»Ich bin kein Deutsche«, sagte der Mann, der mir gegenüber saß. »Ich wohne seit dreißig Jahren hier, und ich habe meine Staatsangehörigkeit behalten.« Wie es sich herausstellte, kam er aus einem der Staaten der südlichen EU, einem Land, das sogar in der Eurozone war.
Recht verwundert schaute ich ihn an. »Warum eigentlich nicht? Sie reden besser deutsch als ich, und ...«
»Schon klar. Ich habe hier studiert, ich lebe und arbeite seit dreißig Jahren hier, ich zahle richtig viel Steuern.« Er trug einen guten Anzug mit Krawatte, er war Abteilungsleiter in einem deutschen Unternehmen, er fuhr ein dickes deutsches Auto, seine Frau war deutsche Beamtin, und ich wäre nicht einmal auf die Idee gekommen, dass er ein Ausländer sein könnte.
Auf mein Nachfragen erzählte er, dass er vor einem Jahr etwa versucht habe, deutscher Staatsbürger zu werden. Man habe ihn Fragebogen ausfüllen lassen und Fragen nach seiner Verfassungstreue gestellt. Man habe seine Frau nach seinen Vorlieben gefragt und alle möglichen blöden Fragen geäußert: zum politischen System, zu Landeshauptstädten und Parteien.
»Als ob die glaubten, dass ich illegal einwandern wollte.« Er schüttelte den Kopf und erzählte weitere Geschichten von seltsamen Fragen und noch seltsameren Mutmaßungen. »Vielleicht hätte ich die Nationalhymne singen sollen.«
»Und dann?«, fragte ich gespannt.
»Wenn mich Deutschland nicht will oder es mir so spät macht, lasse ich es halt«, sagte er lakonisch. Dann prosteten wir uns zu: jeder ein alkoholfreies Bier in der Hand, weil wir in der Nacht noch autofahren mussten.
Soviel zum Thema Leitkultur.
Es passiert einiges um mich herum, und nicht alles gefällt mir. Vieles fasziniert mich, vieles interessiert mich – und das soll Thema dieses Blogs sein.
30 April 2017
29 April 2017
Mein Treffen mit Wahnfried
Dass ich von Opern wenig Ahnung habe, dürfte kaum jemanden überraschen. So wusste ich bislang auch nichts davon, wie eng meine Heimatstadt Karlsruhe – über den jüdischen Dirigenten Hermann Levi – mit der Geschichte des judenfeindlichen Kompnisten Richard Wagner verknüpft ist. Jetzt weiß ich das ... und ich finde die Verwicklungen spannend.
Karlsruhe leistet sich ein Opernhaus, in dem in diesem Jahr gewissermaßen Richard-Wagner-Festspiele sind. In diesem Rahmen wurde die Oper »Wahnfired« auch uraufgeführt; gestern sah ich diese Oper dann auch.
Komponiert wurde die Oper von dem israelischen Komponisten Avner Dorman, geschrieben wurden sie von deutschen Dramaturgen. Erzählt wird die Geschichte des Wagner-Clans aus ungewöhnlicher Perspektive: aus der eines Engländers, der so fasziniert von den Deutschen ist, dass er quasi zu ihnen überläuft.
Mit der Musik konnte ich nicht viel anfangen: Das war wenig melodisch, das war sehr hektisch. Klar wurde ein Opernchor aufgeboten, und selbstverständlich stand ein fettes Orchester zur Verfügung. Aber ins Ohr ging mir da nichts.
Umso eindrucksvoller dann die Vorstellung selbst. Die Verstrickungen des Wagner-Clans in den Aufstieg des Nationalsozialismus wurden stark dargestellt, das Schicksal des jüdischen Dirigenten immer wieder eingeflochten. Adolf Hitler trat auf, der Kaiser hatte ein Gastspiel, alles in allem bekam man fünfzig oder sechzig Jahre deutscher Geschichte um die Ohren gehauen.
Vor allem halt der judenfeindliche Teil dieser Geschichte. Wenn Opernsänger von »jüdischer Hetze« singen oder »die Arier« beschworen werden, jagt einem das einen kalten Schauder über den Rücken. Vielleicht lag es auch daran, dass nach der Pause einige Sitze in unserer Nähe leer blieben – so viel Realitätsnähe und Wagnerkritik dürfte für das normale Opernpublikum nicht einfach auszuhalten sein.
Ein Opernfreund werde ich sicher in meinem Leben nicht mehr werden. An den »Wahnfried« werde ich mich aber noch lange erinnern. Das war ein eindrucksvolles und starkes Theaterstück, mit tollen Sängern und einer Musik, die halt überhaupt nichts für mich war.
Karlsruhe leistet sich ein Opernhaus, in dem in diesem Jahr gewissermaßen Richard-Wagner-Festspiele sind. In diesem Rahmen wurde die Oper »Wahnfired« auch uraufgeführt; gestern sah ich diese Oper dann auch.
Komponiert wurde die Oper von dem israelischen Komponisten Avner Dorman, geschrieben wurden sie von deutschen Dramaturgen. Erzählt wird die Geschichte des Wagner-Clans aus ungewöhnlicher Perspektive: aus der eines Engländers, der so fasziniert von den Deutschen ist, dass er quasi zu ihnen überläuft.
Mit der Musik konnte ich nicht viel anfangen: Das war wenig melodisch, das war sehr hektisch. Klar wurde ein Opernchor aufgeboten, und selbstverständlich stand ein fettes Orchester zur Verfügung. Aber ins Ohr ging mir da nichts.
Umso eindrucksvoller dann die Vorstellung selbst. Die Verstrickungen des Wagner-Clans in den Aufstieg des Nationalsozialismus wurden stark dargestellt, das Schicksal des jüdischen Dirigenten immer wieder eingeflochten. Adolf Hitler trat auf, der Kaiser hatte ein Gastspiel, alles in allem bekam man fünfzig oder sechzig Jahre deutscher Geschichte um die Ohren gehauen.
Vor allem halt der judenfeindliche Teil dieser Geschichte. Wenn Opernsänger von »jüdischer Hetze« singen oder »die Arier« beschworen werden, jagt einem das einen kalten Schauder über den Rücken. Vielleicht lag es auch daran, dass nach der Pause einige Sitze in unserer Nähe leer blieben – so viel Realitätsnähe und Wagnerkritik dürfte für das normale Opernpublikum nicht einfach auszuhalten sein.
Ein Opernfreund werde ich sicher in meinem Leben nicht mehr werden. An den »Wahnfried« werde ich mich aber noch lange erinnern. Das war ein eindrucksvolles und starkes Theaterstück, mit tollen Sängern und einer Musik, die halt überhaupt nichts für mich war.
28 April 2017
Das ach so mutige Buch des Ministers
Als Bundesjustizminister sollte Heiko Maas den Job haben, sich um die Justiz in der Bundesrepublik zu kümmern. Das macht er hoffentlich. Wie gut er das tut, kann ich nicht beurteilen – dass die Presse vor allem über seine Anzüge und sein Aussehen zu schreiben scheint, weist in meinen Augen allerdings auf das eine andere Defizit hin. Neuerdings »engagiert« er sich auch gegen Nazis, was immer das bei Politikern heißen mag.
Dabei hat er ein Buch geschrieben ... oder schreiben lassen. Es trägt den Titel »Aufstehen statt wegducken« und den Untertitel »Eine Strategie gegen Rechts«; im Mai erscheint es im Piper-Verlag. So weit so gut. Man könnte sich fragen, warum ein Minister eine Strategie gegen »rechts« vorstellt – also auch gegen die CDU und die CSU – und nicht der Klarheit halber eine »Strategie gegen Nazis«, was klarer wäre ... aber gut, ich bin ja kein Politiker und auch kein Sachbuch-Lektor.
Ein wenig seltsam finde ich die Werbung, die dem Buch beschert wird: »Mutig Position beziehen gegen Rechts!« titeln große Anzeigen in den Fachzeitschriften, unter anderem auch auf dem Titelbild des »Börsenblatts«. Das sieht gut aus, trägt sicher dazu bei, dass die Buchhändler das Werk ordentlich »einkaufen« und ist von daher nicht zu bemängeln.
Als kritischer Bürger frage ich mich halt: Was ist denn eine »mutige Position« daran, wenn ein Minister – der ständig von Leibwächtern umgeben ist – ein Buch über die »Rechten« schreibt? Ist es nicht vielmehr mutiger, wenn sich Antifa-Initiativen in Dörfern und Städten dem rechtsradikalen Mob entgegen stellen? Ist es nicht mutiger, sich vor Ort für Flüchtlinge und eine »bunte« Kultur zu engagieren?
Aber da irre ich mich wohl. Während die Staatsgewalt eifrig dabei ist, jugendliche Antifa-Aktivisten mit Prozessen zu überziehen und dafür zu sorgen, dass Nazi-Aufmärsche gelegentlich mit Zwang durchgesetzt werden, ist es wahrscheinlich sehr viel mutiger, sich als Minister auf den Hintern zu setzen und schreibend sowie redend »mutig Position« zu beziehen. Aber ich bin ja auch kein Politiker ...
Dabei hat er ein Buch geschrieben ... oder schreiben lassen. Es trägt den Titel »Aufstehen statt wegducken« und den Untertitel »Eine Strategie gegen Rechts«; im Mai erscheint es im Piper-Verlag. So weit so gut. Man könnte sich fragen, warum ein Minister eine Strategie gegen »rechts« vorstellt – also auch gegen die CDU und die CSU – und nicht der Klarheit halber eine »Strategie gegen Nazis«, was klarer wäre ... aber gut, ich bin ja kein Politiker und auch kein Sachbuch-Lektor.
Ein wenig seltsam finde ich die Werbung, die dem Buch beschert wird: »Mutig Position beziehen gegen Rechts!« titeln große Anzeigen in den Fachzeitschriften, unter anderem auch auf dem Titelbild des »Börsenblatts«. Das sieht gut aus, trägt sicher dazu bei, dass die Buchhändler das Werk ordentlich »einkaufen« und ist von daher nicht zu bemängeln.
Als kritischer Bürger frage ich mich halt: Was ist denn eine »mutige Position« daran, wenn ein Minister – der ständig von Leibwächtern umgeben ist – ein Buch über die »Rechten« schreibt? Ist es nicht vielmehr mutiger, wenn sich Antifa-Initiativen in Dörfern und Städten dem rechtsradikalen Mob entgegen stellen? Ist es nicht mutiger, sich vor Ort für Flüchtlinge und eine »bunte« Kultur zu engagieren?
Aber da irre ich mich wohl. Während die Staatsgewalt eifrig dabei ist, jugendliche Antifa-Aktivisten mit Prozessen zu überziehen und dafür zu sorgen, dass Nazi-Aufmärsche gelegentlich mit Zwang durchgesetzt werden, ist es wahrscheinlich sehr viel mutiger, sich als Minister auf den Hintern zu setzen und schreibend sowie redend »mutig Position« zu beziehen. Aber ich bin ja auch kein Politiker ...
27 April 2017
Leseprobe zum blutenden Land
Da ich heute den ganzen Tag unterwegs war, konnte ich mich noch nicht um die Details kümmern – ich freute mich aber unglaublich, dass Post von Droemer-Knaur eingetroffen war. Im Kuvert steckte ein Buch, das die aktuellen Leseproben des Fantasy-Programms für den Herbst 2017 enthielt. Unter anderem dabei: die Leseprobe für meinen Roman »Das blutende Land«.
