Das Grand Hotel Astoria in Leipzig ist ein riesiges Gebäude, das seit Jahren leersteht. Es ist voller Geheimnisse, niemand weiß so richtig darüber Bescheid. Als es vor dem Hotel zu Auseinandersetzungen zwischen Nazis, der Antifa und der Polizei kommt, flüchten Jana und Tim ins Innere des Hotels – und kommen nicht mehr aus dem alten Gemäuer heraus.
Sie laufen durch die Gänge, sie suchen einen Ausgang, sie finden einen Gang mit Telefonen, sie müssen sich ihren eigenen Alpträumen und Konflikten stellen. Soweit die Geschichte für »Das Fleisch der vielen«, ein ungewöhnliches Comic-Projekt, das den Bestsellerautor Kai Meyer mit dem Zeichner Jurek Malottke zusammenführte.
Ich gestehe, dass ich mit dem Comic-Band meine Probleme hatte. Das Buch sieht super aus, die Gestaltung ist – wie immer beim Splitter-Verlag – wirklich hochwertig. Aber stilistisch konnte ich mich nicht damit anfreunden.
Die eigentliche Geschichte ist schlicht, aber sehr spannend: Zwei junge Leute verirren sich in einem alten dunklen Gebäude mit scheußlichen Geheimnissen, und am Ende wartet ein schreckliches Ende auf sie. Kai Meyer erzählt die Geschichte mit all ihrer Konsequenz und sehr geradlinig, ohne allzuviel abzuschweifen.
Die Illustration durch Jurek Malottke ist für meinen Geschmack zu »künstlerisch«. Vieles wird nur angedeutet, die Figuren und die Hintergründe scheinen manchmal zu wabern oder sind bewusst unsauber gesetzt. Das ist womöglich ein guter Kunstgriff, um die klare und einfache Geschichte stärker ins »anspruchsvolle« Fach zu heben – mich spricht das nicht sonderlich an.
Interessant finde ich den Anhang, fast besser als den eigentlichen Comic: Der komplette Text der Erzählung ist dort abgedruckt, dazu kommen verschiedene Skizzen. So kann man sich auf interessante Weise mit der Entstehung des ungewöhnlichen Comics vertraut machen.
Das hier ist eine Geschmackssache, und ich merke in solchen Fällen einfach, dass ich bei Comics die konventionellen Erzählweisen mag, wie es sie seit Jahrzehnten gibt. Wenn jemand wie Jurek Malottke zu künstlerisch auftritt, ist das nichts für mich. Aber wahrscheinlich wird der Comic dadurch für andere Leute erst richtig interessant.
Ich empfehle, die Leseprobe auf der Internet-Seite des Verlages anzuschauen und sich selbst einen Eindruck zu bilden. Für Kai-Meyer-Fans ist dieses Buch natürlich ein Muss; wer einen ungewöhnlichen Horror-Comic mag, sollte auf jeden Fall einen Blick riskieren.
1 Kommentar:
Bei »Das Fleisch der vielen« ist es sicher sehr sinnvoll, sich die Leseprobe und die Informationen auf der Internet-Seite des Splitter-Verlages anzusehen.
Hier:
https://www.splitter-verlag.de/das-fleisch-der-vielen.html
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