer« und trinken einen Wein mit Genuß, stürzen ihn also nicht hinunter. Außerdem hat man uns gesagt, wir dürften bleiben. Aber ...
Etwa viertel nach eins (oder so) steht ein anderer livrierter Kellner vor uns und bittet uns sehr höflich, den Wein schneller zu trinken. Sie würden bald schließen. Und so trinken wir den Rest unseres leckeren Weines auf ex und verschwinden den Laden.
In der »Lay Back Bar« um die Ecke versacken wir dann. Die versteht unter »open end« nämlich wirklich »offenes Ende«. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.
22 Februar 2008
Mein Biergarten-Buch
Wer's noch nicht wußte: Ich habe ein Buch mit dem Titel »Biergärten in München und Umgebung« verfaßt. Doch, stimmt schon. Das Internet lügt ja schließlich nicht.
Verwundert war ich auch, als ich den Hinweis erhielt. Es gibt die an und für sich schicke Homepage LovelyBooks.de, wo irgendwelche Nutzer irgendwelche Bücher präsentieren. Eine typische Web-2.0.-Sache also.
Meine Bücher sind auf der Seite auch verzeichnet, allerdings bislang ohne Kommentar und nicht vollständig. (Mein Afrika-Büchlein fehlt leider.) Und das eben erwähnte Biergarten-Buch taucht da auch auf.
Respekt. Man wundert sich ja manchmal selbst, was man so alles hinkriegt ...
Verwundert war ich auch, als ich den Hinweis erhielt. Es gibt die an und für sich schicke Homepage LovelyBooks.de, wo irgendwelche Nutzer irgendwelche Bücher präsentieren. Eine typische Web-2.0.-Sache also.
Meine Bücher sind auf der Seite auch verzeichnet, allerdings bislang ohne Kommentar und nicht vollständig. (Mein Afrika-Büchlein fehlt leider.) Und das eben erwähnte Biergarten-Buch taucht da auch auf.
Respekt. Man wundert sich ja manchmal selbst, was man so alles hinkriegt ...
21 Februar 2008
Technischer Fortschritt
Eigentlich sollte ich von dem Punkrock-Denken der frühen 80er Jahre überzeugt sein: Die Erde wird durch die darauf befindliche menschliche Zivilisation runtergerockt sein, deshalb rufen wir fleißig »No Future«, nehmen das ernst und glaube – wie ich damals tatsächlich – das Ende der 80er Jahre eh nicht mehr erleben zu können.
Dann aber wieder packt mich das an jahrzehntelangem PERRY RHODAN-Konsum gestählte Science-Fiction-Denken, und ich denke, daß man's doch noch irgendwie schaffen wird, diesen Planeten soweit zu retten, daß lebenswertes Leben für die meisten Menschen möglich sein wird. Und da wird angesichts der kaputten Welt des Jahres 2008 der grüne Blümchen-Glaube allein nicht ausreichen – fürs Reparieren braucht man dann tatsächlich viel Technik.
Umso interessanter daß es jetzt eine amerikanische Wissenschaftsorganisation gibt, die einen visionären Blick auf das 21. Jahrhundert werfen soll. Schön ist, daß die Amerikaner da endlich auch drauf kommen, nachdem es hierzulande in den letzten 25 Jahren nicht an Mahnungen und Erinnerungen gefehlt hat.
Aber ich will ja nicht garstig sein: Vielleicht schaffen es die 18 Wissenschaftler, die Aufgaben so zu definieren, daß mögliche technische Antworten machbar sind. Immerhin stellt die Organisation, die National Academy of Engineering, insgesamt 14 Aufgaben. Diese Grand Challenges for Engineering klingen alle extrem vernünftig, da kann man ja glatt gespannt darauf sein, was rauskommt.
Die Punkrock-Antwort: Ich glaub' nicht, daß diesen Ami-Trotteln was einfällt; die diskutieren notfalls noch das Klima zu Tode.
Die Science-Fiction-Antwort: Schauen wir mal, was herauskommt; es ist doch gut, wenn hochkarätige Wissenschaftler auch mal dafür bezahlt werden, über die Zukunft nachzudenken.
Wer hat nun recht?
Dann aber wieder packt mich das an jahrzehntelangem PERRY RHODAN-Konsum gestählte Science-Fiction-Denken, und ich denke, daß man's doch noch irgendwie schaffen wird, diesen Planeten soweit zu retten, daß lebenswertes Leben für die meisten Menschen möglich sein wird. Und da wird angesichts der kaputten Welt des Jahres 2008 der grüne Blümchen-Glaube allein nicht ausreichen – fürs Reparieren braucht man dann tatsächlich viel Technik.
Umso interessanter daß es jetzt eine amerikanische Wissenschaftsorganisation gibt, die einen visionären Blick auf das 21. Jahrhundert werfen soll. Schön ist, daß die Amerikaner da endlich auch drauf kommen, nachdem es hierzulande in den letzten 25 Jahren nicht an Mahnungen und Erinnerungen gefehlt hat.
Aber ich will ja nicht garstig sein: Vielleicht schaffen es die 18 Wissenschaftler, die Aufgaben so zu definieren, daß mögliche technische Antworten machbar sind. Immerhin stellt die Organisation, die National Academy of Engineering, insgesamt 14 Aufgaben. Diese Grand Challenges for Engineering klingen alle extrem vernünftig, da kann man ja glatt gespannt darauf sein, was rauskommt.
Die Punkrock-Antwort: Ich glaub' nicht, daß diesen Ami-Trotteln was einfällt; die diskutieren notfalls noch das Klima zu Tode.
Die Science-Fiction-Antwort: Schauen wir mal, was herauskommt; es ist doch gut, wenn hochkarätige Wissenschaftler auch mal dafür bezahlt werden, über die Zukunft nachzudenken.
Wer hat nun recht?
20 Februar 2008
Im Klo gefunden
Manchmal hat man in der Toilette seltsame Begegnungen. So ging es mir letzte Nacht. Da ich der Fahrer war, konnte ich nicht viel Bier konsumieren und blieb größtenteils nüchtern.
Irgendwann nach Mitternacht mußte ich dann doch pinkeln. Am Spiegel über dem Waschbecken des Klos hing ein Aufkleber. Neugierig starrte ich ihn an und brauchte eine Weile, bis ich es schnallte.
»Aids ist nicht das einzige Risiko«, stand da. Und dann wurde mir aufgrund einer Mail-Adresse endlich klar, daß ich Werbung für eine politische Gruppierung vor der Nase hatte.
Die Männer-Partei macht jetzt Werbung in Kneipen-Klos. Na super. Ich bekam schlagartig Mitleid mit den armen unterdrückten Männern, zu denen ich ja auch gehöre.
(Das Unterhaltsrecht enthält manchen Fallstrick, das glaube ich sofort. Aber ich halte den Unterton der Partei, in Deutschland würden Männer von Frauen und unfähigen Familienrichtern ausgebeutet, dann doch für ein wenig übertrieben.)
Vielleicht hätte ich es allerdings unterlassen sollen, mir den Aufkleber hinterher auf die Hemdbrust zu kleben ...
Irgendwann nach Mitternacht mußte ich dann doch pinkeln. Am Spiegel über dem Waschbecken des Klos hing ein Aufkleber. Neugierig starrte ich ihn an und brauchte eine Weile, bis ich es schnallte.
»Aids ist nicht das einzige Risiko«, stand da. Und dann wurde mir aufgrund einer Mail-Adresse endlich klar, daß ich Werbung für eine politische Gruppierung vor der Nase hatte.
Die Männer-Partei macht jetzt Werbung in Kneipen-Klos. Na super. Ich bekam schlagartig Mitleid mit den armen unterdrückten Männern, zu denen ich ja auch gehöre.
(Das Unterhaltsrecht enthält manchen Fallstrick, das glaube ich sofort. Aber ich halte den Unterton der Partei, in Deutschland würden Männer von Frauen und unfähigen Familienrichtern ausgebeutet, dann doch für ein wenig übertrieben.)
Vielleicht hätte ich es allerdings unterlassen sollen, mir den Aufkleber hinterher auf die Hemdbrust zu kleben ...
