08 März 2022

Training und Theater

Ich war im Training, ich quälte mich an der Maschine. Manchmal machte ich das richtig gern; man vergaß dabei den Lärm und das Tosen der Zeit um einen herum. Krieg und Krankheit waren weit von mir entfernt, wenn ich versuchte, auf einer Maschine irgendwelche Gewichte so zu bewegen, dass es ich anstrengte.

Dann hörte ich das Getöse von außerhalb. Es drang durch die geschlossenen Fenster und an mein Ohr. Ich brauchte einige Zeit, bis ich es einschätzen konnte. Die üblichen Leute waren unterwegs, sie veranstalteten ihren »Spaziergang«, bei dem sie ihre Meinung kundtun konnten, locker von der Polizei abgeschirmt und begleitet. Das Theater fand mittlerweile regelmäßig statt.

Ich hörte sie trommeln und pfeifen, sie riefen etwas von »Freiheit« und »Frieden«, und sicher hatte jemand auch ein Schild dabei, mit dessen Schrift er sich über die »Corona-Diktatur« empörte. Ich wollte sie nicht hören, und ich versuchte sie zu ignorieren, aber es ging nicht.

Am liebsten wäre ich aufgestanden, hätte das Fenster aufgerissen und auf die Straße einige Beleidigungen hinunter gebrüllt. Ihnen gesagt, dass sie nicht wüssten, was eine Diktatur ist und dass sie doch mal schauen sollten, wo welche Diktatur gerade Krieg führe. Aber ich ließ es, ich versuchte sie zu ignorieren, und irgendwann war der Spaziergang auch vorbei.

Ich quälte mich weiter an der Maschine und absolvierte meine Übungen. Später duschte ich, die Maske brav außerhalb der Duschkabine aufgehängt. Aber meine schlechte Laune, die hatten mir diese Spaziergänger an diesem Abend bereits verpasst …

3 Kommentare:

Er soll so angezeigt werden, dass er gelesen werden kann hat gesagt…

Das Argument anderen geht es noch schlechter ist ein ziemlich schwaches. Klar gibt es immer eine noch härtere Diktatur. Aber es gibt eben auch immer ein Land mit noch mehr Freiheit.

Wenn ich hier nicht Haus und Hof hätte, ich wäre schon lange weg, denn das Problem hier ist, dass sich die Leute regelrecht in den Maßnahmen suhlen. Geil, ich werde eingeschränkt. Nur noch 1 Mann in einer 10er Dusche. Endlich setzt sich keiner mehr in der Bahn in MEINEN Vierer. Das ist Luxus......

Enpunkt hat gesagt…

Ich habe den Kommentar hier freigeschaltet, weil ich ihn interessant finde (auch wenn ich ihn inhaltlich ablehnen würde). Mich interessiert bei solchen Aussagen ja immer: Wohin würde man denn auswandern, wenn es hier so schlimm ist? Aber das will ich auch nicht groß diskutieren ...

Er soll so angezeigt werden, dass er gelesen werden kann hat gesagt…

Schweden, da hab ich zufällig noch einen gültigen Pass.

An Deutschland fand ich bisher immer die Zuverlässigkeit am besten und das höchste Gut. Leider kann man in diesem Land aber nicht mehr von heute auf morgen planen, weil ständig irgendwer doch wieder was anders macht und Regeln gekippt werden. Und wenn ich nur die Rheinseite wechsele, dann gelten wieder andere Regeln. Und mehr als einen Monat sollte man sowieso nichts planen, das funktioniert gar nicht. Es sei denn es ist ein Zoom-Meeting.

Aber das ist nicht einmal das schlimmste. Am schlimmsten finde ich, wäre Corona ein Verbrechen, dann müsste mir die Justiz beweisen, das ich schuldig bin, im Sinne dessen, dass ich es habe. Aber hier ist es umgekehrt. Ich muss jedem Hinz und Kunz, den ich nicht mal kenne, mein Handy vorhalten nur um irgendwo eingelassen zu werden.

Und da ist das größte Problem bei der ganzen Sache. Ich sehe das als Vertrauensverlust. Wenn die Regierung mir nicht traut, dass ich mich an die Regeln halte, wie soll ich dann dieser Regierung vertrauen können? Wie soll ich einer Gesellschaft trauen die mir keinerlei Vertrauen entgegen bringt? Sorry, das System ist einfach kaputt. Von Datenschutz etc. ganz zu schweigen.

Weißt du ich habe weder Problem mit Masken noch mit Regeln etc. Aber dieser Verfolgungswahn, der geht mir absolut auf die Eier. Es muss wieder Vertrauen geschaffen werden. Und da sehe ich einfach keine Basis.

Diese Idioten die da unter dem Deckmantel der Freiheitseinschränkung die Leute nach rechts ziehen wollen. Denen willst du nachschreien in deinem Artikel. Das ist mir klar.

Aber es gibt auch ganz normale Bürger wie du und ich, die ebenfalls unter Freiheitsentzug leiden. Denn sag mal an, wie viele Leute dürfen denn gemeinsam unter die Dusche in deiner Muckibude? Doch sicher nicht so viele wie Duschköpfe da sind, oder?

Meiner Meinung nach ist das schon ein Freiheitsentzug. Er ist klein, aber so fängt es eben an.

Wie auch immer, ich werde sicher nicht auf die Straße gehen und mir dann irgendwelche Parolen nachrufen lassen zu müssen. Ich werde da hin gehen wo es den Parteien einzig und alleine weh tut, nämlich an die Wahlurne. Denn zum Glück leben wir noch in einer Demokratie, hoffen wir dass es so bleibt.