30 März 2022

Luxusprobleme eines Redakteurs

Als ich anfing, Fanzines zu machen und für sie tätig zu werden, hob ich von jedem Fanzine, das ich erstellte und für das ich schrieb, ein Exemplar auf. Daraus entwickelte sich eine Sammelwut, die in vielen tausend Fanzines gipfelte, bei denen ich seit langem den Überblick verloren habe.

Als ich anfing, für die Tageszeitung zu schreiben, hob meine Mutter die Zeitungsartikel auf, die sie ausschnitt und in einem Ordner sammelte. Dieser schien irgendwann verloren gegangen zu sein, so dass aus den 80er-Jahren gar nicht so viel von meiner Zeit als Lokaljournalist übrig geblieben ist.

Aus meiner Zeit als Werbetexter, Redakteur in einer Agentur und freier Texter für alles mögliche, das man bedrucken konnte, habe ich nur wenig aufgehoben. Das meiste waren Gebrauchstexte, die mir nicht so wichtig vorkamen – wer würde sich heute noch für einen Artikel über einen Fußballspieler oder eine Tennisspielerin interessieren?

Aber als ich Redakteur einer Science-Fiction-Serie wurde, nahm ich mir vor, alles aufzuheben, was ich redaktionell betreuen würde. Ich ging davon aus, dass ich diesen Beruf sowieso nicht lange ausüben würde; man würde mich bald wegen meines Auftretens oder meiner dämlichen Sprüche entlassen.

Das ist jetzt bald dreißig Jahre her, und ich habe ein Platzproblem. Ich bin redaktionell mittlerweile für mehr als 1600 Heftromane verantwortlich, für – buchstäblich – Hunderte von Büchern und Taschenbüchern. Dabei ignoriere ich Nachauflagen und Sonderausgaben komplett. Aber …

In diesen Tagen stehe ich vor harten Entscheidungen: Es muss ausgemistet werden. Brauche ich wirklich »Das große Buch der SOL« in meiner Sammlung? (Die Antwort ist klar: ja!) Brauche ich wirklich die komplette »Elfenzeit«-Serie? (Die Antwort ist auch hier: ja!) Und so geht es weiter und weiter und weiter. 

Es sind sehr harte Entscheidungen zu treffen, und mein kleines Herz blutet sehr dabei. Aber klar – das sind echte Luxusprobleme und sonst gar nichts.

1 Kommentar:

My. hat gesagt…

Wenn dabei Fanzines fällig sind, denk bitte an mich und an mein Scanprojekt DSF³A. Man Dank wird dir ewig ... du weißt schon :)

LG My.