31 Mai 2012

Bei Tieren und in der Natur

Die Vorstellung, dass mein Roman »Vielen Dank Peter Pank« zum Bereich »Tiere & Natur« gehört, erheitert mich sehr. Doch bei Beam-E-Books, einem E-Book-Portal, ist das Buch genau dort einsortiert – warum auch immer.

Schön ist aber, dass es den Roman in elektronischer Form direkt bei Beam gibt. Das Portal ist eines der kleineren Anbieter, allerdings seit Jahren im Geschäft und bei den Kunden sehr geschätzt. Ich finde es gut, dass mein Roman bei Beam zu haben ist. Auch wenn es eher selten um Tiere und eigentlich überhaupt nicht um Natur geht ...

Übrigens ist auch der zweite Teil der »Peter Pank«-Trilogie in dieser seltsamen Rubrik gelistet: »Chaos en France«, in dem es immerhin Kakerlaken gibt, passt dann schon eher rein. Ansonsten ...

30 Mai 2012

Autor geworden

Wie schnell man zum Autor werden kann ... oder: wie schlecht sogenannte Journalisten recherchieren können. Aktuelles Beispiel: der renommierte Deutschlandfunk. Unter dem Titel »Billige Träume« ging es in einer Sendung zum die Geschichte der Heftromane in Deutschland. Auf der Internet-Seite des Radiosenders wurde darauf hingewiesen.

Man benutzte ein Foto, das ausgerechnet mich zeigt. Die Bildunterschrift darunter ist ein Beispiel für Journalismus, den man mir vor dreißig Jahren bei der »Südwest Presse« buchstäblich verboten hat: mal An- und Abführungszeichen, mal nicht - und vor allem ein kapitaler Fehler. Ich zitiere: Der "Perry Rhodan"-Autor Klaus Frick hält verschiedensprachige Ausgaben von Perry Rhodan-Heften in den Händen.

Seit wann bin ich denn Autor? Und: Seit wann muss man zur Illustration eines aktuellen Textes ein Bild verwenden, das von 1996 stammt, also mittlerweile 16 Jahre alt ist? Ich versteh's nicht und amüsiere mich über meine Autorenschaft.

29 Mai 2012

Demut am Wetterbach

Das Frühjahr ist eine wunderbare Jahreszeit. Nicht unbedingt für einen Allergiker wie mich. Dauernder Schnupfen und fieses Asthma halten mich vom Radfahren fern. Normalerweise. Doch in diesem Jahr scheint es mir besser zu gehen, weshalb ich am Pfingstmontag, 28. Mai 2012, kurzentschlossen zu einer kleinen Tour aufbrach.

Keuchend strampelte ich den Berg bei Wolfartsweier hoch, erreichte schwitzend und ächzend den Ortsrand von Grünwettersbach und entschloss mich spontan dazu, gleich noch über den Berg hinüber nach Hohenwettersbach zu strampeln. Immerhin bekam ich ausreichend Luft, das musste ich ausnutzen.

Der Berg erwies sich für mich als sehr steil, und ich keuchte noch mehr. Auf einmal überholte mich ein Radfahrer, einer von diesen Menschen in diesen schrecklich-bunten Radler-Spezialklamotten; er saß auf einem sehr schnittig aussehenden Rennrad und fuhr geradezu locker an mir vorüber.

Ich hatte nicht einmal genug Spucke, um mich zu ärgern. Ich versuchte mir schon einzureden, dass er ja ein richtig gutes Fahrrad hatte und nicht so ein Nullachtfuffzehn-Ding wie ich, und ... Da erkannte ich die entsetzliche Wahrheit: Der Mann war grauhaarig. Der Kerl war deutlich älter als ich.

Und da half dann auch keine noch so gute Ausrede mehr. Gedemütigt absolvierte ich den Rest meiner kleinen Radtour ...

27 Mai 2012

Lesung im kleinsten Saal

Zum ersten Mal seit vielen Jahren oder gar Jahrzehnten nutzte ich die Chance, auf einem Science-Fiction-Con beruflich zu sein, auch dazu, aus eigenen Texten vorzulesen. So am Samstag, 26. Mai 2012, in Köln, während des ColoniaCons im Jugendpark in Köln-Deutz.

Das kleine Problem: Parallel zu meiner Lesung hatte Kai Meyer, der Fantasy-Autor, seinen Vortrag im großen Saal, und es gab noch einen weiteren parallelen Programmpunkt. Ich richtete mich darauf ein, in dem kleinen Raum allein zu sitzen. Aber es wurde nicht gar so schlimm, wie ich gedacht hatte.

Schätzungsweise ein Dutzend Zuhörer/innen fand sich letztlich ein; mehr Leute fasste der kleine Raum sowieso nicht. Ich las eine allgemeine, leicht phantastische Geschichte, einen Science-Fiction-Text und tatsächlich auch eine Fantasy-Erzählung - bei der ich im Mittelteil ein wenig raffte, um die Zeit nicht komplett zu überziehen.

Den Zuhörern schien es gefallen zu haben, mir sowieso. Und so fühle ich mich gerüstet, künftig öfter einen Science-Fiction-Con ein wenig zweckzuentfremden ...

26 Mai 2012

Mal wieder Kölle

Ich weiß schon gar nicht mehr, wie oft ich den ColoniaCon in Köln besucht habe, und ich erinnere mich schon lange nicht mehr an die vielen Details der vielen Cons. Ich bringe die Daten durcheinander, wenn ich keine Anhaltspunkte in Form von veröffentlichten Con-Berichten habe, und so werden die vielen Cons in meinem Kopf zu einer Aneinanderreihung vieler separater Geschichten.

Ich erinnere mich an den Vorabend des Cons, an dem ich mit Carsten Rehbein und anderen in Köln-Deutz die Hinweisschilder aufhängte; damals sah die ganze Gegend zwischen dem Bahnhof in Köln-Deutz und dem Jugendpark komplett anders aus. Das müsste dann auch der Con gewesen sein, an dem ich mit Carsten Rehbein die Versteigerung bestritt.

Ich erinnere mich an den Con, zu dem ich mit Julchen und Doro fuhr; die Namen der beiden werden hier absichtlich mit den Spitznamen von damals geschrieben, weil es durchaus möglich ist, dass den beiden Frauen heute peinlich ist, was wir damals unternommen haben. Beide blieben letztlich in Köln hängen, mehr oder weniger ...

Ich erinnere mich an den Con, an dem Hermann Ritter die Veranstaltung HESSEN FÜR BERLIN ausrief. Günther Freunek bastelte Werbeplakate und dekorierte den Raum schön-festlich; ich sevierte Äppelwoi, und Hermann Ritter machte sich auf der Bühne eine Stunde lang über die Bemühungen lustig, einen offiziellen Science-Fiction-WorldCon in Berlin zu veranstalten.

Und so weiter ...

Köln ist immer eine Reise wert. Für mich waren's in den letzten dreißig Jahren einige Dutzend Reisen. Auch wenn ich mich nicht mehr an alles erinnere: Die meisten habe ich sehr genossen.

25 Mai 2012

Schwarze Anzüge

Wir wollten mal wieder ins Kino, zur Auswahl standen verschiedene Filme, und spontan entschieden wir uns für den dritten Teil von »Men in Black«. Immerhin ist das ein Genre-Film, sprich, als Science-Fiction-Fan komme ich auf meine Kosten - und wir entschieden uns bewusst dafür, nicht in die Drei-D-Version zu gehen.

So saßen wir in der »Kurbel«, einem der kleineren Kinos in Karlsruhe, und ließen uns berieseln. Der Film ist gut gemacht: viele coole Außerirdische, einige knallige Action-Szenen, gelegentlich was zu lachen und vor allem eine haarsträubende Zeitreise-Geschichte. Mit all diesen Bestandteilen kann man sich gut unterhalten lassen, ohne sich zu sehr über fehlende Handlungslogik zu ärgern.

