29 Mai 2006

Kritik zu »Testfall«

Meine Science-Fiction-Erzählung »Testfall« ist schon etwas älter. Wenn ich mich recht erinnere, schrieb ich sie zu Beginn der 90er Jahre. In einer bearbeiteten Version reichte ich sie Mitte der 90er Jahre für eine Anthologie ein, in der sie auch hätte erscheinen sollen, die aber so nie auf den Markt gekommen ist. Blöd, aber nicht zu ändern.

Also schickte ich die Erzählung an Ronald M. Hahn, der sie in der Ausgabe 5 des verdienstvollen SF-Taschenbuch-Magazins Nova veröffentlichte. Das ist auch schon wieder fast unglaubliche zwei Jahre her.

Nein, ich zitiere hier nicht die gesamte Geschichte, darum geht es ja nicht. Das Magazin ist nach wie vor erhältlich, unter anderem über diverse Versandhändler. Im Diskussionsforum von Scifi.net, einer Homepage, die ich normalerweise nie besuche (shame on me!), gibt es eine Reihe von Aussagen zu meiner Geschichte, die ich interessant finde.

Negativ sind sie alle, aber damit muss ich leben. Ich lese sie trotzdem mit Interesse, stelle fest, dass einige Leute mir Heftroman-Stil unterstellen (täten sie das auch, wenn ich nicht PERRY RHODAN-Redakteur wäre?) und sehe ein, daß die Geschichte ihre Schwächen hat und nicht jedermanns Geschmack sein kann. Die einzelnen Reaktionen findet Ihr im Kommentar ...

28 Mai 2006

Neue Schreib-Versuche

Heute gebe ich es mir gleich an mehreren Fronten: Während im Hintergrund die neue Platte der Phoenix Foundation läuft – sehr guter Punkrock mit Melodie und Schmackes aus Finnland – und ich immer wieder am Bildschirm das PERRY RHODAN-Manuskript lese, das extrem spät dran ist (aber morgen in die Setzerei soll, seufz), versuche ich mich selbst mal wieder als Schriftsteller.

Nachdem ich in den letzten Wochen zu fast gar nichts mehr gekommen, habe ich mich am Donnerstag – es war ja irgendsoein christlicher Feiertag – an meinen Computer gesetzt und mit dem neuen Text begonnen. Heute habe ich ihn überarbeitet, bevor ich mit dem Rad durch den Karlsruher Wald gestrampelt bin. Und nachdem ich mein Rad geputzt, meine vom feuchten Dreck komplett bespritzten Klamotten in die Waschmaschine gesteckt und mich selbst unter die Dusche gestellt habe, war ich dann auch endlich dazu bereit, neue Texte zu schreiben.

Es ist ein ... nein, es ist eine ... es ist eine Fingerübung. Mehr nicht. Ich will die ersten fünf kurzen Kapitel für einen Liebesroman schreiben. 30.000 Anschläge, mehr nicht. Kann ja nicht so schwer sein.

»Liebesromane, pffffff, das kann ja jeder«, denkt jetzt vielleicht der eine oder die andere. Dachte ich auch, wenngleich nicht ganz so leichtfertig. Und jetzt weiß ich, daß das schwer ist.

Ich bin mir noch lange nicht sicher, ob das klappt. Es geht mir um eine Fingerübung, um herauszufinden, wie dieses Genre funktioniert. Das kann ich aber nur erkennen, wenn ich mich selbst darin versucht habe.

Und jetzt steht mir eh das schwierigste bevor: Die Heldin trifft den tollen Kerl, in den sie sich später verlieben wird und der natürlich ein Geheimnis mit sich rumschleppt. Klar. Schauen wir mal ...

25 Mai 2006

Punk-Invasion in Karlsruhe

Gleich zwei Punkrock-Ereignisse an einem Abend, und das in Karlsruhe. Im »Substage« spielten Exploited, Dritte Wahl und die Lokalhelden von Netzwerk, im »Gotec« spielten zwei eher unbekannte Bands. Im »Substage« sollte es 17 Euro kosten, im »Gotec« nur fünf. Das eine ist definitiv kein Punkrock mehr, zudem sind mir Exploited ziemlich zuwider.

Lars fand’s trotzdem klasse, der mir im »Gotec« später berichtete. Ausverkauftes Haus, haufenweise Bekannte, und alle hätten alle alte Lieder mitsingen können; ich hätte wohl die Hälfte des Publikums gekannt. Auf Oldie-Rock habe ich aber nach wie vor nicht so viel Lust, vor allem dann nicht, wenn ich mir was neues angucken kann.

Im »Gotec« hingen einige Dutzend Leute ab, voll wurde es nicht. Und Stimmung kommt in dem Laden komischerweise auch so gut wie nie auf; es war immerhin nett.

