24 Oktober 2010

Auf der Insel Sainte Marguerite

Erinnerungen an die Südfrankreich-Tour im Juni 2010

Es war der letzte »komplette« Tag unseres Aufenthalts in Cannes und Umgebung, und wir beschlossen, uns endlich die Inseln südlich der Stadt anzuschauen. Zumindest eine der Lerins, wie die Inseln heißen, und zwar genau diejenige, die wir an jedem Morgen sahen, wenn wir aus unserer winzigen Wohnung herauskamen und die fünfzig Meter zum Strand zurücklegten.

Mit der Fähre ging es hinüber nach Sainte Marguerite, der größten der Lerins-Inseln. Sie ist einen auf drei Kilometer groß und sieht aus wie ein sehr spitz zulaufendes Ei, das auf der Seite liegt – wer sich das jetzt nicht vorstellen kann, möge die Beschreibung ignorieren.

Es gibt ein altes Fort, direkt daneben gibt es Restaurants und andere Möglichkeiten, sich den Wanst vollzuschlagen. Das ließen wir sein, stattdessen begannen wir mit einer Wanderung. Wir spazierten einmal rings um die Insel, was eine Strecke von vielleicht acht Kilometern entsprach, gingen dabei aber vor allem über die Steine am Strand oder fotografierten uns gegenseitig bei irgendwelchem Unfug.

Es tat richtig gut, nach den Tagen in der Stadt die frische Luft des Mittelmeers zu erspüren. Der Duft, der von den Bäumen des dichten Inselwaldes aufstieg, die schmalen Hohlwege, die aussahen, als schriebe man das 18. Jahrhundert und gleich kämen irgendwelche Musketiere um die Ecke, die warme Luft und die strahlende Sonne am Himmel – es war ein wunderbarer Spaziergang.

Einigermaßen erschöpft hüpften wir selbstverständlich später ins Wasser, um die frische Meeresbrandung zu genießen. Und fast hätten wir die letzte Fähre zum Festland verpasst, weil wir natürlich nicht schlau genug gewesen waren, eine Uhr einzupacken. Aber es ging alles gut – und seither habe ich Insel Sainte Marguerite als schönes Domizil im Hinterkopf.

23 Oktober 2010

M2 sind definitiv originell

Für die italienische Band M2 fehlen mir ein wenig die Begrifflichkeiten. Das Info und die bisherigen Besprechungen werfen mit Wörtern wie Post-Rock um sich oder versuchen den Sound der zweiköpfigen Gruppe als Mixtur aus Alternative-Rock und Drums & Bass zu bezeichnen. Das stimmt wohl alles so, wird der Band aber kaum gerecht.

Was die Band nämlich wirklich auszeichnet, ist die Stille, die in manchen Stücken mitschwingt, das Einflechten von Alltagsgeräuschen ebenfalls oder Gesprächsfetzen in deutscher, englischer, italienischer oder niederländischer Sprache, mit denen eine eigene Geschichte erzählt wird. Manche Stücke sind monoton, erzeugen damit aber eine Dymanik, die mir sehr gut gefallen hat; langweilig ist das nicht, vom Punkrock aber – was ich immer noch am liebsten höre – meilenweit entfernt.

Im Frühjahr 2010 kam die Platte »global pigeon« raus, die mir als schöne CD-Box vorliegt. Die recht langen Stücke sind in französisch, italienisch, holländisch, englisch und deutsch, teilweise mit einem sehr charmanten Akzent. Sehr schräg, sehr schön.

Die Platte ist nicht eingängig, sie ist originell, und sie langweilt mich nicht. Ich bin mir sicher, dass ich sie nicht zum letzten Mal angehört habe. Starkes Ding, echt!

22 Oktober 2010

Pfadfinder als Zweitberuf

Im Zug nach München: Vor mir sitzt eine alte Frau mit kurzen grauen Haaren, ich schätze sie knapp an die 80 Jahre. Zu allem Überfluss ist sie auch noch gehbehindert und benötigt einen Stock, um durch das Großraumabteil zu humpeln.

Sorgt schaue ich ihr nach, als sie bei einem Halt aufsteht und in Richtung Toilette geht. Eine ebenfalls grauhaarige Frau, vielleicht um die 70 Jahre alt und deutlich rüstiger, sieht meinen Blick und lächelt mich an. »Ich pass' auf, dass ihr nichts passiert.«

In der Tat hilft sie später der gehbehinderten Frau zurück an den Platz. Beruhigend winkt sie ab, als ich aufstehen will. Klappt schon, soll das wohl heißen.

In München hole ich das Gepäck der beiden Frauen, das im Stauraum untergebracht ist, herunter und trage es hinaus. »Das ist aber mal ein netter junger Mann«, sagt die alte Dame hinter mir leise.

Ich bin beglückt. »Junger Mann« ... es kann so einfach sein, sich wieder jung zu fühlen. (Nach einer Lesung in einem Jugendhaus komme ich mir ja meist wie ein Rentner vor.) Ich komme mir vor wie ein Pfadfinder.