Der Verlag nahm das dritte Kapitel; das ist eine schöne Wahl, weil dieses Kapitel die eigentlich Hauptfigur und zwei wichtige Nebenfiguren vorstellt. Ich bin gespannt darauf, wie die Leser darauf reagieren. Und natürlich werde ich mir die anderen Titel dieses Programms sehr genau vorstellen.
Aber selbstverständlich hat mich das nicht nur gefreut, sondern auch stolz gemacht. Gleichzeitig erhöht die Leseprobe meine Nervosität; da werde ich glatt zum Jungautor ...
Der Verlag nahm das dritte Kapitel; das ist eine schöne Wahl, weil dieses Kapitel die eigentlich Hauptfigur und zwei wichtige Nebenfiguren vorstellt. Ich bin gespannt darauf, wie die Leser darauf reagieren. Und natürlich werde ich mir die anderen Titel dieses Programms sehr genau vorstellen.
Aber selbstverständlich hat mich das nicht nur gefreut, sondern auch stolz gemacht. Gleichzeitig erhöht die Leseprobe meine Nervosität; da werde ich glatt zum Jungautor ...
26 April 2017
Anti-Flag überzeugten live in Karlsruhe
Es ist schon irgendwie peinlich – aber obwohl ich einen Stapel Platten der amerikanischen Punk-Band Anti-Flag besitze, habe ich sie bis gestern nie live gesehen. Ein Grund war bislang, dass die Band von Anfang an »so groß« war, dass sie nur auf Open-Air-Festivals oder in großen Hallen auftrat. Ich brauchte auch einige Zeit, bis ich mich dazu überwinden konnte, ins »Substage« in Karlsruhe zu gehen.
Das »Substage« ist einer dieser seelenlosen Konzertorte, in die es mich nicht zieht: eine Beton-Architektur, hingeschissen in ein eigentlich schönes Areal mit alten Gebäuden, von der Stadt Karlsruhe ordentlich subventioniert und trotzdem mit »Rocker«-Attitüde. An diesem Dienstagabend, 25. April 2017, ging ich zum ersten Mal zu einem »richtigen« Konzert hinein.
Der Raum wirkte gut ausverkauft; ich nehme an, dass über tausend Leute da waren. Weil ich vor der Tür mit einigen Bekannten redete, verpasste ich die erste Band. Dabei sollen The Prosecution mit ihrem SkaCore echt gut gewesen sein. Aber ich rechnete echt nicht damit, dass das »Substage« seine Konzerte so pünktlich anfangen lässt.
Radio Havanna spielten als nächste Band. In den guten Momenten erinnerte die Band an alte Wizo-Stücke, in den schlechten Momenten langweilte der poppig-melodische Punkrock sehr. Zwischendurch wurde ein Stück der Prinzen gecovert, ansonsten fand ich die Band musikalisch meist belanglos, wenngleich mit den Ansagen nicht unsympathisch.
Als Anti-Flag die Bühne enterten, war vom ersten Ton an gleich Bewegung im Saal. Okay, die Band zündete mit »Die For Your Government« gleich einen ihrer ersten Hits und legte dann kontinuierlich nach. Das textsichere Publikum sang eifrig mit, es wurde eifrig getanzt; gelegentlich wurde Crowdsurfing betrieben.
Was ich echt blöd fand, war die Manie der Band, das Publikum zu irgendwelchen Mitmach-Dingen aufzufordern. Wenn mir von der Bühne einer sagt, ich solle springen, bleibe ich halt aus Prinzip stehen. Und wenn es heißt, man solle die Hände recken oder klatschen, stecke ich sie in die Hosentasche. Punkrock hieß irgendwie nie, dass man den Aufforderungen der Band eins zu eins Folge zu leisten hat.
Immer wieder gab es Sprechchöre wie »Alerta Antifascista« im Publikum, die ich gut fand. Wahrscheinlich gehören Antifa-Parolen ebenso zum Lifestyle heutiger Konzertbesucher wie Vollbärte und Tätowierungen. (Aber seltsames Konzertverhalten gab es in den 80er-Jahren ja auch schon bei Exploited und anderen Bands ...)
Ich will nicht zu mäkelig klingen: Die Band überzeugte mit schmissiger Musik, mit einer professionellen Show auf der Bühne, die viel Spaß anklingen ließ, mit guten Ansagen und spontanen Aktionen. Am Ende wurde ein Stück von den Ramones gespielt, zwischendurch wurde stellten sich der Schlagzeuger und einer der Gitarristen mitten in das Publikum und spielten dort weiter – das war alles schon ziemlich große Klasse.
Als ich irgendwann aus dem »Substage« ins Freie kam, erhitzt und bester Laune, hatte ich das Gefühl, ein tolles Konzert erlebt zu haben. Ein Freund des Konzertortes werde ich aber trotzdem kaum werden, fürchte ich.
Das »Substage« ist einer dieser seelenlosen Konzertorte, in die es mich nicht zieht: eine Beton-Architektur, hingeschissen in ein eigentlich schönes Areal mit alten Gebäuden, von der Stadt Karlsruhe ordentlich subventioniert und trotzdem mit »Rocker«-Attitüde. An diesem Dienstagabend, 25. April 2017, ging ich zum ersten Mal zu einem »richtigen« Konzert hinein.
Der Raum wirkte gut ausverkauft; ich nehme an, dass über tausend Leute da waren. Weil ich vor der Tür mit einigen Bekannten redete, verpasste ich die erste Band. Dabei sollen The Prosecution mit ihrem SkaCore echt gut gewesen sein. Aber ich rechnete echt nicht damit, dass das »Substage« seine Konzerte so pünktlich anfangen lässt.
Radio Havanna spielten als nächste Band. In den guten Momenten erinnerte die Band an alte Wizo-Stücke, in den schlechten Momenten langweilte der poppig-melodische Punkrock sehr. Zwischendurch wurde ein Stück der Prinzen gecovert, ansonsten fand ich die Band musikalisch meist belanglos, wenngleich mit den Ansagen nicht unsympathisch.
Als Anti-Flag die Bühne enterten, war vom ersten Ton an gleich Bewegung im Saal. Okay, die Band zündete mit »Die For Your Government« gleich einen ihrer ersten Hits und legte dann kontinuierlich nach. Das textsichere Publikum sang eifrig mit, es wurde eifrig getanzt; gelegentlich wurde Crowdsurfing betrieben.
Was ich echt blöd fand, war die Manie der Band, das Publikum zu irgendwelchen Mitmach-Dingen aufzufordern. Wenn mir von der Bühne einer sagt, ich solle springen, bleibe ich halt aus Prinzip stehen. Und wenn es heißt, man solle die Hände recken oder klatschen, stecke ich sie in die Hosentasche. Punkrock hieß irgendwie nie, dass man den Aufforderungen der Band eins zu eins Folge zu leisten hat.
Immer wieder gab es Sprechchöre wie »Alerta Antifascista« im Publikum, die ich gut fand. Wahrscheinlich gehören Antifa-Parolen ebenso zum Lifestyle heutiger Konzertbesucher wie Vollbärte und Tätowierungen. (Aber seltsames Konzertverhalten gab es in den 80er-Jahren ja auch schon bei Exploited und anderen Bands ...)
Ich will nicht zu mäkelig klingen: Die Band überzeugte mit schmissiger Musik, mit einer professionellen Show auf der Bühne, die viel Spaß anklingen ließ, mit guten Ansagen und spontanen Aktionen. Am Ende wurde ein Stück von den Ramones gespielt, zwischendurch wurde stellten sich der Schlagzeuger und einer der Gitarristen mitten in das Publikum und spielten dort weiter – das war alles schon ziemlich große Klasse.
Als ich irgendwann aus dem »Substage« ins Freie kam, erhitzt und bester Laune, hatte ich das Gefühl, ein tolles Konzert erlebt zu haben. Ein Freund des Konzertortes werde ich aber trotzdem kaum werden, fürchte ich.
25 April 2017
Die Fledermaus in Europa
Ich bin seit vielen Jahren ein Fan der »Batman«-Serie, eigentlich seit der Zeit, als sie in den 80er-Jaren erwachsen wurde und der Quatsch der frühen Jahre endlich vorbei war. Die Comic-Verantwortlichen aus den USA wagen immer wieder neue Wege, und damit schaffen sie es oft genug, mich zu faszinieren.
Bei »Batman Europa« gelang das nur eingeschränkt. So gut ich die Idee fand, so wenig gefiel sie mir unterm Strich. Womöglich wollte man zu viel auf einmal, womöglich wurde die künstlerische Energie übertrieben. Ich hatte mir die deutschsprachigen Hefte einzeln gekauft, jetzt aber liegt auch ein Paperback vor, das alles zusammenfasst. Ich will’s an dieser Stelle erwähnen – es wird hoffentlich einige Leute geben, die sich darauf einlassen können.
Enthalten ist in »Batman Europa« eine vierteilige Miniserie, die in den europäischen Metropolen Berlin, Prag, Paris und Rom spielt. Mit Batman selbst und seinem durchgeknallten Erzfeind, dem Joker, sind die wichtigsten Figuren der Serie beteiligt – für genug Action ist also gesorgt.
Allerdings empfand ich die Geschichte als zu einfach: Weil Batman und der Joker mit einem tödlichen Virus infiziert worden sind, müssen sie auf eine Art Schnitzeljagd gehen. Diese führt sie durch die genannten Städte in Europa. Um ihr Leben zu retten, müssen die beiden Feinde zusammenarbeiten und ihren Gegner einfangen – gleichzeitig kämpfen sie die meiste Zeit doch gegeneinander.
Die Anordnung ist damit sehr klassisch: Zwei Gegner verbünden sich, um sich einen gemeinsamen Feind vom Leib zu halten. Das ist teilweise recht spannend, die europäischen Szenen halten sich allerdings in Grenzen. Für die amerikanischen Leser wurde sicher viel Lokalkolorit geschaffen, für Europäer ist das zu wenig.
Letztlich muss man sich von der Optik dieses Comics fesseln lassen. Sie ist sehr »künstlerisch«. Nach Texten und Konzepten von Brian Azzarello wirkten unterschiedliche Comic-Zeichner. Meist wirken die Bilder absichtlich verwischt; die Szenen spielen oft bei Nacht und werden spärlich »ausgeleuchtet«. Das ist teilweise faszinierend, wirkte auf mich aber zeitweise so übertrieben, dass es mich auf Dauer nicht fesseln konnte.
Alles in allem ist »Batman Europa« ein Beispiel für die Experimentierfreude der amerikanischen Comic-Verlage. Inhaltlich wie optisch hat mich die Miniserie nicht gepackt; wer sich für Geschichten mit der Fledermaus begeistern kann, sollte aber mal einen Blick reinwerfen.
Bei »Batman Europa« gelang das nur eingeschränkt. So gut ich die Idee fand, so wenig gefiel sie mir unterm Strich. Womöglich wollte man zu viel auf einmal, womöglich wurde die künstlerische Energie übertrieben. Ich hatte mir die deutschsprachigen Hefte einzeln gekauft, jetzt aber liegt auch ein Paperback vor, das alles zusammenfasst. Ich will’s an dieser Stelle erwähnen – es wird hoffentlich einige Leute geben, die sich darauf einlassen können.
