31 Januar 2010

Kalifornien in meinem Hirn

Die Radiosendung am Sonntag, 31. Januar 2010, musste wieder einmal von mir gefahren werden. Kein Wunder, es war der fünfte Sonntag im Monat, und da muss ich mich dann doch mal wieder opfern. Angesichts des kalten Wetters entschied ich mich für Sommermusik: Punkrock aus Kalifornien.

Und angesichts des Themas bot es sich an, die großen Klassiker der 90er Jahre und des letzten Jahrzehntes zu spielen: Natürlich gab's Green Day und Lag Wagon und No FX, womit die Melodycore-Fraktion hoffentlich zufriedengestellt war.

Unbekannter waren dann eher die Gören von Third Eclipse, die ich anno 2005 mal in Monterey gesehen habe, und die alten Herren von False Alarm, die seit 1983 zusammenspielen und entsprechend klingen. Dazu noch ein bisschen Good Riddance und Throw Rag, und fertig war die Soße - na ja, und sonst noch ein bisschen was, darunter die coolen Pop-Punker von The Tank.

Die extra eingepackten Langspielplatten von D.I. und Samiam schleppte ich wieder nach Hause, denn ruckzuck war die eine Stunde um. Wahrscheinlich hatte ich wieder viel zu viel gelabert.

30 Januar 2010

Ein Stressfaktor aus der Pfalz

Ein »Streßfaktor« ist normalerweise eine Person, die einem ständig auf die Nerven geht. Das trifft auf die Punk-Band Stressfaktor aus der südlichen Pfalz nicht unbedingt zu – aber aktiv sind die Jungs und Mädels seit Jahren. Das zeigt sich auch bei der aktuellen CD, die im Sommer 2009 rauskam und die keinen speziellen Titel trägt.

Insgesamt zehn Titel sind enthalten, die in zwanzigeinhalb Minuten abgefeiert werden: treibender Hardcore-Punk, bei dem die Gitarre diesmal einen leichten Emo-Touch aufweist, manchmal ruppig schnell, manchmal eher rockig, dazu deutsche Texte, die in einem brüllenden Gesang rausgedrückt werden. Das ist nicht immer ohrwurm-tauglich, gefällt mir aber bei jedem Anhören besser.

Klassischer Deutschpunk, der die Irokesen-Fraktion begeistern könnte, ist es eben nicht. Das schadet womöglich der »Vermarktung«, steigert aber die Originalität. Deutschsprachiger Hardcore mit klaren Texten – sehr schön! Sollte man unbedingt antesten.

29 Januar 2010

In der Narren-Bäckerei

Wir saßen in einer Bäckerei mit angeschlossenem Café in der Innenstadt von Bad Säckingen. Die Bedienung trug ein buntes »Häs«, also eine Faschingsbekleidung, an den Wänden hingen allerlei Luftschlangen aus Papier. Ansonsten aber war alles normal: Wir setzten uns in die Ecke, bestellten Kaffee und redeten über Arbeit und Privates.

Bis auf einmal eine bunt gekleidete Frau in den Café-Bereich kam und die Toilette ansteuerte, ein ebenfalls bunt gekleidetes Kind an der Hand. Mitten im Raum hielt sie an.

»Narri!«, schrie sie lauthals durch das Café. Davon ließen sich die umsitzenden Omas nicht beeindrucken: »Narro!«, riefen sie im Chor zurück. Gelernt ist eben gelernt.

»Des geht aber no lauter!«, rief die Närrin und schrie ein erneutes »Narri!«. Der Chor der Café-Gäste antwortete tapfer mit einem »Narro!«. Das Spiel wiederholte sich ein weiteres Mal.

Als die Dame mit ihrem Kind von der Toilette kam, war sie ruhig. Still verließ sie das Café. Ich beugte mich mit verschwörerischem Blick nach vorne: »Die hat ihre ganze Fasnets-Energie 's Klo runtergespült.«

28 Januar 2010

Chaos am Hochrhein

Donnerstag nachmittag, 28. Januar 2010: Mit dem Science-Fiction-Autor Wolfgang Kehl, der im allgemeinen unter dem Pseudonym Arndt Ellmer schreibt, stapfe ich durch die südbadische Kleinstadt Bad Säckingen. Auf uns nieseln abwechselnd Schnee und Regen herunter, es ist kühl, aber nicht kalt, und auf dem Kopfsteinpflaster liegen die Reste der verschneiten letzten Tage.

Wir gehen über die alte Holzbrücke hinüber in die Schweiz, bestaunen das Ortsschild der Stein AG - okay, den Witz versteht nur jemand, der schon mal da stand oder aus der Schweiz kommt - und bummeln von Kneipe zu Café und zurück. Dabei sind wir nicht allein auf der Straße.

Bunt gekleidete Männer laufen mit Pauken und Trompeten durch die Gassen und fabrizieren Guggemusik. Männer in Frack und schwarzen Hosen, die Gesichter von roter Farbe und Alkoholkonsum gekennzeichnet, stehen in Gruppen herum. Hästräger mit karierten Sack-Klamotten hüpfen durch die Gegend.

»Isch scho Fasnet«, frage ich irritiert. »'s isch doch no Wender.« Mitten im Winter beginnt die Faschingssaison langsam zu starten. Dieses Jahr sind die Narren echt früher dran, Mitte Februar ist der Höhepunkt.

In Bad Säckingen bekam ich den ersten Eindruck. Und hatte das Gefühl, die Narren oder eben wir seien die Außerirdischen. Und nicht die Wesen, über die wir gerne Geschichten erzählen ...

27 Januar 2010

Schwäbisch rockt einfach

Ich finde es richtig und wichtig, dass fähige Politiker aus Deutschland zu großen Ehren kommen können. Das gilt in diesem Fall nicht nur für Guido Westerwelle, der dem Ansehen unserer dollen Nation weltweit sicher viel Gutes zufügen wird, und das gilt ebenso für Günther Öttinger, dessen schwäbisches Englisch derzeit vielen Youtube-Besuchern wahre Lachstürme einbringt.

Noch besser ist aber die Vorstellung, der gesamte Bundestag sei in Wirklichkeit die Versammlung eines örtlichen Vereins und spreche schlimmstes Schwäbisch. Dazu gibt's ein hübsches Filmchen, das diese Versammlung inklusive des Soundtracks von »Raumpatrouille« zeigt. Großartig!

