In der Mitte der 90er-Jahre hatte eine Gruppe von Science-Fiction-Fans eine große Idee: Das wiedervereinigte Deutschland sollte endlich auch auf der Weltkarte der Science-Fiction-Fans die Rolle spielen, die ihm gebührte. Also traf man sich in Berlin und beschloss, die neue Hauptstadt des gesamtdeutschen Staates zum Schauplatz eines Science-Fiction-WorldCons zu machen. In der Vorbereitung mangelte es nicht an Aussagen, die mehr von überzogenen Erwartungen und weniger von Sachkenntnis zeugten.
Das wiederum war der Ausgangspunkt für eine satirisch gemeinte Veranstaltung. Der ColoniaCon 13 fand im Frühsommer 1996 im Jugendpark in Köln statt, wie immer vor allem ein Treffen der »fannischen« Fans. Hermann Ritter hatte die Idee, Günther Freunek und ich machten begeistert mit: Und so veranstalteten wir einen Abend unter dem Motto »Hessen für Berlin«.
Günther dekorierte den Veranstaltungsraum mit Plakaten und Girlanden, es sah nach einer Mischung aus Fasching und fannischem Blödsinn auf. Hermann stand auf der Bühne und redete. Ich ging durch die Reihen – in Anzug und Krawatte, immer eifrig buckelnd und dienernd – und schenkte den Conbesuchern unter anderem Äppelwoi aus.
Wir hatten mit »On The Spree – in twenty-three« einen unschlagbaren Werbespruch entwickelt, den Günther auf die Plakate gedruckt hatte. (Heute müsste man wohl dazu schreiben, dass wir wussten, dass das nicht passte und dass es ironisch gemeint war. Damals war das jedem klar. So ändern sich die Zeiten.)
Hermann erläuterte auf der Bühne, dass Hessen bekanntlich den Grundstock für die deutschsprachige Science Fiction gelegt habe. Er brachte immerhin einige Namen, was stimmig war, die meisten aus dem Umfeld einer gewissen Raketenheftchenserie. Und er erläuterte, warum die internationale Science-Fiction-Szene nur darauf wartete, dass bei einer Konferenz in Berlin eine Weltveranstaltung geplant werde ...
Wenn ich mich recht entsinne, hatte ich irgendwann Lachtränen in den Augen. Das Publikum schrie zeitweise vor Begeisterung. In der Ecke, wo die Leute saßen, die sich für den WorldCon im Jahr 2003 engagieren wollten, herrschte eisiges Schweigen.
Was aus den Plänen für einen WorldCon im Jahr 2003 in Berlin wurde, weiß ich nicht mehr. Die Idee verlief sich wohl im Sand. Meine Erinnerungen an »Hessen für Berlin« bleiben allerdings.
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