31 März 2011

Ein Remix für die ORION

Ich gehöre wohl zu den wenigen Science-Fiction-Fans, die mit den Abenteuern der »Raumpatrouille« nicht so viel anfangen können. Klar, die ollen Geschichten aus den 60er Jahren sind längst ein Kulturgut und zugleich ein echter Kult-Stoff – aber sie sind eben doch ganz schön abgeschmackt und funktionierten schon damals nicht als gute Science Fiction. Deshalb bin ich vielleicht nicht der ideale »Rezipient« für das vorliegende Hörspiel.

Verantwortlich dafür ist A.J. Weigoni, den ich seit den 90er Jahren als Autor im Grenzbereich zwischen »Underground«, Social Beat und Kunst wahrnehme und mit dem ich anfangs der 90er Jahre in Mainz sogar einmal Fußball spielte. Mit ihm ist Tom Täger zugange, der aus dem Musikbereich kommt und unter anderem die Musik von Helge Schneider produzierte

Zusammen machten sie »Raumbredouille Replica«, eine Art akustisches Fanzine, das sich als achte Folge der ORION-Serie versteht. Im Prinzip nahmen die beiden sich die Dialoge der sieben Folgen an, mixten sie fleißig durcheinander, stellten sie in neue Zusammenhänge, mixten Musik darunter und erstellten so eine Collage zur ORION, wie ich sie so noch nie gehört hatte.

Das ist streckenweise witzig, blieb aber meist unverständlich für mich. Womöglich muss man ORION-Fan sein, um das Hörspiel so richtig gut zu finden. Da ich die Folgen nicht oft genug gesehen habe, erschließt sich mir wohl der meiste Witz überhaupt nicht.

Deshalb sitze ich ein wenig ratlos vor der schön gemachten CD, die in einer DVD-Hülle steckt und nicht mal eine halbe Stunde lang ist. Dreimal habe ich sie angehört, beim Autofahren ging das gut, aber mitreißen konnte sie mich nicht.

Vielleicht hat jemand anders da viel Spaß daran. Es gibt auf der »Vordenker«-Seite eine Hörprobe zum kostenlosen Download – das ist in diesem Fall dann mein Tipp.

30 März 2011

Jetzt auch in der Klappe

Unlängst berichtete ich von dem Portrait, das über mich auf einer Karlsruher Veranstaltungsseite zu lesen war. Das wurde jetzt ergänzt durch eine Veröffentlichung in der »Klappe Auf!«, einem der zwei relevanten Veranstaltungsmagezine der Stadt, sowie durch einen Hinweis auf der Homepage.

Gefällt mir gut, schmeichelt mir auch. Nur bräuchte ich nach vier Jahren endlich mal ein neues Foto ...

Grundschulzeugnisse

Ich hielt mein Zeugnisheft aus der Grundschule dieser Tage in den Händen; dass ich das überhaupt noch besitze, war mir gar nicht bewusst. Ein sehr seltsames Gefühl, dieses Dokument durchzublättern und anzuschauen. Vor allem, wenn ich genau weiß, an wieviel ich mich nicht mehr erinnern kann.

So schaue ich mir die Namen der Lehrer an. Ich weiß noch, dass »Pfeiffer« in der ersten Klasse eine Frau war und dass ich Herrn Kappler in der vierten Klasse sehr mochte. Aber wer zum Teufel waren »Schlenk« und »Camerer«? Männer oder Frauen? Gut oder schlecht? Lang oder kurz? Alles verdrängt.

Immerhin ist die Unterschrift meines Vaters immer eindeutig. Ebenso die der beiden Schulleiter, an die ich seltsamerweise richtig viele Erinnerungen habe. Schon seltsam, wie selektiv das Gedächtnis arbeitet ...

Lustig fand ich, dass im vorgedruckten Heft eine Note für »Betragen« vorgesehen war. Mittels eines Stempels war auf allen Zeugnisblättern daraus das Wort »Verhalten« geworden. Ich hatte meist ein »gut« erhalten, in der dritten Klasse allerdings mal nur ein »befriedigend«.

Keine Überraschung: In Musik und »Bildhaftes Gestalten« hatte es nie zu mehr als einem »befriedigend« gereicht. Kein Wunder, dass ich später bei Punk und Comics landen musste ...

Alles in allem aber erhielt ich sehr ordentliche Zeugnisse, was erklärt, warum mich meine Eltern trotz des Widerstandes von Familienangehörigen aufs Gymnasium gehen ließen. Und jetzt schaue ich mir das an, einige Jahrzehnte danach, und stelle fest, wie ausradiert komplette Schuljahre sind.

29 März 2011

Ein spießbürgerliches Schattenspiel

Am besten sind die Romane von Georges Simenon, wenn er in die Untiefen der spießbürgerlichen Gesellschaft eintaucht. Das belegt aufs vorzüglichste der Roman »Maigret und das Schattenspiel«, der zwölfte in der Maigret-Gesamtausgabe, den ich zuletzt las. Das Werk ist streckenweise fast ein Kammerspiel, denn er spielt vor allem im Innenhof eines großen Stadthauses mitten in Paris, in dem es nicht nur Wohnungen, sondern auch Büroräume gibt.

Ein Firmenleiter wird an seinem Schreibtisch erschossen, der Tresor hinter ihm ist geplündert. Verdächtig sind viele, denn im Haus wohnen neben seiner aktuellen Frau auch seine Exfrau und deren neuer Mann in einer eigenen Wohnung.

Es gibt eine tratschende Concierge und eine neugierige alte Frau, es gibt Fenster, von denen aus man wunderbar in andere Wohnungen und vor allem in das Büro schauen kann – und vor allem gibt es die »massige Gestalt« des Kommissar Maigret, der sich des Falls annimmt.

Simenon schafft es erneut, die Beziehungen zwischen den einzelnen Figuren, ihre Lügen und ihre kleinen Intrigen bloßzustellen, indem er sie nüchtern schildert. Maigret, der sich selbst ekelt, wenn er mit den schmierigen Verdächtigungen umgeht, ermittelt in der ihm eigenen Art, langsam und behäbig und dennoch zielstrebig.

