Die Frau wirkte in ihrem Beruf kompetent, sie stand – wie man so schön sagt – mit beiden Füßen fest auf dem Boden. Aber sie war nicht bislang geimpft, wie mir sagte, hatte sich aber für einen Impftermin in dieser Woche angemeldet.
»Die Zahlen sind so hoch derzeit, da lasse ich mich halt auch impfen«, sagte sie.
»Warum haben Sie das denn bisher nicht gemacht?«, fragte ich höflich.
»Ach.« Sie winkte ab. »Keine Zeit, kein Nerv, und ich bin ja immer gesund, und ich passe auf, dass ich Abstand halte und Maske trage. Das wird schon gutgehen, dachte ich.«
Wir führten ein ruhiges Gespräch. Es gab keinen Anlass, ihr Vorwürfe zu machen – sie machte einen intelligenten und ruhigen Eindruck.
Im weiteren Gespräch kam sie auf die eigentlichen Probleme während der Pandemie. »Am gefährlichsten sind die Geimpften, die nicht aufpassen«, erklärte sie. »Die umarmen sich, die machen wieder Bussi-Bussi wie vor der Pandemie und halten keine Abstände; Masken haben sie eh keine auf.« Dabei wisse man doch, dass auch Geimpfte die Krankheit weiter verbreiten könnten.
Es war ein seltsames Gespräch. Die Frau war keine Corona-Leugnerin, und sie war weit davon entfernt, Parolen plärrend durch die Straßen zu ziehen. Am Ende war ich ein wenig ratlos.
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