31 Januar 2011

Halbwegs neue Platten

Das Thema meiner Radiosendung am Sonntag abend, 30. Januar 2011, war bewusst schwammig. »Halbwegs neue« Punkrock- und Hardcore-Platten aus Deutschland wollte ich spielen, und das schaffte ich dann auch. Wie immer lief das ganze im Querfunk, dem Freien Radio in Karlsruhe.

Wobei ich gleich mit den Spermbirds ein klassisches Schwergewicht ins Gefecht führen konnte – die alten Herren sind immer noch klasse. Metallischen Hardcore gab's von Destiny Programm aus Husum, rockigen Punkrock von den Typhoon Motor Dudes aus Kiel.

Deutschpunkig wurde es mit den Fro-Tee Slips aus Flensburg und Pascow aus dem Saarland, wobei die Flensburger mit ihrer neuen Platte unerwartet gut abschnitten. Ebenfalls deutschsprachig sind Balboa Burnout aus Göttingen, die ich gern spielte.

Als Abschluss spielte ich übrigens einen Liedermachen, allerdings einen mit Punkrock-Hintergrund. Gemeint ist Johnny Freedom aus Berlin, dessen schrabbeligen Sound ich bei jedem Anhören gelungener finde.

30 Januar 2011

Grüne Hornisse

Es war sicher nicht der klügste und innovativste Film des Jahres, aber wir unterhielten uns bestens: Am Samstag abend schauten wir uns »Green Hornet« an, die aktuelle Comic-Verfilmung aus den USA. Die Drei-D-Version, die wir anguckten, war allerdings ziemlich überflüssig: Sieht man von einigen toll gemachten Explosionen ab, bei denen Zeugs auf die Zuschauer zuflog, erwies sich »3D« wieder ainmal nur als unnötige Effekthascherei.

Egal, der ganze Film bestand ja aus Effekthascherei. Reicher Erbe eines Pressehauses will Verbrecher bekämpfen, mithilfe seines chinesischen Kumpels tritt er als Grüne Hornisse auf und nimmt den Kampf gegen einen Unterweltboss auf. Klingt blöd, ist eigentlich auch blöd.

Der Film funktioniert trotzdem, weil er sich nicht ernst nimmt. Der eigentliche Held ist ein ziemlicher Trottel, großmäulig noch dazu, und sein Diener, Chauffeur und Kumpel ist derjenige, der die Hauptarbeit erledigt. Dazu kommt noch Cameron Diaz als umwerfende Sekretärin – und fertig ist ein Trio, von dem man in der Zukunft sicher weitere Streifen sehen wird.

Ich fand den Endkampf in der Druckerei und im Verlag ziemlich klasse. Die Pyrotechniker hatten sicher einen riesigen Spaß dabei, ein Verlagshaus in Schutt und Asche zu legen ...

Alles in allem ein unterhaltsamer Spaß, der nur im Kino funktionieren dürfte. Auf DVD und Fernsehbildschirmgröße dürfte der Film sehr schnell auf das Normalmaß zusammenschrumpfen – auf einer Großleinwand kriegt man das »Boah ey«-Gefühl immer noch gut genug hin.

Ein Film, den man nicht gesehen haben muss und der auch schwächer ist als der durchaus vergleichbare »Iron Man«. Ein Film aber, bei dem ich mich bombig amüsiert habe.

29 Januar 2011

Balboa Burnout im Ohr

Seit 2007 gibt es die Band Balboa Burnout; die fünf Burschen kommen aus Göttingen und haben teilweise schon vorher in anderen Bands gespielt. (Einigermaßen bekannt sind ja El Mariachi.) 2010 kam mit »OKHC« die erste Platte raus; sowohl als CD als auch auf Vinyl.

Das ist tatsächlich Emopunk ohne Weinerlichkeit, ziemlich rockig und mit gelungenen deutschsprachigen Texten. Schreiend originell ist das nicht, das alles hat man natürlich irgendwie und irgendwann schon einmal gehört. Aber wer beispielsweise immer gerne Duesenjaeger mochte, wird diese Band auch gern haben.

Die Texte sind manchmal sehr nachdenklich: »Manche Menschen schwirren nur an mir vorbei. Manchmal denke ich: Licht aus und Schluss.« Dann gibt es die titelgebende Hymne an den Hardcore-Punk, wo ich mir nicht sicher bin, wo die Ironie in den Ernst übergeht – und so weiter.

Schlau. Gut. Eigenwillig: Balboa Burnout kann und darf man gut finden.

Ich fahre nach Darmstadt

Eigentlich wäre das ja keine besondere Nachricht: Ich fahre mal wieder durch die Gegend. Diesmal allerdings ist es fast wieder so etwas wie eine Lesung. »So etwas wie« ist natürlich nicht richtig - ich bin in offizieller Mission unterwegs.

Konkret: Am Samstag, 5. Februar 2011, schlage ich beim Science-Fiction-Stammtisch in Darmstadt auf. Es geht unter anderem um den bevorstehenden PERRY RHODAN-WeltCon, es geht um die PERRY RHODAN-Serie im allgemeinen, und vielleicht kann ich den einen oder anderen Satz zu allgemeinen Themen fallen lassen.

Ganz normale Dienstreise also. Der schicke Vorbericht in den »Darmstadt-News« schmeichelt mir dennoch ein bisschen.

28 Januar 2011

Sofakartoffeln und Revolution

In Ägypten kracht's, die Bürger gehen auf die Straße und wehren sich gegen die Staatsmacht. In Jordanien und im Jemen wird demonstriert, sicher auch bald in anderen arabischen Ländern; in Tunesien wurde die korrupte Regierung bereits weggefegt. Es herrscht ein Hauch von Perestroika.

Und ich fühle mich in gewisser Weise wie 1989: Atemlos und gebannt sitze ich daheim vor der Glotze und gucke mit großer Faszination zu, wie sich buchstäblich vor meinen Augen die Weltgeschichte entwickelt. Niemand weiß, wohin das alles gehen wird - aber es passiert enorm viel.