19 Februar 2008
Seltsame Flyer
Heute lag ein seltsames Flugblatt im Briefkasten. Nicht der übliche Kram zwischen örtlichem Supermarkt, Pizza-Bude und Nagelstudio, nein, eine Schwarzweiß-Kopie, eindeutig mit der Schere zurecht geschnitten. Und die Titelzeile »Landnahme in Deutschland« machte auch gleich richtig neugierig.
Das Flugblatt faselt davon, daß es im Jahr 2100 rund 35 Millionen Türken in Deutschland geben würde. Grund: der »Verrat an der eigenen Bevölkerung durch SPD, CDU, Grüne«. Und davor hat der unbekannte Flugblattschreiber wohl fürchterliche Angst.
Kein Wunder: Er hat Angst davor, dass die Türkengefahr, die anno 1529 vor den Toren Wiens gestoppt werden konnte, auf diese Weise wiederkommt. Als Beleg zitiert er eine Aussage des türkischstämmigen SPD-Europaabgeordneten Vural Öger, in der dieser wohl einen schlechten Witz gemacht hat. Wer den Quatsch nachlesen will, auf den sich mein anonymer Nazi beruft, landet auf vielen rechten Seiten und muß sich letztlich mit dem Hamburger Abendblatt behelfen.
Meinem freundlichen Nachbarn dürfte das egal sein. »Also raus mit dem faulen Ei aus dem Nest!«, fordert er stramm, wir deutschen Kuckucke dürften uns nicht alles gefallen lassen. Und: »Wir werden unser deutsches Heimatland den Barbaren nicht überlassen.«
Man kann gegen die örtlichen Nazis viel sagen: Doof sind sie, rassistisch sowieso. Aber aktiv sind sie, indem sie ihre Meinung tapfer verteilen, wenngleich einem dabei das Kotzen kommen mag.
Das Flugblatt faselt davon, daß es im Jahr 2100 rund 35 Millionen Türken in Deutschland geben würde. Grund: der »Verrat an der eigenen Bevölkerung durch SPD, CDU, Grüne«. Und davor hat der unbekannte Flugblattschreiber wohl fürchterliche Angst.
Kein Wunder: Er hat Angst davor, dass die Türkengefahr, die anno 1529 vor den Toren Wiens gestoppt werden konnte, auf diese Weise wiederkommt. Als Beleg zitiert er eine Aussage des türkischstämmigen SPD-Europaabgeordneten Vural Öger, in der dieser wohl einen schlechten Witz gemacht hat. Wer den Quatsch nachlesen will, auf den sich mein anonymer Nazi beruft, landet auf vielen rechten Seiten und muß sich letztlich mit dem Hamburger Abendblatt behelfen.
Meinem freundlichen Nachbarn dürfte das egal sein. »Also raus mit dem faulen Ei aus dem Nest!«, fordert er stramm, wir deutschen Kuckucke dürften uns nicht alles gefallen lassen. Und: »Wir werden unser deutsches Heimatland den Barbaren nicht überlassen.«
Man kann gegen die örtlichen Nazis viel sagen: Doof sind sie, rassistisch sowieso. Aber aktiv sind sie, indem sie ihre Meinung tapfer verteilen, wenngleich einem dabei das Kotzen kommen mag.
18 Februar 2008
Zwangsurlaub
Ich habe Urlaub, wenngleich nicht hundertprozentig freiwillig. Eigentlich hatte ich meinen Jahresurlaub 2007 im November 2007 nehmen wollen, wie in früheren Jahren auch. Daraus wurde wenig, weil ich von der Firma aus ein internes Seminar für Mitte des Monats plaziert bekam - dann blieb gerade mal noch Luft für zwei Wochen in Südspanien, über die ich in diesem Blog im November gern gejammert habe.
Mein genialer Plan war dann: Ich feiere meinen Jahresurlaub 2007 im März und April 2008 ab. Damit umgehe ich vor allem die fiese Allergie-Zeit, indem ich einfach einige Wochen an den Strand nach Irgendwo fahre, an einen Ort dieser Welt, wo einfach keine Birken-, Pappel-, Erlen- und sonstwie-Pollen durch die Luft schwirren.
Pustekuchen! Neue Regelungen innerhalb des Unternehmens bringen es mit sich, daß Urlaube wirklich und hundertprozentig bis Ende März abgebummelt werden müssen - sonst verfallen sie tutto completto. Na super!
Deshalb jetzt zwei Wochen Zwangsurlaub, zu einer Zeit, die mir nicht soo gut paßt. Pläne gibt's für die Zeit genug, zu arbeiten bietet die hauseigene Baustelle auch genügend Raum.
Und wenn ich dann noch Zeit habe, schreibe ich Texte. Vielleicht schaffe ich es sogar, an meinem Romanprojekt weiterzumachen ...
Mein genialer Plan war dann: Ich feiere meinen Jahresurlaub 2007 im März und April 2008 ab. Damit umgehe ich vor allem die fiese Allergie-Zeit, indem ich einfach einige Wochen an den Strand nach Irgendwo fahre, an einen Ort dieser Welt, wo einfach keine Birken-, Pappel-, Erlen- und sonstwie-Pollen durch die Luft schwirren.
Pustekuchen! Neue Regelungen innerhalb des Unternehmens bringen es mit sich, daß Urlaube wirklich und hundertprozentig bis Ende März abgebummelt werden müssen - sonst verfallen sie tutto completto. Na super!
Deshalb jetzt zwei Wochen Zwangsurlaub, zu einer Zeit, die mir nicht soo gut paßt. Pläne gibt's für die Zeit genug, zu arbeiten bietet die hauseigene Baustelle auch genügend Raum.
Und wenn ich dann noch Zeit habe, schreibe ich Texte. Vielleicht schaffe ich es sogar, an meinem Romanprojekt weiterzumachen ...
17 Februar 2008
Jugend-Beseitigungen
Ab und zu überkommt es mich, irgendwelche Papierberge auszumisten. Und so nahm ich mir aus gegebenem Anlaß einen Stapel an Kinder- und Jugendbüchern aus meinem ehemaligen Kinderzimmer im Schwarzwald mit.
Die Bücher hatte ich buchstäblich seit Jahrzehnten nicht mehr angeschaut, eigentlich seit den Tagen, als ich zu Hause ausgezogen war. Und jetzt saß ich vor dem Packen an Papier und wollte es eigentlich wegwerfen.
So einfach ging das nicht. Okay, an »Mein lieber Onkel Bill« erinnerte ich mich gar nicht. Das Buch sah zudem so wenig zerfleddert aus, daß ich es wahrscheinlich nur einmal gelesen hatte. Ähnliches galt für einige andere Bücher.
Dann hatte ich irgendwann »Die Meuterer der Bounty« in den Händen, ein Buch, an das ich mich noch gut einnerte, weil ich es so oft gelesen hatte, verfaßt von einem gewissen Martin Anger. Wie oft hatte ich von Tahiti geträumt, von den Fahrten der Meuterer, von den grausigen Kämpfen, die die Überlebenden auf Picairn Island gegeneinander ausfochten.
Dann schaute ich mir die Widmung an, die ich mir selbst mit krakeliger Kinderschrift gegeben hatte: »Klaus Frick von Mama u. Opa am 9. 12. 75« stand da, und »Mama u.« hatte ich auch noch gestrichen. Wahrscheinlich war es ein Geschenk des Opas gewesen, der kurz danach verstorben war.
Lange saß ich da, drehte das Buch in meinen Händen hin und her. Konnte ich so etwas wegwerfen, durfte ich es überhaupt? Das ging doch nicht.
Und dann stellte ich es ins Bücherregal, zu den Büchern mit allgemeiner Literatur. Dort steht es zwischen Schalom Asch und James Graham Ballard – eine beeindruckende Nachbarschaft.
Ich gestehe es: Ich bin ein Musterbeispiel für alternde Sentimentalität.
Die Bücher hatte ich buchstäblich seit Jahrzehnten nicht mehr angeschaut, eigentlich seit den Tagen, als ich zu Hause ausgezogen war. Und jetzt saß ich vor dem Packen an Papier und wollte es eigentlich wegwerfen.