Lost Again aus Freiburg gaben sich redlich Mühe, knuffiger Punkrock von der Stange. Nicht schlecht, nichts zum Ärgern, aber kein Highlight.

Deny Everything aus Köln dann mit kreischig-schnellem Hardcore, sauguter Sound, der mich zum Wippen und Grinsen brachte und einige Leute zumindest zu leichter Bewegung verleitete. Abzug gibt’s für das Aussehen (Boxer-Shorts, die fünf Zentimeter aus der Jeans rausgucken, sind nicht cool, sondern peinlich), für die Haltung (dem Sänger sollte mal einer sagen, dass man den einen Arm nicht hinter den Rücken packt) und für die Zeit (nach einer strammen halben Stunde war der Zauber rum).

Nun denn. Trotzdem um Längen besser als Oldie-Rock von Exploited. Die große Zeit dieser Band ist ein Vierteljahrhundert her ...

24 Mai 2006

Parasoziale Beziehungen

Am Montag abend, 22. Mai 2006, habe ich es zum ersten Mal gesehen: eine Sendung im Fernsehen, die gute Chancen hätte, meine Lieblingsfernsehsendung zu werden. Die Rede ist von der sogenannten Soap-Serie, genauer einem Vierteiler, mit dem Titel: »Tatjana und Foffi: Aschenputtel wird Prinzessin«.

Gemeint sind Prinz Ferfried von Hohenzollern, von dem ich im Leben noch nie gehört habe, dessen Nachnamen mir natürlich aus irgendwelchen Geschichtsbüchern bekannt ist. Zudem gab es in meinem Heimatdorf früher mehrere Lichtungen im Wald, von denen aus mein Vater mir die »Hohenzollern-Burg« zeigte. Das also ist Foffi, ein etwas schwabbelig wirkender älterer Herr.

Wer aber ist Tatjana? Ich wußte es nicht, mußte mich informieren lassen. Die Dame heißt Tatjana Gsell und darf in der Boulevardpresse ungestraft als »Busenwitwe« bezeichnet werden. Das fand ich lustig, vor allem, weil die Dame wirklich eine respektable, wenngleich sehr künstlich wirkende Oberweite hatte.

Die Sendung war der Hammer. Mit offenstehendem Mund saß ich vor der Glotze und sah den Bemühungen der nicht eben klug wirkenden Blondine zu, wie sie versucht, irgendwann eine Prinzessin zu werden. Unglaublich! Ich lachte, ich schüttelte den Kopf, ich schmiß mich weg. So etwas hatte ich noch nie zuvor gesehen.

Laut Spiegel von heute klappt's mit der Ehe leider nicht. Das bedauere ich sehr. Aber die letzte Folge des Vierteilers am nächsten Montag will ich trotzdem ansehen.

22 Mai 2006

Heikles Thema packend geschildert, aber ...


Ich gestehe, daß ich mich lange vor einer Besprechung dieses Buches gedrückt habe: »Evil« von Jack Ketchum ist dazu geeignet, im Leser Alpträume hervorzurufen. Ich las das Buch während der langen Busfahrt von Monterey nach San Francisco, und ich mußte es mehrmals weglegen, weil es mir zu derb war – und nachts träumte ich tatsächlich davon.

Und es ist kein Horror-Roman, obwohl es in der Reihe »Heyne Hardcore« erscheint und mit einem Vorwort von Stephen King versehen wurde. Zumindest kein Horror-Roman mit übernatürlichen Elementen. »Evil« ist ein Roman über den Schrecken in einer normalen amerikanischen Vorort-Siedlung der fünfziger Jahren, über einen Schrecken, der sich genausogut in einer deutschen Siedlung abspielen könnte und von dem man hofft, daß es ihn in Wirklichkeit nie gibt.

Das Buch ist verstörend. Es geht um Kinder, die sich verändern; es behandelt das Thema, wie Brutalität abstumpft und wie man ein Verhältnis zu einem Menschen bekommt, den man nur noch als Opfer wahrnimmt. Es schildert genau, wie der junge Held sich verändert, wie er beobachtet und nicht eingreift, wie er das grausame Schicksal eines jungen Mädchens ansieht, ohne etwas dagegen zu tun, obwohl er genau weiß, was geschieht.

Der Originaltitel »The Girl Next Door« passt meiner Ansicht nach wesentlich stärker zu dem geschilderten Schrecken als der zwar knallige, aber zu plumpe deutsche Titel »Evil«. In solchen Fällen verstehe ich den Verlag nicht so recht.
Ich habe mir lange überlegt, ob man so ein Buch überhaupt empfehlen kann. Wenn es die falschen Leute lesen, könnten sie es falsch verstehen. Sie könnten sich – wenn es harmlose Jugendliche sind – zu sehr erschrecken, oder sie könnten sich an der geschilderten Brutalität geradezu aufgeilen.

