Wir lernten uns »bei einem Bier« kennen, abends recht spät. Es stellte sich heraus, dass wir beide gleich alt waren. Okay, er war im Jahr 1964 geboren, ich war Jahrgang 1963. Aber letztlich trennten uns keine hundert Tage.
Uns trennte jahrzehntelang etwas anderes: die Mauer. Er war in der DDR aufgewachsen, ich in der BRD (»BRD« sagten in den 80er-Jahren allerdings nur »linke Zecken«). Und wie es sich herausstellte, waren wir zur gleichen Zeit als wehrpflichtige Jungmänner in Uniformen unterwegs: er bei der NVA, ich bei der Bundeswehr. Beide 1984/85.
Ab diesem Moment gab es kein Halten mehr. Wir erzählten uns, immer wieder von viel Gelächter unterbrochen, Geschichten aus unserer jeweiligen Armeezeit. Es gab letztlich keine großen Unterschiede.
Als ich ihm erzählte, wir hätten ernsthaft Angst vor einem russischen Angriff gehabt, lachte er mich aus. Die NVA sowie die russischen Truppen seien wahrscheinlich gerade mal über die Grenze gekommen, und spätestens im hessischen oder fränkischen Hügelland seien ihre Panzer liegen geblieben.
Ich berichtete von unserer miesen Ausrüstung: »Wir würden unser erstes Stempelkissen verlieren, wenn wir die Kaserne verlassen, und wir kämen ohne Waffen und Gerät im Bereitstellungsraum an.« Er glaubte mir nicht.
Es war ein langer Abend, und wir tranken so manches Bier. Wir waren uns am Ende in vielen Punkten einig. Wir waren verdammt froh darüber, dass wir nie hatten die Waffen nehmen und auf andere Leute schießen müssen.
Und dass unsere jeweiligen Armeen nur »bedingt« angriffs- oder verteidigungsbereit waren …
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