Enthalten ist in »Batman Europa« eine vierteilige Miniserie, die in den europäischen Metropolen Berlin, Prag, Paris und Rom spielt. Mit Batman selbst und seinem durchgeknallten Erzfeind, dem Joker, sind die wichtigsten Figuren der Serie beteiligt – für genug Action ist also gesorgt.
Allerdings empfand ich die Geschichte als zu einfach: Weil Batman und der Joker mit einem tödlichen Virus infiziert worden sind, müssen sie auf eine Art Schnitzeljagd gehen. Diese führt sie durch die genannten Städte in Europa. Um ihr Leben zu retten, müssen die beiden Feinde zusammenarbeiten und ihren Gegner einfangen – gleichzeitig kämpfen sie die meiste Zeit doch gegeneinander.
Die Anordnung ist damit sehr klassisch: Zwei Gegner verbünden sich, um sich einen gemeinsamen Feind vom Leib zu halten. Das ist teilweise recht spannend, die europäischen Szenen halten sich allerdings in Grenzen. Für die amerikanischen Leser wurde sicher viel Lokalkolorit geschaffen, für Europäer ist das zu wenig.
Letztlich muss man sich von der Optik dieses Comics fesseln lassen. Sie ist sehr »künstlerisch«. Nach Texten und Konzepten von Brian Azzarello wirkten unterschiedliche Comic-Zeichner. Meist wirken die Bilder absichtlich verwischt; die Szenen spielen oft bei Nacht und werden spärlich »ausgeleuchtet«. Das ist teilweise faszinierend, wirkte auf mich aber zeitweise so übertrieben, dass es mich auf Dauer nicht fesseln konnte.
Alles in allem ist »Batman Europa« ein Beispiel für die Experimentierfreude der amerikanischen Comic-Verlage. Inhaltlich wie optisch hat mich die Miniserie nicht gepackt; wer sich für Geschichten mit der Fledermaus begeistern kann, sollte aber mal einen Blick reinwerfen.
Bald gibt's wieder »Exodus«
Ich habe es noch nicht einmal geschafft, die »Exodus«-Ausgabe komplett zu lesen, die im Oktober 2016 erschienen ist – da kündigt die Redaktion schon die Ausgabe 36 für den Mai/Juni 2017 an. Thematisch konzentriert man sich diesmal auf den Autor Herbert W. Franke, der in diesem Jahr seinen neunzigsten Geburtstag feiert, und auf die Phantastische Bibliothek Wetzlar, die 2017 auch schon seit dreißig Jahren besteht.
Immerhin habe ich es geschafft, zu einem der zwei Themen ebenfalls einen Beitrag zu schreiben. Zu mehr reichte es leider nicht. Es wird Zeit, dass ich in diesem Magazin endlich mal wieder mit einer Kurzgeschichte vertreten sind. Das wird allerdings sicher noch eine Weile auf sich warten lassen.
So lange freue ich mich auf die Ausgabe 36. Die gibt es sogar als Variant-Edition. Ich fürchte, da wird mein Sammlertrieb mit mir durchgehen ... (Weitere Infos zu alledem gibt's auf der Website des Magazins.)
Immerhin habe ich es geschafft, zu einem der zwei Themen ebenfalls einen Beitrag zu schreiben. Zu mehr reichte es leider nicht. Es wird Zeit, dass ich in diesem Magazin endlich mal wieder mit einer Kurzgeschichte vertreten sind. Das wird allerdings sicher noch eine Weile auf sich warten lassen.
So lange freue ich mich auf die Ausgabe 36. Die gibt es sogar als Variant-Edition. Ich fürchte, da wird mein Sammlertrieb mit mir durchgehen ... (Weitere Infos zu alledem gibt's auf der Website des Magazins.)
24 April 2017
Frau Dr. Merkel und ich
Es war ein seltsamer Augenblick für mich, als Angela Merkel den Raum betrat. Sie erkannte mich sofort, zwinkerte mir aber nicht zu und gab auch sonst nicht zu erkennen, dass sie wusste, wer ich war. Sie verzog ein wenig die Mundwinkel, wie sie das gern machte – ich interpretierte es als freundliches Lächeln.
Ich saß hinten im Raum, aber sie kam an meinem Platz vorbei, eingerahmt von ihren Leibwächtern. Nachdem sie auf dem Podium Platz genommen hatte, stellte sie der Diskussionsleiter als »Frau Dr. Merkel« vor, und die Diskussion begann. Man konnte Fragen stellen, sie antwortete. Das ging eigentlich auch ganz gut, viele Leute meldeten sich und wurden aufgerufen.
Mich juckte es immer wieder, selbst etwas zu sagen oder mich zu Wort zu melden. Ich fand, sie äußerte sich ausweichend; sie hätte bei manchen Fragen klarer antworten sollen. Aber so kannte man sie.
Mein Nebenmann stieß mich an. »Willst du die Merkel nichts fragen? Es machen doch alle mit.« Er wies auf die Finger, die sich in die Höhe reckten. Ich kam mir vor wie in der Schule unter lauter Strebern.
»Nein, nein«, gab ich locker zurück. »So nötig habe ich es nicht. Ich habe letzte Woche ja erst mit ihr zu Mittag gegessen.«
Er schaute mich verwundert an. »Echt?«
»Ja. Das machen wir ab und zu. Meist zu zweit. Das ist echt nett.«
Er starrte mich an. Dann wachte ich auf. Ich brauchte einige Sekunden, um zu kapieren, dass ich mit der Bundeskanzlerin noch nie in einem Raum gewesen war ...
Ich saß hinten im Raum, aber sie kam an meinem Platz vorbei, eingerahmt von ihren Leibwächtern. Nachdem sie auf dem Podium Platz genommen hatte, stellte sie der Diskussionsleiter als »Frau Dr. Merkel« vor, und die Diskussion begann. Man konnte Fragen stellen, sie antwortete. Das ging eigentlich auch ganz gut, viele Leute meldeten sich und wurden aufgerufen.
Mich juckte es immer wieder, selbst etwas zu sagen oder mich zu Wort zu melden. Ich fand, sie äußerte sich ausweichend; sie hätte bei manchen Fragen klarer antworten sollen. Aber so kannte man sie.
Mein Nebenmann stieß mich an. »Willst du die Merkel nichts fragen? Es machen doch alle mit.« Er wies auf die Finger, die sich in die Höhe reckten. Ich kam mir vor wie in der Schule unter lauter Strebern.
»Nein, nein«, gab ich locker zurück. »So nötig habe ich es nicht. Ich habe letzte Woche ja erst mit ihr zu Mittag gegessen.«
Er schaute mich verwundert an. »Echt?«
»Ja. Das machen wir ab und zu. Meist zu zweit. Das ist echt nett.«
Er starrte mich an. Dann wachte ich auf. Ich brauchte einige Sekunden, um zu kapieren, dass ich mit der Bundeskanzlerin noch nie in einem Raum gewesen war ...
23 April 2017
Waldemar und MRU
Man kann nicht sagen, dass ich Waldemar Kumming besonders gut kannte. Wir haben uns im Verlauf von Jahrzehnten immer mal wieder getroffen und nie mehr als einige Sätze gewechselt. Als ich aber von seinem Tod erfuhr, war ich dennoch betroffen.
Waldemar war Jahrgang 1924, geboren am 31. Juli, also älter als mein Vater, eine Generation, die ihre prägenden Jugenderfahrungen im Dritten Reich und im Zweiten Weltkrieg gesammelt hat. Wie und warum er auf die Science Fiction kam, weiß ich nicht; es wäre eine spannende Frage gewesen, die ich ihm nie stellte.
Waldemar gehörte auf jeden Fall zu den allerersten Menschen in Deutschland, die sich für diese neue Literaturgattung so begeisterten, dass sie damit anfingen, aktiv zu werden. Er schrieb für Fanzines, er reiste auf Veranstaltungen, er war im Science-Fiction-Club Deutschland aktiv. Das alles machte er zu einer Zeit, in der das noch nicht sehr angesagt war ...
Ich habe viele Ausgaben seines Fanzines »Munich Round Up« gelesen. Er machte es nicht allein, aber er war derjenige, der die Kontinuität über Jahrzehnte hinweg sicherte. Schon in den frühen Jahren seiner Fanzine-Arbeit hatte »MRU«, wie das Blatt aus München genannt wurde, eine ausgesprochen satirische Seite; das behielt er bei.
Gern berichtete er über Cons. Zu Zeiten, in denen Deutsche im Ausland noch eher argwöhnisch betrachtet wurden – kein Wunder nach den Greueln des vergangenen Krieges – fuhren Fans wie Waldemar auf internationale Fan-Veranstaltungen. Sie besuchten in den fünfziger Jahren beispielsweise Cons in England, und sie reisten im VW-Käfer sowie auf dem Landweg- und Seeweg dahin.
Ich hatte immer großen Respekt vor Waldemar und seiner Lebensleistung als Fan, als Organisator, als Fanzinemacher. So lange war er so aktiv – das ist sehr beeindruckend. Er starb am 5. April 2017, ich erfuhr es erst Wochen danach. In den nächsten Monaten, das habe ich mir vorgenommen, werde ich immer mal wieder in alten »MRU«-Ausgaben blättern.
Waldemar war Jahrgang 1924, geboren am 31. Juli, also älter als mein Vater, eine Generation, die ihre prägenden Jugenderfahrungen im Dritten Reich und im Zweiten Weltkrieg gesammelt hat. Wie und warum er auf die Science Fiction kam, weiß ich nicht; es wäre eine spannende Frage gewesen, die ich ihm nie stellte.
Waldemar gehörte auf jeden Fall zu den allerersten Menschen in Deutschland, die sich für diese neue Literaturgattung so begeisterten, dass sie damit anfingen, aktiv zu werden. Er schrieb für Fanzines, er reiste auf Veranstaltungen, er war im Science-Fiction-Club Deutschland aktiv. Das alles machte er zu einer Zeit, in der das noch nicht sehr angesagt war ...
Ich habe viele Ausgaben seines Fanzines »Munich Round Up« gelesen. Er machte es nicht allein, aber er war derjenige, der die Kontinuität über Jahrzehnte hinweg sicherte. Schon in den frühen Jahren seiner Fanzine-Arbeit hatte »MRU«, wie das Blatt aus München genannt wurde, eine ausgesprochen satirische Seite; das behielt er bei.
Gern berichtete er über Cons. Zu Zeiten, in denen Deutsche im Ausland noch eher argwöhnisch betrachtet wurden – kein Wunder nach den Greueln des vergangenen Krieges – fuhren Fans wie Waldemar auf internationale Fan-Veranstaltungen. Sie besuchten in den fünfziger Jahren beispielsweise Cons in England, und sie reisten im VW-Käfer sowie auf dem Landweg- und Seeweg dahin.
Ich hatte immer großen Respekt vor Waldemar und seiner Lebensleistung als Fan, als Organisator, als Fanzinemacher. So lange war er so aktiv – das ist sehr beeindruckend. Er starb am 5. April 2017, ich erfuhr es erst Wochen danach. In den nächsten Monaten, das habe ich mir vorgenommen, werde ich immer mal wieder in alten »MRU«-Ausgaben blättern.
