Es mangele nicht an Humor im Fernsehen. Ständig werde gelacht. Da müsse er ja nicht auch noch Witze von der Bühne herunter erzählen. Deshalb bleibe er ernsthaft und sorge dafür, dass unsere Laune ein wenig schlechter werde.
So in etwa – natürlich nicht wörtlich – leitete Hagen Rether am Sonntag, 24. April 2022, sein Programm im »Tollhaus« in Karlsruhe ein.
Im Verlauf der Jahrzehnte hatte ich manchen Kabarett-Abend mit Hagen Rether verbracht. Der Mann sitzt entspannt an Klavier, spielt ab und zu ein wenig, isst Bananen und erzählt ansonsten. Dabei ist er wirklich sehr oft sehr ernsthaft – es geht auch um ernsthafte Themen. Dass man zwischendurch schallend lachen kann, finde ich erholsam. (Ich trug die Maske, wie etwa 80 Prozent des Publikums auch. Damit fühle ich mich in einem solch vollbesetzten Raum recht sicher.)
Rether spielte über zwei Stunden lang, es gab keine Pause. In seinem Programm beschäftigte er sich mit dem Ukrainekrieg und mit Corona, mit der FDP und Angela Merkel, mit kaputten Schulen und zerrütteter Infrastruktur, mit der Ungleichheit zwischen Mann und Frau und vielen anderen Themen. Im Prinzip lieferte er einen raschen und streckenweise sehr deprimierenden Überblick zum Stand unserer Gesellschaft, in der man zu wenig dazulernt und zu viel zerstört.
Das ist und war nicht immer lustig. Aber es war wieder einmal ein großartiger Kabarett-Abend.
3 Kommentare:
Wer noch nie von Hagen Rether gehört hat, findet bei YouTube genügend Clips und hier bei der Wikipedia einen brauchbaren Eintrag:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hagen_Rether
Hat er immer noch seinen Slogan "Und die Stimmung ist irgendwie so scheiße" im Programm? :)
Zumindest ist mir dieser Satz nicht im Gedächtnis geblieben, auch bei früheren Auftritten fiel er mir nicht auf. (Was aber nichts zu sagen hat. Jeder merkt sich ja ganz andere Dinge.)
Kommentar veröffentlichen