Denn darum ging's bei dem Film selbstverständlich nicht. Wer so klar auf Action und knallige Bilder setzt, vergisst gern, auch vernünftige Drehbücher schreiben zu lassen. Will Smith labert zu viel, aber das ist bekannt, und deshalb darf man sich daran nicht stören.

Die Spielchen mit der Apollo-Rakete, mit Andy Warhols »Factory« oder mit irgendwelchen Hippies in den späten 60er-Jahren waren so hübsch gemacht, dass ich den Film unterm Strich loben kann. Für eineinhalb bis zwei Stunden gute Kino-Unterhaltung ist er sehr gelungen - und die optischen Gags sind hinterher im Fernseher oder bei der DVD-Auswertung eh nicht mehr so richtig klasse anzusehen.

24 Mai 2012

In der Burgschänke

Es war eine seltsame Begegnung: In einem Restaurant, das sich »Burgschänke« nannte und in dem ich beruflich abstieg, bestellte ich – weil es so gut wie nichts vegetarisches gab – einfach auf gut Glück die auf der Karte stehenden Käsespätzle. Ich aß sie, sie schmeckten ganz ordentlich, und danach ging's wieder an die Arbeit.

Später verwickelte mich die Bedienung in ein Gespräch. Woher ich denn komme; man höre mir doch an, dass ich nicht aus der Gegend sei. Es war nett gemeint, völlig unverbindlich.

»Aus dem Schwarzwald«, gab ich wahrheitsgetreu zur Antwort, »aber aus dem schwäbischen Teil. Und ich wohne in Karlsruhe.«

»Wie? Und dann essen Sie die Käsespätzle hier?« Die Frau schien ernsthaft entsetzt. »Als Schwabe müssen Sie doch wissen, wie gute Käsespätzle schmecken, und hier sind sie echt nicht gut.«

Ich war völlig irritiert, aber sie blieb bei ihrer Ansicht. Sie kam vom Bodensee, wir wechselten ruckzuck in den Dialekt, und sie bewarf mich mit Rezepten für optimale Käsespätzle, bis ich kaum noch zu Wort kam.

Es war wirklich seltsam: Zum ersten Mal in meinem Leben musste ich die Qualität einer Restaurantküche gegen eine Person verteidigen, die in genau diesem Restaurant arbeitete. Aber es gibt ja für alle Dinge ein erstes Mal ...

23 Mai 2012

Zurück zu den Wurzeln des Lonesome Cowboys

Seit die ersten Abenteuer mit dem Cowboy Lucky Luke erschienen, durchlief die Serie zahlreiche Wandlungen. Vor allem nachdem Morris, der Schöpfer der Comic-Figur im Jahr 2001 starb und sich unterschiedliche Zeichner und Autoren um die Serie kümmerten, war das Niveau durchaus wechselhaft. Mit dem Band »Lucky Luke gegen Pinkerton«, der als Nummer 88 der deutschsprachigen Ausgabe veröffentlicht wurde, scheint die Serie wieder zur alten Größe zurückzufinden.

Der Held wird gleich zu Beginn auf ein gewisses Normalmaß zurückgestutzt. War es bisher Lucky Luke, der im Wilden Westen für Ordnung sorgte, tauchen jetzt die Detektive der Agentur Pinkerton auf, regeln alles mit einer erschreckenden Gründlichkeit und nehmen reihenweise Bösewichte fest. Wie es aussieht, braucht man Lucky Luke nicht mehr, und der »lonesome cowboy« wird auf einmal als Rentner und Auslaufmodell angesehen.

Natürlich kann das auf Dauer nicht gut gehen. Als ein Attentat auf den amerikanischen Präsidenten geplant ist, muss Luke eingreifen: Er reitet vom Wilden Westen aus an die Ostköste und mischt sich persönlich in den Fall ein. Und natürlich geht am Ende alles gut ...

Mit dem Duo Daniel Pennac und Tonino Benacquista haben zwei neue Autoren die Texte verfasst – und streckenweise kommt einem das ganze wie eine sich über Seiten erstreckende Verneigung vor den Klassikern vor. Die Daltons tauchen auf, das ist wenig überraschend, aber auch andere Figuren aus früheren »Lucky Luke«-Abenteuern geben sich ein Stelldichein. Das ist streckenweise sehr witzig, vor allem dann, wenn sich die Autoren keinen Millimeter um historische Korrektheit kümmern und beispielsweise Billy The Kid in die Zeit des Sezessionskrieges verlagern.

Der Zeichner Achdé, der in den letzten Jahren mit mehreren Autoren zusammengearbeitet hat, läuft zur Hochform auf. Manchmal lässt sich kaum ein stilistischer Unterschied zu den besten Morris-Zeiten erkennen; Bösewichte wie Helden sind klasse gezeichnet und spiegeln ständig irgendwelche Berühmtheiten der amerikanischen Geschichte wieder.

Am besten bei dem neuen Abenteuer gefällt mir übrigens, dass es mit der Realität spielt: Zwar ist das Album in der Vergangenheit angesiedelt, aber in Wirklichkeit handelt es sich um einen politisch-gesellschaftlichen Kommentar zu aktuellen Themen.

Sicherheitswahn oder die Angst vor Überwachung werden mit den Mitteln eines Comics diskutiert und präsentiert – das macht Spaß und zeigt, dass ein solcher Comic auf mehreren Ebenen funktioniert. Wer mag, kann sich an dem Wildwest-Spaß erfreuen, und wer mag, kann sich über politische Anspielungen amüsieren.

Ich fand »Lucky Luke gegen Pinkerton« großartig – ein aktueller Comic, der sich so erfreulich vor der alten Zeit verneigt, dass man sich als Leser mit freuen kann. Erschienen ist das Album als Hardcover; es ist 48 Seiten stark und kostet zehn Euro.

22 Mai 2012

Dänische Bewegung

Hurra!, The Movement sind wieder da! Die drei Dänen, die ich nie live gesehen habe, begeisterten schon in der Mitte der Nullerjahre mit ihrem zackig gespielten Powerpop oder 77er-Punk – nennt es, wie ihr wollt. Nach mehrjähriger Abwesenheit sind sie wieder da und haben angekündigt, wieder fleißig auf Tour gehen zu wollen.

Es gibt seit einigen Monaten eine neue Platte von The Movement: eine EP mit dem Titel »still living the dream« und vier supermelodischen Stücken, klasse gespielt und richtig flott. Das ist keine Musik für den Stiefelpogo, aber sie ist zugleich meilenweit entfernt von dem Mist, der einem heutzutage als Pop verkauft wird. Cool!

21 Mai 2012

Bei Glasbläsern vor der Tür

Erinnerung an den Venedig-Trip im April 2012

Für jeden braven Touristen gehört, wenn er schon mal Venedig besucht, ein Trip nach Murano zum festen Programm. Die Insel beherbergt seit Jahren die legendären Glasbläsereien, und das manchmal schauderhafte Zeugs, das diesen Werkstätten entstammt, verstopft buchstäblich die Schaufenster vieler Läden in der venezianischen Innenstadt.

Dabei ist Murano selbst sehr hübsch. Man kann sich dort locker einige Stunden aufhalten, ohne auch nur einen Schritt in so einen Glas- und Kitsch-Tempel zu setzen. Es gibt genug schöne Ecken, die man auch so angucken kann.

Nach den engen Gassen der Innenstadt empfanden wir die breiten Ufer entlang der Kanäle als wunderbar. Die Sonne schien, auch wenn immer noch ein kühler Wind ging; wir bummelten am Wasser entlang, über kleine Brücken hinweg und an hübschen Läden vorbei – es war so ein richtig gemütlicher Tag.