22 April 2017
Zwei Tage Ohne Schnupftabak
Einen Preis für ihren coolen Bandnamen hat eindeutig eine Punkrock-Kapelle aus Regensburg gewonnen: Zwei Tage Ohne Schnupftabak klingt zwar sperrig, das merkt man sich aber. Die Abkürzung ZTOS wirkt dagegen schlapp.
Zum zehnjährigen Bestehen der Band wurde im November 2013 die EP »Die Bresche« aufgenommen; ich habe die Vinylscheibe mit den drei Stücken, bei der ich schon das Titelbild ziemlich klasse finde. Musikalisch gibt es schrammeligen Punkrock, bei dem gern auch der Begriff »Emo« fallen darf.
Dazu kommen Texte, die ein wenig verkopft sind: »Am Anfang war das Ende / und seitdem wird es verfilmt« ... ich mag solche Texte, weil sie ein bisschen tiefergehen. Immer anhören kann ich mir das nicht, und die Platte ist auf Dauer vor allem musikalisch zu eintönig.
Die Band selbst sollte man sich mal anhören. Dankenswerterweise gibt es auf Bandcamp dazu manche Gelegenheit ...
Zum zehnjährigen Bestehen der Band wurde im November 2013 die EP »Die Bresche« aufgenommen; ich habe die Vinylscheibe mit den drei Stücken, bei der ich schon das Titelbild ziemlich klasse finde. Musikalisch gibt es schrammeligen Punkrock, bei dem gern auch der Begriff »Emo« fallen darf.
Dazu kommen Texte, die ein wenig verkopft sind: »Am Anfang war das Ende / und seitdem wird es verfilmt« ... ich mag solche Texte, weil sie ein bisschen tiefergehen. Immer anhören kann ich mir das nicht, und die Platte ist auf Dauer vor allem musikalisch zu eintönig.
Die Band selbst sollte man sich mal anhören. Dankenswerterweise gibt es auf Bandcamp dazu manche Gelegenheit ...
21 April 2017
Wie ich einmal im Studierendenhaus auftrat ...
Beim »Café Koz« handelt es sich – auch wenn sich der Name ein wenig anders anhört – um ein sympathisches Café des Studierendenhauses der Universität Frankfurt. Als ich am Mittwochabend dort ankam, erinnerte es mich an die Kneipen autonomer Häuser, in denen ich in früheren Jahrzehnten viel Zeit verbracht hatte: schlichte Einrichtung, humane Preise für die Getränke, die Wände im Klo mit allerlei Sprüchen vollgekritzelt.
Bei meiner Lesung war der Raum gut gefüllt. Weil ich im Lichtkegel meiner Leselampe saß, konnte ich nicht sehen, wie viele Leute es genau waren; ich hätte gesagt, dass rund vierzig Personen meine Lesung besuchten. Das fand ich sehr ordentlich.
In erster Linie las ich aus meinem Buch »Für immer Punk?«, meine Lesung fand ohnehin am regelmäßigen Punkrock-Abend des Cafés statt. Später steuerte ich noch eine Geschichte bei, die in meinem Buch »Zwei Whisky mit Neumann« enthalten ist und die ich schon seit längerem nicht mehr vorgelesen hatte.
Zwischen den Geschichten erzählte ich ein wenig; es gab immer wieder Applaus. Da die Leute an den richtigen Stellen lachten, ging ich davon aus, dass die meisten den Geschichten auch zuhörten. Später sammelte sich eine Gruppe von Besuchern an der Theke, die offenbar lieber selbst reden und weniger zuhören wollten – das ist ja durchaus nachvollziehbar. Nach eineinhalb Stunden Programm reichte es auch.
Ich war sehr zufrieden mit dem Auftritt in Frankfurt. Im Anschluss verkaufte ich einige Bücher, beantwortete Fragen und plauderte im kleinen Kreis, bevor ich mich auf den Weg machte. Ein schöner Abend!
Bei meiner Lesung war der Raum gut gefüllt. Weil ich im Lichtkegel meiner Leselampe saß, konnte ich nicht sehen, wie viele Leute es genau waren; ich hätte gesagt, dass rund vierzig Personen meine Lesung besuchten. Das fand ich sehr ordentlich.
In erster Linie las ich aus meinem Buch »Für immer Punk?«, meine Lesung fand ohnehin am regelmäßigen Punkrock-Abend des Cafés statt. Später steuerte ich noch eine Geschichte bei, die in meinem Buch »Zwei Whisky mit Neumann« enthalten ist und die ich schon seit längerem nicht mehr vorgelesen hatte.
Zwischen den Geschichten erzählte ich ein wenig; es gab immer wieder Applaus. Da die Leute an den richtigen Stellen lachten, ging ich davon aus, dass die meisten den Geschichten auch zuhörten. Später sammelte sich eine Gruppe von Besuchern an der Theke, die offenbar lieber selbst reden und weniger zuhören wollten – das ist ja durchaus nachvollziehbar. Nach eineinhalb Stunden Programm reichte es auch.
Ich war sehr zufrieden mit dem Auftritt in Frankfurt. Im Anschluss verkaufte ich einige Bücher, beantwortete Fragen und plauderte im kleinen Kreis, bevor ich mich auf den Weg machte. Ein schöner Abend!
20 April 2017
Echos vom Nachbartisch
Weil ich für einen wichtigen Termin mit der Firmenleitung unterwegs war, hatte ich einmal wieder die Chance, eines der »besseren« Restaurants in Rastatt aufzusuchen. Das ist nicht unbedingt eine Freude.
Um es kurz zu machen: Die Penne waren in einer ekeligen Sahnesoße ertränkt, der Salat war lieblos zusammengematscht, alles schmeckte, als habe man nicht gewusst, was Gewürze eigentlich sind. Da wusste ich wieder, wie gut unsere Kantine ist.
Am besten war aber das Gespräch am Nachbartisch. Da saßen zwei Herren zusammen, die beide gut badisch miteinander redeten, irgendwelche Fleischgerichte futterten und dabei in der Zeitung blätterte. Ab und zu sagte jemand etwas zu einem Artikel im örtliche Käseblatt.
Weil mich mein Termin nicht unbedingt fesselte, lauschte ich mit einem Ohr immer zum Nachbartisch hinüber. Das war spannender als der Kampf mit den zermatschten Nudeln.
»Da will eine beim Schaffen ihr Kopftuch aufbehalten«, sagte einer der beiden.
Der andere machte. »Hm.« Dann kaute er ein wenig, um mit vollem Mund hinzuzufügen: »Ich denk, das ist immer noch Sache des Chefs, ob die ein Kopftuch anhat oder nicht.«
Der erste brummte etwas, das ich nicht verstand, bevor er hinzufügte. »Wenn’s ihr hier nicht passt, soll sie halt verschwinden.«
Merke: Wer in der Mittagspause »zum Italiener« essen geht, hat nicht unbedingt lukullische Höhepunkte zu erwarten und wird dadurch auch nicht unbedingt zu einem besseren Menschen.
Um es kurz zu machen: Die Penne waren in einer ekeligen Sahnesoße ertränkt, der Salat war lieblos zusammengematscht, alles schmeckte, als habe man nicht gewusst, was Gewürze eigentlich sind. Da wusste ich wieder, wie gut unsere Kantine ist.
Am besten war aber das Gespräch am Nachbartisch. Da saßen zwei Herren zusammen, die beide gut badisch miteinander redeten, irgendwelche Fleischgerichte futterten und dabei in der Zeitung blätterte. Ab und zu sagte jemand etwas zu einem Artikel im örtliche Käseblatt.
Weil mich mein Termin nicht unbedingt fesselte, lauschte ich mit einem Ohr immer zum Nachbartisch hinüber. Das war spannender als der Kampf mit den zermatschten Nudeln.
»Da will eine beim Schaffen ihr Kopftuch aufbehalten«, sagte einer der beiden.
Der andere machte. »Hm.« Dann kaute er ein wenig, um mit vollem Mund hinzuzufügen: »Ich denk, das ist immer noch Sache des Chefs, ob die ein Kopftuch anhat oder nicht.«
Der erste brummte etwas, das ich nicht verstand, bevor er hinzufügte. »Wenn’s ihr hier nicht passt, soll sie halt verschwinden.«
Merke: Wer in der Mittagspause »zum Italiener« essen geht, hat nicht unbedingt lukullische Höhepunkte zu erwarten und wird dadurch auch nicht unbedingt zu einem besseren Menschen.
19 April 2017
Ein Ghost in einer Shell
Wie es sich für einen Science-Fiction-Fan gehört, schaute ich mir den neuen Kinofilm »Ghost In The Shell« an. Und weil ich Scarlett Johansson immer noch unfassbar cool finde (seit »Lost In Translation« finde ich sie toll), war es schon ein Zwang für mich, in diesen Film zu gehen. Ich bereute es nicht, obwohl man durch die Logiklöcher des Streifens ganze Güterzüge hätte stecken können.
Dabei geht es richtig gut los. Major ist so eine Art Cyborg, der in einem Tokio der nahen Zukunft einen Terroristen namens Kuze – schönes Wortspiel! – jagt und am Ende mit seiner eigenen Wirklichkeit konfrontiert wird. Das war streckenweise dann auch ein ziemlich gelungener SF-Krimi mit ungewöhnlichen Effekten, nervte am Ende aber dann doch.
Ich verzichte an dieser Stelle darauf, den Inhalt wiederzugeben; das ist sicher nicht nötig. Der Film hat seine Stärken, und eine davon ist die Optik. Die wahnwitzige Stadt der nahen Zukunft ist eindrucksvoll in Szene gesetzt: Riesige Hochhäuser, tiefe Straßenschluchten, irrsinnige Werbung überall – die Welt ist packend und faszinierend und abschreckend zugleich. Das hat etwas von »Blade Runner« und von »Das fünfte Element«, wirkt aber durchaus eigenständig.
Auch die Anlage der Cyborg-Frau ist überzeugend; vor allem in der Optik. Die Schauspielerin wirkt tatsächlich ein wenig japanisch, was nicht nötig wäre, aber hier passt. Wie sie sich bewegt, wie sie ihre »Haut« ablegt – das ist alles gut in Szene gesetzt.
Unnötig war die eine oder andere emotionale Verwicklung. Dass der Bösewicht und die Heldin am Ende in einer Art »Beziehung« stecken, empfand ich als geradezu albern. Aber gut, das braucht man wohl heute für einen großen Film. So endete der Film eher durchschnittlich, und das nach einem furiosen Start und einem spannenden Mittelteil mit toller Optik.
Lustige Übersetzungsprobleme gab es: Da man die Begriffe offenbar nicht wirklich übersetzen wollte, sprechen die Darsteller in der deutschen Synchronisation dann immer von »einem Ghost«, der sich dann wohl »in einer Shell« befindet. Ob man das nicht hätte besser lösen können?
Anschauen sollte man ihn, finde ich. Ein zweites Mal anschauen muss man ihn in diesem Jahrzehnt allerdings nicht mehr. Ein Klassiker wie »Blade Runner« dürfte dieses Remake eines Klassikers auf jeden Fall auch nicht werden.
Dabei geht es richtig gut los. Major ist so eine Art Cyborg, der in einem Tokio der nahen Zukunft einen Terroristen namens Kuze – schönes Wortspiel! – jagt und am Ende mit seiner eigenen Wirklichkeit konfrontiert wird. Das war streckenweise dann auch ein ziemlich gelungener SF-Krimi mit ungewöhnlichen Effekten, nervte am Ende aber dann doch.
