27 Oktober 2021

Radio hören im Jahr 2021

Seit ich ein neues Auto habe, verfüge ich in meinem Fahrzeug über keinen CD-Player mehr. Das schicke Auto ist mit einem DAB-Radio ausgestattet, was eigentlich ja toll ist – so viele Sender, die ich nicht kenne! –, gleichzeitig aber nervt: Ich höre halt lieber Punkrock oder Hörbücher als das, was mir von den Sendern vorgesetzt wird.

Und es ist ja meist wirklich eine Qual! Viele der konventionellen Sender bringen unfassbare Musik: Der aktuelle Jammerlappen-Pop deutschsprachiger Sänger ist für mich nicht zu ertragen, beim HipHop komme ich mit der Musik sowie den meisten Texten nicht klar, und wenn ich auf einen Sänger mit Schwerpunkt Oldies schalte, kommt auch nur die Art von altmodischer Musik, die ich grauenvoll finde.

Und so lande ich dann erstaunlich oft bei zwei Sendern im DAB-Bereich, die vor allem neue Bands spielen. Das ist manch auch quälend, häufig aber interessant. Bands wie Siamese Elephants, Rikas oder Little Dragon würde ich nicht kennen, wäre ich nicht öfter als Hörer bei diesen Sendern vertreten – und diese Art von IndiePop oder IndieRock oder Alternative oder was auch immer kann ich mir schon immer anhören.

Ich bin oft bei EgoFM. Das »Radio für Musikentdecker« richtet sich an jüngere Hörerinnen und Hörer, ich komme mir den Moderatoren schon sehr alt vor. Aber die Musik ist sehr abwechslungsreich, sehr poppig, und die meiste Zeit läuft Zeugs, das ich vorher nicht kannte. Klar, von Punkrock ist das weit entfernt, und ich juble ja fast schon, wenn mal Bad Religion oder die Ärzte gespielt wird – aber trotzdem ist der Ansatz brauchbar.

Lieber mag ich derzeit Deutschlandfunk Nova. Keine Ahnung, um wie viele Jahrzehnte ich da über der angepeilten Zielgruppe bin. Das Programm richtet sich an junge Leute, weshalb man vor allem aktuelle Musik spielt. Zwischendurch gibt es Wissenschafts-Nachrichten und einfach produzierte Nachrichtenbeiträge, die nicht sehr weit in die Tiefe gehen, aber Informationen vermitteln. Mit der Musik komme ich meist gut bis sehr gut zurecht – es ist halt aktuelles Indie-Zeugs.

Und so stelle ich fest, dass ich mit 57 Jahren meist Sender einschalte, die sich an Leute richten, die Jahrzehnte jünger sind. Ist das ein Zeichen von verspäteter Midlife-Crisis?

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