Ich würde nie wieder das Gasthaus in Schramberg finden, in das ich im Februar 1992 fuhr. Ich kam von Freudenstadt her, es war Winter, und ich musste nach rechts über den Bach hinüber. Dort kam das schon betagte Haus, in dem sich eine Musik-Kneipe befand. Und dort fanden immer mal wieder Punk-Konzerte statt, wie das in den späten 80er- und frühen 90er-Jahre oft der Fall war: Konzerte in abgelegenen Orten, die von vielleicht fünfzig Leuten besucht wurden.
An diesem Abend spielten die Lost Lyrics aus dem nördlichen Hessen und die amerikanische Band 9 Pound Hammer. Das Bild zeigt 9 Pound Hammer – und im Hintergrund das von Schwitzwasser bedeckte Fenster. Wie viele Leute auf dem Konzert waren, weiß ich nicht mehr. Viel mehr als einige Dutzend konnten es nicht sein, denn mehr Platz bot die Kneipe nicht. Einige Punks, einige Hardcore-Leute, einige örtliche Musikfreunde, einige Rocker, keine ungewöhnliche Mischung für jene Zeit.
Ich erinnere mich an eine frenetische Stimmung, an ein ausgelassenes und ausrastendes Publikum, an zwei Bands, die sich auf der Bühne ablösten und zuerst mit melodischem Deutschpunk und dann mit knalligem Rock'n'Roll – oder was auch immer das genau war – echt einheizten. Am Ende war ich klatschnass geschwitzt, mein Grinsen ging bis hinter die Ohren, und ich freute mich noch Tage danach über den Abend.
(In Zeiten der Pandemie erinnere ich mich wohl besonders gern an diese Tage vor dreißig Jahren, als buchstäblich an jedem Tag irgendwo in der badischen oder schwäbischen Provinz ein Punkrock- oder Hardcore-Konzert zu besuchen war, immer verbunden mit Fahrerei und allerlei skurrilen Abenteuern.)
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