So einfach ging das nicht. Okay, an »Mein lieber Onkel Bill« erinnerte ich mich gar nicht. Das Buch sah zudem so wenig zerfleddert aus, daß ich es wahrscheinlich nur einmal gelesen hatte. Ähnliches galt für einige andere Bücher.
Dann hatte ich irgendwann »Die Meuterer der Bounty« in den Händen, ein Buch, an das ich mich noch gut einnerte, weil ich es so oft gelesen hatte, verfaßt von einem gewissen Martin Anger. Wie oft hatte ich von Tahiti geträumt, von den Fahrten der Meuterer, von den grausigen Kämpfen, die die Überlebenden auf Picairn Island gegeneinander ausfochten.
Dann schaute ich mir die Widmung an, die ich mir selbst mit krakeliger Kinderschrift gegeben hatte: »Klaus Frick von Mama u. Opa am 9. 12. 75« stand da, und »Mama u.« hatte ich auch noch gestrichen. Wahrscheinlich war es ein Geschenk des Opas gewesen, der kurz danach verstorben war.
Lange saß ich da, drehte das Buch in meinen Händen hin und her. Konnte ich so etwas wegwerfen, durfte ich es überhaupt? Das ging doch nicht.
Und dann stellte ich es ins Bücherregal, zu den Büchern mit allgemeiner Literatur. Dort steht es zwischen Schalom Asch und James Graham Ballard – eine beeindruckende Nachbarschaft.
Ich gestehe es: Ich bin ein Musterbeispiel für alternde Sentimentalität.
16 Februar 2008
Nicht nur olle Kamellen
Zwar ist die Ausgabe 61 des Fanzines Plastic Bomb schon ausverkauft, wie ich mir habe sagen lassen, trotzdem habe ich es erst heute zu Ende gelesen. (Neid an alle, die immer gleich zu ihrer Lektüre kommen und nicht immer Monate hinterher hinken!)
Immerhin gibt es glatt einen Karlsruhe-Bezug: Tati, derzeit Sängerin bei Apocalipstix und in Bremen wohnhaft, wird interviewt. Sie spricht auch über ihre früheren Bands, über Animal Bondage oder Day By Day, ihre Zeit in der »Steffi« und anderes. Ich würde ja manches anderes formulieren, fand den Rückblick aber trotzdem sehr lesenswert.
Rückblicke gibt's in dem Heft eh zu Hauf: Die frühen 90er Jahre in Wien werden beleuchtet. (Ich habe mir Aus-Rotten im EKH in Wien angeschaut, weil ich zu viel Ärger mit der »Steffi« in Karlsruhe hatte ... so bescheuert waren die 90er Jahre teilweise.) Dazu kommen Bands wie EA80 und die Cockney Rejects zu Wort, deren Musik ich auch schon seit mindestens 25 Jahre kenne, und es geht um die Anfänge des »Tribal Area«-Video-Fanzines, das in den 80er Jahren anfing.
Gottseidank werden auch neuere Bands abgefeiert, gibt es zudem haufenweise Besprechungen neuer Tonträger und Fanzines. Ingo Rohrer war in Westafrika unterwegs und suchte dort verzweifelt nach Punkrock (ist jetzt ironisch gemeint!), und es gibt herrlich zynische Artikel von Chris Scholz und Vasco.
Eine gelungene Ausgabe wieder mal. Möge es das Plastic Bomb noch lange geben!
15 Februar 2008
Werner K. Giesa
Seit ich mich für Science Fiction und artverwandte Gebiete interessiere, ist mir der Name Werner Kurt Giesa ein Begriff: Früher verfasste er Kurzgeschichten und zeichnete eher seltsame Grafiken, seit mehr als 25 Jahren war er ein Autor populärer Heftromane.
Werner Kurt Giesa war ein fleißiger Schriftsteller. Es gibt die Aussage, er habe mehr als 800 Heftromane verfaßt. Daß diese nicht alle hohe Literatur enthalten können, liegt auf der Hand. Aber mit seinen Arbeiten für die Heftromanserie »Professor Zamorra« fesselte er Zigtausende von Lesern über viele Jahre hinweg.
In irgendeinem Urlaub, ich glaube, es war im Senegal, hatte ich einen Packen »Zamorra«-Hefte dabei, die ich mit viel Vergnügen las; einige seiner »Zamorra«-Bücher zeigten darüber hinaus, daß er das Potential zu »größeren Stoffen« hatte.
Wann genau ich ihn persönlich kennenlernte, weiß ich nicht mehr. Es muß irgendwann in den 80er Jahren gewesen sein. Da kannte ich bereits einige seiner Romane, die er unter anderem für »Mythor« und andere Serien geschrieben hatte.
Wir trafen uns im Verlauf der letzten 15 Jahre immer wieder auf der Buchmesse oder bei Veranstaltungen am Rande. Viel geredet wurde nie, die Kontakte waren nie so intensiv: Man kannte sich, man schätzte sich auch beiderseits als Kollegen (denke ich mal), aber zu mehr kamen wir nicht.
Am gestrigen 14. Februar 2008 verstarb der Autor in seiner Wohnung. Er wurde nur 53 Jahre alt. Als ich die Nachricht gestern hörte, war sie wie ein Schock für mich. Mist.
Werner Kurt Giesa war ein fleißiger Schriftsteller. Es gibt die Aussage, er habe mehr als 800 Heftromane verfaßt. Daß diese nicht alle hohe Literatur enthalten können, liegt auf der Hand. Aber mit seinen Arbeiten für die Heftromanserie »Professor Zamorra« fesselte er Zigtausende von Lesern über viele Jahre hinweg.
In irgendeinem Urlaub, ich glaube, es war im Senegal, hatte ich einen Packen »Zamorra«-Hefte dabei, die ich mit viel Vergnügen las; einige seiner »Zamorra«-Bücher zeigten darüber hinaus, daß er das Potential zu »größeren Stoffen« hatte.
Wann genau ich ihn persönlich kennenlernte, weiß ich nicht mehr. Es muß irgendwann in den 80er Jahren gewesen sein. Da kannte ich bereits einige seiner Romane, die er unter anderem für »Mythor« und andere Serien geschrieben hatte.
Wir trafen uns im Verlauf der letzten 15 Jahre immer wieder auf der Buchmesse oder bei Veranstaltungen am Rande. Viel geredet wurde nie, die Kontakte waren nie so intensiv: Man kannte sich, man schätzte sich auch beiderseits als Kollegen (denke ich mal), aber zu mehr kamen wir nicht.
Am gestrigen 14. Februar 2008 verstarb der Autor in seiner Wohnung. Er wurde nur 53 Jahre alt. Als ich die Nachricht gestern hörte, war sie wie ein Schock für mich. Mist.
14 Februar 2008
Peter Pank in Ludwixhafen
Ja klar: »Ludwixhafen« ist völlig pubertär. Kein ernsthafter Mensch schreibt die rheinland-pfälzische Metropole so. Ludwigshafen ist Ludwigshafen ist Ludwigshafen. Böse Menschen dürfen auch BASF-Stadt dazu sagen.
In Punkrock-Kreisen und wahrscheinlich auch darüber hinaus war es in den 80er Jahren sehr beliebt, das »gs« durch ein »x« zu ersetzen. Jaja, wir waren alle mal jung und pubertär.
Immerhin spielt Ludwigshafen - jetzt richtig geschrieben - auch eine Rolle in der aktuellen Folge von »Peter Pank - Und: Hardcore!«. Der jugendliche Held ist nämlich in dieser Folge meines Fortsetzungsromans endlich im Haus der Jugend angekommen und trifft auf die ersten Leute; Bekannte ebenso wie Leute, die er noch nicht kennt.
Abgedruckt ist das ganze in der aktuellen Folge des Fanzines OX, genauer in der Nummer 76. Und ja ... natürlich ist ein großer Teil dieses Textes sehr autobiografisch angehaucht.
Was mir im übrigen durchaus Probleme bereitet, weil ich mich an die jeweiligen Personen, die es »real« gab, beim besten Willen nicht mehr erinnern kann. Wie zum Teufel sah denn eigentlich damals Frank Babel aus?