Allerdings: Die Beschreibungen sind nie voyeuristisch, sie sind nicht so geschildert, daß sie dem Leser Freude bereiten, sondern ihn verunsichern. Man fragt sich unwillkürlich, welche Rolle man denn selbst im geschilderten Geschehen gespielt hätte.

Ohne jetzt viel mehr über das Buch und seinen Inhalt zu verraten, sei es noch kurz für den Stil gelobt. Kurze knappe Dialoge und treffende Beschreibungen packen einen, lassen einen durch die Seiten jagen. Andere Autoren wie Stephen King hätten daraus einen doppelt so dicken Wälzer gemacht.

Ebenjener Stephen King hat übrigens ein Vorwort zu diesem Buch geschrieben. Es nimmt leider viel zu viel voraus, und man hätte es als Nachwort bringen sollen. So weiß man als Leser eindeutig zu viel – ich empfehle jedem Interessenten, das Vorwort erst hinterher zu lesen, um sich so den Spannung, den Ekel und das Entsetzen nicht nehmen zu lassen.

Ein erschreckendes Buch, ein mutiges Buch zugleich. Ich bin nach wie vor beeindruckt.

Jack Ketchum: Evil
335 Seiten / Taschenbuch
Heyne Hardcore 67502

21 Mai 2006

Regensturmfahrt

Samstag, 20. Mai, gegen 16 Uhr: Als ich auf der Höhe des Frankfurter Kreuzes bin, verdunkelt sich der Himmel, und ein fieser Wolkenbruch prasselt auf die Straße herunter. Stürmische Böen peitschen über die Straße. Meine Scheibenwischer, die auch Höchstgeschwindigkeit geschaltet sind, schaffen es nur mit Mühe, die Frontscheibe einigermaßen frei zu halten. Nach hinten sehe ich nichts mehr außer Scheinwerfern und fies verspiegelten Schlieren aus Wasser und Dreck.

Mit Tempo 80 schleiche ich über das Kreuz, wechsle auf die A3 Richtung Würzburg. Einige besonders ängstliche Fahrer reduzieren das Tempo schlagartig auf Tempo 30, fast wäre ich aufgefahren. Verdammte Langsamfahrer! Zum Ausgleich donnern die LKWs auf der linken Spur mit Tempo 120 an uns armseligen PKW-Fahrern vorüber.

Vorsichtig wechsle ich auf die Straße nach Norden, fahre über die Bundesstraße an Hanau vorüber und wechsle dann auf die A66. Kurz vor Ebsdorfergrund passiert es: Bei einem Überholvorgang – immer noch Tempo 80, denn mehr geht nicht! – komme ich zu weit nach links und sehe eine tiefe Pfütze am Mittelstreifen zu spät.

Prompt schmiert mein Wagen ab; ich brauche beide Hände, um das Auto unter Kontrolle zu bringen. Einen Schweißausbruch später fahre ich weiter und drehe die Anlage lauter: None More Black – sauguter Hardcore mit Emo-Kante aus Philiadelphia – dröhnt aus den Boxen, ich fühle mich besser.

Ein geradezu psychedelisches Erlebnis habe ich einige Kilometer weiter: Bei Bad Orb kommt mir ein Hund entgegen. Ich fahre auf der rechten Spur; da der Regen schwächer geworden ist, habe ich mein Tempo bei hundert Stundenkilometern eingependelt.

Und auf der linken Spur, der Überholspur, kommt mir der Köter entgegen. Ein schönes Tier, das gegen die Fahrtrichtung rennt. Kein Geisterfahrer also, sondern eher ein Geisterhund. Ich bete geradezu, daß ich nichts passieren möge, dann bin ich auch schon weiter.

Eine seltsame Fahrt ... Eine halbe Stunde später kommt bereits wieder die Sonne hinter den Wolken hervor.

Sakrileg, da Vinci und diverse Studien

Trotz allerlei schlechter Kritiken, die ich vorab gelesen und gehört habe, war klar: »Da Vinci Kode« oder auch »Sakrileg« - das muß ich sehen. Schon allein aus beruflichem Interesse sollte ich mir den Streifen anschauen, der nach einem der erfolgreichsten Unterhaltungsromane der letzten zehn Jahre gedreht worden ist. Gleich am Freitag, 19. Mai 2006, saßen wir im völlig ausverkauften Großen Saal des Kinos ...