Wobei die anderen Filmchen des Machers ebenso klasse sind. Empfehlenswert auch für Nicht-Schwaben ...

26 Januar 2010

Vortrag auf dem Autorentreffen

Das Autorentreffen in Nürnberg hat sich in den letzten Jahren als eine gelungene Veranstaltung für Autorinnen und Autoren etabliert. Üblicherweise gibt es Vorträge und Diskussionen, einen offiziellen und einen gemütlichen Teil. Vor einigen Jahren wirkte ich bereits als Referent an der Veranstaltung mit und lernte dabei den Autor Titus Müller kennen - später verfasste er auch einen PERRY RHODAN-Roman.

Das nächste Autorentreffen ist in diesem Jahr an einem Feiertag, nämlich an Christi Himmelfahrt, also am 13. Mai 2010. Mein Vortrag nennt sich »Fantasy – ein Modegenre der aktuellen Zeit?« und wird auf der Homepage schön angekündigt. (Für den Verschreiber von meinem »80er« zum völlig falschen »80iger« kann ich nichts; das haben die Veranstalter verschlimmbessert.)

Der Veranstaltungsort ist das Bildungszentrum Nürnberg, und die ganze Sache geht von morgens 9.30 Uhr bis abends gegen 20 Uhr. Wer sich dafür interessiert, bezahlt 80 Euro für den gesamten Tag. Und ich bin schon jetzt sehr darauf gespannt, was mich dort erwarten wird.

25 Januar 2010

»neues aus anderen welten«


Seit Jahren lese ich die Zeitschrift phantastisch!, die sich im Untertitel ein wenig kryptisch »neues aus anderen welten« nennt, inhaltlich aber das derzeit beste Heft ist, das sich mit Science Fiction und Fantasy beschäftigt. Die aktuelle Ausgabe 37ist wieder mal 68 Seiten stark, hat ein farbiges Titelbild und ein professionalles Schwarzweiß-Layout.

Klasse sind die Interviews: Der amerikanische Fantasy-Autor Tad Williams, der ebenfalls amerikanische Schriftsteller Jack Ketchum (der knallharte Romane zwischen Krimi und Horror schreibt), der deutsche Fantasy-Autor Falko Löffler sowie der Science-Fiction-Schriftsteller Michael Marcus Thurner aus Wien werden vorgestellt und erhalten Gelegenheit, sich zu präsentieren; durchaus mit kritischem Unterton.

Nebst haufenweise Besprechungen enthält das Heft verschiedene Artikel. Komplexen Themen wie »Postmoderne und Phantastik« stehen Autorenporträts oder Zyklenbetrachtungen gegenüber; so wird unter anderem der Shannara-Zyklus abgefeiert, den ich schon längst aus meinem Hirn verdrängt hatte. Oder die Edition Phantasie wird schön für ihre 25 Jahre belobt.

Mit den Kurzgeschichten konnte ich nicht so viel anfangen; bei beiden kam ich nicht gut ins Thema hinein. Dennoch bleibt der Eindruck eines absolut gelungenen Heftes, das mit 4,90 Euro recht preiswert ist und direkt über die Verlags-Homepage bestellt werden kann.

Der Verlag Achim Havemann stellt derzeit übrigens preisgünstige Pakete zur Verfügung, in denen ältere Ausgaben gesammelt sind. Sollte man antesten.

24 Januar 2010

Müdigkeit danach

Seminare schlauchen. Eine Binsensweisheit. Vor allem, wenn man als Dozent die ganze Zeit fit und wach sein muss oder zumindest so tun sollte, als ob man es wäre.

Der Sonntag nachmittag nach einem Seminar in Wolfenbüttel ist von daher für mich immer ein seltsamer Zeitpunkt: Einerseits fühle ich mich erschöpft und geschlaucht, andererseits bin ich einigermaßen stolz darauf, dass ich's gemeistert habe - natürlich nicht allein, sondern mit der Kollegin Kathrin Lange und dem Seminarleiter Dr. Olaf Kutzmutz.

Wobei wir diesmal in der Schlussrunde nicht nur Lob, sondern auch handfeste Kritik zu spüren bekamen. Offensichtlich hatten wir im voraus nicht klar kommuniziert, wo die Schwerpunkte eines solchen Seminars liegen: Mir geht's bei so was immer darum, dass die Teilnehmer viel untereinander diskutieren, dass sie erkennen, wo ihre Schwächen und die Schwächen anderer Texte liegen - im Idealfall bin ich dann »nur noch« der Moderator und nicht mehr der Dozent und schon gar nicht der Diktator.

Das war diesmal nicht optimal von uns gelöst worden. Schauen wir mal, wie es beim nächsten Mal wird. Mein nächstes Schreibseminar in Wolfenbüttel ist auf jeden Fall im Herbst - da geht es um die Science-Fiction-Kurzgeschichte. (Im Mai ist ein Autorentreffen in Nürnberg, wo ich sprechen werde. Informationen folgen.)

23 Januar 2010

Zauberspiegel und Wortspiele

Der zweite Tag des Roman-Seminars in Wolfenbüttel ist traditionell der anstrengendste. Schon allein deshalb, weil es der längste ist: Man fängt morgens an, diskutiert den ganzen Tag, spricht über Texte, legt in der Mittagspause keine echte Pause ein und ist abends um 22.30 Uhr irgendwann mal fertig.

Diesmal ging es allgemein um phantastische Texte, und wir stellten den Autorinnen und Autoren eine Nachmittags-Aufgabe. Mit der kamen alle ganz gut durch, wie ich finde, aber es dauerte eben seine Zeit, das alles vernünftig zu besprechen.

Jetzt steht der gemütliche Teil des Abends an. Das Nachtleben in Wolfenbüttel habe ich nie als sonderlich spannend empfunden, weshalb ich seit Jahr und Tag meine Abende bei Seminaren in der »Mühle« verbringe und mit den Seminarbesuchern diskutiere. Und dann wird es ebenso traditionell wieder spät. Aber das gehört dazu ...

22 Januar 2010

Wolfenbüttel im Jahr 2010

Manchmal komme ich mir vor wie im »Murmeltier«-Film. Ich verlasse Karlsruhe bei gefühlten tropischen Temperaturen und komme nach Wolfenbüttel, wo bizarr-kaltes Wetter herrscht. Mal ernsthaft: Der Temperaturunterschied an diesem Wochenende beträgt geschätzte sechs und gefühlte 28 Grad. Da ist es gut, wenn das Seminar in geschlossenen Räumen veranstaltet wird.