Kein packender Spannungskracher, das sind die Maigret-Romane eh nicht, aber ein intensives Schauspiel, das mich von Seite zu Seite mehr packte. Ich freue mich schon auf den nächsten Fall!

Tackleberry mit furiosem Hardcore

Aus dem hohen Norden kommen Tackleberry, und das sind fünf junge Typen, die genau den großartigen Hardcore spielen, der zwar nach alten Zeiten klingt, aber eben keine Sekunde abgeschmackt wirkt. Ich höre zuletzt häufig ihre gleichnamige EP, die vor einem halben Jahr von Twisted Chords veröffentlicht wurde.

Da sind vier Stücke drauf, die allesamt ziemlich knallen. Das geht frisch und rotzig nach vorne ab, da gibt es wütendes Gebrüll und heftigen Sound, und vor allem gibt es keinen Metal, trotz aller modernen Einflüsse. Das finde ich klasse, das mag ich 2011 weiter hören.

Wer übrigens mag, kann sich davon auf der Blogseite der Band überzeugen – da gibt es mehrere Stücke zum kostenfreien und legalen Download. Wobei ... ganz ehrlich: So ein schickes Vinylscheibchen ist trotzdem viel schöner.

28 März 2011

Entmappt

Der gestrige Sonntag abend brachte glatt einen spannenden Wahlkrimi ins Fernsehen: Immer wieder schaltete ich die Glotze an, um zu gucken, wie die Wahlen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg ausgehen würden. In den beiden Ländern wird es wohl eine rot-grüne oder eben grün-rote Regierung geben, und diverse Menschen faselten bereits von »historisch« und anderem.

Ich gestehe: Ich habe mich gefreut. Ich gehöre nämlich zu den bisherige Nichtwählern oder Ungültigwählern, die ihr Kreuz nicht »für« eine Partei gemacht haben, sondern klar »gegen«. Mir ist fast egal, ob der trockene Grüne oder der faselnde Sozi das Land regieren, mir war wichtig, dass Mappus seinen Posten verliert. Und das hat geklappt, dafür mache ich gern mal ein Kreuz in der Wahlkabine.

Am meisten habe ich mich darüber gefreut, dass die Liberalen in Rheinland-Pfalz aus dem Parlament geflogen sind; schade, dass sie in Baden-Württemberg drin geblieben sind. Als ich mich anfangs der 80er Jahre ernsthaft für Politik interessierte, waren in der FDP noch honorige Menschen, die klare politische Ziele hatten. Davon ist nicht mehr viel übrig, und ausnahmsweise gab's dafür eine Quittung.

Lustig ist jetzt, wie sich der Widerstand entwickelt. Bei Facebook formiert sich bereits eine Gruppe namens »Wir wollen Mappus zurück«, bei der ich mir anfangs nicht sicher war, ob das nicht satirisch gemeint ist.

Lese ich aber Aussagen wie die folgenden, komme ich mir vor wie im falschen Film: »Wieder hat die linke Presse einen großen Politiker geschasst«, schreibt Siegfried. »Erst Guttenberg und jetzt werden schon Wahlen manipuliert.« Genau so solle »die Regierung gestürzt werden«, der Mann hat augenscheinlich Angst vor den »Wahnsinnigen von Grün/Rot«.

Auch gut: »mappus hatte niemals eine chance, vor allem, wenn man das geistig hohe diskussionsniveau von den grünen betrachtet.« Aha. Der Mann hatte also keine Chance, weil die Grünen so doof sind - auf so eine logische Wende muss man erst einmal kommen ... Manchmal macht es richtig Spaß, sich auf Facebook-Seiten zu tummeln.

27 März 2011

Artikel über mich

»Wenn es Klaus N. Frick in eine Kneipe zieht, dann mit Vorliebe in die Alte Hackerei im Schlachthof«, beginnt ein Artikel über mich, der auf der Homepage ka-city.de zu lesen ist. »Dort fühlt sich der bekennende Punk-Fan nämlich nicht nur wegen der an Punk und Hardcore orientierten Musik ausgesprochen wohl, sondern auch wegen der durchmischten Klientel.«

Der Artikel, der wohl auch in der Zeitschrift »Klappe auf« erscheinen wird, behandelt nicht nur meine Punkrock-, sondern auch meine Science-Fiction-Seite. Und natürlich fühle ich mich dadurch sehr geschmeichelt.

26 März 2011

Wolfenbüttel mit Kathrin

Es ist mein erstes Seminar, das ich in diesem Jahr in Wolfenbüttel als Dozent mitbetreue. Konkreter: An der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel findet an diesem Wochenende ein Seminar statt, in dem es um den phantastischen Roman geht. Dozenten sind Kathrin Lange, die ich schon seit vielen Jahren kenne und schätze, sowie ich; als Fachleiter - oder wie der Titel genau lautet - wirkt der nie um einen Spruch verlegene Dr. Olaf Kutzmutz.

Mit uns dabei: 16 Autorinnen und Autoren, die extrem unterschiedliche Vorkenntnisse haben. So gehört beispielweise Carolina Möbis zu unserer Gruppe, die sogar schon mal für eine "meiner" Reihen geschrieben hat, ebenso gibt es Menschen, die schon in anderen Seminaren waren - aber ebenso völlig neue Besucher.

Das macht die Koordination nicht immer ganz einfach. Die Anforderungen an uns Dozenten sind recht vielseitig, und wir versuchen damit so gut wie möglich umzugehen. Am Freitag besprachen wir vor allem die eingeschickten Exposés, am heutigen Samstag gab es Aufgaben, nach denen die Autorinnen und Autoren ihre Texte verfassten.

Das geht an die Substanz, nicht nur intellektuell, sondern tatsächlich auch körperlich. Kein Wunder, dass ab 21.30 Uhr die allgemeine Erschöpfung einsetzte - Zeit, zum gemütlichen Bier überzugehen.