Dabei wird mir zum wiederholten Mal meine privilegierte Situation klar. Mein Bauch ist rund, die Heizung stiftet Wärme, ich habe ein relativ unzensiertes Internet - und so sitze ich bequem da und gucke Reality-TV, als ob es ein spannender Polit-Thriller wäre. Manchmal finde ich mich da schon selbst pervers.

Angesichts der vielen Realität kann ich die Leute gut verstehen, die das Dschungel-Camp gucken. Das sind ja dieses Jahr noch mehr als sonst; bei Twitter und Facebook scheint es zeitweise kein anderes Thema mehr zu geben. (Wer zum Teufel ist diese Sarah, von der alle reden?)

Ich bin eine Sofakartoffel, wenn es um Politik geht. Da könnte ich stundenlang zuschauen, und ich fühle mich ebenso gefesselt wie im Sommer 1989, als niemand wusste, wie sich die Situation in der damaligen DDR entwickeln würde.

27 Januar 2011

Reise in den Schnee

Eine Fahrt in die alte Heimat ist manchmal - nein, fast immer! - wie eine Zeitreise. So auch am heutigen Tag, an dem ich mal wieder nach Dietersweiler fuhr: vom schneefreien Karlsruhe aus, wo man sich fast wie im Frühling fühlen könnte, hoch in den Wald, der aussieht, als wollte man einen kitschigen Film drehen.

Auf der Hochfläche des Nordschwarzwalds, wo ich der Bundesstraße von Besenfeld nach Freudenstadt folgte, wirkten die Bäume und Büsche, als hätte man eine Million Tonnen von feinstem Zucker über sie gekippt. Alles weiß bestäubt, eine endlose Kette von hellen Konturen, die dürre Äste und Tannengrün gleichermaßen zudeckten.

Das einzige, was mein Bild störte, war der Himmel. Nicht die Sonne schien, sondern ein nebelgrauer Himmel bedeckte alles, und da bekam ich dann glatt noch das Gefühl, die Wolkendecke fiele mir gleich auf den Kopf.

Aber dieser Eindruck kann auch daher kommen, dass eine Reise in den Schwarzwald für mich immer eine Reise in die Vergangenheit ist. Und da wird's dann halt grauwolkentrauriggrau, also graurig.

26 Januar 2011

Im Lobby-Café

Rückblick auf den Zypern-Trip im Herbst 2010

Unsere Ausflüge nach Ayia Napa, dem Strandstädtchen auf Zypern, führten uns fast immer ins »Lobby Café«. Dort konnte man im Freien sitzen, aber schön unter einem Sonnendach, und im Freien nervte die Musik nicht so sehr, die ansonsten aus den Lautsprechern zirpte und rummste - je nach dem.

Das Café liegt verkehrsgünstig an einer Kreuzung: Hier geht es direkt in die »Altstadt«, so dass ständig Busladungen von kulturhistorisch interessierten Menschen an uns vorbeiflanierten. Gleichzeitig hielten an der Ecke viele Taxis, was zu vielen hübschen Diskussionen und gestenreichen Unterhatltungen führte - es gab immer viel zu gucken.

Oder wir versackten in den orange-farbenen Sesseln, streckten die Füße so weit aus, wie es nur ging, schlürften Kaffee oder Erfrischungsgetränke und redeten. Oder wir hatten ein Buch zur Hand, in dem wir faul schmökerten.

Es ließ sich aushalten im »Lobby Café« in Ayia Napa. Auch wenn es nicht gerade von besonderer Relevanz war - aber das war schließlich der gesamte Urlaub nicht ...

25 Januar 2011

Bummeln in Ayia Napa

Rückblick auf den Zypern-Trip im Herbst 2010

Die Küstenstadt Ayia Napa gilt als einer der touristischen »Hot Spots« von ganz Zypern. Das ist sie sicher auch, aber eben vor allem während der Hauptsaison. Wir waren glücklicherweise außerhalb jeglicher Saison auf der Insel, und so bekamen wir vom Disco-Betrieb der Stadt nichts mit.

Diskotheken sahen wir genug; sie waren geschlossen. Wir sahen englische Pubs, in denen niemand saß, und Eiscafés, die ihre Türen verschlossen hatten. Auf den Straßen waren viele grauhaarige Menschen unterwegs; von der Disco-Szene, die sich im Sommer in Ayia Napa herumtreibt, sahen wir nichts.

Das fand ich nicht schlimm, ganz und gar nicht. So konnten wir ein wenig durch die alten Gemäuer der Stadt bummeln, die langen Wege am Strand entlang genießen und in einem Café in der Nähe des Hafens der Sonne zuschauen, wie sie über die Bucht wanderte.

Direkt vor der Nase hatten wir das in der Ferne fast verschwimmende Cape Greco, und hinter dem wiederum lag unser Hotel. Das Treiben der Stadt, dezent in den Hintergrund gedrückt, war so fast erholsam.

In einem Geschäft kauften wir billige Schnorchelbrillen, die für einen Gammelurlaub dieser Güteklasse völlig ausreichend waren. Wir aßen Eis und tranken Cocktails. Und wenn die Sonne langsam sank und es kühl wurde – ab 18 Uhr immer schneller –, setzten wir uns in den Bus und fuhren von der Stadt zurück ins Hotel am Rande des Nationalparks.

Ein Songwriter namens David Celia

Ich hatte von David Celia bis vor wenigen Wochen nichts gehört. Dann legte ich die CD »I Tried« in den CD-Player meines Autos ein und hörte sie zweimal durch. Das verwirrte mich, denn da waren richtig gute Stücke drauf und einige derart lahme Heuler, dass ich nicht so recht glauben wollte, das sei vom selben Musiker.

Der Mann ist Kanadier, hat in den 90er Jahren schon Musik in irgendwelchen Bands gemacht und ist seit einiger Zeit als Sänger unterwegs, Songwriter nennt man das neuerdings wieder. Mit »I Tried« gibt's schon die dritte CD von ihm.

Vor allem die ersten Stücke finde ich klasse. Das ist melodisch, das ist gelungen, da schwingen manchmal wirklich die 60es mit, also die britischen sechziger Jahre natürlich, da dudelt eine Orgelt, da wird ein bisschen auf dem Klavier geklimpert, da gibt es eine Trompete, und über alle dem gleitet die angenehme Stimme des Sängers dahin. Sehr schön!, ideale Musik für einen Abend mit einem Glas Wein und einem Buch.