21 Oktober 2010

In kühler Luft gelesen

Knapp zwanzig Leute waren es wohl, die sich im Veranstaltungsraum des Art Canrobert einfanden, um meiner Lesung am Mittwoch abend, 20. Oktober 2010, zu lauschen. Der Saal war halbdunkel, so dass ich die Zuhörer kaum sah, und aus dem Treppenhaus zog kalte Luft hoch - alles in allem eine seltsame Situation für mich.

Die Zuhörer hielten dennoch durch. In den knapp eineinhalb Stunden las ich aus den "Peter Pank"-Büchern, gab eine unveröffentlichte Geschichte zum Besten und brachte zum Schluss noch einen Text aus dem Afrika-Buch. Danach gab's in kleiner Runde noch die Fragen, die sich in der großen Runde vorher wohl niemand traute, und ich plauderte ein wenig.

Schöne Veranstaltung mit einem kritischen Punkt: Es gab kein ordentliches Bier. Also war es wohl meine erste Lesung, bei der ich selbst mangels Alternative zwei Flaschen mit Fritz-Cola trank.

20 Oktober 2010

Verheizte Cops

Ganz verblüffende Neuigkeiten liest man in diesen Tagen zwischen allem Integrations- und Ichmagschweinefleischaberkeinekopftücher-Unsinn in den Zeitungen. Polizisten erzählen allen Ernstes in der Öffentlichkeit, dass sie bei Demonstrationen »verheizt« würden und ganz schön verunsichert seien durch all das.

Noch besser: Nach Angaben von Polizisten, die man unter anderem im »Hamburger Abendblatt« nachlesen kann, gibt es »verdeckt agierende Beamte, die als taktische Provokateure, als vermummte Steinewerfer fungieren, unter die Demonstranten schleusen«. Da bin ich ja völlig baff.

Das hätte ich ja nie vermutet. Die Polizei steht nicht immer auf der Seite von Recht und Ordnung? Die Beamten machen manchmal Dinge, die sie nicht dürfen oder zu denen sie von Politikern aufgehetzt werden?

Ohne Schmarrn und ohne Ironie: Wer auf mehr als einer Demonstration war, hat genügend Polizeieinsätze miterlebt, wo klar war, von welcher Seite die Aggression ausging. Die mediale Aufregung verblüfft mich an dieser Stelle, nicht die Aussagen der Polizisten.

Das war doch immer so, zumindest in den Jahren, seit ich auf Demonstrationen auftauche. (Gab ja auch schon genügend Berichte, in denen stand, wie Zivilpolizisten »versehentlich« von ihren uniformierten Kollegen zusammengeschlagen worden sind.) Für manchen Uniformierten scheint eine Eskalation immer mal wieder eine schicke Gelegenheit zu sein, mal so richtig »die Sau rauszulassen«.

Ich wundere mich wieder mal nur über die Aufregung in manchen Medien und das gleichzeitige Beschwichtigungsgedröhne. Sogar wer die Polizei nur aus »Tatort« und »Alarm für Cobra 11« kennt, weiß, dass manche Beamte gelegentlich über die Stränge schlagen. Na also ...

19 Oktober 2010

Eigentlich überzeugendes Fanzine


Eigentlich könnten die »Andromeda Nachrichten« (abgekürzt wird das Ding seit vielen Jahren mit AN) ein richtig tolles Science-Fiction-Fanzine sein; die vorliegende Ausgabe 231 beweist das sehr schön. Das offizielle Fanzine des Science Fiction Clubs Deutschlands (SFCD) sieht wieder mal klasse aus, was ein Verdienst des Redakteurs Michael Haitel ist: A4-Format, 160 Seiten, teilweise farbiger Druck, professionell wirkende Optik.

Inhaltlich geht es quer durch den Gemüsegarten, was unter anderem daher kommt, dass das Fanzine zugleich als Programmheft für den BuchmesseCon diente. Kein Wunder, dass man viel über das Programm der Veranstaltung erfährt - finde ich aber gut, weil es sich da um interessante Themen handelt. So gibt es ein Interview mit dem sympathischen Bestsellerautor Markus Heitz samt ausführlicher Vorstellung seines aktuellen Romans.

Kritisch formuliert und amüsant zu lesen sind die Con-Besprechungen, wobei der Autor der Texte mit einer ganz schönen Arroganz ans Thema herangeht. Das finde ich aber durchaus erfrischend - endlich mal einer, der nicht alles aus Prinzip gut findet.

Nervig wie immer der PERRY RHODAN-Teil, bei dem ich stets froh bin, wenn ich ihn überblättern kann, ohne mich zu sehr über den Unsinn zu ärgern. Besser sind dagegen die fundierten und ausführlichen Buchbesprechungen - sehr gut!

Die »Andromeda Nachrichten« sind mit ihrer Nummer 231 wiederum ein eigentlich empfehlenswertes Heft. Warum nur »eigentlich«? Weil nach wie vor der SFCD als Herausgeber fungiert und man dort offensichtlich nicht einmal kapiert, welches Schmuckstück das komplett aufgehübschte und neu präsentierte Fanzine eigentlich ist.