Als wir Murano verließen, hatten wir nur Geld für Essen und Trinken ausgegeben. Kein Stück Glas fand sich in unseren Taschen; irgendwie hatte sich hierfür nichts angeboten. Aber wir hatten dennoch das Gefühl, einen gelungenen Nachmittag erlebt zu haben.

20 Mai 2012

Toll gemachtes Foto-Fanzine


In den 80er- und frühen 90er-Jahren versuchte ich mich als Fotograf auf Punk-Konzerten; das machte Spaß und war nicht völlig ohne Risiko. Ich ließ es irgendwann sein, weil ich merkte, dass ich einfach kein besonders guter Fotograf war und es mehr Spaß machte, auf Konzerten zu pogen und sinnlos durch die Gegend zu hüpfen.

In St. Wendel kaufte ich mir nun die erste Ausgabe von Punxelated, einem brandneuen Fanzine, das sich im Untertitel als »Photo Zine« bezeichnet. Selten war ein Begriff klarer gewählt: Das 64 Seiten starke Fanzine besteht im Prinzip nur aus Fotos, ergänzt durch ein bisschen Text in englischer Sprache.

Die Qualität ist hervorragend, ein Niveau, das ich selbst nie erreicht habe: Die Fotos sind allesamt klasse, sofern ich das als Laie beurteilen kann, ob sie nun in Farbe oder in Schwarzweiß sind, ob sie nun in Deutschland oder irgendwo in England oder in den USA aufgenommen worden sind. Sie bringen die Energie eines Punkrock- oder Hardcore-Konzertes hervorragend rüber, zeigen Bands in Nahaufnahme, aber ebenso das tobende Publikum.

Was Marc Gärtner, der Herausgeber, hier geleistet hat, überzeugt mich hundertprozentig. Die erste Ausgabe seines Fanzines lässt hoffen, dass da bald mehr kommt – ich bin auf jeden Fall ein potentieller Käufer. Selbst fotografieren werde ich wohl dennoch nicht ...

19 Mai 2012

Hornsignale zum Fest

Irgendwann in den sehr späten 70er-Jahren trat ich in den Ersten Deutschen Fantasy-Club e.V. ein; das ist so lange her, dass sich nur noch »Alt-Fans« an die damaligen Strukturen erinnern. Es war damals der erste, älteste und größte Verein für die Handvoll Fantasy-Fans, die es damals im deutschsprachigen Raum gab.

Das ist lange her, und ich bin immer noch dabei. Allerdings bin ich in FOLLOW so gut wie gar nicht mehr aktiv: FOLLOW ist die Simulation einer Fantasy-Welt, um es grob zu sagen, gewissermaßen das, was damals der spaßige Teil des Fantasy-Clubs war und auch heute noch bei seiner Nachfolge-Organisation ist. Einer der Untergliederungen von FOLLOW ist der Einhorn-Clan, der das mittelalterliche Reich Clanthon simuliert.

Wer das jetzt nicht kapiert hat, möge sich nicht grämen. Für Außenstehende ist das ein wenig kompliziert. Wer sich darauf einlässt, kann auf jeden Fall viel Spaß haben.

Ich habe zuletzt die »Hornsignale«-Ausgabe 301 gelesen, eine aktuelle Ausgabe des Clan-Fanzines. Darin geht es ausschließlich um das letztjährige Fest der Fantasie mit all seinen Details: schöne Farbfotos, ein launiger Text, viele Insider-Gags - ein sehr unterhaltsamer und gelungener Bericht für Leute, die dabei waren, oder Leute wie mich, die wieder einmal fehlten.

Solche Fanzines liebe ich immer noch: streng subjektiv, mit einem augenzwinkernden Humor, voller Details und sehr liebevoll gemacht. Da bekomme ich glatt Lust, mal wieder auf einen Fantasy-Con zu gehen. Kirsten Scholz hat das Heft zusammengestellt, und wer sich dafür interessiert, kann es über Hermann Ritter bestellen. (hermann.ritter-at-homomagi.de)

18 Mai 2012

Ich war in der SBZ

Zu den amüsanten Ideen der Anarchistischen Pogo-Partei Deutschland (APPD) gehörte anno dunnemals die Einteilung von Deutschland in drei Zonen: Eine davon war die SBZ, die »Spießer-Besetzte Zone«, wo sich eben alle Spießer ansiedeln sollten. Die würden dann nicht von den »Asozialen Parasiten« gestört, die in ihrer Zone nach Herzenslust Krachmusik hören und Dosenbier trinken könnten.

Es gab genug Leute, die das blutig ernst genommen haben. Und als ich gestern mit dem Fahrrad unterwegs war, kam ich in ein Viertel, das genauso aussah, wie ich es mir vor 15 Jahren mit der APPD zusammengesponnen hatte.

Es war ein Neubaugebiet: weiße Häuser, meist in Reihen angeordnet, mal hübsche Wohnblocks mit Flachdach, manchmal ebenso hübsche Häuslein mit Giebeldächern. Bewohnt waren sie von jungen Paaren mit Kindern, die ihre Autos ordnungsgemäß vor dem Haus geparkt hatten, ihre Gärtlein sauber pflegten und auch sonst so aussahen, wie in den 70er-Jahren die Leute in dem Dorf, in dem ich aufgewachsen war.

Ich kam mir vor wie in einer Zeitmaschine, zurück in meine Jugend. Okay, einige sahen subkulturell aus, die Autos trugen »Böhse Onkelz«-Aufkleber oder auch Aufkleber von »coolen« Urlaubsgebieten wie Sylt oder Korsika. Aber ansonsten kam ich mir vor wie in einem Mitteklasse-Alptraum: brave Bürger überall, alles sauber und geordnet, der Zukunft zugewandt.

Als ich wieder aus dem Wohngebiet herauswar, steuerte ich den Ortskern an. Da gab es wenigstens einige ältere Häuser, einige nicht so schicke Menschen auf den Straßen und auch ein wenig Geschmuddel. War das lebendig! Und ich sehnte mich zurück nach »meinem« Wohnblock.

17 Mai 2012

Science Fiction vom Krimi-Spezialisten

Wenn ein Autor gut geschriebener Kriminalromane, dessen Werk ich sehr mag, ein Science-Fiction-Buch veröffentlicht, ist das für mich Pflichtlektüre. Es dauerte trotzdem einige Zeit, bis ich dazu kam, »Chez Max« zu lesen. Der Roman erschien bereits 2006 im Diogenes-Verlag, verfasst wurde er von Jakob Arjouni, dessen in Frankfurt spielenden Krimis viel an spannender und lebensnaher Milieubeschreibung vermitteln.

Das Milieu in »Chez Max« ist stimmig genug: Der Roman spielt im Jahr 2064, das Europa dieser Zukunft sowie die anderen Länder der wohlhabenden Welt haben sich durch Zäune und andere Anlagen von den armen Ländern getrennt. Weltmächte sind Europa und China – und die Helden des Romans sind zwei Geheimpolizisten namens Max Schwarzwald und Chen Wu.

Als Mitglieder der Geheimpolizei sollen der Deutsche und der Chinese gemeinsam gegen Verbrecher vorgehen, aber auch gegen Menschen, die am herrschenden Regime zweifeln. Beide haben sich in ihren Tarnexistenzen eingerichtet, Max hat mit »Chez Max« sogar ein Restaurant eröffnet. Und beide können sich auf den Tod nicht ausstehen, was Max dazu bringt, gegen seinen Kollegen ein Komplott zu schmieden.

Jakob Arjouni schildert seine Hauptfigur als miesen Charakter, als einen Antihelden, der nichts anderes vorhat, als sich durchzuschummeln und andere Leute anzuschwärzen. Er hat sich im System eingerichtet, hinterfragt auch nicht dessen absurden Entwicklungen und betreibt unmoralische Spielchen.

Seien wir ehrlich: Der Roman ist ganz unterhaltsam, aber nicht besonders gut. Seitenweise versucht der Autor, seine Zukunftswelt zu erklären. Er liefert Hintergründe, die als Überlegungen der Hauptfigur eher schlecht kaschiert werden, und er schafft es nicht, aus den Intrigen einen packenden Krimi zu entwickeln. Ich fand seine Darstellung der Zukunftswelt in mancherlei Hinsicht immerhin glaubhaft, wenngleich die technische Entwicklung sehr zurückhaltend geschildert wird.

Immerhin sind die Dialoge gut, und natürlich sind die knappen Beschreibungen des Autors eine echte Freude; das alles kann der Autor. Trotzdem bleibt unterm Strich das Fazit, dass er mit dem Science-Fiction-Stoff seine Probleme hatte: Die Krimi-Handlung wirkt wie an den Rand geschoben und die Science Fiction wirkt manchmal wie eine Aneinanderreihung von möglichst originellen Fakten.

Kein mieser Roman, natürlich nicht, aber weder für Krimi- noch für Science-Fiction-Fans ein Leckerbissen. Dass ich in beiden Genres schon weitaus schlechteres gelesen habe, dürfte jetzt aber nicht überraschen ...

16 Mai 2012

Punk für den Bahnhof

Der Satz »Ich kotz' in deinen V-Ausschnitt« ist schon mal ziemlich klasse, und auch so wirkt das Cover der »Punkrock!«-Ausgabe schon ziemlich gut. Das Heft ist noch nicht da, aber ich bin schon mal sehr gespannt, was die Crew aus Mannheimern und Ex-Mannheimern zusammengezimmert hat. Der Grund: Das Heft geht jetzt in die Läden, ab 1. Juni 2012 soll die Nummer 15 in den Vertrieb gehen.

Ja!, noch ein Punkrock-Heft im Bahnhofsbuchhandel, neben »OX« und »Plastic Bomb« und »Trust«; zeitweise gab es ja sogar den »Taugenix« in den Buden zu kaufen. Mit Slime und Toxoplasma und Anti-Flag setzt die Redaktion auf Namen, die allgemein bekannt sind – das ist so weit in Ordnung. Und dass man keine CD beilegen will, finde ich erfrischend.

Wie es sich für heutige Medien gehört, gibt es natürlich einen Internet-Auftritt und eine Facebook-Seite. Richtig nett finde ich das Video, das auf Youtube steht: dynamisch-knalliger Punkrock, dazu Aufnahmen von einem Konzert – das ist Werbung, die mir gefällt.

Jetzt stellt sich bei mir bei all dem Jubel über das bald erscheinende neue Heft nur eine Frage: Wie kriege ich es eigentlich hin, da drin wieder mit einem Beitrag vertreten zu sein?

Zwei Pop-Singles auf einmal

Wieder einmal ging ich musikalisch auf Abwege: Ich hörte zwei aktuelle Singles von Bands an, die im weitesten Sinne Popmusik machen. Dass Singles heutzutage auch auf CD kommen (oder man sie eh gleich downloaden kann), ist eine Tatsache, die man bedauern oder einfach nur akzeptieren kann.

Die Schweizer Band Penta-Tonic habe ich unlängst erst besprochen; mit »Heartbreak Hotel« liegt mir ein zweiter Tonträger vor: drei Versionen des Titelstücks sowie ein zusätzliches Stück.

Musikalisch ist das ganze wieder gelungen; auf Dauer ist mir der nette Pop mit den flotten Melodien dann doch zu glatt und zu wenig kratzig. Wer auf radiotaugliche Popmusik steht, die es aber nie ins Radio schaffen dürfte, ist bei der Band gut beraten.

Eigentlich ist Dietmar Schmeil der Sänger und Gitarrist der Band Bleibende Schaeden – unter seinem Namen Fin Gren nimmt er eigene Stücke auf. Dabei unterstützen ihn teilweise seine Band-Kollegen; warum man das dann nicht zusammenwirft, erschließt sich mir dabei nicht – aber egal.

Ich habe die erste Single vorliegen, und gleich bei »Schattenmann«, dem ersten Stück, gibt der Sänger eine Art Statusbericht: »Ich hab' die Hamburger Schule geschwänzt«, singt er, lästert ein wenig über die Art und Weise, wie heutzutage auch sogenannte Indie-Musiker durch die Medien geheizt werden. Das ist vor allem für Menschen witzig, die sich in der Indie-Szene auskennen.

Beim zweiten Stück der Single geht's in die Richtung Folk-Pop, die Texte sind eher nachdenklich. Insgesamt ausgesprochen gelungener Liedermacher-Pop mit deutschen Texten; ich bin kein Fan dieser Art von Musik, kann sie aber immer wieder gut und gern anhören. Und wer eher ruhige deutschsprachige Lieder mag, ist hier sicher nicht falsch.

15 Mai 2012

Sex und Sinclair

Es ist immer wieder ein großer Spaß für mich: Die Anfänge der Romane, die von den Kollegen in anderen Verlagen veröffentlicht werden. Das aktuelle Beispiel von heute erfreut meinen pubertären Humor.

»Gina wusste nicht, wann sie kam, aber sie wusste, dass sie kommen würde.« Das ist kein Anfang eines Textes aus der aktuellen »Sexwoche«, sondern das ist der Vorspann von »Teufelsmädchen«, dem »John Sinclair«-Roman 1767. Klingt schon ziemlich spannend.

Beruhigend ist dann aber die Vorankündigung für den nächsten Band: »Es tauchte in einem kleinen Ort in Franken auf. Es war plötzlich da, und Menschen waren die idealen Opfer.« Da einer meiner Arbeitskollegen aus Franken kommt, gibt so ein Zitat natürlich Anlass für weitere pubertäre Späße.

14 Mai 2012

Stage Crawling im Saarland

Es war ein Plan, der viel Ähnlichkeit mit Punkrock-Ausflügen in den 80er-Jahren hatte: Am Samstag abend, 12. Mai 2012, fuhren wir nach St. Wendel im Saarland – eine ganz schöne Entfernung ... –, um uns dort eine Handvoll Bands anzuschauen. Das Festival wurde in einer Halle mitten in der Kleinstadt veranstaltet; als wir gegen 20 Uhr eintrafen, waren die Straßen voll mit Punks, Hardcore-Kinds und anderem Jung-Volk.

Wir hatten die ersten vier Bands des Festivals bereits verpasst, was in gewisser Weise auch geplant war. Als arrogante olle Säcke wollten wir erst zu den Bands anreisen, von denen wir wussten, dass sie uns gefallen würden.

Es war schon ein seltsames Gefühl, Conmoto auf einer großen Bühne zu sehen; bisher hatte ich die Band nur einmal in der »Alten Hackerei« erlebt. Auf der großen Bühne mit all dem Geflacker der Disco-Beleuchtung gaben die drei jungen Männer und die junge Frau aber alles: Was die machen, ist meilenweit vom üblich punkigen Sound entfernt, wäre in den 80er-Jahren womöglich in eine Postpunk- oder Postcore-Ecke gesteckt worden, ist aber vor allem live echt überzeugend – aber es ist natürlich nicht die Musik, die Hunderte von Kids ausflippen lässt.

Danach spielten Captain Planet, die ich live enttäuschend fand. Die Musik ist okay, die Texte kann man sich ebenfalls anhören; auf der Bühne war der Emopunk zu schlapp für mich. Wir gingen in den Vorraum, wo es veganes Essen gab, wo man Bier kaufen konnte, wo aber vor allem ein Fernseher stand – und dort guckten wir das Pokalfinale zwischen Dortmund und Bayern. Das war ein spannendes Kontrastprogramm.

Die Band des Abends war Pascow: Die Jungs kommen aus dem Saarland, und für sie war es sichtlich ein Heimspiel. Das Publikum war textsicher bis in die letzte Reihe und sang lauthals mit; es gab richtig viel Pogo, und die Stimmung war ständig am Kochen. Großartig!

Wir sahen die Band in diesem Jahr zum zweiten Mal – und sie waren noch viel besser als im Februar in Solingen. Kein Scheiß: Deutschsprachiger Punkrock in diesem Jahrzehnt kriegt wohl keine Band besser hin als die Burschen aus dem Saarland – das knallt und rockt und rotzt, mit schlauen Texten, einem guten Humor und einer sauguten Präsenz auf der Bühne.

Lustiges Verhalten mancher Jungmänner: Sie rannten auf die Bühne, fuchtelten dann herum, deuteten also an, dass sie gleich ins Publikum springen würde. Wie man das halt beim Stage Diving so macht. Dann aber beugten sie sich nach vorne und krochen gewissermaßen auf die hochgehaltenen Hände hinaus. Das war dann eher Stage Crawling, sah zeitweise schauderhauft peinlich aus, störte aber auch niemanden.

Zuletzt kamen die Spermbirds, eine Band, die ich im Verlauf des letzten Vierteljahrhunderts bestimmt vierzig Mal gesehen habe. Das Publikum schien sich bei Pascow verausgabt zu haben; es war deutlich weniger los.

Und der Mixer schien die Band zu hassen: Der Sound war richtig scheiße, es war auf einmal unglaublich viel Hall auf der Stimme und den Instrumenten, und das schien der Stimmung zu schaden. Die Band war trotzdem gut, Lee Hollis und seine Mannen können's immer noch – aber es war keines der Konzerte, von dem ich noch in Jahren schwärmen werde.

Um halb ein Uhr nachts verließen wir St. Wendel; es hatte fünf Grad plus. Als wir gut zwei Stunden später in Karlsruhe ankamen, nach einer eigentlich guten Fahrt über die nächtliche Landstraße und Autobahn, hatte es siebeneinhalb Grad. Immerhin.

13 Mai 2012

Fünf Jahre Hackerei

Die Rückfahrt von Mainz war am späten Freitag abend, 11. Mai 2012, kein sonderlich großer Spaß. Ich fuhr mitten durch die Gewitterfront hindurch: Das sah zwar teilweise richtig klasse aus, mit all dem flackernden Licht am Horizont, war aber zugleich mit starkem Regen verbunden, der die Autobahn in ein Schwimmbecken zu verwandeln schien.

Als ich in Karlsruhe ankam, war es kühl und regnerisch. Ich stellte mein Auto auf dem Schlachthofgelände ab und ging zu Fuß die letzten hundert Meter durch den fiesen Nieselregen.

Vor dem Eingang zur »Alten Hackerei« hatten die Veranstalter einen riesigen Pavillon aufgestellt, unter dem sich die Leute drängten, die keinen Platz im Konzertraum gefunden hatten oder in Ruhe rauchen, labern und saufen wollten. Ich begrüßte einige Leute und besorgte mir ein Bier.

Im Innern der »Hackerei« herrschten tropische Temperaturen. Auf der Bühne standen Steakknife, die gerade bei den letzten Stücken ihres Auftrittes waren; vor der Bühne tobte, schrie und hüpfte der Mob. Mit einem Bier in der Hand ging ich hinaus an die frische Luft – das war mir im Augenblick zu viel.

So verpasste ich den größten Teil des Schnitzelmesser-Konzertes, weil ich mit Reden, Trinken und Leute begrüßen beschäftigt war. Erst zur letzten Band ging ich wieder hinein – ich hatte von Dangerman bislang noch nie etwas gehört.

Die Norweger lieferten eine furiose Mischung aus Hardcore und Punk, die mich schwer an die späten 80er-Jahre erinnerte. Ein Packen von Energie auf der Bühne, ein Sänger, der keine Sekunde still halten konnte, ein Sound, der gut bollerte und voller knalliger Melodien war – das war ziemlich große Klasse, und ich muss mir von der Band unbedingt eine Platte besorgen.

Danach stand ich wieder im Freien, während im Innern der Kneipe auf Disco-Betrieb umgeschaltet wurde. Ich war nüchtern und trank nach zwei Bieren nur noch Bionade und so Zeugs; schließlich musste ich mein Auto noch sicher heimbringen.

Irgendwann ging es einfach nicht mehr, als nüchterner Mensch in einem Mob von Besoffenen unterwegs zu sein; gegen drei Uhr nachts schlich ich die Segel. Auf die nächsten fünf Jahre »Alte Hackerei«!

12 Mai 2012

Im Regen-Zelt

Es war eine denkwürdige Lesung, die ich am Freitag abend, 11. Mai 2012, in Mainz hielt. Im Rahmen der »Krili Campus Invasion«, eines Veranstaltungs-Wochenendes der Kritischen Linken, war ich als Vortragender anwesend - als ich direkt von der Arbeit los fuhr, zeigte das Thermometer lockere 32 Grad Plus an, und die Sonne knallte vom Himmel.

Eineinhalb Stunden später war ich in Mainz, wo bereits der erste Regen über die Stadt hinweg gezogen war. Im Uni-Gelände fand ich die »Geowiese« recht schnell: In einem Zelt fanden die Vorträge statt, es gab einen alten Bauwagen, aus dem heraus Getränke verkauft wurden, und unter freiem Himmel futterten die Besucher der Veranstaltung gerade das, was die Volksküche gekocht hatte.

Die sympathische Atmosphäre hielt auch an, als ich mit der Lesung begann: superpünktlich sogar, weil die Veranstalter wegen des Ordnungsamtes aufs Tempo drücken mussten. Knapp zwanzig Leute saßen auf Bierbänken im Zelt, und ich las diverse Texte vor.

Bis der Regen anfing: Es prasselte wie blöd auf das Zeltdach herunter, Böen schüttelten das ganze. Glücklicherweise hatte man mir ein Mikro und Lautsprecher gegeben; so verstanden mich immerhin die Zuhörer, während ich selbst wegen des Geprassels meine eigene Stimme kaum hören konnte.

Klatschnasse Leute kamen ins Zelt, um sich zu trocknen; damit füllte sich die Bude zwar, aber deren Interessen hatten dann doch weniger mit der Lesung zu tun ... Das beste war sowieso: Als ich mit der Lesung fertig war, hörte auch gerade der Prasselregen auf.

Danach gab's Punkrock von der Bühne, Open-Air und unter grauem Himmel. Von Überdosis Grau bekam ich nicht viel mit, weil ich mit Besuchern der Lesung sprach: Ich hörte die Band und ihren eher nachdenklich-düsteren Punkrock, sah sie aber nicht.

Danach Zosch aus Köln. Eine der zwei Sängerinnen erklärte, sie wüssten jetzt, dass sie »Bullen und schlechtes Wetter« hassten, spielten aber unverdrossen vom Wagen herunter gegen kühlen Wind und immer wieder leichten Nieselregen an. Pogo-Stimmung kam da keine auf, aber die paar Dutzend Zuschauer freuten sich.

Gegen 22 Uhr fuhr ich wieder los. Das Thermometer im Auto zeigte 16 Grad an. Und der Rest des Abends ist eine andere Geschichte ...

11 Mai 2012

Kalt auf der Friedhofsinsel

Erinnerung an den Venedig-Trip im April 2012

Es gibt kein ideales Wetter für einen Besuch auf dem Friedhof; da bin ich mir sicher. Insofern durfte ich nicht jammern, als wir am Montag, 9. April 2012, die Friedhofsinsel San Michele besuchten. Die Insel liegt nördlich der venezianischen Altstadt, gehört aber im Prinzip noch zum Stadtkern hinzu.