Um es kurz zu machen: Ich fand den Film unterhaltsam. Tom Hanks wie immer okay als Schauspieler, nicht spektakulär, aber nachvollziehbar. Die hübsche Französin, deren Namen mir im Moment nicht einfällt (googelt ihn einfach selbst), ist umwerfend – ohne sie wäre der Film nicht mal halb so viel wert.

Wir reden jetzt nicht über gewisse logische Löcher und Brüche in der Handlung, das interessiert nicht. Jesus und die Blutlinie der französischen Herrscherhäuser ... weia, geht’s noch ein bißchen unhistorischer? Es war unterhaltsam inszeniert, sieht man von gewissen Längen ab, und als wir nachts um zwei Uhr das Kino verließen, hatten wir nicht das Gefühl, uns gelangweilt zu haben.

Wobei die Milieustudien, die man im Karlsruher »Filmpalast« machen kann, immer großartig sind. Die Deppenquote ist vor allem dann hoch, wenn es sich um große Hollywood-Produktionen handelt; entsprechend sind die Kommentare während des Filmes und kurz danach. Erstaunlich aber wahr: Es gab haufenweise Leute, die dem schlichten Trivialgarn des Filmes rein intellektuell nicht folgen konnten.

Alles muß ich fairerweise sagen : Schon einen Tag, nachdem ich den Film gesehen hatte, konnte ich mich nicht mehr daran erinnern, wer denn nun für welche Seite war und was eigentlich die Inhalte der jeweiligen »Politik« waren.

Aber was erwarte ich denn von Popcorn-Kino mehr als knallige Unterhaltung für zweieinhalb Stunden?

19 Mai 2006

Dickes Lob von »INKA«


Darüber habe ich mich richtig gefreut: Das Karlsruher Stadtmagazin »Inka«, das im praktischen Taschenformat erscheint und das ich selbst sehr gern lese, hat über meinen Roman »Chaos en France« berichtet.

Das Magazin ist nicht lobhudelnd, was die andere Rezension auf derselben und der folgenden Seite belegt, sondern schreckt auch nicht davor zurück, einen Roman mal so richtig in die Pfanne zu hauen. Umso mehr freut mich deshalb, daß mein »Chaos en France« so gut wegkam.

Und so was dokumentiere ich in diesem Blog dann doch extrem gern ...

Ein Ei im »Schleusenkrug«

Berliner sind schon irgendwie cool. Ich glaube ja seit einiger Zeit, daß die Großkotzigkeit und diese Rotzigkeit nur gespielt sind; dieses penetrante »Weeßichnich« oder »Hamwanich«, dieses aufdringliche »Weeßte« und »Wa?« sind nur Ausdruck einer permanenten Unsicherheit. Die aber tarnen sie gut.

Was das mit dem Ei zu tun hat, über das ich gleich schreiben will, weiß ich nicht. Aber es paßt ganz gut. Letzte Woche war ich in Berlin. Unter anderem traf ich mich mit Frank Böhmert im »Schleusenkrug« in der Nähe des Tiergartens, worüber ich an anderer Stelle ja geschrieben habe.

Im »Schleusenkrug« kommt keine Bedienung an den Tisch und nimmt eine Bestellung auf. Nein, man muß sich an einem Fenster anstellen – wie bei einem Kiosk – und dann bestellen. Wenn man Glück hat und zeitig dran ist, geht das ratzfatz. Hat man Pech und es ist sonntags ab zwölf Uhr, kann man da durchaus auch ins Warten kommen und das Berliner Schlangestehen üben.

Ich wollte zu meinem Frühstück ein Frühstücksei und bestellte es. Was ich bekam, war ein Ei, das sicher mal heißes Wasser gesehen hat, aber nicht lange: Das Eiweiß war glibberig und durchsichtig und lauwarm.

Also stand ich auf, ging an den Schalter, stellte mich hin, wartete darauf, bis ich dran kam und höflich um ein neues Ei bitten konnte. Zwar wurde ich nicht angeschnauzt; den einen oder anderen blöden Blick bekam ich schon ab. »Wat willn der Touri?« oder so.

Sieben Minuten später hatte ich mein neues Ei. Berliner Art: Man hatte einfach meinen Eierbecher genommen, nicht mal die Reste des vorherigen Eis komplett rausgepult, sondern einfach ein neues draufgestellt.

Es war genauso glibberig und lauwarm.

Ich verzichtete auf eine Beschwerde oder eine weitere höfliche Anfrage. Das schien mir zu riskant zu sein. Aber ich hab' eins gelernt: Im »Schleusenkrug« bestelle man sicherheitshalber kein Frühstücksei.

18 Mai 2006

Vortrag in Fulda

Die hessische Stadt Fulda kenne ich nur daher, daß ich schon ein paarmal mit der Bahn durchgefahren bin. Und natürlich sind mir die Autobahnschilder bekannt. Mehr aber nicht.

