11 Februar 2020

Erinnerungen zur Science Fiction und Unterhaltungsliteratur

Seit wann ich Jörg Weigand persönlich kenne, weiß ich gar nicht genau. Als Herausgeber von Science-Fiction-Anthologien und als Autor von Sachtexten über das Genre ist er mir seit den frühen 80er-Jahren bekannt. Im Verlauf der vergangenen Jahre las ich auch immer wieder Kurzgeschichten und Erzählungen, die er verfasst hat.

Im Verlag Dieter von Reeken erschien das Sachbuch »Abenteuer Unterhaltung«, das Jörg Weigand verfasst hat. Der Untertitel sagt schon klar, was den Leser erwartet: »Erinnerungen an 60 Jahre als Leser, Autor und Kritiker«. Es handelt sich weder um eine Autobiografie noch um eine chronologische Darstellung der Science Fiction.

Jörg Weigand erzählt, jedes Kapitel steht dabei für sich allein; dabei entsteht eine teilweise sehr sprunghafte Erzählweise. Er stellt seinen Werdegang dar: vom Jugendlichen, der sich für Literatur im Allgemeinen und Science Fiction im Besonderen interessierte, vom Studenten, der Kontakte zur französischen Literatur und Lebensart schloss, über den Herausgeber von Anthologien und bekannten Fernsehjournalisten bis hin zum heutigen Lebensabschnitt als Rentner in Südbaden.

In einzelnen Kapiteln präsentiert er Autoren und Herausgeber, die ihn beeindruckt haben, und erzählt von den Begegnungen mit ihnen. Walter Ernsting und Herbert W. Franke als langjährige Science-Fiction-Autoren sind ebenso dabei wie Heinz G. Konsalik oder Gert F. Unger, die nicht unbedingt durch große Literatur bekannt geworden sind.

Das finde ich bei diesem Buch tatsächlich spannend: Weigand hat keine Scheuklappen auf. Weder sieht er die Trennung zwischen E- und U-Literatur, noch blickt er von der Warte des Science-Fiction-Fans auf andere Spielarten der Unterhaltungsliteratur hinab. Es geht ihm um gute oder schlechte Unterhaltung, und es geht ebenso um die Bedingungen, unter denen Literatur entsteht.

Gelegentlich lässt er alte Streitereien aus früheren Zeiten aufleben, was ich bei der Lektüre unnötig fand. Konflikte mit »linken« und »rechten« Science-Fiction-Schaffenden in den 70er- und 80er-Jahren sind für heute Leser ein Relikt aus der Vergangenheit – wer sich damit nicht auskennt, wird viele Anspielungen nicht verstehen.

Machen wir uns nichts vor: Dieses Buch ist aus einer sehr egozentrischen Perspektive geschrieben – aber das verheimlicht es nirgends. Jörg Weigand blickt auf die Welt aus seiner eigenen Perspektive; das macht er sachkundig und stets gut lesbar. Man muss ihm nicht bei allen Schlussfolgerungen zustimmen, das erwartet er sicher auch nicht.

»Abenteuer Unterhaltung« ist eine schöne Mixtur aus Autobiografie und Sammelband; es werden viele Facetten der Literatur im Allgemeinen und der Science Fiction im Besonderen beleuchtet. Ich habe es gern gelesen und würde es all jenen Leuten empfehlen, die mehr über die Art und Weise erfahren wollen, wie Literatur entsteht. (Wahrscheinlich wäre es in manch studentischem Seminar eine sinnvolle Lektüre.)

Das Buch umfasst 241 Seiten, es ist als schönes Paperback mit Klappumschlag erschienen. Mithilfe der ISBN 978-3-945807-28-6 kann man es in jeder Buchhandlung bestellen. Ich empfehle, direkt beim Verlag Dieter von Reeken zu bestellen – dort gibt es zudem weitere lesenswerte Sachbücher zur Science Fiction.

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