Richtig!, ich bin wieder an der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel, und da versuche ich wieder einmal, angehenden und bereits schon erfahrenen Autoren das übers Schreiben zu erzählen, was ich weiß. Und das ist jedes Mal aufs neue spannend.

Diesmal ist Kathrin Lange meine Co-Dozentin, und das Thema ist »Langformen«, gemeint sind Romane - und das nicht nur für Science Fiction, sondern auch für Fantasy und Horror. Wie es aussieht, und das überrascht mich kaum, sind die meisten Leute aus dem Fantasy-Bereich ...

21 Januar 2010

Robert B. Parker ist tot

Ich gestehe, dass ich erst relativ spät auf Robert B. Parker stieß. Empfohlen wurde mir der Autor immer mal wieder, aber es dauerte Jahre, bis ich den ersten Roman des Schriftstellers las. Wenn ich mich recht erinnere, war der eigentliche Grund dafür, dass der Krimi von Frank Böhmert übersetzt worden war – und das reizte mich sehr.

Ich war auf jeden Fall begeistert. Mir gefiel die lakonische Sprache, die Parker in seinen Krimis benutzt, die trockene Art und Weise, wie er seinen Helden Spenser durch die Fälle scheucht. Das war ziemlich klasse, und Romane wie »Der stille Schüler« haben mich ziemlich beeindruckt.

Jetzt ist der Mann gestorben. Mit 77 Jahren und am Montag dieser Woche. Das vermeldet die Pressestelle des Pendragon-Verlages, die derzeit seine Werke im deutschsprachigen Raum verlegt. Schade, denn ich bin sicher, dass Parker noch einige gute Krimis hätte schreiben können.

Immerhin gibt's für Parker-Leser wie mich eine halbwegs gute Nachricht: Bei Pendragon sollen weitere Spenser-Romane veröffentlicht werden. Gerne auch die alten, die ich noch nicht kenne – das wäre dann ein kleiner Trost.

20 Januar 2010

Sexualwildschweine der Schule

Manche Themen sind so toll, auf die kommt man selbst nicht. Und da bin ich froh, wenn ich auf anderen Homepages auf sie stoße. Da gibt's also in einer Fußgängerzone einen Redner, der tolle Vorträge hält und Mädchen unter anderem als »ausgefranste Handtücher aus der Sexualkiste der Hölle« oder gar als »Sexualwildschweine der Schule« bezeichnet, der also – angezogen mit Anzug und Krawatte – über die verwerfliche Moral unserer Gesellschaft brilliert.

Das ganze ist wunderbar anzuschauen und wird auf einer netten Homepage dokumentiert. Wen's interessiert und wer eineinhalb Minuten lang grinsen möchte, klicke auf den Link.

Noch besser ist allerdings, dass man so einen Text natürlich nehmen und verwerten kann. Ich bin kein großer Freund von elektronischer Musik – aber das klingt ziemlich cool und ist theoretisch auf jeden Fall tanzbar.

Und jetzt alle gemeinsam: »Sexualwildschweine, yeah!« Ich kann mir das ziemlich gut auf einer Tanzfläche vorstellen ...

19 Januar 2010

Stolz und Berufserfolg

Gestern führte ich ein langes Telefonat mit Uschi Zietsch, die unter dem Pseudonym Susan Schwartz für diverse Romanserien schrieb und schreibt; es ging um die ELFENZEIT-Serie, die wir gemeinsam ausgeheckt haben. Von ihr stammen die Ideen und Handlungsvorgaben, ich war daran beteiligt, dass die Bücher erschienen sind.

Und das haben wir jetzt ja wohl tatsächlich geschafft: Insgesamt werden 20 Romane der ELFENZEIT-Serie erscheinen, allesamt schicke Hardcover, allesamt mit ordentlichen Verkaufsauflagen. Ein Ergebnis, auf das wir stolz sein können. Wir haben's geschafft, eine richtige Fantasy-Buchreihe zu etablieren.

Im Gespräch wurde mir das irgendwann erst bewusst: »Es ist vor allem die umfangreichste Fantasy-Buchreihe aus Deutschland«, sagte ich, von der eigenen Erkenntnis überrascht. »Zwanzig Hardcover von unterschiedlichen Autorinnen und Autoren – das hat bislang keiner geschafft.«

Kein Schmarrn: Als ich auflegte, fühlte ich mich richtig stolz.

Red Tape Parade mit geilem Hardcore

In den letzten 15 Jahren habe ich ja schon gelegentlich den Spaß am Hardcore verloren: zu viele Modeburschen, zu viel Karate-Pogo, zu viel Macho-Gehabe, zu viele belanglose Bands. Als ich Red Tape Parade aus München zum ersten Mal sah, fand ich die Band aus München schlicht klasse.

Seit einigen Tagen läuft ihre LP bei mir zu Hause: »Ballads of the flexible bullet« wurde im Frühjahr 2008 aufgenommen und vereint all das, was Hardcore in den späten 80er und frühen 90er Jahren ausgemacht hat, spart aber die vielen Metal-Anleihen weitestgehend aus. Die Musik ist extrem schwungvoll und lässt mich schon im Sitzen zappeln, die Stimme des Sängers, der mal kreischt und mal »richtig« singt, ist ausdrucksstark.

Coole Platte – wenn schon Hardcore im Jahr 2010, dann so. Ich freue mich darauf, die Band in absehbarer Zeit wieder sehen zu können.

18 Januar 2010

Fannische Zeitreise

Ich weiß nicht mehr genau, wann ich dem PERRY RHODAN-Briefclub Bullys Schreibtisch, kurz PRBCBS, beigetreten bin. Wahrscheinlich war es »erst« 1981, denn ich erinnere mich gut daran, dass ich mit den Burschen noch auf dem großen Science-Fiction-Treffen nicht so viel anfangen konnte. (Das aber ist eine ganz andere Geschichte.)

Das heißt aber, dass mir die wahre Geschichte der dienstältesten PERRY RHODAN-Fanvereinigung weitestgehend unbekannt ist. Der Club gründete sich 1978, anfangs eine typische Drei-Mann-Erscheinung, und dass es ihn heute immer noch gibt, ist geradezu eine Überraschung.

Armin Würfl aus Passau hat jetzt die ersten zehn Ausgaben der Clubnachrichten nachgedruckt, Fanzines aus den Jahren 1978 und 1979 also. Das ganze erschien in einem schicken Paperback, sicher an die 200 Seiten stark, für den es auch einen Verkaufspreis von 12,80 Euro gibt, allerdings bislang keine Bezugsadresse.