In der zweiten Hälfte der CD häufen sich die lahmen Stücke. Da wird arg viel gesäuselt und »aaaahhaaaaa« gejault, das ist mir dann zu lasch und zu verspielt, zu wenig krachig. Schon klar, der Mann ist halt Songwriter, aber dann langweilt es mich irgendwann. Da überzeugt dann doch eher ein Klassiker wie Randy Newman.

Eine sehr nette Platte, die sich die Freunde ruhiger Töne anhören sollten. Mir würde die erste Hälfte reichen; wenn ich sie jetzt noch mal anhöre, läuft gewissermaßen nur noch die A-Seite.

24 Januar 2011

Die Teninch von Never Built Ruins

Hölle und Teufel!, die Platte, die heute den ganzen Tag durch mein Büro rockt, stammt ja aus dem Jahr 2007. Wie konnte diese Hardcore-Explosion so lang an mir vorübergehen? Ich weiß schon: weil ich manchmal ignorant bin ...

Egal: Never Built Ruins aus Freiburg und Umgebung bolzen sich auf der 10"-Platte durch acht krachige Stücke, die voller Wut und Energie stecken, die aber eben nicht nur ungestüm nach vorne bolzen, sondern auch wuchtige Melodien mit sich schleppen, die einem ins Ohr krachen. Dazu ein rauher Gesang, der die englischsprachigen Texte gut zur Geltung bringt, und fertig ist eine feine Scheibe, die mich echt begeistert.

Von der Band gibt's mittlerweile auch eine richtige Langspielplatte. Die habe ich heute gleich mal bestellt. Ich brauche Nachschub!

Schwerst gerockt

Mein härtester Gegner am Samstag abend, 22. Januar, war die Trägheit. In einem heldenhaften Kampf überwand ich sie und eierte zu später Stunde noch in die »Alte Hackerei«. Gerade noch rechtzeitig: Die Band stand schon auf der Bühne und lärmte, der Laden war angenehm voll, ich drängelte mich durch die Menge und holte ein Bier.

Auf der Bühne tobten die Cellophane Suckers aus Köln, ein Sänger mit schrecklichem Schweinebärtchen und ein Band, die mit Vollgas durch die Stücke raste. Das war nicht unbedingt Punk, das war eher Rock, aber in Versalien geschrieben, also ROCK.

Die Band, die ich bislang unverständlicherweise nur von ihren Platten her kannte, drückte ordentlich aufs Gaspedal. Alle Stücke waren wuchtig, sie knallten durch die Bank, und trotz gelegentlichen Gitarrengewichses von maximal wenigen Sekunden Länge kam kein schleimiges Hardrock-Gefühl auf. Sagen wir's so: Bei den besten Stücken der Band klingt's sowieso eher nach Hardcore, und damit komme ich am besten klar.

Schönes Konzert, auch ein wenig schweißtreibend, obwohl ich nur ein bisschen herumhippelte. Das Bier schmeckte, ich laberte viel Unfug, und um zwei Uhr fuhr ich fröhlich nach Hause.

Warum so was wie die Cellophane Suckers immer als »Rock'n'Roll« bezeichnet wird, was ein Schreihals im Publikum nach jedem Stück lauthals artikulierte, ist mir übrigens schleierhaft. Diese Bezeichnung brachte allerdings einen Haufen von Deppen in die »Hackerei«, den ich mir eher erspart hätte: Macho-Typen mit ihren Girlies am Arm oder »cool« in der ersten Reihe stehende und Cocktails schlürfende, sich dabei ihre Handybildchen zeigende Erstsemester sowie anderes Gesindel. Ich weiß, warum ich sogenannte Rock'n'Roll-Konzerte normalerweise meide.

22 Januar 2011

Interview in Philea's Blog

Ein schönes Interview (finde ich) veröffentlichte heute »Philea's Blog«. Der Blog kommt aus Karlsruhe und stammt von Petra Gust-Kazakos, die ich bei der Gemeinschaftslesung vor genau einer Woche kennen gelernt habe.

Thematisch geht es in »Klaus N. Frick zu seinen Lese- und Reisegewohnheiten« um ... na, um was wohl? Es geht ums Lesen und ums Reisen - ich habe versucht, auf die Fragen halbwegs vernünftige Antworten zu finden, und ich bin mit der Antwort sehr zufrieden.

21 Januar 2011

Bei Horst Evers

Nachdem ich erst vor einigen Wochen den Karlstorbahnhof in Heidelberg anlässlich eines Punk-Konzerts besucht hatte, stand jetzt eine Kabarett-Mission vor der Tür: Wir schauten uns Horst Evers an, den ich bislang von seinen skurrilen Kurzgeschichten her kannte und auch mochte.

Um es kurz zu machen: Es war superlustig. Evers, der auf der Bühne auch über seine eigenen Witze lachen kann, liefert eine Mischung aus Lesung - und das ist schon witzig - und Stand-Up-Comedy. Wie der Mann seine Geschichten ansagt, wie er sich verlabert, wie er dann doch die Kurve kriegt und wie er sich in seinen eigenen Unfug hineinsteigert ... das ist sagenhaft.

Großartiges Abendprogramm, definitiv klasse. Ich lachte sehr viel, ich klatschte wie ein Besessener auch Beifall, und als nach über zweieinhalb Stunden das Programm am Ende war, fühlte ich mich richtig gut.

Kabarett tröstet auch über eine stressige Arbeitswoche hinweg, eine gute Medizin. Vor allem, wenn der verabreichende Arzt das auch noch so humorvoll rüberbringt ...

20 Januar 2011

Day By Day komplett

Man kann nicht behaupten, dass ich mit den Leuten von Day By Day dicke befreundet war. Die Band existierte von 1991 bis 1995, und wir liefen uns eben oft genug in dieser Zeit über den Weg. Ursprünglich stammten die vier Bandmitglieder aus Pforzheim, später zogen sie teilweise nach Karlsruhe, und heute wohnen sie über die halbe Republik verstreut.