18 Oktober 2010

Düster-Wave im Punkrock-Schuppen

»Wenn ich in die ›Alte Hackerei‹ gehe, möchte ich angeschrien werden«, brachte es ein Besucher auf den Punkt. »Und dann will ich idealerweise zurückschreien können.« Beides ging am Freitag abend, 15. Oktober 2010, nicht gerade besonders gut: Die Band Diego aus Karlsruhe spielte auf, und deren Sound passt nicht gerade ideal zum ansonsten von Punkrock und Hardcore geprägten Stilmix der »Alten Hackerei«.

Die Band spielt im weitesten Sinne IndieRock, meinetwegen auch Wave, und das macht sie gut. Die Stücke sind teilweise sehr getragen, werden dann aber zwischendurch von einem wummernden Bass geprägt. Im besten Fall erinnerten mich viele Stücke tatsächlich an die späten 70er Jahre, meinetwegen auch an die frühen 80er Jahre, als der düstere Wave-Sound der Briten hierzulande auf offene Ohren stieß.

Ein lustiges Konzert war das nicht, nein, eher eines für die getragenen Töne. (Seltsames Publikum hatte sich zudem eingefunden, stilistisch in die Ecke »überalterte Ex-Studenten« einzustufen.) Ich fand's gut, wenngleich nicht berauschend und selbstverständlich nicht zum Hüpfen anregend.

Für Hüpfmusik sorgen die DJs hinterher - da gab's zwar auch volle Kanne 70er Jahre, aber dann doch in einer exotischen Mischung aus Nick Straker Band und allerlei Punkrock-Klassikern. Wie immer also in der »Alten Hackerei« ...

15 Oktober 2010

Ich lese in Rastatt


Seit wievielen Jahren ich nun in Rastatt arbeite, weiß ich schon gar nicht mehr genau - gelegentlich versuche ich das auch zu verdrängen. Tatsache ist, dass die Stadt von grauenvoller Langeweile ist und ich froh bin, dort nicht wohnen zu müssen.

Es gibt aber eine Ausnahme, und das ist das autonome Jugendhaus Art Canrobert, das ich im Lauf der Zeit immer mal wieder besucht habe. Dort findet am Mittwoch, 20. Oktober 2010, eine Lesung mit mir statt.

Der Eintritt ist frei, und was ich genau vorlesen werde, hängt vom Publikum ab. Kennen die schon alles, wollen die Wiederholungen? Hin wie her: Zur Dokumentation zeige ich hier den Flyer.

14 Oktober 2010

Ich besuchte das Schreibcamp

Die beiden Autoren Frank Borsch und Michael Marcus Thurner – beide arbeiten unter anderem für PERRY RHODAN und sind mir seit vielen Jahren persönlich bekannt – veranstalten ausgerechnet in der Woche nach der Frankfurter Buchmesse 2010 ihr sogenanntes Schreibcamp. Eine tolle Idee, wie ich finde: Autoren sitzen eine Woche lang unter erschwerten Bedingungen in einem Schwarzwalddorf zusammen und schmeißen ihre kreativen Ideen auf einen Haufen.

Dazu lädt man sich Gäste ein. Auch das finde ich gut. Nur habe ich im voraus nicht so recht kalkuliert, dass ich in der Woche nach der Buchmesse völlig im Terminchaos versacken werde – und trotzdem habe ich zugesagt. Also verlasse ich am Mittwoch, 13. Oktober 2010, in völliger Hektik mein Büro, springe ins Auto und fahre gen Süden.

Die Autobahn zwischen Karlsruhe und Freiburg besteht zur Hälfte aus Baustellen, in denen man nur 60 oder 80 Stundenkilometer fahren kann. Immerhin habe ich keinen Stau, dennoch dauert alles ewig. Und in der Freiburger Innenstadt kann ich mir im Schritttempo allerlei Gebäude und Buschreihen anschauen. Auch schick.

Dabei vergesse ich glatt, meinen Tank nachzufüllen. Buchstäblich mit dem letzten Tropfen – die Tankanzeige war bereits im Minus – erreiche ich eine Tankstelle und befülle meinen Wagen. Dann rolle ich mit einer gut einstündigen Verspätung im Hotel in Hinterzarten ein, romantisch an einem Schwarzwaldhang gelegen und nur fünf Meter vom Waldrand entfernt.

Mich erwarten ein Dutzend Personen und viele erwartungsvolle Blicke. Ich hielt eine Art Referat, in dem ich darstellte, wie ein Redakteur im Verlag arbeitet, dann gab es auch schon ein leckeres Abendessen, bei dem wir über alles mögliche diskutierten. Nach dem Essen gingen die Fragen und Antworten weiter – ich sagte so viel, wie ich nur konnte, zu den jeweiligen Themen und hoffe, dass es sein Seminarteilnehmern gefallen hat.

Die Rückfahrt zog sich wieder in die Länge, verlief aber flotter als die Fahrt in den Schwarzwald. Kurz vor Mitternacht war ich daheim – war ein schöner Ausflug.