Dabei lohnt sich die Zeitreise für jene, die sich für Fanzines ebenso interessieren wie für das frühe Science-Fiction-Fandom. Quasi hautnah bekommt man als Leser mit, wie sich die Schüler zu organisieren versuchten, wie sich selbst überschätzten und wie sich langsam die Strukturen eines Vereins herausbildeten.

Oder man stolpert über News, in denen als ernsthafte Neuigkeit verkündet wird, dass es jetzt Plastikkarten gäbe, mit denen der bargeldlose Einkauf möglich sei. Das ist dann endgültig eine Zeitreise, denn längst sind allerlei Karten beim Einkauf zum normalsten von der Welt geworden ...

Ich bin mit der Sammelausgabe gerne in die Vergangenheit eingetaucht. In eine Zeit, in der sich Fans noch mit zwei bis acht Seiten umfassenden Briefen austauschten, in der man sich schlecht kopierte Fanzeitschriften schickte und davon schwärmte, dass eine neue Superintelligenz auf den Seiten einer Romanheftserie auftauchte. Das ist schon richtig lange her ...

17 Januar 2010

In der Dubai Mall

Rückblick auf Dubai im November 2009

Früher hasste ich Einkaufszentren, und ich bin heute nach wie vor ein Einkaufsmuffel: Brauche ich eine neue Hose oder ein neues Hemd, gehe ich eben in einen Laden und kaufe es mir. Grundnahrungsmittel und Getränke kaufe ich, weil ich sie benötige. Nicht einmal Schallplatten- und Comic-Läden mag ich sonderlich.

Aber ich gehe mittlerweile gern in Einkaufszentren, vorzugsweise die großen, die man mittlerweile weltweit als Malls bezeichnet. Selten kann man so viel über ein Land und die Menschen, die es bevölkern erfahren, wie bei einem Besuch in einem Einkaufszentrum: Die Menschen halten sich hier auf, als sei es ihr zweites Zuhause, und viele verbringen ganze Tage auf den Etagen und in den Gängen solcher Malls, bummeln von Geschäft zu Geschäft, essen und trinken.

In Singapur sind die Malls der Ersatz für Jugendzentren, in den USA sind sie häufig das Zentrum einer Gemeinde. Und in Dubai sind sie offensichtlich das Aushängeschild einer Kultur, die krampfhaft zu den Errungenschaften des Westens aufschließen will: gigantische Paläste aus Beton und Glas, die alles übertrumpfen, was ich bislang in den USA, in Asien oder in Deutschland gesehen habe.

So auch die Dubai Mall, die angeblich 1200 Geschäfte beherbergt, die so groß ist, dass man sich merken muss, in welchem der vielen Parkhäuser man seinen Wagen abstellt, und die in ihrem Zentrum ein über drei Stockwerke gehendes Aquarium beherbergt, das – zumindest auf den ersten Blick – noch größer ist als das gigantische Ding, das ich vor einigen Jahren in Monterey, Kalifornien, besichtigt habe.

Staunend stand ich vor der gigantischen Scheibe und sah den Tieren zu, die sich durch das Wasser bewegten. Wer wollte, konnte sogar mit einer entsprechenden Ausrüstung im Aquarium tauchen und sozusagen direkten Kontakt zu den Tieren haben – unglaublich!

Mit das interessanteste in dieser Mall waren die Menschen: Selbstverständlich gab es Touristen aus Europa, Asien und Amerika, darunter Menschen, die recht leicht gekleidet waren, Frauen mit tief ausgeschnittenen Kleidern beispielsweise. Direkt daneben bewegten sich schwarz gekleidete, komplett verschleierte Frauen aus den arabischen Ländern oder Männer in weißer, traditionell arabischer Kleidung.

Ich hätte mich stundenlang in der Dubai Mall aufhalten können. Und wenn ich jemals wieder in dieser Weltgegend sein sollte, werde ich genau das auch tun.

16 Januar 2010

Die gute olle Patti

Patti Smith gilt gerne als eine der Vorreiterinnen des Punk, eine Auszeichnung, die ich nicht so richtig verstehe. Mag sein, dass sie in den 70er Jahren mit den Leuten herumhing, die später Punk und New Wave machten – aber ihre Musik hat damit nicht sonderlich viel zu tun. Das merkt man deutlich an ihrer Platte »Easter«, die ich dieser Tage mal wieder anhörte.

Okay, die kam auch erst 1978 raus, zu einem Zeitpunkt, als Punk und Wave schon richtig ins Laufen gekommen waren; als die Frau drei Jahre davor die erste Platte raushaute und ihre Gedichte mal so richtig vertonte, war das wahrscheinlich schon einflussreich. »Easter« ist aber nichts anderes als eine gute Rock-Langspielplatte.

»Easter« war damals kommerziell erfolgreich, und das Stück »Because The Night« war für viele Jahre das absolut einzige, was ich von Patti Smith kannte. Dass es in Wirklichkeit von Bruce Springsteen stammte, war mir damals nicht bewusst, stark fand ich es trotzdem. Auch andere Stücke auf der Platte sind ziemlich klasse: »Rock'n'Roll Nigger« ist zynisch und rotzig zugleich, Stücke wie »we three« kommen melancholisch daher.

Gelegentlich sieht man Patti Smith im Fernsehen, dann wird sie meist zu den 70er Jahren und zu Punk befragt. Um ihre Gedichte geht es selten, um andere Themen auch kaum. Irgendwie schon tragisch, wenn man auf eine Rolle festgelegt wird, die man einem auch noch zuschreibt.

Wer »Easter« auf einem Flohmarkt oder im Secondhand-Laden findet, kann übrigens getrost zuschlagen. Das ist kein Punk, aber gute Rockmusik. Okay, das ist schon mal was wert ...

Und da sich das Ding Ende der 70er Jahre gut verkauft hat, dürfte es noch gut zu kriegen sein. (Ich habe eine schon angekratzte französische Pressung, auf der noch der Aufkleber eines Plattenladens namens »d'Orelli« in Mulhouse/Mühlhausen zu sehen ist.)