Twisted Chords hat alle Aufnahmen der Band auf einer schicken LP zusammengefasst, die den Titel »Animal Abuse ... Is Nothing Bygone« trägt. Das passt: Die Band war immer im Tierschutz engagiert und sprach sich in Texten, bei Live-Auftritten und auch im persönlichen Umfeld immer für Tierschutz, für vegane Ernährung und anderes aus. (Ich wurde gelegentlich ermahnt, als Vegetarier dürfte ich doch keine Lederjacke tragen ...)

Das ist richtig geil: ruppiger Anarcho-Punk mit dem eindrucksvollen Gebrüll der Sängerin Tati, die später bei Lost World zeigen sollte, wie gut sie wirklich singen & schreien kann. Auf der Platte sind 14 Stücke aus den frühen 90er Jahren, und die kann man sich heute noch locker und gern anhören. Starke Wiederveröffentlichung!

Piaf in Prag

Als ich im Mai 1999 mit Robert Feldhoff in Prag war, hatte ich zwischendurch ein wenig Muße. Dabei entstand der kurze Text »Piaf wenn es regnet«, eigentlich so etwas wie ein Gedicht.

Diesen Text habe ich seit Jahren nicht mehr gesehen, und ich wusste nicht einmal, dass es ihn gibt. Eine schöne Gelegenheit, ihn in diesem Blog zu präsentieren, finde ich ...

Piaf wenn es regnet

Ein Bier vor dem Schlafengehen,
und Edith Piaf im Hintergrund.
Vor den Festern glimmen die Fackeln
als Zeichen gegen den Nieselregen.
Schnelle Schritte auf nassem Asphalt,
Stöckelschuhe knallen auf Pflasterstein.

Zuckendes Kerzenlicht zerreißt die Wände
in Muster aus weiß und schwarz, blau und rot.

Die Filme in meinem halbbetäubten Gehirn
sind schwarzweiß und ohne eigenen Ton,
es gibt nur Edith Piaf im Regen
im französischen Restaurant in Prags Altstadt.

19 Januar 2011

Blöder Titel, toller Film

Wer auf die Idee kam, den Streifen »We Want Sex« zu nennen, obwohl er den hervorragenden Originaltitel »Made In Dagenham« trägt, hat zwar Ahnung von »Verkaufe«, kümmert sich aber einen Dreck um Inhalte. Trotz des Titels gingen wir gestern in den englischen Spielfilm, und trotz der fürchterlichen Sitze im Schauburg-Kino war ich hinterher völlig begeistert.

Der Streifen spielt im Jahr 1968, vor allem aber spielt er in einer Arbeitersiedlung und in einer Autofabrik des Ford-Konzerns, wo Frauen mies bezahlt werden und unter noch mieseren Bedingungen arbeiten müssen. Eines Tages werden sie aufmüpfig und beginnen mit einem Streik.

Die eigenen Männer finden das nicht witzig, das Management des Konzerns sowieso nicht. Und so wird aus einer eigentlich spontanen Geschichte eine zähe Auseinandersetzung.

Das klingt jetzt vielleicht nach einem anstrengenden Film mit viel Sozialkitsch, ist aber in Wirklichkeit ein rundum gelungener Film mit viel Emotionen, mit Herzschmerz und Tragik, mit Komik und knappen Kleidern, mit flotten Sprüchen und rasanter Musik. Wie die Hauptdarstellerin ihre Heldin spielt, die immer mehr aufdreht, das ist einfach sagenhaft.

Kein Schmarrn: Diesen Film muss man gesehen haben. Wer englische Filme wie »Ganz oder gar nicht« schätzt. wird an »We Want Sex« seine helle Freude haben. (Meine war so groß, dass ich hinterher im »Milano« das eine oder andere Bier zuviel trank.)

18 Januar 2011

Comics besprochen

Auf der PERRY RHODAN-Homepage finden sich in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen Besprechungen zu Comics. Das macht mir Spaß und ist hoffentlich auch für die Leser von Interesse.

Heute gibt's darauf mal wieder einen kleinen Rückblick. Wer mag, klicke die Besprechungen an - die Comics sind durch die Bank empfehlenswert.

Unter dem Titel »Ende einer phantastischen Tauchfahrt« schrieb ich über die Science-Fiction-Trilogie »Heiligtum«. Die stammt von zwei Franzosen, ist in einem fotorealistischen Stil gehalten und hat mich sehr beeindruckt.

Die wunderbaren, neuen »Spirou«-Abenteuer standen im Zentrum von »Spirou in einer parallelen Welt«. Der Hotelpage und seine Abenteuer sind seit Jahrzehnten ein Bestandteil der Comic-Kultur; in neuen Comics geht es um Spirous Abenteuer während des Zweiten Weltkriegs.

»Auch SF-Fans sollten Western-Comics mögen« ist die Überschrift zu meinem »Comanche«-Artikel. Die Serie »Comanche« mochte ich schon in den 70er Jahren, und die neue Ausgabe im Splitter-Verlag ist sensationell gut.

Die SF-Serie »Metronom« und die Fantasy-Serie »Finsternis« sind neu im Splitter-Programm. Ich schrieb über die unterschiedlichen Comics in einem Sammelartikel.

17 Januar 2011

Nachtrag zur Samstagslesung

Es gibt bereits die ersten Berichte zu der Lesung, an der ich am Samstag, 15. Januar 2011, teilnahm. Da ich durch so etwas leicht zu schmeicheln bin, berichte ich gern in meinem Blog darüber ...

Schön ist der Text auf der Homepage der Veranstalter, des Künstlernetzwerkes. Der Bericht an sich ist sehr kurz, dafür gibt es zwei nette Fotos, die das Publikum zeigen. Beim einen Bild bin ich der zersauste Mensch vorne in der ersten Reihe.

In ihrem Blog schreibt Petra Gust-Kazakos über die Lesung. Auch hier findet sich ein nettes Bild von mir, wobei die Bilder ein wenig unscharf sind.

