Es vergeht kein Vierteljahr, in dem nicht in einer der Fachzeitschriften, die es für die Buch-Branche gibt, über die Buchpreisbindung und die Preise für Literatur diskutiert wird. Aus Sicht der Kunden ist es natürlich gut, wenn die Preise niedrig bleiben; aus Sicht der Verlage und Buchhandlungen sind höhere Preise wünschenswert.
In einem Beitrag zum aktuellen »Börsenblatt« nennt der Verlagsmanager Markus Klose in dieser Woche einmal einige konkrete Zahlen, und die verblüfften mich schon. Man hat so etwas ja nicht selbst auf dem Schirm, wie sich im Verlauf der Jahrzehnte welche Dinge entwickelten.
Im Jahr 1999 veröffentlichte der Diogenes-Verlag einen neuen Roman von John Irving als sogenannten Jahresbestseller. »Witwe für ein Jahr« war fast 800 Seiten dick und ging für 49,90 Mark über den Ladentisch. Der Preis wurde damals akzeptiert.
Würde man das heute einfach nur im Verhältnis von eins zu zwei »umrubeln«, käme man auf rund 25 Euro. So viel kosten ab und zu mal Hardcover-Ausgaben aktueller Belletristik-Titel, meist bleiben die Verlage darunter. Buchpreise bewegen sich zwischen 20 und 25 Euro. Der aktuelle Roman von Nele Neuhaus liegt für 24,99 Euro in den Läden, um ein Beispiel zu nennen.
Das war mir nicht bewusst. Ich ging davon aus, dass die Buchpreise im Verlauf der vergangenen zwanzig Jahren so gestiegen seien wie alles andere. Aber offensichtlich hat sich ausgerechnet eine Branche, in der es doch viele gutverdienende Kunden gibt, mit einer Preisbremse abgefunden. Weil Literatur halt nicht viel kosten darf?
3 Kommentare:
Könnte mir vorstellen, dass für "normale" Bücher (nicht große Bildbände, Fachliteratur usw) einfach eine relativ harte Obergrenze existiert. Bücher konkurrieren mit immer mehr Medien und sind dazu auch immer ein bisschen Arbeit. Zugleich kann man an dem Produkt äußerlich wenig tunen. wobei ich tatsächlich 50 Mark irgendwie krasser finde als 25 Euro. Ersteres hätte ich nie bezahlt, heute wär ich in Ausnahmefällen vll bereit, bis 29.99 für "normale" Bücher zu gehen.
Die Sache ist noch etwas krasser: Bücher sind defacto günstiger geworden. 50 Mark 1999 entsprechen über 70 Mark (35 Euro) heute.
Wenn sie teurer geworden wären - was für Verlage und hoffentlich auch Autor:innen ja wichtig wäre -, wer würde das zahlen wollen? Es liegt also doch auch am *Content*.
Heute einfach noch mehr Konkurrenz. Netflix-Abo 10 € für alle Abende des Monats. Computerspiel 20 € für alle Abende des Jahres oder mehr. 25 € Nele Neuhaus Roman. Da biste schnell durch.
Also ist es vielleicht kein Zeichen mangelnder Wertschätzung, sondern einfach eine realistische Einschätzung?
Sagen wir mal so, die Bücher mögen nicht der allgemeinen Inflation unterliegen, aber sie werden auch teurer.
Schau doch einfach mal in deinen Redaktionsunterlagen nach. Ich meinen meinen ersten Silberband für 19,80 DM erstanden zu haben. Mit größerem 3D-TiBi als heute und zusätzlichem Zettel mit der Zusammenfassung die sich ideal als Lesezeichen nutzen ließ.
Heute sind wir bei 21,50€, also dem Doppelten. Dafür wurde 3d kleiner und den Zettel gibt es schon ewig nicht mehr.
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