30 September 2014

Didi und Dorian

Ich habe schon mehrfach ausgeplaudert, dass ich die »Dorian Hunter«-Hörspiele mag und ein ganz heimlicher Fan des Hörspiel-Labels Zaubermond Audio bin. Als solcher lese ich stets das Heft »Mystery Press« mit großem Vernügen – und von der aktuellen Ausgabe, die im September 2014 erschienen ist, schaut mir tatsächlich Dieter »Didi« Hallervorden entgegen.

Zwar gehöre ich altersmäßig zu den Leuten, die mit »Didi« und seinen Fernsehauftritten sozialisiert worden sind, aber ich habe tatsächlich nur wenig davon mitbekommen. Hallervorden gehört zu den Leuten, die man halt kennt, wenn man in den 70er- und 80er-Jahren großgeworden ist; ich unterhalte also eine »parasoziale Beziehung« zu ihm.

Und deshalb freut es mich, dass der Mann jetzt bei den »Dorian Hunter«-Hörspielen dabei ist. Er spricht den Dr. Faustus in der Folge 25, die als Vierfach-CD-Box bereits erschienen ist, und das ist eine Rolle, die er sicher gut ausfüllen kann – ich freue mich schon darauf!

29 September 2014

Geheimprojekt hat gestockt

Irgendwann zu Beginn des Jahres 2014 habe ich hier im Blog und sonstwo von einem privaten Geheimprojekt geplaudert; danach herrschte erst einmal Funkstille. Es ist mir einigermaßen peinlich ...

Der Grund liegt auf der Hand: Ich ging in diesem Jahr in Arbeit unter – wenn es Krankheitsfälle bei der Arbeit gibt, müssen eben andere Kollegen einspringen und diese Arbeit übernehmen. In diesem Fall traf's auch mich, was dazu führte, dass in den vergangenen Wochen die Arbeit zu einem »Nonstop-Unternehmen« zu werden schien.

Aus diesem Grund rutsche ich jetzt auf die Frankfurter Buchmesse zu, die in wenigen Tagen beginnt, ohne das gemeinsame Geheimprojekt sehr viel weiter vorangetrieben zu haben. Vielleicht kann ich es in persönlichen Gesprächen anbringen, womit schon klar sein dürfte, worum es geht: um ein Buchprojekt, an dem ich mit einem Freund arbeite. Es ist ungewöhnlich und echt originell, und ich könnte mir vorstellen, dass es sich gut verkauft – gedruckt wie als E-Book.

Aber derzeit hängt es eben an mir. Seine Texte liegen vor, ich stecke in der Erstbearbeitung. Wenn diese zu Ende gegangen ist, muss er noch einmal drübergehen, und erst wenn wir beide ein gutes Gefühl haben, kann ich mit dem Manuskript auf die Verlagsleute losgehen.

Genug gejammert! Ich bin guter Dinge, in den letzten Monaten des Jahres 2014 einen ordentlichen Schritt nach vorne zu machen. Dann können wir mit dem gemeinsamen Buchprojekt trotzdem in eine positive Zukunft blicken ...

28 September 2014

Rorschach ohne Titel

Dass es in den 80er- und 90er-Jahren eine Reihe von seltsamen Fanzines gab, versteht sich von selbst; es gab eine unglaubliche Kreativität in den Jahrzehnten zwischen der Einführung der preiswerten Kopierer und dem Aufkommen des noch preiswerteren Internets ... Mir macht es immer wieder Freude, in diesen alten Fanzines zu stöbern.

Ein besonders ungewöhnliches Heft fiel mir dieser Tage in die Hände: Das Cover ist unklar, es gibt keinen Titelschriftzug und schon gar kein Impressum. Nichts deutet darauf hin, wer, wann und wo das Fanzine veröffentlicht haben könnte – nur die verwendete Schreibmaschine und der Humor gaben mir wesentliche Hinweise.

Es geht um Superhelden, und über sie wird so ernsthaft geschrieben, als gäbe es sie wirklich. Ich las das Fanzine mit großem Interesse durch, und mir fiel ein, dass ich es vor bald zwanzig Jahren schon einmal gelesen hatte. Und dass es einen klaren Bezug zur damaligen Comic-Serie »Watchmen« – heute vor allem als erfolgreicher Kinofilm bekannt – hatte.

Eine Rückfrage gab mir die klare Auskunft. Es war ein Fanzine, das Hermann Ritter in den frühen 90er-Jahren herausgebracht hatte; es bezog sich auf seine damalige Rollenspielgruppe, und diese wiederum orientierte sich an dem Superhelden-Rollenspiel »DC Heroes« – oder wie auch immer der Titel exakt war.

Ich nenne das Fanzine jetzt »Rorschach«, denn das ist der klare Bezug zum Titelbild. Und mir ist jetzt sehr klar, aus welchem Jahr und vor allem aus welchem Ort es ist. Ein Schmuckstück für meine Sammlung ...

26 September 2014

Öliges aus Syrien

Ich bin ja nur der Sohn eines einfachen Arbeiters, komme vom Land und habe nie studiert. Also sind mir komplizierte politische Vorgänge meist zu komplex. Trotzdem stelle ich mir manchmal Fragen, die mir ganz selbstverständlich erscheinen. Ganz aktuell geht's mal wieder um Öl.

Heute melden die Medien, dass die Amerikaner mit Unterstützung ihrer Verbündeten – alles lupenreine Demokraten – damit angefangen haben, die Ölanlagen zu bombardieren, die die sogenannte Terrormiliz in Syrien besetzt hält. Damit wolle man die Geldquellen der Terroristen austrocknen, heißt es immer.

In der Schule habe ich meist nicht aufgepasst, wenn es um große Zusammenhänge ging. Aber eines habe ich mir gemerkt: Wenn jemand Geld damit verdient, dass er etwas verkauft, muss es auch einen geben, der die betreffenden Waren kauft. Nur so funktioniert das Geschäft.

Wenn also die Terrormiliz das Öl fördern lässt – oder fördern die Islamisten etwa selbst das Öl? –, muss es jemanden geben, der es verkauft. Oder machen die das selbst? Können die auch »internationale Wirtschaftsbeziehungen«? Und es muss vor allem Kunden geben, die es kaufen. Das sind nach aktuellem Stand der Dinge nicht die arabischen Nationen – die bombardieren ja jetzt mit den Amis zusammen die Konkurrenz.

Wer aber kauft das Öl? Das müsste sich doch herausfinden lassen ... Wenn die NSA in der Lage ist, auf den Meter genau zu orten, von welchem öffentlichen Klo aus jemand sein Smartphone bedient, müsste sie doch auch in der Lage sein, zumindest einigermaßen festzustellen, wohin die Tonnen von Öl fließen, die derzeit von den Islamisten gefördert und verkauft werden.

Und dann müsste es doch vergleichsweise einfach sein, diese »Finanzquelle« auszuschalten. Aber wahrscheinlich denke ich hier wieder viel zu unterkomplex ...

25 September 2014

Bum Khun Cha Youth sind cool

Sarkastische Texte, die sich mit netten Melodien verbinden, das ganze über das Plunkern und Fiepen eines Drum-Computers und diverser elektronischer Effekte gelegt – das ist die Bum Khun Cha Youth aus dem Großraum Frankfurt, eine eher fiktive Band, die aber im Verlauf der Jahre einige Tonträger aufgenommen hat.