15 Januar 2010

Kreativer Abend

Es gibt diese Tage, an denen ich meinen Job hasse; ich bin mir allerdings sicher, dass mir das in jedem Beruf ähnlich ginge. Es gibt einfach Tage, an denen ist einem alles zuviel, da kommt so vieles dazwischen, mit dem man nicht gerechnet hat, und da hat man so viel Unfug zu erledigen - aber all das gibt es nach meiner bisherigen Beobachtung in fast jedem Beruf.

Dann aber gibt es die Tage und Abende, an denen ich richtig vergnügt heimkomme. So am Donnerstag, 14. Januar 2010: Mit dem PERRY RHODAN-Autor Uwe Anton saß ich im »fünf«; wir tranken Bier und Wein und Spezi und Saft, und wir aßen lecker.

Und natürlich besprachen wir aktuelle Themen, die mit unserem gemeinsamen Beruf zu tun haben. (Wollten wir über Musik sprechen, wäre das auch schwierig: Der Mann steht allen Ernstes auf Udo Jürgens.) Das heißt, wir diskutierten über die Handlung der nächsten PERRY RHODAN-Romane, für die Uwe die Hintergründe erarbeitet, die sogenannten Exposés, nach denen die anderen Autoren dann ihre Romane verfassen - und als Redakteur interessiert mich natürlich brennend, wie es da bei ihm und mit seiner Arbeit weitergeht.

Ein kreativer Prozess, eine angenehme Atmosphäre: Ich hatte das Gefühl, sogar was erarbeitet zu haben, auch wenn unsere Notizblätter hinterher eher wenig Schriftliches aufwiesen. Aber manchmal ist es einfach eine tolle Geschichte, sich mit einem Kollegen auszutauschen und sich Informationen an den Kopf zu werfen, die kein normaler Mensch versteht ...

(Die Ergebnisse unseres Gesprächs gibt es ab dem Sommer 2010 wohl in gedruckter Form. Schauen wir mal, was wirklich dabei herauskommt und wie es die Leser finden werden.)

14 Januar 2010

Schön angekündigt


Nachdem's letzte Jahr nicht geklappt hat, weil die Leipziger Buchmesse dazwischen sprang, versuchen es die Organisatoren des »Freak'n'Art«-Festivals in diesem Jahr noch einmal mit mir. Das Festival steigt am 5. und 6. März 2010 in der Fleischmarkthalle in Karlsruhe, und neben diversen Bands werde auch ich zeitweise auf der Bühne stehen.

Wohl eher sitzen, wenn ich es mir recht überlege. Schließlich soll ich vorlesen, und das geht im Stehen nicht so gut. Im Programm werde ich auf jeden Fall schon mal schön angekündigt ...

13 Januar 2010

Abgesang auf Galore

Wieder mal ist eine Zeitschrift futsch, die ich zumindest teilweise sehr gerne gelesen habe. Die Rede ist von Galore, die schon vor einem halben Jahr am Kiosk aufgehört hat und zuletzt übers Internet weitermachte. Am heutigen Tag wurde es bekannt gegeben – das Heft ist am Ende.

»Unsere Idee, das Interview-Magazin GALORE im Netz weiter zu führen, ist leider nicht aufgegangen«, schreibt Sascha Krüger vn der Redaktion. »Es ist unter wirtschaftlichen Aspekten nicht verantwortbar, das Projekt weiter zu führen.«

Das gedruckte Heft habe ich nicht regelmäßig gekauft, aber immer mal wieder, um darin zu stöbern. Insgesamt empfand ich es als unterhaltsam und häufig sehr gut gelungen; manche Texte waren natürlich zu zeitgeistig und auch langweilig. Aber damit ist bei einer solchen Themenmischung zu rechnen – das kann nicht jedem gefallen.

Die Internet-Ausgabe habe ich selten verfolgt. Obwohl ich den Newsletter erhielt, in dem ich auf Interviews aufmerksam gemacht wurde, schaute ich mir diese zu selten an.

Zum wiederholten Mal stellte ich fest: Interviews und längere Texte lese ich gerne gedruckt, und es ist dann doch ein Unterschied, ob ich ein Magazin in der Hand habe, in dem ich auch Beiträge betrachte, die mich vielleicht nicht interessieren, oder ob ich etwas ausdrucke und die Texte dann irgendwann mal lese.

Schade ums Galore; schauen wir, wen's als nächstes erwischt.

Nachdenklichkeits-Pop


Seit geschätzten zwanzig Jahren gehören die Boxhamsters zu meinen musikalischen Wegbegleitern; ich weiß nicht, wie oft ich sie live gesehen habe, und ich habe wahrscheinlich all ihre Platten. Von daher kann die aktuelle LP »Brut Imperial« eigentlich keine großen Überraschungen für mich bereit halten. Das geht letztlich schon beim geschmackvollen Cover los und endet nicht bei der schönen Gestaltung des Textblattes.

Textlich ist die Platte ganz groß. So singt Co im Stück »1982« mit nöliger, leicht depressiv klingender Stimme von der Zeit, in der er 17 Jahre alt war ... »im Jahr, als Alex Harvey starb« - und ich bin sicher, dass die meisten Leute heute nicht mehr wissen, wer das überhaupt war. Ziemlich traurig klingt es in »Der 3. Ton«, wenn die Band über ihre »verlor'nen Jahre« singt, »wir waren lang genug dabei« postuliert und »ein letzter Punkrocksong muss sein« verkündet.

Musikalisch ist das alles schon lange kein Punkrock mehr. Wer mag, darf immer noch die Emo-Schublade aufmachen, und kewle Indie-Kids dürfen die Band ebenso für sich vereinnahmen. Die Stücke sind meist ruhig, sieht man bei gelegentlichen Rock-Ausflügen etwa bei »Herzigel« ab, gehen aber unter die Haut. Wer wie die Herren aus Gießen schon so lange dabei ist, kriegt das hin, ohne dass es peinlich oder abgeschmackt wirken könnte.

»Brut Imperial« ist eine nachdenkliche Platte, die mich beim ersten Anhören nicht begeisterte, die sich dann aber in mein Ohr fraß. Klasse.

11 Januar 2010

Druckkostenzuschüsse und E-Books

Seit Anfang an bin ich Leser und Abonnent des Fandom Observer. Das Fanzine, für das auf »meinem« FreuCon anno dunnemals im Jugendzentrum »Murgtäler Hof« in Freudenstadt erstmals fleißig Werbung gemacht wurde, escheint seit über zwanzig Jahren mit einer Regelmäßigkeit, die verblüfft und begeistert. Aktuell liegt die Ausgabe 247 vor, verschickt zum Anfang des Januars 2010, und wieder gefüllt mit allerlei Informationen und Besprechungen.

