24 November 2021

Ein deutscher Science-Fiction-Klassiker

Als ich den Roman »Das Gedankennetz« erstmals las, galt er schon als Klassiker, und ich war noch ein Teenager. Es war etwa 1980 oder 1981, ich hatte mir ein preiswertes Goldmann-Taschenbuch vom Flohmarkt besorgt und verstand den Roman nicht so richtig. Damals war meine Science-Fiction-Lektüre noch stark von Heftromanen bestimmt …

Dieser Tage las ich den Roman erneut: in der schönen Hardcover-Edition des Verlages p.machinery. Dort erscheint eine Werkausgabe mit den Werken des Schriftstellers Herbert W. Franke, und »Das Gedankennetz« ist der zweite Band dieser Werkausgabe. Es ist ein richtig schönes Buch, das gut in der Hand liegt und sich auch sehr gut lesen lässt.

Sprachlich wirkt der Roman schon sehr wuchtig: Der Autor arbeitet mit starken Bildern und Vergleichen, er lässt seine phantastischen Planeten in immer neuen Eindrücken vor dem Auge des Lesers erscheinen. Manchmal ist das fast zu viel, aber wenn man bedenkt, dass dieser Roman erstmals 1961 veröffentlicht wurde, empfinde ich das als einen überraschend reifen Stil.

Der Inhalt ist kryptisch: Hauptperson ist Eric Frost, den man in mehreren Rollen kennenlernt. Mal ist er auf einer Erkundungsmission auf einer fremden Welt, dann ist er der getreue Freund eines mächtigen Mannes, dem er bei der Flucht hilft, dann wieder ist er Gefangener einer Diktatur, die ihn unter ein Gedankennetz legen und verhören will.

Man braucht als Leser einige Zeit, um zu erkennen, dass sich Frost in einer Kette von Simulationen befindet. Und man ist sich am Ende nicht mehr so richtig klar darüber, wo die Simulation eigentlich anfängt und aufhört. Das ist – vor allem in den einzelnen Großkapiteln – spannend erzählt und bildmächtig geschildert.

Der Roman ist immer noch lesenswert, er ist erstaunlich gut gealtert. Das kommt daher, weil die beschriebene Technik (man tippt halt auf Schreibmaschinen und benutzt Lochkarten) zwar veraltet ist, aber keine große Rolle spielt. Wichtig sind die Figuren und ihr Verhältnis; die Science-Fiction-Idee mit der simulierten Wirklichkeit ist zudem immer noch aktuell.

Lesenswerter deutschsprachiger Science-Fiction-Klassiker!

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Wer mehr über Herbert W. Franke wissen will, bekommt in diesem Wikipedia-Beitrag einen guten Einblick:
https://de.wikipedia.org/wiki/Herbert_W._Franke

Informationen zu »Das Gedankennetz« gibt es unter anderem auf der Internet-Seite von p.machinery; ich empfehle übrigens die schöne Hardcover-Ausgabe:
https://www.pmachinery.de/unsere-bucher/androsf-die-sf-reihe-des-sfcd/androsf-51-60/franke-herbert-w-das-gedankennetz