Ich habe jetzt aber ihre saucoole CD »Alarm! Hanns-Martin ist verschwunden« gehört. Da das nicht unbedingt »meine« Musik ist – keine Gitarren, eher Elektro-Gezirpe –, benötigte ich einige Zeit, um in die Lieder reinzukommen. Dann aber fand ich sie echt witzig, und die Melodien haben irgendwann einen Ohrwurm-Charakter: Pop-Songs halt, die einfach funktionieren.

Wobei mich vor allem die Texte umhauen. Die Band liefert knallharte Aussagen, die sie in schräge Reime und vor allem in lieb wirkende Musik verpasst. Ob das alles blutig ernst gemeint ist oder eher ein »Chic der Revolution«, das weiß ich nicht. Interessant ist es allemal.

Ziemlich großartig ist beispielsweise ein Stück wie »We All Thank You R.A.F.«, wobei mit der Abkürzung nicht die britische Luftwaffe, sondern eben die deutschsprachige Organisation der 70er-Jahre gemeint ist, oder eben »Landshut«, in der erneut die Rote Armee Fraktion in den Elektro-Pop der Nuller-Jahre überführt oder zumindest in im zitiert werden.

Erschienen ist die CD im Jahr 2007. Mittlerweile ist Linus Volkmann, von dem ein großer Teil der Texte und der Musik stammen, als Autor unterhaltsamer Popliteratur bekannt geworden – das ist schon eine richtig erfolgreiche Karriere, die irgendwann im Fanzine »Spielhölle« begonnen hat ...

Esmaralda mal zwei

Bereits im vergangenen Jahr erschienen die Folgen 22.1 und 22.2 der Hörspielserie »Dorian Hunter«; leider kam ich erst dieser Tage dazu, sie mir intensiv anzuhören. Es ist eine Doppelfolge, beides Mal geht es um eine junge Frau, die zu Beginn des 16. Jahrhunderts in die Mühlen der Inquisition gerät. Mit den Titeln »Esmaralda –Verrat« und »Esmaralda – Vergeltung« wird klargemacht, wie die inhaltliche Klammer aussieht.

Über die gruseligen und hervorragend produzierten Hörspiele aus dem Zaubermond-Verlag habe ich schon oft geschrieben; mein Lob gilt auch den zwei »Esmaralda«-Folgen: Die Geschichte der jungen Frau, die im Jahr 1506 als Hexe angeklagt wird und letzten Ende ein grässliches Schicksal erleidet, wird mit wuchtigen Geräuschen und rasanten Dialogen in Szene gesetzt.

Da die Geschichte in den Zeiten springt – die Anbindung an die aktuelle Handlung in »unserer Zeit« wird immer wieder hergestellt –, muss man sehr intensiv zuhören, um alle Details wirklich mitzubekommen und in der richtigen Reihenfolge einzuordnen. Für Neulinge im »Dorian Hunter«-Universum, das im Prinzip den Kopf des britischen Secret Service gegen die Umtriebe der dämonenhaften »Schwarzen Familie« erzählt, ist die Doppelfolge wegen ihrer Komplexität kaum geeignet.

Mit gefiel übrigens die nachgeschobene Hörspielgeschichte im zweiten Teil sehr gut. Sie hat nichts mit der eigentlichen Handlung zu tun, schildert eine unheimliche Begegnung in einem Restaurant in den USA, an der unter anderem ein alter Vampir und die Polizei beteiligt sind. Das knackige Krimi-Hörspiel fand ich sehr spannend.

Mit der »Esmaralda«-Doppelfolge hat Zaubermond das »Dorian Hunter«-Universum erfolgreich weitergeschrieben und erweitert; ich habe beide Folgen gehört und bin jetzt auf die Fortsetzung gespannt. Wer auf die Serie neugierig geworden ist, dem empfehle ich die Hörproben auf der Verlagsseite im Internet oder gleich den Einstieg mit der allerersten »Hunter«-Folge, in der die wesentlichen Konflikte vorgestellt werden. Es lohnt sich!

24 September 2014

Präsentier mal

Aus der Serie »Ein Bild und seine Geschichte«

Wir schrieben den Herbst 2006, und wir hatten vor, einige PERRY RHODAN-Titel als schicke Paperbacks noch einmal zu veröffentlichen. Auf dem Weg dahin hatten wir viele Schwierigkeiten zu überwinden, dann aber klappte es: Die ersten zwei Bücher lagen vor, sie gefielen uns, und wir sorgten durch Pressearbeit und andere Dinge dafür, dass auch die Außenwelt von unserem neuen Arbeitsgebiet erfuhr.

Die junge Kollegin aus dem Marketing-Büro meinte irgendwann: »Klaus, du musst die Bücher öffentlich präsentieren.« Sie drückte mir die Bücher in die Hand, sagte, ich solle »seriös gucken«, der Kollege aus der EDV kam vorbei und brachte seine schicke Kamera mit, dann wurde ich mehrfach abgelichtet.

Ich gab mir redlich Mühe, staatstragend und wichtig auszusehen; ich hatte mich an diesem Tag sogar einigermaßen gründlich rasiert. Im Hintergrund stand der Pappaufsteller mit dem PERRY RHODAN-Motiv, das in solchen Fällen immer einen guten Eindruck macht. Alles stimmte.

Eigentlich ... Woran ich nämlich nicht gedacht hatte, war, mir ein frisch gebügeltes Hemd anzuziehen. Das schmälert dann allerdings den superprofessionellen Eindruck, den ich ansonsten hinterlasse.


(Bild: Erik Schrader)

23 September 2014

Partei der Plünderer

Die Medien schreiben und tönen es allüberall: Die Piratenpartei zerlegt sich selbst. Die sogenannten Altparteien sind froh, dass die ungeliebte Konkurrenz immer mehr an Stimmen und Ansehen verliert. Aber auch ich kann nur milde über den Niedergang der Piratenpartei lächeln.

Anfangs fand ich einige Ideen der neuen Partei gut. Datenschutz, Mitbestimmung, neue Kommunikation – das klang aufregend und interessant. Einige Protagonisten der Partei, die ich persönlich kennenlernte oder im Fernsehen mitbekam, machten einen vernünftigen und gleichzeitig witzigen Eindruck; das versprach viel gutes.

Doch letztlich lief es für mich darauf hinaus, dass viele Piratenparteimitglieder nichts anderes auf ihrer Agenda hatten, als Kreative in die Armut zu treiben. Die Privatisierung von geistigem Eigentum, die geplante Enteignung und Ausplünderung der Kreativen – ob Autoren oder Musiker oder Bildende Künstler – oder schlichtweg die unreifen Gedanken zum Urheberrecht; das alles sorgte dafür, dass ich die Piratenpartei immer widerlicher fand.

Wenn sich diese Parte in den nächsten Monaten endgültig zerlegen würde, wäre das eine gute Nachricht. Nicht weil ich die anderen Parteien neuerdings gut fände, sondern einfach nur deshalb, weil dann eine besonders widerwärtige und sich selbst für cool haltende Polit-Krake erledigt wäre. (Man darf ja noch träumen ...)

Generators in den 90er-Jahren

Nachdem ich in diesem Sommer 2014 zum ersten Mal die Generators aus Kalifornien live gesehen habe, bot es sich an, mir die erste Langspielplatte der Band mal wieder zu Gemüte zu führen. Die hatte ich in den späten 90er-Jahren gekauft und zeitweise fast ununterbrochen gehört – der Titel »Welcome To The End« klingt ein bisschen depressiv, passt aber nicht so richtig zum Sound der Band.

