08 Dezember 2021

Ein neues Fandom?

Ich traf mich mit einem Mann, der in früheren Jahrzehnten in der Science-Fiction-Szene aktiv gewesen war – deutlich vor meiner Zeit –, sich dann aber aus unterschiedlichen Gründen zurückgezogen hatte. Er fragte mich diverse Sachen, unter anderem, ob es den Science-Fiction-Club Deutschland noch gäbe.

»Ja«, gab ich zurück. »Den gibt es nach wie vor. Ich bin aber sicher, wäre ich in diesem Verein Mitglied, würde ich zu den Jungmitgliedern zählen.«

Er lachte und fragte, ob es denn überhaupt noch ein Fandom gäbe, also eine Szene von Science-Fiction-Fans. Das bejahte ich und erzählte von den Fan-Vereinigungen, mit denen ich zu tun hatte, von Fanzines und Cons. Aber das seien wohl eher die älteren Fans, folgerte er aus meinen Aussagen.

»Die Jungen treffen sich heute auf andere Weise«, erläuterte ich. Dann erzählte ich von Wattpad als eine recht neue Plattform, auf der man halt nicht nur schreiben, sondern auch lesen und über Texte diskutieren könnte. Wer mit Wattpad sozialisiert werde, der brauche keine Fanzines mehr.

Das gleiche gelte für Veranstaltungen wie das LiteraturCamp in Heidelberg. Ich erzählte von der Art der Veranstaltung, von der Struktur eines BarCamps und wie anders das sei gegenüber einem Con. »Wer mit BarCamps vertraut ist, wird einen Con eher langweilig finden, fürchte ich«, argumentierte ich.

Mein Fazit: Es gibt vielleicht kein Fandom mehr, wie es im deutschsprachigen Raum ab 1955 entstanden ist und in dem ich vor allem in den 80er-Jahren viel mitgewirkt habe. Aber es gibt genügend Leute, die sich für Science Fiction und Fantasy begeistern und sich in diesen Bereichen kreativ und kritisch austoben – halt nicht unbedingt da, wo sich unsereins tummelt …

Sein Fazit: »Dann muss ich mir wohl um die Zukunft keine Sorgen machen« – gemeint war nicht die Zukunft der Welt, sondern die der phantastischen Literatur.

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