13 Oktober 2010

Ausbeuterische Gelbköppe

Noch ein Youtube-Filmchen - von dem ich hoffe, dass es noch eine Weile zu sehen ist. Banksy ist so ein Streetart-Künstler, und er hat für die »Simpsons« einen neuen Zeichentrick-Vorspann entwickelt. Dabei nimmt er satirisch-derb die Produktionsbedingungen aufs Korn, die letztlich auch bei einem »Simpsons«-Film angewandt werden.

Zwischenzeitlich war das Filmchen wohl nicht mehr bei Youtube zu sehen, weil Twentieth Century Fox es wegen Urheberrechtsansprüchen sperren ließ - ich finde es absolut sehenswert. Satire, bei der einem das Grinsen vergeht.

Impro-Show

Das kann man albern finden, wie manche Leute ja auch Flashmobs blöd finden - gleichzeitig ist es aber auch cool: Hunderte, nein, Tausende von Leuten folgen den Anweisungen eines Menschen über eine MP3-Datei, die sie sich auf ihren iPod heruntergeladen haben.

Im Einkaufszentrum, auf dem Gehsteig und in einem Park, wo es den Höhepunkt mit zahlreichen Rollen Klopapier gibt. Das hat echt was - kann man sich bei Youtube angucken.

Erschütternd und peinlich

In den 70er Jahren machte die Band Franz K sogenannten Deutsch-Rock, gerne auch mit Adjektiven wie »authentisch« versehen. Vielleicht hätte man die Mitglieder der Band dazu ermuntern sollen, sich auf den Lorbeeren der 70er Jahre auszuruhen – wenn ich mir ihre Single »Wir wollen Bonn« anhöre, weiß ich nicht, ob ich hysterisch lachen oder besinnungslos weinen soll.

Dabei ist die Musik der alten Herren, die sich durch einen ehemaligen Extrabreit-Mitspieler verstärkt haben, gar nicht mal so schrecklich: Es ist halt Hardrock, wie man ihn vor allem in den 80er Jahren gern gespielt hat, irgendein Querschnitt aus Boston und Styx, aus Wolf Maahn und Bap – alles in allem kreuzlangweilig gespielt und garantiert ohne jegliche Überraschung. Das muss nicht schlimm sein, schließlich höre ich ja auch gern Punkrock, und bei dem gibt's seit 1981 nicht mehr viel neues zu vermelden.

Blöd sind allerdings die Texte. Auf der CD-Single phantasiert die Band vor sich hin: »Wenn ich Bundeskanzler wäre, das wäre toll ...« Denn: »Wir wollen Bonn wieder als Hauptstadt / es war so schön am Rhein / da war alles in Ordnung ...« und so weiter.
Wahrscheinlich ist das kein rückwärtsgewandter Mist, sondern ernst gemeinte Ironie. Aber als solche funktioniert es nicht, vor allem angesichts weiterer Schunkelreime: »Berlin ist außer Rand und Band / irgendwas läuft hier verkehrt in unserem bundesdeutschen Land«, meint die Band, und so richtig klar ist mir nicht, was die meinen.

Wünscht man sich ironisch oder ernsthaft die 80er Jahre mit Helmut Kohl am Rhein zurück? Findet man »Kopftuchmädchen« in Berlin schrecklich, oder mag man die hektische neue Zeit einfach nicht? Oder ist das einfach nur der Versuch, angepeilte Zielgruppe der Männer über 45 in ihren Ängsten abzuholen, wie das auch Sarrazin und andere bürgerliche Angstprediger machen?

Keine Ahnung. Die Platte taugt meiner Ansicht nach eher als Satire. Aber ...

... es passt ins Bild, dass die Platte auf einem Sony-Unterlabel erschienen ist. Der Industrie fällt nichts neues mehr ein, und wahrscheinlich glaubt man, dass die einzigen, die so was kaufen werden, eben die alten Fans sind. Die sind in den Überlegungen der Musikindustrie womöglich die einzigen, die noch regulär Geld für eine CD ausgeben und sich keine einzelnen Stücke downloaden. Bei dieser Platte ist der Kauf einer CD allerdings auf jeden Fall verschwendet ...

12 Oktober 2010

Argentinien im Blick

Der Grund, warum ich einen Beitrag für den aktuellen FANDOM OBSERVER geschrieben habe, war ja - ich gebe es zu -, weil ich den »Wahrheits-Preis« der »taz« gewinnen wollte. Das hat im letzten Jahr mit PERRY RHODAN gut geklappt, und dieses Jahr wollte ich zumindest zum Wettbewerb antreten.

Leider klappte es nicht, wie mittlerweile bekannt ist. Unverschämterweise hat das piefige Provinzblatt »Die Zeit« gewonnen ... ernsthaft: Soweit ich das erfahren habe, ist der Gewinn auch absolut verdient, also gibt's keinerlei Widerspruch.

Im FANDOM OBSERVER 256, der Oktober-Ausgabe also, ist mein drei Seiten umfassender Artikel »Zwischen Gauchos und Tangos« erschienen. Darin fasse ich die relevanten SF- und Phantastik-Autoren aus Argentinien zusammen.