Es ist Punkrock mit knalligen Melodie und einem ausdrucksstarken Sänger, sehr gut produziert und mit einer hohen Dichte an Hits. Schon bei dieser Platte fiel mir die Ähnlichkeit zu frühen Stücken von Social Distortion auf, dieses melodische und gleichzeitig dicht gespielte in den Stücken, dieses Einbauen von allerlei Rock-Elementen, ohne dass diese zu viel Raum einnehmen konnten.

Mit »City Of Angels« ist auf der Platte übrigens eine Hymne an die Stadt Los Angeles enthalten, die in L.A. zu einem kleinen Hit geworden ist. Die Platte ist immer noch klasse, sie gehört in einen ordentlichen Punkrock-Haushalt und belegt, warum die Band bis heute zumindest szene-intern eine gewisse Popularität hat.

22 September 2014

Montag als Seminartag

Ich fand das diesjährige Seminar für Science-Fiction- und Fantasy-Romanautoren bis zum letzten Tag ein wenig seltsam. Das lag nicht an den durch die Bank sympathischen Autorinnen und Autoren, sondern schlicht am Termin: Wenn man es gewöhnt ist – so wie ich –, dass das Seminar am Freitag beginnt und am Sonntag endet, wird durch einen Rhythmus von Samstag bis Montag echt verwirrt.

Dafür ging das Seminar in schönster Harmonie zu Ende. Die Schlussrunde am Montag mittag sowie das gemeinsame Mittagessen bewiesen mir, dass ein Haufen an kreativen Köpfen versammelt gewesen war, der sich gegenseitig positiv aufgeschaukelt hatte. So etwas mag ich, so etwas gibt es leider viel zu selten.

21 September 2014

Seminar im September

Wieder einmal bin ich zu einem Autorenseminar in der schönen Stadt Wolfenbüttel; zum ersten Mal findet für mich ein Seminar vom Samstag bis Montag statt. Normalerweise tagen wir freitags bis sonntags, und diese Verschiebung irritiert mich stets aufs Neue: Ständig spreche ich vom Sonntag als dem Abreisetag und meine eigentlich den Montag.

Dem Inhalt des Seminars soll dies keinen Abbruch tun. Es geht um Romane mit phantastischem Charakter, und der Schwerpunkt ist der Weltenbau.

Mit Kathrin Lange, die mittlerweile gut zwanzig Romane in unterschiedlichen Genres veröffentlicht hat, steht mir eine Co-Dozentin zur Seite, die den Autorinnen und Autoren wesentliche Einblicke in ihre Arbeit und viele Tipps geben kann. Ich bin als Redakteur eher derjenige, der über stilistische Details und dergleichen spricht.

Am ersten Seminartag besprachen wir nur einen einzigen Text, diesen allerdings so intensiv und detailliert, dass wir an den folgenden Tagen schneller vorankommen können. Grundsätzliche Dinge zur Art und Weise, wie man eine fremde Welt faszinierend beschreiben kann oder was der Leser unbedingt in einer Szene erfahren sollte, haben wir bereits »erledigt«; jetzt können wir weiteres angehen ...

20 September 2014

Seltsames Tütchen

»Schauen Sie mal«, sagte die Frau, die aus der Toilette kam. Sie ließ die Tür offen stehen und hielt sich am Rahmen fest, als der Zug unverhofft ruckelte. »Das ist doch ein Tütchen mit Kokain, oder?«

Ich stutzte und blickte in die Zugtoilette. Wir rumpelten gerade durch das mittelhessische Bergland, irgendwo zwischen Fulda und Kassel. Koks passte da gar nicht ins Bild, vor allem sah ich keins.

»Und?«, gab ich zurück und grinste die Frau an. »Haben Sie schon probiert?«

»Nein-nein.« Entrüstet winkte sie ab. Dann zeigte sie ein herzliches Lachen. »Aber schauen Sie doch mal, das sieht wirklich so aus.« In verschwörerischem Ton fügte sie hinzu. »Ich habe mir schon überlegt, den Schaffner zu alarmieren.«

Ich versprach ihr, das alles genauer anzugucken. Während ich im Klo pinkelte, inspizierte ich das Tütchen, das neben dem Waschbecken in der Toilette lag. Wie Kokain sah das ganze nicht aus, eher wie ein zusammenkniffenes Stück Papier, das ein wenig verfärbt war. Allerdings hatte ich von Kokain nicht die geringste Ahnung.

Als ich fertig war und wieder zurück zu meinem Platz ging, kam ich an einem offenstehenden Abteil voran. Ich erkannte den dunklen Wuschelhaarkopf der jungen Frau sofort.

Sie strahlte mich an. »Und?«, fragte sie erwartungsvoll.

»Keine Ahnung.« Ich hob die Schultern. »Ich kenne mich da nicht aus; also hab' ich's liegen lassen. Sie können ja den Schaffner rufen.«

Sie sagte etwas Allgemeines, ich verabschiedete mich und ging weiter. Auf welche Ideen die Leute kamen!, ich war immer wieder verblüfft. Aber auf mich wartete jetzt wieder ein Manuskript, in dem Raumschiffe und Außerirdische eine Rolle spielten – so hatte jeder seine seltsame Begegnung bei dieser Zugfahrt.

19 September 2014

Die Nummer hundert feiern

Den meisten Lesern meines Blogs – sooo viele sind's ja dann auch nicht – dürfte die Zeitschrift »Inka« nicht bekannt sein. Sie erscheint in Karlsruhe, versteht sich als »Stadtmagazin für Kunst & Kultur in Karlsruhe, Baden, Pfalz und Nordelsass« und kommt im Prinzip zehn- bis zwölfmal im Jahr heraus: immer von der Mitte des Monats bis zur Mitte des nächsten Monats gültig, im Sommer dann auch mal für zwei Monate auf einmal.

Wie der Titel und der Untertitel schon nahelegen, handelt es sich beim »Inka« um ein Stadtmagazin, allerdings eines der besonderen Art – deshalb lese ich es gern: Es erscheint im Format eines schönen Taschenbuches, das man gut in die Jackentasche stecken kann, und es legt einen Schwerpunkt auf Kultur im weitesten Sinne. Neben den üblichen Terminübersichten gibt es viele Artikel, teilweise gesponsert, teilweise recherchiert und durchaus kritisch.

Wenn eine neue »Inka«-Ausgabe in meiner Stammkneipe liegt, wird sie erst einmal durchgeblättert, bevor ich sie mit nach Hause nehme, um sie dort mehr oder weniger zu lesen; naturgemäß können mich nicht alle Beiträge interessieren. Ich finde aber immer wieder Themen, auf die ich allein nie gestoßen wäre: neue Kneipen, spannend klingende Ausstellungen, witzige Konzerte, ungewöhnliche Menschen.

Das alles macht die »Inka«-Redaktion schon seit bald zehn Jahren. Die Nummer 100 ist dieser Tage erschienen; an diesem Wochenende wird kräftig gefeiert. Da ich nicht mitfeiern kann, gibt's eben jetzt eine öffentliche Gratulation: Liebes INKA – auf die nächsten hundert Jahre, ähm, Ausgaben!

18 September 2014

Die Helden der Galaxis

Viel wurde über den neuen Science-Fiction-Film »Guardias Of The Galaxy« geschrieben; ich muss an dieser Stelle sicher nichts über den Inhalt erzählen. Immerhin habe ich ihn mir jetzt auch mal angesehen, nachdem ich anfangs sehr skeptisch war: eine weitere Superhelden-Geschichte, dann noch im Science-Fiction-Gewand?

In den vergangenen Wochen und Monaten überschlugen sich die Kritiken vor Begeisterung, nicht nur in der Science-Fiction-Szene, sondern ebenso weit darüber hinaus. Der Film schien es geschafft zu haben, mit einer Mixtur aus knalliger Unterhaltung, einer tüchtigen Portion Herzblut und Ironie sowie vielen tollen Tricks alle zu überzeugen. Das musste ich mir anschauen.