13 Februar 2008
Interview mit Kurz-Antworten
»... deswegen habe ich PR-Chefredakteur Klaus N. Frick mit ein paar Fragen gelöchert ...« Das schreibt Stefan Holzhauer, genannt Holzi. Er schreibt es auf der Homepage des Online-Fanzines Zauberspiegel, wo ein Interview mit mir veröffentlicht wurde.
Das Interview beschäftigt sich vor allem mit PERRY RHODAN-Action, einer neuen Heftromanserie, die ab 4. April 2008 rauskommen soll und an der ich beteiligt bin. Da bis zum Erscheinen der ersten Ausgabe auch noch sechs Wochen vergehen werden, fallen meine Antworten sehr kurz aus.
Amüsante Randbemerkung: Holzi kenne ich von »Follow« her, dem Fantasy-Verein, in dem wir beide Mitglied sind. Bei irgendeinem Fest der Fantasie auf irgendeiner Burg - ich glaube, es war an der tschechischen Grenze - war ich gebührend von ihm beeindruckt: Es war Sonntag , der Planet stach vom Himmel, es war knalleheiß, wir alle hatten Rest-Alkohol im Blut, daß alles zu spät war, und Holzi lag seelenruhig auf einer Mauer, die langen weißen Haare dekorativ um den Kopf, wo er ein lebendes Denkmal für den »Schlaf der Gerechten« zur Schau stellte.
Das fand ich ganz schön cool.
Das Interview beschäftigt sich vor allem mit PERRY RHODAN-Action, einer neuen Heftromanserie, die ab 4. April 2008 rauskommen soll und an der ich beteiligt bin. Da bis zum Erscheinen der ersten Ausgabe auch noch sechs Wochen vergehen werden, fallen meine Antworten sehr kurz aus.
Amüsante Randbemerkung: Holzi kenne ich von »Follow« her, dem Fantasy-Verein, in dem wir beide Mitglied sind. Bei irgendeinem Fest der Fantasie auf irgendeiner Burg - ich glaube, es war an der tschechischen Grenze - war ich gebührend von ihm beeindruckt: Es war Sonntag , der Planet stach vom Himmel, es war knalleheiß, wir alle hatten Rest-Alkohol im Blut, daß alles zu spät war, und Holzi lag seelenruhig auf einer Mauer, die langen weißen Haare dekorativ um den Kopf, wo er ein lebendes Denkmal für den »Schlaf der Gerechten« zur Schau stellte.
Das fand ich ganz schön cool.
12 Februar 2008
Sechzig Jahre Punk-Ikone
Im Berliner Kurier wird die 61 Jahre Sängerin Patti Smith als »US-Punkrock-Ikone« bezeichnet, die »taz« nennt sie immerhin »die große Punk-Schreckschraube«, während sie der »Stern« schon wieder als »Patin des Punk« darstellt.
Je weiter weg die Mainstream-Medien vom Thema Punkrock sind, desto seltsamer wird ihr Blick auf eine Szene, die im Jahr 2008 noch fremder für sie zu sein scheint als in den 32 Jahren davor.
Schönes Beispiel: Patti Smith, die jetzt auf der Berlinale aufgekreuzt ist, weil man dort einen Musik-Film über sie und ihr Werk zeigt. Aber was zum Teufel ist an der alternden Hippie-Frau denn eigentlich Punk?
Sie schrieb schon 1975 ihre Gedichte, die auf jeden Fall schräg waren. Und 1975 machte sie eine Platte namens »Horses«, die ich auch ziemlich klasse finde, 1978 machte sie »Easter«, die leicht krachig ist, aber nicht Punkrock. Ihr Lied »Because The Night« war in den späten 70er Jahren eines meiner Lieblingslieder; das war aber von dem Punkrock-unverdächtigen Bruce Springsteen komponiert worden.
Sie hing auf jeden Fall mit den Leuten in New York herum, die gewissermaßen den Anfang des Punkrock bildeten. Bilder, Aufnahmen und diverse Texte belegen das. Als Punk dann richtig explodierte, hatte sie damit so viel nicht zu tun. Und danach verschwand sie auch ganz schnell wieder aus dem Dunstkreis der Szene.
Was an Patti Smith denn nun wirklich Punk ist? Die Vermarktung. Heute gilt es anscheinend als »très chic«, zu einer gewissen Zeit mal Punkrock gemocht zu haben. Anders wäre die multimediale Vermarktung, die seit einigen Jahren läuft, nicht erklärbar. Aber man bezieht sich dann immer nur auf den Punk von 1976 bis 1979, als ob es danach nichts gegeben hätte.
Die Deutungshoheit von Leuten, die heute Ende vierzig sind ...
Je weiter weg die Mainstream-Medien vom Thema Punkrock sind, desto seltsamer wird ihr Blick auf eine Szene, die im Jahr 2008 noch fremder für sie zu sein scheint als in den 32 Jahren davor.
Schönes Beispiel: Patti Smith, die jetzt auf der Berlinale aufgekreuzt ist, weil man dort einen Musik-Film über sie und ihr Werk zeigt. Aber was zum Teufel ist an der alternden Hippie-Frau denn eigentlich Punk?
Sie schrieb schon 1975 ihre Gedichte, die auf jeden Fall schräg waren. Und 1975 machte sie eine Platte namens »Horses«, die ich auch ziemlich klasse finde, 1978 machte sie »Easter«, die leicht krachig ist, aber nicht Punkrock. Ihr Lied »Because The Night« war in den späten 70er Jahren eines meiner Lieblingslieder; das war aber von dem Punkrock-unverdächtigen Bruce Springsteen komponiert worden.
Sie hing auf jeden Fall mit den Leuten in New York herum, die gewissermaßen den Anfang des Punkrock bildeten. Bilder, Aufnahmen und diverse Texte belegen das. Als Punk dann richtig explodierte, hatte sie damit so viel nicht zu tun. Und danach verschwand sie auch ganz schnell wieder aus dem Dunstkreis der Szene.
Was an Patti Smith denn nun wirklich Punk ist? Die Vermarktung. Heute gilt es anscheinend als »très chic«, zu einer gewissen Zeit mal Punkrock gemocht zu haben. Anders wäre die multimediale Vermarktung, die seit einigen Jahren läuft, nicht erklärbar. Aber man bezieht sich dann immer nur auf den Punk von 1976 bis 1979, als ob es danach nichts gegeben hätte.
Die Deutungshoheit von Leuten, die heute Ende vierzig sind ...
11 Februar 2008
Wissen, was zu tun ist
Ich habe »Deutschland sucht den Superstar« noch nie gesehen und bedauere es mittlerweile. Die öffentliche Zurschaustellung von Deppen und Möchtegerns scheint ja eine gewisse therapeutische Wirkung auf manche Leute auszuüben.
Wobei es Henry M. Broder gleich mal wieder auf die Spitze treiben muß: »Selbstüberschätzung ist eine extrem produktive Haltung, ja letztlich der Motor jedes Fortschritts überhaupt«, argumentiert er. So kann man's auch sehen.
Immerhin äußert er sich auf Spiegel-Online in seinem Artikel »Denn sie wissen, was sie tun« sehr umfangreich und trotzdem pointiert zu dem Thema; die genannten Beispiele machen mich glatt neugierig. Ich zitiere:
»Das Selbstbewusstsein der Kandidaten, die zu Hause offenkundig weder einen Spiegel noch Angehörige haben, denen sie zur Probe vorsingen könnten, ist so überwältigend, dass der Zuschauer kaum dazu kommt, so etwas wie Mitleid mit den Versagern zu entwickeln.«
Vielleicht sollte ich mir die Sendung doch mal anschauen und mich über die Doofheit irgendwelcher tanzenden Friseure amüsieren ...
Wobei es Henry M. Broder gleich mal wieder auf die Spitze treiben muß: »Selbstüberschätzung ist eine extrem produktive Haltung, ja letztlich der Motor jedes Fortschritts überhaupt«, argumentiert er. So kann man's auch sehen.
