Ich hatte eine Woche Urlaub. Das ist nichts außergewöhnliches, und ich bin froh, dass ich die freien Tage für mich genommen habe. Einen Tag vor meinem Urlaub begann der Krieg von Russland gegen die Ukraine. Seither beeinflusste er meinen Tagesablauf, wie es wohl vielen anderen Menschen auch ging.
Ich sah mir jeden Tag gut zweimal die Nachrichten an: morgens und mittags, manchmal auch in der Nacht. Ich nutzte unterschiedliche Sender, um mir wenigstens einigermaßen ein Bild zu machen. Und natürlich las ich Zeitung.
Aber ich verzichtete bewusst darauf, im Internet weitere Recherchen anzustellen. Weder Twitter noch Facebook wollte ich anschauen, also ließ ich den Computer aus, las während des gesamten Urlaubs keine Mails. Das erschien mir sinnvoll, weil ich so vermied, zu sehr in eine schreckliche Info-Hektik zu verfallen. (Es nutzt den Opfern dieses Kriegs wirklich nichts, wenn ich wie ein Besessener bei Twitter schaue, was es Neues in Bild und Text gibt.)
Es reichte ja, dass ich mir absonderliche Gedanken machte. Ich spielte mittlerweile in Gedanken schon durch, wie ich ein Gewehr auseinanderbaute und zusammensetzte. In der Ukraine werden Männer zwischen 18 und 60 Jahren für die Verteidigung erfasst. Ich wäre da auch dabei, und als ehemaliger Wehrpflichtiger verfüge ich theoretisch über Waffenkenntnisse. Praktisch natürlich nicht mehr.
Es reicht, dass ich bei vielen Ortsnamen im Fernsehen die historischen Bezüge zu Kämpfen im Zweiten Weltkrieg hatte, was die Bilder von Krieg und Tod noch weiter aufschaukeln ließ. Mich schüttelt es angesichts dieser Bilder vor Entsetzen. Ich kann Geld spenden, ich kann auf Demonstrationen gehen (wobei ich ein Problem damit habe, irgendwelche Nationalfahnen zu schwenken, aber das ist ein anderes Thema), ich kann versuchen, mich zu positionieren.
Aber ich bin froh, dass ich es während meines Urlaubs hinbekam, das Internet zu ignorieren. Das ist ab heute nicht mehr möglich.
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