Zwei Schwerpunkte gibt es allerdings, die belegen, wie wichtig ein solches Fanzine gerade in Zeiten des sich wandelnden Medienzirkus' ist. Es kann nämlich nach wie vor eine gute Orientierung liefern und dabei noch unterhalten, dann allerdings nur, wenn die Redaktion was taugt. Das tut sie bei der Nummer 247: Verantwortlich ist Günther Freunek, mit dem ich in den 80er Jahren schon mal SAGITTARIUS herausgegeben habe.

Schön finde ich den Artikel über Druckkostenzuschussverlage, der diesmal auch ein Produkt aus dem Science-Fiction-Umfeld ins Auge fasst. Solche Verlage, über die ich mich schon vor 25 Jahren öffentlich geärgert habe, gibt es immer noch, und es sterben nicht jene Autoren aus, die offensichtlich zu viel Geld und Eitelkeit haben und ihre Bücher für teuer Geld drucken lassen.

Neben diesem gelungenen Artikel gibt es ausführliche Beiträge zur aktuellen Diskussion um E-Books, die von vielen Menschen irritierenderweise so gut wie komplett ignoriert wird. Bei den Filmberichten ist »Blasse Blutsauger« der beste Texte, eine einseitige Abrechnung mit den aktuellen Vampirstreifen: »Früher waren die Vampire die Reaktionäre, heute sind es ihre Autoren.«

Wenn der Fandom Observer weiterhin mit solchen Ausgaben aufwartet, wird es dieses Heft noch lange geben. Klasse. (Und wer sich dafür interessiert, kann es auf der Homepage downloaden; ein Abonnement ist ebenfalls möglich.)

10 Januar 2010

Zeitreise in die 90er Jahre

Warum wir in der verschneiten Nacht von Samstag auf Sonntag irgendwann gegen zwei Uhr morgens in die »Katakombe« stolperten, tut nichts zur Sache. In den 90er Jahren war der Keller-Club zeitweise mein zweites Wohnzimmer, in den letzten zehn Jahren war ich extrem selten mal dort, dann eben, wenn ein Konzert war.

Es war wie eine Zeitreise: Alles sah so aus wie früher, inklusive der tollen Konzertplakate hinter dem Billardtisch. Okay, jede Änderung wäre ja auch ein Sakrileg, von daher ist das hundertprozentig richtig.

Ich erkannte den Chef, den DJ und eine Frau, die mir ein Bier verkaufte - ansonsten waren es allesamt neue und vor allem junge Gesichter. Zwischen 18 und 25 Jahren war das Publikum alt, die meisten schwarz angezogen und mit einschlägigen Band-T-Shirts versehen.

Die Musik? Wie früher: viel Metal, viel Crossover, viel Hardcore mit schwerer Metal-Kante. Das Bier? Moninger wie früher, also nicht mein Lieblingsgetränk, aber ich schüttete dennoch einige in mich hinein.

Alles in allem sehr lustig: Die Leute gingen auf der Tanzfläche ab, sie sangen die Lieder mit, ich hatte zeitweise mehrfach das Gefühl, mich selbst vor 15 Jahren zu sehen. Hey, ich gönn's jedem von denen, dass sie 2010 ihren Spaß in der »Kombe« haben!

09 Januar 2010

Abends im Schnee

Dass das Vorderlicht meines Fahrrads nicht ging, störte mich an diesem Abend nicht. Erstens blinkte das Rücklicht wie blöd, und zweitens zeichnete sich meine schwarze Silhouette bestens gegen den weißen Neuschnee und die unaufhörlich fallenden Flocken ab.

Und zudem waren so gut wie keine Autos unterwegs. Nur wenige rollten durch die Nacht, fast geräuschlos auf dem Weiß, ein leises Knirschen, das ich kaum hörte. Ein sicherer Abend für einen Radfahrer; ich hatte nur aufzupassen, dass ich nicht den Reifen in Straßenbahnschienen geriet oder in einer Kurve auf die Nase purzelte.

Was mir wirklich zum Glück fehlte, bemerkte ich, als ich aus der Kneipe kam: Schön aufgeheizt war ich, und mein Radsattel war voller Schnee und Eis. Da konnte ich mit dem warmen Pop auf das kalte Ding sitzen – na super.

Warum erfindet niemand beheizte Fahrradgaragen und stellt die in die Innenstadt von Karlsruhe? Ich wär' ein Kunde.

08 Januar 2010

Fanzine von und mit Sherlock Holmes

Demnächst kommt eine moderne Verfilmung von »Sherlock Holmes« in die Kinos, und auf die freue ich mich schon. Da passt es ja ganz gut, dass ich dieser Tage das Fanzine »Snob« zum ersten Mal in der Hand hielt und las. Genauer gesagt war's die Ausgabe 34, die 68 Seiten stark ist, schick als Paperback im A5-Format hergestellt.

Wer sich über den Titel wundert: Das heißt so viel wie »The Soft-Nosed Bullet In«. Im Untertitel nennt sich das Heft »Das Journal für die Freunde von Sherlock Holmes«, und herausgegeben wurde es von der Deutschen Sherlock-Holmes-Gesellschaft »Von Herder Airguns Ltd.«. Das klingt alles ein bisschen skurril, was dann schon wieder zum britischen Humor und Understatement gehört.

Inhaltlich fand ich's ziemlich stark, und ich bin kein Holmes-Fan: So gibt es einen umfangreichen Artikel, über Sir Arthur Conan Doyle, der im Jahr 2009 immerhin 150 Jahre alt geworden wäre. Von ihm kenne ich nicht nur einige Holmes-Geschichten, sondern auch einen klassischen Fantasy-Roman, der meines Wissens erstmals einen »Lost Race«-Mythos modern aufgelegt hat.

Die Kurzgeschichte »Sherlock Holmes und der stumme Klavierspieler« von einem gewissen John H. Watson, M.D. (»entdeckt und übersetzt von Klaus-Peter Walter«) atmet buchstäblich den Geist der frühen Doyle-Geschichten – sehr schön! Dazu kommt ein Artikel über den phantastischen Gehalt der Holmes-Geschichten, für mich als ollen SF- und Fantasy-Leser ist so was natürlich besonders lesenswert.