16 Januar 2011

Bei einer Gemeinschaftslesung

Es war meine erste Veranstaltung im Rahmen des Künstlernetzwerkes SW, und es war meine erste Gemeinschaftslesung seit gut 28 Jahren – kein Witz: Am Samstag, 15. Januar 2011, sah ich den schönen Veranstaltungsraum des Netzwerkes, der sich lustigerweise hinter dem Restaurant »Gurke« befindet, und dort hatte ich einen gelungenen Auftritt. Denke zumindest ich.

Durch die Veranstaltung leitete Matthias Kehle, den ich bislang nur vom Namen her kannte und der vorzügliche Gedichte schreibt. Da er als Moderator eingesetzt war, las er keine eigenen Texte vor, sondern die Gedichte eines Lyrikers, der im November gestorben war – das empfand ich als schöne Geste.

Die Lesung bezog sich auf das »Neue Karlsruher Lesebuch«, das unter anderem von Matthias Kehle herausgegeben worden war. Ich war nur einer der Autoren, und gelesen wurde in alphabetischer Reihenfolge.

Zuerst kam Karin Bruder, die einen Text aus dem Rumänien ihrer Kindheid vorlas, dann brachte ich meine Kurzgeschichte über den Bankangestellten Lehmann und einen Ausschnitt aus »Chaos en France«. Jasmin Hambsch, die in Karlsruhe die Lesungen im Kohi mitorganisiert, las einen biografisch klingenden Text über ihre Großmutter.

Sehr lustig war die badisch angehauchte Geschichte von Eva Klingler, extrem badisch der essayistische Text von Doris Lott, eher künstlerisch die Story von Hedi Schulitz. Kurzum: eine unterhaltsame, eine abwechslungsreiche Mischung.

Ich fand das stark, ein gelungener Samstag abend. Und mit rund fünfzig Besuchern auch mit einem ordentlich gefüllten Saal; ebenfalls klasse!

15 Januar 2011

Hadayatullah tot

Kennengelernt habe ich Hadayatulla Hübsch nie, aber ich mochte seine Texte: Der Mann fing irgendwann in den 60er Jahren als Hippie an, wurde später einer der frühen deutschsprachigen Underground-Autoren und war in den letzten Jahren vor allem als konvertierter Moslem (nicht Islamist) bekannt.

Seit den frühen 80er Jahren las ich seine Gedichte und Cut-Up-Texte in kleinauflagigen Literaturzeitschriften. Wir kommunizierten einige Male per Post, unter anderem, weil ich bei ihm Literaturhefte kaufte.

Dieser Tage starb er, in der Presse weitestgehend unbeachtet. Und ich war tatsächlich bewegt durch die Nachricht von seinem Tod.

Vielleicht muss ich sein »Bewege deinen Kopf« noch mal aus der Schublade fischen. Oder sein »Peng«. Oder sonst eines der Bücher, die durch rhythmische Texte und eine Freude an schrägen Formulierungen buchstäblich lebten.

14 Januar 2011

Diogenes lädt echt ein

Der Diogenes-Verlag gehört zu meinen Lieblingsverlagen, vielleicht auch deshalb, weil er sehr wenig Science Fiction und Fantasy anbietet und mir so Raum gibt, mich über andere Literatur zu informieren. Der Verlag ist mir unter anderem deshalb sympathisch, weil viele der Autoren jene Mischung aus Unterhaltung und Hirn bieten, die ich mag: Krimi-Klassiker wie George Simenon und Raymond Chandler, die punkigen Romane von Joey Goebel und die modernen Krimis von Jakob Arjouni, die intellektuelle Phantastik von Ray Bradbury und der feingeistige Urs Widmer – da gibt es richtig viel zu entdecken.

Dann machen die zu allem Überfluss auch noch ein Kundenmagazin, das so richtig klasse ist. Das »Diogenes Magazin« ist ein echtes Magazin, und die Ausgabe 6 vom Frühjahr 2011 bestätigt das auf hohem Niveau.

Da gibt's dann Interviews mit Ian Mac Ewan und Hartmut Lange, eine Krimi-Kurzgeschichte von Dashiell Hammett oder einen Beitrag übers Musikhören und Literatur. Auf hundert farbigen Seiten wird brillante Unterhaltung mit ebenso brillanter Information vermengt – das ist respektabel, und das macht Spaß. Da lese ich mit großer Begeisterung auch Texte über Autoren, die ich vielleicht gar nicht so mag, und gehe aus der Lektüre bereichert hervor.

Literatur ist toll, und das »Diogenes Magazin« bestätigt das dreimal im Jahr. Ein Abo ist preiswert, das lohnt sich! Und eigentlich ist der Begriff eines Kundenmagazins für diese anspruchsvolle und ansprechende Literaturzeitschrift völlig falsch gewählt ...

13 Januar 2011

Vom FreuCon X zum FreuCon 92

(In diesen Tagen des beginnenden Jahres 2011 beschäftige ich mich buchstäblich Tag und Nacht mit dem anstehenden PERRY RHODAN-WeltCon. Da ist es durchaus hilfreich, wenn ich mir den FreuCon vor Augen führe, diese Fan-Veranstaltung, die jahrelang in Freudenstadt veranstaltet wurde ...)

Im Sommer 1990 war der FreuCon X schon Geschichte. Das Team um Günther Freunek, Hermann Ritter und mich hatte im Kreishaus der Stadt Freudenstadt im Schwarzwald einen Science-Fiction-Con veranstaltet, den wir selbst gut fanden, der aber auch bei den Besuchern gut ankam.

220 Menschen besuchten den Con, was für eine Veranstaltung dieser Klasse ordentlich war. Zudem waren die Örtlichkeiten schön: kein angeschmuddeltes Jugendzentrum, keine heruntergerockte Schule, kein Hinterraum einer Bahnhofskneipe. Stattdessen nutzten wir moderne Räume mit schicker, zeitgemäßer Einrichtung, und das Programm lief wie am Schnürchen ab.

Zusammen mit dem Fanzine »Fandom Newsletter« publizierte Günther Freunek ein abschließendes Heft, das den Con noch einmal Revue passieren ließ. Und auf einer sauber gestalteten Seite gab's nicht nur einen Rückblick auf das Frühjahr 1990, sondern ebenso einen Ausblick auf das Frühjahr 1992.

