Mit einigen seiner Geschichten hat sich Cordwainer Smith (1913 bis 1966) als einer der originellen Science-Fiction-Autoren der 50er- und 60er-Jahren fast schon unsterblich gemacht. »Das Spiel Ratte und Drache« beispielsweise schildert eine ungewöhnliche Art, im Weltraum gegen feindliche Raumschiffe zu kämpfen; mit dieser Geschichte verband ich bisher seinen Namen.
Dieser Tage beendete ich die Lektüre des Buches »Die besten Stories von Cordwainer Smith«. Es erschien 1980 im Rahmen der Reihe »Playboy Science Fiction« und enthält zwölf Erzählungen des Schriftstellers aus den 50er- und 60er-Jahren, die heute noch belegen, wie originell Smith war. Übersetzt wurde das Buch von Thomas Ziegler, selbst ein hervorragender Autor, der um 1980 noch am Anfang seiner Karriere stand.
Das Buch ist mit knapp über 400 Seiten gar nicht dick – heute würde man daraus allerdings mit großzügigerem Satz einen Wälzer von 600 oder 700 Seiten machen. Die Erzählungen sind teilweise recht lang, es sind manchmal kürzere Romane – auch deshalb benötigte ich einige Zeit, um alles zu lesen. Zudem sind sie teilweise so originell geschrieben, dass sich das mit heutigen Lesegewohnheiten kaum in Einklang bringen lässt.
Cordwainer Smith vereinte seine Geschichten in einer eigenen »future history«, wie es zu jener Zeit viele Autoren taten. Sie stehen also in einem lockeren Zusammenhang und erzählen vom Aufstieg der Menschen, von ihrer Zersplitterung, von einem erneuten Vorstoß ins All, vom Ausbilden eines Lord-Systems, von sogenannten Untermenschen – gemeint sind Tiere, die man so optimiert, dass sie wie intelligente Menschen aussehen – und wie diese ihre Freiheit erlangen.
Die einzelnen Geschichten werden oft in einem verschlungenen Stil erzählt; sie sind nicht temporeich, sondern eher langsam. Die Figurenzeichnung ist eindeutig, aber sie folgt nicht dem klassischen Stil einer Kurzgeschichte, sondern wirkt eher wie in Romanen mit Nebenhandlungen oder Abschweifungen. Man muss sich auf die Smith-Geschichten einlassen, dann entfalten sie ihre Faszination; man kann kaum mehrere dieser Geschichten am Stück lesen, sondern muss ihnen Pausen lassen.
Titel wie »Die tote Lady von Clowntown« oder »Die klainen Katsen von Mutter Hudson« erzählen von den eben erwähnten Untermenschen; der »Alpha Ralpha Boulevard« ist eine tragische Geschichte, die einen der alten Lords ins Zentrum stellt, und »Ein Planet namens Shayol« schildert eine besonders brutale Art, jemanden zu bestrafen. Alle Geschichten faszinieren, alle bleiben nach der Lektüre im Gedächtnis.
Cordwainer Smith scheint als Autor heute so gut wie vergessen zu sein; die aktuelle Science-Fiction-Generation kennt ihn kaum noch. Seine Geschichten sind aber heute noch faszinierend. Wer das Buch auf einem Flohmarkt findet: Kauft es!
1 Kommentar:
Cordwainer Smith ist wirklich ein faszinierender Autor. Ich habe zwei Bände mit Kurzgeschichten von ihm gelesen - vor 40 Jahren. Aber ich erinnere mich noch gut an seine eigenwillige Erzählweise.
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