Immerhin äußert er sich auf Spiegel-Online in seinem Artikel »Denn sie wissen, was sie tun« sehr umfangreich und trotzdem pointiert zu dem Thema; die genannten Beispiele machen mich glatt neugierig. Ich zitiere:
»Das Selbstbewusstsein der Kandidaten, die zu Hause offenkundig weder einen Spiegel noch Angehörige haben, denen sie zur Probe vorsingen könnten, ist so überwältigend, dass der Zuschauer kaum dazu kommt, so etwas wie Mitleid mit den Versagern zu entwickeln.«
Vielleicht sollte ich mir die Sendung doch mal anschauen und mich über die Doofheit irgendwelcher tanzenden Friseure amüsieren ...
10 Februar 2008
Mal wieder das Punkrock-Gefühl
Gestern morgen war ich auf der Autobahn zwischen Karlsruhe und Frankfurt unterwegs: Aus den Lautsprechern polterten die Sonic Dolls, durch meine Adern floß noch ein wenig Rest-Alkohol, und ich fuhr meist sehr schnell - und ich hatte das Gefühl, auf einer Woge der Euphorie dahinzuschweben, in einem Zustand zwischen »Yep, mir gehört die Welt« und »was soll eigentlich der ganze Scheiß?«
Ich fuhr, und ich dachte nach, und irgendwann wurde mir bewußt, daß ich das seltsame, das unbeschreibliche Gefühl so schon lange nicht mehr verspürt hatte. Das Nach-Gefühl, das Adrenalin den Adern am Tag nach einer heftigen Aktion, nach einem Pogo-Konzert, nach einer sportlichen Demo oder sonstigen Aktivitäten. Ein Gefühl, das ich nicht beschreiben und das ich auch nicht klar benennen konnte.
Bis es mir irgendwann doch einfiel: Ich hatte nach der Lesung vom Vortag zum ersten Mal seit Jahren wieder das Gefühl, als Punkrocker unterwegs gewesen zu sein. Klar bin ich kein »echter« Punkrocker, war das wahrscheinlich auch nie in meinem Leben und in den Augen der Szene-Chefs, aber bei der Freitagabend-Lesung im »Kohi« war dieses Gefühl mal wieder in mir hochgeschwappt.
Und es fühlte sich sehr gut an, dieses Punkrock-Gefühl.
Ich fuhr, und ich dachte nach, und irgendwann wurde mir bewußt, daß ich das seltsame, das unbeschreibliche Gefühl so schon lange nicht mehr verspürt hatte. Das Nach-Gefühl, das Adrenalin den Adern am Tag nach einer heftigen Aktion, nach einem Pogo-Konzert, nach einer sportlichen Demo oder sonstigen Aktivitäten. Ein Gefühl, das ich nicht beschreiben und das ich auch nicht klar benennen konnte.
Bis es mir irgendwann doch einfiel: Ich hatte nach der Lesung vom Vortag zum ersten Mal seit Jahren wieder das Gefühl, als Punkrocker unterwegs gewesen zu sein. Klar bin ich kein »echter« Punkrocker, war das wahrscheinlich auch nie in meinem Leben und in den Augen der Szene-Chefs, aber bei der Freitagabend-Lesung im »Kohi« war dieses Gefühl mal wieder in mir hochgeschwappt.
Und es fühlte sich sehr gut an, dieses Punkrock-Gefühl.
Berauschende Lesung
Der »Kulturraum« des kleinen Kulturzentrums Kohi in der Südstadt von Karlsruhe war zum Brechen voll: Schätzungsweise 70 bis 80 Menschen drängten sich auf Stühlen und Bierbänken, manche mussten sogar stehen, einige von diesen hatten sich schlauerweise in die Nähe der Theke begeben. Und ich war saumäßig nervös ...
Lesung am Freitag, 8. Februar 2008: Jan Off war die Haupt-Attraktion, ich war gewissermaßen die »Vorgruppe«, und Veranstalter Tobi hatte gewirbelt wie sonst was. Hier hatte die Werbung funktioniert, und ich war begeistert.
Ich las zwei kurze Texte aus meinem Afrika-Buch »Das Tier von Garoua«, dann noch eine Kurzgeschichte (»Die Revolution beginnt vor dem Hotel Post«), die bisher nur in einem Fanzine veröffentlicht worden ist. Die Dreiviertelstunde, die ich machen sollte, erreichte ich somit exakt. Das Publikum war höflich, klatschte freundlich und lachte gelegentlich.
Danach Jan Off, eine echte Rampensau vor dem Herrn, dem man anmerkte, daß er geschätzte 500 bis 600 Lesungen hinter sich hat. Wie er seine Texte ins Publikum schmetterte (aus den im Ventil-Verlag erschienenen Büchern »Angsterhaltende Maßnahmen« und »Vorkriegsjugend«), das war grandios. Lautes Lachen, Zwischenapplaus und so weiter - die Menge tobte vor Begeisterung.
Er gab noch eine Zugabe, ich gab ebenfalls eine (ein Auszug aus dem Buch »Chaos en France«), das klappte ganz gut, aber selbstverständlich war bei meinen eher ernsthaften Geschichten nicht so viel Spaß in der Bude. Den Leuten schien es trotzdem gefallen zu haben, mit Labern und Biertrinken verbrachten wir die nächsten Stunden in fröhlicher Gemeinsamkeit.
Ein Super-Abend. Grandios.
Lesung am Freitag, 8. Februar 2008: Jan Off war die Haupt-Attraktion, ich war gewissermaßen die »Vorgruppe«, und Veranstalter Tobi hatte gewirbelt wie sonst was. Hier hatte die Werbung funktioniert, und ich war begeistert.
Ich las zwei kurze Texte aus meinem Afrika-Buch »Das Tier von Garoua«, dann noch eine Kurzgeschichte (»Die Revolution beginnt vor dem Hotel Post«), die bisher nur in einem Fanzine veröffentlicht worden ist. Die Dreiviertelstunde, die ich machen sollte, erreichte ich somit exakt. Das Publikum war höflich, klatschte freundlich und lachte gelegentlich.
Danach Jan Off, eine echte Rampensau vor dem Herrn, dem man anmerkte, daß er geschätzte 500 bis 600 Lesungen hinter sich hat. Wie er seine Texte ins Publikum schmetterte (aus den im Ventil-Verlag erschienenen Büchern »Angsterhaltende Maßnahmen« und »Vorkriegsjugend«), das war grandios. Lautes Lachen, Zwischenapplaus und so weiter - die Menge tobte vor Begeisterung.
Er gab noch eine Zugabe, ich gab ebenfalls eine (ein Auszug aus dem Buch »Chaos en France«), das klappte ganz gut, aber selbstverständlich war bei meinen eher ernsthaften Geschichten nicht so viel Spaß in der Bude. Den Leuten schien es trotzdem gefallen zu haben, mit Labern und Biertrinken verbrachten wir die nächsten Stunden in fröhlicher Gemeinsamkeit.
Ein Super-Abend. Grandios.
08 Februar 2008
Werner Holts Vater
Ich bin sicher, daß kaum jemand meiner Blog-Besucher den Namen Dieter Noll kennt. Mir wäre er auch nicht präsent gewesen – aber ich kenne Werner Holt. Am 6. Februar 2008 ist der Schriftsteller Dieter Noll gestorben; seinen Roman »Die Abenteuer des Werner Holt« habe ich bestimmt ein halbes Dutzend mal gelesen, und er hat mich extrem beeindruckt.
»Die Abenteuer des Werner Holt. Roman einer Jugend« gab's in der Dorf-Bücherei in Dietersweiler. Ich schätze, daß ich den Roman mit zwölf Jahren auslieh und zum ersten Mal las. Er packte mich ohne Ende – denn das Thema Zweiter Weltkrieg faszinierte mich, vielleicht auch deshalb, weil meine Eltern so gut wie nie über ihre schrecklichen Kriegserfahrungen sprachen.
Die Geschichte des Luftwaffenhelfers Werner Holt, der mit 16 Jahren den Bombenkrieg miterlebt, dann seinen Reichsarbeitsdienst in der besetzten Slowakei verbringt, um gegen Kriegsende als Panzerfahrer gegen Russen und Amerikaner zu kämpfen, erschütterte und faszinierte mich gleichzeitig; ich las den Roman im Verlauf der nächsten Jahre sicher dreimal.