Das passt gut zur Frankfurter Buchmesse, wo das südamerikanische Land ja den Status eines Gastlandes hatte. Ob die FO-Leser damit etwas anfangen konnten, weiß ich allerdings nicht.

11 Oktober 2010

Toonfish mit dem ersten Sex-Werk


In den letzten zwei Jahren hat sich der Splitter-Verlag einen sehr guten Ruf für seine hervorragend gestalteten Comic-Alben erarbeitet. Mit Toonfish ergänzt der Verlag sein Programm jetzt durch eine Reihe, die witzige Comics anbietet – und mit »Happy Sex« vom französischen Zeichner Zep liegt der erste Band vor.

Es geht, wie der Titel schon andeutet, um Sex. Um durchaus heftigen Sex. Von vorne von hinten, mit der Zunge oder mit dem Finger, es gibt zudem allerlei Spielzeug zu bewundern. Wer das als »pornografisch« bezeichnen mag, hat sicher recht, und sicherheitshalber klebt das Label »ab 18 Jahre« auf dem 64 Seiten starken Buch drauf.

Schlimm sind die Comics aber nicht: Es handelt sich um Funny-Comics, die eine superflotte und auch sehr witzige Lektüre garantieren. Gewissermaßen eine ideale Lektüre für die Toilette oder für andere Gelegenheiten, wo man gern eine »kurze« Abwechslung mag; in der Bahn würde ich das Buch nicht unbedingt lesen.

Unterhaltsam ist das Ding, es macht Spaß, und ich finde es klasse. Ein guter Start in die Toonfish-Zeit – ich bin gespannt, wie es weitergeht.

Ärger auf dem Dorf

Die aktuelle Ausgabe des OX-Fanzines trägt die Nummer 92 und ein fettes Cover mit Bad Religion. Ich hoffe, dass sich das auch im freien Handel positiv bemerkbar macht - die Band ist ja immer noch populär genug.

Enthalten ist die aktuelle Fortsetzung von »Und: Hardcore!«, dem dritten Roman um meinen Lieblingshelden Peter Pank. Es ist die Fortsetzung Nummer 28, und diesmal geht's um den Ärger, den Peter und sein Kumpel Jörg mit den örtlichen Nazis und auch der Polizei haben. Dabei sind die beiden an dem ganzen Schlamassel nicht schuldlos ... sie hätten ja nur mal die Klappe halten müssen.

Tatsächlich macht es mir immer noch Spaß, die jeweils aktuellen Folgen über meinen Lieblingshelden zu schreiben, wenngleich sich das vielleicht so langsam totlaufen könnte. Vor allem dauert es ja wohl ewig, wenn ich in dem Tempo an der Story weitermache - solange mich die Leser und die Redaktion nicht rauskegeln, versteht sich ...

10 Oktober 2010

Flott auf der Wiese

Am heutigen Sonntag schien die Sonne, ein unglaubliches Gefühl - in den letzten Tagen hatte sie das zwar auch getan, in den Buchmessehallen hatte ich davon aber nicht so viel mitbekommen. Also holte ich mir seit langem mal wieder das Rad aus dem Keller, setzte mich drauf und strampelte los.

Zu einer großen Tour wurde es nicht, dafür bin ich im Jahr 2010 einfach zu wenig trainiert. Aber es war einfach mal wieder sehr schön: Die Luft über den Wiesen war warm, in Wald war es gleich eiskalt, aber es tat gut, sich in der frischen Luft zu bewegen.

Kein Kunstlicht, keine Stimmengewirr, sondern fast völlige Stille. Ich genoss die eine Stunde auf dem Rad. Schade, dass es dazu zu wenig kommt.

09 Oktober 2010

Mangaeske Anwandlungen

Wenn sich der vierte Messetag seinem Ende zuneigt, werde ich doch langsam schlapp; ich versuche mir nichts anzumerken lassen und spotte über Leute, die öffentlich unter der Temperatur und der schlechten Luft leiden. Ich behaupte dann immer, es seien alle Weicheier, und die sollten dann doch lieber daheim bleiben. Gehässigkeit schafft nicht unbedingt Freude, macht aber an einem solchen Messetag gleich doppelt Spaß.

Der heutige Tag war theoretisch nicht so schlimm, aber praktisch viel blöder. Ich pendelte gelegentlich in andere Messehallen, die sich als nicht so sehr überlaufen erwiesen wie diejenige, in der ich mich die meiste Zeit aufhalten musste, und kam ansonsten immer nur schwer über die überfüllten Gänge hinweg. Termine wurden zwischendurch erledigt - so ist das eben auf der Messe ...

Und dann fluten überall die Manga-Kids an einem vorbei. Ich finde die ja teilweise sehr seltsam, aber ich gehe davon aus, dass die den seltsamen älteren Mann mit Anzug an seinem Laptop auch schräg finden.

Hotel-Randale

Nachts um halb drei Uhr, zurück von der Party: Uns alle überfällt spontaner Bierdurst. Ich würde sagen, dass er bei mir am schlimmsten ist, weil ich der Fahrer war und nüchtern bleiben musste. Da wäre ein Bier vor dem Einschlafen noch mal so richtig nett.