Ich verzichte an dieser Stelle darauf, den Inhalt wiederzugeben; das ist sicher nicht nötig. Der Film hat seine Stärken, und eine davon ist die Optik. Die wahnwitzige Stadt der nahen Zukunft ist eindrucksvoll in Szene gesetzt: Riesige Hochhäuser, tiefe Straßenschluchten, irrsinnige Werbung überall – die Welt ist packend und faszinierend und abschreckend zugleich. Das hat etwas von »Blade Runner« und von »Das fünfte Element«, wirkt aber durchaus eigenständig.
Auch die Anlage der Cyborg-Frau ist überzeugend; vor allem in der Optik. Die Schauspielerin wirkt tatsächlich ein wenig japanisch, was nicht nötig wäre, aber hier passt. Wie sie sich bewegt, wie sie ihre »Haut« ablegt – das ist alles gut in Szene gesetzt.
Unnötig war die eine oder andere emotionale Verwicklung. Dass der Bösewicht und die Heldin am Ende in einer Art »Beziehung« stecken, empfand ich als geradezu albern. Aber gut, das braucht man wohl heute für einen großen Film. So endete der Film eher durchschnittlich, und das nach einem furiosen Start und einem spannenden Mittelteil mit toller Optik.
Lustige Übersetzungsprobleme gab es: Da man die Begriffe offenbar nicht wirklich übersetzen wollte, sprechen die Darsteller in der deutschen Synchronisation dann immer von »einem Ghost«, der sich dann wohl »in einer Shell« befindet. Ob man das nicht hätte besser lösen können?
Anschauen sollte man ihn, finde ich. Ein zweites Mal anschauen muss man ihn in diesem Jahrzehnt allerdings nicht mehr. Ein Klassiker wie »Blade Runner« dürfte dieses Remake eines Klassikers auf jeden Fall auch nicht werden.
18 April 2017
Ich lese im »Café Koz« in Frankfurt
Menschen, die es schaffen, ihre aktuellen Bücher so richtig gut zu »promoten«, bewundere ich mittlerweile immer mehr. Bei mir klappt das nicht so gut – aber immerhin habe ich am Mittwoch, 19. April 2017, eine weitere Lesung aus meiner aktuellen Kurzgeschichtensammlung »Für immer Punk?«. Diese beginnt um 20 Uhr, der Ort ist das »Café Koz« in Frankfurt.
Dabei handelt es sich um das Café des Studierendenhauses im Campus Bockenheim. Anders gesagt: Ich bin an einer Universität zugegen und bespaße dort hoffentlich nicht nur Studenten, sondern darüber hinaus hoffentlich Menschen, die sich für Punkrock und entsprechend damit zusammenhängende Literatur interessieren.
Ich werde vor allem Kurzgeschichten aus dem genannten Buch vorlesen; darüber hinaus plaudere ich sicher über das eine oder andere Thema. Und wenn's mich juckt, kann ich darüber hinaus sonst noch was vorlesen. Im Anschluss an die Lesung wird Krachmusik aufgelegt. Das passt zu den Veranstaltern – das Team nennt sich »Bier, Schnaps, Punkrock«, und das klingt sehr sympathisch.
Dabei handelt es sich um das Café des Studierendenhauses im Campus Bockenheim. Anders gesagt: Ich bin an einer Universität zugegen und bespaße dort hoffentlich nicht nur Studenten, sondern darüber hinaus hoffentlich Menschen, die sich für Punkrock und entsprechend damit zusammenhängende Literatur interessieren.
Ich werde vor allem Kurzgeschichten aus dem genannten Buch vorlesen; darüber hinaus plaudere ich sicher über das eine oder andere Thema. Und wenn's mich juckt, kann ich darüber hinaus sonst noch was vorlesen. Im Anschluss an die Lesung wird Krachmusik aufgelegt. Das passt zu den Veranstaltern – das Team nennt sich »Bier, Schnaps, Punkrock«, und das klingt sehr sympathisch.
17 April 2017
Der Ostermontag und seine Tradition
In den späten 60er- und frühen 70er-Jahren gehörte es zum »guten Ton« in meiner Familie, den Ostermontagsmarkt in Dornstetten zu besuchen. Die kleine Stadt lag nur einen ordentlichen Spaziergang von dem Dorf entfernt, in dem ich aufwuchs, und so bot es sich an, sich am Ostermontag auf den Weg zu machen. Häufig nahmen wir auch das Auto; schließlich war die kleine Stadt am Ostermontag völlig zugeparkt.
Am schönsten war der Spaziergang. Mein Vater erzählte mir dabei nicht nur einmal, dass man in der Zeit »vor dem Krieg« immer zum Markt nach Dornstetten gegangen war und nicht nach Freudenstadt, in die Kreisstadt – in beide Richtungen hatte man etwa gleich weit zu gehen. Und da Dornstetten die ältere der beiden Kleinstädte war, hielten sich die bäuerlichen Traditionen offenbar über Jahrhunderte hinweg.
Wir spazierten aus unserem Dorf hinaus, entlang des Friedhofs und des Hügels, an dem wir Kinder im Winter immer rodelten, dann die Hügel hinunter, durch das Tal der Glatt hindurch und auf der anderen Seite wieder hinauf. Wir durchquerten Streuobstwiesen und waren nach höchstens sechs Kilometern in den schmalen Straßen von Dornstetten.
Zwischen den Fachwerkhäusern am kleinen Marktplatz drängten sich die Leute; zwischen den Marktständen war kaum ein Durchkommen. Auch die schmalen Straßen außerhalb des Marktplatzes waren von Ständen gesäumt, zwischen denen sich die Leute drängten. Es gab Kleidung zu kaufen, dazu allerlei anderer Kram, der Duft von Gebratenem zog über die Stände hinweg.
Es herrschte ein unglaubliches Gehen und Stehen und Reden und Grüßen; meine Eltern kannten viele Leute und trafen ständig auf Bekannte, teils aus demselben Dorf, teils aus Kirchengemeinden anderer Dörfer. Und wenn wir nach einem erlebnisreichen Tag wieder nach Hause gingen, schwirrte mein Kopf noch stundenlang von all den neuen Eindrücken.
Manchmal vermisse ich den Besuch des Ostermontagsmarktes und all diese Bilder. Aber mir ist klar, dass es nie wieder so sein würde. Also lasse ich die Vergangenheit, wo sie ist und wo sie hingehört: in meinem Kopf und in meinen Erinnerungen.
Am schönsten war der Spaziergang. Mein Vater erzählte mir dabei nicht nur einmal, dass man in der Zeit »vor dem Krieg« immer zum Markt nach Dornstetten gegangen war und nicht nach Freudenstadt, in die Kreisstadt – in beide Richtungen hatte man etwa gleich weit zu gehen. Und da Dornstetten die ältere der beiden Kleinstädte war, hielten sich die bäuerlichen Traditionen offenbar über Jahrhunderte hinweg.
Wir spazierten aus unserem Dorf hinaus, entlang des Friedhofs und des Hügels, an dem wir Kinder im Winter immer rodelten, dann die Hügel hinunter, durch das Tal der Glatt hindurch und auf der anderen Seite wieder hinauf. Wir durchquerten Streuobstwiesen und waren nach höchstens sechs Kilometern in den schmalen Straßen von Dornstetten.
Zwischen den Fachwerkhäusern am kleinen Marktplatz drängten sich die Leute; zwischen den Marktständen war kaum ein Durchkommen. Auch die schmalen Straßen außerhalb des Marktplatzes waren von Ständen gesäumt, zwischen denen sich die Leute drängten. Es gab Kleidung zu kaufen, dazu allerlei anderer Kram, der Duft von Gebratenem zog über die Stände hinweg.
Es herrschte ein unglaubliches Gehen und Stehen und Reden und Grüßen; meine Eltern kannten viele Leute und trafen ständig auf Bekannte, teils aus demselben Dorf, teils aus Kirchengemeinden anderer Dörfer. Und wenn wir nach einem erlebnisreichen Tag wieder nach Hause gingen, schwirrte mein Kopf noch stundenlang von all den neuen Eindrücken.
Manchmal vermisse ich den Besuch des Ostermontagsmarktes und all diese Bilder. Aber mir ist klar, dass es nie wieder so sein würde. Also lasse ich die Vergangenheit, wo sie ist und wo sie hingehört: in meinem Kopf und in meinen Erinnerungen.
15 April 2017
In Durbans indischem Viertel
Es nieselte an diesem Mittwoch, 29. September 1993. Aber weil es im Hostel auf die Dauer zu eng und zu stressig wurde, ließ ich mich durch die Straßen treiben, landete am frühen Nachmittag dann im indischen Viertel der Stadt.
Ich hatte zeitweise das Gefühl, der einzige Weiße auf der Straße zu sein. Auch Schwarze waren kaum zu sehen; die Straßen waren voll mit Menschen indischer Herkunft. In einem Land wie Südafrika, in dem 1993 noch die Apartheid herrschte, fiel mir das besonders auf.
Einige der Gebäude, die die Straße säumten, wirkten so, als stammten sie noch aus der Kolonialzeit; sie hätten ebensogut in einem asiatischen Land stehen können. Kulissen für einen Film, in dem englische Kolonialherren mit all ihrem Reichtum protzten, dachte ich, während ich durch die Straßen spazierte.
In vielen Geschäften wurde Literatur feilgeboten, die ich als »islamisch« identifizierte. Verschiedene Koran-Ausgaben lagen hinter Schaufenstern, Titelblätter in arabischer Schrift, aber auch religiöse Schriften in englischer Sprache. Moscheen standen in den Straßen, Schilder an einzelnen Gebäuden verrieten, dass hier islamische Schulen oder Einrichtungen untergebracht waren.
Ich war nie auf dem indischen Subkontinent, und ich kannte mich weder mit Indien noch mit dem Islam so richtig gut aus. Aber ich kapierte irgendwann, dass ich nicht in einem indischen Viertel unterwegs war, sondern in einem eher pakistanisch geprägten Viertel. Wobei das im Südafrika des Jahres 1993 völlig gleichgültig war.
Zumindest hörte ich nicht die Sirenen der Polizei, es wurden keine Schusswaffen auf offener Straße getragen, und man hörte keine Schusswechsel im Hintergrund. Das indische – oder meintwegen pakistanische – Viertel von Durban erwies sich als friedlich und angenehm ...
Ich hatte zeitweise das Gefühl, der einzige Weiße auf der Straße zu sein. Auch Schwarze waren kaum zu sehen; die Straßen waren voll mit Menschen indischer Herkunft. In einem Land wie Südafrika, in dem 1993 noch die Apartheid herrschte, fiel mir das besonders auf.
Einige der Gebäude, die die Straße säumten, wirkten so, als stammten sie noch aus der Kolonialzeit; sie hätten ebensogut in einem asiatischen Land stehen können. Kulissen für einen Film, in dem englische Kolonialherren mit all ihrem Reichtum protzten, dachte ich, während ich durch die Straßen spazierte.
In vielen Geschäften wurde Literatur feilgeboten, die ich als »islamisch« identifizierte. Verschiedene Koran-Ausgaben lagen hinter Schaufenstern, Titelblätter in arabischer Schrift, aber auch religiöse Schriften in englischer Sprache. Moscheen standen in den Straßen, Schilder an einzelnen Gebäuden verrieten, dass hier islamische Schulen oder Einrichtungen untergebracht waren.