Um es klar zu sagen: Es ist kein schlechter Film – aber ich kann die ungeheure Begeisterung nicht teilen. Klar sind die Tricks toll, und ich habe selten so fantastische Weltraum-Szenen gesehen. Der Blick in die Sternennebel der Galaxis sind spektakulär; Raumschiffe, Städte und Weltraumstationen werden faszinierend präsentiert.

Auch die Aliens sind teilweise klasse: Der kleine Rocket, der einem gewissen Mausbiber aus einer gewissen Weltraumserie aus Deutschland verdammt ähnlich sieht, und der aufrecht gehende Groot – ein Baumwesen – sind toll dargestellt. Andere Aliens hingegen sind einfach Menschen mit einer rosafarbenen oder grünen Haut oder Bösewichte, die sich aus irrationalen Gründen allerlei Farbe ins Gesicht schmieren.

Die Story selbst überrascht mit vielen Wendungen und einigen echten Krachern; sie ist rasant inszeniert und toll umgesetzt. Manche Dialoge sind klasse, andere an der Grenze zum Schmerz (wenn die Bösewichte sprechen, wird's oftmals peinlich).

Über die Physik darf man als Zuschauer nicht nachdenken; kosmische oder auch nur interstellare Dimensionen sind den Regisseuren und Produzenten völlig fremd, und die technischen Details für Antriebstechnik oder Waffen wollen wir jetzt nicht weiter erfragen ... das ist bei heutiger Science Fiction alles Standard und wird vom Kino-Publikum nicht kritisch betrachtet. (Ein seriöser Science-Fiction-Film hätte wahrscheinlich eh keine Chance.)

Alles in allem ein Film, den man als Science-Fiction-Fan wohl anschauen muss. Für »normale« Kinogeher kann ich nur eine eingeschränkte Empfehlung aussprechen. Aber wer ihn anschaut, sollte ihn im Kino und in 3-D gucken – im Fernsehen dürften die vielen Effekte kaum zur Geltung kommen.

17 September 2014

Freiheit für Sanaa

Unterhält man sich über die sogenannte Arabellion und ihre Folgen, geht es immer wieder um die Frage, ob »die Araber« denn überhaupt »reif für die Demokratie« seien. Viele von ihnen seien doch ruckzuck in die Arme von Islamisten oder dann eben wieder der Armee gelaufen; sie seien doch offensichtlich eher an ihrer Religion oder an ihren Generälen interessiert.

Dass das eine verkürzte und auch falsche Darstellung ist, weiß selbstverständlich jeder, der seine fünf Sinne zusammen hat. Das traurige Beispiel der Studentin Sanaa Seif zeigt aber, wie durchgeknallt beispielsweise in Ägypten die Situation jetzt ist: nach Rebellion, nach Islamistenherrschaft und Militärputsch – uns reiche Europäer interessiert das alles aber nicht mehr. Aber nach Nordafrika hat man von hier aus sowieso meist nur mit einem Kolonialblick geschaut.

Die Studentin ist zwanzig Jahre alt, und sie sitzt im Gefängnis, weil sie für die Freilassung ihres Bruders demonstriert hat. Der wiederum sitzt im Knast, weil er gegen die Regierung protestiert hat; dafür hat man ihn für 15 Jahre verknackt. Und nur, weil seine Schwester ebenfalls für ihn demonstriert hat, sitzt sie jetzt ebenfalls.

Es ist traurig und krank. Immerhin gibt es jetzt eine »Free Sanaa«-Bewegung, auf die ich hiermit aufmerksam machen möchte. Auch die Menschen in Ägypten (und anderswo) haben das Recht, gegen ihre korrupten Machthaber auf die Straße zu gehen.

Das Buchbuch

Einigermaßen irritiert bekam ich mit, dass es wirklich Menschen gaben, die es faszinierend finden, der Produktpräsentation einer amerikanischen Computerfirma – deren Produkte ich sowohl beruflich als auch privat jeden Tag nutze – live anzuschauen. Als Apple sein neues Produkt vorstellte, brachen die Netzverbindungen zusammen, weil so viele Leute »live« reinguckten.

Da finde ich die Reaktion von Ikea witzig. Das Möbelunternehmen aus Schweden liefert eine gelungene Parodie auf allerlei elektronische Spielzeuge; es nennt sie »Bookbook«. Man muss Ikea nicht mögen, um dieses Filmchen witzig zu finden. (Mich hat vor allem die Akkuleistung des neuen Bookbooks echt begeistert ...)

Hier geht's zum Youtube-Link:  https://www.youtube.com/watch?v=MOXQo7nURs0

16 September 2014

Madame Mallory und der Duft von Curry

Herzzereißend schöne Bilder, eine romantische Liebesgeschichte, viel Bewegung und nette Musik – im Spätsommer 2014 war »Madame Mallory und der Duft von Curry« ein Kinofilm, der mich hervorragend unterhielt und der meiner Ansicht nach im Kino besser funktionieren dürfte als daheim auf dem Fernseher. Die manchmal klischeehafte Handlung sollte niemanden abschrecken; manchmal benötige zumindest ich solche »Feelgood-Movies«, um mich leicht und gut zu unterhalten.

Der Film basiert auf einem Roman, in dem es um das Essen und die Liebe geht; der Film greift diese Themen auf und nimmt die Schauspielerin Helen Mirren als Hauptdarstellerin. Sie gibt dem Film auch ein Gesicht: als anfangs eiskalte und abweisende Chefin eines anspruchsvollen Sterne-Restaurants, die im Verlauf des Films ihr hohes Niveau beibehält, aber Stück um Stück ihre Menschlichkeit entdeckt.

Schuld daran ist die indische Familie, die sich ausgerechnet in dem alten Haus ansiedelt, das gegenüber ihrem Sterne-Restaurant liegt. Und dort eröffnen die Inder ein indisches Restaurant: Mitten im romantischen Südfrankreich kommt es zu einem »Clash of Cultures«, zu einer Auseinandersetzung zwischen französischer und indischer Kultur, zu einem Gegensatz der Küchen und Mentalitäten.

So etwas kann in einem Film fürchterlich schiefgehen, und ich möchte mir gar nicht ausmalen, was gewisse deutsche Regisseure aus diesem Thema gemacht hätten. Lasse Hallström, der mit »Chocolat« vor einigen Jahren im Prinzip dieselbe Geschichte schon einmal auf die Leinwand brachte, meistert die Aufgabe allerdings hervorragend: Sein »Madame Mallory und der Duft von Curry« ist Hollywood-Kino vom feinsten, toll gespielt, aufwendig inszeniert und wunderbar auf die Leinwand gebracht.

Dass es in dem Film keine echte Überraschung gibt, stört tatsächlich wenig. Dass die schönen Bilder manchmal an der Grenze zum Kitsch landen, macht mir ebensowenig etwas aus. Die Geschichte gefällt, und im Spätsommer 2014, wo man nicht mehr Zeitung lesen und Nachrichten gucken will, ist so ein Film einfach auch mal »was fürs Herz«.

Rebellen der toten Stadt

Ende der 90er-Jahre kam aus Ottawa, der Hauptstadt des kanadischen Bundesstaats Ontario, eine Punkrockband, die sich The Dead City Rebels nannte und mich begeisterte. Die sechs jungen Burschen, die stilistisch eher normal aussahen, nannten ihren eigenen Sound »Centretown Rock'n'Roll« und veröffentlichten einige Tonträger, bevor sie sich in den Nuller-Jahren bereits auflösten.