Die Bar hat seit Stunden zu, der Rezeptionist ist völlig überfordert, aber es gibt einen Automaten im Keller. Vier Verlagsangestellte und ein Autor versuchen, an Bier und Wein zu kommen. Das ist alles unverschämt teuer, und es gibt kein vernünftiges Bier, aber um diese Zeit würde ich sogar Öttinger-Plörre trinken.

Es reicht für drei Flaschen Bier, dann zerschellt eine Bierflasche auf einer Weinflasche, und der Automat streikt. Das Ende vom Lied war, dass wir in der ungemütlichen Sitzecke des Hotels saßen, der Fernseher zeigte eine Koch-Show, und wir tranken die wenigen Flaschen Bier ordentlich aufgeteilt mit kleinen Saftgläsern.

Dass die Gespräche wenig hochgeistig waren, überrascht wohl keinen, und gegen halb vier purzelte ich erfolgreich ins Bett. Eine Party ist ja klasse, ohne Absacker bleibt ein Gefühl von Leere.

08 Oktober 2010

Neurotisch auf der Messe

Der heutige Tage auf der Frankfurter Buchmesse erbrachte für mich die ersten Ausfälle. Kein Schmarrn: Ich war von 10 Uhr morgens bis 16 Uhr mittags am eigenen Messestand, außer einigen Gängen zur Toilette, die keine zwei Dutzend Meter entfernt lag. Ich sah nichts außer meiner Arbeit, meinen Gesprächspartnern und vorbeigehenden Passanten.

Irgendwann kam eine Kollegin zu mir, die vor der Tür geraucht hatte. "Draußen ist voll schönes Wetter", berichtete sie. "Da scheint sogar die Sonne."

Ich schaute mich um, blickte zum tausendsten Mal ins Kunstlicht, atmete tief die schlechte Luft ein und blickte auf die Plätzchen, von denen ich mich den ganzen Tag über ernährte. Sonne und frische Luft, schönes Wetter und freie Horizonte ... das alles konnte ich mir in dem Augenblick nicht mehr vorstellen.

Die sogenannte Gutenberg-Galaxis war zusammengeschrumpft auf 18 Quadratmeter. Das war der Moment, wo ich dachte, ich müsste schreiend loslaufen.

07 Oktober 2010

Miese Verpflegung

Der Versuch, auf dem Gelände der Frankfurter Buchmesse ein vernünftiges Mittagessen zu erhalten, scheiterte kläglich. Das schicke Messe-Restaurant war zu zwei Dritteln leer, die Tische waren aber alle besetzt.

"Ich habe keinen Platz für Sie", sagte die nette Dame, "es ist alles ab zwölf Uhr besetzt."

Ich guckte auf meine Uhr. "Es ist doch schon zehn nach zwölf, und die Tische sind immer noch leer."

Sie zuckte bedauernd mit den Achseln. "Das ist sehr schade, aber die Gäste kommen sicher gleich."

Es endete bei Bionade und belegten Brötchen im sogenannten Gourmet Café; zumindest war das essbar, und ich fühlte mich halbwegs gesättigt. Den Rest des Tages gab es mehr oder weniger trockenes Gebäck aus der Packung.

06 Oktober 2010

Krawattentag der erste

Frankfurter Buchmesse 2010, und ich komme mir vor wie in einer Folge von "Täglich grüßt das Murmeltier". Viel bekannte Gesichter, viele Fragen, die letzten Terminvorschläge - und dazwischen komme ich mir mit Anzug und Krawatte wie immer seltsam vor.

Immerhin gibt's nette Begegnungen, unter anderem mit Menschen, die früher in besetzten Häusern gewohnt haben und heute ihr Geld als mehr oder weniger seriöse Grafiker verdienen. Oder mit Verlagskollegen, die mir unaufgefordert eine Neuerscheinung bringen und dazu sagen, "das solltest du lesen".

Am Samstag abend werde ich nicht nehr so guter Dinge sein. Für den ersten Tag ist der Start auf jeden Fall schon mal gelungen, nicht zuletzt deshalb, weil am frühen Morgen The Adored und danach Turbostaat im Auto zu hören waren.

05 Oktober 2010

Mal mit etwas Abstand

Nachdem die erste Welle der Wut und Empörung abgeflaut ist, die sich wegen der Polizei-Eskalation in Stuttgart aufgebaut hat, und nachdem sich auch die Polizei zu den Vorwürfen geäußert hat, das sei doch alles ganz harmlos gewesen, komme ich um die Ecke: Ja, das war ganz harmlos. Wenn man sich diese Videos anschaut, die da in Stuttgart gedreht wurden, sieht man Polizisten, die sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten geradezu normal benehmen.