25 März 2011

KNF-Sonderausgabe beim Bully

Seit den frühen 80er Jahren bin ich Mitglied im PERRY RHODAN-Briefclub Bullys Schreibtisch (PRBCBS). Das war damals ein ziemlich aktiver Club, und heute ist er es nicht mehr; in Zeiten der schnellen Internet-Kommunikation wirkt ein Briefclub auch reichlich anachronistisch.

Trotzdem finde ich es gut, dass es den Club noch gibt, wenngleich ich zu den wenig aktiven Mitgliedern gehöre. Gelegentlich stelle ich dem Redakteur der Clubnachrichten (CN) trotzdem Texte zur Verfügung, und so entstand im Januar 2011 eine "KNF Sonderausgabe", was mir sehr schmeichelte.

Neben einem Leserbrief und diversen Buchbesprechungen sowie Auszüge aus dem Tagebuch der Redaktion gibt es meine Kurzgeschichte "Als der Verderber kam". Die erschien vor einigen Jahrem in "Magira - Jahrbuch zur Fantasy". Da sich die Lesergruppen kaum überschneiden werden, dürften die meisten Leser diese Geschichte nicht kennen.

Ob's da Resonanz darauf gibt? Angesichts der Passivität der Mitglideder würde es mich wundern. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zwar kläglich, aber doch ziemlich spät ...

24 März 2011

Ich habe gewählt

Lange Zeit tat ich so, als ginge mich die Wahl in Baden-Württemberg nichts an. Der schreckliche Ministerpräsident Stefan Mappus ist mir zwar ein Greuel, aber Nils Schmidt von der SPD kommt mir auch nicht viel heller vor – und im Zweifelsfall knicken die Sozialdemokraten ohnehin ein und setzen den unsinnigen Bahnhofsbau von Stuttgart fort.

Aber heute morgen ging ich zur Wahl. Ja, ich weiß selbst, dass der offizielle Wahltag am Sonntag ist. Aber da bin ich nicht in Karlsruhe, also musste ich zur Briefwahl.

Das verlief ganz einfach. Mit der Wahlbenachrichtigung ging ich hin, dann musste ich einen Schrieb ausfüllen und unterschreiben, bekam meine Unterlagen – und dann konnte ich gleich mein Kreuz setzen und den ganzen Kram in eine Wahlurne stopfen. Sehr schön, damit war das sofort-sogleich erledigt.

Wenn ich gewählt habe? Glaub mir kein Mensch: die Grünen. Nicht aus Überzeugung, garantiert nicht. Eher aus Verzweiflung.

Keine Ahnung, wer von der Großbürgerpartei für Karlsruhe gewählt werden möchte, ich will es nicht mal wissen. Aber wenn es wenigstens einen Funken an Chance gibt, dass der schlimmste Unfug in Baden-Württemberg gestoppt werden kann, muss ich wohl für die Grünen stimmen.

Mein Finger hat buchstäblich dabei gezittert. Ich guckte nicht mal den Namen an, ignorierte sowieso den ganzen Rest auf dem Wahlzettel. Somit ging die Pflicht rasch genug an mir vorüber, und ich konnte mich dem Rest meines bürgerlichen Lebens widmen.

23 März 2011

Splatter, Sex und Werwölfe


Ich bin ein großer Fan der Horror-Hörspielserie »Dorian Hunter«, und das habe ich an diesr Stelle und in diesem Blog schon oft verkündet. Die aktuelle Ausgabe 13 - das passt ja - war mir aber echt zu derb; da fühle ich mich ein wenig zartbesaitet.

Gut gemacht war die »Wolfshochzeit«, so der Titel des Hörspiels, selbstverständlich erneut. Es geht um Werwölfe, und um den Dämonenkiller Dorian Hunter, der den Mächten der Finsternis immer wieder entgegentritt. Das ist superspannend gemacht und brachte mich erneut dazu, jedem der 31 Tracks mit großem Interesse zu lauschen. Wieder einmal hat's die Mannschaft von Zaubermond auf höchstem Niveau hingekriegt.

Aber es war zeitweise ganz schön derb. Man hört buchstäblich, wie Fleisch und Blut durch die Gegend spritzen - das ist dann echt zeitweise ganz schön splatterig. Dazu kommt eine Prise Sex, ziemlich grob geschildert zudem, und fertig sind einige ziemlich schockierende Sequenzen.

Dabei geraten die witzigen Sequenzen, die es ebenfalls gibt, fast ins Hintertreffen. Die Szene, in der Dorian Hunter als eiskalter Dämonenkiller in das Haus eindringt, in dem die Bösewichte auf ihn warten, und das Kindermädchen sowie der kleine Junge ihm folgen, ist großartig.

Ich denke mir, die angepeilte Zielgruppe wird an diesem Hörspiel mehr Spaß haben als ich. Wahrscheinlich bin ich tatsächlich zu zart besaitet für solche Szenen ...

22 März 2011

Nur mit Gummi


Falls sich jemand dafür interessiert, was unsereins so auf der Buchmesse treibt und um welche Themen es teilweise geht, der möge sich das Foto anschauen. Es zeigt die Autorin Uschi Zietsch-Jambor, mich, den Autor und Verleger Klaus Farin und den Autor Marc A. Herren (von links); das Foto schoss Heidrun Imo. Und es ging so.

Später Sonntag mittag, wir waren alle schon ein wenig zerknautscht und verwirrt nach vier Tagen in blöden Messehallen. Uschi kam mit einem Fotoapparat und ihrem Mann vorbei. »Wir brauchen noch ein Erinnerungsbild«, sagte sie forsch und trommelte alle zusammen, die gerade in der Nähe waren.

Ich hatte gerade die letzten Werbemittel ausgepackt, damit wir die noch verteilen konnten, und stand jetzt mit den Gummibändern in der Hand da, ein wenig unglücklich guckend. Vor allem wusste ich nicht, wohin ich mit den Dingern sollte.

»Nur mit Gummi!«, ordnete die Kollegin in flottem Ton an, und ich hielt die Gummis zwischen den Fingern. Sieht jetzt ziemlich verunglückt aus. Aber lustig fanden wir's trotzdem.