»Schuld« daran war der ColoniaCon im Sommer 1990 gewesen, bei dem quasi über meinen Kopf hinweg beschlossen worden war, dass wir 1992 so richtig auf die Tube drücken wollten. Wobei ich mich nicht sonderlich gewehrt hatte.

Auf jeden Fall verkündeten wir 1990 mit einem gewissen Anflug von Großkotzigkeit: »Wir werden in 1991 ein wasserdichtes Konzept vorlegen, wie wir uns 1992 einen FreuCon 12 vorstellen, der im Kongreßzentrum Freudenstadt ... stattfinden soll.«

Das Schlimmste daran: Wir hielten alle Versprechungen nicht nur ein, wir übertrafen sie sogar. Zwei Jahre später hatten wir 800 Besucher aus zwanzig Nationen in einer Kleinstadt im Schwarzwald ... aber das ist dann eine ganz andere Geschichte.

Skarbone 14 mixen Steeldrums mit Ska

Als ich vor einigen Jahren auf Trinidad und Tobago unterwegs war, begegneten mir praktisch überall Steeldrums mit ihrem charakteristischen Sound. In meiner Wohnung höre ich das eher selten, dabei mochte ich das durchaus.

Die belgische Band Skarbone 14 leistet jetzt eine entsprechende Abhilfe für mich: Auf ihrem dritten Album, das mir als CD vorliegt, das bei ANR mucis erschienen ist, mixen die Burschen allerlei südamerikanische Klänge zu ihrem Gebräu aus Ska und Punkrock. Das wirkt manchmal beliebig, hat aber durchaus was.

Es ist so eine Autofahren-im-Sommer-CD, auf die ich mich schon freue: Mit solcher Musik macht's Spaß, an den Baggersee zu rollen, und sie macht den Stau auf der Autobahn erträglicher. Dass der Sound unterm Strich ein bisschen belanglos ist und für mich keine Hitqualitäten aufweist, stört dabei überhaupt nicht.

Sehr nett! (Der Sommer kann also kommen. Dauert ja nicht mehr sooo lang.)

12 Januar 2011

Der aktuelle Fandom Observer ist heiß!

Den Fandom Observer mag ich, seit vor vielen Jahren die erste Ausgabe erschienen ist. Im Verlauf der Jahre habe ich selbst immer wieder Texte beigesteuert; das wurde leider immer seltener. Ich mag das Heft, weil es über die Fan-Szene informiert und weil es schön respektlos ist.

Am respektlosesten war stets Manfred Müller, jahrelang alleiniger Chefredakteur des Fanzines; seit Jahren wird das Heft von abwechselnden Chefs herausgegeben. Dass Müller im Januar 2011 die Ausgabe 259 als Redakteur veröffentlichte, bescherte dem Blatt einen enormen Aufmerksamkeitsschub.

Zu Recht. Unter dem Titel »Der Netzmensch« und der Unterzeile »Nachrichten aus dem wiedergefundenen Fandom« forscht Müller nach der heutigen Fan-Szene, die er vor allem im Internet verortet. Er führt kritische Interviews und stellt einen aktiven Fan vor.

Auf nur zwei Seiten und unter dem Titel »Ideologisch behämmert« geht Müller auf den Umstand ein, dass die ehemals linken und antifaschistischen Autoren Horst Pukallus und Ronald M. Hahn einen Science-Fiction-Roman im Unitall-Verlag veröffentlichten. Der Verlag wurde vor allem durch die indizierte Serie »Stahlfront« sowie die »Verbotene Zone« mit politisch rechtslastigen Themen bekannt, und das findet Müller seltsam.

(Die Diskussion in den einschlägigen Science-Fiction-Foren nahm prompt seltsame Züge an, als allerlei Autoren auf das Thema aufsprangen und Gedankenfreiheit und anderes einforderten, was Müller im übrigen niemandem verboten hat. Wer sehen will, wie sich eigentlich honorige Menschen öffentlich blamieren, mag die entsprechende Diskussion im SF-Netzwerk nachlesen.)

Hin wie her: Der aktuelle Fandom Observer ist einfach super! Gelungener Fan-Journalismus auf hohem Niveau, unterhaltsam und provokativ. So was habe ich schon lange nicht mehr gelesen, so was finde ich klasse. (Das beste: Der Download des Fanzines ist kostenfrei möglich!)

11 Januar 2011

Bitter(st)böse Satire auf zwei CDs

Der Kabarettist Georg Schramm ist mir – wie sich das gehört – aus dem Fernsehen bekannt. Live gesehen habe ich ihn noch nicht, aber ich erhielt eine Doppel-CD geschenkt. Die trägt den Titel »Thomas Bernhard hätte geschossen«, ist zeitweise superlustig und gleichzeitig so brutal ernst, dass es mir jegliches Grinsen aus dem Gesicht treibt.

Schramm ist kein Comedian, keiner dieser albernen Clowns, mit denen die Privatfernsehsender ihre Zuschauer unterhalten. Schramm ist ein politischer Kabarettist, und sein Ziel sind die Politiker, ihre unsägliche Auffassung, wie man das Volk zu veräppeln hat, und die Wut des Volkes.

Das Programm auf der CD stammt aus dem Jahr 2006; es geht um einen »Informationsabend der Stiftungsinitiative Leben jetzt«. Das ist aber nur der Rahmen für einen erstklassigen Angriff auf die Ausbeutermentalität der Herrschenden; einige Namen haben sich seitdem geändert, am Grundsatz aber nichts. Politiker nutzen die Dämlichkeit oder Faulheit des Volkes aus, Pharmakonzerne bereichern sich schamlos, und Georg Schramm regt sich auf.

In seinen unterschiedlichen Rollen, vor allem in der des Rentners Dombrowski, zieht er gegen den »Urnenpöbel« vom Leder, schimpft über die »Eierdiebe« in der Regierung, ärgert sich über die FDP – und er hat erschütternderweise in allem recht. Man sitzt da, hört sich die CD an, fragt sich, wo die Revolution bleibt, ärgert sich weiter, und bleibt sitzen.