Das wird sich am Samstag dieser Woche wohl ändern. Dann lerne ich nämlich auch das Kongresszentrum kennen. Es findet nämlich eine große Veranstaltung für Fans obskurer Science-Fiction-Filme statt, zu der einige tausend Leute erwartet werden. »Star Trek« ist definitiv noch angesagt, denke ich.

Und ich halte einen Vortrag. Natürlich nicht zu »Chaos en France« oder sonst was, sondern zu meinem Job, sprich zu PERRY RHODAN. Wobei ich nicht weiß, ob die Besucher der »Fedcon« sich für so etwas interessieren.

Notfalls spreche ich vor einem leeren Saal. Aber frustrierend wäre das natürlich schon.

14 Mai 2006

Konrad ist tot

Heute kam die Mail an: In der Nacht vom 11. auf den 12. Mai 2006 verstarb Konrad Carls, den ich nur als Konrad geborener Kittner kannte, im Alter von 44 Jahren. Er brach laut Auskünften von Frank »Crazy United« am Donnerstag abend zusammen und kam nicht mehr zu sich.

Ich kann nicht einmal sagen, daß ich Konrad gut gekannt habe – trotzdem macht mich das schwer betroffen. Was für eine Scheiße! Wir haben uns zuletzt bei den Chaostagen 2000 in Hannover gesehen und dort kurz unterhalten.

Seinen Namen habe ich erstmals bewußt wahrgenommen, als er mit den Abstürzenden Brieftauben in den 80er Jahren in jedem Jugendzentrum der Republik spielte. Erst später kapierte ich, daß er in den frühen 80er Jahren bei der hervorragenden Punk-Band Klischee gespielt hatte.

Die beste Band, für die er meiner Meinung nach aktiv wurde, war Rasta Knast; seine aktuelle Band WKA gefiel mir leider nicht so. Aber das ist egal.

Konrad gehörte zu den alten Punkrockern, die ich immer respektierte. Der Beweis dafür, daß man mit über vierzig nicht scheiße sein muß. Der Beweis dafür, daß man Hannover nicht auf die Chaostage oder – in den frühen 90er Jahren – auf die Spirit Family reduzieren konnte.

12 Mai 2006

Extrem spannender Skinhead-Roman


Während meines Berlin-Trips habe ich den Roman »No llores, mi querida – Weine nicht, mein Schatz« gelesen, den ein gewisser André Pilz geschrieben hat. Das sollte ich endlich mal tun; immerhin ist das Buch im selben Verlag erschienen wie meine »Peter Pank«-Bücher.

Um's kurz zu machen: Ich fand es extrem spannend, konnte die Lektüre kaum beenden und verpaßte sogar einmal eine Bahn-Haltestelle, weil ich erst das Kapitel beenden wollte.

Dabei ist der Held namens Rico so ein richtiges Arschloch: ein eigentlich über das Böse in der Welt jammernder und hoch moralisch daherkommender Skinhead, der aber ständig säuft und sich mit anderen Leuten prügelt. Allerdings sind seine sogenannten Freunde ein Haufen von Widerlingen, lauter Glatzen voller Haß und Gewalt.

Lustigerweise halten sich sowohl der Held als auch seine Kumpels für unpolitische Skins, Begriffe wie »Kanake« oder »Fotze« benutzen sie trotzdem die ganze Zeit. Und als Feinde hat der Skin natürlich Punks oder die örtliche Türkenbande. Die Geschichte ist hart und kompromisslos, sprachlich dabei absolut überzeugend.

Gekrönt wird das Buch von einer Liebesgeschichte, die ich beeindruckend fand, die auch zeigt, daß es unter der Schicht des harten Prügelmannes auch einen einigermaßen vernünftigen Charakter gibt. Fürchterlich fand ich die angedeutete Musik; ständig werden Texte der unsäglichen Böhsen Onkelz zitiert, die der Held praktisch ununterbrochen hört.

Klasse finde ich, daß der Autor die Skinhead-Szene nicht verklärt, sondern eben in einer extrem realistischen Sprache schildert. Dabei entsteht zwar ein Zerrbild ersten Ranges, und wer hier eine Selbstdarstellung der Szene erwartet, liegt komplett falsch – aber hier handelt es sich ja auch um einen Roman und nicht um eine Dokumentation.

Beeindruckend. Sehr zu empfehlen für alle Leute, denen Ansammlungen von fieser Gewalt und vielen Schimpfworten nix auszmachen.

08 Mai 2006

Lesung in Berlin

Es ging mir am Samstag, 6. Mai, wirklich nicht besonders gut. Den ganzen Tag über plagte mich der Heuschnupfen, mittags legte ich mich tatsächlich auch für eine halbe Stunde ins Bett. Was für ein Mist!

