20 Oktober 2021

Ein Western von einem Autor starker Krimis

Da glaubt man, viel von einem Autor zu wissen – und dann wird man ziemlich überrascht. Die Rede ist von Robert B. Parker, den ich sehr schätze. Ich wusste aber bis vor einiger Zeit nicht, dass er auch Western geschrieben hat. Der Autor ist mir vor allem durch seine »Spenser«- und »Jesse Stone«-Krimis bekannt geworden.

Als ich mal schaute, was es von ihm sonst noch so gibt, stieß ich voller Verwunderung auf den Roman »Appaloosa« – ein waschechter Western im Hardcover mit Schutzumschlag. (Erschienen im Europa-Verlag.) Der Roman wurde sogar verfilmt, auch das war mir bislang nicht bekannt.

Erzählt wird von zwei Gesetzeshütern, die unter anderem in der kleinen Stadt Appaloosa zusammenarbeiten. Sie sind jederzeit in der Lage, sich mit der Waffe durchzusetzen, sind aber alles andere als schießwütig. Wenn nötig, erschießen sie aber auch jemanden. Ihr stärkster Widersacher ist ein Rancher, dessen randalierende Cowboys keine Rücksicht auf die Bewohner der kleinen Stadt nehmen …

Den Western erzählt Parker geradlinig und mit trockenem Humor – und aus der Ich-Perspektive. Die Dialoge sind stark, vor allem die beiden Helden verfügen über einen Humor, der an die Krimihelden des Schriftstellers erinnert. Beschreibungen hält der Autor kurz, Brutalität vermeidet er, die nötigen Schießereien und Prügeleien werden sehr kurz abgehandelt.

Das Geschehen folgt den bekannten Klischees. Männer im Kampf, eine klavierspielende und attraktive Frau, ein Saloon, eine Ranch, eine kleine Stadt, eine Hetzjagd durch die Pampa, gefährliche Indianer – es ist vieles von dem versammelt, was man aus Western-Romanen und -Filmen kennt. Da Parker sein Handwerk versteht, ist die Geschichte stets unterhaltsam.

So richtig historisch ist der Roman nicht. Weder sind die Räumlichkeiten, in denen die Geschichte spielt, klar definiert, noch ist es die Zeit. Der Roman spielt deutlich nach dem Sezessionskrieg, irgendwann in den 80er-Jahren des 19. Jahrhunderts, ziemlich weit im Westen, aber noch nicht in Kalifornien. (Dann passen die Indianer übrigens gar nicht, aber egal …) Mehr erfährt man über die fiktiven Städte und Regionen nicht.

Aber das macht nichts. Western dieser Art sind im Prinzip nichts anderes als phantastische Romane. Sie erzählen von einer Welt, die es in dieser Form in Wirklichkeit nicht gibt und auch nie gegeben hat.

Wenn man sich darauf einlässt und einem guten Autor wie Parker vertraut, erhält man einen handwerklich guten Unterhaltungsroman. Und mehr will »Appaloosa« definitiv nicht sein.

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