Ich war nie auf dem indischen Subkontinent, und ich kannte mich weder mit Indien noch mit dem Islam so richtig gut aus. Aber ich kapierte irgendwann, dass ich nicht in einem indischen Viertel unterwegs war, sondern in einem eher pakistanisch geprägten Viertel. Wobei das im Südafrika des Jahres 1993 völlig gleichgültig war.
Zumindest hörte ich nicht die Sirenen der Polizei, es wurden keine Schusswaffen auf offener Straße getragen, und man hörte keine Schusswechsel im Hintergrund. Das indische – oder meintwegen pakistanische – Viertel von Durban erwies sich als friedlich und angenehm ...
13 April 2017
Horror in Istanbul
Dass ich die »Dorian Hunter«-Hörspiele mag, erzählte ich in diesem Blog schon oft genug. Die Mannschaft von Zaubermond Audio schafft es schließlich seit Jahren, aus Heftromanen der 70er-Jahre packende Geschichten zu machen, die auch im Jahr 2017 und danach die Menschen fesseln können. Zuletzt hörte ich »Der tätowierte Tod«, eine der schwächeren Episoden.
Dabei spielt die Handlung in Istanbul, und dieser Schauplatz ist gut gewählt. Ich kenne die Stadt nicht, war nie in der türkischen Metropole, und im Hörspiel wurde sie für mich nicht richtig lebendig. Klar – es gibt gelungene Geräusche und effektvolle Namen, die Straßenszenen wirken sehr abwechslungsreich. Aber spätestens dann, wenn die Handlung in den Untergrund geht, könnte sie in jeder anderen Großstadt spielen.
Worum es eigentlich geht, ist sowieso schwer zusammenzufassen; es handelt sich bei diesem siebenundzwanzigsten Hörspiel der Serie um eine echte Zwischen-Episode. Wer sich nicht auskennt, wird kaum verstehen, welche Mission der Dämonenkiller Dorian Hunter in Istanbul verfolgt. Er wird auch nicht unbedingt kapieren, welche Intrigen in der Zentrale des Geheimdienstes in London ausgetragen werden.
Lässt man sich aber auf die Geschichte ein, ist sie spannend. Dorian muss sich in einer Stadt durchschlagen, die er nicht kennt. Er wird mit einem russischen Professor verwechselt und lässt sich mit jungen Frauen ein. Letztlich muss er aber mit einem Dämon kämpfen, wird von einem russischen Geheimdienstler »geführt« und ist einen Großteil der Handlung damit beschäftigt, die Informationen zusammenzutragen, die er braucht.
Welchen Sinn die Tätowierungen haben, die dem Hörspiel seinen Titel gegeben haben, wird im Verlauf der Geschichte immerhin gut erklärt. Dem Hörer geht es nicht anders als der Hauptfigur: Er muss die Hintergründe verstehen, dann wird alles einleuchtend – der Weg zur Erleuchtung ist allerdings nicht ganz einfach. Die Auflösung ist dann reichlich knallig, mit viel Action und schnellen Dialogen.
Langer Rede kurzer Sinn: »Der tätowierte Tod« ist gut gemachte Grusel-Unterhaltung mit viel zu wenig Lokalkolorit; für Fans der Serie unverzichtbar, für Neulinge sicher kein optimaler Hörgenuss.
Dabei spielt die Handlung in Istanbul, und dieser Schauplatz ist gut gewählt. Ich kenne die Stadt nicht, war nie in der türkischen Metropole, und im Hörspiel wurde sie für mich nicht richtig lebendig. Klar – es gibt gelungene Geräusche und effektvolle Namen, die Straßenszenen wirken sehr abwechslungsreich. Aber spätestens dann, wenn die Handlung in den Untergrund geht, könnte sie in jeder anderen Großstadt spielen.
Worum es eigentlich geht, ist sowieso schwer zusammenzufassen; es handelt sich bei diesem siebenundzwanzigsten Hörspiel der Serie um eine echte Zwischen-Episode. Wer sich nicht auskennt, wird kaum verstehen, welche Mission der Dämonenkiller Dorian Hunter in Istanbul verfolgt. Er wird auch nicht unbedingt kapieren, welche Intrigen in der Zentrale des Geheimdienstes in London ausgetragen werden.
Lässt man sich aber auf die Geschichte ein, ist sie spannend. Dorian muss sich in einer Stadt durchschlagen, die er nicht kennt. Er wird mit einem russischen Professor verwechselt und lässt sich mit jungen Frauen ein. Letztlich muss er aber mit einem Dämon kämpfen, wird von einem russischen Geheimdienstler »geführt« und ist einen Großteil der Handlung damit beschäftigt, die Informationen zusammenzutragen, die er braucht.
Welchen Sinn die Tätowierungen haben, die dem Hörspiel seinen Titel gegeben haben, wird im Verlauf der Geschichte immerhin gut erklärt. Dem Hörer geht es nicht anders als der Hauptfigur: Er muss die Hintergründe verstehen, dann wird alles einleuchtend – der Weg zur Erleuchtung ist allerdings nicht ganz einfach. Die Auflösung ist dann reichlich knallig, mit viel Action und schnellen Dialogen.
Langer Rede kurzer Sinn: »Der tätowierte Tod« ist gut gemachte Grusel-Unterhaltung mit viel zu wenig Lokalkolorit; für Fans der Serie unverzichtbar, für Neulinge sicher kein optimaler Hörgenuss.
12 April 2017
Der weiße Tänzer von Como
Wir waren nur wenige Schritte von der Piazza Cavour entfernt, da hörten wir es schon: Wummernd dröhnten die Bässe durch die Straße, schnell und hektisch, irgendeine Elektro-Musik, die für meine Begriffe eher nach »Deppen-Technol« klang. Die ohnehin stark bevölkerten Straßen in der Altstadt von Como schienen enger und voller zu werden, je näher wir dem Platz kamen.
An der Ecke erkannten wir, was tatsächlich geschah: Ein Mann tanzte.
Der Mann war durchaus beleibt, er war auffallend hellhäutig, und seine Haare waren mehr weiß als grau. Er hüpfte auf und ab, er bewegte sich zur Musik und schaffte es dabei, tatsächlich im Rhythmus des Beats zu springen und zu tanzen. Seine Kleidung fiel nicht sonderlich auf: eine beigefarbene Hose, ein gewöhnliches Hemd, ein Blouson in hellem Grau.
Bei der Musik hätte man eigentlich einen jugendlichen Techno-Fan oder einen HipHopper erwartet, die zu den schnellen Tönen irgendwelche coolen »Moves« gezaubert hätten, ein wenig Breakdance, ein wenig Kreisen auf dem Kopf, einen Salto nach vorne oder sonst etwas. Das machte der Mann nicht. Er sprang auf und ab, er schrieb ab und zu etwas in die Menge, die sich um ihn scharte, er hob die Fäuste und fuchtelte mit den Armen.
Ich war fassungslos, vor allem, als ich die Gesichter der Umstehenden erkannte. Sie grinsten, sie lachten, viele junge Leute filmten mit ihren Smartphones oder machten Fotos. »An dem Abend wird der Mann sicher noch zum Youtube-Star«, dachte ich. Aber es war zumeist ein höhnisches und spöttisches Lachen.
Immerhin ging ein Passant nach vorne und legte ein wenig Geld in den Hut, der vor dem Tänzer stand. Die meisten lachten, glotzten und gingen dann weiter. »Der macht sich hier öffentlich zum Affen«, überlegte ich und wusste nicht so recht, ob ich Mitleid mit dem Tänzer haben sollte oder ihn dafür bewundern, dass er »sein Ding« einfach so durchzog.
Ich sah ihn an diesem Tag noch einige Male. Wann immer ich an der Piazza vorbeikam, tanzte der weiße Tänzer. Und stets wurde er von Schaulustigen umlagert, die lachten, fotografierten und filmten. Ich entschloss mich, ihn cool zu finden. Ich selbst hätte mir das nie getraut ...
An der Ecke erkannten wir, was tatsächlich geschah: Ein Mann tanzte.
Der Mann war durchaus beleibt, er war auffallend hellhäutig, und seine Haare waren mehr weiß als grau. Er hüpfte auf und ab, er bewegte sich zur Musik und schaffte es dabei, tatsächlich im Rhythmus des Beats zu springen und zu tanzen. Seine Kleidung fiel nicht sonderlich auf: eine beigefarbene Hose, ein gewöhnliches Hemd, ein Blouson in hellem Grau.
Bei der Musik hätte man eigentlich einen jugendlichen Techno-Fan oder einen HipHopper erwartet, die zu den schnellen Tönen irgendwelche coolen »Moves« gezaubert hätten, ein wenig Breakdance, ein wenig Kreisen auf dem Kopf, einen Salto nach vorne oder sonst etwas. Das machte der Mann nicht. Er sprang auf und ab, er schrieb ab und zu etwas in die Menge, die sich um ihn scharte, er hob die Fäuste und fuchtelte mit den Armen.
Ich war fassungslos, vor allem, als ich die Gesichter der Umstehenden erkannte. Sie grinsten, sie lachten, viele junge Leute filmten mit ihren Smartphones oder machten Fotos. »An dem Abend wird der Mann sicher noch zum Youtube-Star«, dachte ich. Aber es war zumeist ein höhnisches und spöttisches Lachen.
Immerhin ging ein Passant nach vorne und legte ein wenig Geld in den Hut, der vor dem Tänzer stand. Die meisten lachten, glotzten und gingen dann weiter. »Der macht sich hier öffentlich zum Affen«, überlegte ich und wusste nicht so recht, ob ich Mitleid mit dem Tänzer haben sollte oder ihn dafür bewundern, dass er »sein Ding« einfach so durchzog.
Ich sah ihn an diesem Tag noch einige Male. Wann immer ich an der Piazza vorbeikam, tanzte der weiße Tänzer. Und stets wurde er von Schaulustigen umlagert, die lachten, fotografierten und filmten. Ich entschloss mich, ihn cool zu finden. Ich selbst hätte mir das nie getraut ...
11 April 2017
Das OX und der gepflegte Pogo
Männer mit Bart zieren das Titelbild der aktuellen OX-Ausgabe – es ist schon die Nummer 131 –, aber da muss ich wohl durch. In dieser Ausgabe ist auch die aktuelle Folge meines Fortsetzungsromans »Der gute Geist des Rock'n'Roll« enthalten; dabei handelt es sich um die Folge sechs.
Worum es geht, lässt sich leicht zusammenzufassen: Ich beleuchte eine typische Büroarbeit, wie man sie vor zwanzig Jahren sehr häufig fand. Mein ich-erzählender Held sitzt in einem Büro und tippt handschriftliche Formulare mit einer Computer-Tastatur ab, damit man daraus Kleinanzeigen für eine Zeitung machen kann.
Aber dann winkt ihn sein Chef zu sich, und auf einmal hat die lahme Büroarbeit auch etwas mit Punkrock und einem besetzten Haus zu tun. Ich finde die Formulierung »gepflegt Pogo tanzen« immer noch witzig; ich kann mir die Szene – die frei erfunden ist – sehr gut vorstellen.