Berlin blühte, und es ging ein strammer Wind, der Pollen in unglaublichen Mengen mit flottem Tempo durch die Straßen trieb. Heulend, schnupfend und niesend ging ich zur Kreuzberg-Apotheke am Merhingdamm, wo ich mir ein Vividrin akut besorgte. Als Überlebenselixier funktionierte es leidlich.

Zur Lesung um 18 Uhr waren rund 20 Leute anwesend. Fairerweise muß man dazu sagen, daß die meisten aus dem Umfeld des Archivs der Jugendkulturen kamen und sich wenig »Fremde« eingefunden hatten. Immerhin war eine Punkette mit Sohn sogar aus dem Brandenburgischen angerollt, das fand ich klasse.

Ich las eine Dreiviertelstunde, sabbelte zwischendurch viel Unfug und war nach nicht mal einer Stunde mit dem »Programm« durch. Meine Stimme gab eh nichts mehr her, ich quietschte nur noch. Aber ich hatte es immerhin geschafft.

Carsten und der Randale-Asi

Interessant sind die bisherigen Reaktionen auf meinen kurzen Eintrag »Streß vor dem Guru«: Einige Leute haben sich an entsprechender Stelle bereits in die Kommentarspalte eingetragen.

Und Carsten Scheibe hat in seinem eigenen Blog seine Sicht der Dinge wiedergegeben. Ich finde seinen Bericht sehr interessant, weil er streckenweise stark von meiner eigenen Erinnerung abweicht.

Da wir beide nicht besoffen waren, läßt das ja interessante Rückschlüsse zu: Zwei Leute bekommen die selbe Szene quasi hautnah mit. Beide schreiben kurz darauf einen Text dazu. Und es gibt eklatante Abweichungen. Finde ich spannend.

06 Mai 2006

Tag drei in Berlin

Rede mir keiner davon, in Deutschland werde nichts gebaut: Ich sitze im Internet-Café Ecke Meineckestraße und Ku'damm, es ist Samstag morgen, und von der Straße herein dröhnt der Lärm der Bagger und Preßlufthämmer. Infernalisch.

Und ich habe fiesen Heuschnupfen, der mir den Hals zuschnürt, die Augen zum Jucken bringt und die Nase zuschwellen läßt. Hervorragende Aussichten für die Lesung heute abend!

Immerhin brachte ich gestern die Termine alle gut rum: mittags im Hörspielstudio (tolle Effekte machen die!), später dann Treffen mit Hannes Riffel vom UFO-Buchladen, abends Essen mit Carsten Scheibe von Typemania.

Ich war kurz vor Mitternacht im Hotel, weil mein Gesicht komplett zugeschwollen wirkte (zumindest für mich), wo ich dann lieber Boris-Koch-Kurzgeschichten las. Heuschnupfen ist echt kacke, vor allem in einer Stadt wie Berlin, die zwei Wochen hinter dem Karlsruher Klima herhinkt.

05 Mai 2006

Streß vor dem »Guru«

Berlin-Kreuzberg, gegen 21 Uhr: Carsten und ich sitzen vor dem Restaurant »Guru« in der Körtestraße, ein Inder unweit des Südsterns. Gemütliche Stimmung, laue Abendluft, wir trinken Bier, warten aufs Essen und unterhalten uns über alles mögliche.

Bis es plötzlich klirrt. Der langhaarige Typ in weißen Sandalen, schmuddeliger Jogginghose und offener Jacke - so daß man seine unbehaarte pickelige Brust sieht -, der seit einiger Zeit auf dem Gehsteig herumstolziert, hat seine Bierflasche auf die Straße geworfen. Scherben knirschen laut, wenn Autos darüber rollen, aber es geht kein Reifen kaputt.

Wir schauen anscheinend zu lang zu dem Typen hin. Das merkt er, und keine Viertelstunde später steht er bei uns am Biertisch, stinkt so ein bißchen vor sich hin und sprich mit schludriger Stimme, »suchste Streit oder was?« Dann könne er uns auf die Fresse hauen.

Seltsam aber wahr: Nicht ich bin der Arsch, sondern Carsten ist's, der von ihm blöd angelabert wird. Der bleibt aber cool, reagiert mit wenigen Worten, und der Assi verzieht sich nach einigen Drohungen.

Wir werden nervös, als er weiter auf und ab marschiert, uns mal mit Zigarettenkippen bewirft und dann eine weitere Bierflasche in der Hand balanciert. Ein Scheißgefühl: Bewirft uns der Assi gleich mit seiner leeren Flasche?