Ihre Ten-Inch, die den herrlich klischeehaften Titel »Rock'n'Roll Enemy #1« trug, kam hierzulande bei High Society International heraus, einem Teil des Amöbenklang-Labels aus Rostock; die Platte dürfte es im Second-Hand noch zu brauchbaren Preisen geben. Sie ist nämlich echt gut: Die zehn Stücke darauf sind allesamt gelungen, rotziger Punkrock mit dreckigem Rock'n'Roll im Blut, der ohne Pause durchgeknallt wird.

Die Texte sind nicht sonderlich anspruchsvoll; es geht um das Leben und Trinken, um Langeweile und Streit, um Frauen und Bier – offensichtlich das, was junge Männer auch in Ottawa am meisten interessiert und beschäftigt. Alles in allem eine richtig gute Platte, die ich nach einigen Jahren mal wieder auflegte und die hier mehrfach hintereinander lief.

15 September 2014

Moderner Krimi-Comic-Klassiker

Seit die ersten Ausgaben von »Largo Winch« in den 90er-Jahren in Frankreich erschienen, zählt die Serie zu den modernen Krimi-Klassikern – im Comic-Bereich wohlgemerkt. Ich kam jetzt erst dazu, den ersten Sammelband der Comic-Serie zu lesen, der die ersten drei Alben in einer schicken Buchversion zusammenfasst.

Hierzulande ist der Verlag Schreiber & Leser für die Serie zuständig, und die machen ihre Comics richtig schön: Es gibt eine informative Einleitung, die buchbinderische Arbeit ist absolut gelungen, und der Druck sowie das Lettering der Comics lassen keine Wünsche offen. Wenn dann noch die Geschichte passt, bin ich rasch begeistert.

»Largo Winch« ist eine Mixtur aus Action-Comic und Finanzgeschichte. Ein junger Mann namens Largo Winch, der gut aussieht und sich stets für attraktive Frauen interessiert, erbt einen gigantischen Konzern; auf einen Schlag ist er Milliardär. Das zieht sofort Feinder auf den Plan, sowohl Menschen aus dem Vorstand als auch Gegner von außerhalb.

Wie Largo Winch sich gegen diese Gegner durchsetzt, wie er sein Erbe verteidigt und wie er versucht, sich seiner Verantwortung zu stellen, das ist sowohl spannend erzählt als auch gut gezeichnet. Das Szenario stammt von Jean van Hamme, der sich seit den frühen 80er-Jahren als Comic-Autor einen guten Namen verschafft hat, die Zeichnungen steuerte Philippe Francq bei.

Die Geschichte enthält die üblichen Wendungen, die man in packenden Thriller-Romanen liest und in Thriller-Filmen sieht – das ist alles sehr spannend gemacht und lässt zumindest mich die Seiten mit viel Vergnügen lesen. Die Zeichnungen unterstützen die Geschichte; als eigenständige Werke sind sie ordentlich, aber selten spektakulär.

Wer auf grafische Eleganz setzt, wird bei »Largo Winch« nicht vollständig glücklich. Wer aber hervorragend erzählte und auch handwerklich sehr gut in Szene gesetzte Comic-Unterhaltung mach, die einen mehrfach fesseln kann, ist bei dieser Serie und dieser Gesamtausgabe bestens aufgehoben.

Ich freue mich auf jeden Fall schon auf die folgenden Bände – diese gibt's schon im Handel, sie stehen aber noch nicht bei mir im Regal!

(Ach ja: 208 Seiten, 29,80 Euro, ISBN 978-3-941239-58-6)

14 September 2014

Echt altmodisch

Ich sei ja »voll altmodisch«, wurde mir dieser Tage vorgehalten, als ich bekannte, kein Smartphone zu besitzen und mein Mobiltelefon – gut zehn Jahre alt – nur selten und dann nur zum Telefonieren zu benutzen. Es gebe doch so viele sinnvolle Dinge, die man mit einem Smartphone tun könne, und in meinem Job propagiere ich doch ständig E-Books und andere digitale Produkte.

Mein Argument war und ist stets dasselbe. »Ich benötige kein Smartphone«, sage ich dann immer. Die paar Telefonate, die ich mobil führe, kann ich locker mit dem altersschwachen »Handy« erledigen; und wenn ich ins Internet gehe, mache ich das von meinem Computer aus; gelegentlich nutze ich dafür ein Tablet, das daheim herumliegt.

Wer den ganzen Tag am Computer sitzt – oder zumindest acht bis zehn Stunden –, hat meiner Ansicht nach sowohl das Recht als auch die Pflicht, sich nach Feierabend bewusst aus dem permantenten Mediendialog auszuklinken. Ich möchte nicht, wenn ich in einer Kneipe sitze, parallel meinen Facebook-Account checken; ich muss es vor allem nicht.

Das ist keine Garantie für die Zukunft, vielleicht änderte ich meine Meinung alsbald. Das Internet als solches fand ich 1997 auch noch reichlich albern und unnötig ...

13 September 2014

Zehn tolle Bücher

In den vergangenen Tagen wurde ich mehrfach über Soziale Netzwerke dazu »nominiert«, doch meine zehn Lieblingsbücher zu nennen. Ich hab's bislang nicht getan – und ich werde es auch unterlassen. Ich kann's nämlich gar nicht.

Was wären denn Lieblingsbücher? Titel aus den vergangen 45 Jahren – so lange kann ich etwa schon lesen –, die mich besonders begeistert und geprägt haben? Oder Titel, die ich heute toll finde? Bücher, die ich auf eine einsame Insel mitnehmen würde, oder Bücher, die klasse sind, die ich aber sicher nie wieder lesen werde?

Bei Twitter nannte ich irgendwann mal »Der Herr der Ringe«; Tolkiens Fantasy-Epos hat mich sicher geprägt, und ich würde die Trilogie wohl auch heute noch gut finden. Doch was ist mit »Unternehmen Stardust« oder »Aphilie«: Diese zwei PERRY RHODAN-Romane haben letztlich meinen beruflichen Werdegang stärker als alles andere beeinflusst.

Sollte ich »Im Westen nichts Neues« nominieren, weil mich Remarques Erster-Weltkriegs-Buch auch bei dreimaliger Lektüre gefesselt und gepackt hat? Aber müsste ich dann nicht ebenso »Die Blumen des Bösen« nennen, weil mich Beaudelaire und seine Gedichte in einer gewissen Phase meines Lebens nachhaltig beeindruckte?

Und was ist mit »Der Mann mit der Ledertasche« von Bukowski, das mich zu zahlreichen Kurzgeschichten in den frühen 80er-Jahren animierte? Was ist mit »Morgenwelt« von John Brunner, der eindrucksvollen Dystopie, was mit »Neuromancer« von Gibson, der mich in den 80er-Jahren schwer »kickte«? Und was ist mit »Urmel aus dem Eis« oder »Der Löwe ist los«, die ich als Kind sicher zehnmal las?

Ich nominiere keine zehn Bücher. Nein, das wäre für mich nicht sinnvoll ...

12 September 2014

Kunst und Comics in den 80er-Jahren

Warum es ausgerechnet eine »anerkannte Künstlerin«, wie sie uns vorgestellt wurde, aus der Großstadt in unser Kleintadt-Gymnasium verschlug, erfuhren wir nie – es interessierte mich auch nicht. Sie war Kunstlehrerin, sie war vergleichsweise jung, und sie versprach, einen frischen Wind in die Schule zu bringen; täglich pendelte sie von der Großstadt mit dem Auto den Schwarzwald hoch, um in unser Kaff zu kommen.