(Von wegen »Wutbürger«. Faulbürger sind wir.)

Schramm ist dann gut, wenn er recht hat. Das ist auf dieser Doppel-CD verdammt oft der Fall. Dann ist sie auch gar nicht lustig. Glücklicherweise gibt es immer wieder genug zu lachen zwischendurch – und das ist tröstlich.

Eine großartige Doppel-CD, ein herausragender Kabarettist. Das Ding hab' ich nicht zum letzten Mal angehört.

10 Januar 2011

Sommerfrischler und ein Mörder

Ein Verbrecher, der kurz vor der Hinrichtung steht, berichtet dem Kommissar Maigret von einem Verbrechen, das mehrere Jahre zurück liegt. Der Mörder von damals laufe noch frei herum, soviel verrät er, und damit legt er eine Spur ...

Kurze Zeit später nimmt Maigret die Spur auf, anfangs in einer Mischung aus Zufall und erwachendem Instinkt. Er landet auf einer Sommerfrischler-Party am Ufer der Seine, mit tanzenden und trinkenden Menschen, mit Liebesverwirrung und Eifersucht – und dann passiert prompt ein Mord ...

Ich liebe die Romane, die George Simenon über seinen Kommissar Maigret geschrieben hat. Seit es die 75 Einzeltitel alle in einer schicken Neuausgabe bei Diogenes gibt, habe ich den Ehrgeiz, sie alle zu lesen. »Maigret und die kleine Landkneipe« ist der elfte Band, da steht mir also noch ein langer Ritt bevor.

Den werde ich sicher genießen, denn auch dieser Roman hat mich wieder in seinen Bann gezogen. Maigret scheint in diesem Roman zeitweise kaum zu ermitteln, sondern den Fall fast zu genießen. Mit einem Briten namens James sitzt er immer wieder in einer Eckkneipe, wo die beiden miteinander trinken und auf die Straße gucken ...

Maigrets Milieu-Beschreibungen sind messerscharf; mit wenigen Sätzen schafft er Stimmung, setzt er klare Akzente. Bei diesem dünnen Roman von gerade mal 160 Seiten fällt das besonders auf: Da wird nicht geschwafelt, da wird klar erzählt und die Handlung mit vielen Dialogen vorangetrieben.

Brillant. Wieder einmal!

07 Januar 2011

Dreikönigsrutschen

Nachdem Karlsruhe für zwei Wochen unter einer Schneekatastrophe liegt – nicht durch den Schnee ausgelöst, sondern durch die Unfähigkeit der Stadtverwaltung, das bisschen Schnee wegräumen zu lassen -, kam ausgerechnet am 6. Januar 2011 ein richtig fettes Tauwetter. Es regnete auf den Schnee und das Eis drauf, dass es eine wahre Pracht war.

Und ich wollte mit dem Rad in die Innenstadt. Das war ein toller Plan: Die festgefahrene Schneedecke hatte sich in Matsch verwandelt, in dem ich mit dem Rad nicht vorankam. Und das, was zuvor größere Erhebungen in Schnee und Eis waren, hatte sich jetzt in spiegelglattes Eis mit abgerundeten Kanten verwandelt.

So suchte ich mir meinen Weg, in dem ich auf die Stellen auswich, wo ich bereits den Teer und die Schlaglöcher sehen konnte. Dummerweise stand genau an diesen Stellen auch das Wasser, zeitweise gut fünf, sechs Zentimeter tief; so wurde ich gleichmäßig von unten wie von oben durchnässt. Ganz klasse!

Meinetwegen könnte es wieder schneien. Mit dem Schnee kam ich in diesem Winter bislang am besten zurecht.

06 Januar 2011

Coole Jokes zum Thema Nummer eins

Seit die Kollegen des Splitter-Verlag ihren »Nebenbei«-Verlag namens Toonfish gegründet haben, kamen aus der Cartoon-Ecke eine Reihe sehr amüsanter Bände. Richtig gelungen sind dabei die Comics des französischen Zeichners Zep. Jetzt gibt's von ihm »Happy Girls«.

Nach dem durchaus heftigen »Happy Sex« ist dieser Band geradezu harmlos. Es geht nicht um Sex und Erotik, sondern um die Vorstufe: um die Versuche eines jungen Mannes, mit jungen Frauen auszugehen, diese anzubaggern und irgendwann hoffentlich mit ihnen ins Bett zu gehen. Das klappt natürlich nie, zumindest nicht so, wie es sich der jugendliche Held vorstellt ...

Und das wiederum bringt Zep so klasse auf den Punkt, dass ich immer wieder schmunzeln musste. Die Comics sind meist zwei Seiten lang und bestehen aus wenigen Bildern; sie lassen sich leicht lesen. Ein optimaler Comic-Band zum Verschenken oder zum Kaufen und Aufs-Klo-Legen ...

Das Buch ist 96 Seiten stark; in seinem Quadratformat sieht es aus wie eine dicke Single. Es kostet 16 Euro, und wer wissen mag, wie die Bilder innendrin wirklich aussehen, der muss eben mal die Leseprobe auf der Toonfish-Seiten checken.

05 Januar 2011

Johnny Freedom mit klarem Punk-Spirit

Ich gestehe, dass ich vom Namen des Musikers erst mal abgeschreckt wurde: Johnny Freedom klingt gar zu sehr nach aufgesetztem Polit-Geist. Aber nachdem ich die EP »Die Party ist vorbei« ein paarmal gehört habe, gehe ich davon aus, dass der Mann weiß, wo er herkommt und wo's irgendwie hingeht.

»Punkrock ist nicht nur Musik, sondern auch Saufen« steht es selbstbewusst im Beiblatt der EP, die im Sommer 2010 bei Andisfriends Records erschienen ist. Endlich mal einer, der die Essenz von Punk richtig aufgreift ... da werde ich heute sicher noch ein Tannenzäpfle drauf trinken müssen.