Wir betraten die Insel an der offiziellen Anlegestelle. Das Vaporetto hielt an einem Kai, wir gingen hindurch und standen im Innern einer Insel, die komplett von einer Mauer umschlossen war. Es war ein sehr windiger Tag, eigentlich schon richtig kalt, aber ich war entschlossen, mir nicht viel anmerken zu lassen; dennoch kam ich auf dieser Insel nicht aus dem Frieren heraus.

Die Insel ist in einzelne Bereiche gegliedert, die im großen und ganzen wie Quadrate angelegt sind. Die jeweiligen Quadrate wiederum widmen sich einzelnen Themen – etwa den Gräbern kleiner Kinder – oder sind optisch gegliedert: So gibt es flache Gräber ebenso wie ganze Gänge mit Urnengräbern.

Wir spazierten dazwischen herum; recht schnell bekam unser Spaziergang den Charakter einer Andacht. Ich hatte das Gefühl, zwischen Hunderten und Tausenden von Toten zu bummeln; immer wieder gaben Aufschriften auf den Urnen, an Wänden oder vor Grüften genauen Aufschluss darüber, wer hier eigentlich beerdigt war.

Die Begräbnisstätten von berühmten Menschen besuchte ich erst gar nicht; so spannend fand ich das nicht. Stattdessen ließ ich den Charakter des Ortes auf mich wirken, die wuchtigen Mauern aus Urnen, die Familiengrüfte mit ihren alten Bildern, der Kies, der unter unseren Füßen knirschte.

Da passte das Wetter dann doch: Es war so kalt und windig, dass wir die halbe Zeit mit gesenktem Kopf gingen, um dem Wind zu trotzen. Hätten wir wegen sommerlicher Temperaturen nur leichte Kleidung getragen, hätten wir einen anderen Eindruck von der Insel mitgenommen.

So blieb in meiner Erinnerung zweierlei: Es war kalt. Und ich bekam einen Eindruck von katholisch-christlicher Strenge, die über den Tod hinaus wirkt.

10 Mai 2012

Süßes aufm Lido

Erinnerung an den Venedig-Trip im April 2012

Der Wind pfiff immer noch über Lido hinweg, obwohl wir uns bereits zwischen den Häusern bewegten und die Sonne am Himmel stand. Vom Strand her ließen wir uns von der kalten Luft über die Gran Viale treiben, beschlossen spontan, einen Kaffee zu trinken, und gingen ebenso spontan in die Bar Pasticceria Garbisa hinein.

Das Café war nicht besonders groß; sie wurde rein optisch von der Theke beherrscht, die vor Glas und Silber glitzerte. Die Stühle und Sesselchen bestanden aus billigem Metallgestänge, wie man es im Sommer auch im Freien verwenden konnte; einige zähe Raucher hatten sich im Freien auf Stühlen derselben Machart niedergelassen.

Ein Tisch vor der Theke war frei, wir nahmen ihn. In der Ecke saßen zwei ältere rundliche Damen, die sich je ein Stück Kuchen schmecken ließen; einige junge Leute redeten am großen Fenster wild durcheinander, von dem aus man einen schönen Blick auf die Straße hatte. Direkt neben dem Eingang saß ein einzelner Mann mit kräftigem Körper und ebenfalls kräftigem Schnauzbart.

Wir bestellten Café Coretto – also ein kleiner Espresso mit einem kräftigen Schuss Grappa –, um uns aufzuwärmen, dazu kamen zwei leckere süße Stückchen. Die Atmosphäre in dem kleinen Café war nicht sehr geruhsam: Ständig kamen Leute, ständig gingen Leute, an der Theke wurden Kuchen und Süßgebäck gekauft.

Und dann kam die italienische Großfamilie. Schätzungsweise 15 Menschen drängten in das kleine Café, verteilten sich auf alle freien Stühle. Was nicht zusammengeschoben werden konnte, blieb am vorherigen Standort – und dann wurde eben einfach kreuz und quer durch das kleine Café geplaudert.

Ich fand das lustig, auch wenn ich kein Wort verstand. Es wurde viel gelacht und gealbert, alle hatten sichtlich Spaß. Und als wir unseren Tisch räumten und das Café verließen, löste das sichtliche Erleichterung aus: Jetzt konnte die Großfamilie zusammenrücken ...

09 Mai 2012

Die Thatcher und ihre Punks

Irgendwann in diesem Frühjahr 2012 erzählte ich allen nur erdenklichen Leuten, wie schlapp ich die U.K. Subs in den 80er-Jahren gefunden hätte, zumindest zeitweise. Bewusst hörte ich mir jetzt noch einmal die Langspielplatte »Flood Of Lies« aus dem Jahr 1983 an – und ich kann nachvollziehen, warum ich das damals behauptete.

Auf dem gezeichneten Cover ist eine Karikatur von Margaret Thatcher zu sehen, dazu irgendwelche Monster und haufenweise Totenköpfe; ein Titelbild, das man sicher schön analysieren müsste, um zu erkennen, was damit 1983 eigentlich gemeint war. In den Texten wird das bevorstehende Jahr 1984 besungen, es geht um Krieg und Frieden – und all das ist schön punkig und korrekt.

Musikalisch kann die Platte nicht mitreißen, wenngleich sie nicht mies ist. Einige gute Stücke sind enthalten, häufig versackt das ganze aber in einem seltsamen Mittelmaß. Wobei es durchaus interessant wäre, einige der schnelleren Stücke mit den heutigen Mitteln noch einmal zu hören – im Jahr 2012 haben Charlie Harpers Auftritte erstaunlicherweise mehr »Wumms« als vor dreißig Jahren ...

Literarische Miniaturen

Um mich auf meinen Aufenthalt in Venedig einzustimmen, las ich unter anderem das Buch »Venedig – Salon der Welt«, verfasst von Eva Demski. Die Autorin hat mehrere Bücher veröffentlicht, sie bekam Preise, und ich hatte von ihr bis dato nichts gelesen. Vielleicht sollte ich das nach dieser Lektüre nachholen.

Das Buch ist alles andere als ein Reiseführer – es ist eine Sammlung von kurzen Texten, die die Stadt aus der Sicht der Autorin sowie eines mehr oder weniger prominenten Menschen betrachten. So gibt es beispielsweise das Kapitel »Mit Peggy Guggenheim«, in dessen Verlauf man einiges über das bekannte Guggenheim-Museum für moderne Kunst erfährt, das am Canale Grande steht.

In anderen Kapiteln nimmt die Autorin verstorbene Schriftsteller wie Lord Byron (ich wusste nicht, dass der Mann so sexhungrig war ...), Komponisten (natürlich Giuseppe Verdi) oder auch fiktive Personen wie die Familie Käsebier als »Partner« mit zu ihren Streifzügen. Es sind im Prinzip jeweils Essays, die unterschiedliche Aspekte behandeln und so die Insel mit all ihren Facetten präsentieren.

Das ist alles toll geschrieben, super-unterhaltsam und von einer Leichtigkeit, die nichts von der Korrektheit eines Reiseführers hat, sondern eher wie die einer unterhaltsamen Kurzgeschichte. Die Autorin serviert in diesem Buch eine Liebeserklärung an die Stadt, die ich gerne noch einmal lesen werde.

Das Buch gibt's als Hardcover und als Taschenbuch, es ist mit 114 Seiten superdünn, aber rundum gelungen. Ich habe keine Sekunde bereut, die ich mit seiner Lektüre verbracht habe.

08 Mai 2012

Die Kellerbar mit mir

Direkt aus der Druckerei kam heute ein neues Buch auf meinen Tisch: »Geschichten aus der Asimov-Kellerbar« von Klaus Marion. Es enthält, wie der Untertitel schon nahelegt, allerlei Satiren, die sich mit Science-Fiction-Fans beschäftigen; viele dieser Texte sind in den 80er-Jahren verortet oder spielen auf diese an.