Wer in den 80er und 90er Jahren und auch danach auf Demonstrationen war, weiß, wie die Polizei sich sonst gern aufführt. Ich habe nicht nur einmal gesehen, wie Polizisten zu zweit oder zu dritt Jugendliche zusammengeknüppelt haben, wie bis an die Zähne bewaffnete Polizisten mit Pflastersteinen warfen, wie Polizisten ihren »Gegnern« ins Gesicht, in den Unterleib und sonstwohin schlugen. Und ich habe nicht nur einmal einen Polizeiknüppel abgekriegt, bloß weil ich von meinem Grundrecht Gebrauch gemacht habe.

Der einzelne Polizist ist im Normalfall ein normaler Mensch, der – so nehme ich an – seine Ruhe will und einfach keine Lust hat, sich auf Demonstrationen beleidigen zu lassen oder bei Fußballspielen den Prellbock zu spielen. Wenn's dann mal kracht, entlädt sich bei einem solchen Menschen auch mal der Frust. Kann ich ja glatt verstehen.

Wenn man die Prügelorgien im Hinterkopf hat, die man im Verlauf der Jahre mitbekommen hat, ist man irritiert, welches Echo die harmlose Demonstration und die vergleichsweise harmlose Prügelei in Stuttgart erhalten hat. Die Antwort ist klar: In Stuttgart hat die Polizei den Fehler begangen, die eigentlichen Wähler der Regierungspartei zu verprügeln oder zumindest die Kinder dieser Wähler.

Das waren alles keine »Berufsdemonstranten«, um den beliebten Diffamierungsvorwurf aufzugreifen, sondern CDU- und FDP- und Grünen- und SPD-Bürger plus ihre Kinderles. Die darf man nicht verprügeln.

Wären's die üblichen Langhaarigen und Punks gewesen, hätte es keinen Menschen irritiert. Die Medien wären wahrscheinlich voll mit Zustimmung. (Wie 1994 und 1995 bei den Chaostagen, wo ein geifernder Medien-Mob aus einem harmlosen Punk-Treffen eine tagelange Straßenschlacht machten. Aber das ist ein anderes Thema.)

Also alles mal zurück auf Null. Und tief Luft holen. War alles halb so schlimm ...

04 Oktober 2010

Spermbirds sind immer noch Gott!

Ich weiß nicht, wie oft ich in meinem ENPUNKT-Fanzine über die Spermbirds geschrieben habe. Die Band aus Kaiserslautern, die mich schon in den 80er Jahren begeisterte und deren Mitglieder längst in alle möglichen Städte zerstreut sind, ist immer noch klasse. Das gelegt ganz hervorragend die aktuelle Platte »A Columbus Feeling«, auf der sich 13 sensationall gute Stücke befinden.

Die Band ist erwachsen geworden, und Gassenhauser wie »My God's A Skateboard« wird man vergeblich suchen. Stücke wie »Choose Not To Look« oder »Meet Me In The Middle« sind aber großartige Hits, die ins Ohr und in die Beine gehen, wenngleich sie meilenweit vom rasanten Slamdance-Sound der früheren Jahre entfernt sind. Mit durchschnittlich drei Minuten sind die Songs auch ein wenig länger als in den 80er Jahren, was ihnen aber gut tut.

Was die Band konnte und immer noch kann, ist, sich zu modernisieren und mit der Zeit zu gehen, ohne sich an irgendwelche Moden anzupassen. Da stimmt immer noch jeder Akkord, da passt alles, und die Stimme von Lee Hollis knallt über die wuchtigen Gitarren drüber, so dass ich eigentlich automatisch zu pogen anfangen will.

Kein Scheiß: Für mich ist das die bisher beste Platte, die ich 2010 gehört habe. Saugut! Die alten Säcke zeigen noch mal, wie es geht. Und das mit einer Eleganz und Souveränität, bei der es mir die Sprache verschlägt.

Keine Einheitsfeier, dafür Punk

Ohne nationalistischen Unterton ging's in meiner Enpunkt-Radiosendung, die am Sonntag abend, 3. Oktober 2010, im Freien Radio Querfunk ausgestrahlt wurde, trotzdem um Deutschland. Allerdings verzichtete ich auf Einigungsgedöns, sondern spielte einfach einige Platten, die im Verlauf der letzten zwölf Monate erschienen sind.

Dabei waren wohl Turbostaat mit ihrem Emopunk die bekanntesten – die spielen demnächst sogar in Karlsruhe auf. Deutschsprachige Texte mit melodischem Gedöns machen ja auch Benzin aus Ulm, halt nicht so gut und nicht so bekannt.

Da stehe ich lieber auf kompakt-rotzigen Punkrock. Den brachten Tora Bora aus Freiburg, die Nazi-Dogs aus Aachen und Television Knockout aus Berlin. Das rotzte gut, das gefiel hoffentlich auch den Hörern.

Für die Hardcore-Fraktion dann noch das Gebolze von The Starts – Hardcore im Sinne der alten englischen Schule, versteht sich. Abschließend sogar noch ein bisschen Psychobilly-Punk-Gemixe, diesmal von einer Band, deren Unkorrektheit sich schon im Namen zeigt: Balls & Boobs aus München.