Später hatte ich Kontakt zu Science-Fiction-Fans in der DDR, wir tauschten Bücher, und ich bekam die zweibändige Ausgabe der Werner-Holt-Abenteuer. So kam ich auch in den Besitz von »Die Abenteuer des Werner Holt. Roman einer Heimkehr«. Darin geht es um die Nachkriegszeit, und der Roman schildert, wie aus dem desillusionierten Wehrmachtssoldaten irgendwann ein begeisterter Kommunist wird – und das ganze war auch noch informativ und unterhaltsam zugleich geschildert.
Wahrscheinlich haben beide Romane viel zu meiner politischen Meinungsbildung beigetragen, auch der Kommunismus-Roman. Zum Kommunisten machte er mich nicht, aber ich bekam mit, daß nicht alle DDR-Bürger davon träumten, in den Westen zu flüchten, wie man uns in der Schule beibrachte. (Interessanterweise ist der erste Band 2002 als Taschenbuch beim Aufbau-Verlag neu aufgelegt worden, während es von der Heimkehr-Geschichte seit Urzeiten keine Neuauflage mehr gibt.)
»Die Abenteuer des Werner Holt« las ich auch als Doppelband zwei-, drei- oder sogar viermal, und irgendwann werde ich es wieder lesen. Ein Buch, das einen packt, das einen reinzieht und das einem in gewisser Weise die Augen öffnet. Wahrscheinlich das beste Jugendbuch, das ich kenne – und eben auch ein Kriegsroman, der spannender ist als jeder Hollywood-Film.
Schade, daß Dieter Noll so sang- und klanglos verstorben ist. So ein Buch wäre was für den Deutsch- und den Geschichts-Unterricht. Daß der Autor wohl auch ein penetranter SED-Anhänger war, ist mir da völlig schnuppe.
»Die Abenteuer des Werner Holt. Roman einer Jugend« gab's in der Dorf-Bücherei in Dietersweiler. Ich schätze, daß ich den Roman mit zwölf Jahren auslieh und zum ersten Mal las. Er packte mich ohne Ende – denn das Thema Zweiter Weltkrieg faszinierte mich, vielleicht auch deshalb, weil meine Eltern so gut wie nie über ihre schrecklichen Kriegserfahrungen sprachen.
Die Geschichte des Luftwaffenhelfers Werner Holt, der mit 16 Jahren den Bombenkrieg miterlebt, dann seinen Reichsarbeitsdienst in der besetzten Slowakei verbringt, um gegen Kriegsende als Panzerfahrer gegen Russen und Amerikaner zu kämpfen, erschütterte und faszinierte mich gleichzeitig; ich las den Roman im Verlauf der nächsten Jahre sicher dreimal.
Später hatte ich Kontakt zu Science-Fiction-Fans in der DDR, wir tauschten Bücher, und ich bekam die zweibändige Ausgabe der Werner-Holt-Abenteuer. So kam ich auch in den Besitz von »Die Abenteuer des Werner Holt. Roman einer Heimkehr«. Darin geht es um die Nachkriegszeit, und der Roman schildert, wie aus dem desillusionierten Wehrmachtssoldaten irgendwann ein begeisterter Kommunist wird – und das ganze war auch noch informativ und unterhaltsam zugleich geschildert.
Wahrscheinlich haben beide Romane viel zu meiner politischen Meinungsbildung beigetragen, auch der Kommunismus-Roman. Zum Kommunisten machte er mich nicht, aber ich bekam mit, daß nicht alle DDR-Bürger davon träumten, in den Westen zu flüchten, wie man uns in der Schule beibrachte. (Interessanterweise ist der erste Band 2002 als Taschenbuch beim Aufbau-Verlag neu aufgelegt worden, während es von der Heimkehr-Geschichte seit Urzeiten keine Neuauflage mehr gibt.)
»Die Abenteuer des Werner Holt« las ich auch als Doppelband zwei-, drei- oder sogar viermal, und irgendwann werde ich es wieder lesen. Ein Buch, das einen packt, das einen reinzieht und das einem in gewisser Weise die Augen öffnet. Wahrscheinlich das beste Jugendbuch, das ich kenne – und eben auch ein Kriegsroman, der spannender ist als jeder Hollywood-Film.
Schade, daß Dieter Noll so sang- und klanglos verstorben ist. So ein Buch wäre was für den Deutsch- und den Geschichts-Unterricht. Daß der Autor wohl auch ein penetranter SED-Anhänger war, ist mir da völlig schnuppe.
07 Februar 2008
Tatsächlich Pionierarbeit
Ich habe Inferno nur einmal gesehen, wenn ich mich recht erinnere: irgendwann in der zweiten Hälfte der 80er in der »Rätschenmühle« in Geislingen an der Steige, zusammen mit Morbid Outburst aus Hannover. Heftiger Hardcore, Slamdance und Pogo, Leute machten von der Empore aus Stagediving in die Menge, und gegen Ende fehlte der Rugby-Ball. Starkes Konzert.
Auf Platte hatte ich mit Inferno damals durchaus meine Probleme, die Band war mir zu »metallisch«. Aber sie gehörte zu den wichtigsten Bands dieser Tage. Und jetzt liegt mit »Pioneering Work« eine starke Doppel-CD vor: 56 Stücke aus den Jahren 80er und frühen 90er Jahren.
Ein Vierteljahrhundert später kommt mir das nicht mehr metallisch vor; heute ist man anderen Sound aus der Punk- und Hardcore-Ecke gewohnt. Die Band aus Augsburg klingt räudig und wütend, die Songs werden unbarmherzig nach vorne geprügelt, und Pausen sind auf das nötigste reduziert. Die Doppel-CD demonstriert klar, wie in den 80er Jahren aus schnellem Hard-Core-Punk (damals noch mit Bindestrich geschrieben) irgendwann der Hardcore wurde.
Seit Tagen laufen die zwei CDs in meinem CD-Player, es knüppelt und rappelt ununterbrochen. Ich bin begeistert - seit Jahren habe ich mir die LPs nicht mehr angehört, und jetzt erkenne ich, daß das echt ein Fehler war. Die Band war in der Tat ein Hammer, sie war wegweisend, und man kann, nein, man muß sie auch heute noch anhören.
Für die Jungen eine Gelegenheit, eine große Band kennenzulernen. Und für die »Alten« die Chance, endlich mal das alte Vinyl zu schonen. Sehr schön!
Tiefer in den Matsch
Donnerstag morgen. Wieder einmal hat sich auf der Autobahn zwischen Karlsruhe und Rastatt ein LKW in den Graben gelegt, ein Räumungstrupp ist bereits im Einsatz, Kranwagen und alles Drum und Dran inklusive, und ein Stau hat sich gebildet. Die klugen Autofahrer weichen auf die Landstraßen aus.
Dummerweise bin ich auch auf der Landstraße unterwegs, auf der B 36 nämlich, die sich zwischen den Dörfern hindurch schlängelt. Kurz vor Rastatt dann das Knäuel aus zusammenlaufenden Straßen, auf denen haufenweise Lastwagen stehen.
Und dann würgt zwei Autolängen vor der Ampel einer sein Auto ab. Nichts geht mehr. Ich verstehe erst nicht, was los ist, bis ich den jungen Mann sehe (lange Haare, Bomberjacke - heute paßt auch gar nix mehr zusammen): Er springt aus seinem Wagen und schiebt diesen zur Seite.
Rechts von der Straße verläuft ein Grünstreifen, danach kommt ein zwei Meter breiter geteerter Weg; dieser ist wohl sein Ziel. Kein schlechter Plan. Was er anscheinend nicht weiß, ist, daß der Grünstreifen recht frisch ist. »Lass das!«, will ich schon rufen, aber es ist zu spät.
Mit voller Wucht setzt der junge Mann seinen Wagen in den völlig vermatschten Grünstreifen. Er schiebt und drückt, und die Vorderräder gehen weiter und weiter in den Matsch hinein. Kopfschüttelnd schaue ich zu; merkt er das nicht?