Zuerst fanden wir sie recht pfiffig, dann aber merkte ich, dass sie genauso spießig war wie alle anderen Lehrer. Sie fand nämlich Comics doof. Ich versuchte es ihr auszureden, war damals auch von einem unbelehrbaren Reformgeist erfüllt.

Ich las die »Comixene«, die mein Comic-Bild erweiterte, und wusste, dass Comics in Frankreich als »Neunte Kunst« galten, als anerkannt und wichtig – und das versuchte ich ihr zu erklären. Wir schrieben den Anfang des Jahres 1980, und ich glaubte daran, recht zu haben.

Aber sie fand alles, was ich ihr zeigte, richtig doof. »Leutnant Blueberry« war für sie Mist, trotz der tollen Landschaftsaufnahmen; Schwarzweiß-Comics von Hermann fand sie albern und kitschig.

Doch dann kam »Vertrag mit Gott« bei Zweitausendeins heraus: ein beeindruckendes Hardcover mit Comics von Will Eisner, die mich begeisterten und die ich heute noch toll finde. Das sollte doch ihre Meinung ändern, dachte ich und brachte das Buch in die Schule mit.

Sie blätterte es durch, fragte, ob sie es sich übers Wochenende ausleihen könnte. Ich bejahte, und als sie es in der Woche darauf mitbrachte, war ich natürlich neugierig darauf, wie sie es gefunden hatte.

»Das ist echt gut«, sagte sie und gab mir das Buch zurück. »Aber es ist kein Comic.« Sie war Künstlerin und Kunstlehrerin, und wenn ihr ein Comic gefiel, musste es logischerweise mehr sein.

Auf genau diesem Mist ist die Bezeichnung »Graphic Novel« gewachsen. Mit dem einen Unterschied: Heute gilt als »Graphic Novel« heute auch Zeugs, das einfach zu schlecht für einen richtigen Comics ist, das man aber intellektuell so lange auflädt, dass es in jeder Klugscheißerdebatte funktionieren kann. Wenn das Will Eisner wüsste ...

11 September 2014

Der Mann im dunklen Anzug

Es war einer der letzten heißen Tage in diesem August, bevor die Schlechtwetterperiode über Süddeutschland hereinbrach. Wir standen mit unserem Auto vor dem Eingang zur Waschstraße, in einer Schlange mit anderen Autofahrern, die alle am selben Samstag dieselbe Idee gehabt hatten: Man könnte in diesem Sommer doch wenigstens einmal die Karre sauber durch die Gegend chauffieren.

Wir standen müßig in der Sonne oder im Schatten, redeten belangloses Zeugs und lungerten herum. Und während wir so warteten, gingen wir auf und ab, beobachteten die Leute, die gemütlich durch den Park um die Ecke spazierten, oder die hektisch ihre Einkäufe nach Hause schleppten.

Auf einmal kam ein Mann um die Ecke. Wieso sich ein Fußgänger in den Zufahrtsbereich zur Waschstraße verirrte, verstand ich nicht. Er wohl ebensowenig. Er trug eine Dose Bier in der Hand, und sein rotes Gesicht verriet, dass er schon ordentlich alkoholisiert war.

Nichts besonderes in dieser Ecke, wo sich vor allem um die Dämmerung genügend Trunkenbolde am Eingang zum Park einfanden, um Dosenbier von der Tankstelle zu vernichten. Doch jetzt hatten wir hellichten Tag, es war echt heiß, und der Mann wirkte – das wirkte tatsächlich verwirrend – mit seinem schwarzen Anzug, der dunklen Krawatte, dem weißen Hemd und den schwarzen Schuhen durchaus seriös.

Er hätte seriös gewirkt. So aber torkelte er schon ein wenig, brabbelte vor sich hin, trank aus seiner Bierdose und kam so langsam zu den wartenden Autofahrern. Wir hatten Glück, denn uns sprach er nicht an. Aber er näherte sich dem Fahrer eines schicken Cabriolets, beugte sich bei ihm über die Tür und sprach auf ihn ein.

Der Fahrer wandte sein Gesicht zur Seite, in der Mimik den Ausdruck von Ekel. Er schüttelte abweisend den Kopf. Ich verstand kein Wort, weil die Waschstraße direkt neben mir gerade mit der Grundreinigung eines Autos begann. Die beiden Männer gerieten in einen Wortwechsel, der Cabriofahrer schien heftig zu werden.

Irgendwann trollte sich der Mann im Anzug. Er wankte zu einem alten Container, keine fünf Meter von uns entfernt, stellte seine Dose ordentlich ab und pinkelte gegen das rostige Metall. Dann ging er weiter, trinkend, torkelnd und redend.

10 September 2014

Mord zur langweiligen Aussicht

Sogar ich habe schon von der Fernsehserie »Mord mit Aussicht« gehört; sie ist erfolgreich und beliebt, und sie hat sich schon bei den ersten zwei Staffeln größter Beliebtheit erfreut. Da am Dienstag, 9. September 2014, die dritte Staffel anfing, wollte ich mir das Schauspiel nicht entgehen lassen – und guckte mir den ersten Film dieser Staffel an.

Wer die Serie nicht kennt, dem erspare ich jetzt eine Inhaltsangabe – diejenigen, die sie kennen, wissen eh Bescheid. Nur so viel: Während ihrer Hochzeit stellt die Kommissarin im Eifeldorf Hengasch fest, dass die Standesbeamtin in Wirklichkeit eine maskierte Juwelendiebin ist. Und so endet die Hochzeit mit einer Verfolgungsjagd, und die Hochzeitsnacht verbringt die Polizistin in einem geliehenen Auto bei einer Observation.

Das ist anscheinend witzig, das ganze gilt als »Schmunzelserie«. Angeblich schauten sich 6,97 Millionen Zuschauer das sterbenslangweilige, kreuzdoof erzählte und kaum einmal auch nur ansatzweise lustige »Krimi«-Schauspiel an. Angeblich waren 1,52 Millionen davon zwischen 14 und 49 Jahren alt, gehörten also zur »werberelevanten Zielgruppe« – diese habe ich mittlerweile verlassen.

Ich saß fassungslos vor der Glotze. Mir war klar, dass das Grimassieren der Schauspieler witzig sein sollte. Ich kapierte durchaus, dass eine Verfolgungsjagd auf Stöckelschuhen ein Schenkelklopfer sein sollte. Und mir ist klar, dass die Grundkonzeption der Serie – Großstadt-Bullette muss in einem Dorf in der Eifel inmitten lauter Bauern und verdrehter Querköpfe ermitteln – allein schon zu schallendem Gelächter anregen sollte.

Nur klappte das nicht bei mir. Und seit dem gestrigen Abend wird mir zumindest andeutungsweise klar, warum das nicht so richtig klappt mit den erfolgreichen und modernen Fernsehserien »made in Germany«: Wenn so ein Mist erfolgreich ist, warum sollte man sich dann für Qualität anstrengen?

09 September 2014

Die Terrorgruppe ist wieder da

Als ich die Terrorgruppe in den frühen 90er-Jahren zum ersten Mal sah – bei einer Party in Berlin, wenn ich mich recht erinnere –, begeisterte mich die Band gleich: rotziger Punkrock, der sich anhörte, als würde er von einem Haufen Teenager-Burschen gespielt, dazu freche Texte, die auf der spannenden Linie zwischen intelligentem Sarkasmus und zynischer Blödelei hüpften.