03 Oktober 2010

Amerikaner in Italien

Am Samstag abend hatte ich ein strammes Programm: Cocktails trinken, Kino gehen, Cocktails trinken. Kein Wunder, dass es mir den Sonntag über nicht optimal ging. Aber der Abend war trotzdem sehr cool.

Der Film war »The American«, der aktuelle Streifen von und mit George Clooney. Die Handlung ist rasch erzählt: Ein Berufskiller zieht sich in ein italienisches Dorf zurück, wartet dort auf neue Aufträge, bastelt an einem neuen Mordinstrument und wird von seiner eigenen Paranoia sowie ernsthaften Gegnern immer wieder bedroht.

Das ist toll fotografiert und zeitweise auch ganz schön spannend, streckenweise zieht es sich aber sehr. Entsprechend enttäuscht waren Teile des Publikums; ich fand es ganz gut, wie mit der Erwartungshaltung von uns Zuschauern gespielt wurde.

Man muss »The American« wirklich nicht gesehen haben, es ist auch kein Film, der unbedingt im Kino sein muss. Aber man unterhält sich gut und bekommt eine sauber erzählte, konsequente Geschichte serviert. Spezialeffekte sind zudem Fehlanzeige. Im Jahr 2010 ist das glatt lobend zu erwähnen ...

02 Oktober 2010

Schlaue Gespräche, guter Punk

Freitag abend, 1. Oktober 2010: Aus mir unbekannten Gründen veranstaltete die »Alte Hackerei« eine Art Underground-Festival, also alle möglichen Bands aus dem musikalichen Underground sollten auftreten. Ich gestehe, dass ich vor allem wegen den Bone Idles hinging und ein wenig enttäuscht war, als diese nicht auftraten. Wenn der Sänger krank ist, geht das wohl auch nicht ...

Also verschwatzte ich bei Bier buchstäblich Stunden, bekam von der einen Band nur mit, dass sie eine Mixtur aus Metal und schwerfälligem Hardcore spielte, sah, dass im »Substage« und in der Fleischmarkthalle jeweils Veranstaltungen waren, und fand gut, dass sich auf dem Gelände des Alten Schlachthofes buchstäblich Hunderte von Menschen tummelten.

Dann die Band IHW aus Karlsruhe, die es seit Jahren gibt, die ich aber noch nie gesehen habe. Drei Mann auf der Bühne, dazu Punkrock mit schwer amerikanisch-kalifornischem Einschlag, ohne MelodyCore zu sein, versteht sich, druckvoll gespielt, mit Melodie und Schmackes - gute Band, werde ich mir wohl merken.

Den kleinen Höhepunkt bildeten dann aber Post War Depression, ebenfalls aus Karlsruhe. Eine Frau und drei Mann auf der Bühne, eine Frau daneben, und die brüllte und tobte ins Mikrofon, dass es eine ware Freude war. Wuchtiger Anarcho-Punk mit fieser Kante, abwechslungsreich und schnell, musikalisch mit enormer Spielfreude serviert - mir gefiel das sehr gut, und es gab sogar einen kleinen Pogo-Mob.

Ein schöner Abend, bei dem ich brav und nüchtern blieb. So was wird mir wohl noch in zwanzig Jahren gefallen ...

01 Oktober 2010

Drei Stück Orange

Eigentlich sollte der Donnerstag, 30. September 2010, ein ruhiger Tag werden. Doch die aktuelle Tagespolitik sorgte dafür, dass meine Laune im Verlauf des Nachmittags immer mieser wurde: Das derbe Vorgehen der Polizisten im Stuttgarter Schlossgarten sowie die offensichtlichen Lügen der Politiker und Polizisten, die ich über die Medien und Twitter verfolgte ... es war alles nicht auszuhalten.

Ich überlegte mir, spontan nach Stuttgart zu fahren, um an der Demonstration teilzunehmen. »Keine gute Idee«, wurde mir beschieden. »Sonst fehlt dir hinterher auch ein Auge, oder sie stecken dich in den Knast.«

Also blieb ich in Karlsruhe. Nachdem ich das brillante »heute«-Interview mit dem baden-württembergischen Innenminister Heribert Rech gesehen hatte, musste ich doch auf die Straße – hinaus in den Nieselregen.

Der Kronenplatz in Karlsruhe glitzerte im Licht der Straßenlampen, aus den Fenstern des »Jubez« drang laute Musik. Doch zuerst mussten wir im »Kaiser-Grill« ein halbwegs vernünftiges und vor allem preislich herausragendes Abendessen zu uns nehmen.

So waren wir gestärkt, um in das »Jubez« zu gehen. Spät, aber immerhin. Die erste Band hatte verpasst, aber auf der Bühne standen noch Orange. Von denen bekamen wir die Zugabe mit, die letzten drei Stücke.

Das gefiel mir ziemlich gut. Zwar war mir die Gitarre ein bisschen zu »funkig«, aber damit war zu rechnen, dafür überzeugten der Basser und der Schlagzeuger; der Sänger konnte zudem gut singen. Ordentliche Rock-Musik also, kein Punk oder Hardcore, aber immerhin schmutzig gespielt und mit leichtem Grunge-Einfluss. Schön!