21 März 2011

Erschöpft danach

Nach vier Tagen Leipziger Buchmesse fühle ich mich heute völlig erschöpft. Es sind viele Sachen zu erledigen, das ist nichts neues, und trotzdem müssen auch einige private Dinge sein.

Da die Rückfahrt lange dauerte und wir hinterher in Karlsruhes Nacht-Pizzeria zu lange herumsaßen, hängt mir das alles buchstäblich in den Knochen. Irgendwie passt der Passus »same procedure as every year« auf Buchmessen und dergleichen immer.

20 März 2011

Stolpern in der Moritzbastei

Freitag abend in Leipzig: Nach meiner Lesung fuhr ich in die Innenstadt, um dort noch ein wenig Bier zu trinken. Wie es sich gehört, steuerte ich die Moritzbastei an, in der alljährlich die famose Messeparty veranstaltet wird.

Am Eingang erwartete mich ein Häuflein Elend. Christian Montillon, einer unserer Autoren, hatte sich - wie er sagte - das Bein verstaucht und war an die frische Luft gegangen. Es tat höllisch weh, er war kalkweiß im Gesicht und fror. Auch meine Jacke half ihm nicht grundsätzlich weiter.

Dank Heidrun Imo, die ihn ins Krankenhaus in die Notaufnahme begleitete und später auch zur Apotheke, bekam er die Nacht einigermaßen gut vorüber. Wie es sich herausstellte, hatte er sich tatsächlich das Bein angebrochen: einmal arglos über eine Stufe gestolpert und zwei Stufen auf einmal genommen, und zackbumm!, alles ist futsch.

Während der Kollege im Krankenhaus einen Gips verpasst bekam, tranken wir Bier, lauschten der lauten Musik und laberten Unfug. Später im Hotel gab's noch ungarischen Schnaps, der mir einige Gehirnteile verödete, und sehr viel später lag ich gut bettschwer in der Falle.

Die Moritzbastei ist immer wieder einen Besuch wert ...

In Stötteritz

Bis vor wenigen Wochen wusste ich nicht einmal, dass es in Leipzig einen Stadtteil namens Stötteritz gibt. Am Freitag abend, 18. März 2011, war ich dort einer der Autoren bei einer Gemeinschaftslesung, die unter dem Titel "L.E. Dystopia" veranstaltet wurde.

Der Ort war die Stötteritzer Margerite, eine Art Stadtteilzentrum, schon ein wenig in die Jahre gekommen und nach Einbruch der Dunkelheit nicht ganz so einfach zu finden; mit dem Auto fuhr ich zweimal dran vorbei, bis ich einfach durch die feuchte Nacht ging, bis ich am richtigen Ort war. Innendrin herrschte behagliche Wärme, die ein echter Holz- und Kohle-Ofen verbreitete.

Es gab einen Moderator und ein gut zwei Dutzend Köpfe umfassendes Publikum; wir lasen stehend und mit Mikrofon. Vor mir war der Kollege Uwe Schimunek mit einer Kurzgeschichte dran, danach las ich aus einer Kurzgeschichte, und auf mich folgte der Kollege Frank Hebben. Ich entfleuchte in der Pause, weil ich noch mit Kollegen in die Moritzbastei sollte und wollte - aber was da alles geschah und passierte, das ist eine ganz andere Geschichte.

18 März 2011

Seltsame Besucher

Ist man in Leipzig auf der Buchmesse, trifft man seltsame Gestalten. Das ist seit Jahren ein ehernes Gesetz, und normalerweise bezieht es sich auf die Scharen von Cosplayern und Manga-Kids, die ich häufig witzig finde.

Diesmal war's anders. Ein junger Skinhead kam des Weges, er trug ein T-Shirt mit der Aufschrift "Ian Stuart - Heroes Never Die". Kurz verschlug es mir die Sprache, dann war der junge Kamerad auch schon vorüber.

Ian Stuart war Sänger der Naziskin-Band Skrewdriver; er starb vor einigen Jahren. Offensichtlich ist es schick, mit T-Hemden rumzulaufen, auf denen dieser Sänger gewürdigt wird. (Sie werden legal über einen Internet-Versand verkauft; kann man leicht googeln, wer mag.)

Was hätte man da tun sollen? Hätte ich umdrehen und ihn mit körperlichem Zuspruch ermuntern sollen, sein T-Shirt gegen ein anderes Motiv auszutauschen? Sachdienliche Hinweise nimmt die örtliche Antifa entgegen.

17 März 2011

Erfahrener Leipzig-Reisender

Da dachte ich schon, ich kenne mich gut aus ... Und dann war's mal wieder Sense. Doch erst einmal der Reihe nach.

Erster Tag auf der Leipziger Buchmesse 2011. Mit dem Kollegen Herren schaffte ich es, gut durch den Verkehr zu kommen. Seither absolvierte ich Termine, bevor ich mit den Kollegen von der Messe aus in Richtung Hotel eierte. Ich fuhr einmal falsch, sonst klappte es aber sehr gut.

Ich hatte allen das italienische Restaurant empfohlen, das sich im Erdgeschoss des Hotels befindet. Das sei super, hatte ich allen erzählt, und alle verließen sich auf meine Aussage.

Um es kurz zu machen. Meine Pizza war die schlechteste seit gut fünfzehn Monaten. Den Salat bezeichnete der mitessende Fantasy-Bestsellerautor am Tisch als ungenießbar. Und der Service kam mit den Bestellungen nicht nach.

Immerhin gab es noch die Hotelbar. Bei der war allerdings justament der Grappa ausgegangen. Nicht einmal das wurde mir gegönnt ...

16 März 2011

Wiki für Männer

Was es nicht alles im Internet gibt: Mittlerweile haben einige offenbar sehr bedauernswerte Männer eine »Wissensdatenbank über die Bevorzugung der Frauen und Benachteiligung der Männer in Politik und Gesellschaft« gestartet. Das Ding nennt sich »WikiMANNia« - und ich dachte recht lange, es handle sich dabei um eine Satire auf den Gechlechterkrieg.

Anscheinend ist das alles ernst gemeint. Es geht um Männer, die sich benachteiligt fühlen, und die angebliche Bevorzugung von Frauen. Sehr witzig - diese Wiki-Seite lohnt sich echt. Ich zerdrücke einige Tränen über die armen Männer und kümmere mich wieder um die echten Probleme dieser Welt ...

15 März 2011

Uralt-Fantasy gedruckt

Manchmal schrecke ich vor nichts zurück. Zumindest dann nicht, wenn es darum geht, in dem Berg veröffentlichter Jugendsünden zu wühlen. In diesem Fall geht es um eine uralte Fantasy-Geschichte von mir.

Meine Kurzgeschichte »Das Schwert der Finsternis« wurde im Januar 1981 geschrieben; ob sie in dem Fanzine »Wüstenkurier« veröffentlicht wurde, weiß ich schon gar nicht mehr. Im Rahmen des Gemeinschaftsmagazins »Follow« wurde sie jetzt immerhin publiziert: Die Nummer 408, die im Spätjahr 2010 herauskam, also vor einigen Wochen, brachte diese Kurzgeschichte nebst einigen Anmerkungen von mir.

Streng genommen wurde sie im Fanzine »Hornsignale« veröffentlicht, das wiederum in »Follow« abgedruckt wurde. Wer das nicht kapiert, möge sich nicht grämen - das ist für Außenstehende stets ein wenig schwierig. (Damit dürften jetzt die meisten meiner alten Fantasy-Geschichten um den streitbaren Helden Ghazir en Dnormes in hübscher Gestaltung publiziert sein.)

Leider gibt's auf solche Geschichten noch weniger Resonanz als auf diejenigen, die neu und mit viel Herzblut geschrieben worden sind. In der gleichen ist übrigens auch »Am Meer der Blitze« zu finden, und das ist eigentlich ein richtig aktueller Text.

14 März 2011

Leckerschmeckerabend

Manchmal muss man sich einfach mal was Gutes gönnen: Nach diesem Motto ging's am Sonntag abend ins »fünf«. Es gab ein Suppen-Menü unter dem Motto »fest & flüssig«, und das war derart lecker, dass ich noch im Nachhinein völlig begeistert bin.

Ich hatte das Menü inklusive der Getränke genommen. Das hieß, dass es zweimal Wein gab, dazu einen Aperetif und vor allem haufenweise Wasser. Das Wasser war nötig, weil ich sonst vor lauter Wein ernsthafte Probleme bekommen hätte.

Als Vorspeise gab's eine Klare Suppe, dazu eine Terrine mit Pilzen und Wurzelgemüse, zumindest für mich als Vegetarier. Die Fleischfraktion bekam hier Ochsenschwanz in einer Terrine.

Dann servierte man mir ein »Estragon-Tomaten-Granita«, das sich als eine Art Eis mit Tomaten herausstellte. Klingt seltsam, schmeckte aber supergut.

Bei der Bouilebaisse entschloss ich mich, auf meinen Vegetarismus zu verzichten und tote Fische zu essen. Ich bereute es nicht, weil die dicke Suppe mit viel Fisch und Muscheln und so logischerweise ebenfalls sehr gut war.

Der Knaller allerdings war das Dessert. Unter einem »weißen Schokoschaumsüppchen mit zweierlei Beerensorbet« konnte ich mir so viel nicht vorstellen - aber das war echt so, dass ich davon sofort eine zweite Portion geordert hätte.

Ich war glücklich und begeistert. Bei so einem Essen kann ich die schlimmsten Nachrichten verdrängen und die stressigste Arbeitswoche aus dem Hirn schlagen. Sehr gut!

13 März 2011

Mein persönliches Dschungelbuch


Bevor ich das »Dschungelbuch« von Rudyard Kipling in der Version eines »richtigen Buches« las und auch lange, bevor ich den wunderbaren Zeichentrick-Film von Walt Disney sah, kannte ich bereits Mogli, die Wölfe, die schrägen Affen oder Balu den Elefanten. Und schuld daran waren meine Eltern und die Firma Kaba.

Das kam nämlich so: Als Kind trank ich gerne Kaba, das Schokoladengetränk, das mit dem unschlagbaren Slogan »der Plantagentrank« für sich warb. Meine Mutter kaufte fleißig Kaba, und ich trank Tasse um Tasse; meine Schwester ebenfalls.

In jenen Tagen waren Sammelpunkte bei allen möglichen Produkten völlig normal, die man ausschnitt und irgendwann einschickte. Wir waren Schwaben und sparsam, also sammelten wir eifrig mit. Für die Kaba-Sammelpunkte gab es »Dschungelbuch«-Hefte, zwanzig Seiten starke Hefte im Querformat, farbig gedruckt und mit Abbildungen aus dem Zeichentrickfilm versehen.

Es muss Ende der 60er Jahre gewesen sein, als meine Mutter mir diese Hefte schenkte. Diese Ausgaben blätterte ich unglaublich oft durch, ich las sie, und ich malte in ihnen herum; sie haben »Gebrauchsspuren«, wie man so schön sagt.

Und irgendwie überdauerten sie die Jahrzehnte, zumindest sieben von den insgesamt acht erschienenen Heften. Seit ich sie wiederfand, hatte ich sie oft in den Händen, lächelte bei den Bildern und bei den kindlichen Zeichnungen und versuchte mir vorzustellen, wie das ganze 1968 oder 1970 auf mich gewirkt haben musste.

Ich lernte Bären und Wölfe, Affen und Schlangen buchstäblich durch die Augen von Mogli kennen. Als Junge wollte ich Abenteuer wie dieser Mogli erleben – und wäre natürlich viel zu ängstlich dafür gewesen. Die »Dschungelbuch«-Geschichten schenkten mir einen phantastischen Blick in eine phantastische Welt, und das fand ich als Kind stark.

Als Erwachsener denke ich gern daran zurück; ich glaube, dass ich diese Büchlein auch weitere Jahrzehnte aufbewahren werde ...