Aber mal ernsthaft: Der Mann ist ein Liedermacher, aber einer, der's punkig krachen lässt. Mit lauter Stimme singt er von einer Massenschlägerei im Bundestag – endlich mal eine sinnvolle Veranstaltung für die Ansammlung von »Eierdieben«, um mal einen Kabarettisten zu zitieren –, dann wieder besingt er den SV Babelsberg.

Das ist alles ziemlich klasse und mit viel Eigenironie und Liebe serviert. Wenn ich das nächste Mal in Berlin bin, brauche ich ein Konzert mit dem Mann!

In der Kunstgalerie

Sage mir keiner, ich sei an Kunst völlig uninteressiert. Ich tarne mich erfolgreich hinter »Schundheften« und Comics. Aber ich war unlängst in der Städtischen Galerie Karlsruhe - da's noch im alten Jahr war, ist diese Tat praktisch verjährt. Und Coolness-Punkte muss ich eh keine mehr erwerben.

Ich bin war in der Ausstellung »Venedig-Bilder in der deutschen Kunst des 19. Jahrhunderts«. Gezeigt wurden viele Ölgemälde, aber auch Fotos, Skizzen und andere künstlerische Details.

Von den Künstlern kannte ich keinen einzigen; ich hatte noch nicht einmal die Namen gehört. Aber da das ganze keinen Eintritt kostete und ich Venedig eigentlich sehr interessant finde, schaute ich mir die Ausstellung gründlich an.

Gut eine Stunde lang bummelte ich an den Bildern entlang, staunte über extrem realitätsnahe Bilder und teilweise beeindruckende Perspektiven. Das war schon toll und war einen Besuch wert. Zum Fan klassischer Kunst werde ich wohl trotzdem nicht ...

04 Januar 2011

Lesung in Karlsruhe

Nach längerer Pause geht's mal wieder auf eine Lesungsbühne, allerdings weder mit Punkrock-, noch mit Science-Fiction-Hintergrund. Ich lese am Samstag, 15. Januar 2011, im Rahmen einer Gemeinschaftslesung, die das Künstlernetzwerk SW veranstaltet.

Grundlage ist meine Beteiligung am »Neuen Karlsruher Lesebuch«, und mit mir lesen noch Karin Bruder, Jasmin Hambsch, Matthias Kehle, Eva Klingler, Doris Lott und Hedi Schulitz. Vor allem auf die Beiträge von Matthias Kehle bin ich gespannt: Den Mann kenne ich vom Namen her seit gut zwei Dutzend Jahren, aber getroffen haben wir uns nie.

Die Lesung findet im Veranstaltungsraum des Künstlernetzwerks statt - und dieser liegt »hinter« dem Speisehaus Gurke in der Augustastraße 3 in Karlsruhe. (In der »Gurke« kann man übrigens lecker essen!) Losgehen soll es um 19 Uhr, und der Eintrittspreis beträgt drei Euro.

Typhoon Motor Dudes zwischen Punk und Rock

Die seit den 90er Jahren populär gewordene Vermischung von Hardrock mit Punk hat mir nicht nur einmal Schweißperlen des Entsetzens auf die Stirn getrieben. Entsprechend vorsichtig ging ich an die CD »Stranded In Hell« der aus Kiel stammenden Band Typhoon Motor Dudes heran. Ob diese Mischung »aus kompromisslosem Punkrock der alten Schule und Schwedenrock« für mich erträglich oder schrecklich sein würde?

Seien wir fair: Erträglich ist das richtige Wort. Die vier Jungs aus Kiel lassen es ordentlich krachen, bleiben dabei aber immer in der textlichen Welt tätowierter harter Männer verhaftet. Musikalisch wird das Gaspedal tatsächlich durchgetreten, wird ordentlich gerockt und mit der Gitarre gewimmert, aber gottseidank nicht so sehr, dass ich brechen müsste.

Live ist das ganze wahrscheinlich viel cooler als auf Platte; live macht dann sogar vielleicht jemand wie ich das lustige »Teufelszeichen« und spielt ironische Luftgitarre. Höre ich mir die CD oberflächlich an, gefällt sie mir sehr gut; höre ich intensiver hin, verfällt der Charme ein wenig in zu vielen Klischees.

Das klingt jetzt negativer, als es ist: Die Band liefert sehr ordentlichen Punkrock, bei dem der ROCK in Versalien geschrieben wird, und das macht sie überzeugend. Wer so was mag, sollte reinhören!

03 Januar 2011

Und sie fahren wieder ...

Das neue Jahr hat angefangen. 2011 begrüßt die Autofahrer in Karlsruhe und Umgebung mit Schneebergen am Straßenrand, mitten auf der Straße und überall da, wo in echten Schneeregionen wie im Schwarzwald piekfein geräumt ist.

In ihrer Öffentlichkeitsarbeit lobt die Stadtverwaltung die 200 Fahrzeuge mit 500 Arbeitern, die über die Feiertage den Schneeräumdienst gemacht hätten - ich habe in den letzten zehn Tagen übrigens so gut wie kein Räumfahrzeug gesehen ... In meiner Straße liegt alles so, wie es am 24. Dezember 2010 und danach gefallen ist und wie es seither von den Autos durch Rutschen und Fahren plattgewalt werden konnte.

Das wäre alles nicht schlimm. Mit schlechten Schneeverhältnissen komme ich gut klar. Schlimm ist, dass jetzt all die Spacken auf die Straße rollen, die zwischen Weihnachten und Neujahr wegen des Wetters ihre Karre in der beheizten Garage stehen ließen.

Und so eiern sie wieder über die Straße: Rentner mit Hut, Studentinnen mit Handy am Ohr - die Klischees scheinen oft zu stimmen. Sie haben Angst, weil sie Schnee und Eis sehen, und sie fahren mit Tempo 25 über die Hauptverkehrsstraße, beschleunigen außerhalb der Ortschaft mutig auf Tempo fünfzig und wechseln auf die linke Spur.

Die verlassen sie dann nicht, weil zwischen der linken und der rechten Spur immer noch ein Streifen Schnee liegt. Es ist ein Elend mit Leuten, die gar nicht autofahren können. Ich wünsche mir den Schnee der Weihnachtsfeiertage wieder zurück - da war die Straße besser befahrbar als jetzt ...