Langer Rede kurzer Sinn: Wer das OX abonniert hat, was ich eh empfehlen kann, oder es am Kiosk kauft, kann meinen Text ja lesen. Alle anderen müssen warten, bis der Roman in etwa fünf bis sieben Jahren fertig ist und als »richtiges Buch« erscheinen wird. Selbst schuld ...
Worum es geht, lässt sich leicht zusammenzufassen: Ich beleuchte eine typische Büroarbeit, wie man sie vor zwanzig Jahren sehr häufig fand. Mein ich-erzählender Held sitzt in einem Büro und tippt handschriftliche Formulare mit einer Computer-Tastatur ab, damit man daraus Kleinanzeigen für eine Zeitung machen kann.
Aber dann winkt ihn sein Chef zu sich, und auf einmal hat die lahme Büroarbeit auch etwas mit Punkrock und einem besetzten Haus zu tun. Ich finde die Formulierung »gepflegt Pogo tanzen« immer noch witzig; ich kann mir die Szene – die frei erfunden ist – sehr gut vorstellen.
Langer Rede kurzer Sinn: Wer das OX abonniert hat, was ich eh empfehlen kann, oder es am Kiosk kauft, kann meinen Text ja lesen. Alle anderen müssen warten, bis der Roman in etwa fünf bis sieben Jahren fertig ist und als »richtiges Buch« erscheinen wird. Selbst schuld ...
07 April 2017
Mein blutendes Land im November
Seit Monaten erzähle ich allen, die nicht bei drei auf dem Baum sind, dass ich einen Fantasy-Roman geschrieben habe, der in diesem Jahr auch in den Buchhandel kommen wird. Mittlerweile ist es ja insofern offiziell, dass der Verlag auf seiner Internet-Seite den Titel bekannt gegeben hat – also kann ich Ross und Reiter nennen.
Ich bin einigermaßen stolz, dass mein Roman »Das blutende Land« im November 2017 bei Droemer-Knaur erscheinen wird. Den Roman wird es als Taschenbuch sowie als E-Book geben; so steht es in der Verlagsvorschau. Auf den Seiten der einschlägigen Händler ist er ebenfalls schon zu finden.
Weitere Informationen und Hintergründe werde ich stückweise bekanntgeben und ausplaudern. Hier und heute möchte ich nur den Slogan zitieren, den sich der Verlag ausgedacht hat: »Düster, grimmig, actionreich – Sword & Sorcery für Fans epischer Fantasy«. Und ja: Ich freue mich sehr auf den Tag, an dem ich das Buch in den Händen halten werde – auf dem Weg dahin sind noch einige Arbeiten zu erledigen ...
Ich bin einigermaßen stolz, dass mein Roman »Das blutende Land« im November 2017 bei Droemer-Knaur erscheinen wird. Den Roman wird es als Taschenbuch sowie als E-Book geben; so steht es in der Verlagsvorschau. Auf den Seiten der einschlägigen Händler ist er ebenfalls schon zu finden.
Weitere Informationen und Hintergründe werde ich stückweise bekanntgeben und ausplaudern. Hier und heute möchte ich nur den Slogan zitieren, den sich der Verlag ausgedacht hat: »Düster, grimmig, actionreich – Sword & Sorcery für Fans epischer Fantasy«. Und ja: Ich freue mich sehr auf den Tag, an dem ich das Buch in den Händen halten werde – auf dem Weg dahin sind noch einige Arbeiten zu erledigen ...
06 April 2017
CounterClock 27 ist cool
Das Fanzine »CounterClock« ist eine echte Besonderheit: Es erscheint digital – sprich, es ist ein PDF-Fanzine, daas man sich kostenlos auf der entsprechenden Seite herunterladen kann. Das führt dann bei Leuten wie mir dazu, dass es noch länger dauert, bis sie es lesen ... aber gut, da bin ich sicher die Ausnahme. Dieser Tage beendete ich endlich die Lektüre der Ausgabe 27, die schon im Januar erschienen ist.
»CounterClock« ist deshalb so besonders, weil der Herausgeber ein Schwede ist, der in Italien lebt, der in englischer Sprache schreibt und der in den frühesten 80er-Jahren ein sehr witziges Fanzine in deutscher Sprache herausgab. Wolf von Witting ist polyglott im wahrsten Sinne des Wortes, und ich mag seinen Blick auf die Science Fiction und die Fan-Szene sehr.
Das zeigt sich auch bei der aktuellen Ausgabe. Großartig ist der Bericht über den TwerpCon (daher auch das Titelbild), der im Jahr 1954 in Antwerpen stattfand. Oder eben nicht ... es handelt sich um ein Fake, und um den Gag komplett zu verstehen, muss man sich eigentlich mit der Science-Fiction-Szene der fünfziger und sechziger Jahre beschäftigt haben.
Da gab's Fanzines wie den »Enchanted Duplicator«, das ich immerhin als Kopie vorliegen habe und das sich – wie der Titel nahelegt – mit einem verzauberten Kopiergerät beschäftigt. Ich finde es großartig, dass Wolf von Witting solche alten Späße ausgräbt, finde es aber gleichzeitig schade, dass man die heutigen Lesern eigentlich kaum noch erklären kann.
Im »CounterClock« gibt es darüber hinaus Leserbriefe, Interviews und Con-Berichte; die bunte Welt der Science Fiction wird wunderbar beleuchtet. Ein rundum sympathisches Fanzine also, das es kostenlos gibt. Checkt die entsprechende Internet-Seite!
»CounterClock« ist deshalb so besonders, weil der Herausgeber ein Schwede ist, der in Italien lebt, der in englischer Sprache schreibt und der in den frühesten 80er-Jahren ein sehr witziges Fanzine in deutscher Sprache herausgab. Wolf von Witting ist polyglott im wahrsten Sinne des Wortes, und ich mag seinen Blick auf die Science Fiction und die Fan-Szene sehr.
Das zeigt sich auch bei der aktuellen Ausgabe. Großartig ist der Bericht über den TwerpCon (daher auch das Titelbild), der im Jahr 1954 in Antwerpen stattfand. Oder eben nicht ... es handelt sich um ein Fake, und um den Gag komplett zu verstehen, muss man sich eigentlich mit der Science-Fiction-Szene der fünfziger und sechziger Jahre beschäftigt haben.
Da gab's Fanzines wie den »Enchanted Duplicator«, das ich immerhin als Kopie vorliegen habe und das sich – wie der Titel nahelegt – mit einem verzauberten Kopiergerät beschäftigt. Ich finde es großartig, dass Wolf von Witting solche alten Späße ausgräbt, finde es aber gleichzeitig schade, dass man die heutigen Lesern eigentlich kaum noch erklären kann.
Im »CounterClock« gibt es darüber hinaus Leserbriefe, Interviews und Con-Berichte; die bunte Welt der Science Fiction wird wunderbar beleuchtet. Ein rundum sympathisches Fanzine also, das es kostenlos gibt. Checkt die entsprechende Internet-Seite!
05 April 2017
Der kritische Redakteur guckt ernst
Ein Bild und seine Geschichte
»Dir sieht man am Gesicht stets an, was du denkst« – das bekomme ich immer wieder zu hören. Oder, auch gern gehört: »Jetzt machst du wieder so ein Gesichtsgulasch.« Fakt ist, dass ich meine Gesichtszüge tatsächlich nicht unter Kontrolle habe.
Das Bild ist von Mittwoch, 5. April 2017, aufgenommen wurde es wohl gegen 15 Uhr. Wir saßen seit neun Uhr im Besprechungsraum, unterbrochen nur durch kleinen Pausen und ein Mittagessen. Die Tagung verlief sehr positiv, wir lachten zwischendurch auch immer wieder – aber es war unterm Strich viel Stoff zu bewältigen.
Ich leitete die Sitzung; für etwas muss so ein »Chef«-Titel ja schließlich gut sein. Wenn ich selbst viel rede, hat das den Vorteil, dass ich nicht dazu komme, müde zu werden oder abzuschlaffen. (In Wolfenbüttel an der Bundesakademie ist das oft der einzige Grund, warum ich nach einem Seminartag noch »so fit« wirke.)
Aber natürlich war ich nach viel zu wenig Schlaf und viel zu viel Besprechung mit viel zu wenig Kaffee nicht mehr taufrisch. Wenn dann der Kollege ein Projekt vorstellt, brauche ich viel Konzentration, um die Zusammenhänge nicht zu verlieren und geistig auf der Höhe zu bleiben. Also guckte ich in dieser Situation ernsthaft und fast schon streng.
Ohne Schmarrn: Ich war auch bei diesem langen Tag wieder einmal froh, in einem Team wie diesem zu arbeiten.
»Dir sieht man am Gesicht stets an, was du denkst« – das bekomme ich immer wieder zu hören. Oder, auch gern gehört: »Jetzt machst du wieder so ein Gesichtsgulasch.« Fakt ist, dass ich meine Gesichtszüge tatsächlich nicht unter Kontrolle habe.
Das Bild ist von Mittwoch, 5. April 2017, aufgenommen wurde es wohl gegen 15 Uhr. Wir saßen seit neun Uhr im Besprechungsraum, unterbrochen nur durch kleinen Pausen und ein Mittagessen. Die Tagung verlief sehr positiv, wir lachten zwischendurch auch immer wieder – aber es war unterm Strich viel Stoff zu bewältigen.
Ich leitete die Sitzung; für etwas muss so ein »Chef«-Titel ja schließlich gut sein. Wenn ich selbst viel rede, hat das den Vorteil, dass ich nicht dazu komme, müde zu werden oder abzuschlaffen. (In Wolfenbüttel an der Bundesakademie ist das oft der einzige Grund, warum ich nach einem Seminartag noch »so fit« wirke.)
Aber natürlich war ich nach viel zu wenig Schlaf und viel zu viel Besprechung mit viel zu wenig Kaffee nicht mehr taufrisch. Wenn dann der Kollege ein Projekt vorstellt, brauche ich viel Konzentration, um die Zusammenhänge nicht zu verlieren und geistig auf der Höhe zu bleiben. Also guckte ich in dieser Situation ernsthaft und fast schon streng.
Ohne Schmarrn: Ich war auch bei diesem langen Tag wieder einmal froh, in einem Team wie diesem zu arbeiten.
04 April 2017
Statues On Fire, jetzt noch metallischer
Dass die brasilianische Band Statues On Fire aus der Asche einer Melodiepunk- und einer Metal-Band hervorgegangen ist, kann man bei ihren Platten echt hören. Die Stücke sind durchaus melodisch, aber für mich ist der Hardcore, den die Burschen spielen, zu sehr mit Metal versetzt. Als ich sie live sah, nervte mich das irgendwann fast schon.
Wohl auch aus diesem Grund lässt mich die aktuelle Platte so unentschieden zurück: »No Tomorrow« zeigt, dass die Band was drauf hat, lässt mich aber in weiten Teilen uninteressiert und gelangweilt sitzen. Melodisch ist die Platte schon, daran gibt es keinen Zweifel.
Aber es ist für meinen Geschmack zu viel Double-Bass-Gewitter drin, dazu kommen die Gitarrenläufe, die verdammt nach Metal und Hardrock klingen. Und wenn es ohnehin schon lang ist, das jeweilige Stück, ergänzt es die Band auch noch durch fieses Gitarrengefiedel.