Zwei Männer springen aus ihren Autos und helfen ihm. Jeder Druck auf den Wagen führt dazu, daß die Vorderräder tiefer in den Matsch gehen. Eine Sekunde lang überlege ich mich, ob ich auch aus dem Wagen springen und vernünftigerweise in die Gegenrichtung drücken soll.
Dann wechselt die Ampel auf Grün. Na endlich! Die Arbeit wartet ...
Dummerweise bin ich auch auf der Landstraße unterwegs, auf der B 36 nämlich, die sich zwischen den Dörfern hindurch schlängelt. Kurz vor Rastatt dann das Knäuel aus zusammenlaufenden Straßen, auf denen haufenweise Lastwagen stehen.
Und dann würgt zwei Autolängen vor der Ampel einer sein Auto ab. Nichts geht mehr. Ich verstehe erst nicht, was los ist, bis ich den jungen Mann sehe (lange Haare, Bomberjacke - heute paßt auch gar nix mehr zusammen): Er springt aus seinem Wagen und schiebt diesen zur Seite.
Rechts von der Straße verläuft ein Grünstreifen, danach kommt ein zwei Meter breiter geteerter Weg; dieser ist wohl sein Ziel. Kein schlechter Plan. Was er anscheinend nicht weiß, ist, daß der Grünstreifen recht frisch ist. »Lass das!«, will ich schon rufen, aber es ist zu spät.
Mit voller Wucht setzt der junge Mann seinen Wagen in den völlig vermatschten Grünstreifen. Er schiebt und drückt, und die Vorderräder gehen weiter und weiter in den Matsch hinein. Kopfschüttelnd schaue ich zu; merkt er das nicht?
Zwei Männer springen aus ihren Autos und helfen ihm. Jeder Druck auf den Wagen führt dazu, daß die Vorderräder tiefer in den Matsch gehen. Eine Sekunde lang überlege ich mich, ob ich auch aus dem Wagen springen und vernünftigerweise in die Gegenrichtung drücken soll.
Dann wechselt die Ampel auf Grün. Na endlich! Die Arbeit wartet ...
06 Februar 2008
Im Schwanen von Grötzingen
Wer sich von außen dem Ristorante »Schwanen« nähert, nimmt es vielleicht gar nicht sofort wahr. So ging's mir gestern abend: Es goss in Strömen, es war Nacht, am Ortseingang von Grötzingen gab es eine merkwürdige Baustelle, und einige verunglückt wirkende Narren in Fasnetskleidung stromerten orientierungslos durch die Dunkelheit. Prompt hielt ich das düstere Wohnhaus vor dem »Schwanen« für die Lokalität und wollte schon umkehren.
Natürlich war's besser, das Lokal zu betreten. Im Prinzip sieht das Gasthaus aus, als hätte man es in den 70er Jahren zuletzt renoviert; ich komme mir stets so vor, als sei ich in meinem Heimatdorf im Schwarzwald. Das Publikum wirkt, als stamme es größtenteils aus Grötzingen, einem Teilort von Karlsruhe, und die Bedienungen sind nett. Wer Pech hat, kann es erleben, dass die örtliche Jugendgruppe des Sportvereins mit zwanzig johlenden Teenagern am Nachbartisch sitzt - das ist mir einmal passiert -, meist aber ist alles in Ordnung. So auch gestern abend.
Der Weißwein schmeckte zum Fisch, wie meine Begleiterin lobend vermerkte, und der Fisch war sowieso lecker. Meine Pizza mundete vorzüglich, und als Autofahrer verzichtete ich angesichts fasnetstypischer Polizeikontrollen lieber auf ein alkoholisches Getränk. Alles in Ordnung, und die Bedienungen waren wie immer freundlich - gegen Ende gab's noch Grappa »für umme«. (Nicht für mich, na logo!)
Also alles paletti.
Wäre da nicht die Sirene gewesen: ein immer mal wieder mit schrillem Diskant durch die Gegend redendes Kind. Es klang und klingelte in meinen Ohren, und ich gab mir Mühe, ruhig und freundlich zu bleiben - ich bin ja eigentlich kinderfreundlich. Aber an dem Abend war's echt hart. Wie halten das die Eltern aus?, fragte ich mich nicht nur einmal. Bis mir klarwurde, dass es vielleicht einfach an meinen Ohren liegt und nicht an den Eltern ...
Natürlich war's besser, das Lokal zu betreten. Im Prinzip sieht das Gasthaus aus, als hätte man es in den 70er Jahren zuletzt renoviert; ich komme mir stets so vor, als sei ich in meinem Heimatdorf im Schwarzwald. Das Publikum wirkt, als stamme es größtenteils aus Grötzingen, einem Teilort von Karlsruhe, und die Bedienungen sind nett. Wer Pech hat, kann es erleben, dass die örtliche Jugendgruppe des Sportvereins mit zwanzig johlenden Teenagern am Nachbartisch sitzt - das ist mir einmal passiert -, meist aber ist alles in Ordnung. So auch gestern abend.
Der Weißwein schmeckte zum Fisch, wie meine Begleiterin lobend vermerkte, und der Fisch war sowieso lecker. Meine Pizza mundete vorzüglich, und als Autofahrer verzichtete ich angesichts fasnetstypischer Polizeikontrollen lieber auf ein alkoholisches Getränk. Alles in Ordnung, und die Bedienungen waren wie immer freundlich - gegen Ende gab's noch Grappa »für umme«. (Nicht für mich, na logo!)
Also alles paletti.
Wäre da nicht die Sirene gewesen: ein immer mal wieder mit schrillem Diskant durch die Gegend redendes Kind. Es klang und klingelte in meinen Ohren, und ich gab mir Mühe, ruhig und freundlich zu bleiben - ich bin ja eigentlich kinderfreundlich. Aber an dem Abend war's echt hart. Wie halten das die Eltern aus?, fragte ich mich nicht nur einmal. Bis mir klarwurde, dass es vielleicht einfach an meinen Ohren liegt und nicht an den Eltern ...
05 Februar 2008
Im digitalen Fernsehen
Falls es jemanden gibt, der »digital guckt«, für den habe ich glatt einen Literaturtipp der eigensinnigen Sorte: Mein Buch »Das Tier von Garoua« wird in der Sendung EinsPlus ARD Digital vorgestellt. Verantwortlich ist dafür laut Auskunft des Senders die Kritikerin Christine Weiner.
Nach Auskunft des Senders kommt die Besprechung in »Service aktuell: Reise« und zwar zu folgenden Zeiten:
Montag, 11.2.: 08:00 – 08:15 Uhr
Dienstag, 12.2.: 12:00 – 12:15 Uhr
Mittwoch, 13.2.: 16:00 – 16:15 Uhr
Freitag, 14.2: 00:00 – 00:15 Uhr
Samstag, 15.2: 04:00 – 04:15 Uhr
Nach Auskunft des Senders kommt die Besprechung in »Service aktuell: Reise« und zwar zu folgenden Zeiten:
Montag, 11.2.: 08:00 – 08:15 Uhr
Dienstag, 12.2.: 12:00 – 12:15 Uhr
Mittwoch, 13.2.: 16:00 – 16:15 Uhr
Freitag, 14.2: 00:00 – 00:15 Uhr
Samstag, 15.2: 04:00 – 04:15 Uhr
04 Februar 2008
Bis zu den »Rändern« bunt gemischt
Wenn ich's mir recht überlege, habe ich in meiner gestrigen Radiosendung im Freien Radio Querfunk in Karlsruhe nur eine einzige »echte« Punkrock-Band gespielt: Die Sonic Dolls zelebrieren seit über einem Dutzend Jahren ihren Turnschuh-Punk und klingen immer noch so, als würden sie sich Ramones-Platten intravenös reinziehen. Aber genau deswegen mag ich die Band.
