Ein wummerndes Schlagzeug, ein harter Bass, dazu eine sägende Gitarre und ein Sänger, der die Textzeilen rhythmisch herausbrüllt: Camera Silens waren eine typische französische Punkband in den frühen 80er-Jahren, die man sich auch heute noch richtig gut anhören kann. Zwar ist die Hitqualität der Platten nicht so groß – außer dem genialen »Pour La Gloire« –, aber die Band überzeugt durch eindeutigen Punkrock mit ebenso eindeutigen Texten.
Die Band hatte sich 1981 in Bordeaux gegründet; mit dem Namen bezog man sich auf die Isolationshaft der deutschen RAF-Gefangenen – das war in jenen Tagen auch in Frankreich ein Thema. Bereits 1988 löste man sich auf, aber davor gab's einige richtig gute Aufnahmen, von denen ich zuletzt die erste Platte noch mal ausgiebig hörte.
»Réalité« kam 1985 heraus, wurde 2011 neu veröffentlicht und ist richtig klasse. Die zehn Stücke sind allesamt in französischer Sprache. Da keine Übersetzung beilegt, bin ich auf meine schlechten Kenntnisse dieser Sprache angewiesen. Die Band singt über den Ost-West-Konflikt, der 1985 ein Dauerthema war, sie behandelt Selbstmord und Hausbesetzungen, den Kampf gegen die »kriminelle Klasse« und andere eher politische Themen.
Musikalisch ist das ruppiger Punk, die Melodien sind knapp und knallig – vom Hardcore ist man dennoch weit entfernt, und Metal-Einflüsse würde man vergeblich suchen. »Réalité« ist eine richtig starke Platte und weit besser als das meiste, was zur selben Zeit in Deutschland auf Vinyl gepresst wurde.
1 Kommentar:
Wer das Titelstück der CAMERA SILENS-Platte im authentischen Stil hören und sehen will – bei YouTube gibt es ein Video mit nicht unbedingt genialer Qualität:
https://www.youtube.com/watch?v=dRt6dp1oHpI
Zum Reinhören ist das auf jeden Fall tauglich: CAMERA SILENS mit ihrem Hit »pour la gloire«. Hier:
https://www.youtube.com/watch?v=bJGQf99pm5s
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