Als sie dem besoffenen Deppen neben dem Pizza-Imbiß nebenan aus der Hand fliegt und auf dem Boden zerschellt, bin ich geradezu erleichtert. Am liebsten würde ich dem Typen ja das Freßbrett polieren. Aber ich bin dann noch erleichterter, als wir endlich abhauen.

Zweiter Tag in Berlin

Gestern ging's um acht Uhr los, die Bahn fuhr durch, und ich las fleißig ATLAN-Manuskripte. Sehr angenehme Lektüre, ich hatte die redigierten Versionen dabei, und empfand sie als spannend und unterhaltsam.

Am frühen Nachmittag war ich in Berlin und quartierte mich in einem Hotel in der Nähe des Bahnhofs ein. Den ersten Termin, gewissermaßen zwei Termine in einem, absolvierte ich mittags - man wird, wie immer bei solchen Terminen, sehen müssen, was unterm Strich dabei herauskommt.

Abends ging ich mit Jens und Atta weg - dazu schrieb ich im Blog-Eintrag vorher was. Und heute herrscht strahlender Sonnenschein über der Stadt, die Touristen schieben sich in Pulk am Fenster des Internet-Cafés in Ku'damm-Nähe vorüber. Um 13 Uhr habe ich den nächsten Termin, das sollte ich auch locker schaffen.

Bis dahin sind vielleicht sogar die Kopfschmerzen weg ...

Wie ich die Slits verpaßte ...

Die Slits ... englische Frauenband, die in den Jahren 1977 bis 1979 irgendwie zwei Platten rausbrachte, von denen ich auch eine besitze. Gestern abend sollten sie in Berlin-Kreuzberg spielen, und ich wollte hin.

Sie spielten auch, aber die Veranstalter wollten 18 Euro Eintritt. Das war mir zu viel, und Atta - mit der ich vor Ort war - ebenfalls. Jens kam gratis rein, der muß dafür heute auch was dazu für die Zeitung schreiben.

18 Euro - mag ja sein, daß ich ein geiziger Schwabe bin, aber das sah ich einfach nicht ein. Dann doch lieber in den »Würgeengel«, quasi um die Ecke, wo wir das gesparte Geld gewinnbringend anlegten: in Cocktails natürlich.

Kein Wunder, daß ich heute morgen einen schweren Kopf habe. Einer von den Gimlets war wohl zu viel. Aber besser als 18 Euro für ein Konzert auszugeben, bei dem ich aufgrund des Publikums vor der Tür nicht das Gefühl hatte, daß in diesem Saal dann der Bär steppt.

04 Mai 2006

Eine wunderbare Schnurre!

Endlich habe ich den Klassiker gelesen: »Cannery Row« von John Steinbeck, erstmals 1953 in deutscher Sprache erschienen – und diese Ausgabe des Züricher Steinberg-Verlages besitze ich sogar. Und seit ich im November 2005 in der Straße der Ölsardinen war, in der kalifornischen Stadt Monterey, hat diese Gegend für mich eine zusätzliche Bedeutung.

Was John Steinbeck in seinem Roman erzählt, ist eine wunderbare Schnurre: Bunte Charaktere werden vor den Augen des Lesers lebendig, die schräge Abenteuer erleben, die tragische Geschichten zu erzählen wissen, die vielleicht keine guten Menschen im Sinne der bürgerlichen Logik sind, die aber dennoch ein großes Herz besitzen – und die es vor allem verstehen, großartige Feste zu feiern.

Ein geradlinig erzählter Roman ist »Cannery Row« nicht. Aber einer der Bücher, für die ich getrost einen Altar bauen könnte. Das ist meinetwegen zwar »hohe Literatur«, aber derart unterhaltsam, daß ich das Buch bis nachts nach ein Uhr lesen mußte – obwohl ich am nächsten Tag um sechs Uhr aufzustehen habe.

Das nenne ich Begeisterung!

02 Mai 2006

Weniger hübsche Karlsruhe-Bilder

Daß die Stadtväter in Karlsruhe zu rabiater Vorgehensweise gegriffen haben, um das besetzte Haus hinter dem Hauptbahnhof wegzubekommen, berichtete ich in diesem Blog schon mehrmals. Die Homepage des Guten Königs, den ich bislang als Moderator und Kollege beim Freien Radio Querfunk kannte, zeigt jetzt neue Fotos.

Der Abriß der »Ex-Steffi« war dem Guten König jetzt eine Reihe von Fotos wert, die sich alle sehr schön auf seiner Homepage betrachten lassen. Keine Bildergalerie unbedingt, die Mut und Hoffnung auf bessere Zeiten macht.

Aber eine sehr gute Dokumentation eines Ereignisses, das nach rund 15 Jahren das Kapitel Hausbesetzung in Karlsruhe offensichtlich fürs erste komplett abschließt.

