Ian McDonald ist ein profilierter Autor, und seine Geschichte »Die List« zeigt, was er kann: Es handelt sich um eine klassische Trickbetrügergeschichte, wie man sie seit vielen Jahren aus Filmen und Romanen kennt. Der Unterschied: Als Gegner der Trickbetrüger tritt eine Künstliche Intelligenz auf, die in einem Spielcasino alles kontrolliert, alles sieht und alles weiß – aber trotzdem vielleicht hereingelegt werden kann … McDonald schreibt spannend, seine Geschichte steuert auf einen klaren Höhepunkt zu, und sie macht richtig Spaß.
Sie ist der Höhepunkt in der ersten Ausgabe des »Future Fiction Magazine« in deutscher Sprache. Enthalten sind weitere Geschichten von Angela und Karlheinz Steinmüller – wieder einmal sehr mit unserer Gegenwart und einem knappen Ausblick in die nahe Zukunft verbunden – sowie Robert Corvus aus Deutschland. Ein wenig kryptisch und erzählerisch nicht so meine Sache ist die Geschichte »Algenbiografie« der Autorin Martha Riva Palacio Obón aus Mexiko. Es gibt sogar einen wissenschaftlichen Artikel über Weltraumfahrt.
In einem grundlegenden Artikel unter dem Titel »Der neue ›Sense of Wander‹« schreibt der italienische Autor und Herausgeber Francesco Verso – von seinem Verlag aus wird die deutschsprachige Ausgabe des »Future Fiction Magazine« lizenziert – über die Möglichkeiten und Wege, Science Fiction auch aus Ländern zu veröffentlichen, die nicht englischsprachig sind. Dabei kommen allerdings keine Erkenntnisse heraus; der Text hätte Wort für Wort schon vor vierzig Jahren veröffentlicht werden können. Aber gut, ab und zu hilft es ja, altbekannte Tatsachen zu wiederholen.
Lavanya Lakshminarayan ist eine Autorin aus Indien. Ihre Geschichte »Moksha Quest« wurde quasi exklusiv für das Magazin geschrieben; dazu kommt noch ein Interview. Solche Präsentationen finde ich gut, den Text fand ich auch interessant – wenngleich er nicht lange im Gedächtnis blieb –, und in dieser Richtung könnte das Magazin weitermachen.
Die erste Ausgabe fand ich vom Layout her schwach, hier besteht deutliches Verbesserungspotential. Auch inhaltlich wusste mich das Magazin noch nicht zu überzeugen, das ist aber Geschmackssache. Ich finde den Ansatz auf jeden Fall sehr gut und hoffe, dass bald eine zweite Ausgabe erscheint, in der vielleicht die eine oder andere Schwäche vom Anfang ausgeglichen werden kann.
1 Kommentar:
Informationen über das Future Fiction Magazine gibt es unter anderem auf der Internet-Seite der Herausgeber. Hier:
https://www.futurefiction.org/future-fiction-magazine/
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