Ein schmales Buch von John Steinbeck, erschienen 1952 im Humanitas-Verlag in Zürich: »Die wilde Flamme« ist eine sogenannte Schauspiel-Novelle, und ich kannte diesen Begriff nicht einmal, bevor ich das Buch in meinen Händen hielt. Gemeint ist damit – so erläutert es der Autor im Vorwort – ein Schauspiel, das man leicht lesen kann, und eine Novelle, die man durch ein Herauslösen der Dialoge in ein Theaterstück verwandeln kann.
Es handelt sich um ein Vier-Personen-Stück, das auf drei unterschiedlichen Bühnen aufgeführt werden kann: Die erste Bühne ist die eines Zirkuszeltes, in dem die Figuren vorgestellt werden. Im zweiten Teil geht es um eine kleine Farm und die schwer arbeitenden Bauern, die dort leben. Der dritte Akt wiederum spielt an Bord eines Frachters. Die Figuren sind aber immer dieselben, und es ist eine Geschichte, die durch die drei Akte hindurch erzählt wird.
Das klingt jetzt vielleicht verwirrend, ist aber gut zu lesen und dürfte in einem Theaterstück sehr stark wirken. John Steinbeck, der große amerikanische Autor, zeigt einen Mann namens Joe Saul, der mit einer Frau namens Mordeen zusammen ist – in die wiederum ist ein Arbeitskollege namens Victor verliebt. Ein weiterer Mann namens Freund Ed vervollständigt das Ensemble und tritt als Ratgeber auf, während sich die anderen drei in ihren Gefühlen und Konflikten verstricken.
Das klingt einfach und fast klischeehaft, ist aber in der künstlich-künstlerischen Konflikt-Situation stark dargestellt. Als Leser erkenne ich die Struktur eines Theaterstücks, und durch die überhöhte Art der Darstellung erhält die Schauspiel-Novelle einen spannenden Charakter.
Ich las die rund 150 Seiten des schmalen Buches mit großer Faszination und bin sicher, das Werk einmal wieder in die Hand zu nehmen.
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