Alles in allem (es gibt noch Buchbesprechungen und dergleichen) ist »Snob« ein richtig gelungenes Fanzine, dessen Lektüre mir richtig Spaß machte. Wer sich ernsthaft für das schicke Ding interessiert, kann's über die Gesellschaft abonnieren – ein ungewöhnliches Fanzine ist das allemal.

07 Januar 2010

Ich freu' mich aufs Fanzinetreffen

Das AJZ Bahndamm in Wermelskirchen ist mir seit vielen Jahren ein Begriff. Ich hatte dort sogar mal eine gut besuchte Lesung, in der es viele staunenswerte Ereignisse gab. Unter anderem hatte ich zwei namhafte Science-Fiction-Autoren aus Wuppertal zu Besuch, und zu sehr vorgerückter Stunde fischten wir einen volltrunkenen Fanzine-Herausgeber aus Köln hinter einem Tresen hervor, wo er sich zum Schlummer niedergelegt hatte.

Seither finde ich Wermelskirchen gut. Und im April 2010 finde ich das AJZ hoffentlich wieder gut. Denn am 24. April 2010 soll dort wieder einmal ein Fanzine-Treffen stattfinden, das diesmal im Rahmen der sogenannten Heartcoretage veranstaltet wird. Ein Ereignis, auf das ich mich schon jetzt freue.

Die letzten Fanzine-Tage, die ich besucht habe, waren in den 90er Jahren; sie wurden in Neuss veranstaltet und glänzten durch Höhepunkte ohnegleichen. Die meisten habe ich vergessen, weil ich immer ziemlich ... ähm ... alkoholisiert war. Umso mehr freue ich mich auf Wermelskirchen.

Großartig übrigens der Text zum Hintergrund: »Das Programm sieht dabei vor, dass getreu dem Mickey Rourke Motto ›Tagsüber boxen, nachts bumsen‹ zunächst am Nachmittag eine zünftige Sauforgie mit gegenseitigem Veriss der jeweiligen Pamphlete stattfindet und am gesamten Tag bundesweit bekannte Chaoscombos das AJZ zurück in die Steinzeit bomben werden.«

06 Januar 2010

Der höchste Turm der Welt

Rückblick auf Dubai im November 2009

Dieser Tage wurde er eröffnet: der Burj Dubai, das höchste Gebäude der Welt. Über 800 Meter hoch erstreckt sich seine faszinierende Silhouette in die Luft, eine Demonstration dessen, was Dubai leisten kann.

Als wir zum ersten Mal auf die Stadt zufuhren, sahen wir vom Bus aus »die Nadel«, wie wir den Turm nannten, schon aus gut dreißig Kilometern Entfernung. Und als wir uns dem Burj Dubai zum ersten Mal wirklich näherten, diesmal an Bord eines Taxis, leuchtete er wie ein irrwitziges Science-Fiction-Gebilde durch die Nacht.

Es glitzerte und gleißte, eine gigantische Nadel, die sich in die Nacht reckte. Wir steuerten über eine breite Straße auf das Einkaufszentrum zu Füßen des Gebäudes zu, auf die Dubai Mall, die wir uns da anguckten, aber so lange wir konnten, starrten wir auf das Gebäude, die Augen und die Münder offen vor Bewunderung.

Man mag ja einwenden, dass das alles ganz schön übertrieben ist, und hat damit hundertprozentig recht. Aber gut aussiehen tut das riesige Bauwerk – und wer einmal in seiner Nähe war, wird's wohl kaum vergessen.

05 Januar 2010

Hardrock-Punk von Lousy – ziemlich cool

Von der Band Lousy habe ich Ende der 90er Jahre zum ersten Mal gehört, die Burschen aus Chemnitz lieferten damals noch eine Mischung aus Punkrock, Oi! und einer fetten Prise Hardcore. In meinem Plattenschrank finden sich auch eine EP und zwei Langspielplatten, alles Zeugs, das gut knallt und mir gut gefallen hat.

Das ist lange her, und mittlerweile hat sich die Band ganz schön geändert und ist mehr ins Rockige gewechselt. Das Label vergleicht den Sound der Band gern mit den kalifornischen Bonecrusher, und das ist nicht mal so falsch: Harte-Männer-Musik mit fetten Chören und schweren Rock-Gitarren, die zum Mitgrölen animiert und bei deren Refrains im Konzert gern die Fäuste gehoben werden.

Musikalisch ist die Band ziemlich ausgereift, da sitzt jeder Ton. Und nachdem ich mit dem hardrockigen Unterton klargekommen war, gefiel mir die aktuelle CD »Moments of Fame« immer besser.

Das ist ein schmissiger Sound, der gut in die Beine geht und live sicher bestens funktioniert. (Der CD liegt übrigens noch eine DVD bei, die ich allerdings nicht angeguckt habe. Man entschuldige ...) Mit klassischem Oi! oder Punkrock hat das nur bedingt zu tun, aber das gilt ja ebenso für Bonecrusher, die von vielen Leuten abgekultet werden.

In den englischsprachigen Texten geht's um persönliche Themen, aber auch um Albernheiten. Hat auf jeden Fall was! Um ein Fazit zu ziehen: Diese Art Rock'n'Roll-Punk kann ich mir gerne anhören, und ich bin sicher, dass der Sound in einem Konzert noch besser zieht.

04 Januar 2010

Punk aus Großbritannien

Gemeinhin gibt es zwei Glaubensrichtungen zum Thema Punk aus dem Vereinigten Königreich: Die eine geht davon aus, dass Punk dort vor über dreißig Jahren angefangen hat und irgendwie dazu gehört. Die andere glaubt, dass Punk in England keine Rolle mehr spielt. Beides stimmt nicht – denn irgendwie gibt es eben seit 1976 ununterbrochen Bands von der Insel, die ordentliche bis sehr gute Musik spielen.

Einige davon spielte ich am Sonntag abend, 3. Januar 2010, in meiner ENPUNKT-Sendung im örtlichen Radio Querfunk. Die erste Sendung im Jahr 2010, die gefühlt eintausendste mittlerweile. Aber es machte dennoch Spaß.

Zu hören gab es Deadline und Loyalties, beides modern aufgenommener, aber klassisch klingender Punkrock aus London, dazu Skimmer (da sind Leute von The Sect dabei, also sehr melodisch) und Levellers (eher Folk-Punk) aus Brighton und Umgebung. Krach lieferten Disco Lepers aus London und In The Shit (saugeiler Hardcore-Punk) aus Wales.

