Die »Canardo«-Comics kann ich nicht jeden Tag lesen, manchmal sind sie mir zu negativ und zu depressiv. Doch ich mag sie, seit ich in den 80er-Jahren die ersten Geschichten der Serie in den Händen hielt. Dieser Tage knöpfte ich mir den dritten Teil der Gesamtausgabe vor, die schon seit einigen Jahren im Handel zu haben ist, und las die drei Geschichten darin zum wiederholten Mal.
In der Gesamtausgabe sind sie in einem kleineren Format abgedruckt, was ihren Charakter ein wenig verändert. Die Zeichnungen wirken nicht so plakativ, die Dialoge werden auf einmal noch wichtiger als zuvor. Das Format ändert nicht die Geschichten, aber die Betrachtungsweise ist meiner Ansicht nach anders.
»Insel ohne Zukunft« liest sich wie eine Parabel auf die Welt im Klimawandel: Eine Insel versinkt langsam im Ozean. Die wenigen Bewohner und Touristen warten saufend auf den Untergang. Unter ihnen der Detektiv Canardo. Als auf einmal ein Mord geschieht, wird er noch einmal wach.
In »Kein leichter Fall« wird Canardo in einem Krankenhaus behandelt, in dem seltsame Dinge geschehen. Ohne es zu wollen, wird der Detektiv in einen Fall hineingezogen und muss sich über den schlichten Polizisten Garenni ärgern.
Dieser Polizist ermittelt auch in der dritten Geschichte, die den schönen Titel »Mord im Milieu« trägt. Prostituierte, Säufer, Boxer – das ist das Ensemble, mit dem sich Canardo herumzuschlagen hat, und dazwischen gibt es eine Tochter aus guter Familie, die es offenbar in das Milieu verschlagen hat.
In allen Geschichten spielen Tiere die Hauptrollen. Canardo ist eine Ente, Garenni ein Hase, dazu kommen allerlei andere Tiere, die sich in menschliche Kleidung hüllen und sich auch eher menschlich verhalten. In den Geschichten werden in origineller Weise die menschlichen und tierischen Verhaltensweisen vermengt und karikiert.
Entstanden sind die Geschichten im Original in der ersten Hälfte der 90er-Jahre. Benoît Sokal hatte sicher einen ersten Höhepunkt seiner Schaffenskraft erreicht: Die Zeichnungen sind stark, die Geschichten in ihrer schrägen Art meist großartig, die Dialoge stets pointiert.
Ich habe nicht bereut, diesen Comic-Band gelesen zu haben, und werde das in absehbarer Zeit bald wiederholen.
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