Die Band gehörte für mich zu den wichtigsten Punk-Bands der 90er-Jahre, verlor zu Beginn der Nuller-Jahre irgendwann ein wenig ihren Charme und löste sich nach vielen Umbesetzungen auf. Die einzelnen Musiker machten ihre eigenen Projekte – doch jetzt ist die Band wieder da.

Die vier Stücke auf »Inzest im Familiengrab« gibt's als Ten-Inch und als CD; wie es sich gehört, sind alle Texte in Form von kurzen Comics im Beiheft abgebildet. Textlich gilt dasselbe wie für die frühen Stücke der Band: Während das Titelstück einerseits albern ist und andererseits die Familienwerte verhöhnt, ist ein Stück wie »Na endlich« so ganz nebenbei ein Statement zu Leute wie Thilo Sarrazin.

Musikalisch erinnert das ganze ebenfalls an die »gute alte Zeit«: Der Punkrock ist flott, das Gespür für gute Melodien hat die Jungs auf gar keinen Fall verlassen, und dass das ganze auch noch schlau inszeniert wurde, passt gut dazu. Ich finde die neue Platte super und freue mich darauf, die Band mal wieder live sehen zu können.

08 September 2014

Deutschpunk-Klassiker fürs Radio

Seit langem habe ich im Enpunkt-Radio, das ich im Freien Radio Querfunk in Karlsruhe produziere, nicht mehr auf den klassischen Deutschpunk zurückgegriffen – dabei hat mich diese Musik anfangs der 80er-Jahre doch stärker geprägt, als ich das damals selbst bemerkt habe. Deshalb lag's nahe, am Sonntag, 7. September 2014, mal wieder so richtig tief in die Zeitmaschine zu greifen und auf die 80er-Jahre zurückzublicken.

Dabei durften die klassischen Bands aus Hamburg nicht fehlen: Ich spielte Slime (»Linke Spießer« ist immer noch super!) und Razzia (von der Platte »Ausflug mit Franziska«), wie es sich für eine solche Sendung gehört. Für die intellektuelle Abrundung sorgten dann noch die Neurotic Arseholes (»Du Russe«, yep!) aus Minden, die ich in den 80er-Jahren geradezu liebte.

Damit die Sendung nicht so anspruchsvoll wurde, gab's die Marionetz (diesmal »Deutsches Lied«) aus München und – was für ein Gegensatz! – die Fasaga (ja!, »Pogo in der Straßenbahn«) aus Köln und Umgebung. Schlichten Deutschpunk servierten früher stets Daily Terror (das immer noch tolle »Countdown«) aus Braunschweig; zum Abschluss gab's dann Politpunk/Reggae von Wut (»Südafrika« ist ja mehr Reggae als sonst was) aus Köln.

Ach ja, und die Toten Hosen (»Liebesspieler« ist einfach ein gutes Stück!) fehlten ebensowenig. Die Band aus Düsseldorf ist heute zwar eine kommerzielle Rock-Band, 1982 gehörte sie aber serh wohl dazu. Ich fand die Mixtur echt gelungen; keine Ahnung, wie das den Hörerinnen und Hörern gefiel.

07 September 2014

Kommentarfunktion

Es gibt zwei Menschen, die mich offensichtlich aus irgendwelchen Gründen nicht leiden können – ich gehe davon aus, dass es davon viel mehr gibt, aber diese zwei sind diejenigen, die ständig Nachrichten in meinem Enpunkt-Blog hinterlassen. Die meisten davon lösche ich sofort und schalte sie nicht frei; ich muss nicht unbedingt Beleidigungen gegen mich in meinem eigenen Blog veröffentlichen.

Bei einem der beiden weiß ich sehr genau, wer er ist; der andere verbirgt sich hinter einem Kunstnamen. Beide sind offenbar nicht in der Lage, ihre Kritik an mir offen zu formulieren, sondern schmieren sie »hintenrum« in meinen Blog. Und dort wird sie nie veröffentlicht.

Was treibt einen Menschem um, so etwas zu tun? Welche Energie wird hier verschwendet, die man doch auch sinnvoll nutzen könnte? Warum gehen solche Leute nicht in einen Sportverein oder kümmern sich um benachteiligte Menschen? Auch die Pflege öffentlicher Grünanlagen wäre eine wichtige Aufgabe, um die sie sich kümmern könnten ...

Ich versteh's nicht. Und ich werde weiterhin »zensieren« und den Mist löschen, den irgendwelche anonymen Feiglinge in diesem Blog zu verbreiten versuchen ...

06 September 2014

Ein Mann sucht Comics

Das Gespräch begann mit einem Unterton von Vertraulichkeit, als wollte mir der Mann – den ich seit einigen Jahren kenne – harte Drogen verkaufen oder irgendwelche Geheimnisse entlocken. Ich sei doch jemand, der sich mit Comics auskenne, fragte er in meiner Stammkneipe.

Es war recht laut um uns herum, viele Leute redeten durcheinander, aber er sprach halblaut und so, als ob es um sehr diskrete Dinge ginge. Ich bejahte.

»Ich will mal wieder einen Comic lesen«, sagte er, »so was Phantastisches, und es darf auch erotisch sein; da gab's früher ja viele. Aber keine Pornografie!« Abwehrend streckte er mir die Hände entgegen.

»Na ja, da gibt es viel«, eierte ich herum und verwies auf Serpieri und andere »Meister« des Erotik-Faches.

»Keine Pornografie«, wiederholte er. »Die Mädels dürfen schon nackig sein, aber kein so derbes Zeugs.«

Nach langem Hin und Her fiel es mir ein: »Ich bring dir den aktuellen Katalog des Splitter-Verlages mit. Da ist alles drin, was du magst.« Es ist manchmal so einfach, Menschen glücklich zu machen ...

05 September 2014

In der Lichtkammer

Fährt man nach Köln, kann man etwas erleben: Auf dem Roncalliplatz steht nämlich eine riesige Camera Obscura, eine sogenannte Lochkamera, die der Künstler Martin Streit aufbauen lassen hat. Und da ich mich von den Eins-A-Medien-Kollegen gerne in die Lochkamera hineinzerren ließ, besichtigte ich das begehbare Kunstwerk.

Von außen ist es ein riesiger Kasten: schwarz und klobig. Ist man drin, tastet man sich eine Treppe hoch, bevor man in einem stockfinsteren Raum steht. An der Wand dahinter flimmert der Kölner Dom – allerdings auf dem Kopf stehend.

Als Besucher betritt man also ein dreidimensionales Kunstwerk, und das ist interessant. Die Lichtkammer eröffnet einen neuen Blick auf den Dom. Deshalb muss kein Mensch extra nach Köln reisen. Wer aber in der Stadt am Rhein ist – oder gar wohnt –, sollte mal einen Blick riskieren.

04 September 2014

Ein Dialog per Fanzine

Eines der vielen Mini-Fanzines, die ich in den 80er-Jahren publizierte, nannte sich schlicht »Dialog«. Es umfaste vier Seiten und wurde von mir an einem Abend geschrieben – am 19. Juni 1986. Und wenn man den Notizen glaubt, die in diesen vier Seiten zu finden sind, trank ich während des Schreibens drei Flaschen Alpirsbacher Klosterbräu.

Lese ich heute das Fanzine durch, fällt mir eine gewisse Großkotzigkeit auf, die sich durchzieht. Teilweise dürfte die damals ironisch gemeint gewesen sein, teilweise nervt sie mich allerdings heute. Offensichtlich bin ich seit damals doch ein wenig älter geworden ...