12 März 2011

Ein Gefühl von Demut

Fassungslos starre ich seit dem Freitag nachmittag immer wieder auf den Bildschirm: entweder am Computer oder im Fernseher. Die Bilder aus Japan sind erschreckend und erschütternd: zuerst das starke Erdebeben, dann die alles verwüstende Flutwelle - so etwas macht einem klar, wie verletztlich wir Menschen mit unserer ach so tollen Zivilisation sind.

Dazu dann die Kernkraftkatastrophe, mit der eigentlich immer zu rechnen war, die aber jeder so weit wie möglich von sich wegdrückte und wegdachte. Keiner weiß, was noch passieren wird oder passieren kann; die Medienberichte schwanken zwischen Beschwichtigung und Panikmache.

Es erinnert mich ein wenig an das Jahr 1986 mit der Tschernobyl-Katastrophe, aber eben nur ein wenig: Die Japaner kommunizieren klarer und eindeutiger, bei den Russen damals wurde viel zu lange sehr viel geheim gehalten. Aber ich weiß selbstverständlich nicht, was da in Japan los ist.

Und das macht mich in gewisser Weise doch »demütig«. Klingt blöd, ist aber so. Gegen die Gewalt der Natur kann ich eh nichts machen, und wenn so ein bescheuertes Kernkraftwerk hochgeht, kann ich gleich zweimal nichts machen. Da packt mich ein Gefühl von Hilflosigkeit.

Mir wird - klar doch! - wieder mal bewusst, dass die Atomkraft mit ihren Nebenwirkungen viel zu gefährlich ist. Dafür bin ich in den 80er Jahren einige Male bei Demonstrationen mitgelaufen; seither nicht mehr. Zur Menschenkette am heutigen Samstag konnte ich mich nicht aufraffen.

Also verhalte ich mich bürgerlich: Ich sitze vor der Glotze und stiere entsetzt auf die Bilder, die sich mir bieten. Und bin heilfroh, dass in Mitteleuropa die Gefahr von Erdbeben und Tsunamis doch recht gering ist und bisher - toi toi toi! - mit den Kernkraftwerken alles gut ging ...

Man nennt eine solche Denkweise gelegentlich auch »Kopf in den Sand«-Haltung.

11 März 2011

SF-Lesung in Karlsruhe

Da freue ich mich darauf: Ich lese bei den Science-Fiction-Tagen in Karlsruhe. Es ist wieder einmal eine Gemeinschaftslesung, die das Künstlernetzwerk e.V. organisiert, diesmal mit sechs Autoren. Ich selbst lese am Freitag, 15. April 2011 – los geht es um 19 Uhr im Veranstaltungsraum hinter dem Speisegasthaus »Gurke« (Augustastraße 3, Karlsruhe).

Mit dabei sind Jo Zybell, der vor allem durch seine Mitarbeit an der Heftromanserie »Maddrax« bekannt worden ist und den ich von einer einzigen Begegnung her kenne, sowie Matthias Falke, der 2010 den Deutschen Science-Fiction-Preis gewonnen hat und der in Karlsruhe wohnt. Da bin ich schon mal richtig gespannt darauf.

Am Samstag lesen übrigens Annabelle Plein, die ich nicht kenne, die »Maddrax«-Autorin Mia Zorn sowie Frank Gerigk, den ich auch schon seit gut dreißig Jahren kenne. Das wird sicher ein unterhaltsames und erlebnisreiches Wochenende.

10 März 2011

Ein Blick auf Rezensionen

Wie ich in diesem Blog schon gelegentlich geschrieben habe, verfasse ich in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen (idealerweise einmal pro Woche) meine Buchbesprechungen für die PERRY RHODAN-Homepage. Heute gibt's mal einen kurzen Rückblick auf die letzten Rezensionen – ich nehme mir da immer recht interessante Bücher vor.

Als »Science-Fiction-Roman für Jugendliche und Junggebliebene« umschrieb ich »Sonnensturz« von David Jones. Den Roman des amerikanischen Autors hat übrigens Frank Böhmert übersetzt, und das spricht schon mal für seine Qualität. Ansonsten ist das ein richtig gelungener SF-Roman, mit Raumschiffen und Mönchen und einem jugendlichen Helden.

Ebenfalls ein Jugendbuch ist der neueste Roman von Andreas Eschbach; bei »Blackout« handelt es sich um einen packenden SF-Thriller, der aber nicht nur für Jugendliche tauglich und gut verständlich ist. Mir machte der Roman auf jeden Fall viel Spaß.

Ein Sachbuch »Über den Ahnherrn der deutschsprachigen Science Fiction« lieferte Rudi Schweikert, und natürlich geht es um Kurd Laßwitz. Schweikerts Sachbuch erschien bereits 2010, und es passt wunderbar in das abgelaufene hundertste Laßwitz-Todesjahr.

Eine sogenannte Liebesnovelle verfasste Uwe Schimunek. Der in Leipzig wohnende Journalist und Schriftsteller ist mir persönlich bekannt, und sein Roman »Das Thüringen-Projekt« ist richtig eindeutige, sehr gelungene Science Fiction. Sympathisch fand ich ja zudem die Kürze des Werkes ... endlich mal keine 500 Seiten aufwärts!

Kein brandneues Werk ist »Quarantäne« von Robert Charles Wilson – aber es gibt ja kein Gesetz, das mich dazu zwingt, immer nur Neuerscheinungen vorzustellen. Und da »Quarantäne« eine richtig gute Mixtur aus Science Fiction, Thriller und Familienroman darstellt, kann das Werk auch 2011 noch empfohlen werden.

Aus der Reihe tanzt in gewisser Weise »Ein hoher Preis« von Nick McDonell: Der anspruchsvolle Polit-Roman wurde von mir nur als Hörbuch besprochen, was den Blick auf den Original-Stoff tatsächlich verändert. Ich kannte den Roman nicht und hörte nur zu – und das gibt schlicht ein anderes Gefühl für die Materie.

