Seit Jahren gehe ich zur selben Zahnärztin, einmal im Jahr lasse ich mich kontrollieren und ein wenig belehren und fahre dann wieder heim. Weil sie kaum »echte« Arbeit hat, geraten wir immer ins Plaudern: Normalerweise reden wir über die Bücher, die wir gerade lesen, vielleicht auch einmal über einen Kinofilm, nie über Politik. Die Assistentin, die stets mit dabei ist, redet ebenfalls mit. Eine kleine Tratschrunde halt.
Diesmal war es anders. Corona stand im Raum und wurde unser Dauerthema. Wer in unserem sozialen Umfeld war krank geworden, wie hatten sich die Krankheiten entwickelt, wer hat seit wann mit den Folgen von Long Covid zu kämpfen? Wie geht man selbst mit den ständig neuartigen Bedingungen um, wie hat einen selbst die Pandemie eigentlich verändert?
Wir redeten über Impfkampagnen und Krankheiten, über Tod und Hoffnung, nicht über Impfgegner und Politik. Ich kam mir dennoch vor wie in einem psychologischen Gesprächskreis, bei dem sich Erwachsene über Sorgen und Nöte austauschen.
Als ich wieder auf die Straße trat, hallten die Gespräche in meinem Kopf nach. Schon seltsam, wie sich in Zeiten der Pandemie auch die harmlosesten Dinge verändern, dachte ich, während ich mein Fahrrad aufschloss. Und mir fiel auf, dass wir kein Wort über aktuelle Bücher oder sonstige Themen verloren hatten.
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