Von mir stammt immerhin das Vorwort, und ich freue mich sehr darüber, für dieses Buch einen Beitrag beigesteuert zu haben. Es ist ein schönes Buch geworden, mit 145 Textseiten eher schmal - aber es sieht gut aus, und ich freue mich schon darauf, die einzelnen Satiren noch einmal zu lesen.

(Wer sich für das Buch interessiert: Es hat die ISBN 978-3-8482-0400-7, kostet 10,80 Euro und ist über die üblichen Versender zu erhalten; ebenfalls natürlich in jeder Buchhandlung zu bestellen.)

07 Mai 2012

Mal poppig, mal krachend

Das große Thema im ENPUNKT-Radio im örtlichen Radio Querfunk war am Sonntag abend, 6. Mai 2012, diesmal sehr einfach: Punk aus Nordrhein-Westfalen gab's, und das auch noch mit einem Schwerpunkt bei Deutschpunk. Da zählte nicht alles dazu, aber immerhin.

So spielte ich die Band Schließmuskel aus der Weltstadt Hamminkeln, die ich in den 80er-Jahren gern gehört hatte, von der es seit 2008 eine CD mit den ersten Platten darauf gibt, gefolgt von Massendefekt aus Meerbusch, die heute einen Deutschpunk spielen, der eher nach den Toten Hosen klingt.

Nicht fehlen dürfen in so einem Zusammenhang dann aber Pöbel & Gesocks und – von der anderen Seite der deutschsprachigen Punkrock-Szene – die guten alten EA 80 aus Mönchengladbach. Damit's nicht so deutschpunklastig war, spielte ich hochmelodisches von den Revolvers und den Cheeks.

Was noch? Ach ja: Immer gehen die Gee Strings aus Aachen mit ihrem 77er-Punk oder Muff Potter aus Rheine mit gutem Emopunk. Weniger bekannt, aber gut krachig sind Funeral March – alles in allem eine bunte Mischung mal wieder.

06 Mai 2012

»Exodus« im »Reload«

Ich fand »Exodus« schon immer ziemlich klasse, und die Neuauflage des Magazins hat sich derart gesteigert, dass ich derzeit keine bessere Publikation für deutschsprachige Science-Fiction-Kurzgeschichten zu nennen wüsste. Die einzelnen Ausgaben überzeugen auch von der Optik her, und die Nummer 26 war eine besondere Ausgabe.

Sie kam zum Anfang des Jahres 2010 heraus und präsentierte auf wunderbaren Farbseiten die Bilder des Malers Helmut Wenske. Die hatten mich in den späten 70er- und frühen 80er-Jahren so begeistert, dass ich mir sogar Poster kaufte und an die Wand pinnte. »Exodus« 26 war eine tolle Ausgabe, die mir sehr gut gefiel.

Super finde ich, dass es das Heft jetzt wieder gibt. Die Redaktion hat eine »Reloaded«-Ausgabe publiziert, die dieser Tage verschickt wurde. Die Galerie wurde erweitert, es gibt mehr Farbseiten – das ganze sieht jetzt noch besser aus als vorher.

Die 108 Seiten gibt's für 9,90 Euro. Wer sich für Science Fiction interessiert und nicht nur davon redet, dass er Kurzgeschichten mag, der muss dieses Magazin haben. Ernsthaft.

05 Mai 2012

Turnschuh-Punk aus Vancouver

Als in den 90er-Jahren ein Haufen neuer Punk-Bands aus Amerika und Kanada über den Teich herüberschwappte, bekam ich das anfangs gar nicht richtig mit. Ich war von Hardcore-Punk besessen und sprang lieber wie ein Irrer zum rsanten Sound von So Much Hate oder Negazione durch die Slamdance-Mobs. Kein Wunder, dass auch die McRackins an mir vorüber gingen.

Die drei Burschen stammten aus dem Großraum Vancouver, also aus Kanada. Wie die deutlich bekannteren und auch schnelleren Hanson Brothers waren sie vom Eishockey beeinflusst, machten Ramones-Punkrock, traten in albernen Kostümen auf und hatten sichtlich viel Spaß bei ihren Aufnahmen und Auftritten. Die drei Typen gaben sich Namen wie Bil, Fil und Spot und sahen ziemlich albern aus.

Ihre Platte »Back To The Crack« kam 1996 heraus und ging im Meer der ähnlichen Bands ein wenig unter. Zur selben Zeit sorgten Green Day oder auch Screeching Weasel dafür, dass dieser Sound populär wurde, auch außerhalb der Szene – und da interessierte das Trio aus Vancouver kaum jemanden.

Das ist fast schon unfair: Wenn man Lust darauf hat, fröhlichen Hüpfmusik-Punk zu hören, sind die drei Kanadier eine richtig gute Adresse. Die achtzehn Stücke auf der Platte gehen flott ins Ohr, machen Laune und sind unterm Strich – logisch! – ein wenig unwichtig. Gegen schlechte Laune helfen sie allemal ...

Vierzig Seiten Langgedicht – und andere Texte

Den Schriftsteller und Übersetzer Matthias Falke lernte ich im 2011 kennen, als wir gemeinsam bei einer Lesung des Künstlernetzwerkes in Karlsruhe auftraten. Dabei erzählte er mir, dass er die Gedichte des amerikanischen Lyrikers Robinson Jeffers verlegt – und ich ließ mir von ihm ein Paket mit den einzelnen Bänden »liefern«. Jetzt erst kam ich dazu, einen dieser Gedichtsbände zu lesen: Ich begann mit »So war euer Rat«, das Matthias Falke 2009 veröffentlicht hat.

Kernstück des gerade mal 90 Seiten umfassenden Bandes ist das gleichnamige Langgedicht, das in Kapitel unterteilt ist und sich über vierzig Seiten zieht. Es schildert die Geschichte eines Sohnes, der nach langen Jahren zurück auf die elterliche Farm kommt und dort mit Vater und Mutter »abrechnet«.

Leichte Lektüre ist es nicht, zumindest nicht für mich. Ich benötigte einige Zeit, bis ich mich an die Sprache gewöhnt hatte, an die langen Zeilen, den fast schon prosaischen Stil; dann aber packte mich das Gedicht mit seiner inhaltlichen Wucht.

Die kürzeren Texte des Buches lagen mir eher. Sie sind lakonisch und knapp, dann aber wieder wälzen sich Sprachungetüme über den Leser, die einem den Atem rauben. Die Natur und die Menschen, der Blick zu den Sternen – das alles findet in Jeffers' Texten immer wieder statt. Wenn man sich darauf einlässt, bleibt einem der Mund vor Staunen offenstehen.

Veröffentlicht wurden die Gedichte im Jahr 1937, der Zweite Weltkrieg lag noch in der Zukunft, aber der Mann, den man zu Lebzeiten ganz schön abfeierte, wusste offensichtlich, was auf die Welt zukam:

»Die Zeit verdunkelt sich. Europa mischt die Todeskrüge, die / kleinen Caesars zappeln auf den Thronen. / Die alte Wunde öffnet den verschorften Mund und fragt nach neuen Wunden. / Die Menschen werden sich durchkämpfen, Menschen haben harte Herzen.«

Erschienen ist das Paperback bei »Books On Demand«; im BOD-Shop ist es leider nicht mehr verzeichnet, und die Homepage des Übersetzers liegt derzeit lahm. Wer sich dafür massiv interessiert, dem stelle ich aber den direkten Kontakt her.

04 Mai 2012

Rezensionen im Rückblick

Bekanntlich bespreche ich auf der PERRY RHODAN-Homepage immer wieder Bücher, Comics und Hörspiele. Ab und zu schreibe ich in diesem Blog darüber - so auch heute. Wobei ich mich auf die Bücher beschränke; als guter Redakteur weiß ich ja, dass Beschränkung nicht immer negativ sein muss ...