09 März 2011

Phantastik-Anthologie im Jahr 1984

In meinen Unterlagen fand ich einen Schriftwechsel aus dem Jahr 1984, den ich mit großem Interesse durchlas. Über den Abgrund von über 25 Jahren hinweg vor allem ...

Der Autor und Herausgeber Hubert Katzmarz, der leider bereits 2004 verstorben ist, suchte im Jahr 1984 nach Science-Fiction-Texten, aus denen er eine Anthologie zusammenstellen wollte. Ich bekam von dieser Ausschreibung selbstverständlich Wind und reichte einen Text ein.

Am 25. September 1984 schickte mir Katzmarz einen Brief, in dem er meine Geschichte ablehnte. Wie es sich zu jener Zeit gehörte, wurde der Brief mit einer Schreibmaschine auf ein eigenes Briefpapier getippt; das Farbband war wohl schon ein wenig schwach.

Der Herausgeber fand mein Manuskript »Rückkehr« nicht besonders gut. »... wo Sie aber zusätzlich ohne erkennbare Not oder Absicht eben diese stilistische Grundhaltung immer wieder durchbrechen (Stilbrüche!)« schrieb er klar und deutlich. Das war damals ein echter Schlag für mich; schaue ich mir das Manuskript heute an, hat der Mann natürlich recht.

»Dann kann mir die Idee auch ganz und gar nicht behagen«, schrieb er, aber das sei »in noch viel größerem Maße subjektiv bedingt«. Im weiteren Verlauf des Briefs äußerte er dann ein wenig Kritik an einem anderen Herausgeber.

Trotz der Kritik war ich einigermaßen stolz. Der Herausgeber, der nicht über besonders viel Zeit verfügte, hatte meine Geschichte mit einer ausführlichen Begründung abgelehnt und sogar mein Fanzine bestellt. So schlimm schien das alles nicht zu sein, fand ich ...

08 März 2011

Eine Bilanz in Sachen Terror

»Tote ohne Anerkennung« - unter diesem Titel schreibt die aktuelle Ausgabe 89 des Antifaschistischen Infoblattes aus Berlin über die »Tradition« in Deutschland, dass Rechtsradikale zwar immer öfter Menschen töten, ihre Taten aber häufig als »Einzeltäter-Erscheinungen« verharmlost werden. Zwanzig Jahre nach der sogenannten Wiedervereinigung ist das ein heikles Thema, das von der Ausgabe sehr gut aufgegriffen wird.

Stiefelnazis und Kameradschaftsschläger sind ein wichtiges Thema in diesem Heft, die vergessenen Opfer ihrer Prügelexzesse sowieso. Eine Bundesregierung, die zwischen »rechts« und »links« und »islamistisch« am liebsten so unterscheidet, wie es ihr in den Kram passt, gehört aber ebenfalls zur Tradition – das Magazin verweist auf den Neonazi-Terror in den 80er Jahren, beispielsweise auf das Oktoberfest-Attentat im Jahr 1980 (13 Tote, 200 Verletzte).

Wer es gern ein wenig intellektueller mag, erfährt in der aktuellen Ausgabe des Antifa-Infos etwas über »rassistische Politik à la Sarrazin« oder die sogenannten Thinktanks des sogenannten Islamkritik. Und für Freunde von Punkrock darf die Band Frei.Wild nicht fehlen, die erfolgreich zwischen Oi! und Metal, zwischen Klischee-Patriotismus und Freiheitsgegröle pendelt.

Dieses Heft habe ich von vorne bis hinten gelesen – wieder einmal eine essentielle Lektüre für jeden, der sich gegen Nazis und Rassisten engagiert oder mehr über diese wissen will. Die 60 Seiten gibt's für 3,10 Euro im örtlichen Infoladen oder eben direkt über die Homepage.

07 März 2011

Australien punkrockt

In der Radiosendung am Sonntag, 6. März 2011, ging es um Australien. Das Land hatte ich 1991 besucht; seither vergaß ich zwar so gut wie alles, was ich da gesehen und erlebt hatte, aber den Punkrock-Sound aus OZ-Land fand ich oftmals richtig klasse.

Kein Wunder, dass ich Klassiker wie The Saints aus Brisbane und The Rocks aus Sydney spielte. Ebenso kamen die Hard-Ons zur Geltung, deren neue Stücke aber arg weichgespült klingen.

Neuer waren dann Pisschrist mit ihrem wütenden Dis-Gebretter oder Marching Orders mit wuchtigem Oi!-Punk. Damit die Sendung übrigens geografisch ein wenig abgerundet wurde, spielte ich noch Sommerset aus Neuseeland.

Nach der Sendung hatte ich glatt Lust, mal wieder nach Australien zu reisen. 2011 wird das sicher nichts. Also werde ich wohl andere australische Bands wie Spiderbait oder Vicious Circle aus dem Plattenschrank zerren müssen.

06 März 2011

Intellektuellen-Kabarett

Endlich sah ich mal das neue Tollhaus; das Karlsruher Konzert- und Veranstaltungszentrum ist in den letzten Jahren ziemlich umgebaut worden und präsentiert sich jetzt deutlich moderner. Vor allem der neue Konzertraum, den ich mir am Samstag, 5. März 2011, anschauen konnte, gefiel mir sehr gut.

Wobei wir nicht wegen des Raumes dort waren, sondern wegen des Mannes, der dort auf der Bühne am Mikrofon stand. Das war Jochen Malmsheimer, der Kabarettist aus Bochum, der mir zuvor nur aus dem einen oder anderen Auftritt im Fernsehen bekannt gewesen war. Viel wusste ich nicht über ihn, also kam ich mit entsprechend zurückhaltenden Erwartungen hin.

Nach einer Minute hatte ich Tränen in den Augen. Vor Lachen, versteht sich. Und nach einer Viertelstunde konnte ich schon fast nicht mehr. Es war superlustig.

Malmsheimer macht kein politisches Kabarett, für Comedy ist er aber definitiv zu schlau. Die Gag-Dichte ist hoch, aber viele Gags haben etwas mit Sprache zu tun - es ist oftmals eine Art von Linguisten-Kabarett.

