21 März 2022

Ein Text voller Vorurteile

Dies ist, um es gleich loszuwerden, ein Text, der auf Vorurteilen basiert und in dem es darum geht, Vorurteile zu benennen. Er ist nicht objektiv und versucht es auch nicht einmal ansatzweise. Es geht um Literatur, konkret: um Literatur, die ich nicht lesen mag.

Ich stöbere gern in Buchhandlungen, ich lese Rezensionen. Steht bei einem Autor oder einer Autorin dabei, dieser habe im Literaturinstitut soundso studiert, lege ich das Buch gleich weg. Ich weiß – und ich weiß, dass das ein Vorurteil ist –, dass dieser Mensch nichts schreiben kann, was mich auch nur andeutungsweise interessiert.

Leute, die in diesen Literaturinstituten studieren, haben normalerweise nach der Schule irgendwas studiert, bevor sie an dieses Institut gegangen sind. Stolz berichten sie von ihren Auslandserfahrungen – man hat ja auch ein Auslandssemester absolviert, bezahlt von den Eltern oder vom Steuerzahler – oder von ihren beruflichen Erfahrungen, gerne mal für sechs Wochen in den Schulferien irgendwo »beim Daimler am Band«.

Damit ihre Biografie nicht gar so langweilig klingt, wie sie nun einmal ist, wenn man sein Leben in behüteteten Zusammenhängen verbracht hat, verweisen sie gern auf ihre »Zeit als Punk« (auch mal bunte Haare gehabt und bei zwei Tote-Hosen-Konzerten gewesen) oder auch die »Zeit als Skinhead« (ein bisschen Ausländerfeindlichkeit, die man natürlich überwunden hat, macht sich gut in der Biografie, weil sie die Journalisten so schön das Gruseln lehrt). Vielleicht hat man sogar mal in einer Band gespielt.

Ansonsten hat man studiert, studiert und studiert. Danach lebt man von Stipendien – die das »einfache Volk« von seinen Steuern bezahlt – oder hangelt sich von Preis zu Preis, den Verkäuferinnen, Krankenpfleger oder Putzkräfte von ihrem Gehalt bezahlen, die man dann öffentlich für ihren schlechten Fernsehgeschmack oder ihre Freude an fleischhaltigem Essen öffentlich angreifen kann.

Wie gesagt: Dies ist ein Text über (und voller) Vorurteile. Aber ich mag trotzdem keine Bücher von Leuten lesen, die einen »Abschluss am Literaturinstitut« hinter sich haben ...

Keine Kommentare: