Ich bekomme nicht sonderlich viel mit von dem, was in der Innenstadt von Karlsruhe vor sich geht. Das liegt vor allem daran, dass ich keine örtliche Tageszeitung abonniert habe. Ich bin also darauf angewiesen, mir gelegentlich selbst mal ein Bild zu machen. Und so sah ich gestern und heute jeweils eine Demonstration in der Innenstadt.
Neugierig radelte ich näher. Es lief Musik, das Stück hieß »Sommer der Freiheit« und klang nach deutschsprachigem Pop-Rock der 80er-Jahre. Es ging um Einheit und Freiheit und dass man zusammenhalten müsse. Die wenigen Schilder wiesen darauf hin, dass sich hier »Freiheitsfreunde« versammelt hatten, um gegen die »Corona-Diktatur« zu protestieren.
Ich überlegte mir kurz, eine Ein-Mann-Gegendemonstration zu beginnen, ließ es dann aber sein. Kurz musterte ich noch einen sportlich aussehenden Mann mit schwarzer Jacke und sehr weiter Jeans, der am Rand stand und aus einer Bierdose trank, ordnete ihn zu den Kameraden der anderen Seite ein und fuhr heim.
Heute war ich ein wenig früher dran; es war gegen 18 Uhr. Die Fußgängerzone war eine einzige Demonstration: Rechts und links reihten sich Rettungsfahrzeuge aneinander, dazwischen standen Leute von Krankenhäusern und Rettungsdiensten, Notärzte und Leute vom Arbeiter Samariter-Bund.
Die Demonstration war still, niemand rief Parolen. Einzelne Leute hatten Plakate in der Hand, auf denen »Die Pflege stirbt« oder »Impfen statt Schimpfen« stand; viele hatten Lichter in den Händen. Ich fand es würdevoll und gleichzeitig ein wenig unheimlich – die vielen Leute in der Fußgängerzone, die einen Einkaufsbummel unternahmen, liefen quasi Spalier zwischen der Demonstration.
An diesem Tag hätte ich vielleicht eher noch bleiben sollen, um an dieser Demonstration teilzunehmen. Aber ich hatte noch Dinge eingekauft, die ich in einer Tragtasche mit mir führte – die dümmste aller Ausreden! –, und musste heim …
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