Rein inhaltlich war das Fanzine tatsächlich ein »Dialog mit einigen Leuten«, vor allem Menschen aus der Science-Fiction-Szene, aber auch darüber hinaus. Ich ging auf Briefe ein, die mir einige Menschen zu früheren Fanzines – darunter »Ein bißchen Exhibitionismus« – geschrieben hatten, und ich schrieb über Fanzines, die diese Menschen gemacht hatten.

Damals hatte ich einen gewissen Hang zum literarischen Seelen-Striptease und schrieb über meine Probleme auch in Fanzines; die wurden allerdings nur an Menschen geschickt, die ich kannte und von denen ich mir eine Reaktion erhoffte. Andere machten das ebenso – im Prinzip eine Art Selbsthilfegruppe ohne psychologischen Beistand also.

Einige Worte beschäftigen sich mit Science Fiction, meist ging es um persönliche Themen. Viele der Menschen, die ich in diesem Egozine erwähnte, habe ich seit Jahren und Jahrzehnten nicht mehr gesehen; bei manchen kann ich mich an kein Gesicht mehr erinnern.

Mit anderen habe ich heute noch Kontakt, und das finde ich schön. Von Hermann Ritter druckte ich sogar ein Gedicht ab – na also!

03 September 2014

Lucy, Scarlett und Luc

Ich mag Filme von Luc Besson; ich habe die meisten Streifen des Regisseurs gesehen und finde die Bildgewalt, die er erzeugt, immer wieder faszinierend. Das lässt mich inhaltliche Schwächen gern ignorieren. Das kann ich auf jeden Fall über den Film »Lucy« sagen, den ich endlich angeschaut habe – ich finde, dass man ihn als Science-Fiction- und Actionfilm-Fan gesehen haben muss, trotz aller offenkundigen Schwächen.

Die Schwächen haben vor allem etwas mit dem letzten Viertel des Films zu tun, wenn die Geschichte zu sehr abdriftet und die Handlung ein wenig zu sehr im Nirvana versackt. Allerdings ist der Film sogar bei solchen Stellen sehenswert – das liegt an der Hauptdarstellerin ebenso wie an den unglaublichen Bildern.

Scarlett Johansson spielt sensationell: Man nimmt der Weltklasse-Schauspielerin vor allem am Anfang die Rolle hundertprozentig ab; das ist nicht mehr das junge Mädel aus »Das Mädchen mit dem Perlenohrring« oder »Lost In Translation«.

Mit abgeblättertem Nagellack, verschmierter Schminke und stumpfem Blondhaar sieht sie alles andere als »schön« aus, wirkt ausgesprochen derangiert und trotzdem cool. Die Art und Weise, wie sie in das finstere Geschehen hineingezogen und als Drogenkurierin missbraucht wird, bringt sie absolut stark rüber.

Danach entwickelt sich der Film zu einer knalligen Action-Geschichte, in die sich immer mehr Science-Fiction-Elemente mischen. Die Heldin verwandelt sich in eine Art Über-Frau, die nicht nur auf hundert Prozent ihres Gehirns zugreifen kann, sondern vor allem in der Lage ist, Materie zu beeinflussen oder beispielsweise Funkwellen zu lesen.

Irgendwann wirkt die Geschichte nur noch übertrieben; man kann als Zuschauer kaum der Logik folgen, und ich bin sicher, dass es die Macher des Films selbst nicht mehr taten. Morgan Freeman als intellektueller Professor überzeugt ebenso wie der französische Kommissar – aber dann überzeugen sowieso nur noch die Bilder.

»Lucy« ist ein Film, der die Meinungen spaltet. Man sollte ihn gesehen haben, allerdings im Kino, weil dort die Bilder wirken und man nicht zu sehr auf die Handlung achtet ...

02 September 2014

Die Ramonesierung der Gesellschaft

Mitten im Marktgetümmel sah ich die auffällig geschminkte Dame vor mir. Sie war um die 25 Jahre alt und trug eine unförmige Handtasche in Rot-Orange, auf der das riesige »Ramones«-Logo prangt. Die alte Punkrock-Band also, die ich 1977 zum ersten Mal gehört und deren Poster ich mir 1978 aus der »Bravo« genommen und in meinem Zimmer an die Wand gepinnt habe, als reines Accessoire auf einer großen Handtasche ... ich war beeindruckt.

An diesem Tag geschah mir das mehrfach. Auf dem Flohmarkt, quasi gleich um die Ecke, sah ich einen Mann mit grauen Haaren, der ein verwaschenes »Ramones«-T-Shirt trug. Bei diesem war ich weniger überrascht: Wenn er die Band in den späten 70er-Jahren schon gut fand, passte das zu grauen Haaren und dem verwaschenen Charme des Kleidungsstückes.

Aber seit ich darauf achte, wo ich den »Ramones«-Schriftzug sehe, fällt mir auf, wie oft er irgendwo abgebildet und verwendet ist. Das Logo wird offensichtlich als Kult-Gegenstand geschätzt, der weit über die Grenzen der Punkrock- oder auch nur der Rock'n'Roll-Szene hinausgeht. Nicht jeder, der den Schriftzug spazieren trägt, hat wahrscheinlich eine Ahnung von der Musik und der Szene, die sich damit einmal verbunden hat.

Vielleicht ist das so, wenn »Gegenkultur« oder »Jugendkultur« immer mehr in die Jahre kommen. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass die Musiker der Band nacheinander das Zeitliche gesegnet haben. Vielleicht ist das »Ramones«-Logo ebenso wie die ausgestreckte Zunge der Rolling Stones einfach ein Symbol, das man trägt, weil es cool oder schick ist.

Vielleicht sollte ich mir über solche Dinge einfach gar keine Gedanken machen. Und mich lieber auf Raumfahrer und andere erfundene Dinge konzentrieren ...

01 September 2014

Zu Gast bei der Queen

Weil wir wieder einmal die wunderbare Therme in Erding besuchen wollten, quartierten wir uns in einem Hotel in der eher Stadt Erding ein. Erding ist ein eher gesichtsloser Ort, der im wesentlichen aus zwei, drei Straßen in der Innenstadt besteht, die ganz reizvoll sind, umgeben von vielen Wohnvierteln, die so auch in zahlreichen anderen Städten stehen könnten. Uns reizte aber die Therme, die wir schon kannten, und so wählten wir ein Hotel, das uns von der Beschreibung und von den Preisen her ansprach.

Wie nahmen das Hotel Henry, das sich in Fußnähe zur Innenstadt und in höchstens drei Kilometern Entfernung zur Therme befindet. Das Hotel ist nett eingerichtet – witzig fand ich, dass jedes Zimmer einem bestimmten Thema gewidmet ist.

Unser großzügiger Raum nannte sich  »Windsor«, und er richtete sich nach dem englischen Königshaus. Dazu zählte ein Bild der Königin, das an der Wand hing, ebenso wie ein Bettbezug mit Fuchsjagd-Motiven und einer sehr klassischen Ausstattung. Das war nicht besonders modern, dafür aber bequem und sauber.

Leider schafften wir es nicht, im Hotel zu Abend zu essen, auch wenn die Speisekarte gut aussah; dafür nahmen wir zweimal das Frühstück und waren jedes Mal sehr zufrieden: reichhaltig und preiswert. Das und der freundliche Service hinterließen bei uns einen richtig guten Eindruck.

Wenn es uns mal wieder nach Erding verschlägt – und die Therme sowie das nahe gelegene München sind an verregneten Wochen oftmals eine Alternative –, werden wir da gerne wieder vorbeischauen. Vielleicht wählen wir dann ein etwas exotischeres Zimmer ...