06 Oktober 2021

Ein Nicht-Roman über die Zeit der Hippies

Als ich anfangs der 80er-Jahre den Roman »Trip Generation« las, fand ich ihn großartig; man kann sagen, dass er mein Schreiben mit beeinflusst hat. Seither hielt ich den Roman nicht mehr in den Händen – außer beim Umziehen –, aber ich behielt ihn in guter Erinnerung. Als ich feststellte, dass der Autor Tiny Stricker in einer Werkausgabe bei p.machinery vorgestellt wird, interessierte mich das so, dass ich mir den Roman »Unterwegs nach Esssaouira« kaufte.

Aber ist das wirklich ein Roman? Schon während der Lektüre wachsen die Zweifel … Das Werk spielt um 1970 herum – zumindest lassen sich einige Szenen genau auf diese Zeit festlegen, weil eine Schallplatte erwähnt wird, die in diesem Jahr aufgenommen worden ist. Aber schon das ist unwichtig, denn die Geschichte fließt … mal hin, mal her.

Es geht um eine Gruppe von Hippies, vor allem um einen, der immer nur mit H. abgekürzt wird und hinter dem sich wohl der Erzähler Heinrich Stricker – genannt »Tiny Stricker« – verbirgt. Man lungert in München herum und musiziert, man reist nach Spanien und treibt sich auf den Inseln herum, man steuert Marokko an und hängt in der Hippie-Enklave Essaouira ab.

Die Handlung des Romans kommt fast ohne Dialoge aus, die Szenen werden nur angerissen. Manchmal liest sich das Ganze wie eine Vorlage zu einem riesigen Romanzyklus; unglaubliche Geschichten werden in nur wenigen Sätzen angedeutet und würden – könnte man sie entsprechend ausformulieren – packende Romane ergeben.

Lässt man sich auf »Unterwegs nach Esssaouira« ein, was recht schnell gelingt, nimmt man an diesen Reisen zum Ende der 60er-Jahre teil. Die Musik, die Drogen, das Reisen, das Lebensgefühl – mir blieb vieles fremd, und trotzdem entfaltete sich eine große Faszination. Ich erkannte mehr von dem, was die Hippies in ihrem Leben suchten und teilweise auch fanden.

Und das ist dann spannend! Auch wenn »Unterwegs nach Esssaouira« sich den Kategorien eines Romans verweigert und sich eher als eine Mixtur aus Exposé, Reisebericht und fragmentierten Tagebuch erweist. Ich vermute, ich werde mir auch weitere Bücher von Tiny Stricker besorgen.

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Wer eine seriöse Besprechung des Buches »Unterwegs nach Esssaouira« lesen möchte, gucke bei literaturkritik.de nach – schön! Hier:
https://literaturkritik.de/stricker-unterwegs-nach-essaouira-serioeseste-hippie-aller-zeiten-tiny-stricker-haelt-lebendig-was-andere-laengst-begraben-haben,25052.html

Hier geht’s zur Produktseite von »Unterwegs nach Esssaouira«, wie sie bei p.machinery eingerichtet worden ist:
https://www.pmachinery.de/unsere-bucher/auser-der-reihe/ausser-der-reihe-band-21-30/stricker-tiny-unterwegs-nach-essaouira