Top-aktuell ist eine Besprechung, die unter dem Titel »Gelungene Fantasy für Kinder und Jugendliche« erschienen ist. Es geht um die Fantasy-Kinderbuchreihe »Drachengasse 13«, die von den Autoren Bernd Perplies und Christian Humberg verfasst worden ist. Ich las die ersten zwei Romane und mochte sie sehr.

Im vergangenen Herbst machte der Roman »Gegen die Welt« auf sich aufmerksam, ein über 900 Seiten umfassendes Werk, mit dem der junge Autor Jan Brandt es echt krachen ließ. Im Urlaub in Venedig hatte ich Zeit, es zu lesen - die Besprechung unter dem Titel »Romanhefte, Krachmusik und der Horror eines Dorfes« fällt sehr euphorisch aus.

Viel dünner ist das Buch »Astronaut in Gefahr«, das von Christoph Dittert verfasst wurde: Es ist ein kleinformatiges Taschenbuch, etwa so groß wie ein Vokabelheft, und gerade einmal 96 Seiten stark. Es gehört zur Reihe »Die drei ??? Kids«; ich habe mich sehr gut bei der Lektüre unterhalten. Meine Rezension erschien unter dem Titel »Flott erzählter Mini-Krimi mit SF-Touch«.

Ein echter Kracher: der sehr kurze Roman »Ultra Fuckers« des amerikanischen Schriftstellers Carlton Mellick III, erschienen im Festa-Verlag, der sich sonst auf Horror spezialisiert hat. Das Ding ist schon Science Fiction, aber von der besonderen Art. Kein Wunder, dass ich meine Rezension dann »Der abgefahrenste Science-Fiction-Roman seit langem« betitelte.

Von Pan, dem Jugendbuch-Ableger des Verlages Droemer-Knaur, kam der Roman »Gefährliche Lügen«, der erste Band der »Sternenfeuer«-Trilogie. Das ist schon eher mädchen-orientiert, aber sehr spannend zu lesen. Der Titel der Rezension, nämlich »Auftakt zu einer SF-Trilogie«, war hier schon sehr eindeutig gewählt.

03 Mai 2012

Derbe Mischung aus Western und Horror

Der amerikanische Autor Jack Ketchum ist durch seine knallharten Romane bekannt geworden. Als ich vor mehreren Jahren sein »Evil« las, bescherte mir der Roman buchstäblich Alpträume – unter anderem deshalb, weil der Autor es schaffte, die Realität so direkt zu schildern, dass ich mich nicht vor irgendwelchen Monstern gruselte, sondern vor den allzunormalen Menschen, die er schilderte.

Bei seiner Novelle »Die Schwestern« ist das ein wenig anders. Der Kurzroman, der 2003 in den USA veröffentlicht wurde, liegt seit eineinhalb Jahren in deutscher Übersetzung im Atlantis-Verlag vor: als Taschenbuch und Hardcover, mittlerweile auch als E-Book. Das Buch ist gerade mal 97 Seiten stark, von denen über ein Dutzend Seiten durch ein Nachwort über und ein Interview mit dem Autor eingenommen werden.

Ketchum verlagert in diesem Roman die Handlung in den sogenannten Wilden Westen, genauer gesagt ins Grenzgebiet zu Mexiko und ins Jahr 1848. Sein Held ist ein versoffener Journalist, der mit zwei anderen Männern in eine fürchterliche Geschichte verwickelt wird: Im Grenzgebiet gibt es ein Lager, in dem junge Frauen gefoltert, vergewaltigt und zur Zwangsarbeit herangezogen werden.

Die drei Männer entschließen sich, die Frauen zu befreien, und nehmen den Kampf gegen die drei Schwestern auf, die das Lager beherrschen. Das Ganze endet – wie kaum anders zu erwarten – ziemlich blutig.

Streng genommen ist das ganze ein Italowestern; die Horror-Elemente kommen dazu und haben praktisch nichts mit übernatürlichen Elementen zu tun. Ketchum schreibt in klaren, knappen Sätzen; die Dialoge sitzen alle, und Beschreibungen ufern nie aus, sparen aber auch nicht an Details. Vom Stil her schreibt der Mann eigentlich Krimis.

»Die Schwestern« las ich in einem Rutsch, fiebernd vor Spannung, obwohl mir eigentlich klar war, wie der kurze Roman ausgehen musste. Es ist harte Kost, aber die Brutalität wirkt nie aufgesetzt, sondern schockt ziemlich. Whow.

02 Mai 2012

Die Gugel und ich

Manchmal komme ich mir reichlich alt vor. Da lese ich in einer Übersicht zu den 90er-Jahren: 1998 wurde Google gegründet. Wie? 1998? Man könnte meinen, diese Firma gäbe es schon ewig ... Aber wenn ich darüber nachdenke, erinnere ich mich noch gut an den Augenblick, in dem ich Google entdeckte. Genauer: als es für mich entdeckt wurde.

Ich saß in meinem Büro – übrigens exakt das Büro, in dem ich immer noch tagsüber sitze – und arbeitete irgend etwas. Der Kollege vom Buchverlag stand auf einmal in der Tür, den genauen Grund weiß ich nicht mehr.

Wir plauderten etwas, und er fragte. »Herr Frick, haben Sie schon etwas von Google gehört?« Im ersten Momant kapierte ich nicht einmal, was er meinte, dann erläuterte er: Das sei eine neue Suchmaschine, die sei viel einfacher als die anderen. Man habe ganz kurze Ladezeiten, weil nicht so viel Drumherum aufzurufen sei, und im Prinzip handle es sich um eine einzige Zeile ohne viel Krimskrams.

Ich war beeindruckt. Dann testete ich dieses ominöse Google, und es funktionierte völlig anders als MetaGer, das ich bisher benutzt hatte. Sehr schnell gewöhnte ich mich daran, so sehr, dass ich mir eine Zeit ohne Google längst nicht mehr vorstellen kann.

Seit gut zehn Jahren benutze ich Google Maps, seit vielen Jahren blogge ich auf einer Plattform, die zu Google gehört, und ich habe sogar ein Profil bei Google plus. Die haben mich also gekriegt ...

Im Büro benutze ich übrigens immer häufiger die Suchmaschine Bing – aber das eher aus sportlichem Ehrgeiz, um herauszufinden, was da für Ergebnisse auftauchen. Aber das ist dann wieder eine andere Geschichte.

01 Mai 2012

Spritz am Rialto

Die Sonne ging langsam unter, es sah wieder nach Regen aus. Bald würde es dämmern, dann würde das Licht der Restaurants entlang des Kanals eine besondere Stimmung aus Urlaubslust und Gelöstheit verbreiten.

Wir ließen uns an einem freien Tisch nieder, direkt neben dem Kanal, keine zehn Meter von der Vaporetto-Haltestelle und keine fünfzig Meter von der Rialtobrücke entfernt. Und dort tranken wir Spritz, der Mix aus Aperol und anderem Zeugs, der in den letzten Jahren auch in deutschen Landen zu einem Sommer-Hitgetränk geworden war.

Die orangerote Flüssigkeit schmeckte lecker, der Preis war übrigens völlig normal, und wir genossen die Stimmung am frühen Abend. Noch waren viele Touristen am Ufer des Canale Grande unterwegs, noch tummelten sich Schulklassen und Gruppen von Busreisenden auf der steinernen Brücke, aber es war schon deutlich weniger los als am Nachmittag.

Es war eine richtig schöne Stunde: leckeres Getränk, gute Gesellschaft, entspannte Stimmung. So ließ es sich in Venedig sehr gut aushalten. Als ein leichter Nieselregen einsetzte, gingen wir – aber zu diesem Zeitpunkt lag bereits Dunkelheit über der Stadt.