Zwischendurch ein bisschen Ska-Punk von den Babylon Whackers, klassischen 77er-Sound von den Spittin Vicars und ruppigen Skinhead-Sound von Argy Bargy – eine sehr bunte Mischung also. Ziemlich cool, wie ich fand.

03 Januar 2010

Durchmischtes OX 87


Seit ich für das OX-Fanzine schreibe, passiert mir meist folgendes: Die aktuelle Ausgabe kommt, ich blättere sie interessiert durch, stelle fest, dass mich vieles interessiert, lese einige Beiträge an und packe das Heft dann zur Seite, um es irgendwann komplett zu lesen. Es kommt auf den Stapel, in dem schon ein Dutzend weiterer OX-Hefte liegt, und irgendwann packe ich eine weitere OX-Ausgabe hinzu, die ebenfalls ein Lesezeichen trägt. Seufz: zu viel Lektüre, zu wenig Lebenszeit.

Bei der Ausgabe 87 machte ich es anders; kein Wunder, die kam auch vor den Feiertagen raus und konnte von mir über Weihnachten gelesen werden. Sehr schön! Und wenn mich schon Lemmy von Motörhead vom Cover aus anguckt, ist das gleich ein doppelt cooles Argument für die Lektüre.

Ansonsten bietet das Heft die übliche Mischung aus vielen Platten-, Musik-, Fanzine- und Filmbesprechungen, dazu eine Unmenge an Interviews. Mit 116 eng bedruckten und farbigen Seiten hat es schon fast den Umfang eines Telefonbuches ... das ist also eigentlich für einen berufstätigen Menschen neben der üblichen Fachliteratur und der Tageszeitung nicht zu lesen.

Wenn ich mir das Heft mal ausnahmsweise so genau vornehme, stelle ich halt wieder einmal fest, dass es viele Texte gibt, die belanglos sind. Nicht nur, weil mich die Bands nicht interessieren, sondern weil den Musikern auch Fragen gestellt werden, auf die nur 0815-Antworten kommen können.

Interessante Bands wie Die Art oder auch Distemper kommen erstaunlich kurz weg, bei anderen Bands frage ich mich, warum ich das überhaupt lesen soll. Immer wieder gibt es ausführliche Interviews und Gespräche, die mir allerdings gefallen – na ja, Geschmäcker sind halt verschieden.

Insgesamt eine durchwachsene Ausgabe, die dennoch genügend lesenswertes bietet. Die Szene ist vielseitig, das OX bildet sie einigermaßen ab; als Leser muss ich halt selektiv vorgehen. Bei 'nem Preis von schlappen viereinhalb Euro ist das auch locker zu leisten.

02 Januar 2010

Auf der Suche nach dem XVA

Eine Erinnerung an Dubai im November 2009

Weder der Taxifahrer noch seine Zentrale hatten jemals von einem XVA-Hotel gehört, also ließen wir uns in der Nähe des Museums absetzen und gingen zu Fuß durch Bastakiya, das älteste Viertel von Dubai – was in der supermodernen Stadt sooo alt dann auch nicht ist. Wir benötigten einige Zeit, aber dann fanden wir es.

Das Hotel erwies sich als Teil eines Gebäudekomplexes, der auf alt getrimmt war, wie eine Ansammlung von Gebäuden, die aus dem 17. oder 18. Jahrhundert stammten. In dem Komplex gab es ein Café und eine Art Herberge, alles eher bescheidene Gebäude, die nicht so recht zu den Glitzerfassaden der großen Hotels in Dubai passen wollten.

Das XVA-Hotel selbst war klein und schick, preiswert war da nichts. Rundbögen um einen Innenhof, wo es Kaffee und Mokka zu trinken gab, beeindruckende Zimmer mit toller Ausstattung – alles vom feinsten und ziemlich klasse.

Was uns mehr beeindruckte und was der eigentliche Grund war, warum wir dort waren: Die zeigten eine Ausstellung zeitgenössischer Künstler aus der Stadt. Das war ziemlich modern, teilweise ziemlich cool, gemalte Bilder und einige Plastiken, durchaus wert, es zu besichtigen.

Und vor allem der Beweis dafür, dass in Dubai eben nicht alles so gleich aussah, wie man es auf den ersten Blick annehmen wollte ...

01 Januar 2010

Neue Schreibweisen

Eigentlich finde ich die sogenannte neue deutsche Rechtschreibung immer noch völlig bescheuert und kann daran so gut wie nichts gut finden. Und ich habe sie privat immer gemieden. Nur: Nach all den Jahren, in denen ich beruflich »dass« schreiben muss, fällt es mir schwer, privat »daß« zu benutzen.

Also gebe ich auf. Es ist zwar Unfug, aber ich schließe mich der gemäßigten neuen deutschen Rechtschreibung an. Auch in diesem Blog und ab heute. Jetzt also echt mit der »ss-ß«-Regelung, aber ohne die schlimmen Kommavorschläge und die schlimmsten Auswüchse des Zusammen-, Getrennt- und Sonstwieblöd-Schreibens.

»Science Fiction« schreibe ich immer noch so und nicht, wie es der Duden und irgendwelche Rechtschreibpäpste vorschreiben. Na ja, und Begrifflichkeiten wie »Maßnahmen« oder »durchführen« sind in der alten wie in der neuen Rechtschreibung kacke; also was soll's?

Hüpfend nach 2010

Irgendwie passte alles: Das Essen im »fünf« war sensationell, und die Weine beim festlichen Silvestermenü ergänzten das - wunderbar! Nur dumm, dass ich nach den Weinen und Schnäpsen schon schwer angeheitert war.

Danach wurde im Freien geballert, es gab viel Sekt, und ich bekam Schlagseite. Hinterher an der »fünf«-Theke noch zwei Bier, später im »Mikado« noch mal Bier und zwischendurch Bionade zum Nüchternwerden.

Irgendwann lief eine krude Mischung aus Dead Kennedys, Members, Seed und Balkanbeats-Sounds; mit nicht mehr klarem Kopf lässt sich dazu gut hüpfen, auch wenn außer einer Gruppe unentwegter Partymenschen eigentlich tote Hose herrschte.

Den Plan, noch in die »Hackerei« zu fahren, gaben wir auf, weil kein Taxi zu bekommen war. Also gingen wir zu Fuß nach Hause, besser war das. Um kurz vor sieben Uhr morgens lag ich im Bett.

Ein Spitzenstart ins Jahr 2010.