Ansonsten gab es Ska-Punk von den Greedy Bees aus dem Saarland, Oi!-Punk von Stomper 98 aus Göttingen (und New York, Berlin, Hannover und Potsdam), Hardcore von Woof aus Paderborn oder Melodie-Punk von Yellowcake ausm Ruhrgebiet irgendwo oder Emo-Punk von Hi Tereska, ebenso ausm Ruhrgebiet. (Es fehlt in dieser Subkultur nicht an Dutzenden von Unterteilungen, die für Außenstehende meist nicht nachvollziehbar sind.)
Um die Hörer noch ein bißchen zu verwirren, ging es in der Radiosendung noch schön an die Ränder der Szene: Mondo Guzzi aus Mannheim steuerten so eine Art Hardrock bei, von Autobot aus Tübingen kam so was wie Liedermacher-Punk, und die Cool Jerks aus Bremen erfreuen mich eh seit Jahren mit flottem Beat-Sound.
Da soll noch einer sagen, Punkrock sei immer dieselbe Uffta-Uffta-Matsch-Soße ...
Ansonsten gab es Ska-Punk von den Greedy Bees aus dem Saarland, Oi!-Punk von Stomper 98 aus Göttingen (und New York, Berlin, Hannover und Potsdam), Hardcore von Woof aus Paderborn oder Melodie-Punk von Yellowcake ausm Ruhrgebiet irgendwo oder Emo-Punk von Hi Tereska, ebenso ausm Ruhrgebiet. (Es fehlt in dieser Subkultur nicht an Dutzenden von Unterteilungen, die für Außenstehende meist nicht nachvollziehbar sind.)
Um die Hörer noch ein bißchen zu verwirren, ging es in der Radiosendung noch schön an die Ränder der Szene: Mondo Guzzi aus Mannheim steuerten so eine Art Hardrock bei, von Autobot aus Tübingen kam so was wie Liedermacher-Punk, und die Cool Jerks aus Bremen erfreuen mich eh seit Jahren mit flottem Beat-Sound.
Da soll noch einer sagen, Punkrock sei immer dieselbe Uffta-Uffta-Matsch-Soße ...
03 Februar 2008
Nach dem Seminar
Drei Tage in Wolfenbüttel, die wie im Flug vergingen: Das dreitägige Seminar zum Science-Fiction-Roman empfand ich als spannend und anstrengend, aber auch als bereichernd. Dem Lob der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, das wir am heutigen Sonntag kassieren durften, zu folgen, hat es ihnen auch gefallen.
Interessant war, wie sich der Schwerpunkt diesmal anders gestaltete: Da Kathrin Lange viel Erfahrung damit gesammelt hat, historische Romane und Jugendliteratur zu verfassen, hat sie natürlich einen anderen Blick auf das Schreiben wie - beispielsweise - Andreas Eschbach, der mit Thrillern erfolgreich war, oder Uwe Anton, der sich vorrangig im Science-Fiction-Umfeld bewegt.
Letztlich sind die Grundzüge fast immer dieselben: Um eine Geschichte gut erzählen zu können, müssen Autoren in der Lage sein, Charaktere ausreichend zu beschreiben, ihnen gewissermaßen »Atem einzuhauchen«, und auch Szenen so zu schildern, dass man als Leser immer mit dabei ist. Unterm Strich ist es dann egal, ob Charaktere und Szenen im Science-Fiction-Umfeld spielen, in einer historischen Zeit oder in einer komplett erfundenen Fantasy-Landschaft.
Und jetzt sitz' ich wieder da mit einem Haufen neuer Eindrücke und muß selbst gucken, daß ich die in irgendeiner Form in die eigene Arbeit einfließen lasse ...
Interessant war, wie sich der Schwerpunkt diesmal anders gestaltete: Da Kathrin Lange viel Erfahrung damit gesammelt hat, historische Romane und Jugendliteratur zu verfassen, hat sie natürlich einen anderen Blick auf das Schreiben wie - beispielsweise - Andreas Eschbach, der mit Thrillern erfolgreich war, oder Uwe Anton, der sich vorrangig im Science-Fiction-Umfeld bewegt.
Letztlich sind die Grundzüge fast immer dieselben: Um eine Geschichte gut erzählen zu können, müssen Autoren in der Lage sein, Charaktere ausreichend zu beschreiben, ihnen gewissermaßen »Atem einzuhauchen«, und auch Szenen so zu schildern, dass man als Leser immer mit dabei ist. Unterm Strich ist es dann egal, ob Charaktere und Szenen im Science-Fiction-Umfeld spielen, in einer historischen Zeit oder in einer komplett erfundenen Fantasy-Landschaft.
Und jetzt sitz' ich wieder da mit einem Haufen neuer Eindrücke und muß selbst gucken, daß ich die in irgendeiner Form in die eigene Arbeit einfließen lasse ...
02 Februar 2008
Altersveränderungen
Als ich mein erstes Seminar in Wolfenbüttel als ein Dozent bestritt, war ich der jüngste Mensch im Saal. Diese Zeiten sind vorbei: Ich bin doppelt so alt wie Dennis, nein, sogar mehr als doppelt so alt - und meine Co-Dozentin Kathrin sowie Seminarleiter Dr. Olaf Kutzmutz sind ebenfalls jünger als ich.
Kein Grund zum Heulen; das Seminar schreitet stramm voran. Heute morgen hielt Kathrin Lange ein längeres Referat, in dem sie darstellte, wie ihre Karriere verlaufen war, wie sie mit Agenturen und Verlagen zusammenarbeitet und so weiter. Sehr spannend, auch immer wieder für mich, war dann, wenn sie darstellte, wie sie Schreibprobleme überwindet oder eben einen Roman bis ans Ende bringt.
Später stellten wir eine Schreibaufgabe, noch später diskutierten wir darüber. Und nach dem Mittagessen ging es wieder daran, eingereichte Texte durchzusprechen. Da gibt's immer wieder sehr unterschiedliche Einblicke.
Die Hälfte des Seminars ist schon wieder rum. Erstaunlich, wie schnell die Zeit vergehen kann.
Kein Grund zum Heulen; das Seminar schreitet stramm voran. Heute morgen hielt Kathrin Lange ein längeres Referat, in dem sie darstellte, wie ihre Karriere verlaufen war, wie sie mit Agenturen und Verlagen zusammenarbeitet und so weiter. Sehr spannend, auch immer wieder für mich, war dann, wenn sie darstellte, wie sie Schreibprobleme überwindet oder eben einen Roman bis ans Ende bringt.
Später stellten wir eine Schreibaufgabe, noch später diskutierten wir darüber. Und nach dem Mittagessen ging es wieder daran, eingereichte Texte durchzusprechen. Da gibt's immer wieder sehr unterschiedliche Einblicke.
Die Hälfte des Seminars ist schon wieder rum. Erstaunlich, wie schnell die Zeit vergehen kann.
01 Februar 2008
Premiere mit Kathrin
Wieder mal ein Seminar an der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel; diesmal geht es um den Science-Fiction-Roman. Das lustige Motto, das sich Literaturchef Dr. Olaf Kutzmutz ausgedacht hat: »Unser tägliches Brot gib uns heute.«
Ich arbeite diesmal mit einer anderen Co-Dozentin zusammen. Nein, anders gesagt: Kathrin Lange ist überhaupt die erste Autorin, die ein Science-Fiction-Seminar in Wolfenbüttel mitleitet. Ich bin sicher, dass die 14 Autorinnen und Autoren, mit denen wir es hier zu tun haben, von ihrer Erfahrung auch profitieren werden.
Und jetzt ist erst mal Pause angesagt: Drei Romantexte wurden besprochen, viel grundsätzliches gesagt, jetzt brauche ich ein Bier. Spät genug ist eh.
Ich arbeite diesmal mit einer anderen Co-Dozentin zusammen. Nein, anders gesagt: Kathrin Lange ist überhaupt die erste Autorin, die ein Science-Fiction-Seminar in Wolfenbüttel mitleitet. Ich bin sicher, dass die 14 Autorinnen und Autoren, mit denen wir es hier zu tun haben, von ihrer Erfahrung auch profitieren werden.
Und jetzt ist erst mal Pause angesagt: Drei Romantexte wurden besprochen, viel grundsätzliches gesagt, jetzt brauche ich ein Bier. Spät genug ist eh.
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