Hübsche Mannheim-Bilder


In der letzten Woche hatte ich erst meine Lesung in Mannheim, jetzt stehen schon die ersten Bilder im Netz. Die Macher des »flotten Dreiers« sind vor allem die Produzenten einer Punkrock-Radiosendung im örtlichen Bermuda-Funk, die eben nicht nur Musik spielen wollen, sondern darüber hinaus ihre Aktivitäten entfalten.

Auf ihrer Seite gibt es also Hinweise auf künftige Radiosendungen und Berichte von Veranstaltungen. Und im Bereich »Bilder« gibt es eine Reihe von wirklich gelungenen Aufnahmen meiner Lesung (im unteren Teil!), über die ich mich sehr gefreut habe. Sehr schön!

Hier gleich ein netter Text, den die Mannheimer Aktivisten im voraus in der örtlichen Presse plazie-ren konnten. So was schmeichelt natürlich ebenfalls.

01 Mai 2006

Tag der Arbeit

Der heutige Tag stand und steht ganz im Zeichen des neuen OX-Fanzines. Ich hörte diverse CDs und eine Cassette an, um sie für die nächste Ausgabe zu besprechen.

Überraschen war diesmal nur eines: Die neue Fahnenflucht-CD fand ich gar nicht schlecht. Die machen zwar immer noch fiesen Metal mit Deutschpunk gemischt, dafür sind die Texte besser geworden.

Wichtiger war mir, daß ich an »Und: Hardcore!« weiterschrieb. Die zweite Szene schloß ich ab, die dritte Szene konnte ich fertig schreiben, die vierte Szene fing ich an – fertig ist der zweite Teil des Fortsetzungsromans. Redigieren muß ich allerdings alles noch, und spätestens dann, wenn irgendwann auch daraus ein Buch gemacht werden soll, werde ich nochmal viel ändern.

Das Wetter war kühl, der Himmel war grau – da machte es gleich doppelt Spaß, einigermaßen kreativ zu sein. Nicht einmal die Tatsache, daß ich ein PERRY RHODAN-Manuskript las, bereitete mir schlechte Laune. Na also!

Letzte Sendung im April

Der Sonntag, 30. April, war der fünfte Sonntag im Monat. Also war ich ausnahmsweise doch wieder dran mit der Radiosendung: ENPUNKT-Radio im Querfunk auf Welle 104,8 in Karlsruhe und auf allerlei Kanälen im Internet und im Kabel.

Da es sich anbot, spielte ich Punk aus Berlin. Mit dabei waren Kracher wie The Shocks oder She Male Trouble, aber auch Oi!-Sound wie East Rebels und The Voice, ganz zu schweigen von den göttlichen Die Ärzte. Ein sehr gemischtes Programm also, das mit Deutschpunk à la Staatsfeindliche Hetze und Pop-Punk à la Germ Attack bunt gemengt wurde. Soll ja keiner sagen, daß ich den Hörern irgendeine Einheitskost biete.

Wie die Sendung wirklich war, kann ich kaum beurteilen, kann ich nie. Mir selbst gefiel’s. Und auf dieser Ebene kann ich wohl noch einige Jahre länger Querfunk-Sendungen machen.

Auch wenn es irgendwelche Leute gibt, die mich hinter meinem Rücken angeblich als »Punkrock-Stalin« bezeichnen. Cooles Schimpfwort, finde ich.

Karlsruhe wird noch schöner! Hurra!

Der Samstag, 29. April, war herrzereißend schön. Also schnappte ich mir mein neues Rad, um Karlsruhes schönste neue Seiten anzugucken.

Hinterm Hauptbahnhof: Das Gebäude, in dem bis vor wenigen Wochen noch die »Ex-Steffi« war, ist nur ein Trümmerhaufen. Sogar die Bagger und Raupen sind größtenteils abgezogen. Hinter den Baugerüsten liegen Steine und Dreck. Das Ärgernis Nummer eins für die Stadtväter konnte ausgemerzt werden, das bunthaarige Volk ist weg. Da freut sich ein gewisser Schnauzbartträger im Rathaus sicher so richtig.

In der Klotz-Anlage, der grünen Oase der Stadt: Wo im Sommer türkische Großfamilien, Jugendliche oder andere Erholungssuchende herumlungern, stehen Bagger, erstrecken sich Baugerüste. Hinter der Europahalle ist eine Grube ausgehoben, werden anscheinend auch neue Tennisplätze errichtet. Da dürfen sich die Karlsruher Mittelstandsmenschen über zusätzliche Möglichkeiten des Freizeitvertreibs freuen.

Ein Schelm, wer hier Parallelen zieht.