Seien wir fair: Streng genommen ist die Musik, die Statues On Fire spielen, eben kein Hardcore und schon gar kein Punkrock. Das ist melodischer Hardcore – meinetwegen auch Metal –, in dem es leichte Hardcore-Einsprengsel gibt.
Wer gehässig sein möchte, kann der Band also »Rosstäuscherei« vorwerfen. Wer nett ist oder es – wie ich – sein möchte, sagt eben: Die können gut spielen, fiedeln mir aber zu sehr im Metal herum und langweilen irgendwann.
Wohl auch aus diesem Grund lässt mich die aktuelle Platte so unentschieden zurück: »No Tomorrow« zeigt, dass die Band was drauf hat, lässt mich aber in weiten Teilen uninteressiert und gelangweilt sitzen. Melodisch ist die Platte schon, daran gibt es keinen Zweifel.
Aber es ist für meinen Geschmack zu viel Double-Bass-Gewitter drin, dazu kommen die Gitarrenläufe, die verdammt nach Metal und Hardrock klingen. Und wenn es ohnehin schon lang ist, das jeweilige Stück, ergänzt es die Band auch noch durch fieses Gitarrengefiedel.
Seien wir fair: Streng genommen ist die Musik, die Statues On Fire spielen, eben kein Hardcore und schon gar kein Punkrock. Das ist melodischer Hardcore – meinetwegen auch Metal –, in dem es leichte Hardcore-Einsprengsel gibt.
Wer gehässig sein möchte, kann der Band also »Rosstäuscherei« vorwerfen. Wer nett ist oder es – wie ich – sein möchte, sagt eben: Die können gut spielen, fiedeln mir aber zu sehr im Metal herum und langweilen irgendwann.
03 April 2017
Die 90er-Jahre auf musikalische Art
Einigermaßen spontan entschied ich mich am Sonntag, 2. April 2017, mal wieder auf den guten alten Ami-Punk zu setzen: Meine Radiosendung im örtlichen Querfunk, dem freien Radio in Karlsruhe, sollte sich mit den 90er-Jahren beschäftigen und aus dieser Zeit eine Reihe von Bands präsentieren, die Punk und Hartcore und artverwandte Klänge präsentierten.
Die Rriot Grrrls waren zu dieser Zeit ein neuer »Trend«; heute ist das ja ein Thema für Seminare an der Universität. Bands wie Tribe 8 verstörten mit ihren Auftritten vor allem das männliche Publikum; die Band spielte ich aber gern in meiner Radiosendung, ebenso wie Bikini Kill.
Klassischen Hardcore-Sound aus den 90er-Jahren lieferten dann ganz verlässlich Ignite oder Brickhouse – das geht immer. Einigermaßen vergessen ist ja aus gutem Grund, dass man in den frühen 90er-Jahren tatsächlich noch so etwas wie Metal-Punk hörte; ich spielte deshalb die Band Andy Andersen’s Tribe.
Emo servierte ich von den Get Up Kids, die damals sicher nicht ahnten, wie wegweisend sie werden würden. Den Ausgleich dazu brachte ich mit dem rotzigen Rüpel-Punk der Irokesenpunkband 10-96 aus Milwaukee. (Ich finde ja immer, dass man beides anhören kann: Rotzlöffel-Punk und Emo-Punk. Es hängt von der Stimmung ab.)
Dann noch ein bisschen MelodiePunk von Gas Huffer und schmissige Rausschmeißer-Musik von Avail – die 90er-Jahre waren ganz schön vielfältig, aus den USA kamen haufenweise gute Bands, und ich konnte eine gute Mixtur präsentieren. Das finde zumindest ich.
Die Rriot Grrrls waren zu dieser Zeit ein neuer »Trend«; heute ist das ja ein Thema für Seminare an der Universität. Bands wie Tribe 8 verstörten mit ihren Auftritten vor allem das männliche Publikum; die Band spielte ich aber gern in meiner Radiosendung, ebenso wie Bikini Kill.
Klassischen Hardcore-Sound aus den 90er-Jahren lieferten dann ganz verlässlich Ignite oder Brickhouse – das geht immer. Einigermaßen vergessen ist ja aus gutem Grund, dass man in den frühen 90er-Jahren tatsächlich noch so etwas wie Metal-Punk hörte; ich spielte deshalb die Band Andy Andersen’s Tribe.
Emo servierte ich von den Get Up Kids, die damals sicher nicht ahnten, wie wegweisend sie werden würden. Den Ausgleich dazu brachte ich mit dem rotzigen Rüpel-Punk der Irokesenpunkband 10-96 aus Milwaukee. (Ich finde ja immer, dass man beides anhören kann: Rotzlöffel-Punk und Emo-Punk. Es hängt von der Stimmung ab.)
Dann noch ein bisschen MelodiePunk von Gas Huffer und schmissige Rausschmeißer-Musik von Avail – die 90er-Jahre waren ganz schön vielfältig, aus den USA kamen haufenweise gute Bands, und ich konnte eine gute Mixtur präsentieren. Das finde zumindest ich.
02 April 2017
Bauamtsgasse, samstagmittags
Heidelberg, Bauamtsgasse, Samstagmittag: In einer dieser Gassen, die von der Hauptstraße hinab zum Ufer des Neckar führen, war an diesem Samstag, 1. April, nicht ganz so viel los wie in den anderen Gassen und Straßen der Stadt.
Das sonnige Wetter trieb nicht nur die Einheimischen auf die Straße, sondern spülte auch Besucher von auswärts – wie unsereins – und zahlreiche Touristen nach Heidelberg. Händler und Gastronomen machten an diesem Tag sicher einen erhöhten Umsatz, die Stadt brodelte vor Leben.
Uns kam eine Gruppe von Menschen entgegen, offenbar eine Familie: vorneweg ein Mann mit angegrauten Haaren, Sonnenbrille und hellblauem Hemd, einen Schritt hinter ihm zwei Kinder, dahinter eine Frau, die sich mit einer anderen Frau unterhielt, noch mal dahinter ein älteres Ehepaar. Ich nahm sie eigentlich gar nicht richtig wahr; wie man das eben so macht, wenn man durch eine Stadt flaniert, die man seit Jahrzehnten kennt.
»Oh«, sagte der Mann mit angegrauten Haaren auf einmal zu mir und wies an mir vorüber auf den Straßenbelag. »Ist das Ihr Geldbeutel da?«
Noch während mir ein – durch Reisen antrainierter – Sicherheitsreflex sowie der panische Gedanke »ein Trickbetrüger?« durchs Hirn flutschte, wandte ich mich um, sah auf die gekennzeichnete Stelle, sah nichts, ruckte hoch, hatte schon das Gefühl, gleich von jemandem irgendwie angegriffen zu werden ... aber da war nichts.
»April! April!«, rief der Mann und lachte schallend über das ganze Gesicht. Die Kinder warfen sich weg vor Lachen, die Frauen dahinter grinsten.
Auch ich musste lachen. »Guter Scherz!«, rief ich und lachte beim Weitergehen hinter der Familie her. Ich lachte über meine kurzfristige Panik, und ich lachte über das Lachen der Kinder.
Das sonnige Wetter trieb nicht nur die Einheimischen auf die Straße, sondern spülte auch Besucher von auswärts – wie unsereins – und zahlreiche Touristen nach Heidelberg. Händler und Gastronomen machten an diesem Tag sicher einen erhöhten Umsatz, die Stadt brodelte vor Leben.
Uns kam eine Gruppe von Menschen entgegen, offenbar eine Familie: vorneweg ein Mann mit angegrauten Haaren, Sonnenbrille und hellblauem Hemd, einen Schritt hinter ihm zwei Kinder, dahinter eine Frau, die sich mit einer anderen Frau unterhielt, noch mal dahinter ein älteres Ehepaar. Ich nahm sie eigentlich gar nicht richtig wahr; wie man das eben so macht, wenn man durch eine Stadt flaniert, die man seit Jahrzehnten kennt.
»Oh«, sagte der Mann mit angegrauten Haaren auf einmal zu mir und wies an mir vorüber auf den Straßenbelag. »Ist das Ihr Geldbeutel da?«
Noch während mir ein – durch Reisen antrainierter – Sicherheitsreflex sowie der panische Gedanke »ein Trickbetrüger?« durchs Hirn flutschte, wandte ich mich um, sah auf die gekennzeichnete Stelle, sah nichts, ruckte hoch, hatte schon das Gefühl, gleich von jemandem irgendwie angegriffen zu werden ... aber da war nichts.
»April! April!«, rief der Mann und lachte schallend über das ganze Gesicht. Die Kinder warfen sich weg vor Lachen, die Frauen dahinter grinsten.
Auch ich musste lachen. »Guter Scherz!«, rief ich und lachte beim Weitergehen hinter der Familie her. Ich lachte über meine kurzfristige Panik, und ich lachte über das Lachen der Kinder.
01 April 2017
Ein Magazin, das schockieren soll
Es ist kein schlechter Aprilscherz, sondern eine neue Zeitschrift, eine von der Sorte, auf die die Welt seit Jahrhunderten gewartet hat. Gemeint ist »Shockerz!«, das seit dieser Woche im Handel ist. Gekauft habe ich es noch nicht, aber ich finde die Werbung schon mal so, dass ich es eigentlich haben müsste.
Vielleicht nicht ich direkt, aber der vierzig Jahre jüngere Klaus würde es sicher lieben. Denn das Magazin sieht sich selbst als »Heft zum Ekeln, Shocken und Fürchten«. Es gibt einen gruseligen Comic, was den Horror-Fan in mir erfreuen dürfte, und es gibt haufenweise »Seiten voller Ekelhaftigkeiten«. Und dabei scheint das Magazin nicht einmal politisch zu sein; die meisten ekelhaften Dinge habe ich bisher im Umfeld von Politikern oder politischen Aktionen gelesen.
Für Jugendliche, die schon immer die Bonbons mit dem Geschmack von Ohrendreck mochten – oder wie immer das Zeugs in »Harry Potter« geschmeckt hat –, ist das sicher ebenso ein Magazin wie für Erwachsene, die sich an ihre Jugend und Kindheit zurück erinnern. Ob das Magazin jemand wirklich braucht, weiß ich nicht. Als Idee finde ich es witzig. Mein Querschnitt aus Phantastik und Punkrock gewissermaßen ...
Vielleicht nicht ich direkt, aber der vierzig Jahre jüngere Klaus würde es sicher lieben. Denn das Magazin sieht sich selbst als »Heft zum Ekeln, Shocken und Fürchten«. Es gibt einen gruseligen Comic, was den Horror-Fan in mir erfreuen dürfte, und es gibt haufenweise »Seiten voller Ekelhaftigkeiten«. Und dabei scheint das Magazin nicht einmal politisch zu sein; die meisten ekelhaften Dinge habe ich bisher im Umfeld von Politikern oder politischen Aktionen gelesen.
Für Jugendliche, die schon immer die Bonbons mit dem Geschmack von Ohrendreck mochten – oder wie immer das Zeugs in »Harry Potter« geschmeckt hat –, ist das sicher ebenso ein Magazin wie für Erwachsene, die sich an ihre Jugend und Kindheit zurück erinnern. Ob das Magazin jemand wirklich braucht, weiß ich nicht. Als Idee finde ich es witzig. Mein Querschnitt aus Phantastik und Punkrock gewissermaßen ...
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