Wer sein Programm »Wenn Worte reden könnten oder 14 Tage im Leben einer Stunde« nennt, der muss ein bisschen aus der Rolle fallen. Und so gibt's bei Malmsheimer eben Sequenzen über die siebziger Jahre, aber eben auch die Schilderung einer Party, bei der Pronomen, Substantive und Umlaute gemeinsam am Saufen sind. Sehr lustig.

Ein gelungener Abend - und garantiert witziger und besser als alle Fasnetsprogramme zusammen.

05 März 2011

Sport für alte Männer

In Wien gibt es die älteste Tischtennishalle der Welt. Zumindest behaupten das irgendwelche Notizen im Eingangsbereich des Kellerlokals, das im achten Bezirk liegt. Und ich, der ich seit gut dreißig Jahren keinen Tischtennisschläger mehr in der Hand gehabt hatte, musste an diesem Wochenende zum ersten Mal wieder mitspielen.

Das machte auch noch Spaß. Wir spielten ohne Regeln, die Herren Autoren jagten mich ordentlich um das Brett, und danach war ich gut verschwitzt - aber es machte Spaß.

Fragt sich nur, welche Schlussfolgerungen ich daraus ziehe. Soll ich etwa Tischtennis als Hobby anfangen? Mir einen neuen Lebensinhalt suchen? Ratlos grüble ich seitdem vor mich hin ...

04 März 2011

Zugfahrer am Donnerstag

Ich war mit der Bahn unterwegs, diesmal in Richtung Flughafen Frankfurt. Es sollte nach Wien gehen, also eine ganz normale Dienstreise. Womit ich nicht rechnete: Es ist Faschingszeit, und an so was denke ich nie.

Der Zug war voll mit verkleideten Menschen. Nicht die, die man sonst im Zug tritt, also Männer und Frauen in Business-Klamotten. Diesmal waren es Damen in hautengen Korsetts, Männer in Cowboy-Klamotten oder auch Kinder mit Clowns-Nasen.

Ich war nüchtern und blieb es auch. Andere hatten morgens um acht Uhr schon ein Bier in der Hand. Das finde ich nicht schlimm, so was machte unsereins bei Chaostagen und vergleichbaren Veranstaltunten auch.

Nur sahen die Menschen im Zug eben so aus, als würden sie unter normalen Umständen über Menschen lästern, die das tun. Prekariatssaufen sozusagen. Bei Fasching sind eben viele Regeln außer Kraft gesetzt.

Und so schaukelten wir in Richtung Frankfurt, die trinkenden Faschingsleute wurden fröhlicher und lauter, und ich überlegte mir, einfach auch ein Bier zu trinken. Dann hätte ich das übertrieben fröhliche Gesinge und Geschunkel vielleicht besser ertragen ...

02 März 2011

Motorradfahrer-Hardrock von The Mochines

Drei kurzhaarige, tätowierte Typen, die aus Kapstadt in Südafrika kommen, nennen sich The Mochines und fabrizieren ruppige Rock-Musik, die laut Label-Info als »High Voltage Rock'n'Roll« bezeichnet wird. Hört man sich die Platte »The Eagles Has Landed« an, wird schnell klar, dass das eigentlich eine Mogelpackung ist: Was die Herren machen, ist schon Rock'n'Roll, aber in der Art, wie man ihn Ende der 70er Jahre definierte.

Genau – das ist Hardrock alter Schule, der tatsächlich nach ollen Deep Purple oder gar Rainbow klingt, der mich an bisschen an die Schulfeten der Jahre 1978/79 erinnert, nur eben moderner gespielt und besser abgemischt. Das machen die drei Typen auf jeden Fall ziemlich gut, das rockt und rotzt und knallt ganz schön.

Punkrock ist es keiner, sondern eben hardrockig gespielter Rock'n'Roll. Im Autoradio macht die CD, die 2009 schon rausgekommen ist, übrigens echt Spaß: Regler aufdrehen und Vollgas ...

01 März 2011

Männerfeindschaft?

Manchmal verstehe ich den »Fandom Observer« ja nicht. Das beste Informations-Fanzine, das die ansonsten kreuzlangweilige deutschsprachige Science-Fiction-Szene zu bieten hat, widmet sich in der aktuellen Ausgabe 261 einer angeblichen Feindschaft zwischen mir und dem guten Dr. Robert Hector.

Der lief mir indirekt unlängst in Mannheim über den Weg. Ich war beim Spermbirds-Konzert und wurde in breitem Schwäbisch angesprochen. Es war jemand, den ich aus den Zeiten kannte, als ich in Freudenstadt Punk-Konzerte mit-organisierte und häufig in Nagold auf Konzerten war.

Ich plauderte mit dem Mann, dessen Namen ich längst vergessen hatte, und er sagte: »Du kennst übrigens meinen Hausarzt.« Ich war verwirrt, und er fügte hinzu. »Das ist der Doktor Hector.« Das fand ich sehr lustig.

Die Welt ist klein, und ich habe nichts gegen fannische Kritiker. Was es mit Zensur zu tun hat, wenn ich Beiträge von jemandem nicht mehr drucken will, der uns ständig gegen das Bein pinkelt, verstehe ich nicht.

Ich gebe ihm schlicht kein Geld mehr dafür, dass er uns gegen das Bein pinkeln kann. Wenn er darüber hinaus Beiträge schreibt, die in irgendwelchen Fanzines stehen, ist das seine Sache - und über diese Fanzines berichten wir sogar in unseren Heften.

Zensur sieht anders aus, aber es ist tröstlich zu wissen, dass der alte Beißreflex noch funktioniert: »Zensur isses immer dann, wenn mein Kruschd nicht supertoll gedruckt wird.« Da war die Fan-Szene schon in den 80er Jahren seltsam.

Ach ja, wer das jetzt alles nicht kapiert: Es geht um den »Fandom Observer«, dessen Nummer 261 eine sehr gelungene Ausgabe geworden ist. Und aus einem Verriss, den ich über ein schlechtes Buch geschrieben habe, einen zweiseitigen Artikel zu machen, finde ihc schon wieder lustig.